LICHTBIBLIOTHEK | HERUNTERLADEN |
HIMMEL
UND HÖLLE
Beschrieben
nach Gehörtem und Gesehenem
von EMANUEL SWEDENBORG
1758
www.himmels-engel.de
www.angels-heaven.org
Titel der Urschrift
DE
COELO
ET EJUS
MIRABILIBUS
ET DE
INFERNO
EX
AUDITIS ET VISIS
LONDINI
MDCCLVIII.
(1758)
INHALT
(*)
Vorwort
(I) Erster Teil: DER HIMMEL
(1)
Vom
Himmel und der Hölle
(2)
Der
Herr ist der Gott des Himmels
(3)
Das
Göttliche des Herrn macht den Himmel
(4)
Das
Göttliche des Herrn im Himmel ist die Liebe zu Ihm und die Liebtätigkeit gegen
den Nächsten
(5)
Der
Himmel ist in zwei Reiche abgeteilt
(6)
Es
gibt drei Himmel
(7)
Die
Himmel bestehen aus unzähligen Gesellschaften
(8)
Jede
einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in kleinerer Gestalt und jeder einzelne
Engel ist es in der kleinsten
(9)
Der
gesamte Himmel in einer Zusammenfassung stellt einen Menschen dar
(10)
Jede
einzelne Gesellschaft in den Himmeln stellt einen Menschen dar
(11)
Jeder
Engel hat daher vollkommene Menschengestalt
(12)
Daß
der Himmel im Ganzen und in seinen Teilen einen Menschen darstellt, rührt vom
Göttlich-Menschlichen des Herrn her
(13)
Gesammeltes
aus den »Himmlischen Geheimnissen« über den Herrn und Sein
Göttlich-Menschliches
(14)
Es
besteht eine Entsprechung aller Teile des Himmels mit allen Teilen des Menschen
(15)
Es
besteht ein Entsprechungsverhältnis des Himmels zu allen Dingen der Erde
(16)
Von
der Sonne im Himmel
(17)
Vom
Licht und von der Wärme im Himmel
(18)
Von
den vier Hauptgegenden im Himmel
(19)
Von
den Zustandsveränderungen der Engel im Himmel
(20)
Von
der Zeit im Himmel
(21)
Von
den Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel
(22)
Von
den Gewändern, mit denen die Engel angetan erscheinen
(23)
Von
den Wohnungen und Aufenthaltsorten der Engel
(24)
Vom
Raum im Himmel
(25)
Von
der Form des Himmels, nach welcher die Zusammengesellungen und Mitteilungen
daselbst erfolgen
(26)
Von
den Regierungen im Himmel
(27)
Vom
Gottesdienst im Himmel
(28)
Von
der Macht der Engel des Himmels
(29)
Von
der Rede der Engel
(30)
Von
der Rede der Engel mit dem Menschen
(31)
Von
den Schriften im Himmel
(32)
Von
der Weisheit der Engel des Himmels
(33)
Vom
Zustand der Unschuld der Engel im Himmel
(34)
Der
Zustand des Friedens im Himmel
(35)
Von
der Verbindung des Himmels mit dem menschlichen Geschlecht
(36)
Von
der Verbindung des Himmels mit dem Menschen durch das Wort
(37)
Daß
Himmel und Hölle aus dem menschlichen Geschlecht seien
(38)
Von
den Heiden oder den Völkern außerhalb der Kirche im Himmel
(39)
Von
den Kindern im Himmel
(40)
Von
den Weisen und Einfältigen im Himmel
(41)
Gesammeltes
aus den »Himmlischen Geheimnissen« über die Wissenschaften
(42)
Von
den Reichen und den Armen im Himmel
(43)
Von
den Ehen im Himmel
(44)
Von
den Verrichtungen der Engel im Himmel
(45)
Von
der himmlischen Freude und Glückseligkeit
(46)
Von
der unermeßlichen Größe des Himmels
(II) Zweiter Teil: VON DER GEISTERWELT UND VOM ZUSTAND DES MENSCHEN NACH DEM TOD
(47)
Was
die Geisterwelt sei
(48)
Daß
jeglicher Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist sei
(49)
Von
des Menschen Auferweckung von den Toten und seinem Eintritt ins ewige Leben
(50)
Daß
der Mensch nach dem Tode vollkommene Menschengestalt habe
(51)
Daß
der Mensch nach dem Tode alle Sinne, alles Gedächtnis, alles Denken und alle
Neigung hat, die er in der Welt hatte, und daß er nichts zurückläßt, als seinen
irdischen Leib
(52)
Daß
der Mensch nach dem Tode so sei, wie sein Leben in der Welt war
(53)
Daß
die Lustreize des Lebens eines jeden nach dem Tode sich in Entsprechendes
verwandeln
(54)
Von
des Menschen erstem Zustand nach dem Tode
(55)
Vom
zweiten Zustand des Menschen nach dem Tode
(56)
Vom
dritten Zustand des Menschen nach dem Tode, welcher der Zustand des Unterrichts
derer ist, die in den Himmel kommen
(57)
Daß
niemand durch unvermittelte Barmherzigkeit in den Himmel komme
(58)
Daß es
nicht so schwer sei, als man glaubt, ein Leben zu führen, das in den Himmel
bringt
(III) Dritter Teil: VON DER HÖLLE
(59)
Der
Herr regiert die Höllen
(60)
Daß
der Herr niemand in die Hölle werfe, sondern der Geist sich selbst
(61)
Daß
alle, die sich in den Höllen befinden, im Bösen und im Falschen aus diesem aus
der Eigen - und Weltliebe sind
(62)
Was
das höllische Feuer und was das Zähneknirschen sei
(63)
Von
der Bosheit und den verruchten Kunstgriffen der bösen Geister
(64)
Von
der äußeren Erscheinung, Lage und Vielheit der Höllen
(65)
Vom
Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle
(66)
Daß
der Mensch in der Freiheit sei durch das Gleichgewicht zwischen Himmel und
Hölle
(67) Gesammeltes aus den »Himmlischen Geheimnissen« über die Freiheit des Menschen, über den Einfluß und über die Geister, durch welche die Mitteilungen geschehen
(a) Von der Freiheit
(b) Vom Einfluß
(c) Von den Trägern
(*)
Vorwort
Das Aufblicken zu einem unendlichen Wesen und die Hoffnung auf ein ewiges Leben kennzeichnen den Menschen, und nur in Gewißheit darüber findet dieser seine innerste Gemütsruhe.
Gibt es einen Gott und ein Jenseits, so müssen auch redlichen Menschen die Mittel geboten sein, Aufschlüsse über dieselben erhalten zu können.
Wenn Swedenborg in nachfolgendem Werk über die Licht- und Schattenseiten der anderen Welt vor den Augen des Lesers ein Bild entrollt, das die Vernunft in jeder Hinsicht befriedigen muß, so nehme man nicht von vornherein Anstoß daran, daß er „Gesehenes und Gehörtes“ berichtet. Wahrheit ist Wahrheit, wie sie nun zu uns gelangen mag; und die wir unter ihr stehen, ziemt es nicht, ihr den Weg zu uns vorzuschreiben.
Hätte der große Autor sein „Himmel und Hölle“ als Dichtung gegeben, der größte Weltruhm hätte ihm nicht versagt werden können. Er gab es als Erfahrung, und wer will dagegen ein Wort erheben ? War er doch ein Mann „dessen Kenntnisse und Geradheit gleich sehr merkwürdig waren“, und legen seine einfachen Schilderungen, wie jede sich selbst beweisende Wahrheit, an und für sich schon das beste Zeugnis für ihre Glaubwürdigkeit ab, und ist ja mit dem Vorhandensein einer anderen Welt auch die Möglichkeit eines Verkehrs mit derselben zugegeben.
Die höchste Wahrheit mag sein, wo man sie am wenigsten vermutet, und viele mögen an ihr vorübergehen; der Gute aber, ob er auch erst manche Täuschungen erfahren mag, wird endlich zu ihr geführt und - er wird sie erkennen.
Der Verständige prüfe dieses Buch und sehe, ob nicht Wahrheit darin enthalten ist ! Er urteile, ob Himmel und Hölle anders eingerichtet sein können, als der Verfasser sie beschreibt. Der unbefangene Denker wird alles natürlich und folgerichtig finden.
Daß die fünfte Auflage dieses Werkes dazu beitragen werde, die Zahl derer wieder um viele zu vermehren, die in Swedenborgs Schriften eine Quelle der Aufklärung über geistige Dinge und ein Ende ihrer Zweifel gefunden haben, hoffen zuversichtlich
Die Herausgeber.
(I)
DER
HIMMEL
(1)
VOM HIMMEL UND
DER HÖLLE
(1)
Wo der Herr von der Vollendung des Zeitlaufs, welche die letzte Zeit der Kirche
ist1, vor den Jüngern
spricht, da sagt Er am Ende der Vorhersagen über ihre
aufeinanderfolgenden Zustände in Hinblick der Liebe und der Glaubens2, also:
„Gleich nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne sich verfinstern und der Mond wird seinen Schein nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohnes am Himmel, und alsdann werden wehklagen alle Stämme der Erde: und sie werden sehen den Menschensohn kommend in des Himmels Wolken mit vieler Macht und Herrlichkeit. Und Er wird Seine Engel aussenden mit Posaune und großer Stimme, und sie werden Seine Auserwählten versammeln von den vier Winden, vom Äußersten der Himmel bis zum Äußersten derselben“: Matth.24/29-31.
Diejenigen, welche diese Worte nach dem Buchstabensinn verstehen, glauben nicht anders, als daß in der letzten Zeit, welche das Letzte Gericht heißt, alle diese Dinge, wie sie in jenem Sinn beschrieben sind, geschehen werden; daß also nicht nur Sonne und Mond sich verfinstern und die Sterne vom Himmel fallen werden und das Zeichen des Herrn am Himmel erscheinen wird und daß sie Ihn in den Wolken und zugleich Engel mit Posaunen sehen werden, sondern auch daß, nach den anderweitigen Vorhersagen, die ganze sichtbare Welt vergehen und dann ein neuer Himmel nebst einer neuen Erde entstehen werde; in dieser Meinung sind heutzutage die meisten innerhalb der Kirche; die aber so glauben, wissen nicht die Geheimnisse, die im einzelnen des Wortes verborgen liegen; denn im einzelnen des Wortes ist ein innerer Sinn, in welchem nicht natürliche und weltliche Dinge, wie diejenigen, die im Buchstabensinn sind, sondern geistige und himmlische Dinge verstanden werden, und zwar gilt dies nicht bloß vom Sinn mehrerer Wörter, sondern auch von jedem [einzelnen] Wort3; denn das Wort ist in lauter Entsprechungen4 geschrieben, eben damit im einzelnen ein innerer Sinn sei. Wie dieser Sinn beschaffen sei, kann aus allem dem erhellen, was über diesen Sinn in den »Himmlischen Geheimnissen« gesagt und gezeigt worden ist; was man auch aus ihnen gesammelt finden kann in der Auslegung vom »Weißen Pferd«, von dem in der Offenbarung (die Rede ist). Nach demselben Sinn ist auch zu verstehen, was der Herr in der oben angeführten Stelle von Seiner Ankunft in den Wolken des Himmels gesagt hat; durch die Sonne, die verfinstert werden soll, wird hier bezeichnet der Herr hinsichtlich der Liebe5; durch den Mond der Herr hinsichtlich des Glaubens6; durch die Sterne die Erkenntnisse des Guten und Wahren oder der Liebe und des Glaubens7; durch das Zeichen des Menschensohnes am Himmel die Erscheinung des göttlich Wahren; durch die Stämme der Erde, welche wehklagen werden, alle Dinge des Wahren und Guten oder des Glaubens und der Liebe8; durch die Ankunft des Herrn in den Wolken des Himmels mit Macht und Herrlichkeit Seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung9; durch die Wolken wird der buchstäbliche Sinn des Wortes bezeichnet10, und durch die Herrlichkeit der innere Sinn des Wortes11; durch die Engel mit Posaune und großer Stimme wird bezeichnet der Himmel, aus dem das göttlich Wahre [kommt]12.
Hieraus kann erhellen, daß unter jenen Worten des Herrn verstanden wird, daß am Ende der Kirche, wann keine Liebe und darum auch kein Glaube mehr da ist, der Herr das Wort nach dessen innerem Sinn aufschließen und die Geheimnisse des Himmels offenbaren werde; die Geheimnisse, die in Nachstehendem geoffenbart werden, betreffen den Himmel und die Hölle und zugleich das Leben des Menschen nach dem Tode. Der Mensch der Kirche weiß heutzutage kaum etwas vom Himmel und von der Hölle und von seinem Leben nach dem Tode, obwohl alles sich im Wort beschrieben findet; ja viele, die innerhalb der Kirche geboren sind, leugnen sie sogar, indem sie in ihrem Herzen sprechen: Wer ist von da gekommen und hat es erzählt ? Damit nun solches Leugnen, das vorzüglich bei den Weltklugen herrscht, nicht auch diejenigen anstecke und verderbe, die einfältigen Herzens und einfältigen Glaubens sind, ist mir gegeben worden, mit den Engeln zusammen zu sein und mit ihnen zu reden, wie ein Mensch mit dem anderen und auch die in den Himmeln, desgleichen die in den Höllen befindlichen Dinge, und zwar nun schon dreizehn Jahre hindurch, zu sehen und so nun dieselben nach dem Gesehenen und Gehörten zu beschreiben, in der Hoffnung, daß so die Unkenntnis aufgeklärt und der Unglaube zerstreut werde. Eine solche unmittelbare Offenbarung findet heutzutage statt, weil sie diejenige ist, die unter der Ankunft des Herrn verstanden wird.
(2)
DER HERR IST DER
GOTT DES HIMMELS
(2)
Zuerst muß man wissen, wer der Gott des Himmels ist, weil das übrige davon
abhängt; im ganzen Himmel wird kein anderer als Gott des Himmels
anerkannt, als der Herr allein; sie sagen daselbst, wie Er selbst gelehrt
hat, daß Er einer [und derselbe sei] mit dem Vater; und daß der Vater
in Ihm sei, und Er im Vater; und daß wer Ihn sieht, den Vater sehe;
und daß alles Heilige aus Ihm hervorgehe: Joh.10/30,38; 14/10,11; 16/13-15.
Ich sprach hierüber öfter mit den Engeln, und sie sagten beharrlich, sie können im Himmel das Göttliche nicht in drei unterscheiden, weil sie wissen und wahrnehmen, daß das Göttliche eines ist und daß es eines ist im Herrn; sie sagten auch, daß die, welche von der Kirche aus der Welt herkommen, bei denen die Vorstellung dreier Göttlichen ist, nicht in den Himmel aufgenommen werden können, weil nämlich ihr Denken [hin und her] irrt von einem zum anderen und es dort nicht erlaubt ist, drei zu denken und einen zu nennen13, weil im Himmel jeder aus dem Denken redet; denn dort findet ein denkendes Reden oder ein redendes Denken statt; weshalb denn solche, die in der Welt das Göttliche in drei unterschieden und von jedem eine gesonderte Vorstellung gefaßt und diese nicht im Herrn zu einer gemacht und konzentriert hatten, nicht aufgenommen werden können; denn im Himmel findet ein Gemeinschaftlichmachen aller Gedanken statt: würde daher dorthin kommen, wer drei denkt und einen ausspricht, so würde er sogleich ausgekannt und ausgestoßen werden. Es ist jedoch zu wissen, daß alle, die nicht das Wahre vom Guten oder den Glauben von der Liebe getrennt hatten, im anderen Leben, wenn sie belehrt worden sind, die himmlische Idee vom Herrn, daß Er der Gott des Alls sei, annehmen; anders aber die, welche den Glauben vom Leben getrennt, das heißt, die nicht nach den Vorschriften des wahren Glaubens gelebt hatten.
(3)
Die innerhalb der Kirche den Herrn geleugnet und bloß den Vater anerkannt und
in solchem Glauben sich bestärkt hatten, sind außerhalb des Himmels; und
weil bei ihnen keinerlei Einfließen stattfindet aus dem Himmel, in dem der
Herr allein angebetet wird, so werden sie stufenweise des Vermögens
beraubt, über irgend etwas das Wahre zu denken, und werden endlich wie
stumm oder reden albern und wanken im Gehen, und ihre Arme hängen herab
und schwanken hin und her, wie wenn sie keine Kraft in den Gelenken
hätten. Die aber das Göttliche des Herrn geleugnet und bloß Sein Menschliches
anerkannt hatten, wie die Socinianer, sind gleichfalls außerhalb des Himmels
und werden nach vorne etwas rechts hin gebracht und in die Tiefe
hinabgelassen und so gänzlich von den übrigen aus der Christenheit
abgesondert. Diejenigen aber, welche sagen, sie glauben an ein
unschaubares Göttliche, das sie das Seiende des Alls nennen, aus dem alles
entstanden ist, und den Glauben an den Herrn verwerfen, diese wurden als
solche erfunden, die an keinen Gott glauben, weil das unschaubare
Göttliche ihnen ist wie die Natur in ihrem ersten, woran es keinen
Glauben und wozu es keine Liebe geben kann, weil es kein Denkbild
davon gibt14; diese werden
unter diejenigen verwiesen, welche Naturalisten heißen. Anders ergeht
es denen, die außerhalb der Kirche geboren sind und Heiden genannt werden,
von denen im folgenden [die Rede sein wird].
(4)
Alle Kinder, aus denen der dritte Teil des Himmels besteht, werden in die
Anerkennung und in den Glauben eingeleitet, daß der Herr ihr Vater ist,
und nachher, daß Er der Herr aller, somit der Gott des Himmels und der
Erde ist. Daß die Kinder in den Himmeln heranwachsen und durch
Erkenntnisse vervollkommnet werden bis zur engelgleichen Einsicht und Weisheit,
wird man im folgenden sehen.
(5)
Daß der Herr der Gott des Himmels sei, können die Angehörigen der Kirche nicht
bezweifeln, denn Er selbst lehrte, daß alles, was der Vater hat, Sein sei:
Matth.11/27; Joh.16/15; 17/2; und daß Er alle Gewalt im Himmel und
auf Erden habe: Matth.28/18; im Himmel und auf Erden sagt Er, weil, wer
den Himmel regiert, auch die Erde regiert, denn das eine hängt vom anderen ab15. Den Himmel und die Erde regieren heißt, [diese] empfangen von Ihm
alles Gute, das Sache der Liebe, und alles Wahre, das Sache des Glaubens ist,
mithin alle Einsicht und Weisheit und so alle Seligkeit, mit einem Wort,
das ewige Leben; dies lehrte auch der Herr, indem Er sagte:
„Wer an den Sohn glaubt, hat das ewige Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, wird das Leben nicht sehen“: Joh.3/36.
Anderwärts:
„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubt, wird leben, wenn er auch stirbt; jeder, der lebt und an Mich glaubt, wird in Ewigkeit nicht sterben“: Joh.11/24,25.
Und in einer anderen Stelle:
„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“: Joh.14/6.
(6)
Es waren einige Geister, welche, solange sie in der Welt lebten, den Vater
bekannt, vom Herrn aber keine andere Vorstellung als wie von einem anderen
Menschen gehabt und daher nicht geglaubt hatten, daß Er der Gott des
Himmels sei; diesen wurde deshalb erlaubt, herumzuwandern und, wo sie
wollten, zu untersuchen, ob es einen anderen Himmel gebe, als den des
Herrn; sie suchten auch wirklich einige Tage hindurch und fanden nirgends einen
solchen. Sie gehörten zu denen, welche die Seligkeit des Himmels
in die Herrlichkeit und ins Herrschen setzten, und weil sie ihren Wunsch
nicht erlangen konnten und ihnen gesagt wurde, der Himmel bestehe nicht in dergleichen,
so wurden sie unwillig und wollten einen Himmel haben, in dem sie
über andere herrschen und durch eine Herrlichkeit, gleich der in der Welt,
hervorragen könnten.
(3)
DAS GÖTTLICHE DES HERRN
MACHT DEN HIMMEL
(7)
Die Engel heißen zusammengenommen der Himmel, weil sie ihn ausmachen; allein
gleichwohl ist es das aus dem Herrn hervorgehende Göttliche, das bei den
Engeln einfließt und von ihnen aufgenommen wird, was den Himmel
im allgemeinen und im besonderen macht. Das vom Herrn ausgehende
Göttliche ist das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens; soviel also des
Guten und des Wahren sie vom Herrn aufnehmen, insoweit sind sie Engel und
insoweit sind sie der Himmel.
(8)
Ein jeder in den Himmeln weiß und glaubt, ja fühlt [percipit], daß
er nichts Gutes aus sich will und tut und nichts Wahres aus sich denkt und
glaubt, sondern aus dem Göttlichen, somit aus dem Herrn, und daß das Gute und
das Wahre aus ihm selbst nichts Gutes und Wahres sind, weil das Leben aus dem
Göttlichen nicht in ihnen ist; die Engel des innersten Himmels nehmen den
Einfluß auch deutlich wahr und empfinden ihn, und wie weit sie ihn aufnehmen,
so weit erscheint ihnen, daß sie im Himmel sind, weil so weit
in der Liebe und im Glauben und so weit im Lichte der
Einsicht und Weisheit und in der daraus kommenden himmlischen Freude; weil
diese alle aus dem Göttlichen des Herrn hervorgehen und in ihnen für die
Engel der Himmel ist, so ist offenbar, daß das Göttliche des Herrn den
Himmel macht und nicht die Engel aus irgend etwas von ihrem Eigenen16. Daher kommt, daß im Wort der Himmel die Wohnung des Herrn und
Sein Thron heißt; und daß von denen, die darin sind, gesagt wird, sie seien
im Herrn17. Wie aber das Göttliche aus dem Herrn hervorgeht und den Himmel
erfüllt, wird im folgenden gesagt werden.
(9)
Die Engel gehen vermöge ihrer Weisheit noch weiter; sie sagen nicht nur, daß
alles Gute und Wahre vom Herrn sei, sondern auch alles, was zum Leben gehört;
sie begründen dies damit, daß nichts aus sich selbst entstehen könne, sondern
aus einem Früheren, als es selbst ist, und daß somit alles aus dem Ersten
entsteht, das sie das eigentliche Sein des Lebens von allem nennen, und daß
in gleicher Weise [alles] bestehe, weil bestehen ist beständig entstehen,
und was nicht fortwährend durch Mittelglieder im Zusammenhang mit dem
ersten gehalten wird, das fällt alsbald zusammen und wird gänzlich zerstreut;
sie sagen überdies, daß es nur einen einzigen Quell des Lebens gebe, und
das Leben des Menschen ein Bächlein aus ihm sei, welches, sofern es nicht
von seinem Quell her fortwährend Bestand erhält, alsbald versiegt. Ferner, daß
aus jenem einzigen Quell des Lebens, welcher der Herr ist, nichts als göttlich
Gutes und göttlich Wahres hervorgehe und daß diese jeden anregen je nach
der Aufnahme; in denen, welche dieselben im Glauben und
im Lebenswandel aufnehmen, sei der Himmel; diejenigen dagegen, die
dieselben zurückstoßen oder sie ersticken, verkehren sie in eine Hölle;
denn sie verkehren das Gute in Böses und das Wahre in Falsches, somit
das Leben in Tod. Daß alles zum Leben Gehörige vom Herrn sei, begründen
sie auch damit, daß alles im Weltall sich auf Gutes und Wahres
zurückbezieht, das Willensleben des Menschen, welches das Leben seiner Liebe
ist, auf Gutes, und das Verstandesleben des Menschen, welches das Leben seines
Glaubens ist, auf Wahres; weshalb, da alles Gute und Wahre von oben kommt,
hieraus folgt, daß auch alles des Lebens [von daher kommt].
Weil die Engel so glauben, so lehnen sie auch alle Danksagung ab für das Gute, das sie tun, und werden unwillig und treten zurück, wenn jemand ihnen Gutes zuschreibt; sie wundern sich, daß jemand glauben mag, er sei weise aus sich und tue das Gute aus sich; Gutes tun um seiner selbst willen nennen sie nicht Gutes, weil man es aus sich tut; aber Gutes tun um des Guten willen, das nennen sie Gutes aus dem Göttlichen, und dieses Gute sei es, was den Himmel macht, weil dieses Gute der Herr ist18.
(10)
Die Geister, welche, als sie in der Welt lebten, sich in jenem
Glauben bestärkt hatten, daß das Gute, das sie tun, und das Wahre, das sie
glauben, aus ihnen selbst sei oder ihnen als das ihrige zugeeignet worden sei
(in welchem Glauben alle diejenigen sind, die ein Verdienst
in Guttaten setzen und sich Gerechtigkeit zuschreiben), diese werden nicht
in den Himmel aufgenommen; die Engel fliehen sie, betrachten sie als
Stumpfsinnige und als Diebe; als Stumpfsinnige, weil sie in einem fort auf
sich und nicht auf das Göttliche sehen, als Diebe, weil sie dem Herrn
entziehen, was Ihm gehört. Diese sind wider den Glauben des Himmels, daß das
Göttliche des Herrn bei den Engeln den Himmel mache.
(11)
Daß diejenigen, die im Himmel und in der Kirche sind, im Herrn
seien und der Herr in ihnen, lehrt auch der Herr, indem Er sagt:
„Bleibet in Mir und Ich in euch; wie eine Rebe nicht Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibet. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben; wer in Mir bleibt und Ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne Mich könnt ihr nichts tun“: Joh.15/4-7.
(12)
Hieraus kann nun erhellen, daß der Herr in dem Seinigen wohnt bei den
Engeln des Himmels, und daß so der Herr alles in allem des Himmels
ist; und zwar dies darum, weil das Gute vom Herrn der Herr bei ihnen ist; denn
was aus Ihm ist, das ist Er selbst; daß mithin das Gute aus dem Herrn für
die Engel der Himmel ist und nicht irgend etwas von ihrem Eigenen.
(4)
DAS GÖTTLICHE DES HERRN IM HIMMEL
IST DIE LIEBE ZU IHM UND DIE LIEBTÄTIGKEIT
GEGEN DEN NÄCHSTEN
(13)
Das vom Herrn ausgehende Göttliche wird im Himmel das göttlich Wahre
genannt, aus einem im folgenden anzuführenden Grund. Dieses göttliche
Wahre fließt in den Himmel ein vom Herrn aus Seiner göttlichen Liebe. Die
göttliche Liebe und das göttliche Wahre aus ihr verhalten sich vergleichsweise
wie in der Welt das Feuer der Sonne und das Licht aus: die Liebe wie das
Feuer der Sonne, und das Wahre aus ihr wie das Licht aus der Sonne. Vermöge der
Entsprechung bezeichnet auch das Feuer die Liebe und das Licht das aus ihr
hervorgehende Wahre19. Hieraus kann erhellen, welcherlei das aus der göttlichen Liebe des
Herrn hervorgehende göttliche Wahre ist, daß es nämlich in seiner
Wesenheit das göttliche Gute ist, verbunden mit dem göttlichen Wahren, und weil
es verbunden ist, belebt es alles zum Himmel Gehörige, wie die mit
dem Licht verbundene Sonnenwärme in der Welt alle Teile des Erdkörpers
befruchtet, wie dies zur Zeit des Frühlings und des Sommers geschieht; anders,
wann die Wärme nicht mit dem Licht verbunden, somit wenn das Licht kalt ist, dann
erstarrt alles und liegt erstorben danieder. Jenes göttliche Gute, das der
Wärme verglichen wurde, ist das Gute der Liebe bei den Engeln, und das
göttliche Wahre, das dem Licht verglichen wurde, ist das, wodurch und woraus
das Gute der Liebe [sich bildet].
(14)
Das Göttliche im Himmel, das diesen macht, ist die Liebe, weil die Liebe
eine geistige Verbindung ist; sie verbindet die Engel mit dem Herrn und
verbindet sie auch wechselweise unter sich; ja sie verbindet [sie] so, daß
sie alle wie eines sind vor dem Auge des Herrn. Überdies ist die Liebe das
eigentliche Sein des Lebens für jeden; weshalb aus ihr der Engel Leben hat und
auch der Mensch Leben hat: daß aus der Liebe die innerste Lebenskraft [vitale]
des Menschen herstammt, kann jeder wissen, der nachdenkt; denn infolge ihrer
Gegenwart erwärmt er, infolge ihrer Abwesenheit erkaltet er, und infolge der
gänzlichen Entziehung derselben stirbt er20. Man muß jedoch wissen, daß bei jedem sein Leben so ist, wie
seine Liebe ist.
(15)
Es gibt zweierlei unterschiedene Arten von Liebe im Himmel, eine Liebe zum
Herrn und eine Liebe gegen den Nächsten; im innersten oder dritten Himmel
ist die Liebe zum Herrn, und im zweiten oder mittleren Himmel ist die
Liebe gegen den Nächsten; beide gehen vom Herrn aus, und beide machen den
Himmel. Wie beiderlei Arten von Liebe sich unterscheiden und wie sie sich
verbinden, stellt sich in hellem Licht heraus im Himmel, dagegen aber
nur dunkel in der Welt; im Himmel wird unter „den Herrn lieben“
nicht verstanden, Ihn Seiner Person nach lieben, sondern das Gute lieben, das
aus Ihm ist, und das Gute lieben heißt: das Gute aus Liebe wollen und tun; und
unter „den Nächsten lieben“ wird nicht verstanden, den Genossen seiner
Person nach lieben, sondern das Wahre lieben, das aus dem Wort ist, und das
Wahre lieben heißt: das Wahre wollen und tun; hieraus erhellt, daß jene beiden
Arten von Liebe sich unterscheiden wie das Gute und das Wahre, und daß sie sich
verbinden wie das Gute mit dem Wahren21. Allein dies geht schwer in die Vorstellung des Menschen ein, der
nicht weiß, was Liebe, was Gutes und was der Nächste ist22.
(16)
Ich sprach hierüber einige Male mit Engeln, welche sagten, sie wundern sich,
daß die Menschen der Kirche nicht wissen, daß den Herrn lieben und den Nächsten
lieben ist, das Gute und Wahre lieben, und aus dem Wollen es tun, während
sie doch wissen können, daß jeder seine Liebe bezeugt durch das Wollen und Tun
dessen, was der andere will, und daß er so wieder geliebt und mit ihm
verbunden wird, und nicht dadurch, daß er ihn liebt und gleichwohl seinen
Willen nicht tut, was an sich nicht-lieben ist; und auch dies können sie
wissen, daß das vom Herrn ausgehende Gute Sein Ebenbild ist, weil Er darin
ist, und daß diejenigen Seine Ebenbilder werden und mit Ihm verbunden werden, die
das Gute und Wahre zur Sache ihres Lebens machen durch das Wollen und Tun;
wollen ist auch lieben zu tun. Daß dem so sei, lehrt auch der Herr
im Wort, indem Er sagt:
„Wer Meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der Mich liebt, und Ich werde ihn lieben und Wohnung bei ihm nehmen“: Joh.14/21,23;
und anderwärts:
„Wenn ihr Meine Gebote haltet, so werdet ihr in Meiner Liebe bleiben“: Joh.15/10,12.
(17)
Daß das vom Herrn ausgehende Göttliche, welches die Engel anregt und den Himmel
macht, Liebe sei, bezeugt alle Erfahrung im Himmel; denn alle, die dort
sind, sind Ausgestaltungen der Liebe und Liebtätigkeit, sie erscheinen
in unaussprechlicher Schönheit, und Liebe leuchtet aus ihrem Antlitz, aus
ihrer Rede und aus dem einzelnen ihres Lebens23. Überdies gibt es geistige Strömungen [sphaerae] des Lebens, die
aus jedem Engel und jedem Geist hervorgehen und sie umwallen, mittelst derer
sie zuweilen in großer Entfernung erkannt werden, wie sie nämlich
beschaffen sind hinsichtlich der Neigungen, die ihrer Liebe angehören; denn diese
Strömungen entfließen dem Leben der Neigung und des Denkens aus dieser, oder
dem Leben der Liebe und des aus dieser hervorgehenden Glaubens eines jeden; die
aus den Engeln hervorgehenden Strömungen sind so voll Liebe, daß sie das
Innerste des Lebens derer, bei denen sie sind, ergreifen; sie wurden einige
Male von mir empfunden und regten mich also an24. Daß es die Liebe ist, aus der die Engel ihr Leben haben, ward
auch daraus klar, daß jeder im anderen Leben sich seiner Liebe zukehrt;
die in der Liebe zum Herrn und in der Nächstenliebe sind, wenden sich
beständig dem Herrn zu; die aber in der Liebe zu sich sind, wenden
sich beständig vom Herrn ab; dies geschieht bei jeder Wendung ihres Leibes;
denn im anderen Leben verhalten sich die Räume gemäß den Zuständen ihres
Inneren, ebenso die Himmelsgegenden, die hier nicht [hinsichtlich ihrer Lage]
festgestellt sind wie in der Welt, sondern bestimmt werden gemäß der
Richtung ihres Antlitzes: jedoch sind es nicht die Engel, die sich dem
Herrn zuwenden, sondern der Herr ist es, Der diejenigen Sich zuwendet, die
zu tun lieben, was aus Ihm ist25. Doch hierüber mehr im folgenden, wo von den Himmelsgegenden
im anderen Leben [die Rede sein wird].
(18)
Das Göttliche des Herrn im Himmel ist Liebe, weil die Liebe das Aufnahmegefäß
aller [Güter] des Himmels ist, welche sind Friede, Einsicht, Weisheit und
Seligkeit; denn die Liebe nimmt alles und jedes in sich auf, was mit ihr
übereinstimmt, sie sehnt sich nach demselben, sucht es auf und zieht
es in sich wie von selbst; denn immer will sie durch dasselbe bereichert
und vervollkommnet werden26, was dem Menschen auch bekannt ist, denn die Liebe bei ihm ersieht
sich und nimmt heraus aus den Dingen seines Gedächtnisses alles das, was [mit
ihr] zusammenstimmt, und sammelt es, stellt es in sich und unter sich auf;
in sich, damit es ihr eigen sei, und unter sich, damit es ihr
diene; das übrige aber, das nicht [mit ihr] zusammenstimmt, wirft sie aus und
entfernt es.
Daß der Liebe alle Fähigkeit innewohne, die mit ihr übereinstimmenden Wahrheiten in sich aufzunehmen, und das Verlangen, sie mit sich zu verbinden, war auch deutlich an solchen zu ersehen, die in den Himmel erhoben wurden; obwohl diese in der Welt einfältig waren, kamen sie doch in die Engelweisheit und in die Wonnen des Himmels, sobald sie unter die Engel [kamen]; und dies darum, weil sie das Gute und das Wahre um des Guten und Wahren willen geliebt und sie ihrem Leben eingepflanzt hatten und hierdurch fähig geworden waren, den Himmel mit all seinem Unaussprechlichen in sich aufzunehmen.
Diejenigen hingegen, die in der Liebe zu sich und zur Welt sind, sind in keiner Fähigkeit, sie aufzunehmen, sie haben eine Abneigung dagegen, stoßen dieselben von sich und entfliehen bei deren erstem Berühren und Einfließen und gesellen sich solchen in der Hölle bei, die mit ihnen in gleicher Art von Liebe stehen.
Es fanden sich Geister, welche zweifelten, ob dergleichen der himmlischen Liebe innewohne, und zu wissen verlangten, ob dem so sei; weshalb sie, unter einstweiliger Entfernung der Hindernisse, in den Zustand himmlischer Liebe versetzt und nach vorne hin in eine Ferne gebracht wurden, wo der Engelhimmel war, und von wo aus sie mit mir sprachen und sagten, sie fühlen eine Seligkeit, die inniger sei, als sie mit Worten ausdrücken können, sie bedauerten sehr, daß sie in ihren vorigen Zustand zurückkehren müßten.
Auch andere wurden in den Himmel erhoben, und so wie sie innerlicher oder höher gehoben wurden, traten sie auch in die Einsicht und Weisheit ein, so daß sie Dinge fassen konnten, die ihnen früher unbegreiflich waren.
Hieraus erhellt, daß die vom Herrn ausgehende Liebe das Aufnahmegefäß des Himmels und aller Dinge in ihm ist.
(19)
Daß die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten alle göttlichen
Wahrheiten in sich begreifen, kann aus dem erhellen, was der Herr selbst
von diesen beiden Arten der Liebe gesagt hat, indem Er sprach:
„Du sollst deinen Gott lieben von deinem ganzen Herzen und von deiner ganzen Seele: dies ist das erste und größte Gebot; das zweite, das diesem gleich ist, ist, daß du deinen Nächsten lieben sollst wie dich selbst; an diesen zwei Geboten hängen das Gesetz und die Propheten“: Matth.22/37- 40.
Das Gesetz und die Propheten sind das ganze Wort, somit alles göttliche Wahre.
(5)
DER HIMMEL
IST IN ZWEI REICHE ABGETEILT
(20)
Weil im Himmel unendliche Mannigfaltigkeiten sind, und nicht eine
Gesellschaft der anderen, ja nicht einmal ein Engel dem anderen ganz
ähnlich ist27, so wird
der Himmel im allgemeinen, im besonderen und im einzelnen
unterschieden; im allgemeinen in zwei Reiche, im besonderen
in drei Himmel und im einzelnen in unzählige Gesellschaften; von
jedem derselben wird in dem nun folgenden die Rede sein. Reiche heißen
sie, weil der Himmel das Reich Gottes genannt wird.
(21)
Es gibt Engel, welche das vom Herrn ausgehende Göttliche mehr innerlich und
[solche, die] es weniger [innerlich] aufnehmen; die es mehr innerlich
aufnehmen, heißen himmlische Engel, die es aber weniger innerlich
[aufnehmen], heißen geistige Engel; daher der Himmel unterschieden wird in zwei
Reiche, deren eines genannt wird das himmlische Reich, das andere das geistige
Reich28.
(22)
Die Engel, welche das himmlische Reich ausmachen, werden, weil sie das
Göttliche des Herrn mehr innerlich aufnehmen, innigere und auch höhere Engel
genannt; und infolgedessen werden auch die Himmel, die aus ihnen bestehen,
innigere und höhere genannt29. Sie heißen höhere und niedrigere, weil das Innerliche und das
Äußerliche so genannt wird30.
(23)
Die Liebe, in welcher die sind, die sich im himmlischen Reich befinden,
heißt die himmlische Liebe; und die Liebe, in welcher die sind, die sich
im geistigen Reich befinden, heißt die geistige Liebe; die himmlische
Liebe ist die Liebe zum Herrn, und die geistige Liebe ist die Liebtätigkeit
gegen den Nächsten. Und weil alles Gute Sache einer Liebe ist, indem, was
jemand liebt, ihm Gutes ist, darum heißt auch das Gute des einen Reichs
himmlisches und das des anderen geistiges Gute. Hieraus erhellt, worin sich
jene beiden Reiche unterscheiden, nämlich wie das Gute der Liebe zum Herrn und
das Gute der Liebtätigkeit gegen den Nächsten31; und weil jenes Gute ein mehr innerliches Gute und jene Liebe eine
innigere Liebe ist, darum sind die himmlischen Engel innigere Engel und heißen
die höheren.
(24)
Das himmlische Reich heißt auch das priesterliche Reich des Herrn und
im Wort Seine Wohnung, und das geistige Reich heißt Sein königliches Reich
und im Wort Sein Thron; nach Seinem himmlisch Göttlichen wurde auch der
Herr in der Welt Jesus und nach dem geistig Göttlichen Christus genannt.
(25)
Die Engel im himmlischen Reich des Herrn übertreffen weit an Weisheit
und Herrlichkeit die Engel, die im geistigen Reich sind, und dies darum,
weil sie das Göttliche des Herrn inniger aufnehmen; denn sie sind in der
Liebe zu Ihm und daher Ihm näher und enger [mit Ihm] verbunden32. Diese Engel sind so, weil sie die göttlichen Wahrheiten sogleich
im Leben aufgenommen haben und aufnehmen, und nicht wie die geistigen nach
vorgängigem Gedächtniswissen und Denken; weshalb dieselben ihren Herzen
eingeschrieben sind und sie solche fühlen und gleichsam in sich schauen,
und nie darüber Berechnungen anstellen [ratiocinantur], ob es so sei
oder nicht so sei33; sie sind solche, welche bei Jeremia beschrieben werden:
„Ich werde Mein Gesetz in ihren Geist geben, und in ihr Herz es schreiben: nicht mehr wird jemand seinen Freund, noch jemand seinen Bruder lehren, sprechend: Erkennet den Jehovah; sie werden Mich erkennen vom Kleinsten derselben bis zum Größten derselben“: Jer.31/33,34. Und bei Jesajah heißen sie „von Jehovah Gelehrte“: Jes.54/13;
daß die von Jehovah Gelehrten die vom Herrn Gelehrten seien, lehrt der Herr selbst bei Joh.6/45,46.
(26)
Es ward gesagt, sie haben Weisheit und Herrlichkeit vor den übrigen, weil sie
die göttlichen Wahrheiten sogleich im Leben aufnehmen; sobald sie nämlich
selbige hören, wollen und tun sie solche auch, ohne sie im Gedächtnis
niederzulegen, um dann nachzusinnen, ob es so sei; die
so geartet sind, wissen alsbald durch einen Einfluß vom Herrn, ob das
Wahre, das sie hören, wahr ist; denn der Herr fließt unmittelbar ein
in das Wollen des Menschen und mittelbar durch das Wollen in sein
Denken; oder was dasselbe ist, der Herr fließt unmittelbar ein in das Gute
und mittelbar durch das Gute in das Wahre34; denn Gutes heißt das, was Sache des Willens und aus diesem der Tat
ist, Wahres hingegen, was Sache des Gedächtnisses und aus diesem des Denkens
ist; auch wird alles Wahre in Gutes verwandelt und der Liebe eingepflanzt,
sobald es in den Willen eingeht; solange aber das Wahre [nur]
im Gedächtnis und aus diesem im Denken ist, wird es nicht Gutes,
noch lebt es, noch wird es dem Menschen angeeignet, weil der Mensch Mensch
ist vermöge des Willens und des Verstandes aus diesem und nicht vermöge des vom
Willen getrennten Verstandes35.
(27)
Weil ein solcher Unterschied ist zwischen den Engeln des himmlischen Reiches
und den Engeln des geistigen Reiches, so sind sie nicht beisammen, noch
haben sie Umgang miteinander: es findet bloß eine Gemeinschaft statt durch
die zwischen inne stehenden Engelgesellschaften, welche die geistig-himmlischen
[coelestes spirituales] heißen; durch diese fließt das himmlische Reich
in das geistige ein36; daher kommt, daß der Himmel, obgleich er in zwei Reiche
abgeteilt ist, dennoch einen einzigen ausmacht. Der Herr tut auch immer
Vorsehung für solche vermittelnde Engel, durch die eine Gemeinschaft und
Verbindung statt hat. himmels-engel.de
(28)
Weil im folgenden von den Engeln des einen und des anderen Reiches
umständlich gehandelt wird, so werden die Einzelheiten hier übergangen.
(6)
ES GIBT DREI HIMMEL
(29)
Es sind drei Himmel und diese untereinander völlig geschieden. Der innerste
oder dritte, der mittlere oder zweite, und der unterste oder erste; sie folgen
aufeinander und bestehen untereinander, wie das Oberste des Menschen, welches
das Haupt heißt, sein Mittleres, welches der Leib, und das Unterste, welches
die Füße sind; und wie der oberste Teil eines Hauses, sein mittlerer und sein
unterster, in solcher Ordnung ist auch das Göttliche, das vom Herrn
ausgeht und herabsteigt; daher ist infolge einer Notwendigkeit der Ordnung der
Himmel in drei Teile geteilt.
(30)
Das Inwendige [interiora] des Menschen, welches das seines Gemütes [Mentis] und
Charakters [Animi] ist, ist in ähnlicher Ordnung: er hat ein
Innerstes, ein Mittleres und ein Letztes [ultimum]; denn in den Menschen
sind, als er geschaffen wurde, alle [Stufen] der göttlichen Ordnung gelegt
worden, so daß er zur göttlichen Ordnung im Bilde
[in forma] und zu einem Himmel in kleinster Gestalt [effigie]
wurde37; darum auch
steht der Mensch in Gemeinschaft mit den Himmeln nach seinem Inwendigen;
und kommt auch unter die Engel nach seinem Tode, unter die Engel des innersten
Himmels oder des mittleren oder des letzten, je nach der Aufnahme des
göttlich Guten und göttlich Wahren vom Herrn, solange er in der Welt lebt.
(31)
Das Göttliche, das vom Herrn einfließt und im dritten oder innersten
Himmel aufgenommen wird, heißt das Himmlische, und infolgedessen werden die
Engel, die hier sind, himmlische Engel genannt; das Göttliche, das vom Herrn
ausgeht und im zweiten oder mittleren Himmel aufgenommen wird, heißt das
Geistige, und daher die Engel, welche hier sind, geistige Engel; das Göttliche
aber, das vom Herrn einfließt und im untersten oder ersten Himmel aufgenommen
wird, heißt das Natürliche; weil jedoch das Natürliche dieses Himmels nicht ist
wie das Natürliche der Welt, sondern Geistiges und Himmlisches in sich
hat, so heißt dieser Himmel der natürlich-geistige und -himmlische
[Spirituale et Coeleste Naturale], und darum die Engel, die hier sind, die
natürlich Geistigen und natürlich Himmlischen [Spirituales et Coelestes
naturales]38; natürlich
Geistige [spirituales naturales] heißen, die den Einfluß aus dem mittleren oder
zweiten Himmel aufnehmen, welcher der geistige Himmel ist, natürlich Himmlische
aber [Coelestes naturales] heißen, die den Einfluß aus dem dritten oder
innersten Himmel aufnehmen, welcher der himmlische Himmel ist; die
natürlich-geistigen und die natürlich-himmlischen Engel sind unter sich
abgeteilt, machen aber doch einen Himmel aus, weil sie auf einer [und
derselben] Stufe stehen.
(32)
Es ist in jedem Himmel ein Inneres und ein Äußeres; die im Inneren
sind, heißen dort innerliche Engel, die aber im Äußeren sind, heißen dort
äußerliche Engel. Das Äußere und das Innere in den Himmeln oder
in einem jeden Himmel verhalten sich wie das Wollende [Voluntarium] und
dessen Verständiges [Intellectuale] beim Menschen, das Innere wie das Wollende,
und das Äußere wie dessen Verständiges; alles Wollende hat sein Verständiges,
das eine ohne das andere findet nicht statt; das Wollende verhält sich wie
vergleichsweise die Flamme, und sein Verständiges wie das Licht aus ihr.
(33)
Wohl zu merken ist, daß das Inwendige [interiora] bei den Engeln macht,
daß sie in dem einen oder in dem anderen Himmel sind; denn
je mehr das Inwendige gegen den Herrn zu aufgeschlossen ist,
in einem desto inwendigeren Himmel sind sie. Drei Stufen des Inwendigen
gibt es bei jedem, sowohl dem Engel als dem Geist und auch beim Menschen;
diejenigen, bei denen der dritte Grad aufgeschlossen ist, sind in dem
innersten Himmel; bei denen der zweite oder nur der erste, die sind in dem
mittleren oder dem äußersten Himmel: das Inwendige wird aufgeschlossen durch
die Aufnahme des göttlichen Guten und dazu des göttlichen Wahren; die durch die
göttlichen Wahrheiten angeregt werden und sie sogleich ins Leben, somit
in den Willen und aus diesem in das Tun übergehen lassen, sind
im innersten oder dritten Himmel, und hier je nach der Aufnahme des Guten
infolge der Anregung des Wahren; die sie aber nicht sogleich in den
Willen, sondern in das Gedächtnis und von da aus in den Verstand
aufnehmen und aus diesem heraus sie wollen und tun, sind im mittleren oder
zweiten Himmel; die aber moralisch leben und das Göttliche glauben und nicht
so sehr sich angelegen sein lassen, unterrichtet zu werden, sind
im untersten oder ersten Himmel39. Hieraus kann erhellen, daß der Zustand des Inwendigen den Himmel
macht, und daß der Himmel innerhalb eines jeden ist, und nicht außerhalb desselben,
was auch der Herr lehrt, indem Er sagt:
„Nicht kommt das Reich Gottes so, daß es beobachtet werden könnte, noch wird man sagen: Siehe hier oder siehe da ! Denn sehet, ihr habt das Reich Gottes in euch“: Luk.17/20,21.
(34)
Auch nimmt alle Vollkommenheit zu nach innen, und nimmt ab nach außen
zu, weil das Inwendige dem Göttlichen näher und in sich reiner, das
Auswendige aber vom Göttlichen entfernter und in sich gröber ist40. Die Engelvollkommenheit besteht in der Einsicht, in der
Weisheit, in der Liebe und in allem Guten und in der
Glückseligkeit daraus, nicht aber in einer Glückseligkeit ohne diese; denn
die Glückseligkeit ohne sie ist äußerlich und nicht innerlich. Weil das
Inwendige bei den Engeln des innersten Himmels im dritten Grad
aufgeschlossen ist, so übertrifft ihre Vollkommenheit unendlich die
Vollkommenheit der Engel im mittleren Himmel, deren Inwendiges
im zweiten Grad aufgeschlossen ist; in gleicher Weise übertrifft die
Vollkommenheit der Engel des mittleren Himmels die Vollkommenheit der Engel des
letzten Himmels.
(35)
Weil ein solcher Unterschied besteht, so kann kein Engel des einen Himmels
eingehen zu Engeln des anderen Himmels, oder es kann keiner aus einem
niedrigeren Himmel hinaufsteigen, noch einer aus einem höheren Himmel
herabsteigen; wer aus einem niederen Himmel hinaufsteigt, wird von einer bis
zum Schmerz gehenden Bangigkeit ergriffen und kann die dort Befindlichen nicht
sehen, noch weniger mit ihnen reden; und wer aus einem höheren Himmel
herabsteigt, wird seiner Weisheit beraubt, stottert in seinen Reden und
gerät in Verzweiflung. Es waren einige aus dem untersten Himmel, die
noch nicht unterrichtet waren, daß der Himmel im Inwendigen des Engels
liegt, und glaubten, sie würden in die höhere himmlische Seligkeit kommen,
sobald sie nur in den Himmel [kämen], in dem dergleichen Engel sind;
es ward ihnen auch gestattet, zu diesen einzugehen; als sie aber dort
waren, sahen sie niemand, so sehr sie auch suchten, obwohl eine große
Menge da war; denn das Inwendige der Ankömmlinge war nicht
in demselben Grad aufgeschlossen, in dem das Inwendige der dort
befindlichen Engel [geöffnet war], daher auch nicht ihr Gesicht; und bald
nachher wurden sie von solcher Herzensangst befallen, daß sie kaum wußten,
ob sie lebten oder nicht; weshalb sie sich schnell in den Himmel
begaben, aus dem sie waren, und sich freuten, daß sie zu den Ihrigen
kamen; sie gelobten, nicht mehr Höheres zu begehren, als mit ihrem Leben
übereinstimmt. Ich sah auch solche, die aus einem höheren Himmel herabgelassen
und ihrer Weisheit so sehr beraubt wurden, daß sie nicht wußten,
welcherlei ihr Himmel war. Anders geschieht es, wenn der Herr irgendwelche aus
einem niederen Himmel in einen höheren erhebt, damit sie die Herrlichkeit
dort schauen, was öfter der Fall ist; dann werden sie erst vorbereitet und mit
zwischen inne stehenden Engeln umgeben, durch die eine Gemeinschaft statthat.
Hieraus erhellt, daß jene drei Himmel unter sich ganz geschieden sind.
(36)
Die aber in demselben Himmel sind, können mit allen und jeden in ihm
Umgang haben, allein die Annehmlichkeiten des Umgangs verhalten sich gemäß den
Verwandtschaften des Guten, in dem sie sind; doch hiervon in den
folgenden Abschnitten.
(37)
Allein obgleich die Himmel so geschieden sind, daß die Engel des einen
Himmels keinen Verkehr haben können mit den Engeln des anderen,
so verbindet doch der Herr alle Himmel durch einen unmittelbaren und einen
mittelbaren Einfluß, durch einen unmittelbaren Einfluß aus Ihm in alle
Himmel und durch einen mittelbaren von einem Himmel in den anderen41; und so bewirkt Er, daß die drei Himmel einer sind und
alle in Zusammenhang stehen, vom ersten bis zum letzten, so daß
es ein Verbandloses [inconnexum] [gar] nicht gibt; was nicht durch
Mittelglieder mit dem ersten zusammenhängt, das besteht auch nicht, sondern
löst sich auf und wird zu Nichts42.
(38)
Wer nicht weiß, wie es sich mit der göttlichen Ordnung hinsichtlich der
Abstufungen [gradus] verhält, der kann auch nicht fassen, in welcher Weise
die Himmel geschieden sind, ja nicht einmal, was der innere [internus] und
der äußere Mensch [externus homo] ist. Die meisten in der Welt haben vom
Inwendigen und vom Auswendigen oder vom Höheren und Niederen keinen anderen
Begriff, als wie von einem Stetigen oder stetig Zusammenhängenden vom Reineren
an bis zum Gröberen; allein das Inwendige [interiora] und das Auswendige
[exteriora] verhalten sich nicht wie stetig Zusammenhängendes [continue],
sondern wie Gesondertes [discrete]. Es gibt zweierlei Arten von
Abstufungen [gradus], stetig fortlaufende Abstufungen und nicht stetig
fortlaufende; die stetig fortlaufenden Abstufungen verhalten sich wie die
Abstufungen der Abnahme des Lichtes von der Flammenhelle bis zu seinem
Dunkel, oder wie die Abstufungen der Abnahme des Sehens von Gegenständen, die
im Licht sind, bis zu solchen, die im Schatten sind, oder wie
die Abstufungen der Reinheit der Atmosphäre von der untersten Schicht bis zur
höchsten; die Abstände bestimmen diese Abstufungen. Dagegen die nicht stetig
zusammenhängenden, sondern gesonderten Abstufungen sind voneinander getrennt
wie das Frühere und das Spätere, wie die Ursache und wie die Wirkung und wie
das Hervorbringende und das Hervorgebrachte; wer untersucht, wird sehen, daß
in allem und jedem in der ganzen Welt, was nur irgend ist, solche
Abstufungen der Hervorbringung und Zusammensetzung sind, daß nämlich von dem
einen das andere und von dem anderen das dritte [wird], und so fort. Wer
sich nicht einen Begriff von diesen Abstufungen verschafft, kann auch durchaus
nicht die Unterschiede der Himmel erkennen, noch die Unterschiede der inneren
und der äußeren Vermögen des Menschen, noch den Unterschied zwischen der
geistigen Welt und der natürlichen Welt, noch den Unterschied zwischen dem
Geist des Menschen und seinem Körper; und eben daher kann er auch nicht einsehen,
was und woher die Entsprechungen und die Vorbildungen sind, noch wie der
Einfluß beschaffen ist; die sinnlichen Menschen fassen diese Unterschiede
nicht, denn sie machen die Zunahmen und Abnahmen auch nach diesen Abstufungen
zu stetig fortlaufenden; daher sie das Geistige sich nicht anders denken
können, denn als ein reineres Natürliches; weshalb sie auch draußen stehen und
fern ab von der Einsicht43.
(39)
Zuletzt darf noch ein gewisses Geheimnis von den Engeln der drei Himmel
kundgegeben werden, das früher keinem in den Sinn kam, weil man die
Abstufungen nicht verstand; daß nämlich bei jedem Engel und auch bei jedem
Menschen eine innerste oder höchste Stufe oder ein Innerstes und Höchstes ist,
in welches das Göttliche des Herrn zuerst und zunächst einfließt und aus
welchem es das übrige Inwendige zurechtstellt, welches nach den
Abstufungen der Ordnung bei ihm sich anreiht; dieses Innerste oder Höchste kann
genannt werden der Eingang des Herrn zum Engel und zum Menschen und Seine
eigentlichste Wohnung bei ihnen; durch dieses Innerste oder Höchste ist der
Mensch (Mensch) und wird er von den unvernünftigen Tieren unterschieden,
denn diese haben es nicht; daher kommt, daß der Mensch anders als die
Tiere nach all seinem Inwendigen, welches das Gebiet seines Gemüts und seiner
Gesinnung ist, vom Herrn zu Sich erhoben werden kann, daß er an Ihn
glauben, von Liebe zu Ihm angeregt werden und so Ihn schauen, und daß
er Einsicht und Weisheit in sich aufnehmen und aus der Vernunft heraus
reden kann; daher kommt auch, daß er ewig fortlebt. Was aber in jenem
Innersten in Ordnung gebracht und vorgesehen wird, fließt nicht deutlich
ins Bewußtsein eines Engels ein, weil es über seinem Denken steht und
seine Weisheit übersteigt.
(40)
Dies ist nun das Allgemeine von den drei Himmeln; im folgenden aber soll
von jedem Himmel im Besonderen die Rede sein.
(7)
DIE HIMMEL BESTEHEN
AUS UNZÄHLIGEN GESELLSCHAFTEN
(41)
Die Engel eines jeden Himmels sind nicht [alle] an einem Ort
beisammen, sondern in größere und kleinere Gesellschaften abgeteilt,
je nach den Unterschieden des Guten der Liebe und des Glaubens,
in dem sie sind; die in gleichem Guten sind, bilden eine
Gesellschaft; das Gute in den Himmeln ist in unendlicher
Mannigfaltigkeit; und jeder Engel ist wie sein Gutes44.
(42)
Die Engelvereine in den Himmeln sind auch voneinander entfernt,
je nachdem das Gute im allgemeinen und im besonderen verschieden
ist; denn die Abstände in der geistigen Welt stammen aus keinem anderen
Ursprung, als aus der Verschiedenheit des Zustandes des Inwendigen, somit
in den Himmeln aus der Verschiedenheit der Zustände der Liebe;
in großer Entfernung voneinander sind, die sehr verschieden sind, und
in geringer Entfernung, die wenig verschieden sind; die Ähnlichkeit macht,
daß sie beisammen sind45.
(43)
Alle [einzelnen] in einer Gesellschaft sind in gleicher Weise
voneinander verschieden; die vollkommener sind, das heißt, die voranstehen
im Guten, somit in der Liebe, Weisheit und Einsicht, sind in der
Mitte; die sich weniger hervortun, sind ringsherum, in einer Entfernung,
gemäß den Graden, wie die Vollkommenheit geringer wird; es verhält sich
damit wie mit dem Licht, das von der Mitte aus gegen die Umkreise hin abnimmt:
die in der Mitte sind, sind auch im größten Licht, die gegen die
Umkreise hin in immer geringerem.
(44)
Ähnliche werden wie von selbst zu ähnlichen geführt, denn sie sind bei
ähnlichen wie unter den Ihrigen und wie zu Hause, bei anderen aber wie
unter Fremden und wie außer dem Hause; sind sie bei ähnlichen, so sind sie
auch in ihrer Freiheit und damit in allem Angenehmen des Lebens.
(45)
Hieraus erhellt, daß das Gute alle in den Himmeln zusammengesellt, und daß
sie sich unterscheiden je nach dessen Beschaffenheit; gleichwohl jedoch
sind es nicht die Engel, die sich so zusammentun, sondern der Herr
ist es, von Dem das Gute kommt; Er führt sie, verbindet sie, scheidet sie
ab und erhält sie in der Freiheit, insoweit [sie] im Guten
[sind], somit jedem einzelnen im Leben seiner Liebe, seines Glaubens,
seiner Einsicht und Weisheit, und infolgedessen in der Seligkeit46.
(46)
Es kennen sich auch alle, die in ähnlichem Guten stehen, ganz wie die
Menschen in der Welt ihre Verwandten, ihre Verschwägerten und ihre
Freunde, obgleich sie dieselben nie zuvor gesehen haben; und dies darum, weil
es im anderen Leben keine anderen Verwandtschaften, Schwägerschaften und
Freundschaften gibt, als geistige, somit diejenigen der Liebe und des Glaubens47. Das ist mir einige Male zu sehen gegeben worden, als ich
im Geiste, also dem Körper entrückt und so im Umgang mit Engeln war,
da sah ich einige, die mir wie von Kindheit an bekannt, andere aber,
die mir als völlig unbekannt erschienen; die mir wie von Kindheit
an bekannt erschienen, waren solche, die in einem dem Zustand meines
Geistes ähnlichen Zustand; die mir aber unbekannt schienen, solche, die
in unähnlichem waren.
(47)
Alle die, welche einen [und denselben] Engelverein bilden, sind von ähnlichem
Angesicht im allgemeinen, aber nicht von ähnlichem im besonderen; wie
es sich mit den Ähnlichkeiten im allgemeinen und den Verschiedenheiten
im besonderen verhält, kann einigermaßen an dergleichen in der
Welt ersehen werden; es ist bekannt, daß jedes Volk eine gemeinsame
Ähnlichkeit im Gesicht und in den Augen hat, an der
es erkannt und von einem anderen Volk unterschieden wird, und mehr noch
eine Familie von der anderen; allein dies zeigt sich noch viel vollkommener
in den Himmeln, weil dort alle inwendigen Regungen auf dem Angesicht
erscheinen und aus ihm hervorleuchten; denn das Angesicht ist dort die äußere
und vorbildliche Ausgestaltung derselben; ein anderes Antlitz zu haben als
das seiner Regungen, geht im Himmel nicht an.
Es wurde auch gezeigt, wie die gemeinsame Ähnlichkeit sich im besonderen verändert in den einzelnen, die in einer und derselben Gesellschaft sind; es war ein engelartiges Gesicht, das mir erschien, und dieses veränderte sich nach den Neigungen des Guten und Wahren, wie sie bei denen waren, die sich in einer und derselben Gesellschaft befanden; diese Veränderungen setzten sich lange fort, und ich bemerkte, daß gleichwohl dasselbe Angesicht im allgemeinen als die Grundform blieb, und daß die übrigen bloß Ableitungen und Fortpflanzungen aus ihr waren; so wurden mir auch durch dieses Antlitz die Neigungen der ganzen Gesellschaft gezeigt, durch welche die Angesichter der in ihr Befindlichen verändert wurden; denn die Engelgesichter sind, wie oben gesagt worden, Ausgestaltungen ihres Inwendigen, somit der Neigungen, die mit ihrer Liebe und ihrem Glauben zusammenhängen.
(48)
Daher kommt auch, daß ein Engel, der durch seine Weisheit hervorragt, gleich
im Angesicht des anderen sieht, welcher Art derselbe ist; nicht kann dort
irgend jemand durch den Ausdruck seines Gesichtes das Inwendige verbergen und
einen Schein annehmen, auch durchaus nicht lügen; noch durch List und
Heuchelschein täuschen. Es geschieht zuweilen, daß in die
Gesellschaften sich Heuchler einschleichen, die gelernt haben, ihr Inwendiges
zu verbergen und ihr Äußeres so zu verstellen, daß es in der
Gestalt des Guten erscheint, in dem die in der Gesellschaft
Befindlichen sind, und so sich fälschlich als Engel des Lichtes
hinzustellen; allein solche können nicht lange dort verweilen, denn sie fangen
an, innerlich beängstigt und gequält zu werden, Totenblässe überzieht ihr
Angesicht und sie werden wie entseelt; so werden sie verändert infolge der
Entgegengesetztheit des Lebens, das einfließt und einwirkt; weshalb sie sich
schnell in die Hölle hinabstürzen, in der ähnliche sind, und nicht
mehr versuchen, heraufzusteigen; sie sind diejenigen, die verstanden werden
unter jenem, der unter den zu Tische Liegenden und Geladenen als mit
keinem hochzeitlichen Kleid angetan erfunden und in die äußerste
Finsternis hinausgeworfen wurde: Matth.22/11f.
(49)
Alle Gesellschaften des Himmels stehen in Gemeinschaft miteinander, zwar
nicht durch offenen Verkehr, denn wenige gehen aus ihrer Gesellschaft heraus
in eine andere, weil das Herausgehen aus seiner Gesellschaft soviel ist,
als das Herausgehen aus sich und seinem Leben und das Übergehen in ein
anderes, das nicht so zusagt, allein sie stehen alle in Gemeinschaft
durch die Ausdehnung der Strömung [sphaerae], die aus dem Leben eines jeden
hervorgeht; die Lebensströmung ist die Strömung der Neigungen, die der Liebe
und dem Glauben angehören; diese verbreitet sich in die Gesellschaften
rings umher in die Länge und in die Breite, und zwar um so
weiter und breiter, je innerlicher und vollkommener die Neigungen sind48; je nach Verhältnis dieser Ausdehnung haben die Engel Einsicht
und Weisheit; die im innersten Himmel, und zwar in dessen Mitte sind,
haben eine Ausdehnung in den ganzen Himmel; daher findet eine Mitteilung
aller [Güter] des Himmels an jeden einzelnen und jedes einzelnen
an alle statt49. Doch von dieser Verbreitung wird weiter unten noch vollständiger
gehandelt werden, wo [die Rede sein wird] von der himmlischen Form, nach
der die Engelgesellschaften geordnet sind, und auch von der Weisheit und
Einsicht der Engel; denn alle Verbreitung der Neigungen und Gedanken geht nach
dieser Form vor sich.
(50)
Oben wurde gesagt, daß in den Himmeln größere und kleinere Gesellschaften
seien; die größeren bestehen aus Myriaden, die kleineren aus einigen Tausenden,
und die kleinsten aus einigen Hunderten von Engeln; es gibt auch solche,
die einsam wohnen, gleichsam Haus und Haus, Familie und Familie; diese,
obgleich sie so vereinzelt leben, sind doch in ähnlicher Weise
geordnet, wie die in Gesellschaften, daß nämlich ihre Weiseren in der
Mitte und die Einfältigeren an den Grenzen sind; diese sind näher unter
der göttlichen Obhut des Herrn und unter den Engeln die besten.
(8)
JEDE EINZELNE GESELLSCHAFT
IST EIN HIMMEL IN KLEINERER GESTALT
UND JEDER EINZELNE ENGEL
IST ES IN DER KLEINSTEN
(51)
Jede einzelne Gesellschaft ist ein Himmel in kleinerer Gestalt und jeder
einzelne Engel ist es in der kleinsten, weil das Gute der Liebe und des
Glaubens es ist, was den Himmel macht, und dieses Gute in jeder
Gesellschaft des Himmels und in jedem Engel der Gesellschaft ist;
es tut der Sache keinen Eintrag, daß dieses Gute überall verschieden ist
und wechselt, es ist doch das Gute des Himmels; der Unterschied ist nur,
daß der Himmel hier so und dort so ist. Darum sagt man, wenn jemand
in eine Gesellschaft des Himmels erhoben wird, er komme in den
Himmel; und von denen, die dort sind, sie seien im Himmel und jeder
in dem seinigen; dies wissen alle, die im anderen Leben sind, darum
sagen auch die, welche außerhalb oder unterhalb des Himmels stehen und aus der
Ferne dahin schauen, wo Versammlungen von Engeln sind, der Himmel sei hier
und auch dort. Es verhält sich damit vergleichsweise wie mit den
Großbeamten, Kammerherren und Dienern in einem königlichen Palast oder
an einem Hof: obgleich sie alle besonders in ihren Wohnungen oder
in ihrem Zimmer wohnen, der eine oben, der andere unten, so sind sie
doch in einem Palast oder an einem Hof, jeder
in seinem Beruf, dem König zu dienen. Hieraus erhellt, was verstanden
wird unter den Worten des Herrn, daß
„in Seines Vaters Hause viele Wohnungen seien“: Joh.14/2,
und was unter den Wohnungen des Himmels und unter den Himmeln der Himmel bei den Propheten.
(52)
Daß jede einzelne Gesellschaft ein Himmel in kleinerer Form ist, konnte
auch durchaus abgenommen werden, daß in jeder Gesellschaft eine ähnliche
himmlische Form waltet, wie im ganzen Himmel; im ganzen Himmel sind
in der Mitte, die sich vor den übrigen auszeichnen, und ringsumher bis
zu den Grenzen sind in absteigender Ordnung die minder vorzüglichen,
wie man dies im vorhergehenden Abschnitt Nr. 43 nachgewiesen sehen
kann; und dann auch daraus, daß der Herr alle im ganzen Himmel
Befindlichen führt, wie wenn sie ein Engel wären, und in gleicher
Weise auch die in jeder einzelnen Gesellschaft Befindlichen; infolgedessen
zuweilen auch eine ganze Engelsgesellschaft als eine Einheit
in Engelsgestalt erscheint, was mir auch vom Herrn zu sehen gegeben
wurde. Auch wenn der Herr inmitten der Engel erscheint, so erscheint
Er nicht als von vielen umgeben, sondern als einer in Engelsgestalt;
daher kommt, daß der Herr im Wort der Engel heißt, und ebenso eine ganze
Gesellschaft; Michael, Gabriel und Raphael sind nichts [anderes] als
Engelgesellschaften, die von ihren Verrichtungen so benannt werden50.
(53)
Wie eine ganze Gesellschaft der Himmel in kleinerer Gestalt ist,
so ist auch der Engel ein Himmel in kleinster; denn der Himmel ist nicht
außerhalb des Engels, sondern innerhalb desselben; sein Inwendiges nämlich, das
Gebiet seines Gemütes, ist zu einer Form des Himmels, somit zur Aufnahme
aller Dinge des Himmels, die außerhalb seiner sind, eingerichtet worden;
er nimmt sie auch in sich auf, je nach der Beschaffenheit des
Guten, das in ihm ist aus dem Herrn; infolgedessen ist der Engel auch ein
Himmel.
(54)
Man kann durchaus nicht sagen, der Himmel sei außerhalb jemandes, sondern
innerhalb; denn jeder Engel nimmt je nach dem Himmel, der innerhalb seiner
ist, den Himmel in sich auf, der außerhalb seiner ist. Hieraus erhellt,
wie sehr sich täuscht, wer glaubt, in den Himmel kommen sei bloß unter die
Engel erhoben werden, wie man auch immer nach seinem inwendigen Leben
beschaffen sein möge, und daß somit der Himmel jedem aus unvermittelter
Barmherzigkeit gegeben werde51; während doch, sofern der Himmel nicht innerhalb jemandes ist, nichts
vom Himmel, der außerhalb ist, einfließt und aufgenommen wird. Es gibt
viele Geister, die in solcher Meinung stehen und deshalb auch ihres
Glaubens wegen in den Himmel erhoben wurden; weil aber ihr inwendiges
Leben dem Leben, in dem die Engel sind, entgegengesetzt war,
so begannen sie, sobald sie dort waren, ihrem Verstand nach
zu erblinden, so daß sie wie Dummköpfe wurden, und auch in ihrem
Wollen sich so peinlich beengt zu fühlen, daß sie sich zuletzt wie
Wahnsinnige gebärdeten: mit einem Wort, die ein böses Leben führen und
in den Himmel geraten, kämpfen dort mit dem Atem und quälen sich ab,
vergleichsweise wie Fische außerhalb des Wassers in der Atmosphäre, und
sind wie Tiere in Luftpumpen im Äther nach ausgezogener Luft. Hieraus
kann erhellen, daß der Himmel innerhalb und nicht außerhalb jemandes ist52.
(55)
Weil alle den Himmel, der außer ihnen ist, je nach Beschaffenheit des
Himmels aufnehmen, der innerhalb ihrer ist, darum nehmen sie in gleicher
Weise den Herrn auf, weil das Göttliche des Herrn den Himmel macht: daher
kommt, daß der Herr, wenn Er Sich in einer Gesellschaft gegenwärtig
darstellt, daselbst je nach der Beschaffenheit des Guten erscheint,
in dem die Gesellschaft ist, also nicht in gleicher Weise in der
einen Gesellschaft wie in der anderen: nicht als ob diese
Ungleichheit im Herrn wäre, sondern in denen, die Ihn aus ihrem
Guten, somit diesem gemäß sehen; sie werden auch durch Seine Erscheinung
angeregt je nach der Beschaffenheit ihrer Liebe; die Ihn innigst lieben,
werden innigst ergriffen, die Ihn weniger lieben, werden weniger angeregt; die
Bösen, die außerhalb des Himmels sind, leiden Pein bei Seiner Gegenwart. Wenn
der Herr in einer Gesellschaft erscheint, so erscheint
Er daselbst als Engel; Er unterscheidet Sich aber von anderen durch
das Göttliche, das hindurchscheint.
(56)
Der Himmel ist auch da, wo man den Herrn anerkennt, an Ihn glaubt und
Ihn liebt; die Mannigfaltigkeit in Seiner Verehrung infolge der
Mannigfaltigkeit des Guten in der einen und der anderen Gesellschaft
bringt keinen Nachteil, sondern Vorteil; denn die Vollkommenheit des Himmels
beruht auf ihr; daß die Vollkommenheit des Himmels davon abhängt, kann nur
schwer der Fassungskraft nahe gebracht werden, wenn man nicht die in der
gelehrten Welt gebräuchlichen Kunstwörter zu Hilfe nimmt und durch sie
erklärt, wie die vollkommene Einheit sich aus dem Mannigfaltigen bildet: alle
Einheit entsteht aus Mannigfaltigem; denn eine Einheit, die nicht aus
Mannigfaltigem [besteht], ist kein Etwas, hat keine Form und darum auch keine
Qualität: entsteht hingegen die Einheit aus Mannigfaltigem, und sind die
mannigfaltigen [Bestandteile] in vollkommener Form, in der jegliches
sich dem anderen als befreundetes Übereinstimmende der Reihe nach anschließt,
dann hat sie eine vollkommene Qualität: auch der Himmel ist eine aus
mannigfaltigen, in die vollkommenste Form zusammengeordneten Bestandteilen
zusammengesetzte Einheit; denn die himmlische Form ist unter allen Formen die
vollkommenste. Daß alle Vollkommenheit von daher stamme, zeigt sich
an jeder Schönheit, Lieblichkeit und Anmut, die sowohl die Sinne als das
Gemüt anregen; denn sie entstehen und kommen aus nichts anderem, als aus dem
Zusammenklang und der Harmonie vieler einhelligen und übereinstimmenden Dinge,
mögen nun diese gleichzeitig in Ordnung beisammen sein oder
in Ordnung aufeinanderfolgen, und nicht aus einem ohne vieles: daher sagt
man: die Mannigfaltigkeit ergötze, und weiß man, daß das Ergötzen sich
je nach deren Beschaffenheit verhält; hieraus kann man wie im Spiegel
sehen, woher die Vollkommenheit aus dem Mannigfaltigen kommt, auch
im Himmel; denn aus den Dingen, die in der natürlichen Welt
existieren, können wie im Spiegel die in der geistigen Welt
befindlichen Dinge gesehen werden53.
(57)
Von der Kirche kann ähnliches gesagt werden wie vom Himmel; denn die Kirche ist
der Himmel des Herrn auf Erden: auch ihrer sind viele, und doch heißt jede
einzelne eine Kirche und ist auch eine Kirche, inwieweit das Gute der Liebe und
des Glaubens in ihr herrscht: der Herr macht auch hier aus Mannigfaltigem
eine Einheit, somit aus vielen Kirchen eine54. Gleiches, wie von der Kirche im allgemeinen, kann auch gesagt
werden vom Menschen der Kirche im besonderen, daß nämlich die Kirche
innerhalb des Menschen ist und nicht außerhalb desselben, und daß jeder Mensch
eine Kirche ist, in dem der Herr gegenwärtig ist im Guten der Liebe
und des Glaubens55. Gleiches, wie vom Engel, in dem der Himmel ist, kann auch gesagt
werden vom Menschen, in dem die Kirche ist, daß er nämlich die Kirche
in kleinster Gestalt sei, wie der Engel der Himmel in kleinster
Gestalt ist: ja noch mehr, daß der Mensch, in dem die Kirche ist,
ebenso wie der Engel ein Himmel ist; denn der Mensch ist dazu geschaffen, daß
er in den Himmel komme und ein Engel werde; weshalb derjenige, der das
Gute vom Herrn hat, ein Engelmensch ist56. Es darf erwähnt werden, was der Mensch gemein hat mit dem Engel,
und was er vor den Engeln voraus hat: der Mensch hat gemein mit dem Engel,
daß sein Inwendiges ebenso nach dem Bild des Himmels gebildet ist, und daß
er auch ein Ebenbild des Himmels wird, inwieweit er im Guten der
Liebe und des Glaubens ist; der Mensch hat vor den Engeln voraus, daß sein
Äußeres nach dem Bild der Welt gebildet ist, und daß, insoweit als er im
Guten ist, die Welt bei ihm dem Himmel untergeordnet wird und dem Himmel dient57; und daß alsdann der Herr bei ihm gegenwärtig ist in beiden wie
in Seinem Himmel; denn Er ist bei beiden überall in Seiner
göttlichen Ordnung, weil Gott die Ordnung ist58.
(58)
Endlich ist noch zu bemerken, daß, wer den Himmel in sich hat, nicht
bloß den Himmel in seinem Größten oder Allgemeinen, sondern auch
in seinem Kleinsten oder Einzelnen hat; und daß das Kleinste in ihm
das Größte im Bilde darstellt; dies kommt daher, daß ein jeder seine Liebe
ist und so geartet, wie seine herrschende Liebe; was herrscht, das fließt
ins Einzelne ein und ordnet es und drückt überall sein Bild auf59: in den Himmeln ist die Liebe zum Herrn die herrschende, weil
dort der Herr über alles geliebt wird; daher ist der Herr dort alles
in allem, Er fließt in alle und jede ein, bringt sie
in Ordnung und zieht [ihnen] Sein Ebenbild an und macht, daß der
Himmel ist, wo Er ist: darum ist der Engel ein Himmel in kleinster
Form, die Gesellschaft in größerer, und alle Gesellschaften
zusammengenommen in der größten. Daß das Göttliche des Herrn den Himmel
macht, und daß es alles in allem ist, sehe man Nr. 7 - 12.
(9)
DER GESAMTE HIMMEL
IN EINER ZUSAMMENFASSUNG
STELLT EINEN MENSCHEN DAR
(59)
Daß der Himmel in seinem Gesamtumfang einen Menschen darstellt, ist
ein in der Welt noch nicht bekanntes Geheimnis; in den Himmeln aber
ist es ganz bekannt; es zu kennen, und zwar das Besondere und
Einzelne davon, ist eine Hauptaufgabe der Einsicht der Engel in ihm; auch
ist davon vieles abhängig, was ohne dasselbe als seinen gemeinsamen Grund nicht
deutlich und klar in die Vorstellung ihres Geistes eingehen würde. Weil sie
wissen, daß alle Himmel zugleich mit ihren Gesellschaften einen Menschen
darstellen, so heißen sie auch den Himmel den Größten und den göttlichen
Menschen60; den göttlichen
darum, weil das Göttliche des Herrn den Himmel macht; siehe Nr. 7 -
12.
(60)
Daß die himmlischen und die geistigen Dinge in diese Form und
in dieses Bild zusammengeordnet und verbunden sind, können diejenigen
nicht fassen, die von den geistigen und himmlischen Dingen keine richtige
Vorstellung haben; sie denken, die irdischen und materiellen Dinge, welche das
Äußerste des Menschen bilden, machen diesen aus, und ohne sie sei der Mensch
nicht Mensch: allein sie mögen wissen, daß der Mensch nicht durch sie Mensch
ist, sondern davon, daß er das Wahre einsehen und das Gute wollen kann;
dieses ist das Geistige und Himmlische, das den Menschen ausmacht. Der Mensch
weiß auch, daß jeder ein solcher Mensch ist, wie er seinem Verstand und
Willen nach beschaffen ist; und auch das kann er wissen, daß sein
irdischer Leib gebildet ist, diesen in der Welt zu dienen und ihnen
in gleichförmiger Weise Nutzen zu schaffen in der untersten
Sphäre der Natur; darum auch tut der Körper nichts aus sich, sondern wird
in gänzlicher Nachgiebigkeit nach den Winken des Verstandes und des Willens
getrieben, so sehr, daß der Mensch alles, was er nur denkt, auch mit
der Zunge und dem Mund redet, und alles, was er will, auch mit dem Körper
und den Gliedern ausführt, so daß der Verstand und der Wille das Tuende
ist, und der Körper nicht im geringsten aus sich; hieraus erhellt, daß die
zum Verstand und zum Willen gehörigen Dinge den Menschen ausmachen, und daß
diese die gleiche Gestalt haben, weil sie in die einzelnsten Teile des
Körpers einwirken wie das Innere ins Äußere; der Mensch heißt demnach von ihnen
her ein innerer und geistiger Mensch. Ein solcher Mensch in größter und
vollkommenster Gestalt ist der Himmel.
(61)
Eine solche Vorstellung haben die Engel vom Menschen, weshalb sie niemals auf
das merken, was der Mensch mit dem Körper tut, sondern auf den Willen, aus dem
heraus der Körper tätig ist; diesen nennen sie den eigentlichen Menschen, und
den Verstand insoweit, als er mit dem Willen übereinwirkt61.
(62)
Die Engel sehen zwar den Himmel nicht seinem ganzen Umfang nach in solcher
Gestalt; denn der ganze Himmel fällt nicht ins Gesicht irgendeines Engels, wohl
aber sehen sie zuweilen entlegene Gesellschaften, die aus vielen Tausenden von
Engeln bestehen, als eines in solcher Gestalt; und aus der
Gesellschaft als dem Teil schließen sie auf das Ganze [commune], welches der Himmel
ist; denn in der vollkommensten Form verhalten sich die Ganzen [communia]
wie die Teile und die Teile wie die Ganzen; der Unterschied ist nur wie
zwischen dem größeren und dem kleineren Ebenbild [simile]. Daher sagen sie, der
ganze Himmel sei so vor dem Auge des Herrn, weil das Göttliche aus dem
Innersten und Obersten alles sieht.
(63)
Weil der Himmel so beschaffen ist, so wird er auch vom Herrn
regiert wie ein Mensch und somit wie eines; denn es ist
bekannt, daß der Mensch, obwohl er aus unzähligem Mannigfaltigen besteht,
sowohl im ganzen als im Teil (im Ganzen aus Gliedmaßen,
Organen und Eingeweiden; im Teil aus Reihen von Fibern, Nerven und
Blutgefäßen; somit aus Gliedern innerhalb der Glieder und aus Teilen innerhalb
der Teile), daß gleichwohl der Mensch, wenn er handelt, als einer handelt:
von solcher Beschaffenheit ist auch der Himmel unter der Obhut und Leitung des
Herrn.
(64)
Daß so viele verschiedene Dinge im Menschen als eines zusammenwirken
[unum agant], kommt daher, daß in ihm nicht das Geringste ist, das nicht
etwas zum gemeinen Wesen beitrüge und Nutzen leistete; das Allgemeine leistet
Nutzen seinen Teilen und die Teile leisten Nutzen dem Allgemeinen; denn das
Allgemeine besteht aus den Teilen und die Teile bilden das Allgemeine; weshalb
sie füreinander sorgen, ihr Absehen aufeinander haben und in solcher Form
miteinander verbunden werden, daß alles und jedes sich auf das Allgemeine und
dessen Gutes bezieht; daher denn kommt, daß sie als eines
zusammenwirken. Von ähnlicher Art sind die Gesellschaftsbildungen in den
Himmeln; sie werden dort je nach den Nutzleistungen in ähnlicher Form
verbunden; weshalb denn solche, die dem Allgemeinen nicht Nutzen schaffen, aus
dem Himmel ausgestoßen werden, weil sie Fremdartiges sind. Nutzen schaffen
heißt: anderen wohlwollen um des allgemeinen Besten willen, und nicht
Nutzen schaffen heißt: anderen wohlwollen nicht um des allgemeinen Besten,
sondern um seiner selbst willen; diese sind die, welche sich selbst über
alles lieben, jene aber sind die, welche den Herrn über alles lieben; daher
kommt, daß die, welche im Himmel sind, als eines zusammenwirken,
nicht jedoch aus sich, sondern aus dem Herrn; denn sie sehen auf Ihn als den
einzigen Urgrund, und auf Sein Reich als das Allgemeine, für das man sorgen
soll; dies wird verstanden unter den Worten des Herrn:
„Suchet zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, und alles wird euch hinzugefügt werden“: Matth.6/33.
Seine Gerechtigkeit suchen heißt, Sein Gutes [suchen]62. Die in der Welt das Beste des Vaterlandes mehr als ihr eigenes und das Beste des Nächsten wie das ihrige lieben, sind die, welche im anderen Leben das Reich des Herrn lieben und suchen; denn dort ist das Reich des Herrn an der Stelle des Vaterlandes; und die, welche anderen Gutes zu tun lieben, nicht um ihret-, sondern um des Guten willen, die lieben den Nächsten; denn dort ist das Gute der Nächste63; alle, die so geartet sind, sind im Größten Menschen, das ist, im Himmel.
(65)
Weil der ganze Himmel einen Menschen darstellt, und er auch der
göttliche geistige Mensch in größter Form und auch im Abbild ist,
darum wird der Himmel in Glieder und Teile unterschieden, wie der Mensch,
und diese werden auch ebenso benannt. Die Engel wissen auch, in welchem
Glied die eine Gesellschaft ist und in welchem Glied die andere ist; und
sie sagen, diese Gesellschaft sei in einem Glied oder in einer Gegend
des Hauptes, jene in einem Glied oder in einer Gegend der Brust, jene
in einem Glied oder in einer Gegend der Lenden und so fort.
Im allgemeinen bildet der oberste oder dritte Himmel das Haupt bis zum
Hals; der mittlere oder zweite Himmel bildet die Brust bis zu den Lenden
und Knien. Der unterste oder erste Himmel bildet die Beine bis zu den
Fußsohlen und auch die Arme bis zu den Fingern, denn die Arme und Hände
sind das Äußerste [ultima] des Menschen, obwohl von der Seite. Hieraus erhellt
wiederum, warum der Himmel drei sind. www.cosmic-people.com
(66)
Die Geister, die unterhalb des Himmels sind, wundern sich sehr, wenn sie hören
und sehen, daß der Himmel sowohl unterhalb als oberhalb ist; denn sie sind
in derselben Vorstellung und Meinung, in der die Menschen in der
Welt sind, daß nämlich der Himmel nirgend anders als oberhalb sei; denn sie
wissen nicht, daß die Lage der Himmel ist wie die Lage der Glieder, Organe und
Eingeweide im Menschen, von denen einige oberhalb und einige unterhalb
sind, und daß sie ist wie die Lage der Teile in einem Glied, Organ und
Eingeweidestück, von denen einige innerhalb, andere außerhalb sind; daher sie
in Verwirrung geraten in Beziehung auf den Himmel.
(67)
Diese Dinge vom Himmel als Größten Menschen sind angeführt worden, weil man
ohne diese vorgängige Erkenntnis das, was [nun] über den Himmel folgt, durchaus
nicht fassen, noch sich eine deutliche Vorstellung machen kann von der Gestalt
des Himmels, von der Verbindung des Herrn mit dem Himmel, von der Verbindung
des Himmels mit dem Menschen, auch nicht vom Einfluß der geistigen Welt
in die natürliche, und gar keine von der Entsprechung, wovon jedoch
in dem nun folgenden der Reihe nach gehandelt werden soll: weshalb denn,
um hierin Licht zu geben, Obiges vorausgeschickt worden ist.
(10)
JEDE EINZELNE GESELLSCHAFT
IN DEN HIMMELN STELLT EINEN MENSCHEN DAR
(68)
Daß auch jede einzelne Gesellschaft des Himmels einen Menschen darstellt
und ebenso die Gestalt eines Menschen hat, wurde mir mehrmals zu sehen
gegeben: es war eine Gesellschaft, in die sich mehrere eingeschlichen
hatten, die sich in Engel des Lichtes zu verstellen wußten; sie waren
Heuchler. Als diese von den Engeln ausgeschieden wurden, sah ich, daß die ganze
Gesellschaft zuerst wie eine dunkle Masse erschien, hernach allmählich
in menschlicher Gestalt, [jedoch] noch dunkel, und zuletzt im Licht
wie ein Mensch: die in dem Menschen waren und ihn ausmachten, waren
diejenigen, die im Guten dieser Gesellschaft standen; die übrigen, welche
nicht in diesem Menschen waren und ihn nicht ausmachten, waren die
Heuchler; diese wurden ausgestoßen, jene beibehalten: so ging die
Ausscheidung vor sich. Heuchler sind, die gut reden und auch gut handeln,
im einzelnen aber ihr Absehen auf sich haben; sie reden wie die Engel vom
Herrn, vom Himmel, von der Liebe, vom himmlischen Leben, und tun auch Gutes,
damit es scheine, als wären sie so wie sie reden; sie denken aber
anders, sie glauben nichts und wollen keinem wohl, als sich selbst; daß sie
Gutes tun, geschieht um ihrer selbst willen; geschieht es um anderer
willen, so ist es, um zu scheinen, und so ebenfalls
um ihrer selbst willen.
(69)
Daß eine ganze Engelgesellschaft, wenn der Herr Sich als gegenwärtig darstellt,
als eines in menschlicher Gestalt erscheint, ist mir auch
zu sehen gegeben worden: es erschien in der Höhe gegen Aufgang
eine vom Glänzendweißen ins Rote übergehende, von Sternchen umgebene Wolke, die
sich niedersenkte; diese wurde allmählich, so wie sie sich senkte, immer
lichter, und endlich sah man sie in vollkommen menschlicher Gestalt: die
Sternchen rings um die Wolke waren Engel, die so erschienen vermöge
des Lichtes aus dem Herrn.
(70)
Man muß wissen, daß, obschon alle, die in einer Gesellschaft des
Himmels sind, zuweilen zusammengenommen als eines
in Menschengestalt erscheinen, gleichwohl nicht eine Gesellschaft der
gleiche Mensch ist wie eine andere; sie unterscheiden sich voneinander wie die
menschlichen Gesichter aus einem Stamm; aus dem gleichen Grund, wovon
Nr. 47, daß sie nämlich sich verschieden zeigen je nach den
Verschiedenheiten des Guten, in dem sie sind und das sie gestaltet.
In der vollkommensten und schönsten menschlichen Gestalt erscheinen die
Gesellschaften, die im innersten oder obersten Himmel und dort in der
Mitte sind.
(71)
Bemerkenswert ist, daß je mehrere in einem Verein des Himmels
sind und zugleich als eines zusammenwirken, desto vollkommener dessen
menschliche Gestalt ist; denn die in himmlische Form zusammengeordnete
Mannigfaltigkeit macht die Vollkommenheit, wie dies Nr. 56 gezeigt worden
ist; und Mannigfaltigkeit findet statt, wo viele sind. Auch nimmt jede
Gesellschaft von Tag zu Tag an Zahl zu, und wie sie zunimmt, wird sie
vollkommener; so wird nicht nur die Gesellschaft vervollkommnet, sondern
auch der Himmel im allgemeinen, weil die Gesellschaften den Himmel
ausmachen. Da nun der Himmel durch die zunehmende Menge vervollkommnet
wird, so ist offenbar, wie sehr diejenigen irren, welche glauben, der
Himmel werde seiner Fülle wegen geschlossen, während doch das Gegenteil
stattfindet, daß er nämlich niemals geschlossen wird und daß die immer
größer und größer werdende Fülle ihn vervollkommnet: weshalb die Engel nach
nichts sich so sehr sehnen, als daß neue Engelgäste zu ihnen kommen
mögen.
(72)
Jede einzelne Gesellschaft, wenn sie zusammen als eines erscheint, hat
darum die Gestalt eines Menschen, weil der ganze Himmel diese Gestalt hat, wie
man dies im vorhergehenden Abschnitt nachgewiesen sehen kann; und
in der vollkommensten Form, wie dies die Form des Himmels ist, findet eine
Ähnlichkeit der Teile mit dem Ganzen statt und des Kleineren mit dem Größten;
das Kleinere und die Teile des Himmels sind die Gesellschaften, aus denen
er besteht, und daß diese auch Himmel, nur in kleinerer Gestalt,
sind, sehe man Nr. 51-58. Eine solche durchgängige Ähnlichkeit findet
darum statt, weil in den Himmeln das Gute aller aus einer einzigen Liebe,
somit aus einem einzigen Urquell stammt; diese eine Liebe, aus der alles
Gute in ihm entspringt, ist die Liebe zum Herrn aus dem Herrn; daher
kommt, daß der ganze Himmel Sein Ebenbild ist im allgemeinen, jede
Gesellschaft im weniger allgemeinen und jeder Engel im besonderen;
man sehe auch, was Nr. 58 hierüber gesagt worden ist.
(11)
JEDER ENGEL HAT DAHER
VOLLKOMMENE MENSCHENGESTALT
(73)
In den zwei vorhergehenden Abschnitten ist gezeigt worden, daß der Himmel
im Gesamtumfang und ebenso jede einzelne Gesellschaft im Himmel
einen Menschen darstellt; aus dem Zusammenhang der dort angeführten
Ursachen geht hervor, daß auch jeder einzelne Engel diese Gestalt hat; wie der
Himmel Mensch ist in größter Form und die Gesellschaft des Himmels
in kleinerer, so ist es der Engel in der kleinsten; denn
in der vollkommensten Form, wie dies die Form des Himmels ist, ist ein
Ebenbild des Ganzen im Teil und des Teiles im Ganzen; dem ist aber
darum so, weil der Himmel eine Gemeinschaft ist; denn er teilt all das
Seinige mit jeglichem, und ein jeder empfängt aus der Gemeinschaft dieses alles
[als] das Seinige; der Engel ist Aufnahmegefäß, und somit der Himmel
in kleinster Gestalt, wie dies auch oben in seinem Abschnitt gezeigt
worden ist. Auch der Mensch ist, inwieweit er den Himmel in sich
aufnimmt, insoweit ein Aufnahmegefäß, ist ein Himmel und ist ein Engel; man
sehe Nr. 57. Dies wird in der Offenbarung also beschrieben:
„Er maß die Mauer des heiligen Jerusalems, hundertvierundvierzig Ellen, das Maß eines Menschen, das ist, eines Engels“: Offb.21/17;
Jerusalem ist hier die Kirche des Herrn und in höherem Sinn der Himmel64; die Mauer ist das Wahre, das gegen den mutwilligen Angriff des Falschen und Bösen schützt65; die hundertvierundvierzig sind alle Wahrheiten und alles Gute im Inbegriff66; das Maß ist die Beschaffenheit desselben67; der Mensch ist es, in dem jenes alles im Allgemeinen und im Besonderen, in dem somit der Himmel ist; und weil auch der Engel Mensch ist durch jene, darum heißt es das Maß eines Menschen, das ist eines Engels; dies ist der geistige Sinn jener Worte; wer würde ohne diesen Sinn verstehen, daß die Mauer des heiligen Jerusalem das Maß eines Menschen, das ist eines Engels sein soll ?68
(74)
Doch nun zur Erfahrung; daß die Engel menschliche Gestalten oder Menschen sind,
habe ich tausend Male gesehen, denn ich sprach mit ihnen wie ein Mensch mit dem
Menschen, bald mit einem, bald mit mehreren in Gesellschaft, und ich sah
durchaus nichts an ihnen, das vom Menschen hinsichtlich der Gestalt
unterschieden wäre; und einige Male wunderte ich mich, daß sie so waren;
und damit man nicht sagen möge, es sei eine Täuschung oder ein Gebilde der
Phantasie, wurde mir gegeben, sie zu sehen, als ich in vollem wachen
oder in vollem Gefühl des Körpers und im Zustand des klaren
Bewußtseins war. Öfter erzählte ich ihnen auch, die Menschen in der
Christenheit seien hinsichtlich der Engel und der Geister in so tiefer
Unwissenheit, daß sie glauben, diese seien Geistwesen [mentes] ohne Gestaltung
und bloße Gedanken, von denen sie keine andere Vorstellung haben, als von etwas
Ätherischem, in dem Lebenskraft ist, und weil sie ihnen so nichts vom
Menschen zuerkennen als die Denkfähigkeit, so glauben sie, sie sehen
nicht, weil sie keine Augen haben, sie hören nicht, weil sie keine Ohren haben,
und sie reden nicht, weil sie keinen Mund und keine Zunge haben. Hierauf sagten
die Engel, sie wissen, daß in der Welt viele diesen Glauben haben, und daß
er herrsche bei den Gelehrten und selbst auch, worüber sie sich wunderten,
bei den Geistlichen; sie sagten auch die Ursache, daß nämlich die Gelehrten,
welche die Vortreter waren und zuerst eine solche Vorstellung von den Engeln
und Geistern ausbrüteten, aus dem Sinnlichen des äußeren Menschen darüber
dachten; die aber aus diesem Denken und nicht aus dem inneren Licht und aus der
allgemeinen Idee, die jedem eingepflanzt ist, müssen notwendig solcherlei Dinge
ersinnen, weil das Sinnliche des äußeren Menschen nichts anderes faßt, als was
innerhalb der Natur ist, nicht aber, was über ihr ist, somit durchaus nichts
von der geistigen Welt69; von diesen Vortretern als den Führern ging die falsche Vorstellung
von den Engeln auf andere über, die nicht aus sich, sondern aus jenen dachten;
die aber zuerst aus anderen denken und [deren Meinungen] zu ihrem Glauben
machen und erst nachher sie mit ihrem Verstand beschauen, können nur schwer
wieder davon abgehen; weshalb die meisten sich dabei beruhigen, sie
zu bekräftigen. Weiter sagten sie, daß die ihrem Glauben und Herzen nach
Einfältigen nicht in jener Vorstellung von den Engeln [befangen] seien,
sondern sich dieselben als die Menschen des Himmels vorstellen, und dies darum,
weil sie das ihnen Eingepflanzte, das aus dem Himmel ist, nicht durch die
Gelehrsamkeit ausgelöscht haben, und auch nichts Gestaltloses sich denken
können; daher kommt, daß die Engel in den Kirchen, seien sie nun
ausgehauen oder gemalt, nicht anders denn als Menschen dargestellt werden. Von
dem Eingepflanzten, das aus dem Himmel ist, sagten sie, es sei das
Göttliche, das bei denen einfließt, die im Guten des Glaubens und des
Lebens sind. www.universe-people.com
(75)
Nach aller Erfahrung, die ich nun schon viele Jahre hindurch gehabt habe, kann
ich sagen und versichern, daß die Engel ihrer Gestalt nach völlig Menschen
sind, daß sie Angesicht, Augen, Ohren, Brust, Arme, Hände, Füße haben; daß sie
sich gegenseitig sehen, hören, miteinander reden, mit einem Wort, daß ihnen
durchaus nichts fehlt, was zum Menschen gehört, als daß sie nicht mit einem
materiellen Leib überkleidet sind; ich sah sie in ihrem Licht, welches das
Mittagslicht in der Welt um viele Grade übertrifft, und in ihm alle
Züge ihres Gesichts bestimmter und deutlicher, als die Gesichter der Menschen
auf Erden gesehen wurden. Es wurde mir auch gegeben, einen Engel des
innersten Himmels zu sehen, sein Antlitz war schöner und glänzender als
das der Engel der unteren Himmel; ich betrachtete ihn genau, er hatte
menschliche Gestalt in aller Vollkommenheit.
(76)
Man muß jedoch wissen, daß die Engel vom Menschen nicht gesehen werden können
durch die Augen seines Körpers, sondern durch die Augen des Geistes, der
im Menschen ist70, weil dieser in der geistigen Welt ist und alles zum Körper
Gehörige in der natürlichen Welt; Gleiches sieht Gleiches, weil aus
Gleichem; überdies ist das Gesichtsorgan des Körpers, welches das Auge ist,
so grob, daß es nicht einmal die kleineren Gegenstände der Natur
anders als durch Vergrößerungsgläser sieht, wie jedem bekannt ist; noch weniger
also die Dinge, die über der Natursphäre sind, wie dies bei allen der Fall ist,
die in der geistigen Welt sind: gleichwohl jedoch werden diese vom
Menschen gesehen, wenn er dem Gesicht des Körpers entrückt und ihm das
Gesicht seines Geistes geöffnet wird, was auch augenblicklich geschieht, wenn
es dem Herrn gefällt, daß sie gesehen werden; und dann weiß der Mensch
nicht anders, als daß er sie sehe mit den Augen des Körpers;
so wurden die Engel gesehen von Abraham, Lot, Manoach und den Propheten;
so auch wurde der Herr nach der Auferstehung von den Jüngern gesehen:
in gleicher Weise sind auch von mir die Engel gesehen worden. Weil die
Propheten so sahen, darum wurden sie Seher genannt und [Männer], denen die
Augen geöffnet sind, 1Sa.9/9; 4Mo.24/3; und machen, daß sie so sehen, hieß
die Augen öffnen, wie dies dem Knaben Elisas geschah, von dem man also liest:
„Elisa betete und sprach: Jehovah, öffne doch seine Augen, daß er sehe; und als Jehovah die Augen seines Knaben öffnete, sah er, und siehe, der Berg war voll von feurigen Rossen und Wagen um Elisa her“: 2Kö.6/17.
(77)
Gute Geister, mit denen ich auch über diesen Gegenstand sprach, bedauerten von
Herzen, daß innerhalb der Kirche eine solche Unwissenheit in betreff des
Zustandes des Himmels und hinsichtlich der Geister und der Engel war, und sie
sagten unwillig, ich sollte in alle Wege berichten, daß sie nicht
gestaltlose Geistwesen, noch luftige Gebilde seien, sondern Menschen
in voller Gestalt, und daß sie ebenso hören, sehen und empfinden wie die
in der Welt71.
(12)
DAß DER HIMMEL IM GANZEN
UND IN SEINEN TEILEN EINEN MENSCHEN DARSTELLT,
RÜHRT VOM GÖTTLICH-MENSCHLICHEN DES HERRN HER
(78)
Daß es vom Göttlich-Menschlichen des Herrn herrühre, daß der Himmel
im Ganzen und in seinen Teilen einen Menschen darstellt, ergibt sich
als Schlußfolge aus all dem, was in den vorhergehenden Abschnitten gesagt
und gezeigt worden ist; in den vorangegangenen Abschnitten wurde nämlich
gezeigt,
I. Daß der Herr der Gott des Himmels ist;
II. Daß das Göttliche des Herrn den Himmel macht;
III. Daß der Himmel aus unzähligen Gesellschaften besteht, und daß jede Gesellschaft ein Himmel in kleinerer Gestalt ist und jeglicher Engel einer in der kleinsten;
IV. Daß der gesamte Himmel in einer Zusammenfassung einen Menschen darstellt;
V. Daß auch jegliche Gesellschaft im Himmel einen Menschen darstellt;
VI. Daß daher jeglicher Engel vollkommene Menschengestalt hat;
dies alles führt zu dem Schluß, daß das Göttliche, weil es den Himmel macht, das Menschliche in [seiner] Gestalt ist. Daß dieses das Göttlich-Menschliche des Herrn sei, kann aus dem, was als Zugabe aus den »Himmlischen Geheimnissen« aufgenommen und zusammengestellt worden ist, noch deutlicher ersehen werden, weil es im Auszug [gegeben] ist. Daß das Menschliche des Herrn göttlich ist und [daß] nicht, wie man innerhalb der Kirche glaubt, Sein Menschliches nicht göttlich sei, kann ebenfalls aus diesem Zusammentrag ersehen werden, sowie auch aus der Lehre des heiligen Jerusalems am Ende, wo vom Herrn gehandelt wird.
(79)
Daß dem so sei, ist mir durch viele Erfahrung bewährt worden, wovon
einiges in dem nun folgenden. Alle Engel, die in den Himmeln sind,
erkennen das Göttliche nirgends in einer anderen Gestalt, als der
menschlichen; und was wunderbar ist, die in den oberen Himmeln sind,
können sich das Göttliche gar nicht anders denken; sie werden in diese
Denknotwendigkeit geführt durch das Göttliche selbst, welches einfließt, sowie
auch durch die Form des Himmels, nach der ihre Gedanken sich rings umher
ausbreiten, denn jeder Gedanke, den die Engel haben, hat eine Ausbreitung
in den Himmel, und nach Maßgabe dieser Ausbreitung haben sie Einsicht und
Weisheit; daher kommt, daß alle daselbst den Herrn anerkennen; weil es ein
Göttlich-Menschliches nur in Ihm gibt. Dies ist mir nicht nur von den
Engeln gesagt, sondern auch selbst zu erkennen gegeben worden, als ich
in die inwendige Sphäre des Himmels erhoben wurde. Hieraus erhellt, daß
die Engel, je weiser sie sind, um so deutlicher dies erkennen, und
daher kommt, daß der Herr ihnen erscheint; denn der Herr erscheint
in göttlicher Engelsgestalt, welche die menschliche ist, denen, die ein
schaubares Göttliches, nicht aber denen, die ein unschaubares Göttliches
anerkennen und glauben; denn jene können ihr Göttliches schauen, diese aber
können es nicht.
(80)
Weil die Engel nicht ein unschaubares Göttliches, das sie ein formloses
Göttliches nennen, sondern ein schaubares Göttliches in menschlicher
Gestalt erkennen, darum ist ihnen gewöhnlich zu sagen, daß der Herr allein
Mensch sei und sie [nur] Menschen seien von Ihm her, und daß jeder insoweit
Mensch sei, als er Ihn in sich aufnimmt; unter den Herrn aufnehmen
verstehen sie das Gute und Wahre in sich aufnehmen, das von Ihm ist, weil
der Herr in Seinem Guten und in Seinem Wahren ist; dies nennen sie
auch Weisheit und Einsicht; sie sagen, jeder wisse, daß Einsicht und Weisheit
den Menschen machen und nicht das Angesicht ohne diese. Daß dem so sei, erscheint
auch an den Engeln der inneren Himmel; weil diese vom Herrn im Guten
und Wahren sind und hieraus in der Weisheit und Einsicht, sind sie auch
in der schönsten und vollkommensten Menschengestalt, und die Engel der
unteren Himmel in minder vollkommener und minder schöner: umgekehrt aber
in der Hölle; die, welche dort sind, erscheinen im Licht des Himmels
kaum als Menschen, sondern als Ungeheuer, denn sie sind im Bösen und
Falschen und nicht im Guten und Wahren und daher in den Gegensätzen der
Weisheit und Einsicht, weshalb auch ihr Leben nicht Leben heißt, sondern
geistiger Tod.
(81)
Weil der Himmel im Ganzen und in seinen Teilen einen Menschen
darstellt, vermöge des Göttlich-Menschlichen des Herrn, darum sagen die Engel,
sie seien im Herrn, und einige, sie seien in Seinem Leib, worunter
sie das Sein im Guten Seiner Liebe verstehen; wie auch der Herr selbst
lehrt, indem Er sagt:
„Bleibet in mir, und Ich in euch; wie die Rebe nicht Frucht bringen kann von sich selber, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in Mir bleibet; denn ohne Mich könnet ihr nichts tun; bleibet in Meiner Liebe; wenn ihr Meine Gebote haltet, so werdet ihr in Meiner Liebe bleiben“: Joh.15/4-10.
(82)
Weil solch ein Begriff [perceptio] vom Göttlichen in den Himmeln ist, so ist
auch jedem Menschen, der einigen Einfluß aus dem Himmel in sich aufnimmt,
eingepflanzt, sich Gott unter menschlicher Gestalt zu denken; dies taten
die Alten, dies tun auch die jetzt Lebenden, sowohl außerhalb als innerhalb der
Kirche; die Einfältigen sehen Ihn in Gedanken als einen Alten
in Lichtglanz. Allein dieses Eingepflanzte haben alle diejenigen
ausgelöscht, die den Einfluß aus dem Himmel durch die eigene Verständigkeit und
durch ein Leben des Bösen entfernt haben; die ihn durch die eigene Verständigkeit
ausgelöscht haben, wollen einen unschaubaren Gott; die [ihn] aber durch ein
Leben des Bösen [ausgelöscht, wollen] keinen Gott; jene und diese wissen nicht,
daß es ein solches Eingepflanztes gibt, weil es nicht bei ihnen ist,
während es doch das himmlisch Göttliche selbst ist, das vorzugsweise
[primario] aus dem Himmel bei den Menschen einfließt, weil der Mensch zum
Himmel geboren ist, und niemand in den Himmel kommt ohne die Idee des
Göttlichen.
(83)
Daher kommt, daß, wer nicht in der Idee des Himmels, das heißt nicht
in der Idee des Göttlichen ist, aus dem der Himmel [entstanden] ist, nicht
bis zur ersten Schwelle des Himmels erhoben werden kann; sobald er dahin
kommt, empfindet er Widerstand und starken Gegendruck; der Grund hiervon
ist, daß das Inwendige bei ihm, das den Himmel aufnehmen sollte, verschlossen
ist, weil es sich nicht in der Form des Himmels befindet,
ja sich um so fester verschließt, je näher er dem Himmel
kommt. Ein solches Los trifft diejenigen innerhalb der Kirche, die den Herrn
und welche, wie die Socinianer, Sein Göttliches leugnen; welches Los aber
denjenigen zuteil werde, die außerhalb der Kirche geboren sind, denen der Herr
nicht bekannt ist, weil sie das Wort nicht haben, wird man im folgenden
sehen.
(84)
Daß die Alten von dem Göttlichen die Vorstellung des Menschlichen gehabt haben,
erhellt aus den Erscheinungen des Göttlichen vor Abraham, Lot, Josua, Gideon,
Manoach, dessen Weib und anderen, welche, obwohl sie Gott als einen Menschen
gesehen hatten, Ihn dennoch als den Gott des Weltalls anbeteten, indem sie Ihn
den Gott des Himmels und der Erde und Jehovah nannten; daß es der Herr
war, Der von Abraham gesehen wurde, lehrt Er selbst bei Joh.8/56; daß auch
[Er es war, Der] den übrigen [erschien], erhellt aus den Worten des Herrn,
„daß niemand den Vater und Seine Gestalt gesehen, noch Seine Stimme gehört habe“: Joh.1/18; 5/37.
(85)
Daß aber Gott Mensch sei, kann von denen, die über alles aus dem Sinnlichen des
äußeren Menschen urteilen, nur schwer begriffen werden, denn der sinnliche
Mensch kann über das Göttliche nicht anders als aus der Welt und aus den
in ihr befindlichen Dingen denken, also den göttlichen und den geistigen
Menschen sich nur als eine körperlichen und natürlichen vorstellen; demgemäß
schließt er so: wäre Gott Mensch, so müßte Er so groß sein wie
das Weltall, und würde Er den Himmel und die Erde regieren, so müßte
dies in der Weise der Könige in der Welt durch viele geschehen;
wollte man ihm sagen, im Himmel sei keine Ausdehnung des Raumes wie
in der Welt, so würde er es durchaus nicht fassen; denn wer aus
der Natur und bloß aus ihrem Licht denkt, denkt durchaus nicht anders als nach
dem Ausgedehnten, wie es vor den Augen liegt; allein solche täuschen sich
gar sehr, wenn sie vom Himmel ebenso denken: das Ausgedehnte, das dort ist, ist
nicht wie das Ausgedehnte in der Welt; in der Welt ist das
Ausgedehnte abgegrenzt und darum meßbar, im Himmel aber ist das
Ausgedehnte nicht abgegrenzt und darum nicht meßbar; doch über das Ausgedehnte
im Himmel wird man im folgenden, wo vom Raum und der Zeit
in der geistigen Welt [die Rede sein wird, weiteres] sehen. Überdies weiß
jeder, wie weit die Sehkraft des Auges sich erstreckt, nämlich bis zur Sonne
und zu den Sternen, die [doch] so weit entfernt sind; wer höher
denkt, weiß auch, daß das innere Sehen, welche das des Denkens ist, sich noch
weiter erstreckt, und somit das noch inwendigere Sehen noch weiter [reicht]:
um wie viel weiter also das göttliche Sehen, welches das allerinnerste und
höchste ist ? Da nun die Gedanken solcher Ausdehnung fähig sind,
so werden auch alle Dinge des Himmels mit jeglichem in ihm geteilt,
somit alles, was zum Göttlichen gehört, das den Himmel macht und ihn erfüllt,
wie dies in den vorhergehenden Abschnitten gezeigt worden ist.
(86)
Die im Himmel wunderten sich, daß sich diejenigen Menschen für aufgeklärt
[intelligentes] halten, die, wenn sie an Gott denken, sich ein
unschaubares, unter keiner Gestalt erfaßbares Wesen denken; und daß sie die
Andersdenkenden Beschränkte, ja selbst Einfältige nennen, während doch das
Gegenteil statthat. Sie sagen, wenn doch solche, die sich deshalb für
aufgeklärt halten, sich prüfen möchten, ob sie nicht statt Gottes die
Natur sehen, einige diejenige, die vor Augen liegt, andere diejenige, die nicht
vor Augen liegt, und ob ihre Blindheit nicht so weit gehe, daß sie
nicht wissen, was Gott, was ein Engel, was ein Geist, was ihre nach dem Tode
fortlebende Seele, was das Leben des Himmels beim Menschen, und vieles andere
ist, das zur Einsicht gehört; während doch dies alles die von ihnen
so genannten Einfältigen auf ihre Weise wissen, indem sie von ihrem Gott
die Idee haben, daß Er das Göttliche in menschlicher Gestalt sei, vom
Engel, daß er ein himmlischer Mensch sei, von ihrer Seele, die nach dem
Tode fortleben soll, daß sie wie ein Engel sei, und vom Leben des Himmels beim
Menschen, daß es soviel sei als nach den göttlichen Geboten leben; daher
denn diese bei den Engeln aufgeklärt und für den Himmel geschickt, jene aber
im Gegenteil beschränkt heißen.
(13)
Gesammeltes
aus den
»Himmlischen Geheimnissen«
über den Herrn und
Sein Göttlich-Menschliches
Der Herr hatte das Göttliche schon von der Empfängnis her [ex ipsa conceptione] Nr. 4641, 4963, 5041, 5157, 6716, 10125. Der Herr allein hatte den göttlichen Samen, Nr. 1438. Seine Seele war Jehovah, Nr. 1999, 2004, 2005, 2018, 2025. So war das Innerste des Herrn das Göttliche selbst und die Umhüllung von der Mutter, Nr. 5041. Das Göttliche Selbst war das Sein des Lebens des Herrn, aus dem danach das Menschliche hervorging; und das Dasein aus diesem Sein wurde, Nr. 3194, 3210, 10370, 10372.
Innerhalb der Kirche, wo das Wort und durch dieses der Herr bekannt ist, darf das Göttliche des Herrn nicht geleugnet werden, noch das aus Ihm hervorgehende Heilige, Nr. 2359. Die innerhalb der Kirche den Herrn nicht anerkennen, haben keine Verbindung mit dem Göttlichen; anders [ist es bei denen], die außerhalb der Kirche sind, Nr. 10205. Das Wesentliche der Kirche ist, das Göttliche des Herrn und Seine Vereinigung mit dem Vater anerkennen, Nr. 10083, 10112, 10370, 10730, 10738, 10816-10818, 10820.
Im Wort wird mit vielem von der Verherrlichung des Herrn gehandelt, Nr. 10828, und überall im inneren Sinn des Wortes, Nr. 2249, 2523, 3245. Der Herr hat Sein Menschliches verherrlicht und nicht das Göttliche, weil dieses an sich schon verherrlicht war, Nr. 10057. Der Herr kam in die Welt, um Sein Menschliches zu verherrlichen, Nr. 3637, 4286, 9315. Der Herr hat Sein Menschliches verherrlicht durch die göttliche Liebe, die von der Empfängnis her in Ihm war, Nr. 4727. Die Liebe des Herrn zum ganzen Menschengeschlecht war das Leben des Herrn in der Welt, Nr. 2253. Die Liebe des Herrn übersteigt jeden menschlichen Verstand, Nr. 2077. Der Herr hat das menschliche Geschlecht dadurch errettet, daß Er Sein Menschliches verherrlichte, Nr. 4180, 10019, 10152, 10655, 10659, 10828. Sonst wäre das ganze Menschengeschlecht des ewigen Todes gestorben, Nr. 1676. Vom Stand der Verherrlichung und der Erniedrigung des Herrn, Nr. 1785, 1999, 2159, 6866. Die Verherrlichung, wenn vom Herrn die Rede ist, ist die Vereinigung Seines Menschlichen mit dem Göttlichen, und verherrlichen heißt: göttlich machen, Nr. 1603, 10053, 10828. Der Herr zog, als Er Sein Menschliches verherrlichte, alles Menschliche von der Mutter aus, bis dahin, daß Er nicht mehr ihr Sohn war, Nr. 2159, 2574, 2649, 3036, 10830.
Der Sohn Gottes von Ewigkeit war das göttlich Wahre im Himmel, Nr. 2628, 2798, 2803, 3195, 3704. Der Herr machte, als Er in der Welt war, auch Sein Menschliches zum göttlich Wahren aus dem göttlich Guten, das in Ihm war, Nr. 2803, 3194, 3195, 3210, 6716, 6864, 7014, 7499, 8127, 8724, 9199. Der Herr brachte damals alles bei Sich in die himmlische Form, die dem göttlich Wahren gemäß ist, Nr. 1928, 3633. Darum ward der Herr das Wort genannt, welches das göttlich Wahre ist, Nr. 2533, 2818, 2859, 2894, 3393, 3712. Der Herr allein hatte ein Wahrnehmen und Denken aus Sich selbst, und erhaben über alles Wahrnehmen und Denken der Engel, Nr. 1904, 1914, 1919.
Der Herr vereinigte das göttlich Wahre, das Er selbst [war], mit dem göttlich Guten, das in Ihm [war], Nr. 10047, 10052, 10076. Die Vereinigung war eine wechselseitige, Nr. 2004, 10067. Der Herr hat, als Er aus der Welt ging, auch Sein Menschliches zum göttlich Guten gemacht, Nr. 3210, 3736, 6864, 7499, 8724, 9199, 10076. Dies wird verstanden unter dem, daß Er vom Vater ausging und zum Vater zurückging, Nr. 3194, 3210. So ist Er eines geworden mit dem Vater, Nr. 2751, 3704, 4766. Nach der Vereinigung geht das göttlich Wahre vom Herrn aus, Nr. 3704, 3712, 3969, 4577, 5704, 7499, 8127, 8241, 9199, 9398. Wie das göttlich Wahre hervorgehe, ins Licht gesetzt, Nr. 7270, 9407. Der Herr vereinigte aus eigener Macht das Menschliche mit dem Göttlichen, Nr. 1616, 1749, 1752, 1813, 1921, 2025, 2026, 2523, 3141, 5005, 5045, 6716. Hieraus kann erhellen, daß das Menschliche des Herrn nicht war wie das Menschliche eines anderen Menschen, weil Er aus dem Göttlichen Selbst empfangen war, Nr. 10125, 10826. Seine Vereinigung mit dem Vater, aus dem Seine Seele [war], war nicht wie zwischen Zweien, sondern wie zwischen Seele und Leib, Nr. 3737, 10824.
Die Allerältesten [Antiquissimi, die Urmenschen] konnten nicht das göttliche Sein [Esse] anbeten, sondern das göttliche Dasein [Existere], welches das Göttlich-Menschliche ist, und der Herr kam dazu in die Welt, um das göttliche Dasein aus dem göttlichen Sein zu werden, Nr. 4687, 5321. Die Alten [Antiqui] erkannten das Göttliche an, weil es ihnen in menschlicher Gestalt erschien, und dies war ihnen das Göttlich-Menschliche, Nr. 5110, 5663, 6846, 10737. Das unendliche Sein konnte nicht in den Himmel bei den Engeln noch bei den Menschen einfließen, außer durch das Göttlich-Menschliche, Nr. 1646, 1990, 2016, 2034. Im Himmel wird kein anderes Göttliche erkannt als das Göttlich-Menschliche, Nr. 6475, 9267, 9303, 10067. Das Göttlich-Menschliche von Ewigkeit war das göttlich Wahre im Himmel und das durch den Himmel hindurchgehende Göttliche, somit das göttliche Dasein [Existere], das nachher im Herrn zum göttlichen Sein an sich [per se] wurde, aus dem das göttliche Dasein im Himmel, Nr. 3061, 6280, 6880, 10579. Wie der Zustand des Himmels vor der Ankunft des Herrn beschaffen war, Nr. 6371-6373. Das Göttliche war nicht erfaßbar [perceptibile] außer nachdem es durch den Himmel hindurchgegangen war, Nr. 6982, 6996, 7004.
Die Bewohner aller Weltkörper beten das Göttliche unter menschlicher Gestalt, somit den Herrn an, Nr. 6700, 8541-8547, 10736-10738. Sie freuen sich, wenn sie hören, daß Gott wirklich Mensch geworden sei, Nr. 9361. Der Herr nimmt alle auf, die im Guten sind und das Göttliche in menschlicher Gestalt anbeten, Nr. 9359. Gott kann nicht gedacht werden, außer in menschlicher Gestalt, und was unbegreiflich ist, fällt in keine Vorstellung, somit auch nicht in den Glauben, Nr. 9359, 9972. Der Mensch kann verehren, wovon er eine Vorstellung hat, nicht aber, wovon er keine hat, Nr. 4733, 5110, 5633, 7211, 9356, 10067. Darum wird von den meisten auf dem ganzen Erdkreis [in universo terrarum orbe]das Göttliche unter menschlicher Gestalt verehrt, und zwar geschieht dies infolge eines Einflusses aus dem Himmel, Nr. 10159. Alle, die dem Leben nach im Guten sind, denken sich, wenn sie an den Herrn denken, das Göttlich-Menschliche und nicht ein vom Göttlichen getrenntes Menschliche; anders diejenigen, die kein gutes Leben führen, Nr. 2326, 4724, 4731, 4766, 8878, 9193, 9198. Das Menschliche des Herrn ohne das Göttliche denken heutzutage in der Kirche diejenigen, die ihrem Leben nach im Bösen sind, dann auch die, welche in einem von der Liebtätigkeit getrennten Glauben sind, und sie fassen nicht, was das Göttlich-Menschliche [sein soll]: Gründe [warum], Nr. 3212, 3241, 4689, 4692, 4724, 4731, 5321, 6372, 8878, 9193, 9198. Daß das Menschliche des Herrn göttlich sei, weil es aus dem Sein des Vaters [gebildet wurde], das Ihm Seele [war], verdeutlicht durch die Ähnlichkeit des Vaters in seinen Kindern, Nr. 10269, 10372, 10823. Und weil es aus der göttlichen Liebe [gebildet wurde], die das eigentliche Sein [ipsum Esse] seines Lebens von der Empfängnis her war, Nr. 6872. Jeglicher Mensch ist so wie seine Liebe, und er ist seine Liebe, Nr. 6872, 10177, 10284. Der Herr hat all Sein Menschliches, sowohl das innere als das äußere, göttlich gemacht, Nr. 1603, 1815, 1902, 1926, 2083, 2093. Darum ist Er auch Seinem ganzen Körper nach auferstanden, anders als irgendein Mensch, Nr. 1729, 2083, 5078, 10825.
Daß das Menschliche des Herrn göttlich ist, wird erkannt aus Seiner Allgegenwart im heiligen Abendmahl, Nr. 2343, 2359. Und aus Seiner Verklärung vor den drei Jüngern, Nr. 3212, sowie auch aus dem Wort des Alten Testaments, sofern Er dort Gott heißt, Nr. 10154 sowie Jehovah, Nr. 1603, 1736, 1815, 1902, 2921, 4738, 5110, 6281, 6303, 8864, 9194, 9315. Im Buchstabensinn wird unterschieden zwischen Vater und Sohn oder Jehovah und dem Herrn, nicht aber im inneren Sinn des Wortes, in dem die Engel des Himmels sind, Nr. 3035. Daß man in der Christenheit das Menschliche des Herrn nicht als göttlich anerkannte, geschah in der Kirchenversammlung des Papstes wegen, damit dieser als Sein Stellvertreter anerkannt würde, Nr. 4738.
Die Christen wurden im anderen Leben geprüft, welcherlei Vorstellung sie von dem einen Gott hätten, und man fand, daß sie die Vorstellung dreier Götter haben, Nr. 2329, 5256, 10736-10738, 10821. Eine Dreifaltigkeit [Trinitas] oder ein dreifaltiges Göttliche [Trinum Divinum] in einer Person kann begriffen werden und in dieser Weise ein Gott, nicht aber in drei Personen, Nr. 10738, 10821, 10824. Ein dreifaches Göttliche im Herrn wird anerkannt im Himmel, Nr. 14, 15, 1729, 2005, 5256, 9303. Das Dreifaltige im Herrn ist das Göttliche Selbst, das der Vater heißt, das Göttlich-Menschliche, das der Sohn, und das ausgehende Göttliche, das der Heilige Geist [heißt], und dieses dreifache Göttliche ist Eines, Nr. 2149, 2156, 2288, 2321, 2329, 2447, 3704, 6993, 7182, 10738, 10822, 10823. Der Herr selbst lehrt, daß der Vater und Er eines seien, Nr. 1729, 2004, 2005, 2018, 2025, 2751, 3704, 3736, 4766, und daß das heilige Göttliche von Ihm ausgehe, und daß es das Seine sei, Nr. 3969, 4673, 6788, 6993, 7499, 8127, 8302, 9199, 9228,9229, 9270, 9407, 9818, 9820, 10330.
Das Göttlich-Menschliche fließt in den Himmel ein und macht den Himmel, Nr. 3038. Der Herr ist alles im Himmel und ist das Leben des Himmels, Nr. 7211, 9128. Der Herr wohnt in dem Seinigen bei den Engeln, Nr. 9338, 10125, 10151, 10157. Daher sind die, welche im Himmel sind, im Herrn, Nr. 3637, 3638. Die Verbindung des Herrn mit den Engeln verhält sich gemäß der Aufnahme des Guten der Liebe und Liebtätigkeit von Ihm, Nr. 904, 4198, 4205, 4211, 4220, 6280, 6832, 7042, 8819, 9680, 9682, 9683, 10106, 10811. Der gesamte Himmel bezieht sich auf den Herrn, Nr. 551, 552. Der Herr ist der gemeinsame Mittelpunkt des Himmels, Nr. 3633. Alle dort kehren sich dem Herrn zu, Der über den Himmeln ist, Nr. 9828, 10130, 10189. Doch kehren nicht die Engel sich dem Herrn zu, sondern der Herr kehrt dieselben Sich zu, Nr. 10189. Es ist nicht eine Gegenwart der Engel beim Herrn, sondern eine Gegenwart des Herrn bei den Engeln, Nr. 9415. Es findet im Himmel keine Verbindung mit dem Göttlichen Selbst statt, sondern mit dem Göttlich-Menschlichen, Nr. 4211, 4724, 5633.
Der Himmel entspricht dem Göttlich-Menschlichen des Herrn, und daher ist der Himmel in seiner Gesamtheit wie ein Mensch, und darum wird der Himmel der Größte Mensch genannt, Nr. 2996, 2998, 3624-3649, 3741-3745, 4625. Der Herr ist der alleinige Mensch, und nur diejenigen sind Menschen, die das Göttliche von Ihm aufnehmen, Nr. 1894. Inwieweit sie [Ihn] aufnehmen, insoweit sind sie Menschen und Seine Ebenbilder, Nr. 8547. Darum sind die Engel Formen der Liebe und Liebtätigkeit in menschlicher Gestalt, und zwar dies vom Herrn, Nr. 3804, 4735, 4797, 4985, 5199, 5530, 9879, 10177.
Der gesamte Himmel ist des Herrn, Nr. 2751, 7086. Sein ist alle Gewalt in den Himmeln und auf Erden, Nr. 1607, 10089, 10827. Weil der Herr den gesamten Himmel regiert, so regiert Er auch alles, was von diesem abhängt, somit alles in der Welt, Nr. 2026, 2027, 4523, 4524. Der Herr allein hat die Macht, die Höllen zu entfernen, [die Macht] vom Bösen abzuhalten und im Guten zu erhalten, somit selig zu machen, Nr. 10019.
(14)
ES BESTEHT EINE ENTSPRECHUNG
ALLER TEILE DES HIMMELS MIT
ALLEN TEILEN DES MENSCHEN
(87)
Was Entsprechung [correspondentia] sei, weiß man heutzutage nicht; daß man
es nicht weiß, rührt von mehrerlei Ursachen her; die hauptsächlichste ist,
daß der Mensch sich vom Himmel entfernt hat durch die Liebe zu sich und
zur Welt; denn wer sich und die Welt über alles liebt, der hat sein Absehen auf
nichts anderes, als auf weltliche Dinge, weil diese den äußeren Sinnen
schmeicheln und die Genußsucht ergötzen, nicht aber auf die geistigen Dinge,
weil diese die inneren Sinne ansprechen und das Gemüt erfreuen; weshalb man
diese von sich stößt und sagt, sie seien zu hoch, als daß sie Gegenstand
des Denkens sein könnten. Anders verhielten sich die Alten; ihnen war die
Wissenschaft der Entsprechungen die vornehmste aller Wissenschaften; durch sie
auch gelangten sie zur Einsicht und Weisheit; und die Angehörigen der Kirche
hatten durch sie Gemeinschaft mit dem Himmel; denn die Wissenschaft der
Entsprechungen ist eine Engelwissenschaft. Die Urmenschen [Antiquissimi], die
himmlische Menschen waren, dachten, wie die Engel, aus der Entsprechung selbst;
darum auch redeten sie mit den Engeln und darum erschien ihnen öfter der Herr
und unterrichtete sie. Heutzutage aber ist diese Wissenschaft so ganz
verloren gegangen, daß man nicht mehr weiß, was Entsprechung ist72.
(88)
Da nun ohne die Kenntnis dessen, was Entsprechung ist, nichts im Licht
erkannt werden kann von der geistigen Welt, noch von ihrem Einfluß in die
natürliche, noch auch nur, was das Geistige ist gegenüber dem Natürlichen, noch
etwas im Licht vom Geist des Menschen, den man die Seele nennt, und von
seiner Einwirkung auf den Körper, noch vom Zustand des Menschen nach dem Tod;
so muß gesagt werden, was Entsprechung ist und wie sie beschaffen ist:
so wird dann auch der Weg zum folgenden gebahnt.
(89)
Zuerst also soll gesagt werden, was Entsprechung ist: die ganze natürliche Welt
entspricht der geistigen Welt; nicht nur die natürliche Welt
im allgemeinen, sondern auch im einzelnen; weshalb alles, was
in der natürlichen Welt aus der geistigen entsteht [existit],
Entsprechendes heißt. Man muß wissen, daß die natürliche Welt aus der geistigen
Welt entsteht und besteht, ganz wie die Wirkung aus ihrer wirkenden Ursache.
Natürliche Welt heißt all das Ausgedehnte, das unter der Sonne ist und aus ihr
Wärme und Licht empfängt, und zu dieser Welt gehört alles, was von jener
aus besteht. Die geistige Welt aber ist der Himmel und zu dieser Welt
gehört alles, was in den Himmeln ist.
(90)
Weil der Mensch der Himmel und auch die Welt in kleinster Gestalt ist,
nach dem Bild des Größten [man sehe Nr. 57], darum ist bei ihm die geistige
Welt und die natürliche Welt: das Inwendige, das zu seinem Gemüt gehört
und sich auf Verstand und Willen bezieht, macht seine geistige Welt aus; das
Auswendige aber, das zu seinem Körper gehört, und sich auf dessen Sinne
und Handlungen bezieht, macht seine natürliche Welt aus. Alles daher, was
in seiner natürlichen Welt, das heißt, in seinem Körper und dessen
Sinnen und Handlungen, aus seiner geistigen Welt, das heißt, aus seinem Gemüt
und dessen Verstand und Willen, entsteht, heißt Entsprechendes.
(91)
Welcherlei die Entsprechung sei, kann man beim Menschen an seinem
Angesicht sehen; in einem Gesicht, das sich nicht zu verstellen
gelernt hat, stellen sich alle Regungen des Gemüts in natürlicher Gestalt
wie im Abdruck dar (daher das Angesicht der Angeber des Gemüts genannt
wird), somit seine geistige Welt in seiner natürlichen Welt; ebenso die
Dinge des Verstandes in der Rede; und die Dinge des Willens in den
Bewegungen des Körpers. Das also, was im Körper vorgeht, sei es im
Angesicht, sei es in der Rede, sei es in den Gebärden, heißt
Entsprechung.
(92)
Hieraus kann man auch sehen, was der innere Mensch und was der äußere ist; daß
nämlich der innere Mensch derjenige ist, welcher der geistige Mensch, und der
äußere derjenige, welcher der natürliche Mensch genannt wird. Dann auch, daß
der eine vom anderen unterschieden ist, wie der Himmel von der Welt, sowie
auch, daß alles, was im äußeren oder natürlichen Menschen geschieht und
entsteht, vom inneren oder geistigen Menschen her geschieht und entsteht.
(93)
Im Bisherigen ist die Rede gewesen von der Entsprechung des inneren oder
geistigen Menschen mit seinem äußeren oder natürlichen; im folgenden soll
nun gehandelt werden vom Entsprechungsverhältnis des ganzen Himmels zu den
Einzelteilen des Menschen.
(94)
Es ist gezeigt worden, daß der ganze Himmel einen Menschen darstellt,
und daß er ein Mensch im Bilde ist und darum auch der Größte Mensch
heißt; es ist auch gezeigt worden, daß infolgedessen die
Engelgesellschaften, aus denen der Himmel besteht, geordnet sind wie die
Gliedmaßen, Organe und inneren Teile im Menschen, und daß es demnach
solche gibt, die sich im Haupt, solche, die sich in der Brust,
solche, die sich in den Armen, und solche, die sich in deren
einzelnen Teilen befinden, (man sehe Nr. 59 - 72). Die Gesellschaften
nun, die sich in einem gewissen Glied daselbst befinden, entsprechen dem
gleichen Glied im Menschen; so z.B. die dort im Haupt sind,
entsprechen dem Haupt am Menschen; die dort in der Brust sind,
entsprechen der Brust am Menschen; und die dort in den Armen sind,
entsprechen den Armen am Menschen; und so bei den übrigen; infolge
dieser Entsprechung besteht der Mensch; denn der Mensch hat nirgend anderswoher
sein Bestehen als aus dem Himmel.
(95)
Daß der Himmel in zwei Reiche abgeteilt ist, deren eines das himmlische
Reich heißt, das andere das geistige Reich, sehe man oben in seinem
Abschnitt: das himmlische Reich entspricht im allgemeinen dem Herzen und
allem, was im ganzen Leib zum Gebiet des Herzens gehört; und das geistige
Reich entspricht der Lunge und allem, was im ganzen Körper zu ihr
gehört. Das Herz und die Lunge bilden auch zwei Reiche im Menschen; das
Herz regiert in ihm durch die Schlag- und Blutadern und die Lunge durch
die Nerven- und Bewegfibern, beide in jeglicher Kraft und Bewegung.
In jedem Menschen sind auch in seiner geistigen Welt, die sein
geistiger Mensch heißt, zwei Reiche; das eine ist das des Willens und das
andere das des Verstandes; der Wille regiert durch die Neigungen zum Guten, der
Verstand durch die Neigungen zum Wahren; diese Reiche entsprechen auch den
Reichen des Herzens und der Lunge im Körper: ebenso in den Himmeln;
das himmlische Reich ist das Wollende des Himmels, und in ihm herrscht das
Gute der Liebe, und das geistige Reich ist das Verständige des Himmels, und
in ihm herrscht das Wahre: diese sind das, was den Verrichtungen des
Herzens und der Lunge im Menschen entspricht. Von dieser Entsprechung
rührt her, daß das Herz im Wort den Willen und auch das Gute der Liebe
bezeichnet, und das Atemholen der Lunge den Verstand und das Wahre des
Glaubens; daher kommt auch, daß dem Herzen Neigungen zugeschrieben werden,
obgleich sie nicht in ihm sind und nicht aus ihm kommen73.
(96)
Das Entsprechungsverhältnis der zwei Reiche des Himmels zum Herzen und der
Lunge ist das allgemeine Entsprechungsverhältnis des Himmels zum Menschen; ein
weniger allgemeines aber ist das zu den einzelnen Gliedmaßen, Organen und
inneren Teilen desselben; und welcherlei dieses sei, soll nun auch gesagt
werden: Diejenigen im Größten Menschen, das ist im Himmel, die sich
im Haupt befinden, sind vor den übrigen in allem Guten; denn sie sind
in der Liebe, im Frieden, in der Unschuld, Weisheit, Einsicht,
und hieraus in der Freude und Seligkeit; diese fließen in das Haupt
und in alle Dinge ein, die beim Menschen zum Haupt gehören, und
entsprechen ihnen. Diejenigen im Größten Menschen, das ist im Himmel,
die sich in der Brust befinden, sind im Guten der Liebtätigkeit und
des Glaubens und fließen auch in die Brust des Menschen ein und
entsprechen ihr. Diejenigen aber im Größten Menschen oder dem Himmel, die
sich in den Lenden und in den Zeugungsorganen daselbst befinden, sind
in der ehelichen Liebe. Die in den Füßen sich befinden, sind
im letzten Guten des Himmels, welches Gute das geistig Natürliche heißt. Die
sich in den Armen und Händen befinden sind in der Macht des Wahren
aus dem Guten. Die in den Augen Befindlichen sind im Verstand. Die
in den Ohren sind im Aufmerken und Gehorsam. Die in der Nase
sind in der Wahrnehmung [in perceptione]. Die im Mund und
in der Zunge Befindlichen sind in der Redefertigkeit
[in sermocinatione] aus dem Verstand und der Wahrnehmung. Die in den
Nieren Befindlichen sind in dem sichtenden, ausscheidenden und
zurechtweisenden Wahren. Die in der Leber, Gekrösedrüse und Milz Befindlichen
sind in mannigfaltiger Reinigung des Guten und Wahren: anders wieder bei
den übrigen. Sie fließen in die ähnlichen Teile des Menschen ein und
entsprechen ihnen. Der Einfluß des Himmels geht in die Verrichtungen
[functiones] und Nutzzwecke [usus] der Glieder ein, und die Nutzzwecke, weil
sie aus der geistigen Welt stammen, gestalten sich in solche Dinge, die
in der natürlichen Welt sind, und stellen sich so in der Wirkung dar;
daher rührt die Entsprechung.
(97)
Daher kommt, daß durch ebendieselben Gliedmaßen, Organe und inneren Teile
[viscerea] im Wort ähnliches bezeichnet wird, denn in diesem hat
alles seine Bedeutung gemäß den Entsprechungen; durch das Haupt wird daher die
Einsicht und Weisheit bezeichnet; durch die Brust die Liebtätigkeit; durch die
Lenden die eheliche Liebe; durch die Arme und Hände die Macht des Wahren; durch
die Füße das Natürliche; durch die Augen der Verstand; durch die Nase die
Wahrnehmung [perceptio]; durch die Ohren der Gehorsam; durch die Nieren die
Sichtung [lustratio] des Wahren, und so weiter74. Daher kommt auch, daß der Mensch zu sagen pflegt, wenn von einem
Einsichtsvollen und Weisen [die Rede ist], er habe Kopf; von demjenigen,
der in der Liebtätigkeit steht, er sei ein Busenfreund; von
demjenigen, der in der Wahrnehmung ist, er habe eine scharfe Nase;
von dem, der in der Einsicht ist, er habe ein scharfes Auge; von dem,
der in der Macht ist, er habe weitreichende [oder lange] Hände; von
dem, der aus Liebe will, [er wolle es] von Herzen; diese und viele andere
Redensarten des Menschen rühren von der Entsprechung her; denn dergleichen
stammen aus der geistigen Welt, obgleich der Mensch es nicht weiß.
(98)
Daß ein solches Entsprechungsverhältnis aller Dinge des Himmels zu allen
Dingen des Menschen statthabe, ist mir durch vielfältige Erfahrung gezeigt
worden, und zwar durch so häufige, daß ich davon als von einer ganz
augenscheinlichen und unbezweifelbaren Sache völlig überzeugt worden bin; sie
aber ganz hier anzuführen, ist nicht nötig, noch auch der Menge wegen zulässig;
man kann sie angeführt finden in den »Himmlischen Geheimnissen«,
wo von den Entsprechungen, von den Vorbildungen, vom Einfluß der geistigen
Welt in die natürliche und von der Verbindung der Seele und des Leibes
gehandelt wird75.
(99)
Obwohl nun aber alle zum Menschen hinsichtlich des Körpers gehörigen Dinge
allen Dingen des Himmels entsprechen, so ist doch der Mensch nicht seiner
äußeren Form nach ein Ebenbild des Himmels, sondern nach seiner inneren; denn
das Inwendige des Menschen nimmt den Himmel auf, und sein Auswendiges nimmt die
Welt auf; inwieweit also sein Inwendiges den Himmel aufnimmt, insoweit ist der
Mensch hinsichtlich desselben ein Himmel in kleinster Gestalt nach dem
Bilde des Größten; inwieweit aber sein Inwendiges [denselben] nicht aufnimmt, insoweit
ist er nicht Himmel und nicht Bild des Größten; dennoch aber kann das
Auswendige, das die Welt aufnimmt, in einer Gestalt sein gemäß der Ordnung
der Welt, und infolgedessen in mancherlei Schönheit; denn die äußere
Schönheit, nämlich die des Körpers, rührt von den Eltern und von der Bildung
im Mutterleib her und wird nachher erhalten durch den allgemeinen Einfluß
aus der Welt; daher kommt, daß die natürliche Gestalt des Menschen sehr
verschieden ist von der Gestalt seines geistigen Menschen. Es wurde einige
Male gezeigt, wie der Geist eines Menschen seiner Gestalt nach beschaffen war,
und man sah, daß er in einigen, die schön und lieblich von Angesicht
waren, häßlich, schwarz und monströs war, so daß du ihn ein Bild der
Hölle, nicht des Himmels nennen würdest; daß er aber in anderen, die
nicht schön waren, wohlgestalt, weiß und engelähnlich war; wirklich erscheint
auch der Geist des Menschen nach dem Tode so wie er im Körper war,
solang er auf der Welt in diesem lebte.
(100)
Die Entsprechung erstreckt sich aber noch weiter als auf den Menschen, denn
es findet auch eine Entsprechung der Himmel unter sich statt; dem dritten
oder innersten Himmel entspricht der zweite oder mittlere Himmel, und dem
zweiten oder mittleren Himmel entspricht der erste oder unterste Himmel, und
dieser entspricht den körperlichen Gebilden im Menschen, welche seine
Gliedmaßen, Organe und inneren Teile heißen; so ist es das
Körperliche, in das der Himmel zuletzt sich endigt und auf dem er als
auf seiner Grundlage ruht. Allein dieses Geheimnis soll anderwärts
vollständiger entwickelt werden.
(101)
Man muß jedoch vor allem wissen, daß alle Entsprechung, die mit dem Himmel
besteht, [ein Entsprechungsverhältnis] zu dem Göttlich-Menschlichen des
Herrn ist, weil von Ihm der Himmel herrührt und Er der Himmel ist, wie
dies in den vorhergehenden Abschnitten gezeigt worden ist; denn würde
nicht das Göttlich-Menschliche in alle Teile des Himmels und gemäß den
Entsprechungen in alle Teile der Welt einfließen, so gäbe es keinen
Engel, so gäbe es auch keinen Menschen. Hieraus erhellt wiederum,
warum der Herr Mensch geworden ist und Sein Göttliches mit Menschlichem vom
ersten bis zum letzten bekleidet hat, daß es nämlich geschah, weil das
Göttlich-Menschliche, aus dem der Himmel vor der Ankunft des Herrn [sich
bildete], nicht mehr zureichte, alles [in seinem Bestand]
zu erhalten, da der Mensch, der die Unterlage der Himmel ist, die
Ordnung erschüttert und zerstört hatte. Was und welcherlei das
Göttlich-Menschliche war, das vor der Ankunft des Herrn bestand, und wie der
Zustand des Himmels damals beschaffen war, sehe man im Zusammentrag zum
vorhergehenden Abschnitt.
(102)
Die Engel erstaunen, wenn sie hören, daß es Menschen gibt, die alles der
Natur und nichts dem Göttlichen zuschreiben, und auch solche, die glauben, daß
ihr Leib, in den so viele bewundernswerte Dinge des Himmels
zusammengetragen sind, aus der Natur zusammengeflossen sei, ja daß sogar
auch das Vernünftige des Menschen von daher stamme; während sie doch, wenn sie
nur einigermaßen den Geist erheben wollen, sehen können, daß dergleichen Dinge
aus dem Göttlichen und nicht aus der Natur stammen, und daß die Natur nur
erschaffen ist, um das Geistige zu bekleiden, und es in
entsprechender Weise im Letzten der Ordnung darzustellen; allein sie vergleichen
solche den Nachteulen, die in der Finsternis und nichts im Lichte
sehen.
(15)
ES BESTEHT EIN ENTSPRECHUNGSVERHÄLTNIS
DES HIMMELS ZU ALLEN DINGEN DER ERDE
(103)
Was die Entsprechung sei, ist im vorhergehenden Abschnitt gesagt und dort
auch gezeigt worden, daß alle und jede [Teile] des beseelten Körpers
Entsprechungen sind; nun ist, der Ordnung gemäß, noch zu zeigen, daß alle
Teile der Erde, und überhaupt alle Teile der Welt, Entsprechungen sind.
(104)
Alle Dinge der Erde werden in drei Gattungen abgeteilt, welche Reiche
heißen, nämlich das Tierreich, das Pflanzenreich und das Mineralreich; was
im Tierreich ist, ist Entsprechung im ersten Grad, weil es lebt;
was im Pflanzenreich ist, ist Entsprechung im zweiten Grad, weil es bloß
wächst; was im Mineralreich ist, ist Entsprechung im dritten Grad,
weil es nicht lebt und auch nicht wächst. Die Entsprechungen
im Tierreich sind die lebenden Wesen verschiedener Art, sowohl die, welche
auf der Erde schreiten und kriechen, als diejenigen, die in der Luft fliegen,
die hier nicht im besonderen benannt werden, weil sie bekannt sind. Die
Entsprechungen im Pflanzenreich sind alles, was in Gärten, Wäldern,
Äckern und Feldern wächst, und blüht, und auch nicht benannt wird, weil
es ebenfalls bekannt ist. Die Entsprechungen im Mineralreich sind die
edleren und unedleren Metalle, die kostbaren und nicht kostbaren Steine und die
verschiedenen Erdarten, dann auch die Wasser. Außer diesen sind auch
Entsprechungen die Dinge, welche durch menschlichen Fleiß aus jenen zum Gebrauch
bereitet werden, wie alle Arten von Speisen, Kleidungsstücken, Häusern,
Gebäuden und vieles andere mehr.
(105)
Was über der Erde ist, wie Sonne, Mond, Sterne, und auch, was in den
Atmosphären ist, wie Wolken, Nebel, Regen, Blitze, Donner, sind auch Entsprechungen.
Was von der Sonne ausgeht, ihre Gegenwart und Abwesenheit, wie Licht und
Schatten, Wärme und Kälte, sind ebenfalls Entsprechungen; ebenso, was eine
Folge hiervon ist, wie die Jahreszeiten, die man Frühling, Sommer, Herbst und
Winter nennt; und die Tageszeiten, wie Morgen, Mittag, Abend und Nacht.
(106)
Mit einem Wort, alle Dinge, die in der Natur entstehen, von ihrem
Kleinsten bis zum Größten, sind Entsprechungen76. Sie sind aber Entsprechungen, weil die natürliche Welt mit all dem
Ihrigen aus der geistigen Welt entsteht und besteht, und beide aus dem
Göttlichen; wir sagen, daß sie [so] auch bestehe, weil alles davon besteht,
wovon es entstanden ist [denn das Bestehen ist ein fortwährendes
Entstehen], und weil nichts bestehen kann durch sich, sondern durch ein ihm
Vorhergehendes, somit durch das Erste; wird es also von diesem getrennt,
so geht es völlig zugrunde und verschwindet.
(107)
Ein Entsprechendes ist alles das, was in der Natur nach der göttlichen
Ordnung entsteht und besteht. Die göttliche Ordnung ist eine Wirkung des
göttlichen Guten, das vom Herrn ausgeht; sie fängt bei Ihm an, geht von Ihm aus
durch die Himmel allmählich in die Welt und endigt sich im Letzten
in ihr; was in dieser der göttlichen Ordnung gemäß ist, ist
Entsprechung; der Ordnung gemäß ist in ihr alles, was gut und vollkommen
ist zu Erfüllung eines Nutzzwecks; denn alles Gute ist gut gemäß dem
Nutzen [den es schafft], die Form bezieht sich auf das Wahre, weil das
Wahre die Form des Guten ist; daher kommt, daß alles in der gesamten Welt
und in der Natur der Welt, was in der göttlichen Ordnung ist, sich
auf das Gute und Wahre zurückbezieht77.
(108)
Daß alle Dinge in der Welt aus dem Göttlichen entstehen und in der
Natur mit solchem bekleidet werden, durch das sie in ihr sein und Nutzen
schaffen und so entsprechen können, zeigt sich deutlich an den
einzelnen Erscheinungen sowohl in dem beseelten als im Pflanzenreich;
in beiden sind solche Dinge, an denen jeder, wenn er aus dem
Inwendigen denkt, sehen kann, daß sie aus dem Himmel stammen; zur Beleuchtung
mag von Unzähligem nur weniges erwähnt werden; hier zuerst einiges aus dem
Tierreich: Welch ein Wissen in ihm jedem Tiere gleichsam eingepflanzt
sei, ist vielen bekannt; die Bienen wissen den Honig aus den Blumen
zu sammeln, aus dem Wachs Zellen zu bauen, in denen sie ihren
Honig niederlegen können und so sich und die ihrigen mit Speise
zu versehen, auch für den künftigen Winter; ihr Weibchen legt Eier, die
übrigen dienen und bebrüten diese, damit ein neues Geschlecht daraus entstehe;
sie leben in einer gewissen Regierungsform, die sie infolge des
Eingepflanzten alle kennen; die nützlichen erhalten sie, und die unnützen
werfen sie aus und nehmen ihnen die Flügel; außer anderem Wunderbaren, das
ihnen aus dem Himmel des Nutzzweckes wegen [zukommt]; denn das Wachs dient auf
dem ganzen Erdkreis dem Menschengeschlecht zu leuchten und der Honig
zu Versüssung der Speisen. Was geht nicht mit den Raupen vor, die doch
im Tierreich das Verachtetste sind ? Sie wissen sich mit dem Saft aus
den für sie tauglichen Blättern zu nähren und dann, wenn ihre Zeit vorüber
ist, sich mit einer Hülle zu umgeben und gleichsam in einen Gebärleib
zu legen und so die Brut ihrer Gattung auszubringen. Einige derselben
verwandeln sich zuerst in Puppen und Goldpuppen [chrysalides], und spinnen
Fäden, und nach vollbrachter Arbeit werden sie mit einem anderen Körper
geschmückt und mit Flügeln versehen und fliegen in der Luft wie
in ihrem Himmel, begatten sich dann, legen Eier und sorgen für eine
Nachkommenschaft. Außer den hier besonders genannten kennen überhaupt alle
geflügelten Tiere unter dem Himmel ihre Speisen, durch die sie ernährt werden,
und zwar nicht nur welcherlei, sondern auch wo sie sind; sie wissen sich
Nester zu bauen, die eine Gattung anders als die andere, Eier darin
zu legen, sie auszubrüten, ihre Jungen auszubringen und zu ernähren
und sie aus dem Haus zu treiben, sobald sie selbständig sein können; sie
kennen auch ihre Feinde, die sie fliehen müssen, und ihre Freunde, denen sie
sich beigesellen mögen, und zwar dies schon von der ersten Kindheit an:
zu geschweigen die Wunderdinge in den Eiern selbst, in denen
schon alles für die Bildung und Ernährung des werdenden Tierchens
in seiner Ordnung bereitgelegt ist; außer Unzähligem anderem. Wer, der aus
einiger Vernunftweisheit heraus denkt, würde wohl je sagen können, daß
diese Dinge anderswoher kommen als aus der geistigen Welt, der die natürliche
dazu dient, das, was von daher stammt, mit einem Leib zu bekleiden, oder
das, was geistig in seiner Ursache ist, in der Wirkung darzustellen.
Daß die Tiere auf dem Erdboden und die geflügelten Tiere unter dem Himmel
in all jene Kenntnis geboren werden, nicht aber der Mensch, der doch mehr
ist als sie, hat seinen Grund darin, daß die Tiere in der Ordnung ihres
Lebens sind, und dasjenige, was in ihnen aus der geistigen Welt ist, nicht
zerstören konnten, weil ihnen das Vernunftgebiet fehlt; anders der Mensch, der
aus der geistigen Welt denkt; weil dieser durch ein Leben wider die Ordnung,
dem die Vernünftelei günstig war, jenes bei sich verkehrt hat, so kann
er nicht anders, als in lautere Unwissenheit geboren und hernach
[nur] durch die göttlichen Mittel in die Ordnung des Himmels zurückgeführt
werden.
(109)
Wie die Dinge im Pflanzenreich entsprechen, kann aus vielem erhellen;
so z.B. daß winzige Samenkörnchen zu Bäumen emporwachsen, Blätter und
Blüten treiben und nachher Früchte bringen, in denen [sich] wiederum Samen
bilden, und daß diese Dinge nach und nach entstehen und zugleich in so
bewundernswerter Ordnung bestehen, daß es nicht mit wenigem beschrieben
werden kann; es müßten große Bücher sein, und doch würden die tieferen
Geheimnisse, die ihren Nutzzwecken näher liegen, nicht durch die Wissenschaft
ergründet werden können. Weil auch diese Dinge aus der geistigen Welt oder dem
Himmel stammen, der, wie oben in seinem Abschnitt gezeigt worden ist,
menschliche Gestalt hat, so haben auch die Einzelheiten in diesem
Reich eine gewisse Beziehung auf die Dinge, die beim Menschen sind, was auch
einigen in der gelehrten Welt bekannt ist. Das auch alle Dinge
in diesem Reich Entsprechungen sind, stellte sich mir durch viele
Erfahrung heraus; denn öfter, wenn ich in Gärten war und dort die Bäume,
Früchte, Blumen und Hülsenfrüchte betrachtete, bemerkte ich im Himmel die
Entsprechungen, und redete darüber mit denen, bei denen sie waren, und ward
unterrichtet, woher sie kamen und wie sie beschaffen waren.
(110)
Allein die geistigen Dinge im Himmel, denen die natürlichen in der
Welt entsprechen, kann heutzutage niemand anders als aus dem Himmel
kennenlernen, weil die Wissenschaft der Entsprechungen heutzutage gänzlich
verlorengegangen ist; wie aber das Entsprechungsverhältnis der geistigen Dinge
zu den natürlichen beschaffen ist, möchte ich durch einige Beispiele
beleuchten. Die beseelten Wesen auf Erden entsprechen im allgemeinen den
Neigungen, die zahmen und nützlichen den guten Neigungen, die wilden und
unnützen den bösen Neigungen; im besonderen entsprechen Rinder und Stiere
den Neigungen des natürlichen Gemüts; Schafe und Lämmer den Neigungen des
geistigen Gemüts; geflügelte Tiere aber je nach ihren Arten dem
Verständigen beiderlei Gemüts78; daher kommt, daß verschiedene Tiere, wie Rinder, Stiere, Widder,
Schafe, Ziegen, Böcke, männliche und weibliche Lämmer, dann auch Tauben und Turteltauben
in der israelitischen Kirche, die eine vorbildliche Kirche war,
zu heiligem Gebrauch genommen und damit Schlachtopfer und Brandopfer
gebracht wurden, denn sie entsprachen bei dieser Verwendung den geistigen
Dingen, die im Himmel nach den Entsprechungen verstanden wurden. Daß auch
die Tiere nach ihren Gattungen und Arten Neigungen sind, hat seinen Grund
darin, daß sie leben, und das Leben eines jeden nicht anderswoher als aus dem
Trieb stammt und ihm gemäß ist; daher hat jedes Tier ein angeborenes Wissen
nach dem Trieb seines Lebens; auch der Mensch ist ihnen ähnlich nach seinem
natürlichen Menschen, weshalb er ihnen auch verglichen wird
im gemeinen Sprachgebrauch, so daß man z.B. den Sanftmütigen ein
Schaf oder Lamm, den Wilden einen Bären oder Wolf, den Schlauen einen Fuchs
oder eine Schlange nennt, und so fort.
(111)
Ein ähnliches Entsprechungsverhältnis besteht zu den Gegenständen
im Pflanzenreich: Der Garten im allgemeinen entspricht dem Himmel
hinsichtlich der Einsicht und Weisheit, weshalb der Himmel ein Garten Gottes
und ein Paradies genannt wird79, und auch vom Menschen das himmlische Paradies. Die Bäume je nach
ihren Arten entsprechen den Wahrnehmungen und Erkenntnissen des Guten und
Wahren, aus denen Einsicht und Weisheit kommt; darum hatten die Alten, die
in der Kenntnis der Entsprechungen waren, ihren Gottesdienst
in Hainen80; und daher kommt, daß im Wort so oft Bäume genannt werden
und ihnen der Himmel, die Kirche und der Mensch verglichen wird, wie dem
Weinstock, dem Ölbaum, der Zeder und anderen, und das Gute, das sie tun, den
Früchten. Auch die Speisen, die aus ihnen, besonders aus den eingeernteten
Feldfrüchten bereitet werden, entsprechen den Neigungen zum Guten und Wahren,
und dies darum, weil diese das geistige Leben nähren, wie die irdischen Speisen
das natürliche81. Das daraus bereitete Brot entspricht im allgemeinen der Neigung
zu allem Guten, weil es mehr als die übrigen [Speisen] das Leben
erhält, und weil unter demselben jegliche Speise verstanden wird; wegen dieser
Entsprechung nennt auch der Herr Sich das Brot des Lebens; auch waren
ihretwegen in der israelitischen Kirche die Brote
im gottesdienstlichen Gebrauch; denn sie wurden auf den Tisch in der
Stiftshütte gelegt und Schaubrote genannt; auch wurde aller Gottesdienst, der
durch Schlacht- und Brandopfer vermittelt wurde, Brot genannt; dieser
Entsprechung wegen ist auch das Heiligste des Gottesdienstes in der
christlichen Kirche das heilige Abendmahl, bei denen Brot und Wein gereicht
wird82. Aus diesem
wenigen kann erhellen, wie die Entsprechung beschaffen ist.
(112)
Wie eine Verbindung des Himmels mit der Welt durch Entsprechungen bewirkt wird,
soll auch mit wenigem gesagt werden: das Reich des Herrn ist ein Reich der
Zwecke, welche Nutzwirkungen [usus] sind, oder, was dasselbe ist, es ist
ein Reich der Nutzwirkungen, welche die Zwecke sind. Darum ist vom Göttlichen
das Weltall so geschaffen und gebildet worden, daß die Nutzzwecke
allenthalben sich in solche Dinge einkleiden können, durch die sie
in Tätigkeit oder in Wirkung dargestellt werden, zuerst
im Himmel und dann in der Welt, mithin stufenmäßig allmählich bis zum
Letzten der Natur herab, woraus erhellt, daß das Entsprechungsverhältnis der
natürlichen Dinge zu den geistigen aus der Welt zum Himmel durch die Zweckmäßigkeiten
[usus] vermittelt wird, und daß die Zweckmäßigkeiten das Verbindende sind;
sowie auch, daß die Formen, in welche die Zweckmäßigkeiten eingekleidet
sind, insoweit Entsprechungen und insoweit Verbindungen sind, als sie Formen
der Nutzzwecke sind. In der Natur der Welt, in deren dreifachem
Reich, sind alle Dinge, die darin der Ordnung gemäß sind, Formen von
Nutzzwecken, oder Wirkungen, die von einem Nutzzweck zu [weiterem]
Nutzzweck fortgebildet worden sind, weshalb auch die darin befindlichen Dinge
Entsprechungen sind. Beim Menschen aber sind, inwieweit er nach der
göttlichen Ordnung lebt, inwieweit er also in der Liebe zum Herrn und
in der Liebetätigkeit gegen den Nächsten ist, insoweit sind auch seine
Handlungen Nutzzwecke in [ihrer] Ausgestaltung, und sind Entsprechungen,
durch die er mit dem Himmel verbunden wird; den Herrn und den Nächsten
lieben heißt, im allgemeinen Nutzen schaffen83. Weiter ist zu wissen, daß es der Mensch ist, durch den die
natürliche Welt mit der geistigen verbunden wird, oder daß er das Mittel
der Verbindung ist; denn in ihm ist die natürliche Welt und ist auch die
geistige Welt (man sehe Nr. 57); inwieweit daher der Mensch geistig ist,
insoweit ist er ein Verbindungsmittel, inwieweit er aber natürlich
und nicht geistig ist, insoweit ist er nicht Verbindungsmittel; gleichwohl
besteht auch ohne die Vermittlung des Menschen ein göttlicher Einfluß
in die Welt und auch in die Dinge, die aus der Welt beim Menschen
sind, jedoch nicht in seinen Vernunftgebrauch [rationale].
(113)
Wie alles, was der göttlichen Ordnung gemäß ist, dem Himmel entspricht,
so entspricht auch alles, was wider die göttliche Ordnung ist, der Hölle;
was dem Himmel entspricht, bezieht sich alles auf das Gute und Wahre, was der
Hölle entspricht, auf das Böse und Falsche.
(114)
Nun noch etwas von der Wissenschaft der Entsprechungen und von ihrem Nutzen:
oben ist gesagt worden, daß die geistige Welt, welche der Himmel ist, mit der
natürlichen Welt durch Entsprechungen verbunden sei; es wird also mittelst
der Entsprechungen dem Menschen eine Gemeinschaft mit dem Himmel gegeben, denn
die Engel des Himmels denken nicht wie der Mensch aus dem Natürlichen; ist
daher der Mensch in der Kenntnis der Entsprechungen, so kann
er mit den Engeln des Himmels zusammen sein hinsichtlich der Gedanken
seines Gemüts und so seinem inneren oder geistigen Menschen nach mit ihnen
verbunden werden. Damit eine Verbindung des Himmels mit dem Menschen sei, darum
ist das Wort in lauter Entsprechungen geschrieben worden; denn alle und
jede Dinge in ihm sind entsprechend84, weshalb der Mensch, wenn er in der Kenntnis der Entsprechungen
wäre, das Wort nach dessen geistigem Sinn verstehen würde, und ihm
infolgedessen Geheimnisse kundgegeben werden würden, von denen er im
Buchstabensinn nichts sieht. Im Wort ist nämlich ein buchstäblicher Sinn
und ein geistiger Sinn; der buchstäbliche Sinn besteht aus solchem, was
in der Welt ist, der geistige Sinn aber aus solchem, was im Himmel
ist, und weil die Verbindung des Himmels mit der Welt durch Entsprechungen
geschieht, so ist ein solches Wort gegeben worden, in dem das
einzelne bis zum Jota herab entsprechend ist85.
(115)
Ich bin aus dem Himmel unterrichtet worden, daß die Angehörigen der Ältesten
Kirche auf unserer Erde, welche himmlische Menschen waren, aus den Entsprechungen
selbst heraus gedacht haben, und daß die natürlichen Dinge der Welt, die vor
ihren Augen waren, ihnen als Mittel dienten, so zu denken; und daß sie,
weil sie so waren, mit den Engeln zusammengesellt wurden, und mit ihnen
sprachen, und so durch sie der Himmel mit der Welt verbunden war; darum
wurde auch jene Zeit das Goldene Weltalter genannt, von dem es bei den
alten Schriftstellern heißt, die Himmelsbewohner hätten mit den Menschen
zusammengewohnt und Umgang mit ihnen gehabt, wie Freunde mit Freunden. Nach
jenen Zeiten aber seien solche gekommen, die nicht aus den Entsprechungen
selbst, sondern aus der Kenntnis der Entsprechungen dachten, und auch damals
noch habe eine Verbindung des Himmels mit dem Menschen stattgehabt, aber keine
so innige; ihre Zeit ist die, welche das Silberne Weltalter heißt. Nachher
seien solche gekommen, die zwar die Entsprechungen kannten, aber nicht aus
deren Kenntnis dachten, und zwar darum nicht, weil sie im natürlichen
Guten waren, und nicht wie die früheren im geistigen; ihre Zeit wurde das
Kupferne Weltalter genannt. Nach deren Zeit sei der Mensch allmählich äußerlich
geworden und zuletzt materiell, und dann habe sich die Kenntnis der
Entsprechungen ganz verloren und mit ihr die Kenntnis des Himmels und vieler
den Himmel betreffenden Dinge. Daß sie jene Weltalter nach dem Gold, Silber und
Kupfer benannten, rührte auch von der Entsprechung her86, weil das Gold vermöge der Entsprechung das himmlische Gute
bezeichnet, in dem die Menschen der Ältesten Kirche waren; das Silber aber
das geistige Gute, in dem die Alten nach ihnen standen, und das Kupfer das
natürliche Gute, in dem die nächste Nachkommenschaft war; das Eisen aber,
nach dem das letzte Weltalter benannt wurde, bezeichnet das harte Wahre ohne
das Gute.
(16)
VON DER SONNE IM HIMMEL
(116)
Im Himmel erscheint nicht die Sonne der Welt, noch irgend etwas, das von dieser
Sonne herkommt, weil dieses alles natürlich ist, denn die Natur fängt mit
dieser Sonne an, und was durch sie hervorgebracht wird, heißt natürlich; das
Geistige aber, in dem der Himmel ist, ist über der Natur und völlig
unterschieden vom Natürlichen; auch haben sie keine Gemeinschaft miteinander,
außer durch Entsprechungen. Welch ein Unterschied sei, kann aus dem, was
Nr. 38 von den Abstufungen, und welch eine Gemeinschaft [zwischen ihnen]
sei, aus demjenigen abgenommen werden, was in den zwei vorhergehenden
Abschnitten von den Entsprechungen gesagt worden ist.
(117)
Obgleich aber im Himmel nicht die Sonne der Welt erscheint, noch irgend
etwas, was aus dieser Sonne ist, so gibt es doch dort eine Sonne, ein
Licht und eine Wärme, und ist dort alles, was in der Welt ist, und noch
Unzähliges mehr, jedoch nicht aus gleichem Ursprung; denn was im Himmel
ist, ist geistig, und was in der Welt ist, natürlich. Die Sonne des
Himmels ist der Herr [d.h. Er ist in ihr], das Licht daselbst ist das
göttliche Wahre, und die Wärme daselbst ist das göttliche Gute, welche [beide]
vom Herrn als der Sonne ausgehen; aus dieser Quelle stammt alles, was
in den Himmeln entsteht und erscheint. Doch von dem Licht und der Wärme,
und von den Dingen, die aus ihnen im Himmel entstehen, wird in den
folgenden Abschnitten die Rede sein, hier nur von der Sonne daselbst. Der Herr
erscheint aber im Himmel als Sonne, weil Er die göttliche Liebe ist,
aus der alles Geistige und, mittelst der Sonne der Welt, alles Natürliche
entsteht; diese Liebe ist es, welche als Sonne leuchtet.
(118)
Daß der Herr wirklich im Himmel als Sonne erscheint, ist mir nicht nur von
den Engeln gesagt, sondern auch einigemal zu sehen gegeben worden; daher
ich hier, was ich vom Herrn als Sonne gehört und gesehen habe, mit wenigem
beschreiben will. Der Herr erscheint als Sonne nicht im Himmel, sondern
hoch über den Himmeln, auch nicht über dem Haupt oder im Scheitelpunkt,
sondern vor dem Angesicht der Engel, in mittlerer Höhe; Er erscheint
an zweierlei Orten, an dem einen vor dem rechten Auge, an dem
anderen vor dem linken Auge, in weiter Entfernung; vor dem rechten Auge
erscheint Er ganz als Sonne, ungefähr in gleichem Feuer und in gleicher
Größe wie die Sonne der Welt; vor dem linken Auge aber erscheint Er nicht
als Sonne, sondern als Mond, in ähnlichem, doch mehr strahlendem Glanz,
und in gleicher Größe wie der Mond unserer Erde, allein rings umgeben wie
von mehreren kleineren Monden, deren jeder in ähnlicher Weise glänzt und
schimmert. Daß der Herr an zwei Orten mit solchem Unterschied erscheint,
kommt daher, daß Er jeglichem so erscheint, wie Er von ihm
aufgenommen wird, und darum anders denen, die Ihn im Guten der Liebe, und
anders denen, die Ihn im Guten des Glaubens aufnehmen; denen, die Ihn
im Guten der Liebe aufnehmen, erscheint Er als Sonne, feurig und
flammend je nach der Aufnahme, diese sind in Seinem himmlischen
Reich; denen hingegen, die Ihn im Guten des Glaubens aufnehmen, erscheint
Er als Mond, weißglänzend und schimmernd je nach der Aufnahme, diese
sind in Seinem geistigen Reich87; und dies darum, weil das Gute der Liebe dem Feuer entspricht, daher
das Feuer im geistigen Sinn die Liebe ist, und das Gute des Glaubens dem
Licht entspricht, und wirklich auch das Licht im geistigen Sinn der Glaube
ist88;
Er erscheint vor den Augen, weil das Inwendige, das dem Gemüt angehört,
durch die Augen sieht, aus dem Guten der Liebe durch das rechte Auge, und aus
dem Guten des Glaubens durch das linke Auge89; denn alles, was auf der rechten Seite beim Engel, und auch beim
Menschen ist, entspricht dem Guten, aus dem Wahres kommt, und was auf der
linken ist, dem Wahren, das aus dem Guten kommt90; das Gute des Glaubens ist seinem Wesen nach Wahres aus Gutem.
(119)
Daher kommt, daß im Wort der Herr hinsichtlich der Liebe mit der Sonne und
hinsichtlich des Glaubens mit dem Mond verglichen wird; und dann auch, daß die
Liebe aus dem Herrn zum Herrn durch die Sonne, und der Glaube aus dem Herrn zum
Herrn durch den Mond bezeichnet wird, wie in folgenden Stellen:
„Es wird das Licht des Mondes wie das Licht der Sonne sein; das Licht der Sonne aber wird siebenfach sein wie das Licht von sieben Tagen“: Jes.30/26.
„Verhüllen will Ich, wenn Ich dich vernichtet, die Himmel, deren Sterne finster machen, die Sonne werde Ich mit einer Wolke bedecken, und der Mond soll seinen Schein nicht leuchten lassen; alle Leuchten des Lichts über dir will Ich verfinstern, und Finsternis in deinem Land verbreiten“: Ez.32/7,8.
„Verfinstert soll die Sonne bei ihrem Aufgang werden, und der Mond soll seinen Schein nicht leuchten lassen“: Jes.13/10.
„Es werden Sonne und Mond verfinstert werden, und die Sterne ihren Glanz zurückziehen, die Sonne soll in Finsternis, der Mond in Blut verwandelt werden“: Joel 2/2,10,31; 4/15.
„Die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut, und die Sterne fielen auf die Erde“: Offb.6/12.
„Gleich nach der Trübsal jener Tage wird die Sonne verdunkelt werden, und der Mond sein Licht nicht geben, und die Sterne werden vom Himmel fallen“: Matth.24/29,
und anderwärts; in diesen Stellen wird durch die Sonne die Liebe bezeichnet und durch den Mond der Glaube und durch die Sterne die Erkenntnisse des Guten und Wahren91; von diesen heißt es, sie werden verdunkelt, verlieren das Licht und fallen vom Himmel, wenn sie nicht mehr vorhanden sind. Daß der Herr als Sonne im Himmel erscheint, erhellt auch aus Seiner Verklärung vor Petrus, Jakobus und Johannes, [wobei es heißt]:
„daß Sein Antlitz leuchtete wie die Sonne“: Matth.17/2;
so erschien der Herr jenen Jüngern, als sie dem Körper entrückt und im Licht des Himmels waren. Daher kam, daß die Alten, bei denen eine vorbildliche Kirche war, beim Gottesdienst ihr Angesicht der Sonne im Osten zuwandten; davon rührt auch her, daß man den Tempeln die Aussicht gegen Osten gab.
(120)
Wie groß und welcherlei die göttliche Liebe ist, kann aus dem Vergleich mit der
Sonne der Welt erhellen, daß sie nämlich überschwenglich glühend und, wenn man
es glauben will, noch viel glühender [als diese] ist; weshalb der Herr als
Sonne nicht unmittelbar in die Himmel einfließt, sondern die Glut Seiner
Liebe auf dem Weg stufenweise gemäßigt wird; die Mäßigungen erscheinen als
Strahlengürtel [cingula radiosa] um die Sonne; und überdies werden die
Engel mit einer [ihnen] angemessenen dünnen Wolke umhüllt, damit sie von dem
Einfluß nicht verletzt werden92; die Himmel sind daher in einer Entfernung gemäß der Aufnahme;
die oberen Himmel sind, weil sie im Guten der Liebe stehen, dem Herrn als
der Sonne näher; die unteren Himmel aber, weil sie im Guten des Glaubens
stehen, sind von Ihm entfernter; die aber in keinem Guten sind, wie die
in der Hölle, sind ganz entfernt [remotissimi], und zwar dort um so
weiter entfernt, je mehr sie im Gegensatz wider das Gute sind93.
(121)
Wenn aber der Herr im Himmel erscheint, was öfter geschieht,
so erscheint Er nicht von der Sonne umgeben, sondern
in engelischer Gestalt, unterschieden von den Engeln durch das aus Seinem
Angesicht hervorleuchtende Göttliche; denn Er ist dort nicht
in Person, da der Herr in Person stets von der Sonne umgeben
ist, sondern Er ist gegenwärtig durch den Hinblick; denn im Himmel
ist es etwas Gewöhnliches, daß man wie gegenwärtig erscheint an dem
Ort, auf den der Blick geheftet oder durch den er begrenzt wird, soweit
auch dieser von dem Ort, wo man wirklich ist, entfernt sein mag; diese
Gegenwart heißt die Gegenwart des inneren Sehens, wovon im folgenden. Auch
mir erschien der Herr außerhalb der Sonne in Engelsgestalt etwas unterhalb
der Sonne in der Höhe; und dann auch in der Nähe in gleicher
Gestalt, mit leuchtendem Antlitz; einmal auch inmitten der Engel wie flammender
Glanz.
(122)
Die Sonne der Welt erscheint den Engeln als etwas Stockfinsteres [Calignosum]
gegenüber der Sonne des Himmels, und der Mond als etwas Verfinstertes
[tenebrosum] gegenüber dem Mond des Himmels, und dies beständig. Der Grund ist,
weil das Feurige der Welt der Selbstliebe entspricht; und die Helle aus ihm dem
Falschen aus jener Liebe entspricht; und die Selbstliebe der göttlichen Liebe
völlig entgegengesetzt und das Falsche aus dieser Liebe dem göttlichen Wahren
völlig entgegengesetzt ist; und was der göttlichen Liebe und dem göttlichen
Wahren entgegengesetzt ist, das ist den Engeln dichte Finsternis [caligo].
Daher kommt, daß die Sonne der Welt und den Mond anbeten und vor ihnen sich
beugen, im Wort bedeutet, sich selbst lieben und das Falsche, das aus der
Selbstliebe stammt, und daß diese ausgerottet werden sollen: 5Mo.4/19; 17/3-5;
Jer.8/1,2; Ez.8/15,16,18; Offb.16/8; Matth.13/694.
(123)
Weil der Herr im Himmel als Sonne erscheint infolge der göttlichen Liebe,
die in Ihm und von Ihm ist, darum kehren sich auch alle, die in den
Himmeln sind, unausgesetzt Ihm zu, die im himmlischen Reich Ihm als der
Sonne, die im geistigen Reich Ihm als dem Mond: die aber, so in der
Hölle sind, wenden sich dem stockfinstern und dem verfinsterten Körper zu,
welche jenen gegenüber sind, somit vom Herrn ab; und dies darum, weil alle, die
sich in den Höllen befinden, in der Selbstliebe und Weltliebe sind,
somit dem Herrn entgegengesetzt; die sich dem stockfinsteren Körper zuwenden,
der an der Stelle der Weltsonne ist, sind in den Höllen nach hinten
zu und heißen böse Engel [Genii]; die aber dem verfinsterten Körper sich
zukehren, der an der Stelle des Mondes ist, sind in den Höllen nach
vorne zu und heißen Geister [Spiritus]; daher kommt, daß von denen, die
in den Höllen sind, gesagt wird, sie seien in der Finsternis, und von
denen, die in den Himmeln sind, [sie seien] im Licht; die Finsternis
[tenebrae] bedeutet das Falsche aus dem Bösen, und das Licht das Wahre aus dem
Guten. Daß sie sich dorthin wenden, davon ist der Grund dieser: Alle
im anderen Leben sehen auf das hin, was in ihrem Inwendigen herrscht,
mithin auf ihre Liebe, und das Inwendige macht das Angesicht des Engels und des
Geistes [zu seinem Gepräge]; und in der geistigen Welt gibt
es keine Weltgegenden mit bestimmter Lage, wie in der natürlichen
Welt, sondern das Angesicht ist es, was [die Lage] bestimmt. Auch der Mensch
gibt sich seinem Geist nach die gleiche Richtung, abwärts vom Herrn, wer
in der Liebe zu sich und zur Welt ist, und Ihm zugewendet, wer
in der Liebe zu Ihm und zum Nächsten ist; allein der Mensch weiß dies
nicht, weil er in der natürlichen Welt ist, wo sich die Weltgegenden
nach dem Aufgang und Untergang der Sonne bestimmen: doch dies soll, weil
es vom Menschen nur schwer gefaßt werden kann, im folgenden
beleuchtet werden, wo von den Himmelsgegenden, vom Raum und von der Zeit
im Himmel gehandelt werden wird.
(124)
Weil der Herr die Sonne des Himmels ist, und alles, was von Ihm ist, auf Ihn
sieht, so ist der Herr auch der gemeinsame Mittelpunkt, von dem alle
Richtung und Bestimmung ausgeht95. Und darum ist auch in Seiner Gegenwart und unter Seiner Aufsicht
alles, was unterhalb ist, sowohl was in den Himmeln, als was auf Erden
ist.
(125)
Aus dem hier Gesagten kann nun in hellerem Licht gesehen werden, was
in den vorausgeschickten Abschnitten über den Herrn gesagt und gezeigt
worden ist, daß Er nämlich der Gott des Himmels ist, Nr. 2-6. Daß
Sein Göttliches den Himmel macht, Nr. 7-12. Daß das Göttliche des Herrn
im Himmel die Liebe zu Ihm und die Liebtätigkeit gegen den Nächsten
ist, Nr. 13-19. Daß ein Entsprechungsverhältnis aller [Teile] der Welt zum
Himmel, und durch den Himmel zum Herrn besteht, Nr. 87-115. Dann auch, daß
die Sonne der Welt und der Mond Entsprechendes sind, Nr. 105.
(17)
VOM LICHT UND VON DER WÄRME IM HIMMEL
(126)
Daß ein Licht in den Himmeln sei, können diejenigen nicht fassen, die bloß
aus der Natur denken, während doch in den Himmeln ein so großes Licht
ist, daß es das Mittagslicht in der Welt um viele Grade
übertrifft; es ist mir öfter sichtbar geworden, auch zur Abend- und zur
Nachtzeit; anfangs wunderte ich mich, als ich die Engel sagen hörte, das Licht
der Welt sei im Vergleich mit dem Licht des Himmels kaum etwas mehr als
ein Schatten; da ich es aber sah, so kann ich es bezeugen.
Sein weißer Schimmer und Glanz sind von der Art, daß sie nicht beschrieben werden
können. Was ich im Himmel sah, das sah ich in diesem Licht, mithin
klarer und deutlicher als die Dinge in der Welt.
(127)
Das Licht des Himmels ist nicht ein natürliches, wie das Licht der Welt,
sondern ein geistiges; denn es ist aus dem Herrn als der Sonne, und die
Sonne ist die göttliche Liebe, wie im vorhergehenden Abschnitt gezeigt
worden ist. Was vom Herrn als der Sonne ausgeht, heißt in den Himmeln das
göttliche Wahre, ist aber seinem Wesen nach das göttliche Gute, vereint mit dem
göttlichen Wahren; daraus kommt den Engeln Licht und Wärme: aus dem göttlichen
Wahren haben die Engel Licht, und aus dem göttlichen Guten haben sie Wärme.
Hieraus kann erhellen, daß das Licht des Himmels, weil es solchen
Ursprungs ist, ein geistiges und nicht ein natürliches ist; ebenso die Wärme96.
(128)
Das göttlich Wahre ist den Engeln das Licht, weil die Engel geistig sind, und
nicht natürlich. Die Geistigen sehen aus ihrer Sonne und die Natürlichen aus
der ihrigen; und das göttliche Wahre ist es, aus dem den Engeln Verstand kommt,
und der Verstand ist ihr inneres Sehen, das in ihr äußeres Sehen einfließt
und es hervorbringt; daher denn, was im Himmel vom Herrn als der
Sonne erscheint, im Licht erscheint97. Weil dies der Ursprung des Lichtes im Himmel ist, so ist
es daselbst verschieden je nach der Aufnahme des göttlich Wahren vom
Herrn, oder was dasselbe ist, nach der Einsicht und Weisheit, in der die
Engel sind. Ein anderes ist es daher im himmlischen Reich als
im geistigen Reich, und ein anderes in jeder Gesellschaft; das Licht
im himmlischen Reich erscheint flammend, weil die Engel in ihm das
Licht vom Herrn als der Sonne aufnehmen; das Licht im geistigen Reich aber
ist glänzend weiß, weil die Engel in ihm das Licht vom Herrn als dem Mond
aufnehmen, (man sehe Nr. 118); auch ist das Licht der einen Gesellschaft
nicht dem der anderen gleich; auch in jeglicher Gesellschaft ist
es wieder verschieden; in stärkerem Licht sind in ihr, die
in der Mitte, und in schwächerem, die rings umher sind; man sehe
Nr. 43. Mit einem Wort, in demselben Grad, in dem die Engel
Aufnahmegefäße des göttlichen Wahren, das heißt in der Einsicht und
Weisheit vom Herrn sind, haben sie Licht98; die Engel des Himmels werden infolgedessen Engel des Lichtes genannt.
(129)
Weil der Herr in den Himmeln das göttlich Wahre ist, und das göttlich
Wahre dort das Licht ist, darum heißt der Herr im Wort das Licht, und
ebenso alles Wahre, das von Ihm ist; wie in folgenden Stellen:
„Jesus sagte: Ich bin das Licht der Welt, wer Mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben“: Joh.8/12.
„Solange Ich in der Welt bin, bin Ich das Licht der Welt“: Joh.9/5
„Jesus sagte: Noch eine kleine Zeit ist das Licht bei euch, wandelt, solange ihr das Licht habt, damit euch nicht Finsternis überfalle: solange ihr das Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes seiet. Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an Mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe“: Joh.12/35,36,46.
„Das Licht kam in die Welt, die Menschen aber liebten die Finsternis mehr als das Licht“: Joh.3/19.
Johannes vom Herrn:
„Dieser ist das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“: Joh.1/4,9.
„Das Volk, das im Finstern sitzt, sah großes Licht; und denen, die im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen“: Matth.4/16.
„Ich werde dich zum Bund des Volkes geben, zum Licht der Nationen“: Jes.42/6.
„Ich machte dich zum Licht der Nationen, daß du Mein Heil seist bis ans Äußerste der Erde“: Jes.49/6.
„Die Völkerschaften, die errettet worden, werden zu Seinem Licht wandeln“: Offb.21/24.
„Sende Dein Licht und Deine Wahrheit, sie sollen mich leiten“: Ps.43/3;
in diesen und in anderen Stellen heißt der Herr das Licht vermöge des göttlichen Wahren, das aus Ihm ist, ebenso wird das Wahre selbst das Licht genannt. Weil vom Herrn als der Sonne Licht in den Himmeln ist, darum erschien, als Er vor Petrus, Jakobus und Johannes verklärt wurde,
„Sein Angesicht wie die Sonne, und Seine Kleider wie das Licht, schimmernd und weiß wie Schnee, wie sie kein Walker auf Erden weiß machen kann“: Mark.9/3; Matth.17/2;
daß die Kleider des Herrn so erschienen, geschah, weil sie das göttlich Wahre vorbildeten, das von Ihm in den Himmeln ist; die Kleider bezeichnen auch im Wort die Wahrheiten99; daher es bei David heißt:
„Jehovah, Du umhüllst Dich mit Licht, wie mit Gewand“: Ps.104/2.
(130)
Daß das Licht in den Himmeln geistig, und daß dieses Licht das göttlich
Wahre sei, kann auch daraus geschlossen werden, daß auch der Mensch ein
geistiges Licht, und daß er aus diesem Erleuchtung hat, inwieweit er in
der Einsicht und Weisheit aus dem göttlichen Wahren ist. Das geistige Licht des
Menschen ist das Licht seines Verstandes, dessen Gegenstände Wahrheiten sind,
die er zergliedernd in Reihen ordnet, ins Verhältnis von Grund und
Folge zueinander setzt, und aus ihnen der Reihe nach Folgerungen zieht100. Daß es ein wirkliches Licht ist, aus dem der Verstand
dergleichen sieht, weiß der natürliche Mensch nicht, weil er es nicht mit
den Augen sieht, noch in seinem Denken sich vorstellen kann; gleichwohl
jedoch wissen viele darum, und unterscheiden es auch von dem natürlichen
Licht, in dem diejenigen sind, die natürlich und nicht geistig denken:
natürlich aber denken die, welche ihren Blick nur auf die Welt heften und alles
der Natur zuschreiben; geistig hingegen denken die, welche ihr Auge auf den
Himmel richten und dem Göttlichen alles zuschreiben. Daß es das wahre
Licht [Lux] sei, was das Gemüt erleuchtet, völlig verschieden vom Licht,
welches das Naturlicht [lumen naturale] heißt, ist mir oftmals zu erfahren
und auch zu sehen gegeben worden; ich wurde stufenweise in jenes
Licht innerlich erhoben, und wie ich erhoben war, wurde mein Verstand
erleuchtet, bis ich zuletzt erkannte, was ich früher nicht erkannt hatte, und
am Ende selbst solches, was nicht einmal mit dem Gedanken aus dem
Naturlicht hätte erreicht werden können, Ich ward zuweilen unwillig, daß man
es nicht begreifen konnte, während es doch im himmlischen Licht
klar und deutlich erkannt wurde101. Weil dem Verstand Licht zukommt, so sagt man von ihm gleiches wie
vom Auge, daß er nämlich sehe und im Licht sei, wenn er erkennt,
und daß er im Dunkeln und im Schatten sei, wenn er nicht
erkennt, und dergleichen mehr.
(131)
Weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre ist, so ist dieses Licht
auch die göttliche Weisheit und Einsicht; daher unter „ins Licht des Himmels
erhoben werden“ dasselbe verstanden wird, was unter „in die Weisheit und
Einsicht erhoben und erleuchtet werden“; weshalb das Licht bei den Engeln
ganz in demselben Grad ist wie ihre Einsicht und Weisheit. Weil das Licht
des Himmels die göttliche Weisheit ist, so werden im Licht des
Himmels auch alle erkannt, wie sie beschaffen sind; das Inwendige eines jeden
liegt dort offen zutage in seinem Angesicht, ganz wie es ist, und
nicht das Geringste bleibt verborgen; die inwendigeren Engel haben auch gern,
daß alles bei ihnen offenbar sei, weil sie nichts als Gutes wollen; anders aber
die, welche unterhalb des Himmels sind und nicht Gutes wollen, diese fürchten
sich darum auch sehr, im Licht des Himmels gesehen zu werden; und,
was wunderbar ist, die in der Hölle erscheinen sich untereinander als
Menschen, im Licht des Himmels aber als Mißgestalten mit grauenhaftem
Gesicht und grauenhaftem Körper, ganz in der Gestalt ihres Bösen102. In gleicher Art erscheint auch der Mensch seinem Geist nach,
wenn er von den Engeln gesehen wird; ist er gut, so erscheint
er als ein schöner Mensch, je nach seinem Guten, ist er böse,
als Mißgestalt, häßlich, je nach seinem Bösen. Hieraus erhellt, daß
im Licht des Himmels alles offenbar wird; es wird offenbar, weil das
Licht des Himmels das göttliche Wahre ist.
(132)
Weil das göttliche Wahre das Licht in den Himmeln ist, so leuchten
auch alle Wahrheiten, wo sie auch immer sein mögen, ob innerhalb des
Engels, oder außerhalb seiner, ob innerhalb der Himmel oder außerhalb
derselben: jedoch leuchten die Wahrheiten außerhalb der Himmel nicht wie die
Wahrheiten innerhalb der Himmel; die Wahrheiten außerhalb der Himmel leuchten
frostig, wie Schneelicht [niveum] ohne Wärme, weil sie ihr Wesen nicht vom
Guten her haben wie die Wahrheiten innerhalb der Himmel; weshalb auch jenes
kalte Licht beim Einfallen des Himmelslichtes verschwindet und, wenn ihm Böses
zugrunde liegt, in Finsternis verkehrt wird. Ich habe dies einigemal
gesehen, so wie vieles andere Denkwürdige betreffend die leuchtenden
Wahrheiten, was hier übergangen wird.
(133)
Nun soll etwas von der Wärme des Himmels gesagt werden: die Wärme des Himmels
ist ihrem Wesen nach Liebe; sie geht vom Herrn als der Sonne aus, und daß diese
die göttliche Liebe im Herrn und aus dem Herrn sei, kann man
im vorhergehenden Abschnitt nachgewiesen finden; hieraus erhellt, daß die
Wärme des Himmels ebenso geistig ist, als das Licht des Himmels, weil sie
desselben Ursprungs ist103. Zweierlei ist, was vom Herrn als der Sonne ausgeht, das göttliche
Wahre und das göttliche Gute; das göttliche Wahre stellt sich in den
Himmeln als Licht dar, und das göttliche Gute als Wärme; allein das göttliche
Wahre und das göttliche Gute sind so vereinigt, daß sie nicht zwei sind, sondern
eines; gleichwohl jedoch sind sie bei den Engeln getrennt; denn es gibt
Engel, die mehr das göttliche Gute als das göttliche Wahre aufnehmen, und
wieder solche, die mehr das göttliche Wahre als das göttliche Gute aufnehmen;
die mehr das göttliche Gute aufnehmen, sind im himmlischen Reich des
Herrn; die mehr das göttliche Wahre, sind im geistigen Reich des Herrn;
die vollkommensten Engel sind die, welche beides in gleichem Grad
aufnehmen.
(134)
Die Wärme des Himmels ist, wie das Licht des Himmels, überall verschieden, eine
andere im himmlischen Reich, und eine andere im geistigen Reich,
ja auch eine andere in jeglicher Gesellschaft daselbst, ein
Unterschied nicht bloß dem Grad nach, sondern auch der Qualität nach; stärker
[intensior] und reiner ist sie im himmlischen Reich des Herrn, weil
da die Engel mehr das göttliche Gute aufnehmen; weniger stark und rein ist
sie im geistigen Reich des Herrn, weil hier die Engel mehr das göttliche
Wahre aufnehmen; auch in jeder Gesellschaft des Himmels ist sie je nach
der Aufnahme verschieden. Es gibt auch eine Wärme in den Höllen, aber
eine unreine104. Die Wärme im Himmel ist die, welche durch das heilige und
himmlische Feuer, und die Wärme der Hölle die, welche durch das unheilige und
höllische Feuer bezeichnet wird, und unter beiden wird eine Liebe verstanden,
unter dem himmlischen Feuer die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den
Nächsten, und jede Neigung, die diesen Liebearten angehört, unter dem
höllischen Feuer dagegen die Selbstsucht und Weltliebe und jede Begierde,
welche diesen Arten von Liebe angehört105. Daß die Liebe eine Wärme geistigen Ursprungs ist, zeigt sich
an dem Erwarmen je nach der Liebe; denn der Mensch kommt ins Feuer
und erwarmt je nach der Größe und Beschaffenheit, und ihre Hitze offenbart
sich, wenn sie bekämpft wird; daher kommt auch, daß man in Gebrauch hat,
zu sagen: entzündet werden, erwarmen, entbrennen, aufwallen, ins Feuer
kommen, wenn von Erregungen die Rede ist, welche der guten Liebe, und auch wenn
von Begierden gesprochen wird, welche der bösen Liebe angehören.
(135)
Die vom Herrn als der Sonne ausgehende Liebe wird aber im Himmel darum als
Wärme empfunden, weil das Innere der Engel aus dem göttlichen Guten, das vom
Herrn [kommt], in der Liebe ist, daher dann das Äußere, das davon erwarmt,
in der Wärme ist; daher kommt, daß im Himmel Wärme und Liebe sich
einander so sehr entsprechen, daß dort jeder in demselben Grad
in der Wärme ist, in dem er in der Liebe ist, gemäß dem, was
soeben gesagt wurde. Von der Wärme der Welt dringt durchaus nichts in die
Himmel ein, weil sie gröberer Art und natürlich, nicht geistig ist; anders
jedoch bei den Menschen, weil die Menschen sowohl in der geistigen Welt,
als in der natürlichen Welt sind; diese werden ihrem Geist nach warm, ganz
gemäß ihrer Liebe [amores], dem Körper nach aber aus beiden, sowohl aus der
Wärme ihres Geistes, als aus der Wärme der Welt; jene fließt in diese ein,
weil sie sich entsprechen. Welcherlei die Entsprechung von beiderlei Wärme sei,
kann an den Tieren erhellen, daß nämlich ihre Triebe [amores], von denen
derjenige der Fortpflanzung ihrer Gattung obenan steht, hervorbrechen und
wirken je nach der Gegenwart und dem Zuströmen der Wärme aus der Sonne der
Welt, welche Wärme nur zur Zeit des Frühlings und Sommers eintritt. Gar sehr
täuschen sich die, welche glauben, die einfließende Wärme der Welt erwecke die
Triebe; denn es gibt keinen Einfluß des Natürlichen in das Geistige,
sondern des Geistigen in das Natürliche; dieser Einfluß ist aus der
göttlichen Ordnung, jener aber ist wider die göttliche Ordnung106.
(136)
Die Engel haben, gleich den Menschen, Verstand und Willen; das Leben ihres
Verstandes ist eine Wirkung des Himmelslichtes, weil das Licht des Himmels das
göttliche Wahre und daher die göttliche Weisheit ist, und das Leben ihres Willens
ist eine Wirkung der Wärme des Himmels, weil die Wärme des Himmels das
göttliche Gute und daher die göttliche Liebe ist; das eigenste Leben der Engel
ist aus der Wärme, nicht aber aus dem Licht, außer soweit die Wärme
in diesem ist; daß das Leben aus der Wärme kommt, ist offenbar, denn mit
deren Entfernung vergeht auch das Leben; ebenso ist es auch mit dem
Glauben ohne die Liebe oder mit dem Wahren ohne das Gute; denn das Wahre, das
man das des Glaubens nennt, ist das Licht, und das Gute, welches das der Liebe
ist, ist die Wärme107. Dies stellt sich noch deutlicher heraus an der Wärme und dem
Licht der Welt, welchem die Wärme und das Licht des Himmels entsprechen; durch
die Wärme der Welt, wenn sie mit dem Licht verbunden ist, lebt auf und blüht
alles, was auf dem Erdboden ist, und verbunden sind sie zu den Zeiten des
Frühlings und des Sommers; hingegen durch das von der Wärme getrennte Licht
wird nichts belebt und blüht nichts, sondern erstarrt und erstirbt alles, und
nicht verbunden sind sie zur Zeit des Winters, dann fehlt die Wärme, und das
Licht bleibt noch; vermöge jener Entsprechung heißt der Himmel ein Paradies,
weil in ihm das Wahre mit dem Guten, oder die Liebe mit dem Glauben
verbunden ist, wie zur Frühlingszeit auf Erden das Licht mit der Wärme. Hieraus
erhellt nun noch deutlicher die Wahrheit, von der oben in seinem Abschnitt
Nr. 13-19 die Rede war, daß nämlich das Göttliche des Herrn im Himmel
die Liebe zu Ihm und das Wohlwollen [Charitas] gegen den Nächsten ist.
(137)
Es heißt bei Joh.1/1,3,4,10,14:
„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort: alles ist durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Es war in der Welt, und die Welt ist durch dasselbe gemacht. Und das Wort ward Fleisch, und wohnte unter uns, und wir sahen Seine Herrlichkeit“.
Daß es der Herr ist, Der unter dem Wort verstanden wird, ist offenbar, denn es heißt, daß das Wort Fleisch geworden sei; was aber im besonderen unter dem Wort verstanden werde, ist noch nicht bekannt, darum soll es gesagt werden: Das Wort ist hier das göttliche Wahre, das im Herrn und vom Herrn ist108, weshalb es auch das Licht heißt; und daß dieses das göttliche Wahre sei, ist im Vorhergehenden dieses Abschnittes gezeigt worden. Daß durch das göttliche Wahre alles gemacht und erschaffen worden sei, soll nun erklärt werden: Im Himmel kommt alle Macht dem göttlichen Wahren zu, und ohne dasselbe gibt es durchaus keine109; alle Engel werden vermöge des göttlich Wahren Mächte genannt, und sie sind auch insoweit Mächte, als sie Aufnahmen oder Aufnahmegefäße desselben sind; durch dasselbe haben sie Macht über die Höllen und über alle, die sich widersetzen; tausend Feinde halten daselbst nicht einen Strahl des Himmelslichtes aus, welches das göttlich Wahre ist; weil die Engel Engel sind infolge der Aufnahme des göttlichen Wahren, so folgt, daß der ganze Himmel nicht von anderem herrührt, denn der Himmel besteht aus den Engeln. Daß so große Macht dem göttlichen Wahren innewohne, können diejenigen nicht glauben, die von dem Wahren keine andere Vorstellung haben, als wie von einem Gedanken oder einer Rede, die keine Macht in sich haben, außer soweit andere aus Gehorsam danach tun; dem göttlichen Wahren aber wohnt schon an sich Macht inne, und zwar eine solche Macht, daß durch dasselbe erschaffen wurde der Himmel und erschaffen wurde die Welt, mit allem, was in ihnen ist. Daß eine solche Macht dem göttlichen Wahren innewohne, kann durch zwei Vergleiche verdeutlicht werden, nämlich durch die Macht des Wahren und Guten im Menschen, und durch die Macht des Lichtes und der Wärme aus der Sonne in der Welt. Durch die Macht des Wahren und Guten im Menschen: Was immer der Mensch tut, das tut er aus dem Verstand und Willen, aus dem Willen tut er es durch das Gute und aus dem Verstand durch das Wahre; denn alles, was im Willen ist, bezieht sich auf das Gute, und alles, was im Verstand ist, bezieht sich auf das Wahre110; aus ihnen nun setzt der Mensch den ganzen Körper in Bewegung, und tausend Dinge in diesem eilen alsbald auf ihren Wink und Gebot von selbst herbei, woraus erhellt, daß der ganze Körper zum Dienst des Guten und Wahren, folglich auch aus dem Guten und Wahren gebildet ist. Durch die Macht der Wärme und des Lichtes aus der Sonne in der Welt: Alle Dinge, die in der Welt wachsen, wie Bäume, Saaten, Blumen, Gräser, Früchte und Samen, entstehen durch nichts anderes, als durch die Wärme und das Licht der Sonne; woraus erhellt, welche Hervorbringungskraft in diesen liegt; wie viel größer aber muß diejenige sein, die dem göttlichen Licht, welches das göttliche Wahre, und der göttlichen Wärme [innewohnt], die das göttliche Gute ist, aus denen, weil der Himmel, auch die Welt entsteht, denn durch den Himmel entsteht wie im Vorhergehenden gezeigt worden ist, die Welt. Hieraus kann erhellen, wie es zu verstehen ist, daß durch das Wort alles gemacht worden ist, und daß ohne dasselbe nichts gemacht ist, was gemacht ist, und daß auch die Welt durch dasselbe geworden ist, nämlich durch das göttliche Wahre vom Herrn111. Daher kommt auch, daß im Buch der Schöpfung zuerst vom Licht, und im folgenden von dem die Rede ist, was aus dem Licht [entstand]: 1Mo.1/3,4. Auch rührt daher, daß alles im Weltall, sowohl im Himmel als in der Welt, sich auf das Gute und Wahre und auf deren Verbindung zurückbezieht, damit es etwas sei (siehe Nr. 107).
(138)
Absatznumerierung fehlt im Original.
(139)
Man muß wissen, daß das göttliche Gute und das göttliche Wahre, die vom Herrn
als der Sonne in den Himmeln sind, nicht im Herrn, sondern vom Herrn
sind; im Herrn ist bloß die göttliche Liebe, die das Sein [Esse] ist, aus
dem jene hervortreten [Existunt]; das Hervortreten [Existere] aus dem Sein wird
unter dem Ausgehen [Procedere] verstanden. Dies kann auch durch Vergleich mit
der Sonne der Welt verdeutlicht werden; die Wärme und das Licht, die
in der Welt sind, sind nicht in der Sonne, sondern von der Sonne;
in der Sonne ist bloß Feuer, und aus ihr treten jene hervor und gehen aus
[existunt et procedunt].
(140)
Weil der Herr als Sonne die göttliche Liebe ist, und die göttliche Liebe das
göttliche Gute selbst ist, darum wird auch das Göttliche, das von Ihm ausgeht,
welches Sein Göttliches im Himmel ist, der Unterscheidung wegen das
göttliche Wahre genannt, obgleich es das göttliche Gute vereint mit dem
göttlichen Wahren ist. Dieses göttliche Wahre ist es, was das von Ihm
ausgehende Heilige genannt wird.
(18)
VON DEN VIER HAUPTGEGENDEN IM HIMMEL
(141)
Im Himmel gibt es, wie in der Welt, vier Hauptgegenden, Aufgang, Mittag,
Untergang und Mitternacht, in beiden bestimmt durch ihre Sonne,
im Himmel durch die Sonne des Himmels, welche der Herr ist, in der
Welt durch die Sonne der Welt; jedoch bestehen zwischen ihnen mancherlei
Unterschiede: der erste ist, daß man in der Welt Mittag heißt,
wo die Sonne in ihrer höchsten Höhe über der Erde ist, Mitternacht,
wo sie im entgegengesetzten [Punkt] unter der Erde steht; Aufgang,
wo sie zur Zeit der Nachtgleichen aufgeht, und Untergang, wo sie
alsdann untergeht; so werden in der Welt alle Hauptgegenden durch den
Mittag bestimmt. Im Himmel dagegen heißt Aufgang, wo der Herr als
Sonne erscheint, diesem gegenüber ist der Untergang, zur Rechten im Himmel
ist Mittag, und zur Linken in ihm ist Mitternacht, und dies bei jeder Wendung
ihres Angesichts und Körpers; so werden im Himmel alle Hauptgegenden
durch den Aufgang bestimmt. Daß Aufgang [die Stelle] heißt, wo der Herr
als Sonne erscheint, hat seinen Grund darin, daß aller Ursprung [Origo] des
Lebens von Ihm als der Sonne ist; und wirklich inwieweit bei den Engeln Wärme
und Licht oder Liebe und Einsicht von Ihm aufgenommen wird, insoweit heißt es,
der Herr gehe auf bei ihnen; daher kommt auch, daß der Herr im Wort der
Aufgang [Oriens] heißt112.
(142)
Der zweite Unterschied ist, daß die Engel immer vor dem Angesicht den
Aufgang haben, hinter dem Rücken den Untergang, zur Rechten den Mittag und zur
Linken die Mitternacht; da dies aber in der Welt darum schwer
zu fassen ist, weil der Mensch sein Angesicht nach jeder Weltgegend hinwendet,
so soll es erklärt werden. Der ganze Himmel wendet sich dem Herrn zu,
als seinem gemeinsamen Mittelpunkt, folglich kehren sich alle Engel dahin; daß
dem gemeinsamen Mittelpunkt auch alle Richtung auf der Erde zugewendet ist, ist
bekannt; die Richtung im Himmel aber ist darin von der Richtung
in der Welt verschieden, daß im Himmel die Vorderteile sich dem
gemeinsamen Mittelpunkt zukehren, in der Welt aber die unteren Teile; die
Richtung in der Welt ist diejenige, die man Zentripetalkraft und auch
Gravitation nennt; das Inwendige der Engel ist auch wirklich nach vorne
gekehrt; und weil das Inwendige sich im Angesicht darstellt, so ist
es das Angesicht, was die Hauptgegenden bestimmt113.
(143)
Daß aber die Engel den Aufgang vor dem Angesicht haben bei jeglicher Wendung
ihres Angesichts und Körpers, kann in der Welt noch weniger begriffen
werden, weil der Mensch jede Weltgegend je nach seiner Wendung vor dem
Angesicht hat, darum soll auch dies erklärt werden. Die Engel wenden und drehen
in gleicher Weise wie die Menschen ihre Angesichter und ihre Leiber nach
allen Seiten hin, dennoch aber ist ihnen stets der Aufgang vor dem Auge; allein
die Wendungen der Engel sind nicht wie die Wendungen der Menschen, denn sie
sind anderen Ursprungs; sie erscheinen zwar als die gleichen, sind aber dennoch
nicht gleich, die herrschende Liebe ist der Ursprung; aus ihr entspringen alle
Bestimmungen [determinationes] bei den Engeln und bei den Geistern; denn, wie
soeben gesagt worden, ihr Inwendiges ist wirklich ihrem gemeinsamen Mittelpunkt
zugewendet, somit im Himmel dem Herrn als der Sonne; weshalb denn, weil
ihre Liebe immerfort vor ihrem Inwendigen ist und ihr Angesicht aus ihrem
Inwendigen sich bildet (denn es ist dessen äußere Form), darum auch
diejenige Liebe, welche herrscht, immer vor ihrem Gesicht ist; in den
Himmeln nun ist es der Herr als Sonne, weil Er es ist, von Dem sie
die Liebe haben114; und weil der Herr selbst in Seiner Liebe bei den Engeln ist,
so ist es der Herr, Welcher macht, daß sie auf Ihn sehen, wohin sie
sich auch wenden mögen; dies kann hier noch nicht weiter verdeutlicht werden,
in den folgenden Abschnitten aber, besonders wo von den Vorbildungen
und Erscheinungen und von Zeit und Raum im Himmel gehandelt werden wird,
soll es dem Verständnis näher gebracht werden. Daß die Engel den Herrn
beständig vor dem Angesicht haben, ist mir durch viele Erfahrungen
zu wissen und auch selbst wahrzunehmen gegeben worden; denn sooft ich mit
den Engeln im Umgang war, ward auch die Gegenwart des Herrn vor meinem Angesicht
wahrgenommen, Welcher, obgleich ich Ihn nicht sah, doch im Licht erkannt
wurde; daß dem so sei, bezeugten auch öfter die Engel. Weil der Herr
beständig vor dem Angesicht der Engel ist, darum wird auch in der Welt
gesagt, man solle Gott vor Augen und vor dem Angesicht haben und auf Ihn sehen,
und daß diejenigen Ihn schauen, die an Ihn glauben und Ihn lieben; daß der
Mensch so spricht, stammt aus der geistigen Welt, denn von daher ist
vieles in der menschlichen Rede, obgleich der Mensch nicht weiß, daß
es daher stammt.
(144)
Daß ein solches Sichhinwenden zum Herrn stattfindet, gehört unter die
wunderbaren Erscheinungen des Himmels; denn es können daselbst viele
an einem Ort sein, und der eine sein Angesicht und seinen Leib anderswohin
wenden als der andere, und dennoch sehen alle den Herrn vor sich, und jeder hat
zu seiner Rechten den Mittag und zu seiner Linken die Mitternacht,
und hinter sich den Abend. Zu den Wunderdingen gehört auch, daß, obgleich
aller Ausblick der Engel gegen Aufgang geht, sie dennoch auch einen Ausblick
nach den drei übrigen Himmelsgegenden haben; allein nach diesen haben sie einen
Ausblick aus ihrem inwendigeren Sehen, welches das des Denkens ist. Auch das
gehört unter die Wunderdinge, daß es im Himmel durchaus keinem erlaubt
ist, hinter dem Rücken des anderen zu stehen und auf sein Hinterhaupt
hinzublicken, und daß alsdann der Einfluß des Guten und Wahren, der vom Herrn
kommt, gestört wird.
(145)
Die Engel sehen auf andere Weise den Herrn, und der Herr sieht auf andere Weise
die Engel; die Engel sehen den Herrn durch die Augen, der Herr aber sieht die
Engel in der Stirne; der Grund, warum in der Stirne, ist, daß die
Stirne der Liebe entspricht, und der Herr durch die Liebe in ihren Willen
einfließt und macht, daß man Ihn durch den Verstand sieht, dem die Augen
entsprechen115.
(146)
Allein die Hauptgegenden in denjenigen Himmeln, die das himmlische Reich
des Herrn ausmachen, sind verschieden von den Hauptgegenden in denjenigen
Himmeln, die Sein geistiges Reich bilden, und dies darum, weil der Herr den
Engeln, die in Seinem himmlischen Reich sind, als Sonne erscheint,
denjenigen Engeln aber, die in Seinem geistigen Reich sind, als Mond, und
der Aufgang da ist, wo der Herr erscheint; der Abstand zwischen Sonne
und Mond beträgt daselbst dreißig Grad, daher denn auch der der Hauptgegenden
der gleiche ist. Daß der Himmel in zwei Reiche abgeteilt ist, welches das
himmlische Reich und das geistige Reich heißen, sehe man in seinem
Abschnitt Nr. 20-28; und daß der Herr im himmlischen Reich als Sonne
und im geistigen Reich als Mond erscheine, Nr. 118; gleichwohl jedoch
werden die Hauptgegenden des Himmels dadurch nicht unbestimmt, weil die
geistigen Engel nicht zu den himmlischen Engeln hinaufsteigen, noch diese
zu jenen herabsteigen können, man sehe Nr. 35.
(147)
Hieraus erhellt, welcherlei die Gegenwart des Herrn in den Himmeln ist,
daß Er nämlich allenthalben und bei jeglichem im Guten und Wahren
ist, die von Ihm ausgehen; daß Er also, wie Nr. 12 gesagt wurde,
in dem Seinigen bei den Engeln ist; das Innewerden der Gegenwart des Herrn
ist in ihrem Inwendigen, aus diesem sehen die Augen, und so Ihn
selbst außer sich, weil es ein stetig sich Fortsetzendes [continuum] ist;
hieraus läßt sich entnehmen, wie es zu verstehen ist, daß der Herr
in ihnen ist und sie im Herrn, nach den Worten des Herrn:
„Bleibet in Mir und Ich in euch“: Joh.15/4.
„Wer Mein Fleisch ißt und Mein Blut trinkt, bleibt in Mir und Ich in ihm“: Joh.6/56;
das Fleisch des Herrn bedeutet das göttliche Gute und das Blut das göttliche Wahre116.
(148)
Alle in den Himmeln wohnen geschieden nach den Hauptgegenden; gegen
Aufgang und Untergang wohnen die im Guten der Liebe sind, gegen Aufgang
die in klarem Innewerden desselben sind, gegen Untergang die
in dunklem Innewerden desselben sind; gegen Mittag und Mitternacht wohnen
die in der Weisheit aus demselben sind, gegen Mittag die in hellem
Licht der Weisheit sind, gegen Mitternacht, die im dunklen Licht der
Weisheit sind. Die Engel, die im geistigen Reich des Herrn sind, wohnen
ebenso wie die Engel, die in Seinem himmlischen Reich sind, nur mit einem
Unterschied nach dem Guten der Liebe und dem Licht des Wahren aus dem Guten;
denn die Liebe im himmlischen Reich ist die Liebe zum Herrn, und das Licht
des Wahren aus ihm ist Weisheit; im geistigen Reich aber ist sie Liebe
gegen den Nächsten, welche Liebtätigkeit [Charitas] heißt, und das Licht des
Wahren aus ihr ist Einsicht, welche auch Glaube heißt, man sehe Nr. 23;
sie unterscheiden sich auch nach den Hauptgegenden, denn die Hauptgegenden
in dem einen und in dem anderen Reich stehen dreißig Grad voneinander
ab, wie soeben Nr. 146 gesagt wurde.
(149)
Ebenso wohnen die Engel unter sich in jeglicher Gesellschaft des Himmels;
gegen Aufgang wohnen in ihnen die in höherem Grad der Liebe und
Liebtätigkeit, gegen Untergang die in geringerem Grad sind; gegen Mittag
die in größerem Licht der Weisheit und Einsicht, gegen Mitternacht die
in schwächerem sind. Sie wohnen aber so geschieden, weil jede
Gesellschaft einen Himmel darstellt und auch ein Himmel in kleinerer Gestalt
ist, man sehe Nr. 51-58. Gleiches geschieht bei ihren Versammlungen. Sie
werden in diese Ordnung gebracht infolge der Form des Himmels, vermöge
welcher jeglicher seiner Stelle kennt. Es wird auch vom Herrn dafür
gesorgt, daß in jeder Gesellschaft einige aus jeder Gattung seien, und
dies darum, damit der Himmel hinsichtlich seiner Form sich überall gleich sei;
dennoch aber unterscheidet sich die Anordnung des ganzen Himmels von der
Anordnung einer Gesellschaft, wie das Allgemeine vom Besonderen; denn die Gesellschaften,
die gegen Morgen sind, sind vorzüglicher als die Gesellschaften, die gegen
Abend sind, und die gegen Mittag sind vorzüglicher als die gegen Mitternacht.
(150)
Daher kommt, daß die Hauptgegenden in den Himmeln solches bezeichnen, was
bei denen ist, die in ihnen wohnen, nämlich der Aufgang die Liebe und ihr
Gutes bei klarem Innewerden, der Untergang ebendasselbe bei dunklem Innewerden,
der Mittag die Weisheit und Einsicht in hellem Licht, und die Mitternacht
dieselben in dunklem Licht. Und weil durch diese Hauptgegenden dergleichen
bezeichnet wird, so wird das gleiche auch durch sie bezeichnet
im inneren oder geistigen Sinn des Wortes117; denn der innere oder geistige Sinn des Wortes verhält sich ganz nach
dem, was im Himmel ist.
(151)
Das Gegenteil ist bei denen, die in den Höllen sind; die in diesen
sind, sehen nicht auf den Herrn als die Sonne oder den Mond, sondern rückwärts
vom Herrn weg auf jenen stockfinstern Körper, der anstatt der Weltsonne ist,
und auf jenen verfinsterten Körper, der anstatt des Mondes der Erde;
diejenigen, welche böse Engel [Genii] heißen, auf den stockfinstern Körper, der
anstatt der Weltsonne ist, und diejenigen, welche Geister heißen, auf den
verfinsterten Körper, der anstatt des Mondes der Erde ist118; daß die Sonne der Welt und der Mond der Erde nicht in der
geistigen Welt erscheinen, sondern anstatt jener Sonne etwas Stockfinsteres
gegenüber der Sonne des Himmels, und anstatt jenes Mondes etwas Verfinstertes,
das dem Mond des Himmels gegenüber ist, sehe man Nr. 122; sie haben daher
Hauptgegenden, die den Hauptgegenden des Himmels entgegengesetzt sind; der
Aufgang ist ihnen, wo jenes Stockfinstere und jenes Verfinsterte ist; der
Untergang ist ihnen, wo die Sonne des Himmels ist; der Mittag ist ihnen
zur Rechten, und die Mitternacht zur Linken, und dies auch bei jeder Wendung
ihres Leibes; sie können auch nicht anders, darum weil alle Richtung ihres
Inwendigen und daher alle Bestimmung dahin sich neigt und strebt; daß die
Richtung des Inwendigen und somit die wirkliche Bestimmung aller
im anderen Leben ihrer Liebe gemäß sei, sehe man Nr. 143; die Liebe
derer, die in den Höllen sind, ist die Selbstliebe und Weltliebe, und
diese Arten von Liebe sind es, die durch die Sonne der Welt und den Mond der
Erde bezeichnet werden, man sehe Nr. 122; und diese Arten von Liebe sind
auch entgegengesetzt der Liebe zum Herrn und der Liebe gegen den Nächsten119; daher kommt, daß sie sich rückwärts vom Herrn jenen finsteren Körpern
zukehren. Auch die in den Höllen sind, wohnen nach ihren Hauptgegenden,
die, so im Bösen aus der Selbstliebe sind, von ihrem Aufgang bis
zu ihrem Untergang; die im Falschen des Bösen sind, von ihrem Mittag
bis zu ihrer Mitternacht: doch hiervon unten mehr, wo von den Höllen
[die Rede sein wird].
(152)
Kommt ein böser Geist unter die guten, so werden gewöhnlich die
Hauptgegenden so verwirrt, daß die guten kaum wissen, wo ihr Aufgang
ist; was ich auch einige Male tatsächlich erfuhr, und dann auch von Geistern
hörte, die sich darüber beklagten.
(153)
Die bösen Geister erscheinen zuweilen als den Hauptgegenden des Himmels
zugekehrt und haben dann Einsicht und Verständnis [perceptio] des Wahren,
allein keine Neigung zum Guten; sobald sie daher sich wieder zu ihren
Hauptgegenden zurückwenden, sind sie wieder ohne Einsicht und Verständnis des
Wahren, und sagen dann, die Wahrheiten, die sie gehört und gefaßt hatten seien
nicht wahr, sondern falsch. Sie wollen auch, daß das Falsche wahr sei. Über
diese Umwandlung ward ich unterrichtet, daß nämlich bei den Bösen das Verstehen
[intellectuale] also umgewandelt werden kann, nicht aber das Wollen
[voluntarium]; und daß dies vom Herrn so vorgesehen worden sei,
zu dem Ende, damit jeder die Wahrheiten sehen und anerkennen könne, daß
aber niemand sie aufnehme, sofern er nicht im Guten ist, weil das
Gute es ist, was die Wahrheiten aufnimmt, und durchaus nicht das Böse;
dann auch, daß es ebenso beim Menschen sei, zu dem Ende, daß
er durch die Wahrheiten gebessert werden könne, daß er aber nicht
weiter gebessert werde, als er im Guten ist; und daher komme es, daß der
Mensch in gleicher Weise dem Herrn zugekehrt werden kann; wenn
er aber dem Leben nach im Bösen sei, so wende er sich
alsbald vom Herrn ab und bestärke sich im Falschen seines Bösen wider
die Wahrheiten, die er begriffen und gesehen hatte; und dies geschehe bei
ihm, wenn er bei sich aus seinem Inwendigen heraus denke.
(19)
VON DEN ZUSTANDSVERÄNDERUNGEN
DER ENGEL IM HIMMEL
(154)
Unter den Zustandsveränderungen der Engel werden ihre Veränderungen
hinsichtlich der Liebe und des Glaubens und daher der Weisheit und Einsicht,
somit in Ansehung ihrer Lebenszustände verstanden: Zustände werden von
Leben und von dem, was zum Leben gehört, ausgesagt; und weil das engelische
Leben ein Leben der Liebe und des Glaubens und hieraus der Weisheit und
Einsicht ist, so werden die Zustände von diesen ausgesagt und Zustände der
Liebe und des Glaubens, sowie auch Zustände der Weisheit und Einsicht genannt.
Wie diese Zustände bei den Engeln verändert werden, soll nun gesagt werden.
(155)
Die Engel sind nicht beständig in gleichem Zustand hinsichtlich der Liebe,
und daher auch nicht in gleichem hinsichtlich der Weisheit; denn alle
Weisheit haben sie aus der Liebe und nach Beschaffenheit der Liebe; bisweilen
sind sie im Zustand inbrünstiger Liebe, bisweilen im Zustand nicht
so inbrünstiger Liebe; sie nimmt stufenweise ab von ihrem höchsten
bis zum niedrigsten Grad; wenn sie im höchsten Grad der Liebe sind,
so sind sie in ihres Lebens Licht und Wärme, oder in ihrer
Klarheit und Lust; sind sie aber im niedrigsten Grad, so sind sie
im Schatten und Frost, oder in ihrer Dunkelheit und Unlust; vom
untersten Stand kehren sie wieder zum ersten zurück und so fort. Diese
Wechsel lösen sich einander ab, und zwar in mannigfaltiger Weise. Diese Zustände
folgen aufeinander wie die Zustandswechsel des Lichtes und Schattens, der Wärme
und Kälte, oder wie Morgen, Mittag, Abend und Nacht an jedem Tag
in der Welt, mit steter Verschiedenheit innerhalb des Jahres; sie stehen
auch im Entsprechungsverhältnis: der Morgen zum Zustand ihrer Liebe
im Klaren, der Mittag zum Zustand ihrer Weisheit im Klaren, der Abend
zum Zustand ihrer Weisheit im Dunkeln, und die Nacht zum Zustand der
Lieblosigkeit und Unweisheit. Man muß jedoch wissen, daß keine Entsprechung
stattfindet zwischen der Nacht und den Lebenszuständen derer im Himmel,
sondern eine Entsprechung der Dämmerung, wie sie vor dem Morgen ist; eine
Entsprechung der Nacht besteht mit denen in der Hölle120. Von dieser Entsprechung rührt her, daß im Wort Tag und Jahr die
Lebenszustände im allgemeinen bezeichnen; Wärme und Licht die Liebe und
Weisheit; der Morgen die erste und höchste Stufe der Liebe; der Mittag die
Weisheit in ihrem Licht; der Abend die Weisheit in ihrem Schatten;
die Morgendämmerung das Dunkel, das dem Morgen vorausgeht; die Nacht aber den
gänzlichen Mangel an Liebe und Weisheit121.
(156)
Mit dem Zustand des Inwendigen, welches das Gebiet der Liebe und Weisheit der
Engel ist, werden auch die Zustände der mannigfaltigen Außendinge verändert,
die vor ihren Augen erscheinen; denn die Dinge, die außerhalb ihrer sind,
erhalten eine Erscheinung gemäß dem, was innerhalb ihrer ist: allein was und
welcherlei diese Dinge seien, soll in den folgenden Abschnitten,
in denen von den Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel die Rede
sein wird, gesagt werden.
(157)
Jeglicher Engel erfährt und durchläuft solche Zustandsveränderungen, und auch
jegliche Gesellschaft im allgemeinen, aber immer wieder der eine
in ihr anders als der andere, und dies darum, weil sie in Liebe und
Weisheit voneinander verschieden sind; denn die in der Mitte sind
in einem vollkommeneren Zustand als die, welche rings umher bis
an die Grenzen sind (man sehe Nr. 23 und 128); allein die
Unterschiede anzugeben, wäre zu weitläufig; denn jeder erfährt Veränderungen
je nach der Beschaffenheit seiner Liebe und seines Glaubens; daher kommt,
daß der eine in seiner Klarheit und Lust ist, während der andere
in seiner Dunkelheit und Unlust ist; und zwar dies gleichzeitig innerhalb
derselben Gesellschaft; und dann auch in einer Gesellschaft anders als
in der anderen; und in den Gesellschaften des himmlischen Reiches
anders als in den Gesellschaften des geistigen Reiches. Die Unterschiede
ihrer Zustandsveränderungen im allgemeinen sind wie die Zustandswechsel
der Tage in der einen und in der anderen Zone auf der Erde; denn hier
gibt es solche, die Morgen haben, während andere Abend haben, und auch
solche, die Wärme haben, während andere Kälte haben, und umgekehrt.
angels-heaven.org
(158)
Ich bin aus dem Himmel unterrichtet worden, warum dort solche
Zustandsveränderungen stattfinden; die Engel sagten, es seien mehrere
Ursachen; die erste, daß die Lust des Lebens und des Himmels, die ihnen aus der
Liebe und Weisheit kommt, die vom Herrn sind, nach und nach ihren Wert
verlieren würde, wenn sie ununterbrochen darin wären; wie dies denen geschieht,
die ohne Abwechslung in Lustbarkeiten und Wonnen sind. Eine andere Ursache
ist, daß sie ebenso wie die Menschen ein Eigenes haben, und dieses das sich
selber lieben ist, und daß alle, die im Himmel sind, von ihrem Eigenen
abgehalten werden, und inwieweit sie vom Herrn her davon abgehalten werden,
insoweit in der Liebe und Weisheit sind, inwieweit sie aber nicht
abgehalten werden, insoweit in der Liebe zu sich sind; und weil jeder
sein Eigenes liebt und es [ihn] fortzieht122, darum treten bei ihnen Zustandsveränderungen und aufeinanderfolgende
Wechsel ein. Eine dritte Ursache ist, daß sie auf diese Weise vervollkommnet
werden, weil sie sich daran gewöhnen, in der Liebe zum Herrn gehalten und
von der Selbstliebe abgehalten zu werden; und dann auch, weil durch die
Abwechslungen der Lust und Unlust das Innewerden und Gefühl des Guten feiner
wird123. Sie setzten
hinzu, daß nicht der Herr ihre Zustandsveränderungen hervorbringe, weil der
Herr als Sonne stets mit Wärme und Licht, das heißt mit Liebe und Weisheit
einfließe, sondern daß der Grund in ihnen selbst liege, weil sie ihr
Eigenes lieben, das [sie] beständig abzieht; es wurde dies beleuchtet
durch Vergleich mit der Sonne der Welt, sofern nicht in ihr der Grund der
Zustandsveränderungen der Wärme und Kälte und des Lichtes und Schattens
in jedem Jahr und an jedem Tag liege, da sie unbewegt stehe,
sondern der Grund in der Erde sei.
(159)
Es wurde mir gezeigt, wie der Herr als Sonne den Engeln im himmlischen
Reich in ihrem ersten Zustand, wie in ihrem zweiten, und wie
in ihrem dritten erscheint; der Herr ward als Sonne rötlich und strahlend
in solchem Glanz gesehen, daß es nicht beschrieben werden kann; man
sagte, der Herr erscheine als solche Sonne den Engeln in ihrem ersten
Zustand; hernach sah man einen großen dunklen Gürtel um die Sonne, durch
den das Rötliche und Schimmernde, von dem sie so sehr glänzte, zuerst
matter zu werden begann; man sagte, die Sonne erscheine ihnen so im
anderen Zustand; hernach sah man, wie der Gürtel sich noch mehr verdunkelte,
und die Sonne infolgedessen weniger rötlich erschien, und dies stufenweise, bis
sie endlich wie weißschimmernd wurde; man sagte, so erscheine ihnen die
Sonne im dritten Zustand. Nach diesem sah man dieses Weißschimmernde
linkshin gegen den Mond des Himmels fortrücken und sich seinem Licht beifügen;
infolgedessen dann der Mond über die Maßen erglänzte; man sagte, dies sei der
vierte Zustand für die im himmlischen Reich und der erste für die
im geistigen Reich, und so lösen sich die Zustandsveränderungen
in beiden Reichen ab; jedoch nicht im ganzen, sondern in einer
Gesellschaft nach der anderen; dann auch seien diese Wechsel nicht feststehend,
sondern kommen später oder früher, ohne daß sie es wissen. Weiter sagten sie,
nicht die Sonne verändere sich so in sich, noch rücke sie so fort,
dennoch aber erscheine sie so je nach den allmählichen Fortbewegungen der
Zustände bei ihnen, weil der Herr jeglichem nach der Beschaffenheit seines
Zustandes erscheint, somit rotstrahlend, wenn sie in inbrünstiger Liebe
sind, weniger rotstrahlend und zuletzt weißschimmernd, wenn die Liebe abnimmt;
und die Beschaffenheit ihres Zustandes sei durch den dunklen Gürtel vorgebildet
worden, welche der Sonne jene scheinbaren Wechsel hinsichtlich der Flamme und
des Lichtes beibrachte.
(160)
Sind die Engel im letzten Zustand, welcher eintritt, wenn sie
in ihrem Eigenen sind, so fangen sie an, niedergeschlagen
zu werden; ich sprach mit ihnen, während sie in diesem Zustand waren,
und sah ihre Niedergeschlagenheit; allein sie sagten, sie seien der Hoffnung,
in kurzem wieder in den vorigen Zustand und so gleichsam wieder
in den Himmel zu kommen; denn der Himmel ist für sie, von ihrem
Eigenen abgehalten werden.
(161)
Auch in den Höllen gibt es Zustandsveränderungen, doch hiervon unten,
wo von der Hölle die Rede sein wird.
(20)
VON DER ZEIT IM HIMMEL
(162)
Wie sehr auch im Himmel, wie in der Welt, alles wechselt und sich
fortbewegt, so haben doch die Engel keinen Begriff, noch Vorstellung von
Zeit und Raum, so gar keine, daß sie gar nicht wissen, was Zeit und Raum
ist. Von der Zeit im Himmel soll nun hier die Rede sein und vom Raum unten
in seinem Abschnitt.
(163)
Daß die Engel nicht wissen, was Zeit ist, obgleich alles bei ihnen allmählich
fortschreitet, wie in der Welt, und zwar so ganz, daß gar kein
Unterschied obwaltet, hat seinen Grund darin, daß es im Himmel gar keine
Jahre und Tage gibt, sondern Zustandsveränderungen, und da, wo es Jahre
und Tage gibt, auch Zeiten sind, da aber, wo es Zustandsveränderungen
gibt, Zustände sind.
(164)
In der Welt gibt es darum Zeiten, weil die Sonne hier dem Schein nach von
einem Grad zum anderen fortrückt und Zeiten macht, die man Jahreszeiten nennt;
und sie überdies um die Erde läuft und Zeiten macht, die man Tageszeiten
nennt, und zwar diese und jene in feststehendem Wechsel. Anders die Sonne
des Himmels, diese macht nicht durch allmähliche Fortbewegungen und Umdrehungen
Jahre und Tage, sondern dem Anschein nach Zustandsveränderungen, und auch diese
nicht in festbestimmtem Wechsel, wie dies im vorhergehenden Abschnitt
gezeigt worden ist. Daher kommt, daß die Engel nicht irgendwelche Vorstellung
von der Zeit haben können, sondern [nur] an deren Statt vom Zustand, was
Zustand sei, sehe man Nr. 154.
(165)
Weil die Engel keine Vorstellung aus der Zeit haben, wie die Menschen
in der Welt, so haben sie auch keine Vorstellung von der Zeit und von
den Zeitbestimmungen; von den der Zeit eigentümlichen Bestimmungen wissen sie
nicht einmal, was sie sind, so z.B. was Jahr, Monat, Woche, Tag, Stunde,
heute, morgen, gestern ist; wenn die Engel dergleichen vom Menschen hören,
[denn immer sind dem Menschen Engel vom Herrn beigegeben], so vernehmen
sie statt derselben Zustände und Bestimmungen der Zustände. So wird die
natürliche Vorstellung des Menschen bei den Engeln in eine geistige
Vorstellung verwandelt. Daher kommt, daß im Wort die Zeiten Zustände
bezeichnen, und die der Zeit eigentümlichen Bestimmungen, wie die oben
genannten, die ihnen entsprechenden geistigen Dinge bedeuten124.
(166)
Gleiches geschieht bei allem, was von der Zeit herkommt, wie z.B. bei den vier
Jahreszeiten, die man Frühling, Sommer, Herbst und Winter nennt; bei den vier
Tageszeiten, die man Morgen, Mittag, Abend und Nacht nennt; und bei den vier
Menschenaltern, die man Kindesalter, Jünglingsalter, Mannesalter und
Greisenalter nennt; und so bei den übrigen, was entweder von der Zeit
herrührt oder der Zeit nach erfolgt; wenn der Mensch sich dergleichen denkt,
so denkt er aus der Zeit, der Engel aber aus dem Zustand; weshalb,
was diese Dinge beim Menschen von der Zeit an sich haben, beim Engel
in die Vorstellung des Zustandes verwandelt wird; der Frühling und der
Morgen verwandeln sich in die Vorstellung des Zustandes der Liebe und
Weisheit, wie diese im ersten Zustand bei den Engeln sind; Sommer und
Mittag verwandeln sich in die Vorstellung der Liebe und Weisheit, wie sie
im zweiten sind; Herbst und Abend, wie sie im dritten sind; Nacht und
Winter in die Vorstellung des Zustandes, wie er in der Hölle ist;
daher kommt, daß ähnliches durch diese Zeiten im Wort bezeichnet wird, man
sehe Nr. 155; woraus erhellt, in welcher Weise die natürlichen Dinge,
die im Denken des Menschen sind, bei den Engeln, die sich beim Menschen
befinden, geistig werden.
(167)
Weil die Engel gar keinen Zeitbegriff haben, darum haben sie auch eine andere
Idee des Ewigen, als die Menschen der Erde; die Engel verstehen unter dem
Ewigen einen endlosen Zustand, nicht aber eine endlose Zeit125. Ich dachte einst über das Ewige nach, und mittelst des Zeitbegriffs
konnte ich wohl begreifen, was das „in Ewigkeit“ sein soll, nämlich das
Endlose, nicht aber was das „von Ewigkeit“ sei, somit auch nicht, was
Gott vor der Schöpfung von Ewigkeit her getan hätte; als ich hierdurch
in ein Bangen geriet, ward ich in die Sphäre des Himmels erhoben, und
so in die Auffassung, in der die Engel vom Ewigen sind, und dann
wurde mir durch Erleuchtung klar, daß man über das Ewige nicht aus der Zeit
denken darf, sondern vom Zustand aus und daß alsdann verstanden wird, was das
von Ewigkeit ist; was auch bei mir geschah.
(168)
Die Engel, die mit Menschen reden, reden niemals mittelst der natürlichen, dem
Menschen eigentümlichen Vorstellungen, die alle von der Zeit, vom Raum, vom
Materiellen und von den diesen analogen Dingen hergenommen sind, sondern
mittelst geistiger Ideen, die alle von den Zuständen und deren mannigfaltigen
Veränderungen innerhalb und außerhalb der Engel entlehnt sind; dennoch aber
werden die engelischen Vorstellungen, die geistig sind, sobald sie bei den
Menschen einfließen, im Augenblick und von selbst in die natürlichen,
dem Menschen eigentümlichen Vorstellungen verwandelt, die den geistigen völlig
entsprechen; daß es so geschieht, wissen die Engel nicht und auch nicht
die Menschen: von dieser Art ist aller Einfluß des Himmels bei dem Menschen.
Es fanden sich Engel, die näher in meine Gedanken, und zwar bis
in die natürlichen eingelassen wurden, in denen vieles aus Zeit und
Raum war; weil sie aber alsdann nichts verstanden, so traten sie schnell
zurück, und nachdem sie zurückgetreten, hörte ich sie reden und sagen, sie
seien in der Finsternis gewesen. Welch ein Nichtwissen in betreff der
Zeit bei den Engeln ist, wurde mir auch durch Erfahrung zu wissen gegeben.
Es war einer aus dem Himmel da, der so beschaffen war, daß
er auch in die natürlichen Vorstellungen, wie der Mensch sie hat,
eingelassen werden konnte; mit diesem sprach ich daher später wie ein Mensch
mit dem Menschen; anfangs wußte er nicht, was das sei, was ich Zeit
nannte; weshalb ich ihn völlig unterrichten mußte, wie die Sonne sich
um unsere Erde herum zu bewegen und Jahre und Tage zu machen
scheine, und daß von daher die Jahre in vier Zeiten und auch
in Monate und Wochen eingeteilt werden und die Tage in vierundzwanzig
Stunden, und daß diese Zeiten in feststehendem Wechsel wiederkehren und
hierdurch die Zeiten [entstehen]. Als er dies gehört, wunderte
er sich und sagte, davon habe er nichts gewußt, sondern bloß, was
Zustände seien. Während des Redens mit ihm sagte ich auch, man wisse in der
Welt, daß es im Himmel keine Zeit gebe; denn die Menschen reden so, als
wüßten sie es, sie sagten nämlich von denen, die sterben, daß sie das Zeitliche
verlassen und daß sie aus der Zeit gehen, worunter sie verstehen, aus der Welt.
Ich sagte auch, einige wissen wohl, daß die Zeiten ursprünglich Zustände sind,
daraus nämlich, daß dieselben sich ganz nach den Zuständen der Neigungen
verhalten, in denen sie sind, kurz für die, welche in Freuden und
Wonnen sind, lang für die, welche in Unlust und Traurigkeit sind und wechselnd
im Zustand der Hoffnung und Erwartung; und daß deshalb die Gelehrten
untersuchen, was Zeit und Raum sei, wie denn auch einige wissen, daß die Zeit
dem natürlichen Menschen angehört.
(169)
Der natürliche Mensch kann glauben, daß er gar kein Denken hätte, wenn die
Vorstellungen der Zeit, des Raumes und der materiellen Dinge weggenommen
würden, denn auf diese gründen sich alle Gedanken, die der Mensch hat126: allein er möge wissen, daß die Gedanken insoweit endlich sind
und beengt werden, als sie von Zeit, Raum und Materiellem etwas an sich
haben, und insoweit nicht endlich sind und sich erweitern, als sie von diesen
nichts an sich haben, weil insoweit das Gemüt über die materiellen und
weltlichen Dinge erhoben wird. Den Engeln kommt von daher Weisheit, und diese
ist von der Art, daß sie für unbegreiflich erklärt wird, weil sie nicht
in die Vorstellungen fällt, die bloß aus solchem bestehen.
(21)
VON DEN VORBILDUNGEN
UND ERSCHEINUNGEN IM HIMMEL
(170)
Der Mensch, der aus dem bloß natürlichen Licht denkt, kann nicht begreifen, daß
im Himmel etwas sein soll, das den Dingen in der Welt gleich ist, und
zwar darum nicht, weil er aus jenem Licht gedacht und sich bestärkt hatte,
daß die Engel bloß Denksubjekte [Mentes], und die Denksubjekte nur eine Art
ätherischer Gebilde seien, und sie somit keine Sinne haben, wie der Mensch,
also auch keine Augen, und wenn keine Augen, auch keine Gegenstände; während
doch die Engel alle Sinne, die der Mensch hat, ja noch viel schärfere
haben, auch das Licht, aus dem sie sehen, viel heller ist, als das Licht, aus
dem der Mensch sieht. Daß die Engel Menschen in vollkommenster Gestalt
sind, und sich aller Sinne erfreuen, sehe man Nr. 73-77; und daß das Licht
im Himmel viel heller ist, als das Licht in der Welt, Nr. 126-132.
(171)
Welcherlei die Dinge sind, die den Engeln in den Himmeln erscheinen, kann
nicht mit wenigem beschrieben werden; sie gleichen größtenteils den Dingen auf
der Erde, nur daß ihre Gestalt noch vollkommener und ihre Menge noch größer
ist. Daß es in den Himmeln dergleichen Dinge gibt, kann an demjenigen
erhellen, was die Propheten sahen, wie z.B. was Ezechiel vom neuen Tempel und
von der neuen Erde sah, was von Kap. 40-48 beschrieben wird; was Daniel
von Kap. 7-12; was Johannes, vom ersten bis zum letzten Kapitel in der
Apokalypse, und andere, wovon sowohl in den geschichtlichen, als
in den prophetischen Büchern des Wortes die Rede ist. Dergleichen Dinge
erschienen ihnen, wenn ihnen der Himmel geöffnet war, und es heißt, der
Himmel werde geöffnet, wenn das innere Sehen, welches das Sehen des
Menschengeistes ist, geöffnet wird; denn die Dinge in den Himmeln können
nicht mit den Augen des Körpers des Menschen, sondern nur mit den Augen seines
Geistes gesehen werden; und sobald es dem Herrn gefällt, werden diese
geöffnet, während der Mensch vom natürlichen Licht, in dem er durch
die Körpersinne ist, abgezogen und ins geistige Licht, in dem
er durch seinen Geist ist, erhoben wird. In diesem Licht sah ich, was
in den Himmeln ist.
(172)
Allein obgleich die Dinge, die in den Himmeln erscheinen, den Dingen auf
Erden größtenteils ähnlich sind, so sind sie doch nicht ähnlich dem Wesen
nach; denn die in den Himmeln entstehen aus der Sonne des Himmels und die
auf Erden aus der Sonne der Welt; die aus der Sonne des Himmels entstehen, heißen
geistig, die aber aus der Sonne der Welt, natürlich.
(173)
Die Dinge, die in den Himmeln entstehen, entstehen nicht in gleicher
Weise wie die auf Erden; in den Himmeln entstehen alle Dinge aus dem Herrn
gemäß den Entsprechungen mit dem Inwendigen der Engel; denn die Engel haben ein
Inwendiges und ein Auswendiges; was in ihrem Inwendigen ist, bezieht sich
alles auf Liebe und Glauben, somit auf den Willen und den Verstand; denn der
Wille und der Verstand sind deren Aufnahmegefäße; das Auswendige aber entspricht
dem Inwendigen: daß das Auswendige dem Inwendigen entspricht, sehe man
Nr. 87-115. Erläutert kann dies durch dasjenige werden, was oben von der
Wärme und dem Licht des Himmels gesagt worden ist, daß nämlich die Engel Wärme
haben je nach Beschaffenheit ihrer Liebe, und Licht je nach
Beschaffenheit ihrer Weisheit; man sehe Nr. 128-134. Ebenso verhält
es sich mit den übrigen Dingen, die vor den Sinnen der Engel erscheinen.
(174)
Als mir gegeben wurde, mit den Engeln Umgang zu haben, wurden mir die bei
ihnen befindlichen Dinge ganz so sichtbar, wie die Dinge in der Welt,
und zwar so handgreiflich, daß ich nicht anders wußte, als sei ich
in der Welt und da am Hofe eines Königs. Ich sprach auch mit ihnen,
wie der Mensch mit dem Menschen.
(175)
Weil alle Dinge, die dem Inwendigen entsprechen, dieses auch vorbilden, werden
sie Vorbildungen [Repraesentativa] genannt; und weil sie je nach dem
Zustand des Inwendigen bei ihnen sich verändern, darum heißen sie
Erscheinungen, [Apparentiae], obgleich die Dinge, die vor den Augen der Engel
in den Himmeln erscheinen und mit ihren Sinnen wahrgenommen werden, ebenso
lebhaft erscheinen und wahrgenommen werden, wie vom Menschen die Dinge auf
Erden, ja noch viel deutlicher, bestimmter und wahrnehmbarer. Die Erscheinungen
in den Himmeln, die diesen Ursprung haben, heißen reale Erscheinungen,
weil sie reell existieren; es gibt auch unreale Erscheinungen, nämlich
solche, die zwar erscheinen, aber nicht dem Inwendigen entsprechen127; doch von diesen im folgenden.
(176)
Um deutlicher zu machen, welcherlei die Dinge sind, die den Engeln
je nach den Entsprechungen erscheinen, möchte ich hier nur eines anführen:
denen, die in der Einsicht sind, erscheinen Gärten und Paradiese voller
Bäume und Blumen jeder Art; die Bäume sind da in der schönsten Ordnung
gesetzt und bilden einzelne Gruppen, zu denen Bogengänge führen und
um die herum Lustgänge angebracht sind, alles in solcher Schönheit,
daß es nicht beschrieben werden kann; es ergehen sich auch
in diesen die, so in der Einsicht sind und pflücken Blumen und winden
Kränze, mit denen sie die Kinder schmücken; es gibt hier auch Arten von
Bäumen und Blumen, die in der Welt nirgends gesehen wurden, noch hienieden
vorkommen könnten; auch sind auf den Bäumen Früchte je nach dem Guten der
Liebe, in dem die Einsichtsvollen sind; dergleichen sehen diese, weil der
Garten und das Paradies und auch die fruchtbaren Bäume und die Blumen der
Einsicht und Weisheit entsprechen128. Daß dergleichen Dinge in den Himmeln sind, ist auch auf Erden
bekannt, jedoch nur denen, die im Guten sind und das Licht des Himmels
nicht durch das natürliche Licht und dessen Täuschungen bei sich ausgelöscht
haben; denn wenn sie an den Himmel denken oder von ihm sprechen,
so denken und sagen sie, es gebe dort solche Dinge, die kein Ohr
gehört und kein Auge gesehen hat.
(22)
VON DEN GEWÄNDERN,
MIT DENEN DIE ENGEL ANGETAN ERSCHEINEN
(177)
Da die Engel Menschen sind, und untereinander leben wie die Menschen der Erde
unter sich, so haben sie auch Kleider, sie haben Wohnungen und vieles
Ähnliche, nur mit dem Unterschied, daß alles vollkommener ist, weil
in vollkommenerem Zustand; denn wie die Engelweisheit die menschliche
Weisheit in solchem Grad übertrifft, daß sie unaussprechlich genannt wird,
so entspricht auch alles, was von den Engeln wahrgenommen wird und ihnen
erscheint, ihrer Weisheit, man sehe Nr. 173.
(178)
Die Kleider, mit denen die Engel angetan sind, stehen, ebenso wie das übrige,
in Entsprechung, und weil sie entsprechen, so existieren sie auch
wirklich, man sehe Nr. 175; ihre Kleider entsprechen ihrer Einsicht;
weshalb in den Himmeln alle je nach ihrer Einsicht bekleidet
erscheinen, und weil der eine den anderen an Einsicht übertrifft,
Nr. 43-128, darum hat auch der eine schönere Kleider als der andere: die
Einsichtsvollsten haben wie im Feuerglanz schimmernde, einige aber wie vom
Lichtglanz leuchtende Kleider; die minder Einsichtsvollen haben blendend weiße
oder weiße Kleider ohne Glanz; und die noch weniger Einsichtigen haben bunte
Kleider; die Engel des innersten Himmels aber sind unbekleidet.
(179)
Weil die Kleider der Engel ihrer Einsicht entsprechen, so entsprechen sie
auch dem Wahren; denn alle Einsicht kommt aus dem göttlich Wahren; weshalb denn
gleichviel ist, ob man sagt, die Engel seien je nach ihrer Einsicht
oder nach dem göttlich Wahren bekleidet; daß die Kleider einiger wie von
Flammenglanz funkeln und diejenigen von anderen wie von Lichtglanz leuchten,
hat seinen Grund darin, daß die Flamme dem Guten und das Licht dem Wahren aus
dem Guten entspricht129; daß die Kleider einiger glänzend weiß und dann wieder mattweiß ohne
Glanz, bei einigen aber bunt sind, kommt daher, daß bei minder Einsichtsvollen
das göttlich Gute und Wahre weniger glänzt und auch verschieden aufgenommen
wird130; auch das
Glänzendweiße und das Mattweiße dem Wahren131, und die Farben dessen Mannigfaltigkeiten132 entsprechen. Daß sie im innersten Himmel nackt sind, kommt daher,
daß sie in der Unschuld sind und die Unschuld der Nacktheit entspricht133.
(180)
Weil die Engel mit Kleidern angetan sind im Himmel, so erschienen sie
auch mit Kleidern angetan, als sie in der Welt gesehen wurden, wie die,
welche von den Propheten und auch die, welche beim Grab des Herrn gesehen
wurden, deren Anblick war wie der Blitz und ihre Gewänder glänzend und weiß: Matth.28/3;
Mark.16/5; Luk.24/4; Joh.20/11,[12],13; und die Johannes im Himmel sah,
deren Gewänder von Byssus und weiß waren: Offb.4/4; 19/11,13. Und weil die
Einsicht aus dem göttlichen Wahren kommt, darum waren die Gewänder des Herrn,
als Er verwandelt wurde, strahlend und glänzend weiß wie das Licht:
Matth.17/2; Mark.9/3; Luk.9/29; daß das Licht das vom Herrn ausgehende
göttliche Wahre sei, sehe man Nr. 129. Daher kommt, daß die Kleider
im Wort die Wahrheiten und die Einsicht aus diesen bezeichnen, wie bei
Johannes:
„Die ihre Gewänder nicht befleckt haben, sollen mit Mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert; wer überwindet, soll bekleidet werden mit weißen Kleidern“: Offb.3/4,5.
„Selig, wer wacht und seine Kleider bewahrt“: Offb.16/15.
Und von Jerusalem, unter dem die Kirche, die im Wahren ist, verstanden wird134, bei Jes.52/1:
„Wach auf, zieh deine Stärke an, Zion, zieh an die Kleider deines Schmucks, Jerusalem“.
Und bei Ez.16/10,13:
„Jerusalem, Ich umwand mit Byssus dich und hüllte dich in Seide, deine Kleider waren Byssus und Seide“,
und so in vielen anderen Stellen. Wer aber nicht in den Wahrheiten ist, von dem heißt es, er sei nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan, wie bei Matth.22/[11]-13:
„Nachdem der König eingetreten, sah er einen Menschen, der nicht mit einem hochzeitlichen Kleid angetan war und sagte zu ihm: Freund ! Wie bist du hier hereingekommen, da du kein hochzeitliches Kleid anhast ? Darum wurde er in die äußerste Finsternis hinausgestoßen“;
unter dem Hochzeitshaus wird verstanden der Himmel und die Kirche aus der Verbindung des Herrn durch Sein göttlich Wahres mit ihnen, weshalb der Herr im Wort der Bräutigam und Mann heißt, und der Himmel mit der Kirche die Braut und das Weib.
(181)
Daß die Kleider der Engel nicht [bloß] als Kleider erscheinen, sondern wirklich
Kleider sind, erhellt daraus, daß sie dieselben nicht nur sehen, sondern auch
durch Berührung fühlen; dann auch daraus, daß sie mehrere Gewänder haben und
dieselben aus- und anziehen und diejenigen, die sie nicht brauchen, aufbewahren
und, wenn sie selbige brauchen, wieder hervorlangen; daß sie die Kleider
wechseln, habe ich tausendmal gesehen. Ich fragte, woher sie ihre Kleider
haben, und sie sagten: vom Herrn, und sie werden damit beschenkt und zuweilen,
ohne ihr Wissen, damit bekleidet. Sie sagten auch, ihre Kleider verändern sich
je nach ihren Zustandsveränderungen, und zwar hätten sie in ihrem
ersten und zweiten Zustand schimmernde und weißglänzende Kleider,
im dritten und vierten aber etwas dunklere, und auch dies vermöge der Entsprechung,
weil bei ihnen Zustandsveränderungen hinsichtlich der Einsicht und Weisheit
seien, worüber man Nr. 154-161 nachsehen mag.
(182)
Weil in der geistigen Welt bei jedem die Kleider sich seiner Einsicht
gemäß verhalten, somit gemäß den Wahrheiten, aus denen die Einsicht kommt,
so erscheinen die in den Höllen, weil sie ohne Wahrheiten sind, zwar
mit Kleidern angetan, aber mit zerrissenen, schmutzigen und häßlichen, jeder
nach Beschaffenheit seiner Torheit, auch können sie nicht mit anderen angetan werden;
es wird ihnen vom Herrn gegeben, sich zu bekleiden, damit sie nicht
nackt erscheinen.
(23)
VON DEN WOHNUNGEN
UND AUFENTHALTSORTEN DER ENGEL
(183)
Weil es im Himmel Gesellschaften gibt und sie wie die Menschen leben,
so haben sie auch Wohnungen und zwar wieder verschiedene je nach dem
Lebenszustand eines jeden: prächtige für diejenigen, die in würdigerem
Zustand sind und minder prächtige für die, welche in niedrigerem sind.
Über die Wohnungen im Himmel sprach ich einige Male mit den Engeln und
sagte [ihnen], heutzutage werde kaum jemand glauben, daß sie Wohnungen und
Aufenthaltsorte haben, einige darum nicht, weil sie dieselben nicht sehen;
andere nicht, weil sie nicht wissen, daß die Engel Menschen sind; andere, weil
sie glauben, der Engelhimmel sei der Himmel, den sie mit ihren Augen
um sich her sehen, und da dieser leer erscheint und sie meinen, die
Engel seien ätherische Gebilde, so schließen sie, dieselben leben
im Äther; überdies fassen sie, daß es in der geistigen Welt eben
solche Dinge geben soll, wie in der natürlichen, darum nicht, weil sie vom
Geistigen nichts wissen. Die Engel sagten, sie wissen, daß heutzutage eine
solche Unwissenheit in der Welt herrsche, und zwar, worüber sie sich
wunderten, hauptsächlich innerhalb der Kirche und in dieser mehr bei den
Gebildeten, als bei denen, die man Einfältige nennt; sie sagten ferner, jene
können aus dem Wort wissen, daß die Engel Menschen sind, weil diejenigen, die
erschienen, als Menschen erschienen; ebenso der Herr, Welcher all Sein
Menschliches mit Sich nahm; und daß sie, weil sie Menschen seien, auch
Heimstätten und Wohnungen hätten und nicht, nach der Unwissenheit einiger, die
sie Unsinn nannten, in der Luft herumflatterten, oder Winde seien, obwohl
sie Geister genannt werden; und daß sie dies fassen könnten, wenn sie nur
außerhalb des Kreises ihrer vorgefaßten Begriffe von den Engeln und Geistern
darüber denken wollten, welches geschehe, wenn sie nicht die Vorfrage aufwerfen
und zum unmittelbaren Gegenstand ihres Denkens machen, ob es so sei;
(es liegt nämlich in jedem das allgemeine Denkbild, daß die Engel
menschliche Gestalt und daß sie Behausungen haben, welche die Wohnungen des
Himmels genannt werden und prächtiger sind als die Wohnungen der Erde); daß
aber dieses Gemeinbild, das vom Einfluß des Himmels herrühre, sogleich
in Nichts verfalle, sobald man die Frage, ob es so sei, als
Gegenstand in die Mitte stellt und sich darüber in Untersuchungen
einläßt, was besonders bei Gelehrten geschieht, die durch ihre eigene Verständigkeit
sich den Himmel und den Weg des Lichtes aus diesem verschlossen haben. Ebenso
geht es mit dem Glauben an das Leben des Menschen nach dem Tode; wer
von diesem redet und nicht zugleich nach den gelehrten Meinungen über die Seele
oder nach der Lehre von der Wiedervereinigung mit dem Körper darüber denkt, der
glaubt, daß er nach dem Tode als Mensch fortleben werde und zwar unter den
Engeln, wenn er ein gutes Leben geführt hat, und daß er alsdann
Herrliches schauen und Wonnen empfinden werde; sobald er aber auf die
Lehre von der Wiedervereinigung mit dem Körper oder auf die willkürliche
Voraussetzung von der Seele hinsieht und der Gedanke aufstößt, ob die
Seele solche Beschaffenheit habe, somit ob es so sei, zerstreut sich
sogleich sein früheres Denkbild.
(184)
Allein es ist besser, Erfahrungsbelege vorzuführen: sooft ich mit den
Engeln von Angesicht zu Angesicht sprach, war ich auch bei ihnen
in ihren Wohnungen; ihre Wohnungen sind ganz wie die Wohnungen, die man
Häuser nennt, nur schöner; es befinden sich in ihnen Säle, Zimmer und
Schlafgemächer in großer Anzahl, und Vorhöfe, und ringsumher Gärten,
Blumenauen und Felder; wo sie beisammen leben, da sind ihre Wohnungen
aneinanderstoßend, die eine neben der anderen und bilden zusammen eine Stadt,
mit Straßen, Gassen und Markplätzen, ganz in der Weise der Städte auf
unserer Erde. Es wurde mir auch gegeben, sie zu durchwandern und mich
überall umzusehen und hie und da in die Häuser einzutreten; dies geschah
bei völligem Wachen, als das innere Sehen mir geöffnet wurde135.
(185)
Ich sah Paläste des Himmels, die so herrlich waren, daß sie nicht
beschrieben werden können; oben glänzten sie wie von reinem Gold und unten wie
von Edelsteinen; immer ein Palast schimmernder als der andere; im Inneren
ebenso; die Gemächer waren mit Verzierungen geschmückt, zu deren
Beschreibung uns sowohl die Worte als die Kenntnisse fehlen; auf der Seite
gegen Mittag waren Paradiese, in denen alles in gleicher Weise
erglänzte und an einigen Stellen die Blätter wie von Silber und die
Früchte wie von Gold; und die Blumen in ihren Beeten durch ihre Farben
gleichsam Regenbogen darstellten; an den Grenzen erschienen wieder
Paläste, in die sich die Aussichten endigten; die Werke der Baukunst des
Himmels sind von der Art, daß man sagen möchte, hier sei Kunst in ihrer
Kunst, was auch kein Wunder ist, da diese Kunst selbst vom Himmel stammt.
Die Engel sagten, dergleichen Dinge und unzählige andere mehr, die noch
vollkommener sind, werden vom Herrn vor ihre Augen hingestellt, und dieselben
ergötzen mehr noch ihre Gemüter als ihre Augen, und dies darum, weil sie
in den Einzelheiten Entsprechungen und mittelst der Entsprechungen das
Göttliche sehen.
(186)
Über die Entsprechungen bin ich auch unterrichtet worden, daß nicht nur die
Paläste und Häuser, sondern auch alles und jedes, was innerhalb und außerhalb
derselben ist, dem Inwendigen entspreche, das vom Herrn bei ihnen ist; daß das
Haus selbst im allgemeinen ihrem Guten entspreche und die Einzelheiten
innerhalb der Häuser dem Mannigfaltigen, aus dem das Gute [besteht]136; und die außerhalb der Häuser befindlichen Dinge den Wahrheiten, die
aus dem Guten [kommen], und auch den Wahrnehmungen und Erkenntnissen [siehe
Nr. 176]; und weil sie dem Guten und Wahren entsprechen, das bei ihnen vom
Herrn ist, so entsprechen sie auch ihrer Liebe und somit der Weisheit und
Einsicht, weil die Liebe dem Guten angehört, die Weisheit Angehör des Guten und
zugleich des Wahren, die Einsicht aber die des Wahren aus dem Guten ist; und
daß dies die Dinge sind, welche die Engel wahrnehmen, wenn sie jene Gegenstände
erblicken und daß diese darum mehr ihre Gemüter als ihre Augen ergötzen und
anziehen.
(187)
Daraus ward klar, warum der Herr Sich den Tempel nannte, der zu Jerusalem
war: Joh.2/19,21137; und warum das neue Jerusalem als aus lauterem Gold bestehend
erschien, seine Tore aus Perlen und die Grundlagen aus kostbaren Steinen: Offb.
Kap.21; darum nämlich, weil der Tempel das Göttlich-Menschliche des Herrn
vorbildete; das neue Jerusalem die Kirche bezeichnet, die später gegründet
werden sollte; die zwölf Tore die Wahrheiten, die zum Guten führen; und die
Grundlagen [fundamenta] die Wahrheiten, auf denen ihre Gründung beruht138.
(188)
Die Engel, aus denen das himmlische Reich des Herrn besteht, wohnen meistens
auf erhabenen Orten, welche wie Berge von Erde erscheinen; die Engel, aus denen
das geistige Reich des Herrn besteht, wohnen auf weniger erhabenen Orten,
welche wie Hügel erscheinen; die Engel aber, die in den untersten Teilen
des Himmels sind, wohnen an Orten, die wie Felsenmassen erscheinen; auch
diese Dinge kommen von der Entsprechung her: denn das Inwendige entspricht dem
Höheren und das Auswendige dem Niedrigeren139; daher kommt, daß die Berge im Wort die himmlische Liebe
bezeichnen, die Hügel die geistige Liebe und die Felsen den Glauben140.
(189)
Es gibt auch Engel, die nicht in Gesellschaft, sondern abgesondert leben,
Haus für Haus; diese wohnen in der Mitte des Himmels, weil sie die besten
unter den Engeln sind.
(190)
Die Häuser, in denen die Engel wohnen, werden nicht wie die Häuser
in der Welt gebaut, sondern ihnen vom Herrn aus Gnaden geschenkt,
jeglichem gemäß der Aufnahme des Guten und Wahren; sie verändern sich auch ein
wenig je nach den Zustandsveränderungen ihres Inwendigen, wovon
Nr. 154-160. Alles, was die Engel besitzen, das verdanken sie dem Herrn,
und alles, dessen sie irgend bedürfen, wird ihnen geschenkt.
(24)
VOM RAUM IM HIMMEL
(191)
Obgleich im Himmel alles ganz wie in der Welt an einem Ort und
in einem Raum erscheint, so haben doch die Engel keinen Begriff und
keine Vorstellung von Ort und Raum; da dies notwendig als widersinnig
erscheinen muß, so will ich die Sache, weil sie von großer Wichtigkeit
ist, ins Licht setzen.
(192)
Alle Fortbewegungen in der geistigen Welt geschehen durch
Zustandsveränderungen des Inwendigen, so daß die Fortbewegungen nichts
anderes sind als Veränderungen des Zustands141; in dieser Weise bin auch ich vom Herrn in die Himmel und
auf die Erdkörper im Weltall geführt worden und zwar dies dem Geiste nach,
während der Körper an demselben Ort blieb142; in dieser Weise bewegen sich alle Engel von Ort zu Ort,
daher es für sie keine Abstände, und wenn keine Abstände, auch keine Räume
gibt, sondern statt derselben Zustände und deren Veränderungen.
(193)
Weil in dieser Weise die Fortbewegungen vor sich gehen, so ist
offenbar, daß die Annäherungen Ähnlichkeiten hinsichtlich des Zustandes des
Inwendigen und die Entfernungen Unähnlichkeiten sind; daher kommt, daß
diejenigen in der Nähe sind, die sich in gleichem Zustand,
in der Ferne aber, die sich in ungleichem befinden, und daß die Räume
im Himmel nichts anderes sind, als äußere Zustände, die den inneren
entsprechen. Nicht anderswoher kommt es, daß die Himmel voneinander geschieden
sind und dann auch die Gesellschaften in jedem Himmel und ein jeder
in einer Gesellschaft; daher kommt auch, daß die Himmel von den Höllen
völlig abgesondert sind, denn sie sind in entgegengesetztem Zustand.
(194)
Hierin hat auch seinen Grund, daß in der geistigen Welt einer dem anderen
als gegenwärtig dargestellt wird, sobald er nur ein sehnliches Verlangen
nach dessen Gegenwart hat; denn so sieht er ihn in Gedanken und
versetzt sich in dessen Zustand; daß aber umgekehrt der eine vom anderen
entfernt wird, inwieweit er ihm abgeneigt ist; und weil alle Abneigung aus
der Entgegengesetztheit der Neigungen und aus dem Zwiespalt der Gedanken
entspringt, so geschieht es infolgedessen, daß mehrere, die sich
an einem Ort befinden, solange sie zusammenstimmen, als [sich gegenwärtig]
erscheinen, sobald sie aber voneinander abweichen, auch verschwinden.
(195)
Auch wenn einer von einem Ort zum anderen geht, sei es nun in seiner
Stadt oder in den Vorhallen oder in den Gärten oder zu anderen
außerhalb seiner Gesellschaft, so kommt er schneller dahin, wenn
er sich danach sehnt, und langsamer, wenn er sich nicht hinsehnt; der
Weg selbst wird je nach seinem Verlangen verlängert und verkürzt, obgleich
er derselbe ist; dies habe ich öfter gesehen und mich darüber gewundert.
Hieraus erhellt wieder, daß der Abstand, mithin die Räume sich ganz gemäß den
Zuständen des Inwendigen bei den Engeln verhalten143; und weil dem so ist, daß der Begriff und die Vorstellung des
Raumes nicht in ihr Denken eindringen kann, obgleich es bei ihnen
ebensowohl Räume gibt wie in der Welt.
(196)
Dies kann durch die Gedanken des Menschen beleuchtet werden, sofern auch diese
keine Räume haben, denn das stellt sich ihm als gegenwärtig dar, worauf
er mit angestrengter Aufmerksamkeit seine Gedanken richtet: so weiß
auch, wer darüber nachdenkt, daß es auch für sein Sehen keine Räume gibt,
außer infolge der dazwischen liegenden Gegenstände auf Erden, die
er zugleich sieht, oder infolge seiner Kenntnis, vermöge welcher
er weiß, wie weit sie entfernt sind; dies geschieht, weil es eine
stetige Größe ist und in dem Stetigen das Entfernte nur infolge der
Gegenstände erscheint, die nicht stetig sind; dies findet noch mehr bei den
Engel statt, weil ihr Sehen mit ihrem Denken in Eines zusammenfällt und
das Denken in Eines mit der Neigung, und weil Nahes und Entferntes
erscheint und sich auch verändert je nach den Zuständen ihres Inwendigen,
wie oben gesagt worden.
(197)
Daher kommt, daß im Wort durch die Orte und Räume und durch alles, was
etwas vom Raumverhältnis an sich hat, Dinge bezeichnet werden, die sich
auf die Zustände beziehen, wie z.B. durch die Abstände, das Nahe, Entfernte,
die Wege, die Reisen, Wanderungen, durch die Meilensteine, Stadien, durch die
Felder, Äcker, Gärten, Städte, Gassen, durch die Bewegungen, durch die Maße
verschiedener Art, durch die Länge, Breite, Höhe und Tiefe und durch unzähliges
andere; denn das meiste, was beim Menschen in seinem Denken aus der Welt
ist, hat etwas von Raum und Zeit an sich. Ich will hier nur vorführen, was
im Wort Länge, Breite und Höhe zu bedeuten haben; in der Welt
wird lang und breit genannt, was lang und breit im Raume ist, ebenso auch
hoch; im Himmel aber, wo man nicht aus dem Raum denkt, wird unter der
Länge der Zustand des Guten, unter der Breite der Zustand des Wahren und unter
der Höhe der Unterschied derselben je nach den Graden verstanden, wovon
Nr. 38 die Rede war; der Grund, warum dergleichen unter jenen drei
Dimensionen verstanden wird, ist der, daß das Lange im Himmel sich auf die
Richtung vom Aufgang bis zum Niedergang bezieht und hier diejenigen sich
befinden, die im Guten der Liebe stehen; und das Breite im Himmel
sich auf die Richtung vom Mittag gegen Mitternacht bezieht und hier diejenigen
sich befinden, die im Wahren aus dem Guten sind [man sehe Nr. 148],
das Hohe im Himmel aber beides ist hinsichtlich seiner Grade; daher kommt,
daß im Wort durch die Länge, Breite und Höhe dergleichen bezeichnet wird;
wie z.B. bei Ezechiel vom 40. bis zum 48. Kapitel, wo durch die Maße nach
Länge, Breite und Höhe der neue Tempel und die neue Erde beschrieben wird, mit
den Vorhöfen, Gemächern, Toren, Türen, Fenstern, Vorstädten, durch welche die
neue Kirche und das Gute und Wahre in ihr bezeichnet wird; wozu auch sonst
alle jene Maße ? In ähnlicher Weise wird das neue Jerusalem
in der Offenbarung beschrieben, mit den Worten:
„Die Stadt liegt ins Gevierte, ihre Länge ist so groß wie ihre Breite; er maß die Stadt mit dem Rohr zu zwölftausend Stadien, und die Länge, Breite und Höhe sind gleich“: Offb.21/16;
weil hier durch das neue Jerusalem die neue Kirche bezeichnet wird, so werden durch jene Maße die zur Kirche gehörigen Dinge bezeichnet, durch die Länge das Gute ihrer Liebe, durch die Breite das Wahre aus diesem Guten, durch die Höhe das Gute und Wahre nach den Graden, durch die zwölftausend Stadien das Gute und Wahre im Inbegriff: was sollte sonst bedeuten, daß die Höhe zwölftausend Stadien betrage gleich der Länge und Breite ? daß im Wort durch die Breite das Wahre bezeichnet wird, erhellt bei David:
„Jehovah, Du verschlossest mich nicht in Feindes Hand und ließest auf der Breite meine Füße stehen“: Ps.31/9.
„Aus der Bedrängnis rief ich zu Jehovah, Er erhörte mich in der Breite“: Ps.118/5;
außer anderen Stellen, als bei Jes.8/8, und bei Hab.1/6. Ebenso auch in den übrigen.
(198)
Hieraus kann man sehen, daß im Himmel, obwohl dort Räume sind, wie
in der Welt, dennoch nichts daselbst nach den Räumen, sondern nach den
Zuständen geschätzt wird; und daß somit die Räume dort nicht wie in der
Welt gemessen, sondern nur gesehen werden können von und nach dem Zustand ihres
[der Engel] Inwendigen144.
(199)
Die eigentlichste erste Ursache ist, daß der Herr jeglichem gegenwärtig ist
nach Maßgabe seiner Liebe und seines Glaubens145; und daß alles als nah und als ferne erscheint je nach Seiner
Gegenwart; denn durch diese ist alles in den Himmeln bestimmt: dadurch
auch haben die Engel Weisheit; denn dadurch haben sie eine Ausbreitung
[extensio] der Gedanken, und dadurch besteht ein Gemeinschaftlichmachen
[communicatrio] aller Dinge, die in den Himmeln sind; mit einem Wort,
dadurch ist ihnen [gegeben], daß sie geistig denken und nicht natürlich, wie
die Menschen.
(25)
VON DER FORM DES HIMMELS,
NACH WELCHER DIE ZUSAMMENGESELLUNGEN
UND MITTEILUNGEN DASELBST ERFOLGEN
(200)
Welcherlei die Form des Himmels ist, kann einigermaßen aus dem erhellen, was
in den vorhergehenden Abschnitten gezeigt worden ist, daß nämlich der
Himmel im Größten und im Kleinsten sich gleich ist, Nr. 72;
daher denn jede Gesellschaft ein Himmel in kleinerer Gestalt und jeder
Engel in der kleinsten ist, Nr. 51-58; daß wie der ganze Himmel einen
Menschen darstellt, so jede Gesellschaft des Himmels einen Menschen
in kleinerer Gestalt und jeder Engel in der kleinsten,
Nr. 59-77; daß in der Mitte die Weisesten und ringsumher bis
an die Grenzen die weniger Weisen sind, und so in gleicher Weise
in jeder Gesellschaft, Nr. 43; und daß vom Aufgang bis zum Niedergang
im Himmel diejenigen wohnen, die im Guten der Liebe, und vom Mittag
bis zur Mitternacht, die in den Wahrheiten aus dem Guten stehen, ebenso
in jeglicher Gesellschaft, Nr. 148, 149; alles dies ist nach der Form
des Himmels; daher man daraus schließen kann, wie seine Form
im allgemeinen beschaffen ist146.
(201)
Es ist von Wichtigkeit zu wissen, wie die Form des Himmels beschaffen ist,
weil nicht nur ihr gemäß alle zusammengestellt sind, sondern auch ihr gemäß
alle Mitteilung geschieht, und weil alle Mitteilung, auch alle Ausbreitung der
Gedanken und Neigungen, somit alle Weisheit und Einsicht der Engel; daher
kommt, daß inwieweit jemand in der Form des Himmels, inwieweit
er also eine Gestalt des Himmels ist, insoweit er auch weise ist.
Ob man sagt, in der Form des Himmels oder in der Ordnung des
Himmels, läuft auf eines hinaus, weil die Form eines jeden Dinges aus der
Ordnung stammt und ihr gemäß ist147.
(202)
Hier soll zuerst gesagt werden, was es heiße, in der Form des Himmels
sein: der Mensch ist nach dem Bilde des Himmels und nach dem Bilde der Welt
geschaffen, sein Inneres nach dem Bilde des Himmels und sein Äußeres nach dem
Bilde der Welt, man sehe Nr. 57; ob man sagt, nach dem Bilde oder
nach der Form, ist dasselbe; weil aber der Mensch durch das Böse seines Willens
und infolgedessen durch das Falsche seines Denkens das Bild des Himmels, somit
dessen Form bei sich zerstört und an deren Stelle das Bild und die Form
der Hölle eingesetzt hat, darum ist sein Inneres schon von seiner Geburt
an verschlossen; und darin liegt der Grund, warum der Mensch, verschieden
hierin von den Tieren jeder Art, in lautere Unwissenheit geboren wird;
damit ihm aber das Bild oder die Form des Himmels wieder hergestellt werde, muß
er in solchem, was zur Ordnung gehört, unterrichtet werden; denn der
Ordnung gemäß verhält sich, wie oben gesagt worden, die Form: nun enthält das
Wort alle Gesetze der göttlichen Ordnung; denn Gesetze der göttlichen Ordnung
sind die in ihm gegebenen Vorschriften; inwieweit also der Mensch sie weiß
und nach ihnen lebt, insoweit wird ihm das Innere aufgeschlossen und
in diesem von neuem die Ordnung oder das Bild des Himmels gebildet; woraus
erhellt, was es heißt, in der Form des Himmels sein, daß
es nämlich soviel ist, als nach dem leben, was im Wort steht148.
(203)
Inwieweit jemand in der Form des Himmels ist, insoweit ist er im
Himmel, ja insoweit ist er ein Himmel in kleinster Gestalt,
Nr. 57; mithin ist er auch insoweit in Einsicht und Weisheit;
denn wie oben gesagt worden, jeder Gedanke, der aus seinem Verstand, und jedes
Gefühl, das aus seinem Willen kommt, verbreitet sich allenthalben hin
in den Himmel gemäß der Form desselben und teilt sich in wunderbarer
Weise den Gesellschaften in ihm mit, so wie auch diese wieder sich
ihm mitteilen149. Es gibt einige, welche glauben, die Gedanken und Gefühle breiten
sich nicht wirklich rings um sie her aus, sondern seien innerhalb ihrer,
und dies darum, weil sie das, was sie denken, als etwas inwendig in ihnen
Befindliches und nicht als etwas Entferntes sehen; allein sie täuschen sich
sehr; denn wie das Sehen des Auges eine Ausdehnung bis zu Entlegenem hat
und je nach der Ordnung der Gegenstände, die es in der Ausdehnung
sieht, angeregt wird, so hat auch sein [des Menschen] inneres Sehen, welches
der Verstand ist, eine Ausdehnung in der geistigen Welt, obgleich
er es, aus dem Nr. 196 bemerkten Grund, nicht wahrnimmt; der
Unterschied ist nur, daß das Gesicht des Auges naturmäßig affiziert150 wird, weil durch Gegenstände in der natürlichen Welt, das Gesicht
des Verstandes aber geistig angeregt wird, weil durch die Dinge, die
in der geistigen Welt sind, die sich sämtlich auf das Gute und Wahre
beziehen; daß der Mensch nicht weiß, daß dem so ist, hat seinen Grund
darin, daß er nicht weiß, daß es ein geistiges Licht gibt, das den
Verstand erleuchtet, während doch der Mensch ohne das Licht, das den Verstand
erleuchtet, gar nicht denken kann; über dieses Licht sehe man Nr. 126-132
nach. Es war ein gewisser Geist, der auch geglaubt hatte, er denke
aus sich, mithin ohne irgendwelche Ausbreitung außerhalb seiner und somit ohne
Gemeinschaft mit den Gesellschaften außer ihm; damit er nun erfahre, daß
er im Falschen sei, wurde ihm die Gemeinschaft mit den nächsten
Gesellschaften entzogen, und infolgedessen wurde er nicht nur alles
Denkens beraubt, sondern fiel auch wie entseelt danieder, schlug jedoch mit den
Armen hin und her wie ein neugeborenes Kind; nach einer Weile wurde ihm die
Gemeinschaft wiedergegeben, und nach Maßgabe, wie sie wiederhergestellt wurde,
kehrte er in den Zustand seines Denkens zurück. Die anderen Geister, die
dies ansahen, bekannten nachher, daß jeder Gedanke und jede Neigung
je nach der Mitteilung einfließe, und weil jeder Gedanke und jede Neigung,
auch alles, was zum Leben gehört, weil alles, was zum Leben des Menschen
gehört, darin besteht, daß er denken und angeregt werden, oder was
dasselbe ist, einsehen und wollen kann151.
(204)
Jedoch ist zu wissen, daß die Einsicht und Weisheit bei jeglichem
verschieden sind je nach der Mitteilung; diejenigen, deren Einsicht und
Weisheit aus dem echten Wahren und Guten gebildet ist, haben Gemeinschaft mit
Gesellschaften je nach der Form des Himmels; bei denjenigen aber, deren
Einsicht und Weisheit nicht aus dem echten Wahren und Guten, jedoch aus solchem
gebildet ist, das übereinstimmt, ist die Gemeinschaft eine zerrissene und
ungleich angeknüpfte; denn sie findet nicht mit den Gesellschaften in der
Reihenfolge statt, in der die Form des Himmels steht: diejenigen hingegen,
die nicht in der Einsicht und Weisheit sind, haben, weil sie sich
im Falschen aus dem Bösen befinden, eine Gemeinschaft mit Gesellschaften
in der Hölle; die Ausdehnung verhält sich nach dem Grad der Bestärkung.
Ferner ist zu wissen, daß jene Gemeinschaft mit den Gesellschaften nicht
eine Gemeinschaft ist, die denen, die sich in diesen befinden, zum klaren
Bewußtsein kommt, sondern eine Gemeinschaft mit ihrer Art und Weise,
in der sie sind und die aus ihnen hervorgeht152.
(205)
Zusammengesellt sind alle im Himmel nach geistigen Verwandtschaften,
welche die des Guten und Wahren in seiner Ordnung sind, so im ganzen
Himmel, so in jeder Gesellschaft und so in jedem Haus; daher kommt,
daß die Engel, die in ähnlichem Guten und Wahren sind, sich kennen wie die
Verwandten und Verschwägerten auf Erden, gerade wie wenn sie von Kindheit
an miteinander bekannt gewesen wären. In ähnlicher Weise sind bei
jedem einzelnen Engel zusammengesellt das Gute und die Wahrheiten, welche die
Weisheit und Einsicht bilden; sie erkennen einander in gleicher Weise an,
und wie sie sich anerkennen, verbinden sie sich auch153. Weshalb denn die, bei denen die Wahrheiten und das Gute nach der Form
des Himmels verbunden sind, die Folgen in ihrer Verkettung sehen und weit
umher, wie sie zusammenhängen; anders diejenigen, bei denen das Gute und die
Wahrheiten nicht nach der Form des Himmels verbunden sind.
(206)
Von solcher Art ist in jedem Himmel die Form, welcher gemäß die Engel
Gemeinschaft und Ausbreitung der Gedanken und Neigungen haben, welcher gemäß
sich also ihre Einsicht und Weisheit verhält, allein eine andere ist die
Gemeinschaft des einen Himmels mit dem anderen, nämlich des dritten oder
innersten mit dem zweiten oder mittleren und beider mit dem ersten oder
letzten; die Gemeinschaft zwischen den Himmeln ist jedoch nicht sowohl eine
Gemeinschaft, als vielmehr ein Einfluß zu nennen, und von diesem soll nun
etwas gesagt werden. Daß es drei Himmel gibt, und diese unter sich
geschieden sind, sehe man in seinem Abschnitt, Nr. 29-40.
(207)
Daß nicht ein Verkehr [communicatio] des einen Himmels mit dem anderen, sondern
ein Einfluß statthabe, kann aus ihrer Lage gegeneinander erhellen; der dritte
oder innerste Himmel ist oben, der zweite oder mittlere Himmel ist unten, und
der erste oder letzte Himmel ist noch tiefer unten; in gleicher [Lage]
befinden sich alle Gesellschaften eines jeden Himmels, so z.B. diejenigen,
die auf erhabenen Orten wohnen, die wie Berge erscheinen, Nr. 188; auf den
Gipfeln derselben wohnen die aus dem innersten Himmel, unterhalb derselben die
aus dem zweiten, und unter diesen wieder die aus dem letzten Himmel, und
so überall, sei es nun auf erhabenen oder nicht erhabenen Orten: eine
Gesellschaft des höheren Himmels hat keinen Verkehr mit einer Gesellschaft des
niederen Himmels, außer durch Entsprechungen, man sehe Nr. 100, und der
Verkehr durch Entsprechungen ist derjenige, welcher Einfluß heißt.
(208)
Verbunden wird ein Himmel mit dem anderen oder eine Gesellschaft des einen
Himmels mit einer Gesellschaft des anderen mittelst des Einflusses allein durch
den Herrn in unmittelbarer und in mittelbarer Weise; unmittelbar von
Ihm selbst und mittelbar durch die oberen Himmeln der Ordnung nach in die
unteren154. Weil die
Verbindung der Himmel allein durch einen Einfluß vom Herrn besteht, darum wird
auch die größte Vorsicht angewandt, daß nicht ein Engel des oberen Himmels
herabsehe in eine Gesellschaft des unteren und mit jemand in dieser
spreche; sobald dies geschieht, wird der Engel seiner Einsicht und Weisheit
beraubt; die Ursache soll auch gesagt werden: ein jeder Engel hat drei Stufen
des Lebens, wie es auch drei Stufen des Himmels gibt; denen, die
im innersten Himmel sind, ist die dritte oder innerste Stufe geöffnet, die
zweite und erste aber verschlossen; denen, die im mittleren Himmel sind,
ist die zweite Stufe geöffnet, die erste und dritte aber verschlossen; und
denen, die im letzten Himmels sind, ist die erste Stufe geöffnet und die
zweite und dritte verschlossen; und denen, die im letzten Himmel sind, ist
die erste Stufe geöffnet und die zweite und dritte verschlossen; sobald daher
ein Engel des dritten Himmels in eine Gesellschaft des zweiten hinabsieht
und mit jemand in ihr redet, wird seine dritte Stufe verschlossen, nach
deren Schließung er seiner Weisheit beraubt wird, denn in der dritten
Stufe hat seine Weisheit ihren Sitz, und er hat keine in der zweiten
und ersten. Dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn bei
Matth.24/17,18:
„Wer auf dem Dach ist, steige nicht herab, etwas aus seinem Hause zu holen; und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück, seine Kleider zu holen“.
Und bei Luk.17/31,32:
„An jenem Tage steige, wer auf dem Dach ist und seine Gefäße im Hause [hat], nicht herab, um sie zu holen; und wer auf dem Feld ist, kehre nicht zurück zu dem, was hinter ihm ist; gedenket des Weibes Lots“.
(209)
Es gibt keinen Einfluß der unteren Himmel in die oberen, weil dies gegen
die Ordnung ist, sondern aus den oberen Himmeln in die unteren. Auch
übertrifft die Weisheit der Engel des oberen Himmels die Weisheit der Engel des
unteren Himmels wie eine Myriade zu eins; worin auch der Grund liegt, daß
die Engel des unteren Himmels mit den Engeln des oberen Himmels nicht reden
können, ja, wenn sie hinaufblicken, dieselben nicht sehen, [sondern ihnen] der
Himmel derselben wie eine Nebelwolke über dem Haupt erscheint; wogegen die
Engel des oberen Himmels diejenigen, die im unteren Himmel sind, sehen
können, sich aber nicht mit ihnen in ein Gespräch einlassen dürfen, außer
mit Verlust ihrer Weisheit, wie oben gesagt worden.
(210)
Die Gedanken und Gefühle, sowie auch die Reden der Engel des innersten Himmels
werden niemals im mittleren Himmel vernommen, weil sie so sehr
überschwenglich sind; wenn es jedoch dem Herrn gefällt, erscheint von
da wie etwas Flammiges in den unteren Himmeln, und was [von
dergleichen] im mittleren Himmel ist, wie eine Lichthelle im letzten
Himmel und zuweilen auch wie eine glänzend weiße und bunte Wolke;
an dieser Wolke, ihrem Aufsteigen, Niedersteigen und an ihrer Gestalt
wird auch einigermaßen erkannt, was dort gesprochen wird.
(211)
Hieraus kann erhellen, welcherlei die Form des Himmels ist, daß sie nämlich
im innersten Himmel die allervollkommenste ist, im mittleren Himmel
ebenfalls vollkommen, jedoch in geringerem Grad und im letzten
in noch geringerem Grad; und daß die Form des einen Himmels durch die
andere mittelst des Einflusses vom Herrn besteht. Welcherlei Gemeinschaft aber
durch den Einfluß bestehe, kann nicht begriffen werden, sofern man nicht weiß,
wie die Grade der Höhe beschaffen sind, und welches der Unterschied dieser
Grade von den Graden der Länge und der Breite ist; welcherlei jene und diese
Grade sind, sehe man Nr. 38.
(212)
Was die Form des Himmels im besonderen anbelangt und wie sie läuft und
fließt, ist auch den Engeln unbegreiflich; einiges davon kann der Vorstellungskraft
nahegebracht werden durch die Form aller Teile im menschlichen Körper,
so wie sie von einem Scharfsinnigen und Weisen untersucht und durchforscht
worden; denn oben ist in seinen Abschnitten gezeigt worden, daß der ganze
Himmel einen Menschen darstellt, man sehe Nr. 59-72, und daß alles, was
im Menschen ist, dem Himmel entspricht, Nr. 87-102; wie unbegreiflich
und unauflöslich diese Form sei, zeigt sich im allgemeinen schon
an den Nervenfasern, durch die alles und jedes zusammengefügt wird; welcherlei
diese sind und welchen Gang sie im Gehirn nehmen und weiter verfolgen,
wird dem Auge nicht einmal sichtbar; denn unzählige sind hier
so verschlungen, daß sie zusammengenommen wie eine weiche, stetig
zusammenhängende Masse erscheinen, während doch alles und jedes, was zum Willen
und Verstand gehört, ihrem Gang folgend in geschiedenster Weise
in die Handlungen ausläuft; wie sie sich weiter im Körper verweben,
zeigt sich an den verschiedenen Geflechten, wie z.B. an den Herznervengeflechten,
den Gekrösenervengeflechten und anderen, sowie auch an den Knoten, die man
Ganglien nennt, in die viele Fibern aus jeder Gegend einlaufen und hier
sich vermischen und anders verbunden wieder zu [ihren] Verrichtungen
heraustreten und so stets wieder und wieder; außer ähnlichem in jedem
Eingeweidestück, Glied, Organ und Muskel; wer sie und die vielen Wunderdinge
in ihnen mit weisem Auge durchspäht, wird ganz und gar in Erstaunen
versinken, und doch ist, was das Auge sieht, nur weniges; was es nicht sieht,
ist noch wundervoller, weil in der inwendigeren Natur. Daß diese Form der
Form des Himmels entspricht, zeigt sich deutlich am Wirken aller
Verstandes- und Willenstätigkeiten in ihr und ihr gemäß; denn alles, was
der Mensch will, tritt ihr gemäß von selbst in Handlung, und alles, was
er denkt, durchläuft die Fibern von ihren Anfängen aus bis an die
Endpunkte; daher die Sinne; und weil sie die Form des Denkens und Wollens ist,
ist sie auch die Form der Einsicht und Weisheit. Diese Form ist es, die der
Form des Himmels entspricht; aus ihr kann man abnehmen, daß von solcher Art
auch diejenige ist, nach der sich jede Neigung und jeder Gedanke der Engel
fortbreitet, und daß sie insoweit in der Einsicht und Weisheit sind, als
sie in dieser Form sind; daß diese Form des Himmels aus dem
Göttlich-Menschlichen des Herrn stamme, sehe man Nr. 78-86. Diese Dinge
sind angeführt worden, damit man auch wisse, daß die himmlische Form von der
Art ist, daß sie nicht einmal nach ihrem allgemeinen je erschöpft werden
kann und somit, wie oben gesagt worden, selbst den Engeln unbegreiflich ist.
(26)
VON DEN REGIERUNGEN IM HIMMEL
(213)
Da der Himmel in Gesellschaften abgeteilt ist und die größeren
Gesellschaften aus einigen Hunderttausenden von Engeln bestehe, Nr. 50,
und alle in einer Gesellschaft zwar in gleichem Guten, aber nicht
in gleicher Weisheit sind, Nr. 43, so folgt notwendig, daß
es auch Regierungen gibt; denn die Ordnung muß beobachtet und über alles,
was zur Ordnung gehört, gewacht werden. Allein die Regierungen in den
Himmeln sind verschieden; andere in den Gesellschaften, die das himmlische
Reich des Herrn bilden, und andere in den Gesellschaften, die das geistige
Reich des Herrn ausmachen; sie unterscheiden sich auch nach den
Dienstverrichtungen, die jeder Gesellschaft zukommen. Allein in den
Himmeln gibt es keine andere Regierung, als die Regierung der
wechselseitigen Liebe, und die Regierung der wechselseitigen Liebe ist die
himmlische Regierung.
(214)
Die Regierung im himmlischen Reich des Herrn heißt Gerechtigkeit, weil
alle, die darin sind, im Guten der Liebe zum Herrn aus dem Herrn sind, und
was aus diesem Guten geschieht, das Gerechte heißt. Die Regierung daselbst hat
allein der Herr, Er führt sie und belehrt sie in den Dingen des
Lebens; die Wahrheiten, welche die des Gerichts heißen, sind ihren Herzen
eingeschrieben; jeder weiß sie, vernimmt und sieht sie155; weshalb die Dinge des Gerichts daselbst nie in Erörterung
kommen, sondern die Dinge der Gerechtigkeit, welche Sache des Lebens sind; die
weniger Weisen fragen hierüber die Weiseren und diese den Herrn, und sie
erhalten Antworten. Ihr Himmel oder ihre innigste Freude ist, gerecht leben aus
dem Herrn.
(215)
Die Regierung im geistigen Reich des Herrn heißt das Gericht, weil sie
im geistigen Guten sind, welches das Gute der Liebtätigkeit gegen den
Nächsten ist, und dieses Gute ist seinem Wesen nach das Wahre156; und das Wahre ist Sache des Gerichts, das Gute aber Sache der
Gerechtigkeit157. Auch diese werden vom Herrn geführt, jedoch mittelbar, Nr. 208;
weshalb sie Vorgesetzte haben, weniger oder mehr, je nach dem Bedürfnis
der Gesellschaft, in der sie sind; auch haben sie Gesetze, nach denen sie
unter sich leben sollen. Die Vorgesetzten verwalten alles nach den Gesetzen,
sie verstehen diese, weil sie weise sind, und in zweifelhaften Fällen
werden sie vom Herrn erleuchtet.
(216)
Weil die Regierung aus dem Guten, wie sie im himmlischen Reich des Herrn
ist, Gerechtigkeit heißt, und die Regierung aus dem Wahren, wie sie
im geistigen Reich des Herrn ist, Gericht heißt, darum wird im Wort
die Gerechtigkeit und das Gericht genannt, wo vom Himmel und von der
Kirche die Rede ist, und durch die Gerechtigkeit bezeichnet das himmlische
Gute, und durch das Gericht das geistige Gute, welches Gute, wie oben gesagt
worden, seinem Wesen nach das Wahre ist, wie in folgenden Stellen:
„Des Friedens wird kein Ende sein auf Davids Thron und über desselben Reich, es zu befestigen und es zu stützen in dem Gericht und der Gerechtigkeit, von nun an und in Ewigkeit“: Jes.9/6;
unter David wird hier der Herr verstanden158, und unter Seinem Reich der Himmel, wie dies aus der nun folgenden Stelle erhellt:
„Ich will dem David einen gerechten Sproß erwecken, und Er wird als König herrschen und verständig handeln und Gericht und Gerechtigkeit üben auf Erden“: Jer.23/5.
„Erhoben soll Jehovah werden, weil Er in der Höhe wohnt, erfüllt hat Zion mit Gericht und mit Gerechtigkeit“: Jes.33/5;
unter Zion wird auch der Himmel und die Kirche verstanden159.
„Ich Jehovah übe Gericht und Gerechtigkeit auf Erden, weil an ihnen Ich Wohlgefallen habe“: Jer.9/23.
„Ich will dich Mir in Ewigkeit verloben und dich Mir verloben in Gerechtigkeit und im Gericht“: Hos.2/19.
„Jehovah, in den Himmeln ist Deine Gerechtigkeit wie Berge Gottes und Deine Gerichte wie ein großer Abgrund“: Ps.36/6,7.
„Sie fragen Mich nach den Gerichten der Gerechtigkeit, und nach der Nähe Gottes mögen sie sich sehnen“: Jes.58/2;
und anderwärts.
(217)
Im geistigen Reich des Herrn sind mancherlei Regierungsformen, nicht die
gleiche in einer Gesellschaft wie in der anderen; die Verschiedenheit
verhält sich gemäß den Dienstverrichtungen, welche die Gesellschaften haben;
ihre Dienstverrichtungen verhalten sich gemäß den Verrichtungen aller Teile
im Menschen, denen sie entsprechen, und daß diese mancherlei sind, ist
bekannt; denn eine andere Verrichtung hat das Herz, eine andere die Lunge, eine
andere die Leber, eine andere die Gekrösedrüse und die Milz, und eine andere
auch jedes einzelne Sinnesorgan. So sind auch die Verrichtungen der
Gesellschaften im Größten Menschen, welcher der Himmel ist, verschieden;
denn die Gesellschaften sind es, die jenen entsprechen. Daß ein
Entsprechungsverhältnis aller Teile des Himmels zu allen Teilen des
Menschen bestehe, sehe man in seinem Abschnitt Nr. 87-102. Allein
alle Regierungsformen stimmen darin überein, daß sie ihr Absehen auf das
öffentliche Wohl als ihren Endzweck haben und in diesem auf das Wohl jedes
einzelnen160; und dies
geschieht, weil alle im gesamten Himmel unter der Obhut des Herrn stehen,
Welcher alle liebt und aus göttlicher Liebe es so einrichtet, daß
es das allgemeine Beste ist, aus dem die einzelnen ihr Gutes empfangen;
ein jeder empfängt auch Gutes in dem Maß, wie er das Allgemeine
liebt; denn inwieweit jemand das Allgemeine liebt, insoweit liebt er alle
und jede; und weil diese Liebe [die] des Herrn ist, so wird er auch
insoweit vom Herrn geliebt und geschieht ihm Gutes.
(218)
Hieraus kann erhellen, welcherlei die Vorgesetzten sind, daß sie nämlich
diejenigen sind, die mehr als die übrigen in der Liebe und Weisheit sind,
somit aus Liebe allen wohlwollen, und vermöge ihrer Weisheit es so
einzurichten wissen, daß es zur Ausführung kommt; die so beschaffen
sind, herrschen und befehlen nicht, sondern verwalten und dienen; den anderen
Gutes tun aus Liebe zum Guten heißt dienen; und dafür sorgen, daß
es geschieht, heißt verwalten; solche machen sich auch nicht größer als
andere, sondern kleiner, denn die erste Stelle räumen sie dem Wohl der
Gesellschaft und des Nächsten ein und die zweite dem ihrigen; was aber die
erste Stelle einnimmt, ist das Größere, und was die zweite hat, das Kleinere.
Gleichwohl jedoch genießen sie Ehre und Herrlichkeit; sie wohnen in der
Mitte der Gesellschaft, erhabener als die übrigen und auch in prächtigen
Palästen; sie nehmen auch diese Herrlichkeit und jene Ehre an, jedoch nicht
um ihret- sondern um des Gehorsams willen, denn alle daselbst wissen,
daß ihnen diese Ehre und Herrlichkeit vom Herrn kommt, und daß man darum ihnen
gehorchen soll. Dies ist es, was verstanden wird unter den Worten des Herrn an die
Jünger:
„Wer irgend unter euch groß werden will, sei euer Diener, und wer irgend unter euch der Erste sein will, sei euer Knecht: gleich wie des Menschen Sohn nicht gekommen ist, um Sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen“: Matth.20/27,28.
„Wer unter euch der Größte sein will, soll sein wie der Kleinste, und wer Führer ist, wie einer, der dient“: Luk.22/26; Mark.10/42-44.
(219)
Eine ähnliche Regierung in kleinster Form ist auch in jeglichem Haus:
es ist da ein Hausherr und sind Diener da; der Hausherr liebt die
Diener, und die Diener lieben den Hausherrn, daher sie aus Liebe einander
gegenseitig dienen; der Hausherr lehrt, wie man leben, und sagt, was man tun
soll; die Diener gehorchen und leisten Dienste: Nutzen schaffen ist die
Lebenslust aller. Hieraus erhellt, daß das Reich des Herrn ein Reich der
Nutzwirkungen ist.
(220)
Es gibt auch Regierungen in den Höllen; denn wären keine Regierungen da,
so würden sie nicht in Banden gehalten; die Regierungen daselbst sind
aber den Regierungen in den Himmeln entgegengesetzt, sie sind alle [ein
Ausfluß] der Selbstliebe; ein jeder will da über andere herrschen und über
sie hervorragen; die, welche ihnen nicht günstig sind, hassen sie, üben Rache
an ihnen und wüten gegen sie, denn dies ist die Weise der Selbstliebe,
weshalb ihnen noch Bösartigere vorgesetzt werden, denen sie aus Furcht
gehorchen161. Doch davon
unten, wo von den Höllen [die Rede sein wird].
(27)
VOM GOTTESDIENST IM HIMMEL
(221)
Der Gottesdienst in den Himmeln ist dem Gottesdienst auf Erden nicht
unähnlich dem äußeren nach, dem Inneren nach aber ist er verschieden; sie
haben dort ebenso Lehren, Predigten und Tempel: die Lehren stimmen
im wesentlichen überein; allein die in den oberen Himmeln enthalten
tiefere Weisheit als die in den unteren Himmeln; die Predigten sind den
Lehren gemäß; und wie sie Häuser und Paläste haben, Nr. 183-190,
so haben sie auch Tempel, in denen die Predigten gehalten werden. Daß
dergleichen auch in den Himmeln sind, hat seinen Grund darin, daß die
Engel fortwährend in Weisheit und Liebe vervollkommnet werden; denn sie
haben ebenso wie die Menschen Verstand und Willen, und der Verstand ist
so geartet, daß er fort und fort vervollkommnet werden kann,
in gleicher Weise der Wille; der Verstand durch die Wahrheiten, welche Sache
der Einsicht sind, und der Wille durch das Gute, das Sache der Liebe ist162.
(222)
Der Gottesdienst selbst aber besteht in den Himmeln nicht im Besuch
der Kirchen und im Anhören der Predigten, sondern im Leben der Liebe,
der Liebtätigkeit und des Glaubens gemäß den Lehren; die Predigten in den
Kirchen dienen bloß als Mittel, in den Dingen des Lebens unterwiesen
zu werden. Ich sprach darüber mit den Engeln und sagte, in der Welt
glaube man, der Gottesdienst bestehe bloß darin, daß man die Kirche besuche,
die Predigten anhöre, drei oder vier Mal des Jahres zum heiligen Abendmahl gehe
und die übrigen gottesdienstlichen Handlungen nach Anleitung der
Kirchenordnungen mitmache und dann auch dem Gebet obliege und sich dabei
andächtig benehme; die Engel sagten, dies seien Äußerlichkeiten, die man tun
soll, sie fruchten aber nichts, wenn nicht das Innere da sei, aus dem sie
hervorgehen sollen, und dieses Innere sei das Leben nach den Geboten, welche
die Lehre lehrt.
(223)
Damit ich wüßte, wie ihre Versammlungen in den Tempeln beschaffen sind,
ward mir gegeben, einigemal einzutreten und die Predigten anzuhören: der
Prediger steht auf einer Erhöhung gegen Morgen, ihm gegenüber sitzen die,
so vor den übrigen im Licht der Weisheit sind, diesen zur Rechten und
Linken die in geringerem [Licht] sind; sie sitzen im Halbkreis umher,
so daß sie alle dem Prediger im Angesicht sind; zu beiden
Seiten, wo der Blick des Predigers nicht hingeht, befindet sich niemand;
am Tor, das auf der Morgenseite des Tempels zur Linken des Predigtstuhles
ist, stehen die, welche eingeleitet werden; hinter dem Predigtstuhl darf
niemand stehen, steht jemand dort, so kommt der Prediger
in Verwirrung; dasselbe geschieht, wenn jemand in der Versammlung
anderer Ansicht ist, weshalb ein solcher das Angesicht wegwenden muß. Die
Predigten werden mit solcher Weisheit gehalten, daß ihnen in der Welt
nichts gleichgesetzt werden kann; denn in den Himmeln sind sie
in inwendigerem Licht. Die Tempel erscheinen wie von Stein
im geistigen Reich, und wie von Holz im himmlischen Reich, und dies
darum, weil der Stein dem Wahren entspricht, in welchem die
im geistigen Reich sind, das Holz aber dem Guten entspricht,
in welchem die im himmlischen Reich sind163; auch heißen die Kirchen [Aedes] in diesem Reich nicht Tempel,
sondern Gotteshäuser. Im himmlischen Reich sind die Kirchen prunklos,
im geistigen Reich aber von größerer oder geringerer Pracht.
(224)
Ich sprach auch mit einem gewissen Prediger über die Heiligkeit, in der
diejenigen sind, welche die Predigten in den Kirchen anhören, und er sagte,
Frömmigkeit, Andacht und Heiligkeit habe jeglicher nach Beschaffenheit seines
Inwendigen, des Gebiets der Liebe und des Glaubens; denn in diesem sei das
Heilige selbst, weil das Göttliche des Herrn, und er wisse nicht, was
äußere Heiligkeit ohne jene sei; und als er über die äußere Heiligkeit
ohne jene nachdachte, sagte er, vielleicht sei es entweder etwas künstlich
Angebildetes oder etwas Heuchlerisches, das in äußerem Schein Heiligkeit
lügt, und das irgendein unechtes, aus der Selbstsucht und Weltliebe
hervorgehendes Feuer erwecke, und es als solches darstelle.
(225)
Alle Prediger sind aus dem geistigen Reich des Herrn und keiner aus dem
himmlischen Reich; sie sind aus dem geistigen Reich, weil sie hier in den
Wahrheiten aus dem Guten sind und aus den Wahrheiten alles Predigen hervorgeht;
es ist keiner aus dem himmlischen Reich, weil man in diesem
im Guten der Liebe ist, und aus diesem die Wahrheiten sieht und inne wird,
nicht aber davon spricht [siehe Nr. 214, Fußnote]; obgleich die Engel, die
im himmlischen Reich sind, die Wahrheiten inne werden und sehen,
so werden doch auch dort Predigten gehalten, weil sie durch dieselben
in den Wahrheiten, die sie schon wissen, erleuchtet, und durch viele, die
sie vorher nicht kannten, vervollkommnet werden; sobald sie diese hören,
anerkennen sie dieselben auch und werden sie so inne; die Wahrheiten, die
sie inne werden, lieben sie auch, und dadurch, daß sie nach denselben leben,
verleiben sie selbige ihrem Leben ein; nach den Wahrheiten leben heiße, sagen
sie, den Herrn lieben164.
(226)
Alle Prediger sind vom Herrn eingesetzt und haben daher die Gabe
zu predigen; außer ihnen ist keinem anderen erlaubt, in den Tempeln
zu lehren. Sie heißen Prediger, nicht aber Priester; darum nicht Priester,
weil das Priestertum des Himmels das himmlische Reich ist; denn das Priestertum
bedeutet das Gute der Liebe zum Herrn, in welchem die in diesem Reich
sind; das Königtum des Himmels aber ist das geistige Reich, denn das Königtum
bedeutet das Wahre aus dem Guten, in welchem die in diesem Reiche
sind; man sehe Nr. 24165.
(227)
Die Lehren, nach denen gepredigt wird, haben alle ihr Absehen auf das Leben als
den Endzweck, keine aber auf den Glauben ohne das Leben. Die Lehre des
innersten Himmels ist weisheitsvoller als die Lehre des mittleren Himmels, und
die Lehre des mittleren Himmels einsichtsvoller als die Lehre des letzten
Himmels; denn die Lehren sind der Fassungskraft [perceptio] der Engel
in jedem Himmel angepaßt. Das Wesentliche aller Lehren ist, das
Göttlich-Menschliche des Herrn anzuerkennen.
(28)
VON DER MACHT DER ENGEL DES HIMMELS
(228)
Daß die Engel Macht haben, können diejenigen nicht fassen, die nichts von der
geistigen Welt und von ihrem Einfluß in die natürliche wissen; sie denken,
die Engel können keine Macht haben, weil sie geistiger Natur und so reiner
und feiner Art sind, daß sie nicht einmal mit den Augen gesehen werden können;
die aber tiefer in die Gründe der Dinge eindringen, denken anders: diese
wissen, daß alle Macht, die der Mensch hat, aus seinem Verstand und Willen
kommt, denn ohne diese kann er kein Teilchen seines Körpers bewegen; der
Verstand und Wille ist sein geistiger Mensch; dieser setzt den Körper und
dessen Glieder ganz nach seinem Wink in Bewegung, denn was er denkt,
das redet der Mund und die Zunge, und was er will, das tut der Körper,
auch gibt er Kräfte nach Willkür; des Menschen Wille und Verstand werden
vom Herrn durch Engel und Geister regiert und weil Wille und Verstand, auch
alle Teile des Körpers, da diese von jenen abhängen; ja, wenn man es glauben
will, der Mensch kann keinen Schritt tun ohne den Einfluß des Himmels. Daß dem
so ist, ist mir durch viele Erfahrung gezeigt worden; es wurde den
Engeln gegeben, meine Schritte, meine Handlungen, meine Zunge und Rede, wie sie
nur wollten, zu bewegen, und zwar dies durch einen Einfluß in mein
Wollen und Denken; und ich machte die Erfahrung, daß ich nichts aus mir vermag;
nachher sagten sie, jeder Mensch werde so regiert, und könne dies aus der
Lehre der Kirche und aus dem Wort wissen, denn er bete ja, Gott möge Seine
Engel senden, daß sie ihn führen, seine Tritte regieren, ihn lehren und ihm
eingeben, was er denken und reden soll, und so weiter, obwohl er,
wenn er außerhalb der Lehre bei sich denkt, anders rede und glaube. Dies
ist gesagt worden, damit man wisse, welche Macht die Engel beim Menschen haben.
(229)
In der geistigen Welt aber ist die Macht der Engel so groß, daß es, wollte
ich alles vorführen, was ich davon gesehen, allen Glauben übersteigen würde;
wenn dort etwas, das entfernt werden soll, weil es wider die göttliche
Ordnung ist, Widerstand leistet, so wird es von ihnen bloß durch die
Kraft ihres Willens und ihren Blick niedergeworfen und zerstört; so sah
ich Berge, die von Bösen besetzt waren, umgeworfen und weggehoben, und zuweilen
zerbröckelt von einem Ende bis zum anderen, wie dies bei Erdbeben geschieht;
auch Felsmassen mitten bis in die Tiefe hinab zerspalten und die auf ihnen
befindlichen Bösen verschlungen; ich sah auch, wie einige Hunderttausende von
bösen Geistern von ihnen zerstreut und in die Hölle geworfen wurden;
nichts vermag wider sie die Menge, nichts Künste, Schlauheiten und
Zusammenrottungen, sie sehen alles und schlagen es augenblicklich nieder;
doch hiervon sehe man mehreres in dem Bericht über das zerstörte Babel.
Eine solche Macht haben sie in der geistigen Welt. Daß die Engel auch die
gleiche Macht, wenn sie ihnen gelassen wird, in der natürlichen Welt
haben, erhellt aus dem Wort; daß sie z.B. ganze Heere gänzlicher Niederlage
übergaben, eine Pest herbeiführten, an der siebzigtausend Menschen
starben; von welchem Engel man also liest:
„Der Engel streckte seine Hand aus wider Jerusalem, sie zu verderben, allein es reuete Jehovah des Bösen, und Er sprach zum Engel, der das Volk verderbte:
„Es ist genug, jetzt zieh deine Hand zurück ! Und David sah den Engel, der das Volk schlug“: 2Sam.24/15-17,
anderer Stellen nicht zu gedenken. Weil die Engel solche Macht haben, werden sie Mächte genannt; und bei David [heißt es]:
„Preiset Jehovah, ihr Engel, hochmächtig an Stärke“: Ps.103/20.
(230)
Es ist jedoch zu wissen, daß die Engel durchaus keine Macht aus sich
haben, sondern alle Macht ihnen vom Herrn kommt; und daß sie insoweit Mächte
sind, als sie dies anerkennen; wer unter ihnen glaubt, er habe Macht aus
sich, wird alsbald so kraftlos, daß er auch nicht einem bösen
Geist widerstehen kann; dies der Grund, warum die Engel sich selbst durchaus
kein Verdienst zuschreiben, und daß sie allem Lob und Ruhm ob irgendeiner
Tat abgeneigt sind und solches dem Herrn zueignen.
(231)
Es ist das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre, was alle Macht in den
Himmeln hat; denn der Herr ist im Himmel das göttlich Wahre, vereint mit
dem göttlichen Guten, man sehe Nr. 126-140; inwieweit die Engel
Aufnahmegefäße desselben sind, insoweit sind sie Mächte166. Ein jeder ist auch sein Wahres und sein Gutes, weil jeder
so beschaffen ist wie sein Verstand und Wille und der Verstand dem Wahren
angehört, weil all das Seinige aus Wahrheiten [besteht], der Wille aber dem
Guten angehört, weil all das Seinige aus Gutem [besteht]; denn alles, was
jemand versteht, das nennt er wahr, und alles, was er will, das nennt
er gut; daher kommt, daß jeglicher sein Wahres und sein Gutes ist167; inwieweit also ein Engel das Wahre aus dem Göttlichen und das Gute
aus dem Göttlichen ist, insoweit ist er eine Macht, weil insoweit der Herr
bei ihm ist; und weil keiner in ganz gleichem oder in demselben Guten
und Wahren wie der andere ist (denn iem Himmel ist wie in der Welt eine
beständige Mannigfaltigkeit, Nr. 20), darum ist der eine Engel auch nicht
in gleicher Macht wie der andere. In der größten Macht sind die,
welche im Größten Menschen oder dem Himmel die Arme ausmachen, und dies
darum, weil die, welche in diesen sind, mehr als die übrigen in den
Wahrheiten sind und in ihre Wahrheiten das Gute aus dem gesamten Himmel
einfließt; auch geht die Macht des ganzen Menschen in seine Arme über, und
der ganze Körper äußert durch sie seine Kräfte; daher kommt, daß durch die Arme
und durch die Hände im Wort die Macht bezeichnet wird168. Im Himmel erscheint auch infolgedessen zuweilen ein entblößter
Arm, der so große Macht hat, daß er alles, was ihm aufstößt,
zermalmen könnte, selbst wenn es ein Felsblock in der Erde wäre;
einst kam er auch mir nahe, und ich fühlte, daß er meine Knochen kurz
und klein zermalmen könnte.
(232)
Daß das göttliche Wahre, das vom Herrn ausgeht, alle Macht habe und die Engel
nur so viel Macht besitzen, als sie Aufnahmegefäße des göttlichen Wahren
sind, sehe man Nr. 137; die Engel sind aber insoweit Aufnahmegefäße des
göttlichen Wahren, als sie Aufnahmegefäße des göttlichen Guten sind; denn die
Wahrheiten haben alle Macht aus dem Guten und ohne das Gute haben die
Wahrheiten keine; aus der Verbindung beider entsteht die Macht, ebenso verhält
es sich mit dem Glauben und der Liebe; denn ob man sagt Wahres oder
Glaube, ist einerlei, weil aller Inhalt des Glaubens Wahres ist; dann auch,
ob man sagt Gutes oder Liebe, weil alles zur Liebe Gehörige Gutes ist169. Welch eine große Macht die Engel durch die Wahrheiten aus dem Guten
haben, ward auch darin offenbar, daß ein böser Geist schon durch den Blick der
Engel in Ohnmacht fällt und nicht mehr als Mensch erscheint, und dies
so lange, bis der Engel seine Augen wegwendet; der Grund, warum
dergleichen durch den Blick der Augen der Engel entsteht, ist der, daß das
Sehen der Engel vom Licht des Himmels herrührt, und das Licht des Himmels das
göttliche Wahre ist, man sehe Nr. 126-132; die Augen entsprechen auch den
Wahrheiten aus dem Guten170.
(233)
Weil alle Macht den Wahrheiten aus dem Guten zukommt, darum hat das Falsche aus
dem Bösen keine Macht171. Alle in der Hölle sind in Falschem aus Bösem, weshalb sie
keine Macht wider das Wahre und Gute haben; welcherlei Macht aber sie unter
sich haben, und welcherlei Macht die bösen Geister hatten, bevor sie
in die Hölle geworfen wurden, soll im folgenden gesagt werden.
(29)
VON DER REDE DER ENGEL
(234)
Die Engel reden untereinander ganz wie die Menschen in der Welt, und zwar
auch über mancherlei Dinge, wie z.B. von häuslichen Angelegenheiten, von
Gegenständen der bürgerlichen Zustände, von den Dingen des moralischen Lebens
und von den Dingen des geistigen Lebens, und kein anderer Unterschied waltet
dabei ob, als daß sie einsichtsvoller als die Menschen, weil tiefer aus dem
Denken heraus, miteinander reden. Es ist mir oft gegeben worden, mit ihnen
im Umgang zu sein, und mit ihnen zu reden, wie ein Freund mit
dem Freund, und zuweilen auch wie ein Unbekannter mit einem Unbekannten, und
weil ich dann in gleichem Zustand mit ihnen war, so wußte ich nicht
anders, als daß ich mit Menschen auf der Erde rede.
(235)
Die Engelrede ist ebenso in Wörter abgeteilt wie die menschliche Rede; sie
wird auch ebenso tönend ausgesprochen und fällt tönend ins Gehör, denn sie
haben ebenfalls einen Mund, eine Zunge und Ohren; auch haben sie eine
Atmosphäre, in welcher der Ton ihrer Rede sich artikuliert, es ist
aber eine geistige Atmosphäre, die den Engeln, sofern sie geistig sind,
angemessen ist; sie atmen auch in ihrer Atmosphäre und geben mittelst des
Atmens Worte von sich, wie die Menschen in der ihrigen172.
(236)
Alle im gesamten Himmel haben [nur] eine Sprache; es verstehen
einander alle, aus welcher Gesellschaft sie auch sein mögen, ob aus einer
benachbarten oder entfernten: die Sprache wird hier nicht erlernt, sondern ist
jedem eingepflanzt; sie entfließt unmittelbar ihrem Gefühl und ihrem Denken;
die Betonung der Rede entspricht ihrem Gefühl, und die [Laut-]Gliederungen des
Tones, welche die Wörter sind, entsprechen den Denkbildern, die aus dem Gefühl
hervorgehen, und weil die Sprache ihnen entspricht, so ist auch sie
geistig, denn sie ist das tönende Gefühl und das redende Denken. Wer darauf
achtet, kann wissen, daß jeder Gedanke aus einem Gefühl, dem Ausfluß einer
Liebe hervorgeht, und daß die Denkbilder die mancherlei Formen sind,
in die sich das allgemeinen Gefühl zerteilt hat; denn es gibt
durchaus keinen Gedanken und kein Denkbild ohne ein Gefühl; ihre Seele und ihr
Leben stammt aus diesem; daher kommt, daß die Engel schon an der bloßen
Rede erkennen, welcher Art der andere ist, und zwar an der Betonung,
welcher Art sein Gefühl [affectio], und an den Gliederungen des Tones oder
den Wörtern, welcher Art seine Gesinnung [mens] ist; die weiseren Engel
erkennen an einem Redesatz [series loquelae], welcherlei das herrschende
Gefühl ist, denn auf dieses besonders richten sie ihre Aufmerksamkeit. Daß
jeder verschiedene Gefühle hat, ist bekannt: ein anderes in der Freude,
ein anderes im Schmerz, ein anderes in der Milde und Barmherzigkeit,
ein anderes in der Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, ein anderes
in der Liebe und Liebtätigkeit, ein anderes im Eifer und Zorn, ein
anderes in der Verstellung und im Betrug, ein anderes im Streben
nach Ehre und Ruhm, und so weiter, allein die herrschende Neigung oder Liebe
ist in diesen allen; weshalb die weiseren Engel, weil sie diese
wahrnehmen, schon an der Rede den ganzen Zustand des anderen erkennen. Daß
dem so sei ist mir durch viele Erfahrung zu wissen gegeben worden.
Ich hörte Engel das Leben eines anderen enthüllen, sobald sie ihn nur gehört hatten;
sie sagten auch, sie erkennen den ganzen Lebensinhalt eines anderen aus einigen
seiner Denkbilder, weil sie an diesen seine herrschende Liebe erkennen,
in der alles der Ordnung nach eingeschlossen liegt, und das Lebensbuch des
Menschen sei nichts anderes.
(237)
Die Engelsprache hat nichts gemein mit den menschlichen Sprachen, mit Ausnahme
einiger Wörter, die aus einem bestimmten Gefühl heraustönen, jedoch nicht mit
den Wörtern selbst, sondern mit ihrer Betonung, worüber einiges
im folgenden. Daß die Engelsprache nichts mit den menschlichen Sprachen
gemein hat, zeigt sich daran, daß den Engeln unmöglich ist, auch nur ein Wort
einer menschlichen Sprache auszusprechen; sie versuchten es, aber sie konnten
es nicht, denn sie können nichts anderes aussprechen, als was ganz mit dem
Gefühl übereinstimmt; was nicht übereinstimmt, das widerstreitet ihrem Leben
selbst, denn das Leben gehört ihrem Gefühl an, und aus diesem stammt ihre Rede.
Es wurde mir gesagt, die erste Sprache des Menschen auf unserer Erde sei [damit]
zusammengetroffen, weil sie dieselbe aus dem Himmel hatten, auch treffe die
hebräische Sprache in einigem damit zusammen.
(238)
Da die Rede der Engel ihrem Gefühl entspricht, das [Ausfluß] der Liebe ist, und
die Liebe des Himmels die Liebe zum Herrn und die Nächstenliebe ist (man sehe
Nr. 13-19), so läßt sich schließen, wie schön und angenehm ihre Rede
ist; wirklich spricht sie nicht nur die Ohren, sondern auch das Inwendige des
Gemüts derer an, die sie hören; da war ein gewisser Geist von hartem Herzen,
mit dem ein Engel sprach; derselbe wurde von dessen Rede endlich
so gerührt, daß er Tränen vergoß und sagte, er habe nicht
widerstehen können, weil es die redende Liebe gewesen sei, und
er habe früher niemals geweint.
(239)
Die Rede der Engel ist auch voll Weisheit, weil sie aus ihrem inwendigen Denken
hervorgeht und ihr inwendiges Denken Weisheit ist, wie ihr inwendiges Gefühl
Liebe ist; ihre Liebe und Weisheit verbindet sich in der Rede, daher ist
diese so voll Weisheit, daß sie mit einem Wort ausdrücken können, was der
Mensch nicht mit tausend Worten [sagen kann]; auch begreifen die Vorstellungen
ihres Denkens solches in sich, was der Mensch nicht faßt, noch weniger
aussprechen kann; daher kommt, daß die Dinge, die im Himmel gehört und gesehen
worden, unaussprechlich heißen, und solches, was nie ein Ohr gehört, noch ein
Auge gesehen hat. Das dem so sei, ist [mir] durch [eigene] Erfahrung
zu wissen gegeben worden; ich wurde zuweilen in den Zustand versetzt,
in dem die Engel sind, und in diesem Zustand sprach ich mit ihnen und
verstand dann alles; als ich aber in meinen früheren Zustand und
so in das dem Menschen eigene natürliche Denken zurückversetzt wurde und
was ich gehört hatte, mir wieder vorführen wollte, konnte ich es nicht;
denn es waren tausend Dinge, die nicht in die Vorstellungen des
natürlichen Denkens eingingen, also nicht anders ausgedrückt werden konnten,
als durch Farbenwechsel [variegationes] des himmlischen Lichtes und
so durchaus nicht durch menschliche Worte. Die Denkbilder der Engel, aus
denen ihre Worte hervorgehen, sind auch Modifikationen des Lichtes des Himmels,
und die Gefühle, aus denen die Betonung der Worte kommt, sind Veränderungen der
Wärme des Himmels, weil das Licht des Himmels das göttliche Wahre oder die
Weisheit und die Wärme des Himmels das göttliche Gute oder die Liebe ist (man
sehe Nr. 126-140), und aus der göttlichen Liebe die Engel Gefühl und aus
der göttlichen Weisheit das Denken haben173.
(240)
Weil die Rede der Engel unmittelbar aus ihrem Gefühl hervorgeht (denn wie
Nr. 136 gesagt worden, sind die Denkbilder die verschiedenen Formen,
in die das Gemeingefühl sich zerteilt), so können die Engel
in einer Minute das ausdrücken, was der Mensch nicht in einer halben
Stunde vermag, und können auch durch einige Worte darstellen, was auf vielen
Blättern beschrieben ist; auch davon bin ich durch vielfache Erfahrung gewiß
geworden174. Die Denkbilder
der Engel und die Wörter ihrer Rede machen ebenso eins aus, wie die wirkende
Ursache und die Wirkung; denn in den Worten stellt sich in Wirkung
dar, was in den Denkbildern in seiner Ursache ist; daher kommt, daß
jedes Wort so vieles in sich begreift. Auch erscheinen die
Einzelheiten des Denkens und infolgedessen die Einzelheiten der Rede der Engel,
wenn sie sichtbar dargestellt werden, wie eine dünne Welle oder eine [sie]
rings umfließende Atmosphäre, in der Unzähliges in seiner Ordnung
ist, was aus ihrer Weisheit [hervorgeht] und in das Denken des anderen
eindringt und es anregt. Die Denkbilder eines jeden, sowohl des Engels als
des Menschen, stellen sich im Licht des Himmels sichtbar dar, wenn
es dem Herrn gefällt175.
(241)
Die Engel, die aus dem himmlischen Reich des Herrn sind, reden ebenso wie die
Engel, die aus dem geistigen Reich des Herrn sind; allein die himmlischen Engel
aus einem inwendigeren Denken als die geistigen Engel; und weil die himmlischen
Engel im Guten der Liebe zum Herrn sind, so reden sie aus der
Weisheit, die geistigen Engel aber, weil sie im Guten der Liebtätigkeit
gegen den Nächsten sind, das seinem Wesen nach das Wahre ist (Nr. 215),
reden aus der Einsicht; denn aus dem Guten kommt Weisheit und aus dem Wahren
Einsicht; daher ist die Rede der himmlischen Engel wie ein sanft hinfließender
Strom, weich und gleichsam stetig fortlaufend [continua], die Rede der geistigen
Engel dagegen ist ein wenig schwunghaft [vibratoria] und abgesetzt [discreta];
auch tönt die Rede der himmlischen Engel viel aus den Vokalen U und O, die
Rede der geistigen Engel dagegen aus den Vokalen E und I; denn die Vokale
geben den Ton, und im Ton ist das Gefühl; denn, wie Nr. 236 gesagt
worden, der Ton der Rede der Engel entspricht dem Gefühl, und die Gliederungen
des Tones, welche die Wörter sind, entsprechen den Denkbildern, die aus dem
Gefühl [hervorgehen]; weil die Vokale nicht zur Sprache gehören, sondern zur
Erhebung ihrer Worte durch den Ton zu den mancherlei Gefühlen je nach
dem Zustand eines jeden [dienen], darum sind in der hebräischen Sprache
die Vokale nicht ausgedrückt und werden auch verschieden ausgesprochen; daran erkennen
die Engel die Beschaffenheit des Menschen hinsichtlich seiner Neigung und
Liebe; die Rede der himmlischen Engel hat auch keine harten Konsonanten, und
fällt selten von einem Konsonanten in den anderen, außer infolge des
Dazwischentretens eines Wortes, das mit einem Vokal anfängt; daher kommt, daß
im Wort so oft das Wörtchen ‚und‘ dazwischen gesetzt wird, wie
denjenigen bekannt sein kann, die das Wort in der hebräischen Sprache
lesen, in der jenes Wörtchen weich ist, und auf beiden Seiten den Ton
eines Vokales gibt; auch kann man an den Wörtern im Wort
in jener Sprache einigermaßen erkennen, ob sie zur himmlischen
Klasse, oder zur geistigen Klasse gehören, somit ob sie das Gute oder das
Wahre in sich schließen; die das Gute in sich schließen, haben viel
von U und O an sich, und auch einigermaßen von A, die aber das Wahre
in sich schließen, haben hauptsächlich E und I. Weil die Gefühle
sich vorzüglich durch Töne äußern, darum werden auch, wenn es sich
um Großes, wie um Himmel und Gott handelt, in der Rede des
Menschen Wörter geliebt, in denen U und O ist; auch die
musikalischen Töne erheben sich zu denselben, wenn ähnliches ausgedrückt
wird; anders aber, wenn es sich um Nicht-Großes handelt; daher kommt,
daß die Tonkunst die mancherlei Arten von Gefühlen auszudrücken versteht.
(242)
In der Engelrede ist ein gewisser Zusammenklang, der nicht beschrieben werden
kann176; dieser
Zusammenklang kommt daher, daß die Gedanken und Gefühle, aus denen die Rede
[hervorgeht], sich nach der Form des Himmels ergießen und verbreiten, und die
Form des Himmels diejenige ist, nach der alle zusammengesellt sind und welcher
gemäß alle Mitteilung stattfindet; daß die Engel nach der Form des Himmels
zusammengesellt sind und ihre Gedanken und Gefühle derselben gemäß sich
ausbreiten, sehe man Nr. 200-212.
(243)
Eine ähnliche Sprache [loquela] wie die in der geistigen Welt ist jedem
Menschen eingepflanzt, jedoch in seinem inwendigeren Verstandesgebiet;
da sie aber beim Menschen nicht, wie bei den Engeln, in die dem
Gefühl analogen Worte fällt, so weiß der Mensch nicht, daß er in ihr
ist; jedoch liegt hierin der Grund, warum der Mensch, sobald er ins andere
Leben kommt, sofort dieselbe Sprache mit den Geistern und Engeln daselbst
gemein hat, und sie zu sprechen weiß, ohne daß ihn jemand lehrt177. Doch hiervon unten mehr.
(244)
Es haben zwar, wie oben gesagt worden, alle im Himmel einerlei Sprache,
allein sie zeigt darin Verschiedenheit, daß die Redeweise der Weisen
innerlicher ist und größere Fülle von Gefühlsvariationen und Denkbildern hat;
die Redeweise der minder Weisen aber äußerlicher ist und jene Fülle nicht hat;
und die Redeweise der Einfältigen noch äußerlicher ist und daher aus Worten
besteht, aus denen der Sinn erst herausgezogen werden muß, wie dies der Fall
ist, wenn Menschen miteinander reden. Es gibt auch eine Sprache durch das
Angesicht, die in Laute ausläuft, das durch die Denkbilder modifiziert
sind; auch gibt es eine Sprache, in der die Vorbildungen des Himmels
mit Denkvorstellungen vermischt sind, und auch aus den Denkvorstellungen heraus
dem Gesicht sich darstellen; ferner gibt es eine Sprache durch Gebärden,
die den Gefühlen entsprechen und ähnliches darstellen wie ihre Laute;
es gibt eine Sprache durch das Gemeinsame der Gedanken; es gibt eine
donnernde Sprache und noch andere mehr.
(245)
Die Sprache der bösen und höllischen Geister ist in gleicher Weise
natürlich, weil aus Neigungen, aber aus bösen Neigungen und infolgedessen aus
unreinen Vorstellungen hervorgehen, die von den Engeln gänzlich verabscheut
werden; die Redeweisen der Hölle sind den Redeweisen des Himmels
entgegengesetzt; weshalb die Bösen die engelische Rede, und die Engel die
höllische Rede nicht ertragen können; die höllische Rede ist den Engeln wie ein
übler Geruch, der die Nase beleidigt. Die Rede der Heuchler, die sich
in Engel des Lichtes verstellen können, ist zwar den Worten nach der Rede
der Engel ähnlich, hinsichtlich der Gefühle und somit der Denkbilder aber
völlig entgegengesetzt; weshalb ihre Rede, wenn sie so aufgefaßt wird, wie
sie inwendig ist, was von den weisen Engeln geschieht, wie ein Zähneknirschen
gehört wird und Schauder erregt.
(30)
VON DER REDE DER ENGEL
MIT DEM MENSCHEN
(246)
Die Engel, die mit dem Menschen reden, reden nicht in ihrer Sprache,
sondern in der Sprache des Menschen und auch in anderen Sprachen, die
der Mensch versteht, nicht aber in Sprachen, die dem Menschen unbekannt
sind; der Grund hiervon ist, daß die Engel, wenn sie mit dem Menschen reden,
sich ihm zuwenden und sich mit ihm verbinden, und die Verbindung des Engels mit
dem Menschen macht, daß beide in gleichem Denken sind; und weil des
Menschen Denken mit seinem Gedächtnis zusammenhängt und die Rede ein Ausfluß
aus diesem ist, so sind beide in derselben Sprache; überdies tritt
der Engel oder Geist, wenn er zum Menschen kommt und durch die Hinwendung
zu ihm mit ihm verbunden wird, in dessen ganzes Gedächtnis ein,
so sehr, daß er kaum anders weiß, als er wisse aus sich, was der
Mensch weiß, somit auch die Sprachen. Ich sprach hierüber mit den Engeln und
sagte, sie meinen vielleicht, sie reden mit mir in meiner Muttersprache,
weil es so wahrgenommen wird, während doch nicht sie es seien, die
reden, sondern ich; und man könne es auch daraus abnehmen, daß ja die
Engel nicht ein einziges Wort einer menschlichen Sprache aussprechen können, Nr. 237;
(wie denn überdies die menschliche Sprache natürlich ist, sie aber geistig
sind, und die Geistigen nichts in naturmäßiger Weise vorzubringen
vermögen); hierauf sagten sie, sie wissen wohl, daß ihre Verbindung mit dem
Menschen, mit dem sie reden, mit dessen geistigem Denken statthabe, weil aber
dieses in sein natürliches Denken einfließe und letzteres mit seinem
Gedächtnis zusammenhänge, so erscheinen ihnen die Sprache des Menschen als
die Ihrige, und ebenso all sein Wissen, und dies geschehe darum, weil
es dem Herrn gefallen habe, daß eine solche Verbindung und gleichsam
Einpfropfung des Himmels beim Menschen statthabe; indessen sei in jetziger
Zeit der Zustand des Menschen ein anderer, so daß eine solche Verbindung
nicht mehr mit den Engeln, sondern mit Geistern bestehe, die nicht
im Himmel sind. Mit den Geistern sprach ich hierüber ebenfalls, sie aber
wollten nicht glauben, daß der Mensch rede, sondern [meinten], sie [sprächen]
im Menschen, ferner, daß nicht der Mensch wisse, was er weiß, sondern
sie, und daß so alles, was der Mensch weiß, von ihnen sei; ich wollte sie
durch vieles überführen, daß dem nicht so sei, aber vergebens. Welche
diejenigen seien, die unter den Geistern, und welche diejenigen, die unter den
Engeln verstanden werden, wird unten gesagt werden, wo von der Geisterwelt
gehandelt werden soll.
(247)
Daß die Engel und Geister sich so eng mit dem Menschen verbinden, bis
dahin, daß sie nicht anders wissen, als daß, was dem Menschen angehört, das
Ihrige sei, hat seinen Grund auch darin, daß beim Menschen eine solche
Verbindung der geistigen und der natürlichen Welt besteht, daß sie gleichsam
eines sind; weil aber der Mensch sich vom Himmel getrennt hat, so ist vom
Herrn Vorsehung geschehen, daß bei jedem Menschen Engel und Geister sind und
durch diese der Mensch vom Herrn regiert wird, und darum besteht eine
so enge Verbindung. Anders wäre es gewesen, wenn der Mensch sich
nicht losgetrennt hätte, denn alsdann hätte er vom Herrn durch den
allgemeinen Einfluß aus dem Himmel ohne ihm beigegebene Geister und Engel
regiert werden können. Doch hierüber im besonderen in der Folge,
wo von der Verbindung des Himmels mit dem Menschen [die Rede sein wird].
(248)
Die Rede eines Engels oder Geistes mit dem Menschen wird ebenso laut gehört,
wie die eines Menschen mit einem Menschen, allein sie wird nicht gehört von
denen, die dabeistehen, sondern bloß von ihm selbst; der Grund ist, weil die
Rede des Engels oder Geistes zuerst in das Denken des Menschen einfließt
und auf innerem Weg in sein Gehörorgan [kommt] und so dieses von
innen her bewegt; die Rede des Menschen dagegen zuerst in die Luft und
so auf äußerem Weg in sein Gehörorgan einfließt und es von außen
her bewegt; woraus erhellt, daß die Rede des Engels und des Geistes mit dem
Menschen im Menschen gehört wird, und zwar, weil sie ebensowohl die
Gehörorgane bewegt, auch ebenso vernehmlich. Daß die Rede des Engels und des
Geistes von innen her bis herab in das Ohr dringt, ward mir dadurch
offenbar, daß sie auch in die Zunge einfließt, und sie in ein leichtes
Zittern versetzt, ohne ihr jedoch diejenige Bewegung mitzuteilen, in die
sie versetzt wird, wenn durch sie vom Menschen selbst der Ton der Rede
in Worte gegliedert wird.
(249)
Mit Geistern zu reden, wird jedoch heutzutage selten gestattet, weil
es gefährlich ist178; denn alsdann wissen die Geister, daß sie bei einem Menschen sind, was
sie außerdem nicht wissen; und die bösen Geister sind so, daß sie einen
tödlichen Haß auf den Menschen haben und nichts sehnlichster wünschen, als ihn
nach Seele und Leib zu verderben, was auch wirklich bei denjenigen
geschieht, die den Phantasien viel nachgehängt haben, so daß sie die dem
natürlichen Menschen angemessenen Genüsse von sich entfernten. Einige auch, die
ein einsames Leben führen, hören zuweilen Geister mit sich reden und dies ohne
Gefahr; allein die Geister werden von Zeit zu Zeit vom Herrn entfernt,
damit sie nicht wissen, daß sie bei einem Menschen sind; denn die meisten
Geister haben kein Bewußtsein davon, daß es noch eine andere Welt gibt,
als in welcher sie sind, somit auch davon nicht, daß es noch anderswo
Menschen gibt; weshalb dem Menschen nicht erlaubt ist, wieder mit ihnen
zu reden, denn würde er reden, so würden sie ein Bewußtsein
davon erhalten. Diejenigen, die viel an die Gegenstände der Religion denken
und ihnen bis auf den Grad nachhängen, daß sie dieselben gleichsam inwendig
in sich sehen, fangen auch an, Geister mit sich reden zu hören; denn
die Gegenstände der Religion [religiosa], welcherlei sie auch seien, dringen,
wenn der Mensch ihnen aus sich nachhängt, und sich nicht zwischen hinein mit
Dingen beschäftigt, die im Leben Nutzen schaffen, ins Innere ein und
setzen sich hier fest und nehmen den ganzen Geist des Menschen ein und dringen
ein in die geistige Welt und regen die Geister in ihr auf; allein
solche sind Schwärmer und Fanatiker, [visionarii et enthusiastae], und
glauben, jeder Geist, den sie hören, sei der Heilige Geist, während
es doch nur fanatische Geister sind; die so sind, sehen das Falsche,
wie wenn es Wahrheit wäre, und weil sie es sehen, reden sie
es sich und auch denen ein, auf die sie Einfluß haben; und weil jene
Geister auch anfingen, Böses einzureden, wofür sie auch Gehör fanden, wurden
sie nach und nach entfernt; die fanatischen Geister unterscheiden sich von anderen
Geistern dadurch, daß sie glauben, sie seien der Heilige Geist, und was sie
sagen sei göttlich; diese Geister fügen dem Menschen keinen Schaden zu, weil
der Mensch ihnen göttliche Verehrung erweist. Mit diesen habe ich auch
einigemal gesprochen, und es sind dann auch die Schändlichkeiten enthüllt
worden, die sie ihren Verehrern eingeflößt hatten; sie wohnen beisammen zur
Linken an einem wüsten Ort.
(250)
Dagegen aber mit den Engeln des Himmels zu reden, wird nur denen
gestattet, die in den Wahrheiten aus dem Guten sind, und vor allem denen,
die in der Anerkenntnis des Herrn und des Göttlichen in Seinem
Menschlichen sind, weil dies die Wahrheit ist, in der die Himmel sind;
denn der Herr ist, wie oben gezeigt worden, der Gott des Himmels, Nr. 2-6;
das Göttliche des Herrn macht den Himmel, Nr. 7-12; das Göttliche des
Herrn im Himmel ist die Liebe zu Ihm und die Liebtätigkeit gegen den
Nächsten von Ihm, Nr. 13-19; der gesamte Himmel in einem
Inbegriff stellt einen Menschen vor, ebenso jegliche Gesellschaft des
Himmels, und jeder einzelne Engel hat vollkommene Menschengestalt, und zwar
dies aus dem Göttlich-Menschlichen des Herrn, Nr. 59-86; woraus erhellt,
daß das Reden mit den Engeln des Himmels nur solchen gestattet wird, bei denen
das Inwendige durch die göttlichen Wahrheiten bis zum Herrn hin geöffnet ist;
denn in diese fließt der Herr beim Menschen ein, und wenn der Herr, fließt
auch der Himmel ein. Die göttlichen Wahrheiten aber schließen darum die
inwendigen Regionen des Menschen auf, weil der Mensch so geschaffen ist,
daß er nach seinem inneren Menschen ein Bild des Himmels und nach seinem
äußeren ein Bild der Welt ist, Nr. 57, und der innere Mensch nur durch das
vom Herrn ausgehende göttliche Wahre aufgeschlossen wird, weil dieses das Licht
des Himmels und das Leben des Himmels ist, Nr. 126-140.
(251)
Der Einfluß des Herrn selbst beim Menschen geht in dessen Stirne und von
da aus in das ganze Angesicht, weil die Stirne des Menschen der Liebe
entspricht und das Angesicht mit allen seinen inwendigen Regionen
in Entsprechung steht179. Der Einfluß der geistigen Engel beim Menschen geht in sein Haupt
überallher vom Vorderhaupt [frontispicio] und den Schläfen bis zu jedem
Teil, unter dem das [große] Gehirn liegt, weil diese Gegend des Hauptes der
Einsicht entspricht. Der Einfluß der himmlischen Engel aber geht in jenen
Teil des Hauptes, unter dem das kleine Gehirn ist und [der] das Hinterhaupt
heißt, von den Ohren überall herum bis hinab zum Nacken; denn diese Gegend
entspricht der Weisheit. Alle Rede der Engel mit dem Menschen dringt auf diesen
Wegen in sein Denken ein; daran wurde erkannt, welcherlei Engel
es waren, die mit mir sprachen.
(252)
Diejenigen, die mit den Engeln des Himmels reden, sehen auch die Dinge, die
im Himmel sind, weil sie aus dem Licht des Himmels sehen, in welchem
ihr Inwendiges ist; auch sehen die Engel durch sie die Dinge, die auf der Erde
sind180; denn bei ihnen
ist der Himmel mit der Welt verbunden und die Welt mit dem Himmel, weil, wie
Nr. 246 gesagt worden, die Engel, wenn sie sich dem Menschen zuwenden,
sich so mit ihm verbinden, daß sie nicht anders wissen, als daß, was des
Menschen ist, das Ihre sei, und zwar nicht bloß die Dinge, welche Gegenstand
seiner Rede, sondern auch diejenigen, die Gegenstand seines Gesichts und Gehörs
sind; auf der anderen Seite weiß auch der Mensch nicht anders, als daß, was
durch die Engel einfließt, sein sei. In solcher Verbindung mit den Engeln
des Himmels waren die Menschen der Urkirche [Antiquissimi] auf dieser Erde,
deren Zeiten darum auch das Goldene Weltalter genannt wurden; weil diese das
Göttliche unter menschlicher Gestalt, somit den Herrn anerkannten,
so sprachen sie auch mit den Engeln des Himmels wie mit ihresgleichen, und
hinwieder die Engel des Himmels mit ihnen wie mit den Ihrigen, und
in ihnen machten Himmel und Welt eines aus. Nach diesen Zeiten aber
entfernte sich der Mensch allmählich vom Himmel, dadurch daß er sich mehr
als den Herrn und die Welt mehr als den Himmel liebte, infolgedessen
er anfing, die Reize [jucunda] der Selbst- und der Weltliebe, getrennt von
den Reizen des Himmels, zu kosten, und dies zuletzt bis dahin, daß
er nicht mehr wußte, daß es noch eine andere Wonne gibt;
da wurden dann die inwendigen Regionen, die in den Himmel hinein
offen standen, verschlossen und die auswendigen gegen die Welt hin geöffnet;
und wenn dies geschieht, so ist der Mensch im Licht hinsichtlich
alles dessen, was zur Welt gehört, und in Finsternis hinsichtlich alles
dessen, was zum Himmel gehört.
(253)
Nach diesen Zeiten hat selten jemand mit den Engeln des Himmels gesprochen,
einige aber mit Geistern, die nicht im Himmel sind; denn das Inwendige und
das Auswendige des Menschen sind von der Art, daß sie entweder dem Herrn als
dem gemeinsamen Mittelpunkt zugewendet sind, Nr. 124, oder aber sich
selbst zugekehrt, somit vom Herrn abgewendet sind; was dem Herrn zugewendet
ist, das ist auch dem Himmel zugewendet; was aber sich selbst zugekehrt ist,
das ist auch der Welt zugekehrt; und was auf diese gerichtet ist, das kann nur
schwer erhoben werden, es wird jedoch vom Herrn erhoben, soweit
es geschehen kann, durch Umwandlung der Grundneigung [amoris], und dies
geschieht durch die Wahrheiten aus dem Wort.
(254)
Ich bin unterrichtet worden, auf welche Weise der Herr mit den Propheten
gesprochen hat, durch die das Wort [gegeben wurde]. Er hat mit ihnen nicht
gesprochen wie mit den Alten, durch einen Einfluß in ihr Inwendiges,
sondern durch Geister, die ihnen zugesandt wurden, und die der Herr mit Seinem
Anblick erfüllte und so ihnen die Worte eingab, die sie den Propheten
vorsagten, so daß es nicht ein Einfließen, sondern ein Vorsagen war;
und weil die Worte unmittelbar aus dem Herrn hervorgingen, darum waren sie
im einzelnen mit dem Göttlichen erfüllt, und enthalten in sich einen
inneren Sinn, der von der Art ist, daß die Engel des Himmels dieselben
im himmlischen und geistigen Sinn vernehmen, während die Menschen sie
im natürlichen [Sinn verstehen]; so hat der Herr den Himmel und die
Welt durch das Wort verbunden. Wie die Geister mit dem Göttlichen vom Herrn durch
den Anblick erfüllt werden, ist auch gezeigt worden; der mit dem Göttlichen vom
Herrn erfüllte Geist weiß nicht anders, als daß er der Herr sei, und daß,
was er spricht, das Göttliche sei [quod Divinum ist, quod loquitur], und
dies so lange, bis er ausgesprochen hat; nachher wird er sich
bewußt und erkennt an, daß er ein Geist ist, und daß er nicht aus
sich, sondern aus dem Herrn gesprochen hat. Weil dies der Zustand der Geister
war, die mit den Propheten sprachen, darum heißt es auch von ihnen, daß
Jehovah gesprochen habe, auch nannten sich die Geister selbst Jehovah, wie dies
nicht bloß aus den prophetischen, sondern auch aus den historischen [Büchern]
des Wortes erhellen kann.
(255)
Damit man wisse, welche Beschaffenheit die Verbindung der Engel und Geister mit
dem Menschen hat, darf ich einiges Merkwürdige berichten, durch das sie
beleuchtet und erkannt werden kann. Wenn die Engel und Geister sich dem
Menschen zuwenden, so wissen sie nicht anders, als daß des Menschen
Sprache die ihrige sei, und daß sie keine andere haben; und dies kommt daher,
daß sie alsdann in der Sprache des Menschen und nicht in der ihrigen
sind, deren sie sich auch nicht erinnern; sobald sie sich aber vom Menschen
wegwenden, sind sie in ihrer engelischen und geistigen Sprache, und wissen
nichts von der Sprache des Menschen; ähnliches geschah mit mir, wenn ich
im Umgang mit den Engeln und in ähnlichem Zustand war wie sie,
da sprach ich auch mit ihnen in ihrer Sprache und wußte nichts von
der meinigen, deren ich mich auch nicht erinnerte; sobald ich aber nicht mehr
mit ihnen in Gesellschaft war, war ich in meiner Sprache.
Bemerkenswert ist auch, daß die Engel und Geister, wenn sie sich dem Menschen
zuwenden, in jeder Entfernung mit ihm reden können; sie redeten auch mit
mir aus der Ferne ebenso laut wie in der Nähe; wenn sie sich aber vom
Menschen wegwenden und unter sich reden, so hört der Mensch durchaus
nichts von dem, was sie reden, und wenn es auch hart an seinem Ohr
wäre; daraus war offenbar, daß alle Verbindung in der geistigen Welt sich
der Hinwendung gemäß verhält. Bemerkenswert ist auch, daß viele zugleich mit
dem Menschen reden können, so wie der Mensch mit ihnen; sie senden nämlich
einen Geist von sich ab zum Menschen, mit dem sie reden wollen, und der
entsendete Geist wendet sich diesem zu, und jene vielen [wenden] sich ihrem
Geist zu und konzentrieren so ihre Gedanken, die der Geist vorträgt;
der Geist weiß alsdann nicht anders, als daß er aus sich rede, und sie
[wissen] nicht anders, als daß sie selbst [reden]; so geschieht eine
Verbindung vieler mit einem auch durch das Sichhinwenden181. Doch von diesen Geistersendboten, die auch Träger [subjecta] heißen,
und vom Verkehr mittels derselben soll im folgenden mehr gesagt werden.
(256)
Es darf kein Engel noch Geist aus seinem eigenen Gedächtnis mit dem Menschen
reden, sondern [nur] aus dem des Menschen; die Engel und die Geister haben
nämlich ebensowohl ein Gedächtnis wie die Menschen; spräche ein Geist aus
seinem eigenen Gedächtnis mit dem Menschen, so würde der Mensch nicht
anders wissen, als daß die Dinge, die er dann eben denkt, die seinigen
seien, während sie doch dem Geist angehören; es ist wie die Rückerinnerung
an etwas, das der Mensch doch niemals gehört, noch gesehen hat; daß dem
so sei, ist mir durch [eigene] Erfahrung zu wissen gegeben worden.
Von daher hatten einige Alten die Meinung, daß sie nach einigen tausend Jahren
wieder in ihr voriges Leben und in alle ihre Handlungen werden
zurückversetzt werden, ja sogar auch, daß sie schon zurückgekehrt seien;
sie schlossen dies daraus, daß ihnen zuweilen wie eine Rückerinnerung
an Dinge aufstieß, die sie doch niemals gesehen, noch gehört hatten; dies
geschah, weil Geister aus ihrem [eigenen] Gedächtnis in die Vorstellungen
ihres Denkens Einfluß hatten.
(257)
Es gibt auch Geister, die natürliche oder materielle Geister genannt werden;
wenn diese zu einem Menschen kommen, so verbinden sie sich nicht, wie
andere Geister, mit seinem Denken, sondern dringen in seinen Körper ein,
und nehmen von allen seinen Sinnen Besitz, sie reden durch seinen Mund, und
handeln durch seine Glieder, indem sie dann nicht anders wissen, als daß alles,
was dem Menschen angehört, das Ihrige sei: dies sind die Geister, von denen der
Mensch besessen wird, allein diese sind vom Herrn in die Hölle geworfen
und so gänzlich entfernt worden; weshalb es gegenwärtig [hodie] keine
solche Besessenheiten gibt182.
(31)
VON DEN SCHRIFTEN IM HIMMEL
(258)
Weil die Engel eine Sprache haben und ihre Sprache eine Wörtersprache ist,
so haben sie auch Schriften und drücken die Gefühle und Gedanken ihres
Gemüts ebensowohl durch Schriften als durch die Rede aus; einigemal wurden mir
Blätter zugesendet, die beschrieben waren, ganz wie die geschriebenen und auch
wie die gedruckten Blätter in der Welt, auch konnte ich sie ebenso lesen,
durfte aber nicht mehr als einen oder zwei Gedanken daraus entnehmen; und zwar
darum nicht, weil es nicht der göttlichen Ordnung gemäß ist, durch
Schriften aus dem Himmel unterrichtet zu werden, sondern durch das Wort,
da durch dieses allein ein Verkehr und eine Verbindung des Himmels mit der
Welt, somit des Herrn mit dem Menschen statthat. Daß im Himmel
geschriebene Blätter auch den Propheten erschienen, erhellt bei Ez.2/9,10:
„Als ich hinblickte, siehe da eine Hand (vom Geist) gegen mich ausgestreckt, und in ihr eine Buchrolle, die sich vor meinen Augen entfaltete; sie war von vorne und hinten beschrieben“;
und in der Offb.5/1:
„Ich sah zur Rechten Dessen, Der auf dem Thron saß, ein Buch, inwendig und auswendig beschrieben, versiegelt mit sieben Siegeln“.
(259)
Daß es im Himmel Schriften gebe, ist vom Herrn vorgesehen worden
um des Wortes willen; denn dieses ist in seiner Wesenheit das
göttliche Wahre, aus dem alle himmlische Weisheit sowohl den Menschen als den
Engeln kommt; denn dasselbe ist vom Herrn vorgesprochen worden [dictatum], und
was vom Herrn vorgesprochen wird, das durchläuft alle Himmel der Ordnung nach,
und kommt zu seinem Ende beim Menschen; daher es sowohl der Weisheit,
in der die Engel sind, als der Einsicht angepaßt ist, in der die
Menschen sind; daher kommt, daß auch die Engel das Wort haben, und daß sie
dasselbe ebenso lesen wie die Menschen auf Erden; aus ihm auch sind ihre
Lehrbestimmungen, und aus ihm wird daselbst gepredigt, Nr. 221;
es ist dasselbe Wort; allein sein natürlicher Sinn, der uns der buchstäbliche
Sinn ist, ist nicht im Himmel, sondern es ist sein geistiger Sinn,
der sein innerer Sinn ist; welcherlei dieser Sinn sei, sehe man
im Werkchen vom »Weißen Pferd«, von dem in der Offenbarung.
(260)
Einst ward auch an mich aus dem Himmel ein Blättchen gesandt, auf dem nur
einige Worte mit hebräischen Buchstaben geschrieben standen, und es ward
gesagt, daß jeder Buchstabe Geheimnisse der Weisheit in sich schließe, und
diese in den Einbiegungen und Krümmungen der Buchstaben, und daher auch
in ihren Lauten liegen, woraus mir klar wurde, was bezeichnet wird durch
die Worte des Herrn:
„Wahrlich, Ich sage euch, bis daß Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen ein Jota oder ein Häkchen [corniculum] vom Gesetz“: Matth.5/18.
Daß das Wort bis auf jedes seiner Strichlein herab [quoad omnem ejus apicem] göttlich ist, ist auch in der Kirche bekannt; allein wo in jedem Strichlein das Göttliche verborgen liege, ist noch nicht bekannt, weshalb es gesagt werden soll: Die Schrift im Himmel besteht aus mancherlei eingebogenen und gekrümmten Zügen, und diese Einbiegungen und Krümmungen [inflexiones et circumflexiones] laufen nach der Form des Himmels; die Engel drücken durch sie die Geheimnisse ihrer Weisheit aus und auch viele Dinge, die sie nicht mit Worten auszusprechen vermögen; und, was wunderbar ist, diese Schrift kennen die Engel ohne Kunst und Lehrer; sie ist ihnen eingepflanzt, wie die Sprache selbst, wovon Nr. 236; weshalb diese Schrift die himmlische Schrift ist; sie ist eingepflanzt, weil alle Ausbreitung der Gedanken und Gefühle, und somit alle Mitteilung der Einsicht und Weisheit der Engel, sich nach der Form des Himmels fortbewegt, Nr. 201; daher kommt, daß in diese sich ihre Schrift ergießt. Es wurde mir gesagt, daß die von der Urkirche [Antiquissimi] auf dieser Erde, bevor die Buchstaben erfunden wurden, auch eine solche Schrift hatten, und daß diese in die Buchstaben der hebräischen Sprache übergegangen sei, welche Buchstaben in den alten Zeiten alle eingebogen waren, und gar nicht, wie jetzt, gradlinig auslaufend; daher kommt, daß im Wort göttliche Dinge und Geheimnisse des Himmels auch in den Jota, Strichen und Häkchen desselben liegen.
(261)
Diese Schrift, die durch Züge der himmlischen Form entsteht, ist
im Gebrauch im innersten Himmel, in welchem sie vor den übrigen
in der Weisheit sind; es werden durch dieselben Gefühle ausgedrückt,
aus denen Gedanken hervorgehen und der Ordnung nach sich folgen, je nach
dem Subjekt der Sache, von dem die Rede ist; daher kommt, daß diese Schriften
Geheimnisse in sich schließen, die nicht durch das Denken erschöpft werden
können; diese Schriften durfte ich auch sehen. In den unteren Himmeln
dagegen sind nicht solcherlei Schriften; die Schriften in diesen Himmeln
sind den Schriften in der Welt ähnlich, mit ähnlichen Buchstaben, die aber
doch dem Menschen unverständlich sind, weil sie in der Sprache der Engel
[geschrieben] sind, die Engelsprache aber von der Art ist, daß sie nichts mit
den menschlichen Sprachen gemein hat, Nr. 237; denn durch die Vokale drücken
sie Gefühle aus, durch die Konsonanten Denkbilder aus den Gefühlen, und durch
die aus diesen hervorgehenden Worte den Sinn der Sache, man sehe Nr. 236,
241. Diese Schrift schließt auch in wenigen Worten mehr in sich, als
der Mensch auf etlichen Blättern beschreiben kann; auch diese Schriften habe
ich gesehen. In dieser Weise geschrieben haben sie das Wort in den
unteren Himmeln, in himmlischen Formen aber im innersten Himmel.
(262)
Merkwürdig ist, daß die Schriften in den Himmeln schon von selbst ihren
Gedanken entströmen, mit solcher Leichtigkeit, daß es ist, als ob der
Gedanke sich herauswürfe, auch ist die Hand nie über die Wahl eines Wortes
verlegen, weil die Wörter, sowohl diejenigen, die sie aussprechen, als die sie
schrieben, ihren Denkbildern entsprechen, und alle Entsprechung etwas
Natürliches und von selbst sich Ergebendes ist. Es gibt in den
Himmeln auch Schriften, [die] ohne Hilfe der Hand, bloß durch die Entsprechung
[entstanden sind]; allein diese bleiben nicht.
(263)
Ich sah auch Schriften aus dem Himmel, die in lauter Zahlen,
in Ordnung und Reihenfolge geschrieben waren, ganz wie bei den aus
Buchstaben und Wörtern bestehenden Schriften in der Welt, und ich wurde
unterrichtet, daß diese Schrift aus dem innersten Himmel sei, und daß ihre
himmlische Schrift, von der Nr. 260, 261 die Rede war, bei den Engeln des
unteren Himmels sich in Zahlen darstelle, sobald ein Gedanke aus ihr
herabdringe; und daß diese Zahlenschrift gleichfalls Geheimnisse in sich
schließe, von denen einige nicht mit dem Gedanken erfaßt, noch mit Worten
ausgedrückt werden können; denn alle Zahlen stehen in Entsprechung, und
haben der Entsprechung gemäß ihre Bedeutung, gerade wie die Worte183; nur mit dem Unterschied, daß die Zahlen das Allgemeine und die Worte
das Besondere in sich schließen; und weil ein Allgemeines unzählig vieles
Besondere in sich schließt, so ist die Folge, daß die Zahlenschrift
mehr Geheimnisse in sich enthält als die Buchstabenschrift. Hieraus ward
mir klar, daß die Zahlen im Wort ebensowohl Sachen bezeichnen, als die
Wörter in ihm; was die einfachen Zahlen, als: 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10,
12, und was die zusammengesetzten 20, 30, 50, 70, 100, 144, 1000, 10.000,
12.000 und mehrere andere bedeuten, kann man in den »Himmlischen
Geheimnissen« sehen, wo von ihnen gehandelt worden ist. In jener
Schrift im Himmel wird immer eine Zahl vorangesetzt, von der, als ihrem
Träger [subjecto], die folgenden der Reihe nach abhängen; denn diese Zahl ist
gleichsam der Anzeiger [index] der Sache, von der gehandelt wird, und durch sie
erhalten die folgenden Zahlen ihre Beziehung auf die im besonderen
vorliegende Sache.
(264)
Die nichts vom Himmel wissen, und auch keine andere Vorstellung von ihm haben
wollen, denn als ob er eine reine Luftregion wäre, in der die Engel
als Verstandeswesen ohne Gehör- und Gesichtssinn umherschweben, können sich
nicht denken, daß dieselben Rede und Schrift haben; denn ins Materielle setzen
sie eines jeden Dinges Existenz, während doch die Dinge, die im Himmel
sind, ebenso reell existieren als die Dinge in der Welt, und die Engel,
die daselbst sind, alles besitzen, was für das Leben und was für die Weisheit
von Nutzen ist.
(32)
VON DER WEISHEIT
DER ENGEL DES HIMMELS
(265)
Welcherlei die Weisheit der Engel des Himmels ist, läßt sich nur schwer
begreifen, weil sie die menschliche Weisheit so sehr übersteigt, daß sie
gar nicht verglichen werden können, und das, was übersteigend ist,
so erscheint, als ob es kein Etwas wäre; es sind auch einige
unbekannte Dinge, durch die sie beschrieben werden wird, die, bevor sie
zu Bekannten werden, im Verstand wie Schattenbilder sind, und daher
auch die Sache, so wie sie an sich ist, verdunkeln; doch sind sie
solches, das man wissen, und wenn man es weiß, begreifen kann, sofern nur
das Gemüt Vergnügen daran findet, denn das Vergnügen führt Licht mit sich, weil
es aus der Liebe stammt, und denen, welche die Dinge der göttlichen und
himmlischen Weisheit lieben, strahlt Licht aus dem Himmel zu, und sie haben
Erleuchtung.
(266)
Welcherlei die Weisheit der Engel ist, kann man daraus schließen, daß sie
im Licht des Himmels sind, und das Licht des Himmels seinem Wesen nach das
göttliche Wahre oder die göttliche Weisheit ist, und dieses Licht ihr inneres
Sehen, welches das des Gemütes ist, und ihr äußeres Sehen, welches das der Augen
ist, zugleich erleuchtet: daß das Licht des Himmels das göttliche Wahre oder
die göttliche Weisheit ist, sehe man Nr. 126-133. Auch sind die Engel
in der himmlischen Wärme, die in ihrem Wesen das göttliche Gute oder
die göttliche Liebe ist, aus der sie die Neigung und Sehnsucht haben, weise
zu sein; daß die Wärme des Himmels das göttliche Gute oder die göttliche
Liebe sei, sehe man Nr. 133-140. Daß die Engel in der Weisheit sind,
so daß sie Weisheiten genannt werden können, kann man daraus schließen,
daß alle ihre Gedanken und Gefühle sich nach der Form des Himmels ergießen,
welche Form die Form der göttlichen Weisheit ist, und daß ihr Inwendiges, das
die Weisheit aufnimmt, nach dieser Form zusammengesetzt ist; daß die Gedanken
und Gefühle der Engel nach der Form des Himmels sich ergießen, somit auch ihre
Einsicht und Weisheit, sehe man Nr. 201-212. Daß die Engel
überschwengliche Weisheit haben, kann auch daraus erhellen, daß ihre Sprache
die Sprache der Weisheit ist, denn sie entfließt unmittelbar und von selbst dem
Denken, und dieses dem Gefühl, so daß ihre Sprache das Denken aus dem
Gefühl in äußerer Gestaltung ist; woher dann kommt, daß nichts sie von dem
göttlichen Einfluß abzieht, auch nichts Äußeres, wie dergleichen beim Menschen
aus anderen Gedanken in seine Rede sich einmengt (daß die Rede der Engel
die Rede ihres Denkens und Gefühl sei, sehe man Nr. 234-245).
Zu solcher Weisheit der Engel trägt auch das bei, daß alle Dinge, die sie
mit den Augen sehen und mit den Sinnen empfinden, mit ihrer Weisheit zusammenstimmen,
weil sie Entsprechungen und sonach die Gegenstände vorbildliche Formen von
Dingen der Weisheit sind; (daß alle Dinge, die in den Himmeln erscheinen,
Entsprechungen des Inwendigen der Engel und Vorbildungen ihrer Weisheit sind,
sehe man Nr. 170-182). Überdies werden die Gedanken der Engel nicht
verendlicht und beengt durch Vorstellungen aus Raum und Zeit, wie die
menschlichen Gedanken, denn die Räume und Zeiten sind Eigentümlichkeiten der
Natur, und die Eigentümlichkeiten der Natur ziehen das Gemüt von geistigen
Dingen ab und benehmen der intellektuellen Anschauung die Ausdehnung; (daß
die Ideen der Engel ohne Zeit und Raum sind, und so vor den menschlichen
voraus haben, daß sie schrankenlos sind, sehe man Nr. 162-169 und 191-199).
Die Gedanken der Engel werden auch nicht zu Irdischem und Materiellem
herabgezogen, und nicht unterbrochen durch irgendwelche Sorgen um die
Notwendigkeiten des Lebens, somit auch nicht durch dergleichen von den Freuden
der Weisheit abgelenkt, wie dies bei den Gedanken der Menschen in der Welt
der Fall ist; denn alles kommt ihnen vom Herrn ohne Entgelt zu, sie werden
umsonst gekleidet, umsonst ernährt, und wohnen umsonst (Nr. 181, 190), und
überdies werden sie mit Freuden und Wonnen beschenkt je nach der Aufnahme
der Weisheit vom Herrn. Dies ist gesagt worden, damit man wisse, woher die
Engel so große Weisheit haben184.
(267)
Daß die Engel so große Weisheit in sich aufnehmen können, kommt
daher, daß ihr Inwendiges aufgeschlossen ist, und die Weisheit, wie alle
Vollkommenheit, nach dem Inwendigen zu wächst, somit je nach dessen
Aufschließung185. Es gibt bei jedem Engel drei Grade des Lebens, die den drei
Himmeln entsprechen (man sehe Nr. 29-40); diejenigen, bei denen der erste
Grad aufgeschlossen ist, sind im ersten oder äußersten Himmel; diejenigen,
bei denen der zweite Grad aufgeschlossen ist, sind im zweiten oder
mittleren Himmel; diejenigen aber, bei denen der dritte Grad geöffnet ist, sind
im dritten oder innersten Himmel; nach diesen Graden verhält sich die Weisheit
der Engel in den Himmeln; daher übersteigt die Weisheit der Engel des
innersten Himmels unermeßlich die Weisheit der Engel des mittleren Himmels, und
die Weisheit dieser [letzteren] die Weisheit der Engel des äußersten Himmels
(man sehe Nr. 209, 210, und welcherlei die Grade sind, Nr. 38). Daß
dergleichen Unterschiede bestehen, kommt daher, daß das, was auf der höheren
Stufe steht, das Besondere ist, das aber, was auf der niedrigeren [steht], das
Allgemeine [ist], und das Allgemeine das Enthaltende des Besonderen ist; das
Besondere verhält sich zu dem Allgemeinen wie tausend oder zehntausend
zu eins; ebenso vergleichsweise die Weisheit des oberen Himmels
zu der Weisheit des unteren Himmels. Die Weisheit dieser [letzteren]
übersteigt jedoch in gleicher Weise die Weisheit des Menschen; denn der
Mensch ist im Materiellen und dessen Sinnlichem, und das
Materiell-Sinnliche ist im untersten Grad; hieraus erhellt, welcherlei
Weisheit diejenigen haben, die aus dem Sinnlichen denken, das heißt diejenigen,
die sinnliche Menschen genannt werden, daß sie nämlich in gar keiner
Weisheit sind, sondern bloß in einem Wissen186; anders aber diejenigen Menschen, deren Gedanken über das Sinnliche
erhoben sind, und mehr noch diejenigen, deren Inwendiges bis ins Licht des
Himmels aufgeschlossen ist.
(268)
Wie groß die Weisheit der Engel ist, kann daraus erhellen, daß in den
Himmeln eine Gemeinschaftlichmachung [communicatio] aller Dinge besteht; des
einen Einsicht und Weisheit teilt sich dem anderen mit; der Himmel ist eine
Gemeinschaft aller Güter; und dies darum, weil die himmlische Liebe von der Art
ist; sie will, daß der andere habe, was sie hat; weshalb niemand im Himmel
sein Gutes in sich als Gutes empfindet, sofern es nicht auch
im anderen ist; daraus entspringt auch die Glückseligkeit des Himmels;
dies haben die Engel vom Herrn, Dessen göttliche Liebe so ist. Daß ein
solches Gemeinschaftlichmachen im Himmel besteht, ist mir auch durch
Erfahrung zu wissen gegeben worden; einige Einfältige wurden zuweilen
in den Himmel erhoben, und sowie sie dorthin [kamen], kamen sie auch
in die Engelweisheit, und verstanden dann solches, was sie früher nicht
hatten fassen können, und redeten, was sie im vorigen Zustand nicht
aussprechen konnten.
(269)
Wie die Weisheit der Engel beschaffen ist, kann nicht mit Worten beschrieben,
sondern nur durch einiges Allgemeine beleuchtet werden; die Engel können mit
einem Wort ausdrücken, was der Mensch nicht mit tausend Worten vermag; und
überdies liegt in einem engelischen Wort Unzähliges, was mit Worten der
menschlichen Sprache nicht ausgedrückt werden kann; denn in [jedem]
einzelnen, das die Engel reden, liegen in stetiger Verknüpfung Geheimnisse
der Weisheit, zu denen die menschlichen Wissenschaften durchaus nicht
hinanreichen; auch ergänzen die Engel, was sie mit den Worten ihrer Sprache
nicht erschöpfen, durch eine Betonung, der das Gefühl der Dinge in deren
Ordnung innewohnt, denn, wie Nr. 236, 241 gesagt worden, durch die Töne
drücken sie Gefühle, und durch die Worte Denkbilder aus den Gefühlen aus; und
daher kommt, daß, was im Himmel gehört wird, Unaussprechliches heißt. Die
Engel können in gleicher Weise auch die Einzelheiten, die in einem
ganzen Buch geschrieben stehen, mit wenigen Worten wiedergeben und
in jedes Wort solches legen, was zu tieferer Weisheit erhebt; denn
ihre Sprache ist von der Art, daß sie mit den Gefühlen und jedes einzelne Wort
mit den Vorstellungen zusammenstimmt; die Worte wechseln auch
in unendlichen Weisen, je nach den Verkettungen der Dinge, die
in Zusammenfassung im Gedanken liegen. Die innerlichen Engel können
auch aus dem Ton und zugleich aus einigen Worten des Redenden dessen ganzes
Leben wissen; denn sie erkennen an der Betonung, so wie sie durch die
in den Wörtern liegenden Ideen verschieden modifiziert ist [ex sonoro
variegato per ideas in vocibus], seine herrschende Liebe, der die
Einzelheiten seines Lebens gleichsam eingeschrieben sind187. Hieraus erhellt, wie die Weisheit der Engel beschaffen ist; ihre
Weisheit verhält sich zur menschlichen Weisheit wie zehntausend [myrias]
zu eins, vergleichsweise wie die Bewegkräfte des ganzen Körpers, die
unzählbar sind, zu den aus ihnen hervorgehenden Handlungen, die vor dem
menschlichen Sinn als eines erscheinen; oder wie die tausenderlei Dinge
eines Gegenstandes, die man durch ein vollkommenes Vergrößerungsglas sah,
zu dem einen dunkeln Ding vor dem bloßen Auge. Ich will die Sache
noch durch ein Beispiel beleuchten: ein Engel beschrieb aus seiner Weisheit die
Wiedergeburt, und brachte von den dieselbe betreffenden Geheimnissen gegen
Hunderte in ihrer Ordnung vor, und füllte jedes Geheimnis mit Ideen,
in denen noch tiefere Geheimnisse lagen, und dies von Anfang bis
zu Ende; denn er setzte auseinander, wie der geistige Mensch von
neuem empfangen, gleichsam im Mutterleib getragen und geboren wird,
aufwächst und allmählich vervollkommnet wird; er sagte, er hätte die
Zahl der Geheimnisse bis zu einigen Tausenden vermehren können, und
diejenigen, die angeführt worden, betreffen bloß die Wiedergeburt des äußeren
Menschen, und unzählige weitere wären von der Wiedergeburt des inneren
[zu sagen]. Aus diesem und anderem der Art, was von den Engeln gehört
worden, war mir offenbar, wie große Weisheit sie haben, und wie groß die
Unwissenheit des Menschen ist, welche kaum weiß, was Wiedergeburt ist, und nicht
ein Moment des Fortschrittes derselben kennt.
(270)
Von der Weisheit der Engel des dritten oder innersten Himmels, und wie sehr sie
die Weisheit des ersten oder äußersten Himmel übertrifft, soll jetzt [einiges]
gesagt werden; die Weisheit der Engel des dritten oder innersten Himmels ist
unfaßlich, auch für die, die im äußersten Himmel sind; und dies darum,
weil das Inwendige der Engel des dritten Himmels bis zur dritten Stufe
aufgeschlossen ist, das Inwendige der Engel des ersten Himmels aber bloß bis
zur ersten Stufe aufgeschlossen ist und alle Weisheit gegen das Inwendige hin
wächst und vervollkommnet wird je nach dessen Anschließung, Nr. 208,
267. Weil das Inwendige der Engel des dritten oder innersten Himmels bis zum
dritten Grad aufgeschlossen ist, so sind ihnen die göttlichen Wahrheiten
gleichsam eingeschrieben; denn das Inwendige des dritten Grades ist, mehr als
das Inwendige des zweiten und des ersten Grades, in der Form des Himmels,
und die Form des Himmels ist aus dem göttlichen Wahren, somit der göttlichen
Weisheit gemäß; daher kommt, daß jenen Engeln die göttlichen Wahrheiten wie
eingeschrieben oder wie eingepflanzt und angeboren zu sein scheinen;
weshalb sie, sobald sie nur die echten göttlichen Wahrheiten hören, dieselben
sogleich anerkennen und fühlen [percipiunt], und nachher sie gleichsam inwendig
in sich schauen; weil die Engel jenes Himmels so beschaffen sind,
so machen sie über die göttlichen Wahrheiten niemals Schlüsse [nusquam
ratiocinantur], noch weniger streiten sie über irgendeine Wahrheit, ob dem
so sei oder nicht, auch wissen sie nicht, was glauben [credere] oder
Glauben haben [fidem habere] sein soll; denn sie sagen: was ist Glaube ?
ich fühle und sehe ja, daß es so ist; sie erläutern dies durch Vergleiche;
daß es nämlich ebenso wäre, wie wenn jemand mit seinem Genossen ein Haus
und die mancherlei Dinge in demselben und um dasselbe her sähe und
dann dem Genossen sagte, er müsse glauben, daß sie seien wie er [sie]
gesehen; oder wie wenn jemand einen Garten und darin Bäume und Früchte sähe und
dem Genossen sagte, er müsse Glauben haben, daß [es] ein Garten und daß
es Bäume und Früchte seien, während er doch dieselben deutlich mit
seinen Augen sieht; daher kommt, daß jene Engel den Glauben niemals nennen,
noch eine Vorstellung desselben haben; weshalb sie auch niemals über die
göttlichen Wahrheiten Schlüsse machen, noch weniger über irgendeine Wahrheit
streiten, ob dem so sei oder nicht188.
Die Engel des ersten oder äußersten Himmels dagegen besitzen die göttlichen Wahrheiten nicht so ihrem Inwendigen eingeschrieben, weil ihnen nur der erste Lebensgrad aufgeschlossen ist, daher sie über dieselben Schlüsse machen, und die, welche Schlüsse machen, sehen kaum über den Gegenstand der Sache hinaus, über die sie sich Schlüsse machen, noch gehen sie über das Subjekt hinaus, außer um es mit einigem zu begründen, und haben sie es begründet, so sagen sie, es sei Glaubenssache und man müsse daran glauben. Ich sprach hierüber mit den Engeln, welche sagten, es sei zwischen der Weisheit der Engel des dritten Himmels und der Weisheit der Engel des ersten Himmels ein Unterschied wie zwischen Licht und Dunkel; auch verglichen sie die Weisheit der Engel des dritten Himmels mit einem prächtigen Palast, reich versehen mit allem was zum Gebrauch dient, und um ihn her Paradiese, die wieder von Prachtvollem aller Art umgeben sind; und [fuhren sie fort] weil jene Engel in den Wahrheiten der Weisheit sind, so können sie in den Palast eintreten und alles sehen und auch in den Paradiesen nach allen Seiten hin sich ergehen und an allem sich erfreuen; nicht so aber die, welche über die Wahrheiten räsonieren, und noch weniger die, welche darüber streiten; weil diese die Wahrheiten nicht aus dem Licht des Wahren sehen, sondern sie entweder aus anderen oder aus dem Buchstabensinn des Wortes schöpfen, von dem sie kein tieferes Verständnis haben, so sagen sie, man müsse [daran] glauben, oder den Glauben haben, und wollen hernach nicht, daß das inwendigere Sehen in selbige eindringe; von diesen sagten sie, dieselben können nicht bis zur ersten Schwelle des Weisheitspalastes gelangen, noch weniger in denselben eintreten und in seinen Paradiesen sich ergehen, weil sie beim ersten Schritt stehen bleiben; anders diejenigen, die in den Wahrheiten selbst sind, diese halte nichts zurück, vorzuschreiten, und schrankenlos überallhin vorzudringen; denn die geschauten Wahrheiten leiten sie, wohin sie nur gehen, und zwar in weite Felder, weil jede Wahrheit von unendlicher Ausdehnung ist und in Verbindung mit vielerlei anderen steht. Weiter sagten sie, die Weisheit der Engel des innersten Himmels bestehe hauptsächlich darin, daß sie Göttliches und Himmlisches in den einzelnen Gegenständen und Wunderdinge in der Verkettung der vielen sehen; denn die Dinge, die vor ihren Augen erscheinen, stehen in Entsprechung; so z.B. wenn sie Paläste und Gärten sehen, so bleibe ihre Anschauung nicht bei den Dingen stehen, die vor den Augen sind, sondern sie sehen die inwendigeren Dinge, aus denen [sie entstanden sind] und denen sie somit entsprechen und zwar diese in aller Mannigfaltigkeit je nach dem Aussehen der Gegenstände, somit unzählige Dinge in Ordnung und Zusammenhang, die dann ihre Gemüter so sehr ergötzen, daß sie wie außer sich versetzt erscheinen; daß alle Dinge, die in den Himmeln erscheinen, den göttlichen Dingen entsprechen, die vom Herrn bei den Engeln sind, sehe man Nr. 170-176.
(271)
Die Engel des dritten Himmels sind aber darum so, weil sie in der Liebe
zum Herrn sind und diese Liebe das Inwendige, das Gebiet des Gemütes, bis zum
dritten Grad aufschließt und das Aufnahmegefäß aller Gegenstände der Weisheit
ist. Ferner ist zu wissen, daß die Engel des innersten Himmels gleichwohl
fortwährend an Weisheit vollkommener werden, und zwar dies auch anders als
die Engel des äußersten Himmels; die Engel des innersten Himmels legen die
göttlichen Wahrheiten nicht in ihrem Gedächtnis nieder und machen also
auch nicht irgendein Wissen daraus, sondern sogleich, wie sie selbige hören,
nehmen sie dieselben auch in sich auf und lassen sie ins Leben übergehen,
und daher kommt, daß die göttlichen Wahrheiten bei ihnen wie eingeschrieben
haften; denn was dem Leben einverleibt wird, das haftet in dieser Weise;
anders aber verhält es sich mit den Engeln des äußersten Himmels, diese
legen die göttlichen Wahrheiten zuerst ins Gedächtnis nieder und behalten sie
im Wissen auf und nehmen sie von da wieder hervor und vervollkommnen
durch sie ihren Verstand, und ohne innere Erfahrung, ob sie auch wahr
sind, wollen sie dieselben und wenden sie aufs Leben an; daher sie
im Vergleich [mit jenen] im Dunklen sind. Bemerkenswert ist, daß die
Engel des dritten Himmels an Weisheit vollkommener werden durch das Gehör,
nicht aber durch das Gesicht; was sie in der Predigt hören, geht nicht
in ihr Gedächtnis, sondern unmittelbar in ihr Innewerden und
in ihren Willen ein und wird zur Sache des Lebens; was aber diese Engel
mit den Augen sehen, das dringt in ihr Gedächtnis und darüber gehen sie
in Erörterungen ein und reden sie; daraus ward offenbar, daß der Weg des
Gehörs für sie der Weg der Weisheit ist; und zwar auch dies infolge der
Entsprechung; denn das Ohr entspricht dem Gehorsam, und der Gehorsam ist Sache
des Lebens; das Auge dagegen entspricht der Einsicht, und die Einsicht bezieht
sich auf die Lehre189. Der Zustand dieser Engel wird auch hin und wieder im Wort
beschrieben, wie bei Jer.31/33,34:
„Ich werde Mein Gesetz in ihr Gemüt geben und auf ihr Herz es schreiben, und es soll nicht mehr einer seinen Freund lehren, noch jemand seinen Bruder, sprechend: Erkennet den Jehovah, denn so viel ihrer sein werden, sollen sie Mich erkennen, vom Kleinsten derselben bis zum Größten derselben“.
Und bei Matth.5/37:
„Eure Rede sei: Ja, ja, nein, nein; was darüber ist, das ist aus dem Bösen“;
was darüber hinausgeht ist darum aus dem Bösen, weil es nicht aus dem Herrn ist; denn die Wahrheiten, die in den Engeln aus dem dritten Himmel sind, sind aus dem Herrn, weil sie in der Liebe zu Ihm sind; die Liebe zum Herrn ist in diesem Himmel das göttliche Wahre wollen und tun; denn das göttliche Wahre ist der Herr im Himmel.
(272)
Zu den schon angeführten Ursachen, wegen welcher die Engel so große
Weisheit in sich aufnehmen können, kommt noch diese, welche auch
im Himmel die Hauptursache ist, daß sie nämlich ohne Selbstliebe sind;
denn inwieweit jemand ohne diese Liebe ist, insoweit kann er in göttlichen
Dingen weise sein; diese Liebe ist es, die das Inwendige gegen den Herrn und
gegen den Himmel hin verschließt und das Äußere öffnet und es sich
zukehrt; weshalb auch alle die, bei denen diese Liebe herrscht, in dichter
Finsternis sind in Ansehung der Dinge, die den Himmel betreffen, wie sehr
sie auch im Licht hinsichtlich der weltlichen Dinge sein mögen; die Engel
dagegen aber, weil sie von dieser Liebe frei sind, sind im Licht der
Weisheit, denn die himmlischen Grundneigungen, in denen sie sind, nämlich
die Liebe zum Herrn und die Nächstenliebe, schließen das Inwendige auf, weil
diese Grundneigungen vom Herrn sind und der Herr selbst in ihnen ist; daß
diese Grundneigungen den Himmel im allgemeinen ausmachen und auch den
Himmel bei jedem im besonderen bilden, sehe man Nr. 13-19. Weil die
himmlischen Grundneigungen das Inwendige gegen den Herrn hin aufschließen,
darum wenden auch alle Engel ihr Angesicht dem Herrn zu, Nr. 142; denn
in der geistigen Welt ist es die Liebe, die das Inwendige eines jeden
sich zuwendet, und wohin sie das Inwendige kehrt, dahin kehrt sie auch das
Angesicht; denn das Angesicht macht dort eins aus mit dem Inwendigen, weil
es dessen Außenform ist; weil die Liebe das Inwendige und das Angesicht
sich zukehrt, so verbindet sie sich auch mit diesen (denn die Liebe ist
eine geistige Verbindung), und darum teilt sie denselben auch das Ihrige mit;
durch diese Hinwendung und die davon herrührende Verbindung und Mitteilung
haben die Engel Weisheit: daß alle Verbindung in der geistigen Welt sich
der Zuwendung gemäß verhalte, sehe man Nr. 255.
(273)
Die Engel vervollkommnen sich fortwährend an Weisheit190; gleichwohl jedoch können sie in Ewigkeit nicht bis dahin
vervollkommnet werden, daß irgendein Verhältnis wäre zwischen ihrer Weisheit
und der göttlichen Weisheit des Herrn; denn die göttliche Weisheit des Herrn
ist unendlich und die der Engel endlich, und zwischen dem Unendlichen und dem
Endlichen gibt es kein Verhältnis.
(274)
Weil die Weisheit die Engel vervollkommnet und ihr Leben ausmacht, und weil der
Himmel bei jeglichem einfließt je nach seiner Weisheit, darum sehnen sich
dort alle nach ihr und streben nach ihr, kaum anders als ein Mensch, der Hunger
hat, nach Speise [sich sehnt]; wirklich ist auch die Wissenschaft, Einsicht und
Weisheit eine geistige Nahrung, wie die Speise eine natürliche Nahrung ist; sie
entsprechen sich auch gegenseitig.
(275)
Die Engel in einem [und demselben] Himmel und auch in einer [und
derselben] Gesellschaft des Himmels sind nicht in gleicher, sondern
in verschiedener Weisheit; in der größten Weisheit sind die
in der Mitte, in geringerer, die ringsumher bis an die Grenzen
sind; die Abnahme der Weisheit je nach den Erfahrungen von der Mitte ist wie
die Abnahme des [allmählich] in Schatten übergehenden Lichtes (man sehe
Nr. 43-128); auch ist bei ihnen Licht in demselben Grad, weil das
Licht des Himmels die göttliche Weisheit ist, und jeder im Licht ist
je nach der Aufnahme derselben. Vom Licht des Himmels und der
verschiedenen Aufnahme desselben sehe man Nr. 126-132.
(33)
VOM ZUSTAND DER UNSCHULD
DER ENGEL IM HIMMEL
(276)
Was Unschuld sei und welche Beschaffenheit sie habe, wissen wenige in der
Welt, und ganz und gar nicht die, welche im Bösen sind; sie erscheint zwar
vor den Augen, und zwar [spricht sie] aus dem Angesicht, aus der Rede und den
Gebärden, besonders der Kinder, dennoch aber weiß man nicht, was sie ist, noch
weniger, daß sie es ist, in welcher der Himmel beim Menschen sich
birgt; damit man es also wisse, will ich der Ordnung nach vorschreiten,
und zuerst reden von der Unschuld der Kindheit, hernach von der Unschuld der
Weisheit und zuletzt vom Zustand des Himmels hinsichtlich der Unschuld.
(277)
Die Unschuld der Kindheit oder der Kinder ist nicht die echte Unschuld, denn sie
ist es nur in der äußeren, nicht aber in der inneren Form,
gleichwohl jedoch kann man an ihr lernen, wie die Unschuld beschaffen ist;
denn sie leuchtet aus ihrem Angesicht und aus einigen ihrer Gebärden, und aus
ihrer ersten Sprache hervor, und rührt, weil sie nämlich kein inneres Denken
haben, denn sie wissen noch nicht, was gut und böse, und was wahr und falsch
ist, woraus eben das Denken kommt; daher haben sie keine Klugheit aus dem
Eigenen, keinen Vorsatz und keine Überlegung, somit keine Absicht zum Bösen;
sie haben kein aus der Selbst- und Weltliebe angebildetes Eigenes; sie
schreiben sich selbst nichts zu, sondern verdanken alles ihren Eltern; sie sind
mit Wenigem und Geringem, das ihnen geschenkt wird, zufrieden und haben Freude
daran; sie machen sich keine Sorgen um Nahrung und Kleidung und
um die Zukunft; sie sehen nicht auf die Welt und empfangen auch [nicht]
viel aus ihr; sie lieben ihre Eltern, ihre Amme und ihre Altersgenossen, mit
denen sie in Unschuld spielen; sie lassen sich leiten, merken auf und
gehorchen; und weil sie in diesem Zustand sind, nehmen sie alles ins Leben
auf; von daher haben sie, ohne zu wissen, woher [sie ihnen kommen],
anständige Sitten, von daher die Sprache und von daher auch einen ersten Anfang
von Gedächtnis und von Denken; zu deren Aufnahme und Aneignung ihr
Unschuldsstand als Mittel dient; allein diese Unschuld ist, wie oben gesagt
worden, eine äußerliche, weil bloß des Körpers, nicht des Gemütes191: denn ihr Gemüt [mens] ist noch nicht gebildet, sofern nämlich das Gemüt
Verstand und Wille und aus diesem Denken und Gefühl ist. Es ist mir aus
dem Himmel gesagt worden, daß die Kinder vorzugsweise unter der Obhut des Herrn
seien und der Einfluß aus dem innersten Himmel komme, wo ein Zustand der
Unschuld ist, und daß der Einfluß durch ihr Inwendiges hindurchgehe, und
im Hindurchgehen dieses nur durch die Unschuld anrege und daher die
Unschuld im Gesicht und in einigen Gebärden sich darstellt und
in Erscheinung trete; und daß sie es sei, durch welche die Eltern
innigst gerührt werden und welche die sogenannten Eltern- und Kindesliebe
[storge] hervorbringt.
(278)
Die Unschuld der Weisheit ist die echte Unschuld, weil sie eine innere ist;
denn sie liegt im Gemüt selbst, somit im Willen selbst und aus diesem
im Verstand selbst, und wenn die Unschuld in diesem ist, so ist
sie auch Weisheit, denn die Weisheit gehört ihnen an; darum sagt man
im Himmel, die Unschuld wohne in der Weisheit, und wieviel ein Engel
Weisheit habe, so viel habe er Unschuld; daß dem so sei,
bestätigen sie damit, daß, die im Zustand der Unschuld sind, sich selbst
nichts Gutes zuschreiben, sondern alles dem Herrn verdanken und zu eigen
geben; daß sie von Ihm geführt werden wollen und nicht von sich selbst; daß sie
alles, was gut ist, lieben, und sich an allem, was wahr ist, ergötzen,
weil sie wissen und fühlen, daß das Gute lieben und so es wollen und tun,
den Herrn lieben heißt, und daß das Wahre lieben soviel ist als den Nächsten
lieben; daß sie mit dem, was sie haben, sei es wenig oder viel, zufrieden
leben, weil sie wissen, daß sie so viel empfangen, als ihnen zuträglich
ist. Weniges, wenn ihnen wenig zuträglich ist, und vieles, wenn ihnen vieles
zuträglich ist; und daß nicht sie wissen, was ihnen gut ist, sondern allein der
Herr, Dem die ewigen Dinge [die Gegenstände] sind, für die Er Vorsehung
tut; daher sie auch nicht bekümmert sind wegen der Zukunft; die Bekümmernis
um die Zukunft nennen sie Sorge für den morgenden Tag, von der sie sagen,
sie sei der Schmerz wegen des Verlustes oder Nichterlangens solcher Dinge, die
zu den Bedürfnissen des Lebens nicht notwendig sind; gegen die Genossen
handeln sie nie aus einer auf Böses abzielenden Absicht, sondern aus dem Guten,
Gerechten und Redlichen; mit Absicht auf Böses handeln nennen sie Arglist, die
sie wie das Gift der Schlange fliehen, weil sie schnurstraks wider die Unschuld
ist; da ihnen nichts lieber ist, als vom Herrn geführt zu werden, und
da sie Ihm alles verdanken, so sind sie von ihrem Eigenen entfernt,
und inwieweit sie von ihrem Eigenen entfernt sind, insoweit hat der Herr
Einfluß; daher kommt, daß sie, was sie von Ihm hören, sei es nun mittels
des Wortes oder mittels der Predigt, nicht im Gedächtnis niederlegen,
sondern sogleich befolgen, das heißt wollen und tun; der Wille ist ihr
eigenstes Gedächtnis; sie erscheinen der äußeren Gestalt nach meistens als
Einfältige, sind aber der inneren nach weise und klug; sie sind es, die vom
Herrn verstanden werden [wenn Er sagt:]
„Seid klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben“: Matth.10/16;
von dieser Art ist die Unschuld [oder Kindlichkeit], welche die Kindlichkeit der Weisheit heißt. Weil die Kindlichkeit nichts Gutes sich selbst zuschreibt, sondern alles Gute dem Herrn zuerkennt, und weil sie also liebt, vom Herrn geführt zu werden, und infolgedessen eine Aufnahme alles Guten und Wahren ist, aus denen Weisheit kommt, darum ist der Mensch so geschaffen worden, daß er als Kind in der Unschuld, jedoch in der äußerlichen, ist, dagegen aber, wenn er ein Greis wird, in der inneren Unschuld [oder Kindlichkeit] ist, damit er durch jene in diese und durch diese in jene komme, weshalb denn der Mensch, wenn er alt wird, auch seinem Körper nach abnimmt und von neuem wie ein Kind wird, aber wie ein weises Kind, somit ein Engel, denn das weise Kind im eminenten Sinn ist ein Engel; daher kommt, daß im Wort das Kind den Unschuldigen [oder Kindlichen] bezeichnet und der Greis den Weisen, in dem Kindlichkeit ist192.
(279)
Gleiches geht mit jedem vor, der wiedergeboren wird; die Wiedergeburt ist eine
Wiederentstehung hinsichtlich des geistigen Menschen; dieser wird zuerst
in die Unschuld der Kindheit eingeführt, die darin besteht, daß
er nichts Wahres weiß und nichts Gutes vermag aus sich, sondern bloß aus
dem Herrn, und daß er nach beidem verlangt und trachtet bloß darum, weil
es wahr und weil es gut ist; beide werden auch vom Herrn gegeben,
so wie er an Alter fortschreitet; zuerst wird er in die Kenntnis
derselben, dann von der Kenntnis in die Einsicht und zuletzt von der
Einsicht in die Weisheit geführt, immer in Begleitung der
Kindlichkeit, die, wie gesagt, darin besteht, daß er nichts Wahres weiß
und nichts Gutes vermag aus sich, sondern aus dem Herrn; ohne diesen Glauben
und dessen innere Erfahrung [perceptio] kann niemand etwas vom Himmel
in sich aufnehmen; darin hauptsächlich besteht die Unschuld [oder
Kindlichkeit] der Weisheit.
(280)
Weil die Kindlichkeit ist, vom Herrn geführt werden und nicht aus sich selbst,
darum sind alle, die im Himmel sind, in der Kindlichkeit; denn alle,
die dort sind, lieben vom Herrn geführt zu werden; sie wissen nämlich, daß
sich selbst führen soviel ist, als vom Eigenen geführt zu werden, und das
Eigene ist, sich selber lieben, und wer sich liebt, sich nicht von einem
anderen führen läßt; daher kommt, daß der Engel, inwieweit er in der
Unschuld ist, insoweit auch im Himmel ist, das heißt, insoweit
im göttlich Guten und im göttlich Wahren ist, denn in diesen
sein heißt, im Himmel sein; die Himmel werden darum auch nach der
Kindlichkeit unterschieden: die, welche im äußersten oder ersten Himmel sind,
sind in der Kindlichkeit des ersten oder untersten Grades; die, welche
im mittleren oder zweiten Himmel sind, sind in der Kindlichkeit des
zweiten oder mittleren Grades; die aber im innersten oder dritten Himmel
sind, sind in der Kindlichkeit des dritten oder innersten Grades; diese
sind darum die eigentlichen Kindlichkeiten [Innocentiae] des Himmels, denn sie
lieben mehr als die übrigen, vom Herrn geführt zu werden, wie die Kinder
von ihrem Vater; weshalb sie auch das göttlich Wahre, daß sie entweder
unmittelbar vom Herrn oder mittelbar durch das Wort und durch die Predigten
hören, alsbald in den Willen aufnehmen und es tun und so es dem
Leben einverleiben; daher sie so große Weisheit vor den Engeln der unteren
Himmel haben, man sehe Nr. 270, 271; weil diese Engel so beschaffen
sind, darum sind sie auch dem Herrn am nächsten, von Dem sie die
Kindlichkeit haben, und sind sie auch vom Eigenen getrennt, so daß sie
gleichsam im Herrn leben; sie erscheinen dem äußeren Ansehen nach als Einfältige
und vor den Augen der Engel der unteren Himmel wie Kinder, somit als Kleine;
und auch als solche, die nicht viel wissen, während sie doch die Weisesten der
Engel des Himmels sind; denn sie wissen, daß sie keine Weisheit aus sich haben,
und daß weise sein heißt, dies anerkennen und daß das, was sie wissen, wie
nichts ist, gegen das, was sie nicht wissen; dieses wissen, anerkennen und
innerlich erfahren heißen sie die erste Stufe zur Weisheit; auch sind diese
Engel unbekleidet, weil die Nacktheit der Kindlichkeit entspricht193.
(281)
Über die Kindlichkeit habe ich viel mit den Engeln gesprochen und bin belehrt
worden, daß die Kindlichkeit das Sein alles Guten, und daß daher das Gute
insoweit Gutes ist, als in ihm Kindlichkeit ist, folglich die Weisheit
insoweit Weisheit ist, als sie Kindlichkeit an sich hat, ebenso die Liebe,
Liebtätigkeit und der Glaube194; und daher komme, daß niemand in den Himmel eingehen kann, wenn
er nicht Kindlichkeit hat; und dies sei es, was verstanden wird vom Herrn,
[wenn Er sagt:]
„Lasset die Kinder zu Mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich der Himmel: wahrlich, Ich sage euch, wer das Reich der Himmel nicht aufnimmt wie ein Kind, wird nicht in dasselbe eingehen“: [Matth.19/14]; Mark.10/14,[15]; Luk.18/16,17;
unter den Kindern werden hier, wie auch anderwärts im Wort, die Kindlichen [Innocentes] verstanden [s. Nr. 278]; der Zustand der Kindlichkeit wird vom Herrn auch beschrieben: Matth.6/25-34; aber in lauter Entsprechungen; der Grund, warum das Gute insoweit Gutes ist, als Kindlichkeit in ihm ist, liegt darin, daß alles Gute vom Herrn ist, und die Kindlichkeit eben ist, vom Herrn geführt werden wollen. Ich bin auch unterrichtet worden, daß das Wahre mit dem Guten und das Gute mit dem Wahren nicht anders verbunden werden kann, als mittels der Kindlichkeit; daher kommt auch, daß der Engel nicht Engel des Himmels ist, sofern in ihm nicht Kindlichkeit ist; denn der Himmel ist nicht eher in jemanden, als bis in ihm das Wahre mit dem Guten verbunden ist, daher auch die Verbindung des Wahren und Guten eine himmlische Ehe heißt, und die himmlische Ehe der Himmel ist. Ich bin auch unterrichtet worden, daß die wahrhaft eheliche Liebe ihren Ursprung aus der Kindlichkeit hat, weil aus der Verbindung des Guten und Wahren, in der die zwei Gemüter sind, nämlich das des Mannes und das des Weibes, welche Verbindung, wenn sie niedersteigt, sich in der Gestalt der ehelichen Liebe darstellt, denn die Gatten lieben einander, wie ihre Gemüter; daher ist in der ehelichen Liebe ein Spiel wie das der Kindheit und der Unschuld195.
(282)
Weil die Kindlichkeit das eigentliche Sein des Guten bei den Engeln des Himmels
ist, so ist auch offenbar, daß das vom Herrn ausgehende göttliche Gute die
Kindlichkeit selbst ist, denn dieses Gute ist es, was bei den Engeln einfließt
und ihr Innerstes anregt und zur Aufnahme alles Guten des Himmels empfänglich
und geschickt macht; dasselbe geschieht bei den Kindern, deren Inwendiges durch
das Hindurchströmen der Unschuld aus dem Herrn nicht nur gebildet, sondern auch
fortwährend zubereitet und empfänglich gemacht wird, das Gute der himmlischen
Liebe in sich aufzunehmen; denn das Gute der Unschuld wirkt vom Innersten
her, weil es, wie gesagt, das Sein alles Guten ist: hieraus kann erhellen, daß
alle Kindlichkeit aus dem Herrn ist; und daher kommt, daß der Herr im Wort
das Lamm heißt, denn das Lamm bezeichnet die Unschuld196. Weil die Kindlichkeit das Innerste in allem Guten des Himmels
ist, so ergreift sie auch die Gemüter so sehr, daß wer sie fühlt (und
dies geschieht bei Annäherung eines Engels des innersten Himmels), nicht mehr
seiner selbst mächtig zu sein scheint, und durch sie von solcher Wonne
überströmt und gleichsam fortgerissen wird, daß im Vergleich damit alle
Lust der Welt als Nichts erscheint: dies sage ich aus eigener Erfahrung.
(283)
Alle, die im Guten der Kindlichkeit sind, werden auch durch die
Kindlichkeit gerührt, und inwieweit jemand in diesem Guten ist, insoweit
wird er [durch sie] gerührt; die aber nicht im Guten der Kindlichkeit
sind, werden auch nicht durch sie angeregt, weshalb alle die, welche
in der Hölle sind, ganz und gar wider die Kindlichkeit sind; sie wissen
auch nicht, was Kindlichkeit ist; ja sie sind von der Art, daß inwieweit
jemand kindlich ist, insoweit sie auch vor Begierde brennen, ihm Schaden zuzufügen;
daher kommt, daß sie den Anblick der Kinder nicht ertragen können, sondern
sobald sie dieselben sehen, von grausamer Begierde, zu schaden, entzündet
werden. Daraus ward klar, daß das Eigene des Menschen und somit auch die Liebe
zu sich wider die Kindlichkeit ist; denn alle, die in den Höllen
sind, sind im Eigenen und daher in der Liebe zu sich197.
(34)
DER ZUSTAND DES FRIEDENS IM HIMMEL
(284)
Wer nicht im Frieden des Himmels war, kann nicht fassen, was der Friede
ist, in dem die Engel sind; auch kann der Mensch, solange er im
Körper ist, den Frieden des Himmels nicht in sich aufnehmen, somit ihn
nicht empfinden, weil die Empfindung [perceptio] des Menschen
im Natürlichen ist; um ihn zu empfinden, muß er so
beschaffen sein, daß er seinem Denken nach erhoben und vom Körper
weggeführt und in den Geist versetzt werden und dann bei den Engeln sein
kann; und weil ich auf diese Weise den Frieden des Himmels empfunden habe, kann
ich ihn beschreiben, jedoch nicht mit Worten, wie er an sich ist, weil
menschliche Worte nicht dazu ausreichen, sondern mit Worten nur, wie
er ist in Vergleich mit jener Seelenruhe, die diejenigen haben, die
in Gott vergnügt sind.
(285)
Es gibt zwei Innerste des Himmels, nämlich Kindlichkeit und Frieden; Innerste
heißen sie, weil sie unmittelbar aus dem Herrn hervorgehen; die Kindlichkeit
ist es, aus der alles Gute des Himmels und der Friede aus dem alles Angenehme
des Guten kommt; alles Gute hat sein Angenehmes; beides, sowohl das Gute, als
das Angenehme, gehört der Liebe an, denn was geliebt wird, das nennt man Gutes,
und es wird auch als Angenehmes empfunden; daraus folgt, daß jene zwei
Innersten, nämlich die Kindlichkeit und der Friede, aus der göttlichen Liebe
des Herrn hervorgehen und die Engel vom Innersten heraus anregen. Daß die
Kindlichkeit das Innerste des Guten sei, sehe man in dem unmittelbar
vorhergehenden Abschnitt, wo vom Zustand der Kindlichkeit der Engel des
Himmels gehandelt worden ist; daß aber der Friede das Innerste des Angenehmen
aus dem Guten der Kindlichkeit sei, soll nun erklärt werden.
(286)
Zuerst soll gesagt werden, woher der Friede kommt: Der göttliche Friede ist
im Herrn und entsteht aus der Vereinigung des Göttlichen Selbst und des
Göttlich-Menschlichen in Ihm; das Göttliche des Friedens im Himmel
ist vom Herrn und entsteht aus Seiner Verbindung mit den Engeln des Himmels und
im besonderen aus der Verbindung des Guten und Wahren bei jeglichem Engel.
Dies sind die Ursprünge des Friedens, woraus erhellen kann, daß der Friede
in den Himmeln das Göttliche ist, das alles Gute dort inwendigst mit
Seligkeit überströmt, aus dem also alle Himmelsfreude stammt; und daß
er seinem Wesen nach die göttliche Freude der göttlichen Liebe des Herrn
ist, die aus Seiner Verbindung mit dem Himmel und mit jedem in ihm
hervorgeht; diese Freude, die vom Herrn in den Engeln und von den Engeln
vom Herrn her empfunden wird, ist der Friede; von daher kommt den Engeln durch
Ableitung alles Selige, Angenehme und Wonnige, oder dasjenige zu, was man die
himmlische Freude nennt198.
(287)
Weil dies die Quellen des Friedens sind, so heißt der Herr der Fürst des
Friedens und sagt, daß von Ihm Friede komme und in Ihm Friede sei; darum
heißen die Engel Engel des Friedens und der Himmel die Wohnung des Friedens,
wie in folgenden Stellen:
„Ein Knabe ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, auf Dessen Schulter die Herrschaft ist, und Sein Name wird genannt werden Wunderbar, Rat, Gott, Held, Vater der Ewigkeit, des Friedens Fürst, dem Mehrer der Herrschaft, und des Friedens wird kein Ende sein“: Jes.9/5,6.
„Jesus sagte: Frieden lasse Ich euch, Meinen Frieden gebe Ich euch, nicht wie die Welt gibt, gebe Ich euch“: Joh.14/27.
„Dieses habe Ich zu euch gesprochen, damit ihr in Mir Frieden habet“: Joh.16/33.
„Jehovah wird Sein Angesicht zu dir erheben, und dir Frieden geben“: 4Mo.6/26.
„Die Engel des Friedens weinen bitterlich, verwüstet sind die Pfade“: Jes.33/7,8.
„Das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein, und Mein Volk wird in der Wohnung des Friedens wohnen“: Jes.32/17,18.
Daß es der göttliche und himmlische Friede sei, der unter dem Frieden im Wort verstanden wird, kann auch aus anderen Stellen erhellen, in denen er genannt wird, als bei: Jes.52/7; 54/10; 59/8; Jer.16/5; 25/37; 29/11; Hag.2/9; Sach.8/12; Ps.37/37,
und anderwärts. Weil der Friede den Herrn und den Himmel bezeichnet, sowie auch die himmlische Freude und die Lust des Guten, so waren in alten Zeiten und sind auch jetzt noch die Begrüßungsworte: Friede sei mit euch ! Was auch der Herr bestätigte, indem Er zu den Jüngern, die Er aussandte, sagte:
„Wenn ihr in ein Haus tretet, so sprechet zuerst: Friede sei diesem Hause ! Und wenn darin ein Sohn des Friedens ist, so wird auf ihm euer Friede ruhen“: Luk.10/5,6;
auch sagte der Herr selbst, als Er den Aposteln erschien: Friede sei mit euch !: Joh.20/19,21,26. Der Zustand des Friedens wird im Wort auch verstanden, wenn es heißt:
„Jehovah habe den Geruch der Ruhe gerochen“, wie 2Mo.29/18,25,41; 3Mo.1/9,13,17; 2/2,9; 6/8,14; 23/[12],13,18; 4Mo.15/3,7,13; 28/6,8,13; 29/2,6,8,13,36;
durch den Geruch der Ruhe wird im himmlischen Sinn die Empfindung des Friedens bezeichnet199. Weil der Friede die Vereinigung des Göttlichen Selbst und des Göttlich-Menschlichen im Herrn bezeichnet, sowie auch die Verbindung des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche und mit allen im Himmel und auch in der Kirche, die Ihn aufnehmen, darum wurde zur Erinnerung der Sabbath eingesetzt und von der Ruhe oder dem Frieden benannt, und war die heiligste Vorbildung der Kirche, und darum auch nannte der Herr Sich den Herrn des Sabbaths: Matth.12/8; Mark.2/27,28; Luk.6/5200.
(288)
Weil der Friede des Himmels das Göttliche ist, sofern es das Gute selbst,
das bei den Engeln ist, inwendigst mit Seligkeit überströmt, so kommt
er ihnen nicht anders zum deutlichen Bewußtsein, als durch die Freudigkeit
des Herzens, wenn sie im Guten ihres Lebens sind, und durch die Lust, wenn
sie das mit ihrem Guten zusammenstimmende Wahre hören und durch die Heiterkeit
des Gemüts, wenn sie deren Verbindung empfinden; von da aus aber fließt
er in alle Handlungen und Gedanken ihres Lebens ein und stellt sich hier
als Freude dar, auch in äußerer Erscheinung. Allein der Friede ist
hinsichtlich auf Qualität und Quantität in den Himmeln verschieden
je nach der Unschuld [oder Kindlichkeit] derer, die daselbst sind, weil Unschuld
und Friede gleichen Schritt halten; denn, wie oben gesagt worden, die Unschuld
ist es, aus der alles Gute des Himmels, und der Friede, aus dem alle Lust
dieses Guten kommt; daraus kann erhellen, daß ähnliches, was
im vorhergehenden Abschnitt vom Zustand der Unschuld [oder Kindlichkeit]
in den Himmeln gesagt worden ist, auch vom Zustand des Friedens hier
gesagt werden kann, weil Unschuld und Friede verbunden sind wie das Gute und
sein Angenehmes; denn das Gute wird durch sein Angenehmes empfunden, und das
Angenehme wird an seinem Guten erkannt; weil dem so ist, so ist
offenbar, daß die Engel des innersten oder dritten Himmels im dritten oder
innersten Grad des Friedens sind, weil sie im dritten oder innersten Grad
der Kindlichkeit sind; und daß die Engel der unteren Himmel in geringerem
Grad des Friedens sind, weil sie in geringerem Grad der Kindlichkeit sind,
man sehe Nr. 280. Daß Unschuld und Friede beisammen sind, wie das Gute und
sein Angenehmes, kann man bei den Kindern sehen, die, weil in der Unschuld,
auch im Frieden sind; und weil sie im Frieden sind, so ist bei
ihnen auch alles lauter Spiel; allein der Friede bei den Kindern ist ein
äußerlicher Friede, der innerliche Friede aber findet sich, wie die innerliche
Unschuld, nur in der Weisheit, und weil in der Weisheit,
so findet er auch statt in der Verbindung des Guten und Wahren,
denn aus dieser kommt die Weisheit. Es gibt auch einen himmlischen oder
Engelsfrieden bei Menschen, die in der Weisheit sind infolge der Verbindung
des Guten und Wahren und die sich daher zufrieden in Gott fühlen; allein
dieser liegt, solange sie in der Welt leben, in ihrem Inwendigen
verborgen, er wird jedoch offenbar, wenn sie den Körper verlassen und
in den Himmel eingehen, denn alsdann wird das Inwendige aufgeschlossen.
(289)
Weil der göttliche Friede aus der Verbindung des Herrn mit dem Himmel und
im besonderen bei jeglichem Engel aus der Verbindung des Guten und Wahren
entsteht, so sind die Engel, wenn im Zustand der Liebe, auch
im Zustand des Friedens; denn alsdann wird bei ihnen das Gute mit dem
Wahren verbunden; daß die Zustände der Engel Wechsel erleiden, sehe man
Nr. 154-160. Gleiches geschieht mit dem Menschen, der wiedergeboren wird:
Wenn bei ihm die Verbindung des Guten und Wahren eintritt, was besonders nach den
Versuchungen geschieht, so kommt er in den Zustand des Angenehmen aus
dem himmlischen Frieden201. Mit diesem Frieden verhält es sich vergleichsweise wie mit dem
Morgen oder der Morgenröte zur Zeit des Frühlings, zu welcher Zeit, wenn
die Nacht vergangen ist, von Sonnenaufgang an alles auf der Erde von neuem
zu leben und aus dem Tau, der vom Himmel niedersteigt, ein balsamischer
Geruch [odor vegetativus] sich zu verbreiten beginnt und auch mittels der
Frühlingswärme dem Boden Fruchtbarkeit gibt, ja auch die menschlichen
Gemüter mit Lust erfüllt; und dies darum, weil der Morgen oder die Morgenröte
zur Frühlingszeit dem Zustand der Engel im Himmel entspricht, man sehe
Nr. 155202.
(290)
Ich sprach auch mit den Engeln über den Frieden und sagte, in der Welt
nenne man das Frieden, wenn die Kriege und Feindseligkeiten zwischen Staaten,
und wenn die Feindschaften und Uneinigkeiten zwischen den Menschen aufhören;
und man glaube, der innere Friede sei die Beruhigung der Seele [requies animi]
nach Entfernung der Sorgen, und besonders das Gefühl der Ruhe und Lust
[tranquillitas et jucunditas] bei glücklichem Fortgang der Dinge; allein
die Engel sagten, die Seelenruhe und die Ruhe und Lust infolge der Entfernung
der Sorgen und bei glücklichem Fortgang der Angelegenheiten erscheinen zwar als
die des Friedens, gehören jedoch dem Frieden nicht an, außer bei denen, die
im himmlischen Guten sind, weil nur in diesem Guten sich der Friede
finde; denn der Friede aus dem Herrn fließe in ihr Innerstes ein und aus
ihrem Innersten steige er herab und ergieße sich in ihr Unteres und
bringe Beruhigung des Gemüts [requiem mentis], Seelenruhe [tranquillitatem
animi] und die daraus hervorgehende Freude hervor; bei denen aber, die
im Bösen sind, gebe es keinen Frieden203; scheinbar zwar seien sie wie in Ruhe, Stille und Lust, wenn
es ihnen nach Wunsch geht, allein sie sei eine äußerliche und keine
innerliche, denn inwendig glimmen Feindschaft, Haß, Rachsucht, Grausamkeit und
andere böse Begierden, in die auch ihr Gemüt verfalle, sobald sie jemand
sehen, der ihnen nicht günstig ist und welche zum Ausbruch kommen, wenn nicht
Furcht [sie zurückhält]; und daher rühre, daß ihre Lust in unsinniger
Leidenschaft wohne, die [Lust] derer hingegen, die im Guten sind,
in der Weisheit; der Unterschied sei, wie zwischen Hölle und Himmel.
(35)
VON DER VERBINDUNG DES HIMMELS
MIT DEM MENSCHLICHEN GESCHLECHT
(291)
Es ist in der Kirche eine bekannte Sache, daß alles Gute von Gott und
nichts vom Menschen kommt, und daß darum niemand irgend etwas Gutes als das
Seinige sich zuschreiben darf; bekannt ist auch, daß das Böse vom Teufel ist;
daher kommt, daß diejenigen, die nach der Lehre der Kirche reden, von solchen,
die gut handeln und auch von solchen, die fromm reden und predigen,
zu sagen pflegen, sie seien von Gott geführt worden; das Gegenteil aber
von denen, die böse handeln und gottlos reden. Dies könnte nicht so sein,
wenn nicht der Mensch Verbindung mit dem Himmel und Verbindung mit der Hölle
hätte, und wenn nicht diese Verbindungen mit seinem Willen und mit seinem
Verstand beständen; denn aus diesen handelt der Körper und redet der Mund; was
für eine Bewandtnis es mit dieser Verbindung habe, soll nun gesagt werden.
(292)
Bei jeglichem Menschen sind gute und sind böse Geister: durch die guten Geister
hat der Mensch Verbindung mit dem Himmel und durch die bösen Geister mit der
Hölle; diese Geister sind in der Geisterwelt, die in der Mitte
zwischen Himmel und Hölle ist, von welcher Welt im folgenden
im besonderen gehandelt werden wird. Wenn diese Geister zum Menschen
kommen, so treten sie in all sein Gedächtnis und von da aus
in all sein Denken ein, die bösen Geister in diejenigen Dinge seines
Gedächtnisses und seines Denkens, welche böse sind; die guten Geister aber
in diejenigen Dinge des Gedächtnisses und des Denkens, welche gut sind.
Die Geister wissen ganz und gar nicht, daß sie beim Menschen sind, sondern wenn
sie bei ihm sind, so halten sie das ganze Gedächtnis und das ganze Denken
des Menschen für das ihrige; auch sehen sie den Menschen nicht, weil die in unserer
Sonnenwelt befindlichen Dinge ihrem Auge nicht sichtbar werden204. Der Herr trifft die größte Vorsorge, daß die Geister nicht wissen,
daß sie beim Menschen sind; denn wüßten sie es, so sprächen sie mit ihm,
und dann würden die bösen Geister ihn verderben; denn weil die bösen Geister
mit der Hölle verbunden sind, so wünschen sie nichts so sehr, als den
Menschen zu verderben, nicht nur seiner Seele nach, das heißt hinsichtlich
des Glaubens und der Liebe, sondern auch dem Körper nach; anders aber ist es,
wenn sie nicht mit dem Menschen reden; alsdann wissen sie auch nicht, daß aus
ihm ist, was sie denken und auch was sie unter sich reden, denn auch unter sich
reden sie aus dem Menschen, glauben aber, daß es das Ihre sei, und jeder
hat das Seinige wert und lieb; so werden die Geister gehalten, den
Menschen zu lieben und zu schätzen, obgleich sie es nicht
wissen. Daß eine solche Verbindung der Geister mit dem Menschen besteht, ist
mir durch vieljährige ununterbrochene Erfahrung so bekannt geworden, daß
es nichts Bekannteres gibt.
(293)
Daß auch Geister, die mit der Hölle in Gemeinschaft stehen, dem Menschen
beigegeben sind, kommt daher, daß der Mensch in Böses aller Art geboren
wird, und daher sein erstes Leben nur aus diesem [abgeleitet] ist, weshalb
denn, wenn ihm nicht solcherlei Geister, wie er selbst ist, beigegeben
wären, der Mensch nicht leben, ja auch nicht von seinem Bösen abgezogen
und gebessert werden könnte; daher er in seinem Leben durch böse Geister
gehalten und von demselben durch gute Geister abgehalten wird; durch sie beide
ist er auch im Gleichgewicht, und weil er im Gleichgewicht ist,
ist er in seiner Freiheit, und kann vom Bösen abgezogen und zum Guten
gelenkt und ihm auch Gutes eingepflanzt werden, was durchaus nicht geschehen
kann, sofern er nicht in seiner Freiheit ist, und seine Freiheit kann
ihm nicht gegeben werden, sofern nicht Geister aus der Hölle auf der einen
Seite und Geister aus dem Himmel auf der anderen wirken und der Mensch
in der Mitte ist. Es ist auch gezeigt worden, daß der Mensch, soweit
er aus dem Anererbten und somit aus sich [wirkt], kein Leben hätte, wenn
ihm nicht gestattet wäre, im Bösen zu sein, und auch keines, wenn
er sich nicht in der Freiheit befände; ferner, daß er nicht zum
Guten gezwungen werden könne, und daß das Erzwungene nicht hafte; sowie auch,
daß das Gute, das der Mensch in der Freiheit annimmt, seinem Willen
eingepflanzt und wie sein Eigenes werde205; und daß daher komme, daß der Mensch Verbindung mit der Hölle und
Verbindung mit dem Himmel hat.
(294)
Welch eine Verbindung des Himmels mit den guten Geistern und welch eine
Verbindung der Hölle mit den bösen Geistern bestehe und welcherlei
infolgedessen die Verbindung des Himmels und der Hölle mit dem Menschen sei,
soll nun auch gesagt werden: alle Geister, die in der Geisterwelt sind,
haben Verbindung mit dem Himmel oder mit der Hölle, die Bösen mit der Hölle und
die Guten mit dem Himmel; der Himmel ist in Gesellschaften abgeteilt,
ebenso die Hölle; jeglicher Geist gehört zu einer Gesellschaft und besteht
auch durch den Einfluß aus ihr und wirkt somit in Einheit mit ihr
zusammen; daher kommt, daß der Mensch, wie er verbunden ist mit Geistern,
so auch verbunden ist mit dem Himmel oder mit der Hölle, und zwar mit
derjenigen Gesellschaft daselbst, in der er seiner Neigung oder
seiner Liebe nach ist; und alle Gesellschaften des Himmels sind je nach
den Neigungen zum Guten und Wahren abgeteilt und alle Gesellschaften der Hölle
je nach den Neigungen zum Bösen und Falschen; über die Gesellschaften des
Himmels sehe man Nr. 41-45, ferner Nr. 148-151.
(295)
Die dem Menschen beigegebenen Geister sind so beschaffen, wie
er selbst hinsichtlich seiner Neigung oder seiner Liebe, allein die guten
Geister werden ihm vom Herrn beigegeben, die bösen Geister hingegen werden vom
Menschen selbst herbeigezogen; jedoch werden die Geister beim Menschen
gewechselt, ja nach den Veränderungen seiner Neigungen; daher
er andere Geister hat in der Kindheit, andere im Knaben-, andere
im Jünglings- und im Mannesalter und andere im Greisenalter;
in seiner Kindheit sind bei ihm Geister, die in der Kindlichkeit
sind, mithin solche, die mit dem Himmel der Kindlichkeit, welcher der innerste
oder der dritte Himmel ist, in Verbindung stehen; in seinem
Knabenalter sind bei ihm Geister, die in der Wißbegierde sind, also
solche, die mit dem äußersten oder ersten Himmel in Verbindung stehen;
in seinem Jünglings- oder Mannesalter sind bei ihm solche, die in dem
Gefühl für das Wahre und Gute und infolgedessen in der Einsicht sind,
mithin solche, die mit dem zweiten oder mittleren Himmel in Verbindung
stehen; im Greisenalter aber sind bei ihm Geister, die in der
Weisheit und Kindlichkeit [innocentia] sind, somit solche, die mit dem
innersten oder dritten Himmel in Verbindung stehen; allein diese Beigebung
geschieht von seiten des Herrn bei denen, die gebessert oder wiedergeboren
werden können; anders aber bei denen, die nicht gebessert oder wiedergeboren
werden können; zwar sind auch diesen gute Geister beigegeben, damit sie durch
solche vom Bösen abgehalten werden, soweit es möglich ist; allein ihre
unmittelbare Verbindung ist mit bösen Geistern, die mit der Hölle Gemeinschaft
haben; daher sie solcherlei bei sich haben, wie sie, die Menschen, selbst sind;
sind sie eigenliebig, oder gewinn- oder rachsüchtig, oder lieben sie den
Ehebruch, so sind bei ihnen gleichgeartete Geister und wohnen gleichsam
in ihren bösen Neigungen; und inwieweit der Mensch nicht durch gute
Geister vom Bösen zurückgehalten werden kann, insoweit feuern sie ihn an, und
inwieweit die Neigung herrscht, insoweit hängen sie sich ihm an und
weichen nicht zurück. In dieser Weise ist der böse Mensch mit der Hölle
und der gute Mensch mit dem Himmel verbunden.
(296)
Daß der Mensch durch Geister vom Herrn geleitet wird, geschieht deshalb, weil
er nicht in der Ordnung des Himmels ist; denn er wird
in Böses geboren, das der Hölle angehört, somit ganz und gar wider die
göttliche Ordnung ist; er muß daher in die Ordnung zurückgebracht
werden und kann nicht anders zurückgebracht werden, als mittelbar durch Geister;
anders wäre es, wenn der Mensch in das Gute geboren würde, das der Ordnung
des Himmels gemäß ist; alsdann würde er vom Herrn nicht durch Geister,
sondern durch die Ordnung selbst geleitet werden, somit durch den allgemeinen
Einfluß. Durch diesen Einfluß wird der Mensch geleitet hinsichtlich dessen, was
vom Denken und Wollen ins Tun übergeht, somit hinsichtlich der Reden und der
Handlungen; denn diese und jene ergießen sich gemäß der natürlichen Ordnung,
und mit ihnen haben daher die Geister, die dem Menschen beigegeben sind, nichts
gemein. Durch den allgemeinen Einfluß aus der geistigen Welt werden auch die
Tiere geleitet, weil sie in der Ordnung ihres Lebens sind und diese nicht
verkehren und zerstören konnten, da ihnen das Vernünftige fehlt206. Welcher Unterschied zwischen den Menschen und Tieren sei, sehe man
Nr. 39.
(297)
Was ferner die Verbindung des Himmels mit dem menschlichen Geschlecht betrifft,
so ist zu wissen, daß der Herr selbst bei jeglichem Menschen gemäß
der Ordnung des Himmels einfließt, sowohl in sein Innerstes als
in sein Äußerstes, und daß Er ihn zur Aufnahme des Himmels geschickt
macht und sein Äußerstes von seinem Innersten heraus und zugleich das Innerste
von seinem Äußersten her leitet und so alles und jedes bei ihm
im Zusammenhang erhält; dieser Einfluß des Herrn heißt der unmittelbare
Einfluß; der andere Einfluß aber, der durch Geister geschieht, heißt der
mittelbare Einfluß; dieser besteht durch jenen. Der unmittelbare Einfluß,
welcher der des Herrn selbst ist, kommt aus Seinem Göttlich-Menschlichen und
geht in den Willen des Menschen und durch den Willen in seinen
Verstand, somit in das Gute des Menschen und durch das Gute in sein
Wahres oder was dasselbe ist, in seine Liebe und durch seine Liebe
in seinen Glauben, nicht aber umgekehrt, noch weniger in den Glauben
ohne die Liebe oder in das Wahre ohne das Gute oder in einen
Verstand, der nicht aus dem Willen stammt. Dieser göttliche Einfluß ist ein
ununterbrochen fortwährender [perpetuus] und wird im Guten bei den Guten
aufgenommen, nicht aber bei den Bösen; bei diesen wird er entweder
zurückgestoßen oder erstickt oder verkehrt; daher ihr Leben ein böses ist, das
im geistigen Sinn der Tod ist207.
(298)
Die beim Menschen befindlichen Geister, sowohl diejenigen, die mit dem Himmel,
als diejenigen, die mit der Hölle verbunden sind, fließen nirgends aus ihrem
Gedächtnis und dem aus diesem hervorgehenden Denken beim Menschen ein; denn
würden sie aus ihrem Denken einfließen, so würde der Mensch nicht anders
wissen, als daß die ihnen angehörigen Dinge die seinigen seien (man sehe
Nr. 256); gleichwohl jedoch fließt beim Menschen durch sie aus dem Himmel
eine Neigung [affectio] ein, welche die der Liebe zum Guten und Wahren ist, und
aus der Hölle eine Neigung, welche die der Liebe zum Bösen und Falschen ist;
inwieweit daher die Neigung des Menschen zusammenstimmt mit derjenigen, die
einfließt, insoweit wird sie von ihm in seinem Denken aufgenommen; denn
das inwendige Denken des Menschen verhält sich ganz gemäß seiner Neigung oder
Liebe; inwieweit sie aber nicht zusammenstimmt, insoweit wird sie nicht
aufgenommen; daraus erhellt, daß, weil beim Menschen durch die Geister nicht
ein Denken, sondern bloß die Neigung zum Guten und die Neigung zum Bösen
eingeflößt wird, dem Menschen die Wahl, weil die Freiheit, bleibt, daß
er somit in sein Denken das Gute aufnehmen und das Böse verwerfen
kann; denn er weiß, was gut und was böse ist, aus dem Wort; was er im
Denken aus Neigung aufnimmt, das wird ihm auch angeeignet; was er aber
nicht im Denken aus Neigung aufnimmt, das wird ihm nicht angeeignet;
hieraus kann erhellen, welcherlei der Einfluß des Guten aus dem Himmel und der
Einfluß des Bösen aus der Hölle beim Menschen ist.
(299)
Es ist [mir] auch zu wissen gegeben worden, woher dem Menschen die
Bangigkeit, der Seelenschmerz und die tiefere Traurigkeit kommt, die man
Schwermut [melancholia] nennt; es gibt Geister, die noch nicht in der
Verbindung mit der Hölle sind, weil sie sich noch in ihrem ersten Zustand
befinden [von denen im folgenden, wo von der Geisterwelt die Rede
sein wird]; diese lieben das Unverdaute [ingesta] und Bösartige wie das der
unrein werdenden Speisen im Magen; weshalb sie, weil diese Dinge ihnen
angenehm sind, sich da aufhalten, wo dergleichen beim Menschen sind,
und aus ihrer bösen Neigung daselbst untereinander reden; von daher nun fließt
die Stimmung [affectio] ihrer Rede beim Menschen ein, und wenn diese Stimmung
der Neigung des Menschen zuwider ist, so entsteht ihm Traurigkeit und
melancholische Beängstigung, sagt sie ihm aber zu, so entsteht ihm
Fröhlichkeit und Heiterkeit; diese Geister erscheinen neben dem Magen, einige
zu seiner Linken, einige zu seiner Rechten, einige unterhalb, einige
oberhalb, auch näher und entfernter, somit in verschiedener Lage
je nach den Neigungen, in denen sie sind; daß daher die Beängstigung
des Gemütes komme, ist [mir] durch viele Erfahrung zu wissen und
zu erproben gegeben worden; ich sah sie, hörte sie, fühlte die von ihnen
her entstandenen Beängstigungen und redete mit ihnen; sie wurden weggetrieben,
und die Bangigkeit hörte auf, sie kehrten zurück, und die Bangigkeit war wieder
da, und ich empfand deren Zunahme und Abnahme je nach ihrer Annäherung und
Entfernung; daher war mir offenbar, woher es kommt, daß einige, die, weil
sie kein Gewissen haben, auch nicht wissen, was das Gewissen ist, dessen
Beängstigungen dem Magen zuschreiben208.
(300)
Die Verbindung des Himmels mit dem Menschen ist nicht wie die Verbindung des
Menschen mit dem Menschen, sondern sie ist eine Verbindung mit dem Inwendigen,
dem Gebiet seines Gemüts, also mit seinem geistigen oder inneren Menschen; mit
seinem natürlichen oder äußeren aber findet eine Verbindung durch
Entsprechungen statt, von welcher Verbindung im folgenden Abschnitt die
Rede sein wird, in dem von der Verbindung des Himmels mit dem Menschen
durch das Wort gehandelt werden soll.
(301)
Daß die Verbindung des Himmels mit dem menschlichen Geschlecht und des
letzteren mit dem Himmel so beschaffen sei, daß das eine durch das andere
besteht, soll auch im folgenden Abschnitte gezeigt werden.
(302)
Ich sprach mit den Engeln über die Verbindung des Himmels mit dem menschlichen
Geschlecht und sagte, der Mensch der Kirche sage zwar, daß alles Gute von Gott
komme und daß Engel beim Menschen seien; allein dennoch glauben wenige, daß sie
mit dem Menschen verbunden seien, und noch weniger, daß sie in seinem
Denken, und in seiner Neigung seien; hierüber sagten die Engel, sie
wissen, daß ein solcher Glaube und dennoch dabei ein solches Reden in der
Welt und, worüber sie sich wunderten, besonders in der Kirche sich finden,
in der doch das Wort sei, das sie über den Himmel und über seine
Verbindung mit dem Menschen belehre, während doch diese Verbindung von der Art
sei, daß der Mensch nicht das Geringste denken kann ohne die ihm beigegebenen
Geister und daß sein geistiges Leben davon abhängt; die Ursache der
Unwissenheit in dieser Sache, sagten sie, sei die, daß der Mensch glaube,
er lebe aus sich ohne Zusammenhang mit dem ersten Sein des Lebens, und daß
er nicht wisse, daß dieser Zusammenhang durch die Himmel vermittelt wird,
während doch der Mensch, wenn dieser Verband gelöst würde, sofort tot
niederfiele; würde der Mensch die Sache so glauben, wie sie sich
an sich verhält, daß nämlich alles Gute vom Herrn komme und alles Böse aus
der Hölle, dann würde er das Gute bei ihm nicht zu Verdienstlichem
machen, noch würde ihm das Böse zugerechnet werden; denn so würde
er bei allem Guten, das er denkt und tut, auf den Herrn sehen, und
alles Böse, das einfließt, zur Hölle, aus der es ist, zurückstoßen; weil
aber der Mensch an keinen Einfluß aus dem Himmel und aus der Hölle glaubt
und daher meint, alles, was er denkt und was er will, sei in ihm
und folglich auch aus ihm, darum eignet er sich das Böse an und
verunreinigt das Gute, das einfließt, mit dem Verdienst.
(36)
VON DER VERBINDUNG
DES HIMMELS MIT DEM MENSCHEN
DURCH DAS WORT
(303)
Diejenigen, die aus mehr inwendiger Vernunft denken, können sehen, daß alle
Dinge durch Mittelglieder mit dem Ersten zusammenhängen, und daß alles, was
nicht im Zusammenhang steht, zerfließt; denn sie wissen, wenn sie
nachdenken, daß nichts durch sich selbst bestehen kann, sondern durch ein ihm
Vorhergehendes, somit alles durch ein Erstes; und daß der Zusammenhang mit dem
ihm Vorhergehenden sich verhält wie der der Wirkung mit ihrer wirkenden
Ursache; denn wenn die wirkende Ursache von ihrer Wirkung weggenommen wird,
so löst sich die Wirkung auf und zerfällt; weil die Gelehrten
so dachten, so sahen sie und sprachen aus, daß das Bestehen ein
fortwährendes Entstehen sei, und daß somit alles durch das Erste, weil
es aus ihm entstanden ist, auch fortwährend entstehe, das heißt bestehe.
Wie aber der Zusammenhang eines jeden Dinges mit dem ihm Vorhergehenden, also
mit dem Ersten sei, aus dem alles ist, kann nicht mit wenigem gesagt werden,
weil er mannigfaltig und verschieden ist; nur im allgemeinen, daß ein
Zusammenhang der natürlichen mit der geistigen Welt besteht, und daß
infolgedessen ein Entsprechungsverhältnis aller Dinge in der natürlichen
Welt mit allen Dingen in der geistigen Welt statthat, über welche
Entsprechung man nachsehe Nr. 103-115; ferner daß eine Verknüpfung und
infolgedessen ein Entsprechungsverhältnis aller Teile des Menschen mit allen
Teilen des Himmels bestehe, worüber auch Nr. 87-102.
(304)
Der Mensch ist so geschaffen, daß er Verknüpfung und Verbindung
[nexum et conjunctionem] mit dem Herrn, dagegen aber mit den Engeln des
Himmels bloß Zusammensein [consociationem] hat; daß er mit den Engeln
nicht Verbindung, sondern bloß Zusammensein hat, kommt daher, daß der Mensch
von der Schöpfung her dem Engel ähnlich ist hinsichtlich des Inwendigen, des
Gebietes des Gemüts; denn der Mensch hat einen Willen ähnlich dem des Engels
und auch einen ähnlichen Verstand; daher kommt, daß der Mensch, wenn
er nach der göttlichen Ordnung gelebt hat, nach seinem Hingang ein Engel
wird und dann eine Weisheit hat, gleich derjenigen der Engel; weshalb denn,
wenn von einer Verbindung des Menschen mit dem Himmel die Rede ist, seine
Verbindung mit dem Herrn und sein Zusammensein mit den Engeln verstanden wird;
denn der Himmel ist nicht Himmel durch das Eigene der Engel, sondern durch das
Göttliche des Herrn; daß das Göttliche des Herrn den Himmel macht, sehe man
Nr. 7-22. Der Mensch aber hat überdies auch, was die Engel nicht haben,
daß er nicht bloß seinem Inneren nach in der geistigen Welt, sondern
auch zugleich seinem Äußeren nach in der natürlichen ist; sein Äußeres,
das in der natürlichen Welt ist, begreift alles in sich, was
in das Gebiet seines natürlichen oder äußeren Gedächtnisses gehört und aus
diesem in seinem Denken und in seiner Einbildungskraft ist,
im allgemeinen die Erkenntnisse und Wissenschaften mit ihren
Annehmlichkeiten und Reizen, soweit sie durch die Welt bestimmt sind [sapiunt
ex mundo]; sowie auch mehrere Vergnügungen, die dem Sinnlichen des Körpers
angehören; überdies auch die Sinne selbst, die Rede und die Handlungen; dieses
alles bildet auch das Letzte, in das der göttliche Einfluß des Herrn sich
endigt; denn dieser bleibt nicht in der Mitte stehen, sondern dringt bis
zu seinem Letzten vor. Hieraus kann nun erhellen, daß im Menschen das
Letzte der göttlichen Ordnung ist, und daß er, weil das Letzte, auch die Stütze
und Grundlage ist. Weil der göttliche Einfluß des Herrn nicht in der Mitte
stehen bleibt, sondern, wie gesagt, bis zu seinem Letzten vordringt, und
weil die Mitte, durch die er hindurchgeht, der Engelhimmel ist, das Letzte
aber beim Menschen ist, und weil es nichts Verbandloses gibt,
so folgt, daß eine solche Verknüpfung und Verbindung des Himmels mit dem
menschlichen Geschlecht statthat, daß das eine durch das andere besteht, und
daß das menschliche Geschlecht ohne den Himmel wie eine Kette ohne Haken, und
der Himmel ohne das menschliche Geschlecht wie ein Haus ohne Grundlage wäre209.
(305)
Weil aber der Mensch diesen Zusammenhang mit dem Himmel zerrissen hat, dadurch,
daß er sein Inwendiges vom Himmel abwandte und es der Welt und sich
selbst zuwandte durch Selbst- und Weltliebe und so sich unten wegzog,
so daß er dem Himmel nicht mehr zur Stütze und Grundlage diente,
so ist vom Herrn ein Mittel vorgesehen worden, das dem Himmel die Stelle
der Stütze und Grundlage vertreten und auch zur Verbindung des Himmels mit dem
Menschen dienen möchte; dieses Mittel ist das Wort. Wie aber das Wort
zu solchem Mittel dient, ist umständlich gezeigt worden in den
»Himmlischen Geheimnissen«, was man alles in eines zusammengezogen finden
kann in dem Werkchen vom »Weißen Pferd«, wovon in der Offenbarung;
und auch im »Anhang zur himmlischen Lehre«, aus welchen hier einiges
in den Anmerkungen unter der Linie angeführt wird210.
(306)
Ich bin aus dem Himmel unterrichtet worden, daß die Urmenschen eine
unmittelbare Offenbarung hatten, weil ihr Inwendiges dem Himmel zugekehrt war,
und daß infolgedessen eine Verbindung des Herrn mit dem menschlichen Geschlecht
damals bestand. Daß aber nach ihren Zeiten keine solche unmittelbare
Offenbarung statthatte, sondern eine mittelbare durch Entsprechungen; denn der
ganze Gottesdienst dieser [späteren] bestand aus dergleichen, daher die Kirchen
dieser Zeit vorbildliche hießen; denn sie wußten damals, was Entsprechung und
was Vorbildung ist, und daß alles, was auf Erden ist, den geistigen Dingen, die
im Himmel und in der Kirche sind, entspricht, oder, was dasselbe ist,
sie vorbildet; weshalb die natürlichen Dinge, die das Äußere ihres
Gottesdienstes waren, ihnen zu Mitteln dienten, geistig, also mit den
Engeln, zu denken. Nachdem die Wissenschaft der Entsprechungen und
Vorbildungen sich verloren hatte, da wurde das Wort geschrieben,
in welchem alle Wörter und Bedeutungen der Wörter Entsprechungen sind und
so einen geistigen oder inneren Sinn enthalten, in dem die Engel
sind; weshalb denn, wenn ein Mensch das Wort liest und es nach seinem
buchstäblichen oder äußeren Sinn versteht, die Engel es nach dem inneren oder
geistigen Sinn verstehen; denn jeder Gedanke der Engel ist geistig, der Gedanke
des Menschen aber ist natürlich; diese Gedanken erscheinen zwar als
verschieden, sind aber gleichwohl eines, weil sie [einander]
entsprechen. Daher kommt, daß, nachdem der Mensch sich vom Himmel entfernt und
das Band zerrissen hatte, vom Himmel ein Mittel der Verbindung des Himmels mit
dem Menschen durch das Wort vorgesehen wurde.
(307)
Wie der Himmel mit dem Menschen mittelst des Wortes verbunden wird, will ich
durch einige Stellen aus ihm beleuchten: Das neue Jerusalem wird in der
Offenbarung mit folgenden Worten beschrieben:
„Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde, und der frühere Himmel und die frühere Erde war vergangen; und ich sah die heilige Stadt Jerusalem von Gott aus dem Himmel herabsteigen; die Stadt war viereckig, ihre Länge war so groß wie ihre Breite; und der Engel maß die Stadt mit dem Rohr zu zwölftausend Stadien; Länge, Breite und Höhe [sind] gleich. Und er maß ihre Mauer, 144 Ellen; das Maß eines Menschen, welches ist eines Engels; der Bau der Mauer war von Jaspis, die Stadt selbst aber reines Gold und ähnlich reinem Glas; und die Grundlage der Mauer mit jedem kostbaren Stein geschmückt; die zwölf Tore waren zwölf Perlen; und die Straße der Stadt reines Gold wie durchsichtiges Glas“: Offb.21/1,2,16-[19,21].
Der Mensch, der dieses liest, versteht es nicht anders als nach dem Buchstabensinn, daß nämlich der sichtbare Himmel mit der Erde vergehen und ein neuer Himmel entstehen werde, und daß auf die neue Erde die heilige Stadt Jerusalem herabkommen, und daß diese nach allen ihren Maßen der Beschreibung gemäß sein werde; allein die Engel, die beim Menschen sind, verstehen es ganz anders, nämlich [alles und] jedes geistig, was der Mensch natürlich [versteht]; unter dem neuen Himmel und der neuen Erde verstehen sie eine neue Kirche; unter der von Gott aus dem Himmel herabsteigenden Stadt verstehen sie deren vom Herrn geoffenbarte himmlische Lehre; unter der Länge, Breite und Höhe derselben, welche gleich und 12.000 Stadien [groß] sind, verstehen sie alles Gute und Wahre dieser Lehre im Inbegriff; unter der Mauer verstehen sie die sie beschützenden Wahrheiten; unter dem Maß der Mauer von 144 Ellen, welches das Maß eines Menschen, das ist eines Engels ist, verstehen sie alle diese schützenden Wahrheiten im Inbegriff und deren Beschaffenheit; unter ihren zwölf Toren, die von Perlen waren, verstehen sie die einleitenden Wahrheiten; die Perlen bezeichnen auch solche Wahrheiten; unter den Grundlagen der Mauer, die von Edelsteinen waren, verstehen sie die Erkenntnisse, auf die diese Lehre sich gründet; unter dem Gold gleich reinem Glas, aus dem die Stadt und aus dem deren Straße bestand, verstehen sie das Gute der Liebe, aus dem die Lehre mit ihren Wahrheiten durchscheint; in dieser Weise fassen die Engel jenes alles, mithin nicht so wie der Mensch; die natürlichen Vorstellungen des Menschen gehen so bei den Engeln in die geistigen Ideen über, ohne daß sie etwas wissen vom Buchstabensinn des Wortes, wie z.B. vom neuen Himmel und von der neuen Erde, von der neuen Stadt Jerusalem, von ihrer Mauer, von den Grundlagen der Mauer und von den Maßen; gleichwohl jedoch machen die Gedanken der Engel eins aus mit den Gedanken des Menschen, weil sie [einander] entsprechen; sie machen eins aus, beinahe wie die Worte des Redenden und deren Verständnis beim Hörenden, der nicht auf die Wörter, sondern bloß auf die Bedeutung achtet. Hieraus erhellt, wie der Himmel mit dem Menschen durch das Wort verbunden wird. Noch ein Beispiel aus dem Wort:
„An jenem Tage wird ein Fußsteig gehen von Ägypten nach Aschur, und Aschur wird nach Ägypten kommen und Ägypten nach Aschur, und die Ägypter werden Aschur dienen; an jenem Tage wird Israel der dritte sein für Ägypten und Aschur, ein Segen inmitten des Landes, den Jehovah Zebaoth segnen wird, sprechend: Gesegnet sei Mein ägyptisches Volk und Meiner Hände Werk, das assyrische, und Meine Erbschaft Israel“: Jes.19/23-25;
wie der Mensch denkt und wie die Engel [denken], wenn diese [Worte] gelesen werden, kann aus dem Buchstabensinn des Wortes und aus dessen innerem Sinn erhellen; der Mensch denkt nach dem Buchstabensinn, daß die Ägypter und Assyrer zu Gott bekehrt und angenommen werden sollten, und daß sie eins ausmachen werden mit dem israelitischen Volk; allein die Engel denken nach dem inneren Sinn an den Menschen der geistigen Kirche, der in diesem Sinn hier beschrieben wird und dessen Geistiges Israel ist, das Natürliche der Ägypter, und das Vernünftige, welches das Mittlere ist, Aschur ist211; dieser und jener Sinn sind gleichwohl eines, weil sie [einander] entsprechen; wenn daher die Engel in dieser Weise geistig denken und der Mensch in jener Weise natürlich, so sind sie verbunden beinahe wie Seele und Leib; wirklich ist auch der innere Sinn des Wortes dessen Seele und der Buchstabensinn dessen Leib. Von dieser Art ist das Wort allenthalben; daraus erhellt, daß es ein Mittel der Verbindung des Himmels mit dem Menschen ist und daß sein Buchstabensinn zur Stütze und Grundlage dient.
(308)
Durch das Wort besteht auch eine Verbindung des Himmels mit denen, die
außerhalb der Kirche sind, wo das Wort nicht ist; denn die Kirche des
Herrn ist allumfassend, und bei allen denen, die das Göttliche anerkennen und
in Liebtätigkeit leben; sie werden auch nach ihrem Hingang von Engeln
unterrichtet und nehmen die göttlichen Wahrheiten an212; worüber man unten in seinem Abschnitt, wo von den Heiden
[die Rede sein wird], nachsehen mag. Die allgemeine Kirche auf Erden ist vor
dem Auge des Herrn wie ein Mensch, ganz wie der Himmel, wovon
Nr. 59-72; dagegen ist die Kirche, in der das Wort und durch dasselbe
der Herr bekannt ist, wie das Herz und wie die Lunge in jenem Menschen;
es ist bekannt, daß alle Eingeweide und Glieder des ganzen Körpers durch
mannigfache Verzweigungen ihr Leben vom Herzen und der Lunge her haben, somit
auch derjenige Teil des Menschengeschlechts, der außerhalb der Kirche,
wo das Wort ist, lebt, und die Glieder jenes Menschen bildet; die
Verbindung des Himmels durch das Wort mit denen, die fernestehen, kann auch
verglichen werden mit dem Licht, das von der Mitte aus sich ringsumher
verbreitet; das göttliche Licht ist im Wort und in ihm der Herr mit
dem Himmel gegenwärtig, und infolge dieser Gegenwart sind auch die
Fernestehenden im Licht; anders wäre es, wenn es kein Wort gäbe; dies
kann noch weiteres Licht erhalten durch das, was oben von der Form des Himmels,
nach der die Zusammengesellungen und Mitteilungen daselbst geschehen, gezeigt
worden ist. Allein dieses Geheimnis ist begreiflich für diejenigen, die
in geistigem Licht sind, nicht aber für diejenigen, die bloß
in natürlichem sind; denn jene, die in geistigem Licht sind, sehen
in Klarheit Unzähliges, was diejenigen, die bloß in natürlichem Licht
sind, gar nicht, oder nur als einen dunklen Gegenstand sehen.
(309)
Wäre nicht ein solches Wort auf diesem Erdkörper gegeben worden, so wäre
der Mensch dieser Erde vom Himmel abgetrennt und wenn vom Himmel abgetrennt,
würde er nicht mehr vernünftig sein; denn das Menschlich-Vernünftige
entsteht durch den Einfluß des Himmelslichtes. Der Mensch dieser Erde ist auch
von der Art, daß er nicht, wie die Bewohner anderer Weltkörper, von
welchem in einem besonderen Werkchen gehandelt worden ist, eine
unmittelbare Offenbarung empfangen, und durch sie in den göttlichen
Wahrheiten unterrichtet werden kann; denn er ist mehr als sie
im Weltlichen, somit im Äußeren, und das Innere ist es, was die
Offenbarung aufnimmt; würde das Äußere sie empfangen, so würde das Wahre
nicht verstanden werden. Daß der Mensch dieses Weltkörpers so beschaffen
ist, zeigt sich an denen innerhalb der Kirche, die, obwohl sie aus dem
Wort vom Himmel, von der Hölle, vom Leben nach dem Tode Kunde haben, dennoch
dergleichen im Herzen leugnen, unter denen auch solche sind, die mehr als
die übrigen nach dem Ruf der Gelehrsamkeit getrachtet haben, von denen man also
glauben sollte, sie seien weiser als die anderen.
(310)
Mit den Engeln sprach ich mehrmals über das Wort und sagte, daß es von
einigen verachtet werde wegen seiner einfachen Schreibart, und daß man durchaus
nichts wisse von seinem inneren Sinn, und daher auch nicht glaube, daß
so große Weisheit in ihm verborgen liege; die Engel sagten, die
Schreibart des Wortes, obschon sie im Buchstabensinn als einfach
erscheine, sei gleichwohl von der Art, daß ihr nirgends etwas
an Vortrefflichkeit verglichen werden könnte, weil göttliche Weisheit
nicht bloß in jedem Gedanken in ihr, sondern auch in jedem
einzelnen Wort verborgen liege und diese Weisheit im Himmel hervorleuchte;
sie wollten sagen, sie sei das Licht des Himmels, weil sie das göttliche Wahre
ist; denn das göttliche Wahre leuchtet im Himmel (man sehe Nr. 132);
sie sagten auch, daß ohne ein so beschaffenes Wort kein Himmelslicht bei
den Menschen unseres Erdkörpers, somit auch keine Verbindung des Himmels mit
ihnen wäre, denn inwieweit Licht des Himmels beim Menschen ist, insoweit findet
Verbindung statt, und insoweit wird ihm auch Offenbarung des göttlich Wahren
durch das Wort; daß der Mensch nicht weiß, daß diese Verbindung durch den dem
natürlichen Sinn des Wortes entsprechenden geistigen Sinn desselben geschieht,
hat seinen Grund darin, daß der Mensch dieses Erdkörpers gar nichts weiß vom
geistigen Denken und Reden der Engel, und daß dieses vom natürlichen Denken und
Reden der Menschen verschieden ist, und daß er, sofern er dies nicht weiß,
durchaus nicht wissen kann, was der innere Sinn ist und somit [auch nicht], daß
durch diesen eine solche Verbindung bewirkt werden kann. Sie sagten auch: Wenn
der Mensch wüßte, daß es einen solchen Sinn gibt, und während dem Lesen
des Wortes aus einiger213 Kenntnis desselben heraus dächte, so würde er in tiefere
Weisheit kommen und noch inniger mit dem Himmel verbunden werden, weil
er dadurch in engelgleiche Ideen eintreten würde.
(37)
DAß HIMMEL UND HÖLLE
AUS DEM MENSCHLICHEN
GESCHLECHT SEIEN
(311)
In der Christenheit ist völlig unbekannt, daß Himmel und Hölle aus dem
menschlichen Geschlecht sind; denn man glaubt, die Engel seien von Anbeginn
erschaffen und daher stamme der Himmel, und der Teufel oder Satan sei ein Engel
des Lichtes gewesen, weil er aber ein Empörer wurde, mit seiner Rotte
hinabgestoßen worden und daher stamme die Hölle. Daß in der Christenheit
ein solcher Glaube ist, darüber wundern sich die Engel gar sehr und noch mehr
darüber, daß man gar nichts vom Himmel weiß, während doch dies ein Hauptpunkt
der Lehre [primarium doctrinae] in der Kirche ist; und weil eine solche
Unwissenheit herrscht, so freuten sie sich herzlich, daß es dem Herrn
gefallen hat, denselben nun mehreres über den Himmel und auch über die Hölle
zu offenbaren, und dadurch, soviel möglich, die Finsternis
zu zerstreuen, die von Tag zu Tag wächst, weil die Kirche
zu ihrem Ende gelangt ist; weshalb sie wollen, daß ich aus ihrem Munde
versichere, daß im ganzen Himmel nicht ein Engel ist, der von Anbeginn
erschaffen, noch in der Hölle irgendein Teufel, der als Engel des Lichts
erschaffen und hinabgestoßen worden wäre, sondern daß alle, sowohl
im Himmel als in der Hölle, aus dem menschlichen Geschlecht sind,
im Himmel diejenigen, die in der Welt in himmlischem Lieben und
Glauben gelebt, in der Hölle diejenigen, die in höllischem Lieben und
Glauben [gelebt hatten]; und daß die Hölle im ganzen Inbegriff dasjenige
sei, was Teufel und Satan heißt, diejenige Hölle [nämlich], die rückwärts liegt,
wo die sind, die böse Engel [mali genii] genannt werden, der Teufel; und
diejenige Hölle, die vorwärts liegt, wo die sind, die böse Geister genannt
werden, der Satan214; wie die eine Hölle und wie die andere Hölle beschaffen sei, wird
im folgenden gesagt werden. Daß die Christenheit einen solchen Glauben von
denen im Himmel und von denen in der Hölle gefaßt hat, das komme,
sagten sie, von einigen Stellen im Wort her, die nicht anders als nach dem
Buchstabensinn verstanden und nicht durch die echte Lehre aus dem Wort beleuchtet
und erklärt worden waren, während doch der Buchstabensinn des Wortes, sofern
nicht die echte Lehre vorleuchte, die Gemüter in verschiedene [Richtungen]
auseinanderziehe, woraus dann Unwissenheit, Sekten [haereses] und Irrtümer
entstehen215.
(312)
Daß der Mensch der Kirche so glaubt, hat seinen Grund auch darin, daß
er glaubt, kein Mensch komme früher in den Himmel oder in die
Hölle, als zur Zeit des Letzten Gerichts, von dem er die Meinung gefaßt
hat, daß alsdann alles, was vor den Augen erscheint, untergehen, und Neues
entstehen, und daß die Seele dann in ihren Körper zurückkehren werde,
kraft welcher Verbindung der Mensch wieder als Mensch leben werde; dieser
Glaube schließt jenen anderen in betreff der Engel in sich, daß sie
nämlich von Anbeginn erschaffen worden seien; denn man kann nicht glauben, daß
Himmel und Hölle aus dem menschlichen Geschlecht seien, wenn man glaubt, daß
kein Mensch früher dahin komme, als am Ende der Welt. Damit aber der
Mensch überzeugt werde, daß dem nicht so ist, ist mir gegeben worden,
Umgang mit den Engeln zu haben, und auch mit denen, die in der Hölle
sind, zu reden, und dies nun schon viele Jahre hindurch, zuweilen
ununterbrochen vom frühen Morgen bis zum Abend und so mich über den Himmel
und die Hölle zu unterrichten, und zwar dies darum, damit der Mensch der
Kirche nicht länger in seinem Irrglauben an eine Auferstehung zur
Zeit des Gerichtes und an einen Zwischenzustand der Seele bis dahin, sowie
auch in betreff der Engel und des Teufels verharre; welcher Glaube, weil er ein
Glaube an Falsches ist, Finsternis in sich schließt, und denen, die
aus der eigenen Verständigkeit darüber denken, erst Zweifel und zuletzt
Leugnung beibringt; denn sie sagen in ihrem Herzen: Wie kann ein
so großer Himmel mit so vielen Gestirnen und mit Sonne und Mond
zerstört und zerstreut werden ? Und wie können alsdann die Sterne vom
Himmel auf die Erde fallen, während sie doch größer als die Erde sind ?
Und wie können die Körper, die von Würmern aufgefressen, durch Fäulnis zerstört
und in alle Winde zerstreut worden sind, wieder zu ihrer Seele
versammelt werden ? Wo ist inzwischen die Seele, und wie ist sie
beschaffen, wenn sie der Sinne entbehrt, die sie im Körper hatte und
dergleichen Dinge mehr, die, weil sie unbegreiflich sind, nicht in den Glauben
fallen und bei vielen den Glauben an das Fortleben der Seele nach dem Tode
und an Himmel und Hölle und damit auch das übrige zerstören, was zum
Glauben der Kirche gehört; daß sie es zerstört haben, zeigt sich
an denen, welche sagen: Wer ist aus dem Himmel zu uns gekommen und
hat erzählt, daß er sei ? Was soll die Hölle sein, und gibt
es wirklich eine ? Was soll das heißen, daß der Mensch
in Ewigkeit mit Feuer werde gequält werden ? Was soll der Tag des
Gerichts sein ? Ist er nicht schon jahrhundertelang vergeblich
erwartet worden ? Und so vieles, was mit der Leugnung aller
[Glaubensartikel] zusammenhängt. Damit nun diejenigen, die so denken (und
dies tun viele, die wegen der weltlichen Dinge, die sie verstehen, Gebildete
und Gelehrte heißen), nicht länger mehr diejenigen, so einfältigen
Glaubens und Herzens sind, irre machen und verführen, und nicht höllische
Finsternis über Gott, über den Himmel, und das ewige Leben und über das übrige,
was davon abhängt, über sie bringen möchten, ist vom Herrn das Inwendige, das
Gebiet meines Geistes, aufgeschlossen und so [mir] gegeben worden, mit
allen, die ich je bei Leibesleben gekannt habe, nach ihrem Tode
zu reden, mit einigen tagelang, mit einigen monatelang, und mit einigen
ein Jahr lang, und auch mit so vielen anderen, daß ich wenig sage, wenn
ich hunderttausend nenne, von denen viele in den Himmeln und viele
in den Höllen waren; ich sprach auch mit einigen zwei Tage nach ihrem
Verscheiden und erzählte ihnen, daß nun eben zu ihrer Einsargung und ihrem
Leichenbegängnis Anstalt gemacht werde, sie zu beerdigen, worauf sie
sagten, man tue wohl daran, dasjenige wegzuschaffen, was ihnen als Leib und
zu dessen Verrichtungen in der Welt gedient hatte, und sie wollten,
daß ich sage, sie seien nicht tot, sondern leben jetzt ebensowohl als Menschen
wie zuvor, und seien bloß von einer Welt in die andere hinübergewandert,
und wüßten nicht, daß sie irgend etwas verloren hätten, da sie wie zuvor
in einem Leib und dessen Sinnen seien, und auch in einem Verstand und
in einem Willen wie zuvor, und daß sie ähnliche Gedanken und Neigungen,
ähnliche Empfindungen und ähnliche Wünsche haben wie in der Welt. Viele
der Kurzverstorbenen, als sie sahen, daß sie als Menschen leben wie zuvor und
in ähnlichem Zustand (denn nach dem Tode befindet sich jeder zuerst
in dem Lebenszustand, in dem er in der Welt war, allein derselbe
verwandelt sich bei ihm allmählich entweder in den Himmel oder in die
Hölle), fühlten neue Freude darüber, daß sie leben und sagten, dies hätten sie
nicht geglaubt; sie wunderten sich aber sehr, daß sie in solcher
Unwissenheit und Blindheit über den Zustand ihres Lebens nach dem Tode gewesen
waren; und noch mehr darüber, daß der Mensch der Kirche in solchem ist,
während doch dieser vor allen auf dem ganzen Erdkreis im Licht hierüber
sein könnte216. Die Ursache dieser Blindheit und Unwissenheit sahen sie jetzt erst,
daß nämlich die äußeren Dinge, die das Weltliche und Körperliche sind, ihre
Gemüter so sehr eingenommen und erfüllt hatten, daß sie nicht ins Licht
des Himmels erhoben werden konnten, um, erhaben über den Lehrbestimmungen, die
Dinge der Kirche betrachten zu können; denn aus dem Körperlichen und
Weltlichen, wenn es so sehr geliebt wird, wie dies heutzutage geschieht,
fließt lauter Finsternis ein, wenn sie weiter gehen.
(313)
Gar viele von den Gebildeten aus der Christenheit erstaunen, wenn sie sich nach
ihrem Hinscheiden in einem Leib, in Kleidern und in Häusern
sehen wie in der Welt; und wenn in ihre Erinnerung zurückgerufen
wird, was sie über das Leben nach den Tod, über die Seele, über die Geister und
über Himmel und Hölle gedacht hatten, so schämen sie sich und sagen, sie
hätten albern gedacht, dagegen aber die einfältig Glaubenden viel weiser als
sie; es wurden Gebildete, die sich in dergleichen bestärkt und alles
der Natur zugeschrieben hatten, einer Prüfung unterworfen, und es fand
sich, daß ihr Inwendiges völlig verschlossen und ihr Äußeres geöffnet ist,
so daß sie ihren Blick nicht zum Himmel, sondern zur Welt und somit auch
zur Hölle gerichtet hatten; denn inwieweit das Inwendige aufgeschlossen ist,
insoweit richtet der Mensch seinen Blick zum Himmel, inwieweit aber das
Inwendige verschlossen und das Äußere aufgetan ist, insoweit richtet
er seinen Blick zur Hölle; denn das Inwendige des Menschen ist zur Aufnahme
aller Dinge des Himmels gebildet, und das Auswendige zur Aufnahme aller Dinge
der Welt, und diejenigen, welche die Welt und nicht zugleich den Himmel
in sich aufnehmen, die nehmen die Hölle auf217.
(314)
Daß der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht stamme, kann auch daraus
erhellen, daß die engelischen Gemüter und die menschlichen Gemüter einander
ähnlich sind; beide haben das Vermögen zu verstehen, wahrzunehmen und
zu wollen; beide sind zur Aufnahme des Himmels gebildet; denn das
menschliche Gemüt ist derselben Weisheit fähig wie das engelische Gemüt; daß
es aber in der Welt nicht so weise ist, rührt daher, daß
es in einem irdischen Körper ist, und in diesem sein geistiges Gemüt
natürlich denkt; anders aber, wenn es von den Banden dieses Körpers
befreit ist; alsdann denkt es nicht mehr natürlich, sondern geistig, und
wenn geistig, dann denkt es Dinge, die dem natürlichen Menschen
unbegreiflich und unaussprechlich sind, ist also weise wie der Engel, woraus
erhellen kann, daß das Innere des Menschen, das sein Geist heißt, seinem Wesen
nach ein Engel ist [man sehe Nr. 57]218; wenn dieser vom irdischen Körper abgelöst ist, so ist
er ebenso in menschlicher Gestalt wie der Engel; daß der Engel
vollkommen menschliche Gestalt hat, sehe man Nr. 73-77; ist aber das Innere
des Menschen nicht nach oben, sondern nur nach unten aufgeschlossen,
so ist es zwar nach der Ablösung vom Körper auch in menschlicher
Gestalt, aber in scheußlicher und teuflischer; denn es kann nicht
aufwärts zum Himmel, sondern nur abwärts zur Hölle blicken.
(315)
Wer über die göttliche Ordnung unterrichtet ist, kann auch einsehen, daß der
Mensch dazu geschaffen ist, ein Engel zu werden, weil in ihm das
Letzte der Ordnung ist (Nr. 304), in welchem dasjenige gebildet
werden kann, was zur himmlischen und engelischen Weisheit gehört und
vervollständigt und vermehrt werden kann; die göttliche Ordnung bleibt niemals
in der Mitte stehen, um hier etwas ohne das Letzte zu bilden,
denn sie ist [hier] nicht in ihrer Fülle und Vollkommenheit, sondern sie
dringt bis zum Letzten vor [siehe Nr. 304, die Fußnote am Ende des
Absatzes); ist sie aber in ihrem Letzten, dann bildet sie und
vervollständigt sich auch durch die hier zusammengebrachten Mittel und bringt
weiteres hervor, was durch die Zeugungen geschieht, weshalb hier die
Pflanzschule des Himmels ist.
(316)
Daß der Herr nicht nur dem Geiste nach, sondern auch dem Körper nach
auferstanden ist, beruht darauf, daß der Herr, als Er in der Welt war,
Sein ganzes Menschliches verherrlicht, das heißt göttlich gemacht hat; denn die
Seele, die Er vom Vater hatte, war aus sich das Göttliche Selbst, und der
Leib wurde zum Ebenbild der Seele; das heißt des Vaters, somit auch göttlich;
daher kommt, daß Er anders als irgendein Mensch in Ansehung beider
auferstand219; was Er auch den Jüngern, die, als sie Ihn sahen, einen Geist
zu sehen glaubten, offenbarte, indem Er sprach:
„Sehet Meine Hände und Meine Füße, daß Ich es selbst bin; betastet Mich und sehet, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß Ich habe“: Luk.24/36-[39],
wodurch Er anzeigte, daß Er nicht bloß ein Mensch war dem Geiste nach, sondern auch dem Körper nach.
(317)
Damit man wisse, daß der Mensch nach dem Tode lebt, und seinem Leben
in der Welt gemäß entweder in den Himmel oder in die Hölle
kommt, ist mir vieles über den Zustand des Menschen nach dem Tode geoffenbart
worden, wovon im folgenden, wo von der Geisterwelt die Rede sein
wird, der Ordnung nach gehandelt werden soll.
(38)
VON DEN HEIDEN ODER DEN VÖLKERN
AUßERHALB DER KIRCHE IM HIMMEL
(318)
Die gemeine Meinung ist, daß diejenigen, die außerhalb der Kirche geboren
worden und Nicht-Christen oder Heiden [Gentes seu Gentiles] genannt werden,
nicht selig werden können, darum, weil sie das Wort nicht haben und somit vom
Herrn nichts wissen, ohne den Herrn aber kein Heil sei; allein daß auch sie
selig werden [können], kann man schon allein daraus wissen, daß die
Barmherzigkeit des Herrn allumfassend ist, das heißt sich auf [alle und] jede
erstreckt; ferner daß sie ebensogut als Menschen geboren werden wie diejenigen
innerhalb der Kirche, welche verhältnismäßig nur wenige sind; und daß
es nicht ihre Schuld ist, daß sie vom Herrn nichts wissen; jeder, der nur
irgend aus erleuchteter Vernunft denkt, kann sehen, daß kein Mensch zur Hölle
geboren ist; denn der Herr ist die Liebe selbst, und Seine Liebe ist, alle
selig machen zu wollen; weshalb Er auch Vorsehung getroffen hat, daß
alle eine Religion haben und durch diese Anerkennung des Göttlichen und
inwendigen Leben; der Religion gemäß leben heißt nämlich, inwendig leben; denn
der Mensch richtet alsdann seinen Blick auf das Göttliche, und inwieweit
er auf dieses blickt, blickt er nicht auf die Welt, sondern entfernt
sich von der Welt, somit vom Leben der Welt, das ein äußerliches Leben ist220.
(319)
Daß die Heiden ebensowohl selig werden [können] als die Christen, können
diejenigen wissen, welche wissen, was den Himmel beim Menschen ausmacht; denn
der Himmel ist im Menschen, und die den Himmel in sich haben, kommen
in den Himmel; der Himmel im Menschen ist: das Göttliche anerkennen
und vom Göttlichen sich führen lassen. Das Erste und Hauptsächlichste aller
Religion ist: das Göttliche anerkennen; eine Religion, die das Göttliche nicht
anerkennt, ist keine Religion; und die Vorschriften jeder Religion haben ihr Absehen
auf den Gottesdienst, somit wie das Göttliche zu verehren sei, damit man
Ihm wohlgefällig sei; und wenn dieses in seinem Gemüt haftet, inwieweit
er also es will, oder inwieweit er es liebt, insoweit wird
er vom Herrn geführt. Es ist bekannt, daß die Heiden ein sittliches
Leben führen, so gut als die Christen und viele von ihnen ein besseres als
die Christen; ein sittlich gutes Leben führt man entweder um des
Göttlichen willen oder um der Menschen in der Welt willen; ein
sittlich gutes Leben, das man um des Göttlichen willen lebt, ist ein
geistiges Leben; beide erscheinen sich zwar gleich in der äußeren Form,
in der inneren aber sind sie ganz ungleich; das eine macht den Menschen
selig, das andere aber macht nicht selig; denn wer ein sittlich gutes Leben
führt um des Göttlichen willen, der wird vom Göttlichen geleitet; wer aber
ein sittlich gutes Leben führt um der Menschen in der Welt willen,
der wird von sich selbst geführt; doch dies soll durch ein Beispiel beleuchtet
werden. Wer dem Nächsten darum nichts Übles zufügt, weil es gegen die
Religion, somit wider das Göttliche ist, der enthält sich des Übeltuns aus
geistigem Beweggrund; wer hingegen dem anderen kein Übel zufügt bloß aus Furcht
vor dem Gesetz, vor dem Verlust des guten Rufs, der Ehre oder des Gewinns,
somit um seiner selbst und der Welt willen, der enthält sich aus
natürlichen Beweggründen des Übeltuns, und ein solcher wird von sich selbst
geführt; das Leben dieses letzteren ist ein natürliches, das des ersteren aber
ein geistiges; der Mensch, dessen moralisches Leben ein geistiges ist, hat den
Himmel in sich; wessen moralisches Leben aber ein bloß natürliches ist,
der hat den Himmel nicht in sich; der Grund hiervon ist, daß der Himmel
von oben her einfließt und sein Inwendiges aufschließt und durch das Inwendige
in das Äußere einfließt; die Welt hingegen von unten her einfließt und das
Äußere öffnet, nicht aber das Inwendige; denn es gibt keinen Einfluß von
der natürlichen Welt in die geistige, sondern von der geistigen Welt in die
natürliche; wird daher nicht zugleich der Himmel aufgenommen, so wird das
Inwendige verschlossen; hieraus kann man sehen, welche [Menschen] den Himmel
in sich aufnehmen und welche ihn nicht aufnehmen. Der Himmel ist jedoch
nicht derselbe in dem einen wie in dem anderen; er ist
in jedem verschieden je nach der Neigung zum Guten und infolgedessen
zum Wahren; die in der Neigung zum Guten sind um des Göttlichen
willen, die lieben das göttliche Wahre; denn das Gute und das Wahre lieben sich
gegenseitig und wollen verbunden werden221; weshalb die Heiden, obgleich sie in der Welt nicht in den
echten Wahrheiten sind, gleichwohl dieselben im anderen Leben aus Liebe
annehmen.
(320)
Es war ein gewisser Geist aus den Heiden, der in der Welt im Guten
der Liebtätigkeit nach seiner Religion gelebt hatte; als dieser Geister aus den
Christen über die Glaubensartikel räsonieren hörte, (die Geister räsonieren
unter sich erschöpfender und schärfer als die Menschen, besonders über das Gute
und Wahre), wunderte er sich, daß sie also stritten; er sagte,
er wolle dergleichen nicht hören; sie zogen nämlich ihre Schlüsse aus
Scheinwahrheiten und Täuschungen; er aber gab ihnen die Lehre: wenn ich
gut bin, so kann ich, was wahr ist, aus dem Guten selbst wissen, und was
ich nicht weiß, kann ich aufnehmen.
(321)
Ich bin durch vieles belehrt worden, daß Heiden, die einen sittlichen
Lebenswandel geführt und in Gehorsam und Untergebung, sowie
in gegenseitiger Liebtätigkeit nach ihrer Religion gelebt und
infolgedessen einiges Gewissen empfangen hatten, im anderen Leben
willkommen sind und hier mit emsiger Sorgfalt von den Engeln im Guten und
in den Wahrheiten des Glaubens unterrichtet werden, und daß sie sich, wenn
sie unterrichtet werden, bescheiden, verständig und weise benehmen, und mit
Leichtigkeit die Wahrheiten aufnehmen und sich aneignen; hatten sie sich doch
auch keine Grundsätze des Falschen wider die Glaubenswahrheiten angebildet, die
erst zu entfernen wären, noch weniger Anstößiges wider den Herrn, wie
so viele Christen, die von Ihm keine andere Vorstellung als die von einem
gewöhnlichen Menschen hegen; anders die Heiden, sobald diese hören, daß Gott
Mensch geworden ist, und Sich so in der Welt geoffenbart hat, erkennen sie
es sogleich an und beten den Herrn an, indem sie sagen, allerdings
habe Gott Sich geoffenbart, da Er ja der Gott des Himmels und der
Erde ist und das Menschengeschlecht Ihm gehört222. Göttliche Wahrheit ist zwar, daß ohne den Herrn kein Heil ist; allein
dies ist so zu verstehen, daß es kein Heil gibt außer vom Herrn;
es gibt im Weltall viele Weltkörper und alle sind voll Bewohner, und
kaum einige auf ihnen wissen, daß der Herr das Menschliche auf unserer Erde
angenommen hat; gleichwohl jedoch werden sie, weil sie das Göttliche unter
menschlicher Gestalt verehren, vom Herrn angenommen und geführt, worüber man
nachsehe in dem Werkchen von den »Weltkörpern im Weltall«.
(322)
Es gibt unter den Heiden, wie unter den Christen, Weise und Einfältige; damit
ich mich unterrichte, wie sie beschaffen sind, wurde mir gegeben, mit jenen und
mit diesen zu reden, zuweilen stunden- und tagelang; allein solche, die
weise sind, gibt es heutzutage nicht wie im Altertum, besonders
in der Alten Kirche, die über einen großen Teil Asiens verbreitet war, und
von welcher aus die Religion zu vielen Heiden hindurchgedrungen ist; damit
ich wüßte, wie sie beschaffen waren, wurde mir gegeben, mit einigen mich
in ein vertrautes Gespräch einzulassen. Es war bei mir einer, der
einst zu den Weiseren gehörte und daher auch in der gelehrten Welt
bekannt war; mit diesem unterhielt ich mich über mancherlei Gegenstände; ich
wurde auf den Glauben geführt, daß er Cicero war; und weil ich wußte, daß
er ein Weiser war, so kam ich mit ihm ins Gespräch über die Weisheit,
über die Einsicht, über die Ordnung, über das Wort und zuletzt über den Herrn;
von der Weisheit sagte er, daß es keine andere Weisheit gebe, als die des
Lebens und daß auf etwas anderes die Weisheit nicht bezogen werden könne; von
der Einsicht, daß sie aus jener stamme; von der Ordnung, die Ordnung stamme vom
höchsten Gott her und nach dieser Ordnung leben heiße, weise und verständig
sein; was das Wort anbelangt, so hatte er, als ich ihm einiges aus den
prophetischen Büchern vorlas, sehr große Freude, besonders daran, daß die
einzelnen Namen und Wörter Inwendiges bezeichneten und wunderte sich sehr, daß
die Gebildeten heutzutage keine Freude an solchem Studium haben; ich
erkannte deutlich, daß das Inwendige seines Denkens oder Gemütes aufgeschlossen
war; er sagte, er können länger nicht dabei verweilen, weil
er Heiligeres empfinde, als er ertragen könne; so tief innerlich
nämlich ward er ergriffen. Endlich sprach ich mit ihm vom Herrn, daß
Er als Mensch geboren, aber von Gott empfangen worden sei und daß
Er das Mütterlich-Menschliche ausgezogen und das Göttlich-Menschliche
angezogen habe, und daß Er es sei, Der das Weltall regiert; hierauf
erwiderte er, er wisse vieles vom Herrn und ward auch auf seine Weise
inne, daß es nicht anders hätte geschehen können, wenn das menschliche
Geschlecht gerettet werden sollte; inzwischen streuten einige böse Christen
mancherlei Anstößiges ein, allein er bekümmerte sich nicht darum, sondern
sagte, es sei kein Wunder, da sie bei Leibesleben dergleichen nicht,
wie sich ziemt, in sich aufgenommen hatten, und daß sie, bevor solche
[unwürdige Vorstellungen] ausgestoßen werden, die begründenden Wahrheiten nicht
[so leicht] zulassen könnten, wie diejenigen, die gar nichts davon wissen.
himmels-engel.de
(323)
Ich durfte auch mit anderen reden, die in alten Zeiten gelebt und damals
unter die Weiseren gehört hatten; sie erschienen zuerst nach vorne
in einiger Entfernung und konnten dort das Inwendige meiner Gedanken
wahrnehmen, somit vieles in Vollständigkeit; aus einem Denkbild konnten
sie eine ganze Reihe wissen und sie mit Wonnigem der Weisheit unter lieblichen
Vorbildungen erfüllen; daran wurde erkannt, daß sie zu den Weiseren
gehörten und es ward gesagt, sie seien von den Alten; und nun traten sie
näher herbei; und als ich ihnen jetzt etwas aus dem Wort vorlas, waren sie
darüber höchlich erfreut; ich empfand ihre Freude und Wonne, welche
hauptsächlich daher kam, daß alles und jedes, was sie aus dem Wort hörten,
Vorbildliches und Bezeichnendes himmlischer und geistiger Dinge war; sie
sagten, zu ihrer Zeit, da sie in der Welt lebten, sei die Weise
ihres Denkens und Redens und dann auch die ihres Schreibens ebenso gewesen und
darin habe ihre Weisheitsforschung bestanden.
(324)
Was aber die Heiden betrifft, die heutzutage leben, so sind sie nicht
so weise, sondern meistens einfältigen Herzens; dennoch aber nehmen
im anderen Leben die Weisheit diejenigen von ihnen auf, die
in gegenseitiger Liebtätigkeit gelebt hatten; von diesen darf ich ein und
das andere Beispiel anführen. Als ich das 17. und 18. Kapitel der Richter von
Micha las, welchem die Söhne Dans sein Götzenbild, die Teraphim und den Leviten
wegnahmen, da war ein Geist aus den Heiden zugegen, der bei Leibesleben
ein Götzenbild verehrt hatte; als dieser aufmerksam anhörte, was dem Micha
widerfahren war und in welchem Jammer er um sein Bild war, das die
Daniten weggenommen hatten, überfiel und ergriff auch ihn der Schmerz
so sehr, daß er vor inwendigem Schmerzgefühl kaum wußte, was
er denken sollte; dieses Schmerzgefühl teilte sich mit, und zugleich ward
auch die Kindlichkeit in seinen einzelnen Gefühlen empfunden;
es waren auch Geister aus den Christen zugegen und beobachteten
es und wunderten sich, daß ein Götzendiener von so tiefem Gefühl des
Mitleids und der Kindlichkeit ergriffen werden konnte. Nachher sprachen gute
Geister mit ihm und sagten, ein Götzenbild dürfe nicht angebetet werden, und
dies könne er selbst einsehen, da er ja ein Mensch sei, vielmehr
müsse er sich ohne gehauenes Bild Gott als Schöpfer und Regierer des
ganzen Himmels und der ganzen Erde denken und daß der Herr dieser Gott sei; bei
diesen Worten ward die große Inbrunst seiner Anbetung zu empfinden
gegeben, welche sich mir mitteilte und viel heiliger war als bei den Christen;
woraus offenbar sein kann, daß die Heiden leichter in den Himmel kommen
als die Christen heutzutage, gemäß den Worten des Herrn bei Luk.13/29,30:
„Alsdann werden welche kommen von Morgen und von Abend, und von Mitternacht und Mittag, und zu Tische liegen im Reiche Gottes; und siehe, es gibt Letzte, welche die Ersten sein, und es gibt Erste, welche die Letzten sein werden“;
denn in dem Zustand, in dem jener sich befand, konnte er in alle Glaubenswahrheiten eingeführt werden und sie mit innigem Gefühl ergreifen; bei ihm war die Barmherzigkeit, die der Liebe eigen ist, und in seiner Unwissenheit war Kindlichkeit, und wenn diese da sind, wird alles, was zum Glauben gehört, wie von selbst aufgenommen und zwar mit Freuden; er wurde nachher unter die Engel aufgenommen.
(325)
Eines Morgens hörte man in einiger Entfernung einen Chor, und aus den
Vorbildungen des Chores war zu entnehmen, daß es Chinesen waren; denn
sie stellten das Bild eines wolligen Bockes, dann einen Hirsekuchen und einen
Löffel von Ebenholz, sowie auch die Abbildung einer schwimmenden Stadt dar; sie
verlangten, näher zu mir herzukommen, und als sie sich herbeimachten,
sagten sie, sie möchten mit mir allein sein, um ihre Gedanken
zu eröffnen; allein es ward ihnen gesagt, daß sie nicht allein wären,
es seien noch andere da, welche unwillig darüber seien, daß sie allein
sein wollten, während sie doch Gäste seien; als sie deren Unwillen wahrnahmen,
verfielen sie in Nachdenken, ob sie etwa gegen ihren Nächsten
gesündigt, und ob sie sich etwas, das anderen gehört, zugeeignet hätten,
(die Gedanken teilen sich im anderen Leben alle mit); es wurde [mir]
gegeben, ihre Gemütsbewegung zu durchfühlen; sie war die der Anerkennung,
daß sie vielleicht jene beleidigt haben, dann die der Scham darüber und
zugleich anderer gutherziger Gefühle, woraus erkannt wurde, daß sie mit
Liebtätigkeit begabt waren; gleich darauf redete ich mit ihnen und zuletzt auch
vom Herrn, und als ich Ihn Christus nannte, zeigte sich an ihnen ein
gewisses Widerstreben; allein der Grund hiervon wurde darin gefunden, daß sie
dies von der Welt her mitgebracht hatten, und zwar davon, daß sie wußten, die
Christen führen einen schlimmeren Lebenswandel als sie und seien in keiner
Liebtätigkeit; als ich aber bloß den Herrn nannte, wurden sie innig ergriffen;
sie wurden nachher von den Engeln unterrichtet, daß die christliche Lehre mehr
als jede andere in der ganzen Welt die Liebe und Liebtätigkeit
vorschreibe, daß es aber nur wenige gebe, die nach ihr leben. Es gibt
Heiden, die, als sie noch in der Welt lebten, aus eigenem Umgang oder
durch das Gerücht erfuhren, daß die Christen einen bösen Lebenswandel führen
und namentlich in Ehebruch, in Haß, in Hader,
in Trunkenheit und in dergleichen leben, was jene verabscheuten, weil
dergleichen wider ihre Religion ist; solche sind im anderen Leben
ängstlicher als andere, die Glaubenswahrheiten anzunehmen; sie werden aber von
den Engeln belehrt, daß die christliche Lehre und der Glaube selbst ganz anders
lehre, jene aber weniger als die Heiden nach ihren Lehrbestimmungen leben; wenn
sie dies erfahren, so nehmen sie zwar die Glaubenslehren auf und beten den
Herrn an, jedoch erst etwas später.
(326)
Es ist gewöhnlich, daß Heiden, die irgendeinen Gott unter einem Bild oder einer
Bildsäule oder irgendein Götzenbild angebetet hatten, wenn sie ins andere Leben
kommen, zu gewissen [Geistern] geführt werden, welche die Stelle ihrer
Götter oder Götzen vertreten, und zwar dies zu dem Ende, damit sie ihre
Wahnbilder ablegen; sind sie dann einige Tage bei diesen gewesen,
so werden sie wieder weggebracht. Die, welche Menschen angebetet hatten,
werden auch zuweilen zu diesen oder zu anderen, welche deren Stelle
vertreten, eingeführt; wie z.B. viele aus den Juden zu Abraham, Jakob,
Moses und David; sobald sie aber bemerken, daß dieselben ein Menschliches haben
wie die anderen auch, und daß sie zu nichts behilflich sein können,
so fangen sie an, sich zu schämen, und werden je nach ihrem
Leben an ihre Orte gebracht. Unter den Heiden werden im Himmel
vorzugsweise die Afrikaner geliebt; denn diese nehmen leichter als die übrigen
das Gute und Wahre des Himmels auf; sie wollen, daß man sie zunächst Gehorsame,
nicht aber Gläubige nenne; sie sagen, die Christen können, weil sie die
Glaubenslehre haben, Gläubige genannt werden, sie aber nicht, bis sie dieselbe
annehmen, oder wie sie sagen, annehmen können.
(327)
Ich sprach mit einigen, die zur Alten Kirche gehört hatten, (Alte Kirche heißt
die, welche nach der Sündflut bestand und damals über mehrere Reiche sich
erstreckte, nämlich über Assyrien, Mesopotamien, Syrien, Äthiopien, Arabien,
Libyen, Ägypten, Philistäa bis zu Tyrus und Sidon und über das Land Kanaan
diesseits und jenseits des Jordans223); und die damals vom Herrn wußten, daß Er kommen werde, und
in das Gute des Glaubens eingeweiht waren, gleichwohl aber abfielen und
Götzendiener wurden; sie befanden sich nach vorne zur Linken an einem
finsteren Ort und in kläglichem Zustand; ihre Rede war wie ein Pfeifen
[sicut tibialis], eintönig, beinahe ohne eine Spur vernünftigen Denkens; sie
sagten, sie seien dort schon viele Jahrhunderte und würden nur zuweilen
herausgenommen, um anderen zu gewissen Zwecken zu dienen, die
jedoch geringfügiger Art seien. Durch sie ward Anlaß gegeben, an die
vielen Christen zu denken, die zwar nicht äußerlich Götzendiener sind,
wohl aber innerlich; denn sie sind Verehrer ihrer selbst und der Welt und
leugnen im Herzen den Herrn; [daher die Frage nahe lag], welches Los sie
im anderen Leben erwarten möge.
(328)
Daß die Kirche des Herrn über den ganzen Erdkreis verbreitet, somit universell
ist, und daß in ihr alle diejenigen sind, die im Guten der
Liebtätigkeit je nach ihrer Religion gelebt haben, und daß die Kirche,
in der das Wort, und durch dasselbe der Herr bekannt ist,
zu denjenigen, die außerhalb der Kirche sind, sich verhalte wie das Herz
und die Lunge im Menschen, aus denen alle Eingeweide und Glieder des
Körpers in mannigfacher Weise, je nach ihren Formen, Lagen und
Verbindungen Leben haben, sehe man Nr. 308.
(39)
VON DEN KINDERN IM HIMMEL
(329)
Es gibt einige, die glauben, in den Himmel kommen nur diejenigen Kinder,
die innerhalb der Kirche geboren sind, nicht aber die außerhalb der Kirche
[geborenen]; als Grund geben sie an, die Kinder innerhalb der Kirche seien
getauft, und durch die Taufe in den Glauben der Kirche eingeweiht worden;
allein diese wissen nicht, daß durch die Taufe keinem der Himmel zuteil wird
und auch nicht der Glaube; denn die Taufe dient nur zum Zeichen und zur
Erinnerung, daß der Mensch wiedergeboren werden soll, und daß wiedergeboren
werden kann, wer innerhalb der Kirche geboren ist, weil hier das Wort ist,
in dem die göttlichen Wahrheiten sind, durch welche die Wiedergeburt, und
hier der Herr bekannt ist, von Dem die Wiedergeburt kommt224. Sie mögen also wissen, daß jedes Kind, wo es auch geboren sei,
ob innerhalb oder außerhalb der Kirche, ob von frommen oder von
gottlosen Eltern, wenn es stirbt, vom Herrn aufgenommen und im Himmel
erzogen und der göttlichen Ordnung gemäß unterrichtet und in Gefühle des
Guten und durch diese in Erkenntnisse des Wahren eingeleitet, hernach
aber, sowie es zunimmt an Einsicht und Weisheit, in den Himmel
eingeführt und ein Engel wird. Ein jeder, der vernünftig denkt, kann wissen,
daß keiner für die Hölle, sondern alle für den Himmel geboren werden, und daß
der Mensch selbst die Schuld trägt, wenn er in die Hölle kommt, die Kinder
aber noch in keiner Schuld sein können.
(330)
Kinder, welche sterben, sind in gleicher Weise Kinder im anderen
Leben, sie haben das gleiche kindliche Gemüt, die gleiche Unschuld in der
Unwissenheit und die gleiche Zartheit in allem; sie sind bloß in den
Anfängen, von denen aus sie Engel werden können; denn die Kinder sind nicht
Engel, sondern werden Engel. Jeder nämlich, der aus der Welt geht, ist
in einem seinem Leben ähnlichen Zustand, daß Kind im Zustand des
Kindes, der Knabe im Zustand des Knaben, der Jüngling, der Mann, der Greis
im Zustand des Jünglings, des Mannes und des Greises; allein nachher
ändert sich eines jeden Zustand; der Zustand der Kinder aber hat vor dem
Zustand der übrigen das voraus, daß sie im Zustand der Unschuld sind, und
das Böse noch nicht infolge des wirklichen Lebens ihnen eingewurzelt ist; und
die Unschuld hat die Beschaffenheit, daß ihr alles zum Himmel Gehörige
eingepflanzt werden kann; denn die Unschuld ist ein Aufnahmegefäß des Wahren,
des Glaubens und des Guten der Liebe.
(331)
Der Zustand der Kinder im anderen Leben ist viel besser als der Zustand
der Kinder in der Welt; denn sie sind nicht mit einem irdischen, sondern
mit einem engelgleichen Leib bekleidet; der irdische Körper ist an sich
schwerfällig; er empfängt die ersten Empfindungen und Bewegungen nicht von
innen oder von der geistigen Welt her, sondern von außen oder der natürlichen
Welt; weshalb die Kinder in der Welt erst gehen, sich gebärden und reden
lernen, ja die Sinne, wie das Gesicht und Gehör, ihnen erst durch die
Übung geöffnet werden müssen; anders die Kinder im anderen Leben, diese,
weil sie Geister sind, setzen sich sogleich ihrem Inwendigen gemäß
in Tätigkeit, sie gehen ohne Vorübung, sie reden auch, jedoch zuerst nur
aus allgemeinen, noch nicht in Denkbilder unterschiedenen Gefühlen, bald
aber werden sie auch in diese eingeleitet, und zwar dies, weil ihr Äußeres
gleichartig mit dem Inwendigen ist; daß die Rede der Engel aus den durch die
Denkbilder verschiedenartig bestimmten Gefühlen hervorgehe, so daß ihre
Rede den aus dem Gefühl stammenden Gedanken ganz gleichförmig wird, sehe man
Nr. 234-245.
(332)
Die Kinder werden, sobald sie auferweckt sind, was sogleich nach ihrem Hingang
geschieht, in den Himmel erhoben und Engeln übergeben, die aus dem
weiblichen Geschlecht sind und bei ihres Leibesleben die Kinder zärtlich
geliebt und zugleich auch Gott geliebt hatten; weil diese in der Welt alle
Kinder mit gleichsam mütterlicher Zärtlichkeit geliebt hatten, nehmen sie
dieselben wie die ihrigen auf, und auch die Kinder lieben sie aus eingepflanztem
[Trieb] wie ihre Mütter; bei jeder sind so viele Kinder, als sie aus
geistiger Mutterliebe zu haben verlangt. Dieser Himmel erscheint nach
vorne in der Gegend der Stirne, gerade in der Linie oder Richtung,
in der die Engel den Herrn schauen; die Lage dieses Himmels ist hier, weil
alle die Kinder unter der unmittelbaren Obhut des Herrn sind; auch fließt bei
ihnen der Himmel der Unschuld ein, welcher der dritte Himmel ist.
(333)
Die Kinder sind verschieden geartet, einige sind von der Art der geistigen Engel,
einige von der Art der himmlischen Engel; die Kinder von der himmlischen Art
erscheinen in jenem Himmel zur Rechten, die von geistiger Art aber zur
Linken. Alle Kinder im Größten Menschen, welcher der Himmel ist, sind
in der Gegend der Augen; in der Gegend des linken Auges sind die,
welche geistiger Art sind, und in der Gegend des rechten Auges die, welche
himmlischer Art sind; und dies darum, weil der Herr den Engeln, die
im geistigen Reich sind, vor dem linken Auge erscheint, und denen im himmlischen
Reich vor dem rechten Auge, man sehe Nr. 118. Daraus, daß die Kinder
im Größten Menschen oder Himmel in der Gegend des Auges sind, erhellt
auch, daß die Kinder unter der unmittelbaren Aufsicht und Leitung des Herrn
stehen.
(334)
Wie die Kinder im Himmel erzogen werden, soll auch mit wenigem gesagt
werden; von ihrer Erzieherin lernen sie reden; ihre erste Rede ist nur ein
Tönen des Gefühls, das allmählich bestimmter wird, so wie Denkbilder
in dasselbe eintreten; denn die aus den Gefühlen hervortretenden Denkbilder
machen die ganze Engelsrede aus, worüber man in dem betreffenden Abschnitt
Nr. 234-245 nachsehe. In ihre Gefühle, die alle aus der Unschuld
hervorgehen, werden zuerst solche Dinge eingeflößt, die vor den Augen
erscheinen und ergötzlicher Art sind; und weil diese aus geistigem Ursprung
sind, fließt in sie zugleich auch solches ein, was dem Himmel angehört und
durch das ihr Inwendiges aufgeschlossen wird; und so werden sie von Tag
zu Tag vervollkommnet; wenn sie dieses erste Alter überschritten haben, werden
sie in einen anderen Himmel versetzt, in dem sie von Lehrern
unterrichtet werden, und so fort.
(335)
Die Kinder werden besonders durch Vorbildungen unterrichtet, die zu ihrer
Gemütsart passen, und wie schön diese sind, und zugleich wie reich mit Weisheit
von innen her erfüllt, kann nirgends jemand glauben; so wird ihnen
stufenweise der Verstand eingeflößt, der seine Seele vom Guten her hat; zwei
Vorbildungen, die mir zu sehen gegeben wurden, darf ich hier anführen, von
denen man den Schluß auf die übrigen machen kann. Zuerst bildeten sie den aus
dem Grab Sich erhebenden Herrn vor, und zugleich die Vereinigung Seines
Menschlichen mit dem Göttlichen; was in so weisheitsvoller Weise geschah,
daß es alle menschliche Weisheit überstieg, immer jedoch in kindlich
unschuldiger Art; sie stellten auch das Begräbnis im Bilde dar, nicht
jedoch zugleich ein Bild des Herrn, außer so entfernt, daß man kaum
erkannte, daß es der Herr sei, und nur wie von weitem, und dies darum,
weil in der Vorstellung des Grabes etwas von einer Leiche liegt, das sie
auf diese Weise beseitigten; nachher brachten sie in das Grab mit feinem
Bedacht etwas Atmosphärisches, das wie eine durchsichtige Flüssigkeit erschien,
wodurch sie, ebenfalls unter schicklicher Fernhaltung, das geistige Leben
in der Taufe bezeichneten. Später sah ich sie die Hinabfahrt des Herrn
zu den Gebundenen und Seine Auffahrt mit den Gebundenen in den Himmel
vorbilden, und dies mit unvergleichlich klugem und frommem Sinn; und was
kindlich war, sie ließen beinahe unsichtbare, ganz weiche und zarte Strickchen
nieder, um den Herrn bei Seiner Auffahrt damit emporzuheben, stets
in frommer Besorgnis, bei der Vorbildung etwas zu berühren,
in dem nichts himmlisch Geistiges läge. Ich übergehe andere Vorbildungen,
in denen sie sind und durch die sie, wie durch Spiele, die den kindlichen
Gemütern angemessen sind, in die Erkenntnisse des Wahren und in die
Gefühle des Guten eingeleitet werden.
(336)
Wie ihr zarter Verstand beschaffen ist, ist auch gezeigt worden; als ich das
Gebet des Herrn betete, und sie dann aus ihrer Verständigkeit in die
Vorstellungen meines Denkens einflossen, wurde ihr Einfließen als ein
so zartes und weiches gefühlt, daß es fast lauter Gefühl war; und
zugleich wurde dabei auch bemerkt, daß ihr Verstandesgebiet bis zum Herrn hin
aufgeschlossen war; denn es war wie etwas Durchströmendes, was von ihnen
kam; wirklich fließt auch der Herr in die Vorstellungen der Kinder
vorzugsweise vom Innersten her ein; denn nichts verschließt jene, wie bei den
Erwachsenen, keine Grundsätze des Falschen gegen das Verständnis des Wahren,
und kein Leben des Bösen gegen die Aufnahme des Guten, und somit gegen das
Weise sein. Hieraus kann erhellen, daß die Kinder nicht sogleich nach dem Tode
in den Engelzustand kommen, sondern durch Erkenntnisse des Guten und
Wahren allmählich in denselben eingeführt werden, und zwar dies nach aller
himmlischen Ordnung; denn das Allereinzelnste ihrer Anlage ist dem Herrn
bekannt; daher sie nach allen und jeden Momenten ihrer Neigung zur Aufnahme der
Wahrheiten des Guten und des Guten aus dem Wahren hingeführt werden.
(337)
Wie ihnen alles beigebracht wird durch Angenehmes und Liebliches, das ihrer
Gemütsart zusagt, ist mir auch gezeigt worden; es ward mir gegeben, Kinder
zu sehen, die aufs zierlichste gekleidet waren und um die Brust, wie
auch um ihre zarten Arme, Gewinde von Blumen hatten, die in dem
herrlichsten Schmelz himmlischer Farben glänzten; einmal durfte ich auch Kinder
mit ihren Erzieherinnen und zugleich mit Jungfrauen in einem
paradiesischen Garten sehen, denen nicht sowohl Bäume, als lorbeerartige,
zu bedeckten Gängen ineinander geflochtene Sträucher aufs herrlichste
schmückten, mit Wegen, die von den Eingängen aus ins Innere führten, und dann
die Kinder selbst, wieder ebenso bekleidet, bei deren Eintritt das
Blumengehänge über dem Eingang in freudigster Pracht erglänzte: woraus
zu ersehen ist, in welchen Wonnen sie leben, und daß sie durch
Liebliches und Angenehmes in das Gute der Unschuld und Liebtätigkeit
eingeleitet werden, welches Gute der Herr fortwährend in jenes Angenehme
und Liebliche hineinlegt.
(338)
Es ist mir auch in der im anderen Leben gewöhnlichen Mitteilungsweise
gezeigt worden, wie die Vorstellungen der Kinder beschaffen sind, wenn sie
einige Gegenstände sehen; es war nämlich, als wenn alles und jedes lebte;
daher ist auch Leben in jedem einzelnen ihrer Denkbilder; und es ward
klar, daß die Kinder auf Erden, wenn sie in ihren Spielen begriffen sind,
beinahe ähnliche Vorstellungen haben; denn sie haben noch nicht, wie die Erwachsenen,
sich die Frage aufgeworfen, was unbeseelt sei.
(339)
Es ist oben gesagt worden, daß die Kinder entweder von himmlischer oder
geistiger Gemütsart seien; die, welche himmlischer Art sind, werden wohl
unterschieden von denen, die geistiger Art sind; jene denken, reden und handeln
so sanft, daß kaum etwas anderes zum Vorschein kommt, als ein Hinfließen
aus der Liebe des Guten zum Herrn und gegen andere Kinder; diese hingegen nicht
so sanft, sondern im einzelnen bei ihnen zeigt sich wie ein
Flügelschlag [quasi alatum vibratile], dann stellt es sich unter anderem
auch an dem bei ihnen vorkommenden Unwillen heraus.
(340)
Viele mögen in der Meinung stehen, die Kinder bleiben Kinder
im Himmel und seien Kinder unter den Engeln; solche, die nicht wissen, was
ein Engel ist, konnten in dieser Meinung bestärkt werden durch die
in den Kirchen hin und wieder befindlichen Bilder, in denen die Engel
als Kinder dargestellt werden; allein die Sache verhält sich anders; die
Einsicht und Weisheit macht den Engel, und solange die Kinder diese noch nicht
haben, sind sie zwar bei den Engeln, allein sie sind nicht Engel; wenn sie aber
verständig und weise sind, dann erst werden sie Engel; ja, worüber ich mich
wunderte, sie erscheinen dann nicht als Kinder, sondern als Erwachsene; denn
sie haben alsdann nicht mehr die kindische Art an sich, sondern die
reifere des Engels; die Einsicht und Weisheit bringt es mit sich. Daß die
Kinder, sowie sie an Einsicht und Weisheit vollkommener werden, größer
erscheinen, somit als Jünglinge und junge Männer, hat seinen Grund darin, daß
die Einsicht und Weisheit die eigentliche geistige Nahrung ist225; was daher ihre Gemüter nährt, das nährt auch ihre Leiber, und zwar
dies vermöge der Entsprechung; denn die Gestalt des Leibes ist nichts anderes
als die Außengestalt des Inwendigen. Zu wissen ist, daß die Kinder
im Himmel nicht weiter heranwachsen, als bis zum ersten Mannesalter
[ad priman juventutem], und in diesem ewig stehen bleiben. Damit ich
gewiß wüßte, daß dem so sei, wurde mir gegeben, mit einigen zu reden,
die als Kinder im Himmel erzogen worden und dort groß gewachsen waren; mit
einigen auch, solange sie noch Kinder waren, und nachher mit ebendenselben,
nachdem sie junge Männer [juvenes] geworden waren; und von ihnen vernahm ich den
Fortgang ihres Lebens von einem Alter bis zum anderen.
(341)
Daß die Unschuld das Aufnahmegefäß aller [Einflüsse] des Himmels sei, und daß
somit die Unschuld der Kinder die Grundlage [planum] aller Gefühle des Guten
und Wahren sei, kann aus dem erhellen, was schon Nr. 276-283 von der
Unschuld der Engel im Himmel gezeigt worden ist, daß nämlich die Unschuld
[oder Kindlichkeit] darin besteht, daß man vom Herrn geführt sein will und
nicht von sich selbst; daß mithin der Mensch insoweit in der Unschuld ist,
als er von seinem Eigenen entfernt ist; und inwieweit jemand von seinem
Eigenen entfernt ist, insoweit ist er im Eigenen des Herrn; das Eigene des
Herrn ist, was die Gerechtigkeit und das Verdienst des Herrn heißt. Allein die
Unschuld der Kinder ist nicht die echte Unschuld, weil sie noch ohne Weisheit
ist; die echte Unschuld ist Weisheit; denn inwieweit jemand weise ist, insoweit
liebt er vom Herrn geführt zu werden, oder was dasselbe ist,
inwieweit jemand vom Herrn geführt wird, insoweit ist er weise. Die Kinder
werden daher von der äußerlichen Unschuld, in der sie anfangs sind, und
welche die Unschuld der Kindheit heißt, zu der innerlichen Unschuld
fortgeleitet, welche die Unschuld der Weisheit ist; diese Unschuld ist das
Endziel all ihrer Unterweisung und Entwicklung; sobald sie daher zur Unschuld
der Weisheit gelangen, wird mit ihnen die Unschuld der Kindheit verbunden, die
ihnen inzwischen als Grundlage gedient hatte. Wie die Unschuld der Kinder
beschaffen sei, wurde mir im Bilde gezeigt durch etwas Hölzernes, das beinahe
leblos ist, aber belebt wird, sowie sie durch die Erkenntnisse des Wahren und
die Gefühle des Guten vervollkommnet werden; und nachher wurde die
Beschaffenheit der echten Unschuld im Bilde gezeigt durch ein herrlich
schönes, lebensvolles, nacktes Kind; denn die eigentlich Unschuldigen, die
im innersten Himmel und so dem Herrn am nächsten sind,
erscheinen vor den Augen anderer Engel nicht anders, denn als Kinder, und zwar
als nackte; denn die Unschuld wird durch die Nacktheit vorgebildet, über die
man nicht errötet; wie man dies liest vom ersten Menschen und seinem Weibe
im Paradies: 1Mo.2/25; weshalb sie denn auch, als ihr Unschuldszustand
verloren war, über die Nacktheit erröteten, und sich versteckten:
1Mo.3/7,10,11. Mit einem Wort, je weiser die Engel sind, desto
unschuldiger, und je unschuldiger sie sind, desto mehr erscheinen sie sich
als Kinder; daher kommt, daß die Kindheit im Wort die Unschuld bezeichnet,
man sehe Nr. 278.
(342)
Ich sprach mit den Engeln von den Kindern, ob sie rein vom Bösen seien,
da sie nicht, wie die Erwachsenen, Böses aus wirklichem Handeln haben;
allein es wurde mir gesagt, sie seien ebensowohl im Bösen,
ja auch sie seien nichts als Böses226; sie werden aber, wie alle Engel, vom Herrn her vom Bösen abgehalten
und im Guten festgehalten, so sehr, daß ihnen scheint, als
ob sie aus sich selbst im Guten wären; weshalb auch die Kinder, wenn
sie im Himmel herangewachsen sind, damit sie nicht in dem Irrwahn
über sich sein möchten, als ob das Gute bei ihnen aus ihnen selbst wäre
und nicht aus dem Herrn, zuweilen in ihr Böses, das sie erblich empfangen
haben, zurückversetzt und darin gelassen werden, bis sie wissen, anerkennen und
glauben, daß die Sache sich so verhält. So war auch ein Gewisser, der
als Kind gestorben, aber im Himmel herangewachsen war, in der
gleichen Meinung; er war der Sohn eines gewissen Königs; er wurde
daher in das ihm angeborene Leben des Bösen zurückversetzt, und dann
empfand ich aus seiner Lebensströmung, daß er einen Hang hatte, anderen
zu gebieten, und daß er die Ehebrüche für nichts achtete, welches das
ihm von seinen Eltern anererbte Böse war; nachdem er aber erkannt hatte,
daß er so beschaffen sei, wurde er wieder unter die Engel
aufgenommen, unter denen er vorher war. Nirgends leidet jemand
im anderen Leben Strafe um des anererbten Bösen willen, weil
es ihm nicht angehört und er somit auch keine Schuld hat, daß
er so beschaffen ist; sondern um des wirklichen Bösen willen, das ihm
selbst angehört, somit so viel er von dem anererbten Bösen durch das
wirkliche Leben sich angeeignet hat. Daß die herangewachsenen Kinder
in den Zustand ihres anererbten Bösen zurückversetzt werden, geschieht
nicht darum, damit sie Strafe leiden, sondern damit sie wissen, daß sie aus
sich selbst nichts als Böses sind, und daß sie aus der Hölle, die bei ihnen
ist, durch die Barmherzigkeit des Herrn in den Himmel erhoben werden,
sowie auch, daß sie nicht durch eigenes Verdienst im Himmel sind, sondern
durch den Herrn; und damit sie also nicht wegen des Guten, das bei ihnen ist,
sich vor anderen rühmen möchten; denn dies ist wider das Gute der gegenseitigen
Liebe, wie es auch wider das Wahre des Glaubens ist.
(343)
Oftmals, wenn eine Anzahl von Kindern von noch völlig kindlichem Wesen
in Chören bei mir zusammen war, wurden sie als etwas zartes Ungeordnetes
gehört, so daß sie noch nicht als eines zusammenwirkten, wie dies
nachher der Fall war, wann sie mehr herangewachsen waren; und worüber ich mich
wunderte, die Geister bei mir konnten sich nicht enthalten, ihnen Anleitung
zu geben, wie sie reden sollten; diese Sucht ist den Geistern angeboren;
es wurde aber ebensooft bemerkt, daß die Kinder widerstrebten, und nicht
so reden wollten; das Weigern und Widerstreben, das mit einer Art von
Unwillen verbunden war, habe ich öfter wahrgenommen; und wenn sie einigermaßen
zum Sprechen kommen konnten, sagten sie bloß: Es ist nicht so; ich
ward unterrichtet, daß von dieser Art die Versuchung der Kinder sei, damit sie
sich daran gewöhnen und lernen möchten, nicht nur dem Falschen und Bösen
zu widerstehen, sondern auch nicht nach einem anderen zu denken,
zu reden und zu handeln, somit sich von keinem anderen leiten
zu lassen, als allein vom Herrn.
(344)
Aus dem, was angeführt worden, kann man nun sehen, wie die Erziehung der Kinder
im Himmel beschaffen ist, daß sie nämlich durch die Erkenntnis des Wahren
und durch die Weisheit des Guten eingeleitet werden in das engelische
Leben, welches die Liebe zum Herrn und die wechselseitige Liebe ist,
in denen Unschuld wohnt. Wie entgegengesetzt aber die Erziehung der Kinder
auf Erden bei vielen ist, kann aus folgendem Beispiel erhellen. Ich befand mich
auf der Straße einer großen Stadt und sah da kleine Knaben sich
miteinander schlagen; es kam die Menge herbeigelaufen und sah mit großem
Vergnügen zu, und man sagte mir, daß selbst die Eltern ihre kleinen Knaben
zu dergleichen Kämpfen anreizen; die guten Geister und die Engel, die dies
durch meine Augen sahen, verabscheuten es so tief, daß ich Schauder
empfand, besonders darüber, daß die Eltern sie zu dergleichen reizten; sie
sagten, daß sie so schon im ersten Alter alle wechselseitige Liebe
und alle Unschuld auslöschen, welche die Kinder vom Herrn her haben, und daß
sie dieselben in Haß und Rachsucht einführen, daß sie also ihre Kinder mit
allem Fleiß vom Himmel ausschließen, wo nichts als wechselseitige Liebe
ist. Mögen sich also vor dergleichen die Eltern hüten, die ihren Kindern Gutes
wünschen.
(345)
Welcher Unterschied sei zwischen denen, die als Kinder, und denen, die als
Erwachsene sterben, soll nun auch gesagt werden. Die als Erwachsene sterben,
haben eine Unterlage [planum], die sie von der irdischen und materiellen Welt
her bekommen, und nehmen solche mit sich; diese Unterlage ist ihr Gedächtnis
und dessen körperlich-natürliche Neigung [affectio naturalis corporea]; sie
bleibt unverrückt und ruht alsdann; gleichwohl jedoch dient sie ihrem Denken
nach dem Tod als letzte Grundlage, denn in sie fließt das Denken ein;
daher kommt, daß je wie diese Unterlage beschaffen ist, und je wie
das Vernunftgebiet mit den darin befindlichen Dingen in Entsprechung
steht, so auch der Mensch nach dem Tode beschaffen ist. Die Kinder aber,
die als Kinder gestorben und im Himmel erzogen worden sind, haben keine
solche Unterlage, sondern eine geistig-natürliche Unterlage, weil sie nichts von
der materiellen Welt und vom irdischen Körper an sich haben; weshalb sie
nicht in so groben Neigungen und daraus hervorgehenden Gedanken sein
können, denn sie haben alles aus dem Himmel. Zudem ist den Kindern unbekannt,
daß sie in der Welt geboren sind, weshalb sie glauben, sie seien
im Himmel geboren; daher sie von keiner anderen Geburt wissen, als von der
geistigen, die durch die Erkenntnisse des Guten und Wahren und durch die
Einsicht und Weisheit geschieht, vermöge welcher der Mensch Mensch ist; und
weil diese vom Herrn kommen, so glauben und lieben sie, daß sie dem Herrn
selbst angehören. Dennoch aber kann der Zustand der Menschen, die auf der Erde
groß wachsen, ebenso vollkommen werden, als der Zustand der Kinder
im Himmel, wenn sie die körperlichen und irdischen Triebe, welche die
Selbst- und Weltliebe sind, entfernen, und an deren Stelle geistige Triebe
in sich aufnehmen.
(40)
VON DEN WEISEN
UND EINFÄLTIGEN IM HIMMEL
(346)
Man glaubt, die Weisen werden im Himmel Herrlichkeit und Vorrang vor den Einfältigen
haben, weil es bei Dan.12/3 heißt:
„Die Einsichtsvollen werden leuchten wie der Glanz des ausgespannten [Himmels], und die, so viele zur Gerechtigkeit führen, wie die Sterne in Ewigkeit“;
allein wenige wissen, was unter den Einsichtsvollen und unter denen, die zur Gerechtigkeit führen, verstanden wird; gemeinhin glaubt man, sie seien die sogenannten Gebildeten und Gelehrten, besonders diejenigen, die in der Kirche gelehrt und durch Lehre und Predigt sich vor anderen hervorgetan, und noch mehr diejenigen unter ihnen, die viele zum Glauben bekehrt hatten, diese alle hält man in der Welt für die Einsichtsvollen; sie sind aber keineswegs die Einsichtsvollen im Himmel, von denen jene Worte gesagt werden, sofern ihre Einsicht nicht die himmlische Einsicht ist; und welcher Art diese sei, soll in dem nun folgenden gesagt werden.
(347)
Die himmlische Einsicht ist die tiefergehende Einsicht, welche entspringt aus
der Liebe zum Wahren, nicht um irgendwelchen Ruhmes in der Welt, noch
um irgendwelchen Ruhmes im Himmel willen, sondern um des Wahren
selbst willen, von dem sie innigst angeregt und erfreut werden; die vom Wahren
selbst angeregt und erfreut werden, die werden vom Licht des Himmels angeregt
und erfreut; und die vom Licht des Himmels [angeregt und erfreut werden], die
werden auch vom göttlich Wahren, ja vom Herrn selbst [angeregt und
erfreut]; denn das Licht des Himmels ist das göttlich Wahre, und das göttlich
Wahre ist der Herr im Himmel [man sehe Nr. 126-140]. Dieses Licht
dringt nur in das Inwendige des Gemüts ein; denn das Inwendige des Gemüts
ist zur Aufnahme dieses Lichtes gebildet, und je wie es eindringt,
regt es an und erfreut; denn alles, was vom Himmel einfließt und
aufgenommen wird, hat Angenehmes und Liebliches in sich; daher stammt die
echte Liebe zur Wahrheit [affectio veri], welche eine Neigung zum Wahren
um des Wahren willen ist; die, welche in dieser Neigung oder, was
dasselbe ist, die in dieser Liebe sind, die sind in der himmlischen
Einsicht und glänzen im Himmel wie vom Glanz des Himmelsgewölbes; daß sie
glänzen, ist darum, weil das göttlich Wahre, wo immer es im Himmel
ist, leuchtet, man sehe Nr. 132; und das Himmelsgewölbe bedeutet vermöge
der Entsprechung jenes tiefere Verständige sowohl bei den Engeln als bei den Menschen,
das im Lichte des Himmels ist. Die aber in der Liebe zum Wahren sind,
entweder um des Ruhmes in der Welt oder um des Ruhmes
im Himmel willen, die können nicht leuchten im Himmel, weil sie nicht
durch das wirkliche Licht des Himmels erfreut und angeregt werden, sondern
durch das Weltlicht und dieses Licht, ohne das im Himmel lauter Finsternis
ist227; denn der
Selbstruhm herrscht [hier] vor, weil er der Endzweck ist, und wenn dieser
Ruhm der Endzweck ist, so hat der Mensch selbst vor allem sich
im Auge und betrachtet die Wahrheiten, die seinem Ruhm behilflich sind,
nur als Mittel zum Zweck und als dienstbare Werkzeuge; denn wer die göttlichen
Wahrheiten um seines eigenen Ruhmes willen liebt, der sieht in den
göttlichen Wahrheiten auf sich selbst, und nicht auf den Herrn, daher
er seinen Blick, nämlich denjenigen des Verstandes und des Glaubens, vom
Himmel ab auf die Welt und vom Herrn ab auf sich selbst wendet; daher
kommt, daß sie im Weltlicht und nicht im Himmelslicht sind. Diese
erscheinen zwar in der äußeren Gestalt, also vor den Menschen, ebenso
einsichtsvoll und unterrichtet wie die, welche im Licht des Himmels sind,
und dies darum, weil sie ebenso, ja zuweilen dem äußeren Schein nach noch
weiser reden, indem sie von der Liebe zu sich befeuert und eingeübt sind,
himmlische Gefühle nachzulügen; gleichwohl aber sind sie in der inneren
Gestalt, in der sie vor den Engeln erscheinen, ganz andere. Hieraus kann
einigermaßen erhellen, wer diejenigen sind, die unter den Einsichtsvollen
verstanden werden, die im Himmel glänzen werden wie der Glanz der
Himmelsfeste; wer aber diejenigen seien, die verstanden werden unter denen, die
viele zur Gerechtigkeit führen, und glänzen werden wie die Sterne, soll nun
gesagt werden.
(348)
Unter denen, die viele zur Gerechtigkeit führen, werden diejenigen verstanden,
die weise sind, und im Himmel heißen diejenigen weise, die im Guten
sind, und im Guten sind dort diejenigen, welche die göttlichen Wahrheiten
gleich ins Leben übergehen lassen; denn wenn das göttliche Wahre Sache des
Lebens wird, wird es zum Guten; denn es wird Sache des Willens und
der Liebe; und alles, was Sache des Willens und der Liebe ist, das heißt Gutes;
diese werden darum Weise genannt, denn die Weisheit ist Sache des Lebens; jene
dagegen heißen Einsichtige, weil sie die göttlichen Wahrheiten nicht sogleich
ins Leben übergehen lassen, sondern sie zuerst im Gedächtnis
[niederlegen], aus dem dieselben hernach hervorgeholt und dem Leben übergeben
werden; worin und wie sehr diese und jene in den Himmeln verschieden sind,
kann man in dem Abschnitt sehen, in dem von den zwei Reichen des
Himmels, dem himmlischen und dem geistigen, gehandelt wird, Nr. 20-28; und
in dem Abschnitt, in welchem gehandelt wird von den drei Himmeln,
Nr. 29-40. Diejenigen, die im himmlischen Reich des Herrn, mithin
die, welche im dritten oder innersten Himmel sind, heißen Gerechte, und
zwar davon, daß sie keine Gerechtigkeit sich selbst, sondern alle dem Herrn
zuschreiben; die Gerechtigkeit des Herrn ist im Himmel das Gute, das vom
Herrn [herrührt]228; weshalb diese hier unter den Rechtfertigenden verstanden werden; sie
sind es auch, von denen der Herr sagt:
„Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne im Reich Meines Vaters“: Matth.13/43;
sie leuchten wie die Sonne, weil sie in der Liebe zum Herrn aus dem Herrn sind, und diese Liebe unter der Sonne verstanden wird, (man sehe Nr. 116-125); auch ist das Licht bei ihnen flammig, und ihre Denkbilder haben etwas Flammiges an sich, weil sie das Gute der Liebe unmittelbar vom Herrn als der Sonne im Himmel aufnehmen.
(349)
Alle, die sich in der Welt Einsicht und Weisheit erworben haben, sind
im Himmel willkommen, und werden Engel, jeder nach der Beschaffenheit und
Größe der Einsicht und Weisheit; denn alles, was der Mensch in der Welt
erwirbt, das bleibt, und er bringt es mit sich nach dem Tode, und
es wird auch vermehrt und zur Fülle gebracht, jedoch innerhalb des Grades
seiner Neigung und seines Verlangens nach dem Wahren und Guten, nicht aber über
diesen hinaus; diejenigen, die wenig Neigung und Verlangen hatten, nehmen wenig
auf, jedoch immer so viel, als sie innerhalb jenes Grades aufnehmen
können; diejenigen aber, die viel Neigung und Verlangen hatten, nehmen viel
auf; der wirkliche Grad der Neigung und des Verlangens ist wie ein Maß, das
voll gemessen wird, mehr [erhält] also, wer ein großes Maß, und weniger, wer
ein kleines hat; das dem so ist, hat seinen Grund darin, daß die Liebe,
der die Neigung und das Verlangen angehören, alles aufnimmt, das ihr zusagt:
so groß also die Liebe ist, so viel nimmt sie auf. Dies wird
verstanden unter den Worten des Herrn:
„Jedem, der hat, wird gegeben werden, daß er Überfluß habe“: Matth.13/12; 25/29.
„Ein gutes, eingedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird in [euren] Schoß gegeben werden“: Luk.6/38.
(350)
In den Himmel werden alle aufgenommen, die das Wahre und Gute um des
Wahren und Guten willen geliebt hatten; die nun viel geliebt hatten, sind
diejenigen, die Weise heißen; die aber wenig geliebt hatten, sind diejenigen,
die Einfältige genannt werden; die Weisen im Himmel sind in starkem
Licht, die Einfältigen im Himmel aber sind in schwächerem Licht;
jeder nach dem Grad der Liebe zum Guten und Wahren. Das Wahre und Gute lieben
um des Wahren und Guten willen heißt, es wollen und tun; denn die, welche
wollen und tun, die lieben, nicht aber, die nicht wollen, noch tun; jene sind
es auch, die den Herrn lieben und vom Herrn geliebt werden, weil das Gute
und das Wahre vom Herrn sind, und weil sie vom Herrn sind, ist auch
in ihnen, nämlich im Guten und Wahren, der Herr, mithin ist
Er auch bei denen, die das Gute und Wahre in ihrem Leben aufnehmen
durch das Wollen und Tun. Auch ist der Mensch an sich betrachtet nichts
als sein Gutes und Wahres, weil das Gute Sache seines Willens und das Wahre
Sache seines Verstandes ist, und der Mensch so beschaffen ist, wie sein
Wille und Verstand; hieraus erhellt, daß der Mensch insoweit vom Herrn geliebt
wird, als sein Wille vom Guten und sein Verstand vom Wahren gebildet ist. Vom
Herrn geliebt werden heißt auch den Herrn lieben; denn die Liebe ist
rückwirkend, da der Herr dem, der geliebt wird, auch gibt, daß
er [wieder] liebe.
(351)
In der Welt glaubt man, daß diejenigen, die vieles wissen, sei es aus den
Lehren der Kirche und aus dem Wort oder aus den Wissenschaften, tiefer und
schärfer als die übrigen die Wahrheiten sehen, somit mehr Einsicht und Weisheit
haben; auch haben diese selbst die gleiche Meinung von sich; was aber wahre
Einsicht und Weisheit, was unechte und was falsche sei, soll in dem nun
folgenden gesagt werden. Wahre Einsicht und Weisheit ist: sehen und inne
werden, was wahr und gut, und hieraus auch, was falsch und böse ist, und
es wohl voneinander unterscheiden, und zwar dies aus inwendigem Anschauen
und Innewerden. Bei jedem Menschen ist ein Inwendiges und ein Auswendiges; das Inwendige
ist das Gebiet des inneren oder geistigen Menschen, das Auswendige aber das
Gebiet des äußeren oder natürlichen Menschen; je nachdem das Inwendige
gebildet ist und mit dem Auswendigen eines ausmacht, sieht und empfindet
der Mensch. Das Inwendige des Menschen kann nur im Himmel gebildet werden,
das Auswendige aber wird in der Welt gebildet; ist das Inwendige
im Himmel gebildet, dann fließt, was dort ist, in das Auswendige ein,
das aus der Welt ist, und bildet es zur Entsprechung; das ist dazu, daß es mit
ihm in Einheit zusammenwirke; ist dies geschehen, so sieht und
empfindet der Mensch vom Inwendigen heraus. Um das Inwendige
zu bilden, ist das einzige Mittel, daß der Mensch seinen Blick auf das
Göttliche und auf den Himmel richte; denn das Inwendige wird, wie gesagt,
im Himmel gebildet; der Mensch richtet aber alsdann seinen Blick auf das
Göttliche, wenn er an das Göttliche glaubt, und wenn er glaubt, daß
von daher alles Wahre und Gute, mithin alle Einsicht und Weisheit komme, und er glaubt
alsdann an das Göttliche, wenn er sich vom Göttlichen führen lassen
will; so und nicht anders wird das Inwendige des Menschen aufgeschlossen.
Ein Mensch, der in diesem Glauben und in einem dem Glauben gemäßen
Leben ist, hat auch das Vermögen und die Kraft, einsichtsvoll und weise
zu werden; um aber wirklich einsichtsvoll und weise zu werden,
muß er vieles erlernen, nicht nur, was den Himmel betrifft, sondern auch
was zur Welt gehört; was den Himmel betrifft, aus dem Wort und von der Kirche;
und was zur Welt gehört, aus den Wissenschaften; inwieweit der Mensch [diese
Dinge] lernt und [sie] aufs Leben anwendet, insoweit wird er einsichtsvoll
und weise; denn insoweit wird sein inwendiges Sehen, welches dasjenige seines
Verstandes ist, und sein inwendiges Gefühl, welches dasjenige seines Willens
ist, vervollkommnet. Die Einfältigen aus dieser Klasse sind diejenigen, denen
das Inwendige zwar aufgeschlossen, jedoch nicht so ausgebildet ist durch
geistige, moralische, bürgerliche und natürliche Wahrheiten; diese fühlen die Wahrheiten,
wenn sie dieselben hören, allein sie sehen sie nicht in sich; die Weisen
aus dieser Klasse dagegen sind diejenigen, denen das Inwendige nicht nur
aufgeschlossen, sondern auch ausgebildet ist, diese sehen in sich die
Wahrheiten und fühlen sie auch. Hieraus erhellt, was wahre Einsicht und
Weisheit ist.
(352)
Die unechte Einsicht und Weisheit ist, nicht vom Inwendigen heraus sehen und
fühlen, was wahr und gut, und somit was falsch und böse ist, sondern bloß
glauben, dasjenige sei wahr und gut oder falsch und böse, was von anderen dafür
ausgegeben wird, und hernach es begründen; weil diese das Wahre nicht aus
dem Wahren, sondern aus einem anderen sehen, so können sie ebensowohl das
Falsche, als das Wahre ergreifen und glauben, und es auch bis dahin begründen,
daß es wie Wahres erscheint; denn alles, was begründet wird, nimmt den
Schein der Wahrheit an, und es gibt nichts, das nicht begründet werden
könnte; das Inwendige von diesen ist nur von unten her aufgeschlossen, das
Auswendige aber insoweit, als sie sich bestärkt haben; weshalb das Licht, aus
dem sie sehen, nicht das Licht des Himmels, sondern das Weltlicht ist, welches
das Naturlicht heißt, denn in diesem Licht können die Irrtümer leuchten
wie die Wahrheiten, ja, wenn sie begründet sind, können sie schimmern, nicht
aber im Licht des Himmels. Die weniger Einsichtigen und weniger Weisen aus
dieser Klasse sind die, welche sich sehr bestärkt haben, die Einsichtigeren und
Weiseren dagegen, die sich wenig [bestärkt haben]; hieraus erhellt, was die
unechte Einsicht und Weisheit ist. Allein zu dieser Klasse gehören nicht
diejenigen, die in ihrem Knabenalter für wahr hielten, was sie von ihren
Lehrern gehört hatten, dann aber im Jünglingsalter, wenn sie aus ihrem
eigenen Verstand denken, nicht daran hängenbleiben, sondern ein Verlangen nach
dem Wahren haben und aus dem Verlangen es suchen, und wenn sie
es finden, inwendig davon angeregt werden; weil diese vom Wahren
um des Wahren willen angeregt werden, so sehen sie das Wahre, bevor
sie sich bestärken229. Dies soll durch ein Beispiel beleuchtet werden: Es war unter den
Geistern davon die Rede, woher es komme, daß die Tiere in alle
zu ihren Naturen passende Kenntnis geboren werden, nicht aber der Mensch,
und es wurde gesagt, der Grund hiervon sei der, daß die Tiere in der
Ordnung ihres Lebens stehen, nicht aber der Mensch; weshalb dieser [erst] durch
Kenntnisse und Wissenschaften in die Ordnung eingeführt werden müsse;
würde hingegen der Mensch in die Ordnung seines Lebens geboren werden,
welche ist, daß er Gott über alles und den Nächsten wie sich selber liebe,
so würde er in die Einsicht und Weisheit geboren werden, und somit
auch, soweit die Erkenntnisse hinzukämen, in den Glauben an alles
Wahre; die guten Geister sahen und fühlten sogleich, daß dem so sei, und
zwar dies bloß aus dem Licht des Wahren; diejenigen Geister dagegen, die sich
in dem bloßen Glauben bestärkt und daher die Liebe und Liebtätigkeit auf
die Seite geworfen hatten, konnten es nicht einsehen, weil das Licht des
begründeten Falschen bei ihnen das Licht des Wahren verdunkelt hatte.
(353)
Falsche Einsicht und Weisheit ist alle die, der die Anerkennung des Göttlichen
fehlt; die nämlich das Göttliche nicht anerkennen, sondern statt des Göttlichen
die Natur, die denken alle aus dem Körperlich-Sinnlichen und sind rein
sinnlich, so sehr sie auch in der Welt für Gebildete und Gelehrte
gehalten werden230; allein ihre Bildung erhebt sich nicht über die Gegenstände, die
in der Welt vor dem Auge erscheinen, die sie im Gedächtnis behalten
und sie beinahe nur in materieller Weise betrachten, obwohl
es dieselben Wissenschaften sind, die den wahrhaft Verständigen zur
Bildung des Verstandes dienen; unter den Wissenschaften werden die mancherlei
auf Beobachtungen und Versuche gegründeten Kenntnisse [Experimentalia]
verstanden, betreffend die Physik, Astronomie, Chemie, Mechanik, Geometrie,
Anatomie, Psychologie, Philosophie, die Staaten- und Literaturgeschichte, die
Kritik, die Sprachen. Kirchenvorsteher, die das Göttliche leugnen, auch sie
erheben ihre Gedanken nicht über das Sinnliche, das zum Gebiet des äußeren
Menschen gehört; den Inhalt des Wortes sehen sie nicht anders an, als andere
die Wissenschaften, auch machen sie denselben nicht zum Gegenstand des
Nachdenkens und einer Anschauung der erleuchteten Vernunft, und zwar darum
nicht, weil ihr Inwendiges verschlossen ist und zugleich mit diesem auch
dasjenige Auswendige, das dem Inwendigen am nächsten ist; diese Gebiete
sind verschlossen, weil sie dem Himmel den Rücken zugekehrt und dasjenige, was
den Blick dahin richten könnte, nämlich, wie gesagt, das Inwendige des Gemüts
rückwärts gedreht haben; daher kommt, daß sie nicht zu sehen vermögen, was
das Wahre und Gute ist, weil dies für sie in der Finsternis, dagegen, aber
das Falsche und Böse im Licht ist. Gleichwohl jedoch können die sinnlichen
Menschen vernünfteln, und zwar einige gewandter und schärfer als andere; allein
es geschieht aus den Sinnestäuschungen, nachdem diese durch ihr Wissen
begründet worden; und weil sie so vernünfteln können, halten sie sich selbst
auch für weiser als andere231. Das Feuer, das ihren Erörterungen die Wärme des Gefühls gibt, ist das
Feuer der Selbst- und Weltliebe. Diese sind es, die in falscher Einsicht
und Weisheit sind, und die vom Herrn verstanden werden bei Matth.13/13-15:
„Sehend sehen sie nicht, und hörend hören sie nicht, noch verstehen sie“,
und anderwärts:
„Verborgen ist es den Verständigen und Weisen und geoffenbart den Kindern“: Matth.11/25,26.
(354)
Es ward mir gegeben, mit vielen Gebildeten nach ihrem Austritt aus der Welt
zu reden, mit einigen, die einen großen Ruf hatten und durch ihre
Schriften in der gelehrten Welt berühmt waren, und mit einigen, die nicht
so berühmt waren, aber dennoch verborgene Weisheit in sich hatten.
Diejenigen, die im Herzen das Göttliche geleugnet, wie sehr sie
es auch mit dem Mund bekannt hatten, wurden so stumpf [stupidi], daß
sie kaum eine Wahrheit des bürgerlichen Lebens, geschweige denn etwas Geistiges
begreifen konnten; man fühlte und sah auch, daß ihr Inwendiges, das Gebiet ihres
Gemütes, so verschlossen war, daß es wie schwarz erschien
(dergleichen stellt sich in der geistigen Welt sichtbar dar) und sie daher
nicht das geringste Himmelslicht ertragen, somit auch keinen Einfluß aus dem
Himmel aufnehmen konnten; jene Schwärze, in der ihr Inwendiges erschien,
war größer und ausgedehnter bei denen, die sich wider das Göttliche durch das
Wissenschaftliche ihrer gelehrten Bildung bestärkt hatten. Solche nehmen
im anderen Leben mit Lust alles Falsche an, das sie, wie ein Schwamm das
Wasser, einsaugen, und stoßen alles Wahre zurück, wie eine elastische Kugel von
Bein das, was auf sie stößt. Wirklich sagt man auch, daß das Inwendige derer,
die sich wider das Göttliche und für die Natur bestärkt haben, verknöchert sei,
auch erscheint ihr Haupt harthäutig wie von Ebenholz; was bis in die Nase
sich hinabzieht, zum Zeichen, daß sie kein Innewerden mehr haben. Die nun
so beschaffen sind, werden in Schlünde, die wie Sümpfe erscheinen,
versenkt, in denen sie von Wahnbildern umhergetrieben werden, in die
ihr Falsches sich verwandelt: ihr höllisches Feuer ist die Gier nach Ruhm und
Namen, aus welcher Gier der eine sich auf den anderen wirft und aus höllischer
Glut diejenigen daselbst quält, die ihn nicht als einen Gott verehren, und
so abwechslungsweise der eine den anderen. In dergleichen verwandelt
sich alle Weltbildung, die nicht Licht aus dem Himmel in sich aufgenommen
hat durch die Anerkennung des Göttlichen.
(355)
Daß diese in der geistigen Welt, wenn sie nach dem Tode dahin kommen, eine
solche Beschaffenheit haben, kann man schon daraus schließen, daß alle Dinge,
die im natürlichen Gedächtnis und unmittelbar mit dem Sinnlichen des
Körpers verbunden sind - und dahin gehört solcherlei Wissen, wie das
soeben aufgezählte - alsdann ruhen, und bloß das daraus gewonnene
Vernünftige zum Denken und zum Reden daselbst dient; der Mensch nimmt nämlich
sein ganzes natürliches Gedächtnis mit sich hinüber, allein die darin
enthaltenen Dinge fallen nicht mehr in seine Anschauung und kommen nicht
mehr in sein Denken, wie damals, da er noch in der Welt lebte;
er kann nichts von da herausnehmen und an das geistige Licht
bringen, weil es nicht diesem Licht angehört, sondern die Vernunft- oder
Verstandeswahrheiten, die der Mensch, da er noch im Körper lebte, aus
den Wissenschaften sich erworben hat, stimmen zum Licht der geistigen Welt;
inwieweit daher der Geist des Menschen vernünftig geworden ist durch die
Kenntnisse und Wissenschaften in der Welt, insoweit ist er auch
vernünftig nach der Trennung vom Körper; denn alsdann ist der Mensch ein Geist,
und der Geist ist es, der im Körper denkt232.
(356)
Denen aber, die durch die Kenntnisse und Wissenschaften sich Einsicht und
Weisheit erwarben, welche diejenigen sind, die alles zum Nutzen des Lebens
angewendet und zugleich das Göttliche anerkannt, das Wort geliebt und das
geistig sittliche Leben, von dem Nr. 319 die Rede war, geführt hatten,
denen dienten die Wissenschaften zu Mitteln, weise zu werden, und
das, was mit dem Glauben zusammenhängt, zu stärken; ihr Inwendiges,
nämlich dasjenige des Gemüts, ward empfunden und sogar geschaut wie
durchscheinend vom Licht, in glänzend weißer, in flammroter und
in himmelblauer Farbe, wie durchsichtige Diamanten, Rubine und Saphire,
und zwar dies nach Maßgabe der Bestärkungen für das Göttliche und die
göttlichen Wahrheiten durch die Wissenschaften; die wahre Einsicht und Weisheit
erscheint so, wenn sie in der geistigen Welt sichtbar dargestellt wird;
sie hat dies vom Licht des Himmels, welches das vom Herrn ausgehende göttliche
Wahre ist, aus dem alle Einsicht und Weisheit kommt (man sehe
Nr. 126-133); die aufnehmenden Grundlagen dieses Lichtes, in denen
sich ein Spiel wie von Farben zeigt, sind die inwendigen Gebiete des Gemüts,
und die Begründungen der göttlichen Wahrheiten durch Dinge, die in der
Natur, somit in den Wissenschaften sind, bringen jene Farbenwechsel hervor233; denn das inwendige Gemüt des Menschen blickt in die Dinge des
natürlichen Gedächtnisses hinein, und was in ihnen Bestätigendes ist, das
sublimiert es gleichsam durch das Feuer der himmlischen Liebe, zieht
es ab und läutert es empor zu geistigen Ideen; daß es so
zugeht, weiß der Mensch nicht, solange er im Körper lebt, weil er in
diesem sowohl geistig als natürlich denkt, allein dessen, was er alsdann
geistig denkt, nicht bewußt wird, sondern bloß dessen, was er natürlich
denkt; wenn er aber in die geistige Welt kommt, so wird
er sich dessen nicht bewußt, was er in der Welt natürlich, sondern
bloß dessen, was er geistig gedacht hat; so verändert sich der
Zustand; hieraus erhellt, daß der Mensch durch Kenntnisse und Wissenschaften
geistig wird, und daß sie die Mittel sind, weise zu werden, jedoch bloß
für die, welche im Glauben und Leben das Göttliche anerkannt haben. Diese
sind auch im Himmel mehr als andere willkommen und sind hier unter denen,
die sich in der Mitte befinden, Nr. 43, weil sie mehr als die übrigen
im Licht sind; diese sind die Verständigen und Weisen im Himmel, die
wie der Glanz des Firmamentes glänzen und leuchten wie die Sterne; die
Einfältigen aber sind hier die, welche das Göttliche anerkannt, das Wort
geliebt und ein geistig sittliches Leben geführt, aber ihr Inwendiges, das
Gebiet des Gemütes, nicht so durch Kenntnisse und Wissenschaften
ausgebildet hatten. Das menschliche Gemüt ist wie ein Erdreich, das so beschaffen
ist, wie es angebaut wird.
(41)
Gesammeltes
aus den
»Himmlischen Geheimnissen«
über die Wissenschaften
Der Mensch muß mit Wissenschaften und Erkenntnissen erfüllt werden, weil er durch sie denken, hernach, was war und gut ist, einsehen und endlich weise werden lernt, Nr. 129, 1450, 1451, 1453, 1548, 1802. Die Kenntnisse [scientifica] sind das erste, worauf das Leben des Menschen, sowohl das bürgerliche und moralische, als das geistige gebaut und gegründet wird, und sie sollen erlernt werden wegen des Nutzens als Endzweck, Nr. 1489, 3310. Die Erkenntnisse öffnen den Weg zum inneren Menschen und verbinden ihn hernach mit dem äußeren je nach den Nutzwirkungen, Nr. 1563, 1616. Das Vernünftige entsteht durch die Wissenschaften und Erkenntnisse, Nr. 1895, 1900, 3086, jedoch nicht durch die Erkenntnisse selbst, sondern durch die Neigung zu Nutzleistungen aus denselben [per affectionem usuum ex illis], Nr. 1895.
Es gibt Wißtümliches, das göttliche Wahrheiten zuläßt, und solches, das sie nicht zuläßt, Nr. 5213. Das gehaltlose Wißtümliche [scientifica inania] muß zerstört werden, Nr. 1489, 1492, 1499, 1580. Gehaltloses Wissen ist solches, das die Selbstsucht und Weltliebe zum Endzweck hat und befestigt und von der Liebe zu Gott und dem Nächsten abzieht; denn dergleichen verschließt den inneren Menschen so sehr, daß der Mensch hernach gar nichts mehr aus dem Himmel aufnehmen kann, Nr. 1563, 1600. Die Kenntnisse sind Mittel, weise zu werden aber auch Mittel, töricht zu werden, und durch sie wird der innere Mensch entweder geöffnet oder verschlossen, und so das Vernünftige entweder ausgebildet oder zerstört, Nr. 4156, 8628, 9922.
Der innere Mensch wird durch die Kenntnisse aufgeschlossen und nach und nach vervollkommnet, wenn der Mensch guten Gebrauch beabsichtigt, besonders einen Gebrauch, der auf das ewige Leben abzielt, Nr. 3086. Den Kenntnissen, die im natürlichen Menschen sind, kommt dann Geistiges und Himmlisches aus dem geistigen Menschen entgegen und nimmt das ihm Zusagende in sich auf, Nr. 1495. Was zum Gebrauch des himmlischen Lebens dient, wird alsdann aus den Kenntnissen, die im natürlichen Menschen sind, durch den inneren Menschen vom Herrn ausgezogen, verfeinert und gehoben, Nr. 1895, 1896, 1900-1902, 5871, 5874, 5901. Und die nicht übereinstimmenden und widerstreitenden Kenntnisse werde zur Seite geschafft und entfernt, Nr. 5871, 5886, 5889.
Das Auge des inneren Menschen ruft aus den Kenntnissen des äußeren Menschen nichts anderes hervor, als was seiner Liebe zusagt, Nr. 9394. Unter dem Auge des inneren Menschen ist in der Mitte und in Klarheit, was seiner Liebe zusagt, auf den Seiten aber und in Dunkelheit, was seiner Liebe nicht zusagt, Nr. 6068, 6084. Die übereinstimmenden Kenntnisse werden nach und nach seinen Grundneigungen [amoribus] eingepflanzt und wohnen gleichsam in diesen, Nr. 6325. Der Mensch würde in die Einsicht hineingeboren, wenn er in die Liebe gegen den Nächsten [geboren würde], weil er aber in die Selbst- und Weltliebe geboren wird, so wird er in völlige Unwissenheit hineingeboren, Nr. 6323, 6325. Die Wissenschaft, Einsicht und Weisheit sind Kinder [filii] der Gottes- und Nächstenliebe, Nr. 1226, 2049, 2116.
Ein anderes ist weise sein, ein anderes einsehen [intelligere], ein anderes wissen, und ein anderes tun; dennoch aber folgt bei denen, die in geistigem Leben sind, das eine auf das andere, und im Tun oder in den Taten sind sie beisammen, Nr. 10331. Ein anderes ist auch wissen, ein anderes anerkennen, und ein anderes Glauben haben, Nr. 896.
Die Kenntnisse, die Angehör des äußeren oder natürlichen Menschen sind, sind im Licht der Welt, die Wahrheiten dagegen, die Sache des Glaubens und der Liebe geworden sind und so Leben erlangt haben, sind im Licht des Himmels, Nr. 5212. Die Wahrheiten, die geistiges Leben erlangt haben, werden durch natürliche Vorstellungen gefaßt, Nr. 5510. Es besteht ein geistiger Einfluß vom inneren oder geistigen Menschen in die Kenntnisse, die im äußeren oder natürlichen Menschen sind, Nr. 1940, 8005. Die Kenntnisse sind Behälter und gleichsam Gefäße des Wahren und des Guten, die dem inneren Menschen angehören, Nr. 1469, 1496, 3068, 5489, 6004, 6023, 6052, 6071, 6077, 7770, 9922. Die Kenntnisse sind gleichsam Spiegel, in denen die Wahrheiten und das Gute des inneren Menschen wie im Bild erscheinen, Nr. 5201. In ihnen sind sie beisammen als in ihrem Letzten, Nr. 5373, 5874, 5886, 5901, 6004, 6023, 6052, 6071.
Es besteht ein geistiger, nicht aber in physischer Einfluß, das heißt, es findet ein Einfluß vom inneren Menschen in den äußeren, somit in dessen Kenntnisse statt, nicht aber vom äußeren in den inneren, somit nicht von dessen Kenntnissen in die Wahrheiten des Glaubens, Nr. 3219, 5119, 5259, 5427, 5428, 5478, 6322, 9110, 9111. Von den Wahrheiten der Kirchenlehre, sofern sie aus dem Wort geschöpft sind, soll der Ausgang [principium] genommen, und diese sollen zuerst anerkannt werden, und nachher mag man das Wissenschaftliche zu Rate ziehen, Nr. 6047. Denjenigen also, die in Beziehung auf die Glaubenswahrheiten in der Bejahung sind, ist erlaubt, dieselben durch Wissenschaftliches verstandesmäßig zu begründen, nicht aber denjenigen, die in der Verneinung sind, Nr. 2568, 2588, 4760, 6047. Wer die göttlichen Wahrheiten nicht glaubt, sofern er nicht durch Wissenschaftliches überzeugt werde, der glaubt niemals, Nr. 2094, 2832. Durch Wissenschaftliches in die Glaubenswahrheiten eindringen ist gegen die Ordnung, Nr. 10236. Diejenigen, die dies tun, werden wahnsinnig hinsichtlich der Dinge des Himmels und der Kirche, Nr. 128-130. Sie verfallen auf Falsches des Bösen, Nr. 232, 233, 6047, und werden im anderen Leben, wenn sie über geistige Dinge denken, wie betrunken, Nr. 1072. Wie sie weiter beschaffen sind, Nr. 196. Beispiele, die beleuchten, daß die geistigen Dinge nicht gefaßt werden können, wenn man durch Wissenschaftliches in sie eindringt, Nr. 233, 2094, 2196, 2203, 2209. Viele Gebildete zeigen in geistigen Dingen mehr Unverstand als die Einfältigen, weil sie in der Verneinung sind, und diese durch Wissenschaftliches, das ihnen fortwährend und in Menge vor den Augen ist, begründen, Nr. 4760, 8629.
Diejenigen, die aus Wissenschaftlichen wider die Glaubenswahrheiten vernünfteln, vernünfteln mit Schärfe, weil aus den Täuschungen der Sinne, welche einnehmen und überreden, da sie nur schwer beseitigt werden können, Nr. 5700. Welche Sinnestäuschungen, und wie beschaffen ? Nr. 5084, 5094, 6400, 6948. Solche, die nichts Wahres fassen, und selbst solche, die im Bösen sind, können über die Wahrheiten und das Gute des Glaubens vernünfteln, und sie doch nicht verstehen, Nr. 4214. Eine Lehrbestimmung ohne weiteres begründen ist nicht Sache des Verständigen, sondern vor der Begründung erst sehen, ob jene wahr ist oder nicht, Nr. 4741, 6047.
Die Wissenschaften haben nach dem Tode keine Bedeutung, sondern nur das, was der Mensch durch die Wissenschaften in den Verstand und das Leben aufgenommen hat, Nr. 2480. Dennoch aber bleiben nach dem Tode alle Kenntnisse, allein sie ruhen alsdann, Nr. 2476-2479, 2481-2486.
Ebendieselben Kenntnisse sind bei den Bösen Falsches, weil sie auf Böses angewandt werden, bei den Guten aber Wahrheiten, weil sie auf das Gute angewandt werden, Nr. 6917. Die wissenschaftlichen Wahrheiten sind bei den Bösen nicht Wahrheiten, wie sehr sie auch während sie dieselben aussprechen, als Wahrheiten erscheinen, weil inwendig in denselben Böses ist, Nr. 10331.
Ein Beispiel, wie groß die Wißbegierde der Geister ist, Nr. 1973. Bei den Engeln ist eine unendliche Sehnsucht, zu wissen und weise zu werden, weil Wissenschaft, Einsicht und Weisheit die geistige Speise sind, Nr. 3114, 4459, 4792, 4976, 5147, 5293, 5340, 5342, 5410, 5426, 5576, 5582, 5588, 5656, 6277, 8562, 9003. Die Wissenschaft der Alten war die Wissenschaft der Entsprechungen und Vorbildungen, durch die sie sich in die Erkenntnis geistiger Dinge einführten, allein diese Wissenschaft ist heutzutage ganz in Vergessenheit geraten, Nr. 4844, 4749, 4964, 4965.
Die geistigen Wahrheiten können nicht gefaßt werden, sofern man nicht folgendes Universelle weiß, nämlich I. daß alles im Weltall sich auf Gutes und Wahres und auf die Verbindung beider zurückbezieht, damit sie etwas seien, somit auf Liebe und Glauben und deren Verbindung. II. Daß beim Menschen Verstand und Wille ist, und daß der Verstand das Aufnahmegefäß des Wahren und der Wille das des Guten ist, und daß beim Menschen alles auf diese beiden und auf deren Verbindung sich zurückbezieht, sowie alles auf das Wahre und Gute und auf deren Verbindung. III. Daß es einen inneren und einen äußeren Menschen gibt, und daß sie voneinander geschieden sind wie der Himmel und die Welt, gleichwohl aber eins ausmachen müssen, damit der Mensch wahrhaft Mensch sei. IV. Daß das Licht des Himmels dasjenige ist, in dem der innere Mensch sich befindet, und das Licht der Welt dasjenige, in dem der äußere ist, und daß das Licht des Himmels das göttliche Wahre selbst ist, aus dem alle Einsicht stammt. V. Daß zwischen den Dingen, die im inneren, und denjenigen, die im äußeren Menschen sind, eine Entsprechung besteht, und infolgedessen die Dinge in jenem und die in diesem unter so verschiedener Gestalt zur Erscheinung kommen, daß sie nur durch die Wissenschaft der Entsprechungen unterschieden werden können. Sofern man nicht diese und noch manch andere Dinge weiß, kann man sich von geistigen und himmlischen Dingen nur unpassende Vorstellungen machen und bilden, und es können somit die dem natürlichen Menschen eigenen Wissenschaften und Erkenntnisse ohne jenes Universelle dem Vernunftmenschen nur wenig zum Verständnis und Wachstum behilflich sein. Hieraus erhellt, wie notwendig die Kenntnisse sind.
(42)
VON DEN REICHEN
UND DEN ARMEN IM HIMMEL
(357)
Es gibt mancherlei Meinungen über die Aufnahme in den Himmel. Einige
meinen, daß die Armen aufgenommen werden, nicht aber die Reichen; andere, daß
ebensowohl Reiche als Arme; andere, daß die Reichen nicht aufgenommen werden
können, sofern sie nicht ihrem Vermögen entsagen und wie die Armen werden; ein
jeder begründet seine Meinung durch das Wort; allein wer hinsichtlich des
Himmels einen Unterschied zwischen Armen und Reichen macht, versteht das Wort
nicht. Das Wort ist in seinem Schoß geistig, im Buchstaben aber
natürlich; wer daher das Wort nur nach seinem buchstäblichen Sinn, nicht aber
einigermaßen nach dem geistigen auffaßt, der irrt in vielem, besonders
in betreff der Reichen und Armen; so z.B. daß es den Reichen
ebenso schwer sei, in den Himmel zu kommen, als einem Kamel durch ein
Nadelöhr, den Armen aber leicht, eben weil sie arm seien, da es
ja heiße:
„Selig sind die Armen, denn das Himmelreich ist ihr“: Luk.6/20,21; [Matth.5/3];
die aber etwas vom geistigen Sinn des Wortes wissen, die denken anders; sie wissen, daß der Himmel für alle die ist, die ein Leben des Glaubens und der Liebe leben, seien sie nun reich oder arm; wer aber im Wort unter den Reichen und wer unter den Armen verstanden wird, soll im folgenden gesagt werden. Aus vielem Reden und Zusammenleben mit den Engeln ist mir gegeben worden, gewiß zu wissen, daß die Reichen ebenso leicht in den Himmel kommen, als die Armen, und daß der Mensch nicht darum, weil er an vielem Überfluß hat, vom Himmel ausgeschlossen, noch darum, weil er in Dürftigkeit ist, in den Himmel aufgenommen wird; es sind daselbst sowohl Reiche als Arme und mehrere Reiche in größerer Herrlichkeit und Glückseligkeit als die Armen.
(358)
Voraus darf bemerkt werden, daß der Mensch Reichtümer erwerben und Schätze
aufhäufen kann, so viel [ihm Gelegenheit] gegeben wird, wenn es nur
nicht mit Arglist und durch schlechte Mittel geschieht; daß er gut essen
und trinken kann, wenn er nur sein Leben nicht darein setzt; daß
er standesmäßig prächtig wohnen und, gleich anderen, geselligen Umgang
haben, daß er die Belustigungsorte [lusoria] besuchen, über weltliche
Dinge sich traulich unterhalten kann und nicht nötig hat, andächtig, mit
niedergeschlagenen Augen und mit Seufzen und hängendem Kopf einherzugehen,
sondern fröhlich und wohlgemut; auch nicht, daß er das Seinige den Armen
gebe, außer soweit ihn Neigung dazu antreibt; mit einem Wort, er kann
in der äußeren Erscheinung ganz wie ein Weltmensch leben, und diese Dinge
hindern nicht im geringsten, daß der Mensch in den Himmel komme, wenn
er nur innerlich in sich an Gott denkt, wie sich ziemt, und
gegen den Nächsten aufrichtig und gerecht handelt; denn der Mensch ist so, wie
seine Neigung und sein Denken, oder wie seine Liebe und sein Glaube; alles, was
er im Äußeren tut, hat von daher sein Leben, denn handeln ist wollen, und
reden ist denken; denn aus dem Willen handelt er, und aus dem Denken redet er;
wenn es daher im Wort heißt, der Mensch werde nach seinen Taten
gerichtet, und es soll ihm nach seinen Werken vergolten werden,
so wird darunter verstanden, nach seinem Denken und seiner Gesinnung, aus
denen die Taten [hervorgehen], oder die in den Taten sind; denn ohne sie
sind die Taten gar nichts, und diese sind ganz wie jene234. Hieraus erhellt, daß das Äußere des Menschen nichts zur Sache tut,
sondern sein Inneres, aus dem das Äußere [sich gestaltet]. Zur Verdeutlichung:
wer redlich handelt und den anderen nicht betrügt, bloß darum, weil er die
Gesetze, den Verlust des guten Namens und infolgedessen den der Ehre oder des
Gewinns fürchtet, und wenn ihn diese Furcht nicht zügelte, den anderen betrügen
würde, so viel er könnte, dessen Denken und Wollen ist Betrug, und
doch erscheinen seine Taten in der äußeren Gestalt als redlich; ein solcher
hat, weil er innerlich unredlich und betrüglich ist, die Hölle
in sich; wer dagegen redlich handelt und den anderen nicht betrügt, darum
weil es wider Gott und den Nächsten ist, der würde, wenn er auch den
anderen betrügen könnte, es gleichwohl nicht wollen; sein Denken und
Wollen ist gewissenhaft; er hat den Himmel in sich; die Taten beider
erscheinen in der äußeren Gestalt als einander gleich, in der inneren
aber sind sie ganz ungleich.
(359)
Da der Mensch in der äußeren Erscheinung wie ein anderer leben, da er
reich werden, je nach seinem Stand und Amt herrlich speisen, wohnen und
sich kleiden, Lust und Freude genießen und wegen der ihm obliegenden
Berufspflichten und Geschäfte, sowie wegen des Lebens der Seele und des Körpers
mit Weltlichem sich beschäftigen kann, sofern er nur das Göttliche
anerkennt und dem Nächsten wohl will, so ist offenbar, daß es nicht
so schwer ist, wie viele glauben, den Weg des Himmels zu betreten;
die alleinige Schwierigkeit ist, der Selbstsucht und der Weltliebe widerstehen
und sie zurückhalten zu können, daß sie nicht vorherrschen; denn aus ihnen
entspringt alles Böse235; daß es nicht so schwer ist, als man glaubt, wird verstanden
unter den Worten des Herrn:
„Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen; denn Mein Joch ist sanft, und Meine Last ist leicht“: Matth.11/29,30;
das Joch des Herrn ist sanft, und Seine Last ist leicht, weil der Mensch, inwieweit er dem aus der Selbst- und Weltliebe entspringenden Bösen widersteht, insoweit vom Herrn und nicht von sich selbst geführt wird, und der Herr hernach diesem beim Menschen widersteht, und es entfernt.
(360)
Ich sprach nach ihrem Tod mit einigen, die, als sie noch in der Welt
lebten, der Welt entsagt und sich einem beinahe einsamen Leben ergeben hatten,
um mittelst Abziehung der Gedanken von weltlichen Dingen frommen
Betrachtungen obliegen zu können, indem sie glaubten, so den Weg des
Himmels zu betreten; allein solche sind im anderen Leben von
trauriger Gemütsart, sie verachten andere, die ihnen nicht ähnlich sind, sie
sind ungehalten, daß ihnen nicht vorzugsweise vor anderen ein glückliches Los
zuteil wird, indem sie es verdient zu haben glauben; sie bekümmern
sich nicht um andere und wenden sich ab von den Dienstleistungen der
Nächstenliebe, durch die eine Verbindung mit dem Himmel statthat; nach dem
Himmel verlangen sie mehr als andere; werden sie aber dahin erhoben,
wo die Engel sind, so führen sie Beängstigungen herbei, welche die
Seligkeit der Engel stören, weshalb sie abgesondert werden, und sobald sie
abgesondert sind, begeben sie sich an wüste Orte, um da ein ähnliches
Leben wie in der Welt zu führen. Der Mensch kann nicht anders zum
Himmel gebildet werden, als durch die Welt; in dieser sind die letzten
Wirkungen, in die eines jeden Neigung sich endigen muß; sofern diese nicht
in Handlungen ausläuft oder sich ergießt, was in Gesellschaft
mehrerer geschieht, so erstickt sie, zuletzt so ganz, daß der Mensch
seinen Blick nicht mehr auf den Nächsten, sondern bloß auf sich selber richtet;
daraus erhellt, daß das Leben der tätigen Nächstenliebe, das darin besteht, daß
man gerecht und recht handelt in jedem Werk und bei jeder Verrichtung, zum
Himmel führt, nicht aber ein Leben der Frömmigkeit ohne sie236; daß mithin die Übungen der Nächstenliebe und die davon abhängigen
Fortschritte jenes Lebens nur insoweit statthaben können, als der Mensch
in Verkehr mit anderen [in negotiis] ist, und inwieweit nicht
statthaben, als er sich von diesem entfernt. Hiervon will ich nun aus
Erfahrung reden: aus der Zahl derer, die in der Welt Kauf- und
Handelsgeschäfte getrieben haben, und auch dadurch reich geworden sind,
befinden sich viele im Himmel, wenigere aber von denen, die durch Ämter
zu Ehrenstellen und Reichtümern gelangt sind; und dies darum, weil diese
durch die Vorteile und Ehrenbezeugungen, die ihnen wegen der Verwaltung der
Gerechtigkeit und des Rechts zukamen, sowie durch das Einkommen und die
Ehrenstellen, die ihnen zuteil wurden, sich verleiten ließen, sich selbst und
die Welt zu lieben und dadurch ihre Gedanken und Neigungen vom Himmel
abzuwenden und sich selbst zuzukehren; denn inwieweit der Mensch sich selbst
und die Welt liebt und in allen Dingen sich selbst und die Welt
im Auge hat, insoweit entfremdet er sich dem Göttlichen und entfernt
sich vom Himmel.
(361)
Das Los der Reichen im Himmel ist, daß sie mehr als die übrigen
im Wohlstand sind; einige derselben wohnen in Palästen, in denen
inwendig alles wie von Gold und Silber glänzt; sie haben Überfluß an allen
Dingen, die zu den Zwecken des Lebens dienen; allein sie hängen ihr Herz
nicht an dieselben, sondern an die Nutzzwecke selbst; diese sehen sie
in Klarheit und wie im Licht, das Gold und Silber aber
im Vergleich damit in Dunkelheit und wie im Schatten; der Grund
hiervon ist, daß sie in der Welt die Nutzleistungen geliebt hatten, Gold
und Silber aber nur als Mittel und dienstbares Werkzeug; die Nutzwirkungen
selbst glänzen so im Himmel, das Gute der Nutzwirkung wie Gold, und das
Wahre der Nutzwirkung wie Silber237; je nach dem Nutzen, den sie in der Welt gestiftet, bestimmt
sich auch ihr Reichtum und ihre Lust und Glückseligkeit. Gute Zwecke [Usus
boni] sind: sich und die Seinigen mit den Notwendigkeiten des Lebens versehen,
Überfluß haben wollen um des Vaterlandes und auch um des Nächsten
willen, dem der Reiche vor dem Armen in vielerlei Weise wohltun kann; wie
er denn auch so das Gemüt zurückziehen kann von dem untätigen Leben,
das ein verderbliches Leben ist, weil in ihm der Mensch aus dem ihm
eingepflanzten Bösen böse denkt. Diese Zwecke sind gut, inwieweit sie das
Göttliche in sich haben, das heißt, inwieweit der Mensch sein Absehen auf
das Göttliche und auf den Himmel hat und in sie sein Gutes setzt,
in den Reichtümern aber nur das dazu dienende Gute [sieht].
(362)
Das Gegenteil aber ist das Los der Reichen, die das Göttliche nicht geglaubt
und die Dinge des Himmels und der Kirche aus ihrem Gemüt verbannt haben, diese
sind in der Hölle, wo Schmutz, Elend und Dürftigkeit ist;
in dergleichen verwandeln sich Reichtümer, die als Endzweck geliebt
werden; und nicht bloß die Reichtümer, sondern auch die Zwecke selbst [die man
durch sie erreichen will], nämlich entweder seinem Hange nachleben und den
Lüsten frönen, und üppiger und freier sich den Lastern hingeben, oder über
andere, die man verachtet, sich erheben zu können; diese Reichtümer und
dieser Gebrauch derselben gehen, weil sie nichts Geistiges, sondern nur
Irdisches in sich haben, in Schmutz über; denn das Geistige
in den Reichtümern und ihrer Anwendung ist wie die Seele im Körper,
und wie das Himmelslicht in feuchtem Erdreich; sie gehen auch
in Fäulnis über wie der Körper ohne die Seele, und wie das feuchte
Erdreich ohne das Licht des Himmels; diese sind es, die der Reichtum verführt
und vom Himmel abgezogen hat.
(363)
Jedem Menschen bleibt nach dem Tode seine Grundneigung oder herrschende Liebe;
diese wird in Ewigkeit nicht ausgerottet, weil des Menschen Geist ganz
so ist wie seine Liebe, und, was ein Geheimnis ist, eines jeden Geistes
oder Engels Leib die äußere Gestaltung seiner Liebe ist, die der inneren
Gestalt, nämlich derjenigen seiner Gesinnung und seines Gemütes, ganz
entspricht; daher kommt, daß die Geister hinsichtlich ihrer Beschaffenheit
an ihrem Angesicht, an ihren Gebärden und an ihrer Rede erkannt
werden; und auch der Mensch würde, noch während er in der Welt lebt,
seinem Geist nach erkannt werden, hätte er nicht gelernt, im Gesicht,
in Gebärden und im Reden solches zu lügen, was nicht sein ist;
daraus kann offenbar sein, daß der Mensch in Ewigkeit so bleibt, wie
seine Grundneigung oder vorherrschende Liebe ist. Es wurde mir gegeben,
mit einigen zu reden, die vor siebzehn Jahrhunderten gelebt hatten, und
deren Leben aus den damals herausgekommenen Schriften bekannt ist, und
es zeigte sich, daß ihre Liebe, wie sie dieselbe damals hatten, sie jetzt
noch mit sich fortreißt. Daraus kann auch erhellen, daß seine Liebe zum
Reichtum und der bestimmten Anwendung des Reichtums bei jedem in Ewigkeit
bleibt und ganz so beschaffen ist, wie sie in der Welt sich gebildet
hatte, mit dem Unterschied jedoch, daß die Reichtümer bei denen, welchen sie
zu guten Zwecken gedient hatten, sich in Annehmlichkeiten
je nach der Anwendung verwandeln, bei denen aber, denen dieselben
zu bösen Zwecken gedient hatten, sich in Schmutz verkehren,
an dem sie dann auch das gleiche Ergötzen haben, wie in der Welt
an den Reichtümern um der schlimmen Zwecke willen; daß sie alsdann
am Schmutz sich ergötzen, kommt daher, daß die schmutzigen Wollüste und
die Schandtaten, wozu sie dieselben benützt hatten, sowie auch der Geiz, der
eine Liebe zum Reichtum ohne Nutzzweck ist, dem Schmutz entsprechen; der
geistige Schmutz ist kein anderer.
(364)
Arme kommen nicht in den Himmel der Armut wegen, sondern des Lebens wegen;
einem jeglichen, er mag nun reich oder arm sein, folgt sein Leben nach;
es gibt keine besondere Barmherzigkeit für den einen mehr als für den
anderen238; aufgenommen
wird, wer einen guten Lebenswandel geführt, und verworfen wird, wer böse gelebt
hat. Überdies wird der Mensch durch die Armut ebensosehr verführt und vom
Himmel abgezogen, als durch den Reichtum; es gibt unter jenen sehr viele,
die mit ihrem Los unzufrieden sind, die nach vielem trachten und Reichtümer für
Segnungen halten239, und daher, wenn sie dieselben nicht erhalten, sich erzürnen und übel
von der göttlichen Vorsehung denken; auch beneiden sie andere um ihre
Güter; zudem betrügen sie auch andere ebensosehr, wenn sich Gelegenheit zeigt,
und leben auch ebensosehr in schmutzigen Wollüsten. Anders freilich die
Armen, die mit ihrem Lose zufrieden, emsig und fleißig in ihrem Geschäft
sind und die Arbeit mehr als den Müßiggang lieben, die redlich und getreu
handeln und zugleich dann ein christliches Leben führen. Ich sprach einige Male
mit solchen, die aus dem Bauernvolk und aus der niederen Volksklasse waren und
während ihres Lebens in der Welt an Gott geglaubt und in ihren
Werken das Gerechte und Rechte getan hatten; weil diese ein Verlangen hatten,
das Wahre zu erfahren, so fragten sie, was die tätige Liebe und was
der Glaube sei; sie hatten nämlich in der Welt viel vom Glauben,
im anderen Leben aber viel von der tätigen Liebe gehört; es wurde
ihnen daher gesagt, die tätige Liebe sei alles, was zum Leben, und der Glaube
alles, was zur Lehre gehört; mithin sei die tätige Liebe: das Gerechte und
Rechte wollen und tun bei jeglichem Werk, der Glaube aber: gerecht und recht
denken; und es verbinden sich der Glaube und die tätige Liebe wie die
Lehre und das ihr gemäße Leben, oder wie der Gedanke und der Wille; und der
Glaube werde zur tätigen Liebe, wenn der Mensch das, was er in gerechter
und rechter Weise denkt, auch will und tut, und wenn dies geschehe,
so seien sie nicht zwei, sondern eines; dies faßten sie ganz gut und
freuten sich, indem sie sagten, sie hätten in der Welt nicht begriffen, daß
das Glauben etwas anderes sein sollte als das Leben.
(365)
Hieraus kann nun offenbar sein, daß die Reichen ebensowohl als die Armen
in den Himmel kommen, und der eine so leicht wie der andere. Daß man
glaubt, die Armen kommen leicht und die Reichen schwer dahin, rührt daher, daß
das Wort nicht verstanden wurde, wo es von Reichen und Armen spricht;
unter den Reichen werden daselbst im geistigen Sinn diejenigen verstanden,
die reich an Erkenntnissen des Guten und Wahren sind, somit solche, die
innerhalb der Kirche sind, in der das Wort ist; und unter den Armen
diejenigen, denen jene Erkenntnisse fehlen und die gleichwohl ein Verlangen
nach denselben haben, somit solche, die außerhalb der Kirche sind, wo das
Wort nicht ist. Unter dem Reichen, der sich in Purpur und Byssus kleidete
und in die Hölle geworfen wurde, wird das jüdische Volk verstanden, das
reich heißt, weil es das Wort hatte, und daher reich war
an Erkenntnissen des Guten und Wahren; wirklich werden auch durch die
Kleider von Purpur die Erkenntnisse des Guten, und durch die Kleider von Byssus
die Erkenntnisse des Wahren bezeichnet240; unter dem Armen aber, der auf dessen Vorplatz lag und ein Verlangen
hatte, sich von den Brosamen zu sättigen, die von des Reichen Tische
fielen, und der von den Engeln in den Himmel getragen wurde, werden die
Heiden verstanden, welche die Erkenntnisse des Guten und Wahren nicht hatten
und doch nach denselben sich sehnten: Luk.16/19-31. Unter den Reichen, die zum
großen Abendmahl geladen wurden und sich entschuldigten, wird auch das jüdische
Volk verstanden, und unter den Armen, die statt derselben eingeführt wurden,
werden die Heiden verstanden, die außerhalb der Kirche sind: Luk.14/16-24.
Welche es sind, die unter dem Reichen verstanden, von dem der Herr sagt:
„Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Reich Gottes komme“: Matth.19/24,
soll auch gesagt werden. Unter dem Reichen werden hier die Reichen in beiderlei Sinn, sowohl dem natürlichen, als dem geistigen, verstanden; die Reichen im natürlichen Sinn, welche Überfluß an Gütern haben und ihr Herz an diese hängen; im geistigen Sinn aber die, welche Überfluß an Erkenntnissen und Wissenschaften haben, denn diese sind geistige Reichtümer, und mittelst derselben wollen sie sich durch eigene Einsicht in die Dinge des Himmels und der Kirche einführen, und weil dieses gegen die göttliche Ordnung ist, so heißt es, es sei leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe; denn in diesem Sinn wird durch das Kamel das Erkennen und Wissen im allgemeinen, und durch das Nadelöhr das geistige Wahre bezeichnet241; daß unter dem Kamel und dem Nadelöhr diese Dinge verstanden werden, weiß man heutzutage nicht, weil bis daher die Wissenschaft nicht aufgeschlossen war, welche lehrt, was im geistigen Sinn bezeichnet wird durch die Dinge, die im buchstäblichen Sinn im Wort ausgedrückt sind; im einzelnen des Wortes ist nämlich ein geistiger und auch ein natürlicher Sinn; denn damit, nachdem die unmittelbare Verbindung aufgehört hat, noch eine Verbindung des Himmels mit der Welt oder der Engel mit den Menschen sein möchte, wurde das Wort in lauter Entsprechungen der natürlichen Dinge mit den geistigen geschrieben, woraus denn erhellt, welche es sind, die unter den Reichen in ihm insbesondere verstanden werden. Daß unter den Reichen im Wort im geistigen Sinn diejenigen verstanden werden, die in den Erkenntnissen des Wahren und Guten sind, und unter den Reichtümern die Erkenntnisse selbst, die auch wirklich geistige Reichtümer sind, kann aus verschiedenen Stellen in ihm erhellen, die man nachsehen mag, als: Jes.10/12-14; 30/6,7; 45/3; Jer.17/3; 47/7; 50/36,37; 51/13; Da.5/2-4; Ez. 26/7,12; Kap.27; Sach.9/3,4; Ps.45/13; Hos.12/9; Offb.3/17,18; Luk.14/33; und anderwärts, und daß unter den Armen im geistigen Sinn diejenigen bezeichnet werden, welche die Erkenntnisse des Guten und Wahren nicht haben und gleichwohl nach denselben sich sehnen, Matth.11/5; Luk.6/20,21; 14/21; Jes.14/30; 29/19; 41/17,18; Ze.3/12,13. Alle diese Stellen kann man nach dem geistigen Sinn ausgelegt sehen in den »Himmlischen Geheimnissen«, Nr. 10227.
(43)
VON DEN EHEN IM HIMMEL
(366)
Weil der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist, und daher die Engel
in ihm von beiderlei Geschlecht sind, und weil es von der Schöpfung
her [so geordnet] ist, daß das Weib für den Mann und der Mann für das Weib
sein, somit das eine dem anderen angehören soll, und weil beiden diese Liebe
angeboren ist, so folgt, daß es in den Himmeln ebensowohl Ehen gibt,
als auf Erden; allein die Ehen in den Himmeln sind sehr verschieden von
den Ehen auf Erden. Wie nun die Ehen in den Himmeln beschaffen, worin sie
von den Ehen auf Erden verschieden sind und worin sie übereinstimmen, soll
in dem nun folgenden gesagt werden.
(367)
Die Ehe in den Himmeln ist eine Verbindung zweier zu einem Gemüt; wie
diese Verbindung beschaffen sei, soll zuerst erklärt werden: das Gemüt besteht
aus zwei Teilen, von denen der eine der Verstand, der andere der Wille heißt;
wirken diese beiden Teile in Einheit zusammen, dann heißen sie ein Gemüt;
der Mann ist dabei als derjenige Teil tätig, welcher der Verstand heißt, und
das Weib als derjenige, welcher der Wille heißt; steigt diese Verbindung,
welche die der inwendigen Gebiete ist, herab in die unteren Gebiete,
welche die ihres Körpers sind, so wird sie als Liebe gefühlt und
empfunden, und diese Liebe heißt die eheliche Liebe. Hieraus erhellt, daß die
eheliche Liebe ihren Ursprung in der Verbindung zweier zu einem Gemüt
hat; dies nennt man im Himmel ein Zusammenwohnen; und man sagt [dann], daß
sie nicht zwei, sondern eines seien; weshalb die zwei Ehegatten im Himmel
nicht zwei, sondern ein Engel genannt werden242.
(368)
Daß auch eine solche Verbindung des Mannes und der Frau im Innersten,
nämlich in dem der Gemüter statthabe, kommt von der Schöpfung selbst her;
der Mann nämlich wird zum Verstandeswesen geboren, so daß er aus dem
Verstand denkt, das Weib dagegen zum Willenswesen, so daß sie aus dem
Willen denkt; was sich auch an der Hinneigung oder angeborenen
Gemütsanlage eines jeden, sowie an der Gestalt herausstellt; an der Gemütsanlage,
daß nämlich der Mann nach der Vernunft, das Weib aber nach dem Gefühl handelt;
an der Gestalt, sofern der Mann eine strengere und minder schöne
Gesichtsbildung, eine rauhere Sprache und einen derberen Körper, das Weib aber
eine sanftere und schönere Gesichtsbildung, eine zartere Sprache und einen
weicheren Körper hat; ein gleicher Unterschied ist zwischen dem Verstand und
dem Willen, oder zwischen dem Gedanken und dem Gefühl; ein gleicher auch
zwischen dem Wahren und dem Guten, und ein gleicher zwischen dem Glauben und
der Liebe; denn das Wahre und der Glaube gehören dem Verstand, das Gute und die
Liebe aber dem Willen an. Daher kommt, daß im Wort unter dem Jüngling und
Mann im geistigen Sinn das Verständnis des Wahren, unter der Jungfrau und
dem Weib aber das Gefühl für das Gute verstanden wird, sowie auch, daß die
Kirche vom Gefühl für das Gute und Wahre Weib und auch Jungfrau heißt; ferner,
daß alle die, welche im Gefühl für das Gute sind, Jungfrauen genannt
werden, wie Offb.14/4243.
(369)
Beide, sowohl der Mann als das Weib, haben Verstand und Willen, allein dennoch
herrscht beim Mann der Verstand, und beim Weibe der Wille vor, und der Mensch
verhält sich gemäß dem, was vorherrscht; bei den Ehen in den Himmeln aber
ist gar kein Vorherrschen, denn der Wille des Weibes ist auch der des Mannes,
und der Verstand des Mannes ist auch der des Weibes, weil das eine
zu wollen und zu denken liebt wie das andere, somit
in Gegenseitigkeit und Erwiderung; daher denn ihre Verbindung zu einem.
Diese Verbindung ist ein wirkliches Verbundensein; denn der Wille des Weibes
dringt in den Verstand des Mannes, und der Verstand des Mannes in den
Willen des Weibes ein, und dies besonders, wenn sie einander anblicken; denn
wie oben schon öfter gesagt worden, besteht in den Himmeln eine Mitteilung
der Gedanken und Gefühle, mehr noch zwischen dem Gatten und der Gattin, weil
sie sich gegenseitig lieben. Hieraus kann erhellen, von welcher Beschaffenheit
die Verbindung der Gemüter ist, welche die Ehe macht und die eheliche Liebe
hervorbringt in den Himmeln, daß sie nämlich darin besteht, daß das eine
will, daß das seinige dem anderen gehöre, und so wechselseitig.
(370)
Es ist mir von den Engeln gesagt worden, daß inwieweit zwei Ehegatten
in solcher Verbindung stehen, insoweit sie in der ehelichen Liebe und
zugleich auch insoweit in der Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit seien,
und dies darum, weil das göttlich Wahre und das göttlich Gute, aus denen alle
Einsicht, Weisheit und Glückseligkeit [kommt], vornehmlich in die eheliche
Liebe einfließt, daß mithin die eheliche Liebe die eigentliche Grundlage des
göttlichen Einflusses ist, weil sie zugleich eine Ehe des Wahren und Guten ist;
denn wie sie eine Verbindung des Verstandes und Willens ist, so ist sie
auch eine Verbindung des Wahren und Guten, da der Verstand das göttliche
Wahre aufnimmt, auch aus den Wahrheiten sich bildet, und der Wille das
göttliche Gute aufnimmt, und auch durch das Gute sich bildet; denn was der
Mensch will, das ist ihm Gutes, und was er einsieht, das ist ihm Wahres;
daher kommt, daß es einerlei ist, ob man sagt, eine Verbindung des
Verstandes und Willens, oder ob man sagt, eine Verbindung des Wahren und
Guten. Die Verbindung des Wahren und Guten macht den Engel, und auch seine
Einsicht, Weisheit und Seligkeit; denn der Engel ist so, wie bei ihm das Gute
mit dem Wahren und das Wahre mit dem Guten verbunden ist, oder, was dasselbe
ist, der Engel ist so, wie bei ihm die Liebe mit dem Glauben und der Glaube mit
der Liebe verbunden ist.
(371)
Daß das vom Herrn ausgehende Göttliche hauptsächlich in die eheliche Liebe
einfließt, hat seinen Grund darin, daß die eheliche Liebe aus der Verbindung
des Guten und Wahren hervorgeht [descendit]; denn, wie oben gesagt worden,
ob man sagt, eine Verbindung des Verstandes und Willens, oder eine
Verbindung des Guten und Wahren ist gleichviel; die Verbindung des Guten und
Wahren hat ihren Ursprung in der göttlichen Liebe des Herrn zu allen,
die in den Himmeln und auf Erden sind; aus der göttlichen Liebe geht das göttliche
Gute hervor, und das göttliche Gute wird von den Engeln und von den Menschen
in den göttlichen Wahrheiten aufgenommen; das alleinige Aufnahmegefäß des
Guten ist das Wahre, weshalb von keinem, der nicht in den Wahrheiten ist,
etwas vom Herrn und aus dem Himmel aufgenommen werden kann; inwieweit daher die
Wahrheiten beim Menschen verbunden sind mit dem Guten, insoweit ist der Mensch
mit dem Herrn und mit dem Himmel verbunden; daher kommt nun der eigentliche
Ursprung der ehelichen Liebe, weshalb diese die eigentliche Grundlage des
göttlichen Einflusses ist. Daher rührt, daß die Verbindung des Guten und Wahren
in den Himmeln die himmlische Ehe heißt, und daß der Himmel im Wort
mit der Ehe verglichen und auch Ehe genannt wird, und daß der Herr der
Bräutigam und Mann, der Himmel mit der Kirche aber die Braut und auch das Weib
heißt244.
(372)
Das Gute und das Wahre sind, wenn beim Engel und dem Menschen verbunden, nicht
zwei, sondern eines, weil alsdann das Gute dem Wahren, und das Wahre dem
Guten angehört; mit dieser Verbindung verhält es sich, wie wenn der Mensch
denkt was er will, und will was er denkt, alsdann machen der Gedanke
und der Wille eines aus, ja ein Gemüt; denn der Gedanke bildet oder stellt
in einer Gestalt dar, was der Wille will, und der Wille macht es zur
Lust [jucundat id]; daher kommt auch, daß im Himmel zwei Ehegatten nicht
zwei, sondern ein Engel heißen. Dies ist es auch, was verstanden
wird unter den Worten des Herrn:
„Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer von Anfang sie Mann und Weib schuf und sprach: Um dessentwillen wird ein Mensch Vater und Mutter verlassen, und seinem Weib anhangen, und es werden die zwei ein Fleisch sein, weshalb sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch sind; was nun Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen; nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist“: Matth.19/4-6,11; Mark.10/6-9; 1Mo.2/24;
hier wird die himmlische Ehe beschrieben, in der die Engel sind, und zugleich die Ehe des Guten und Wahren; und darunter, daß der Mensch nicht trennen soll, was Gott verbunden hat, wird verstanden, daß das Gute nicht vom Wahren getrennt werden soll.
(373)
Hieraus kann man nun sehen, woher die wahre eheliche Liebe kommt, daß sie
nämlich zuerst gebildet wird in den Gemütern derer, die in der Ehe
sind; und daß sie hernach herabsteigt und weitergeleitet wird in den
Körper und hier gefühlt und empfunden wird als Liebe; denn alles, was
im Körper empfunden und gefühlt wird, hat seinen Ursprung aus dessen
Geistigem, weil aus dem Verstand und Willen; Verstand und Wille machen den
geistigen Menschen aus; alles, was vom geistigen Menschen in den Körper
niedersteigt, das stellt sich in diesem in anderer Gestalt dar, ist
aber gleichwohl ähnlich und übereinstimmend [unanimum], wie Seele und Leib, und
wie die Ursache und die Wirkung, wie dies erhellen kann aus dem, was
in den beiden Abschnitten von den Entsprechungen gesagt und gezeigt worden
ist.
(374)
Ich hörte einen Engel die wahrhaft eheliche Liebe und ihre himmlischen Freuden
in folgender Weise schildern: Sie sei das Göttliche des Herrn in den
Himmeln, welches das göttliche Gute und das göttliche Wahre ist, in zweien
so vereint, daß sie nicht zwei, sondern eines sind; er sagte,
zwei Gatten im Himmel seien diese Liebe, weil jeder sein Gutes und sein
Wahres ist, sowohl hinsichtlich des Gemütes, als des Leibes; denn der Leib ist
das Nachbild [effigies] des Gemütes, weil er nach Art desselben gebildet
ist; er zog daraus den Schluß, daß das Göttliche abgebildet sei
in zweien, die in wahrhaft ehelicher Liebe sind, und weil das Göttliche,
sei auch nachgebildet der Himmel, da der gesamte Himmel das vom Herrn
ausgehende göttliche Gute und göttliche Wahre ist, und daher komme, daß alles,
was zum Himmel gehört, und so viele Seligkeiten und Wonnen, daß keine Zahl
sie erreiche, dieser Liebe eingeschrieben sind; er drückte diese Zahl aus
durch ein Wort, das Myriaden von Myriaden in sich schließt;
er wunderte sich, daß der Mensch der Kirche nichts davon weiß, während
doch die Kirche der Himmel des Herrn auf Erden, und der Himmel die Ehe des Guten
und Wahren ist; er staune, sagte er, wenn er denke, daß innerhalb der
Kirche mehr Ehebrüche begangen und sogar gerechtfertigt werden, als außerhalb
derselben, während doch der Lustreiz derselben an sich im geistigen
Sinn und daher auch in der geistigen Welt nichts anderes sei, als die Lust
an dem mit dem Bösen verbunden Falschen, welche Lust eine höllische ist,
weil völlig entgegengesetzt der Lust des Himmels, welche die Lust der Liebe des
mit dem Guten verbunden Wahren ist.
(375)
Ein jeder weiß, daß zwei Ehegatten, die sich lieben, innerlich vereinigt sind,
und daß das Wesentliche der Ehe die Vereinigung der Seelen oder Gemüter ist,
woraus er auch wissen kann, daß je wie die Seelen oder Gemüter
in sich sind, so auch die Vereinigung und so auch ihre Liebe
zueinander beschaffen ist; das Gemüt bildet sich einzig aus Wahrem und Gutem;
denn alles, was im Weltall ist, bezieht sich auf das Gute und Wahre und
auch auf ihre Vereinigung zurück, weshalb die Vereinigung der Gemüter ganz
so ist wie die Wahrheiten und das Gute, aus denen sie gebildet sind, daß
also die Vereinigung der Gemüter, die aus dem echten Wahren und Guten gebildet
sind, die vollkommenste ist. Man muß wissen, daß nichts sich gegenseitig mehr
liebt als das Wahre und Gute, weshalb aus dieser Liebe die wahrhaft eheliche
Liebe niedersteigt245; zwar lieben sich auch das Falsche und das Böse, allein diese Liebe
verwandelt sich nachher in eine Hölle.
(376)
Aus dem, was nun vom Ursprung der ehelichen Liebe gesagt worden ist, läßt sich
schließen, wer in der ehelichen Liebe ist, und wer nicht in ihr: daß
nämlich in der ehelichen Liebe diejenigen sind, die aus den göttlichen
Wahrheiten im göttlichen Guten sind, und daß die eheliche Liebe insoweit
echter Art ist, als die Wahrheiten, die mit dem Guten verbunden werden, mehr
echter Art sind, und weil alles Gute, das mit den Wahrheiten verbunden wird,
vom Herrn ist, so folgt, daß niemand in der wahrhaft ehelichen Liebe
sein kann, sofern er nicht den Herrn und Sein Göttliches anerkennt, denn
ohne diese Anerkennung kann der Herr keinen Einfluß haben, noch mit den
Wahrheiten, die beim Menschen sind, verbunden werden.
(377)
Hieraus erhellt, daß in der ehelichen Liebe diejenigen nicht sind, die
sich im Falschen befinden, und ganz und gar nicht die, so im Falschen
aus dem Bösen sind; bei denjenigen, die im Bösen und aus diesem
im Falschen sind, ist auch das Inwendige, das Gebiet des Gemütes,
verschlossen, weshalb es in diesem keinerlei Ursprung der ehelichen Liebe
geben kann, sondern unterhalb desselben in dem von inneren getrennten
äußeren oder natürlichen Menschen findet eine Verbindung des Falschen und Bösen
statt, die eine höllische Ehe heißt; sie reden miteinander, und verbinden sich
auch aus Lüsternheit, inwendig aber brennen sie von tödlichem Haß
widereinander, der so groß ist, daß er nicht beschrieben werden kann.
(378)
Es gibt auch keine eheliche Liebe zwischen zweien, die von verschiedener
Religion sind, weil das Wahre des einen nicht mit dem Guten des anderen
zusammenstimmt, zwei ungleiche und mißhellige [Ansichten] aber nicht aus zweien
ein Gemüt machen können, weshalb der Ursprung ihrer Liebe gar nichts vom
Geistigen an sich hat; leben sie auch zusammen und vertragen sich,
so geschieht es bloß aus natürlichen Ursachen246. Aus diesem Grund werden im Himmel die Ehen mit solchen
geschlossen, die in derselben Gesellschaft sind, weil sie in gleichem
Guten und Wahren sind, nicht aber mit solchen, die außerhalb der Gesellschaft
sind; daß alle, die in derselben Gesellschaft sind, in gleichem Guten
und Wahren stehen, und sich von denen, die außerhalb derselben sind,
unterscheiden, sehe man Nr. 41f; dies wurde auch beim israelitischen Volk
dadurch vorgebildet, daß Ehen innerhalb der Stämme, und insbesondere innerhalb
der Familien und nicht außerhalb derselben eingegangen wurden.
(379)
Wahrhaft eheliche Liebe ist auch nicht möglich zwischen einem Mann und
mehreren Frauen; denn dies Verhältnis zerstört ihren geistigen Ursprung, der
darin besteht, daß aus zweien ein Gemüt gebildet wird, mithin zerstört
es die inwendige Verbindung, nämlich die des Guten und Wahren, die
diejenige ist, aus der das eigentliche Wesen dieser Liebe stammt; die Ehe mit
mehr als einer ist wie ein in mehrere Willen geteilter Verstand,
und wie ein Mensch, der nicht einer, sondern mehreren Kirchen zugetan
ist, wo dann sein Glaube so zerrissen wird, daß er zuletzt
keiner mehr ist. Die Engel sagen, mehrere Weiber nehmen sei ganz und gar gegen
die göttliche Ordnung; und sie hätten sich hiervon durch mehrere Gründe, und
dann auch dadurch überzeugt, daß sie, sobald sie nur an die Ehe mit
mehreren dächten, alsbald der inneren Seligkeit und himmlischen Wonne
entfremdet, und alsdann wie betrunken würden, weil bei ihnen das Gute von
seinem Wahren abgetrennt werde; und weil das Inwendige, das Gebiet ihres
Gemüts, schon beim bloßen Gedanken daran, verbunden mit einiger Hinneigung
dazu, in solchen Zustand komme, so erkennen sie deutlich, daß die Ehe
mit mehr als einer ihr Inneres verschließe und mache, daß statt der ehelichen
Liebe die Liebe der rohen Lust [lasciviae] sich einschleicht, welche Liebe vom
Himmel abführe247. Sie sagen ferner, der Mensch begreife dies nur schwer, weil
es nur wenige gebe, die in der wahrhaft ehelichen Liebe sind, und
die, welche nicht in ihr sind, ganz und gar nichts wissen von der
inwendigen Lust, die in dieser Liebe ist, sondern bloß von der Lust der
Zügellosigkeit [lasciviae], welche Lust nach kurzer Beiwohnung sich
in Unlust verkehre, wogegen die Lust [jucundum] der wahrhaft ehelichen
Liebe nicht bloß bis ins späte Alter in der Welt fortdaure, sondern auch
zur Himmelslust nach dem Tode werde, und dann mit inwendiger Wonne sich
erfülle, die in Ewigkeit fort sich vervollkommne. Sie sagten auch,
es können der Seligkeiten der wahrhaft ehelichen Liebe viele Tausende
aufgezählt werden, von denen dem Menschen auch nicht eine bekannt sei, noch mit
dem Verstand von jemand erfaßt werden können, der nicht in der Ehe des
Guten und Wahren vom Herrn ist.
(380)
Die Sucht eines Ehegatten, den anderen zu beherrschen, hebt die eheliche
Liebe und ihre himmlische Wonne völlig auf, denn, wie oben gesagt worden, die
eheliche Liebe und ihre Wonne besteht darin, daß des einen Wille der des
anderen ist, und dies gegenseitig und in Erwiderung; diese nun wird durch
die Herrschsucht in der Ehe zerstört, denn der Herrschende will, daß sein
Wille allein im anderen gelte, und umgekehrt der des anderen in ihm
keine Geltung habe, somit keine Gegenseitigkeit da sei und folglich auch
keine Mitteilung irgendeiner Liebe und ihrer Lust am anderen, und
umgekehrt; während doch die Mitteilung und die aus ihr hervorgehende Verbindung
die eigentliche inwendige Wonne, die Seligkeit heißt, in der Ehe ist; die
Liebe zum Herrschen löscht diese Seligkeit und mit ihr alles Himmlische und
Geistige dieser Liebe gänzlich aus, so sehr, daß man gar nicht weiß, daß
es so etwas gibt, und man es, wenn es genannt würde, für
so geringfügig hielte, daß man schon bei der bloßen Erwähnung dieser
Seligkeit auflachen oder sich erzürnen würde. Wenn der eine dasselbe will oder
liebt, was der andere, so stehen beide in der Freiheit; denn alle
Freiheit gehört der Liebe an, wo hingegen Herrschaft ist, da hat
keiner Freiheit; der eine ist Sklave, auch der Herrschende ist es, weil
er von der Herrschbegierde als Sklave geführt wird; allein dies begreift
ganz und gar nicht, wer nicht weiß, was die Freiheit der himmlischen Liebe ist;
dennoch aber kann man aus dem, was oben vom Ursprung und Wesen der ehelichen
Liebe gesagt worden ist, wissen, daß inwieweit das Herrschen eintritt, insoweit
die Gemüter nicht verbunden, sondern geteilt werden; die Herrschaft unterjocht,
und das unterjochte Gemüt hat entweder keinen Willen, oder es hat einen
entgegengesetzten Willen; hat es keinen Willen, so hat es auch
keine Liebe; hat es einen entgegengesetzten Willen, so ist Haß statt
der Liebe da. Das Inwendige derer, die in solcher Ehe leben, steht
in gegenseitigem Zusammenstoß und Kampf, wie dies bei zwei einander
widerstreitenden [Kräften] der Fall ist, wie sehr auch das Auswendige
zurückgehalten und beschwichtigt wird um der Ruhe willen; der Zusammenstoß
und Kampf ihres Inwendigen offenbart sich nach ihrem Tod; sie kommen meistens
zusammen und kämpfen dann miteinander wie Feinde und zerfleischen sich
gegenseitig; denn sie handeln alsdann gemäß dem Zustand ihres Inwendigen; ihre
Kämpfe und Zerfleischungen sind mir einige Male zu sehen gegeben worden,
und bei einigen waren sie voll Rachsucht und Wut; denn im anderen Leben
wird das Inwendige eines jeden in Freiheit gesetzt und nicht mehr aus
Rücksichten, wie sie in der Welt vorliegen, durch Äußeres im Zaum
gehalten, weil alsdann jeder so ist, wie er inwendige beschaffen ist.
(381)
Es gibt bei einigen etwas der ehelichen Liebe Ähnlichscheinendes, ist aber
gleichwohl nicht eheliche Liebe, wenn sie nicht in der Liebe zum Guten und
Wahren sind; es ist etwas, das den Schein der ehelichen Liebe annimmt aus
mehreren Ursachen, als: um zu Hause bedient zu werden, um in
Sicherheit oder in Ruhe oder in Gemächlichkeit leben zu können,
oder um in kranken Tagen und im Alter Pflege zu haben, oder aus
Sorge für ihre Kinder, die sie lieben; einige tun sich Zwang an aus Furcht
vor dem Gatten, für ihren Ruf, vor üblen Folgen; einige bringt die Sinnlichkeit
dazu. Die eheliche Liebe ist auch verschieden bei den Gatten: bei dem einen
kann sich mehr oder weniger von ihr finden, bei dem anderen wenig oder gar
keine; und weil sie verschieden ist, kann der eine den Himmel, der andere die
Hölle haben.
382a. Die echte eheliche Liebe ist im innersten Himmel, weil die Engel daselbst in der Ehe des Guten und Wahren sind und auch in der Unschuld; die Engel der unteren Himmel sind auch in der ehelichen Liebe, jedoch in dem Maß, als sie in der Unschuld sind; denn die eheliche Liebe ist an sich betrachtet der Zustand der Unschuld, weshalb zwischen Gatten, die sich in der ehelichen Liebe befinden, himmlische Wonnen sind; vor ihren Seelen bewegen sich beinahe die gleichen Spiele der Kindlichkeit wie zwischen Kindern; denn alles erfreut ihre Gemüter, weil der Himmel mit seiner Freude in die Einzelheiten ihres Lebens einfließt, weshalb im Himmel die eheliche Liebe durch die schönsten Dinge vorgebildet wird; ich sah sie vorgebildet durch eine Jungfrau von unaussprechlicher Schönheit, umgeben mit einer glänzend weißen Wolke; es wurde gesagt, von der ehelichen Liebe hätten die Engel all ihre Schönheit; die aus ihr kommenden Gefühle und Gedanken werden vorgebildet durch Lüfte, die in Diamantenglanz schimmern und wie von Pyropen und Rubinen funkeln, und dies mit Wonnen, die das Inwendige der Gemüter ergreifen. Mit einem Wort, in der ehelichen Liebe stellt sich der Himmel dar, weil der Himmel bei den Engeln die Verbindung des Guten und Wahren ist und diese Verbindung die eheliche Liebe hervorbringt.
382b. Die Ehen in den Himmeln unterscheiden sich von den Ehen auf Erden darin, daß die Ehen auf Erden noch weiter der Erzeugung der Nachkommenschaft wegen da sind, nicht aber die in den Himmeln; statt jener Erzeugung ist in den Himmeln die Erzeugung des Guten und Wahren; diese Erzeugung tritt darum an die Stelle von jener, weil, wie oben gezeigt worden, ihre Ehe die Ehe des Guten und Wahren ist, und in dieser Ehe das Gute und Wahre und deren Vereinigung über alles geliebt wird; weshalb es diese sind, die durch die Ehen in den Himmeln fortgepflanzt werden; daher kommt, daß durch die Geburten und Zeugungen im Wort geistige Geburten und Zeugungen, welche die des Guten und Wahren sind, bezeichnet werden, durch die Mutter und den Vater das mit dem Guten verbundenen Wahre, welches erzeugt, durch die Söhne und Töchter die Wahrheiten und das Gute, die erzeugt werden, und durch die Schwiegersöhne und Schwiegertöchter deren Verbindungen und so weiter248. Hieraus erhellt, daß die Ehen in den Himmeln nicht sind wie die Ehen auf Erden; in den Himmeln sind sie geistige Vermählungen, die nicht Heiraten zu nennen sind, sondern Verbindungen der Gemüter infolge der Ehe des Guten und Wahren, auf Erden aber sind sie Heiraten, weil sie nicht nur den Geist, sondern auch das Fleisch angehen; und weil sie in den Himmel nicht Heiraten sind, so werden die zwei Gatten daselbst nicht Mann und Frau [maritus et uxor] genannt, sondern es wird infolge der engelischen Idee der Verbindung zweier Gemüter in eines der Gatte des anderen mit einem Wort benannt, das dessen Gegenseitiges in Rückwirkung [suum mutuum vicissim] ausdrückt. Hieraus kann man ersehen, wie die Worte des Herrn über die Heiraten, Luk. 20/35,36, zu verstehen sind.
(383)
Wie die Ehen im Himmel geschlossen werden, ist [mir] auch zu sehen
gegeben worden; allenthalben im Himmel werden Ähnliche einander
beigesellt, Unähnliche aber voneinander getrennt, daher jede Gesellschaft des
Himmels aus Ähnlichen besteht; Ähnliche werden mit Ähnlichen zusammengeführt,
nicht aus ihnen selbst, sondern aus dem Herrn (man sehe Nr. 41, 43, 44f),
in gleicher Weise die Gatten249, [solche nämlich,] deren Gemüter in eines verbunden werden
können, weshalb sie schon beim ersten Anblick einander innigst lieben und sich
als Gatten ansehen und eine Ehe eingehen; daher kommt, daß alle Ehen des
Himmels allein vom Herrn kommen; sie feiern auch ein Fest, das in Beisein
vieler statthat; die Festlichkeiten sind in den Gesellschaften
verschieden.
(384)
Weil die Ehen auf Erden die Pflanzschulen des menschlichen Geschlechts und auch
der Engel des Himmels sind, (denn wie oben in seinem Abschnitt gezeigt
worden ist, ist der Himmel aus dem menschlichen Geschlecht,) dann auch, weil
sie aus geistigem Ursprung, nämlich aus der Ehe des Guten und Wahren sind, und
das Göttliche des Herrn vornehmlich in diese Liebe einfließt: so sind
sie in den Augen der Engel des Himmels höchst heilig; und umgekehrt werden
die Ehebrüche, weil sie der ehelichen Liebe entgegengesetzt sind, von ihnen als
gottlos [profana] angesehen; denn wie die Engel in den Ehen die Ehe des
Guten und Wahren, welche der Himmel ist, erblicken, so erblicken sie
in den Ehebrüchen die Ehe des Falschen und Bösen, welche die Hölle ist,
weshalb sie denn auch, sobald sie den Ehebruch nur nennen hören, sich
wegwenden, worin auch die Ursache liegt, daß dem Menschen, wenn er den
Ehebruch mit Lust begeht, der Himmel verschlossen wird, nach dessen
Verschließung er das Göttliche nicht mehr anerkennt, noch etwas vom
Glauben der Kirche250. Daß alle, die sich in der Hölle befinden, wider die eheliche
Liebe sind, ward [mir] durch die Wallung [sphaera] zu empfinden gegeben,
die von da ausdünstete und wie ein fortwährendes Streben war, die Ehen
zu zerreißen und zu verletzen; daraus erhellt, daß die in der
Hölle herrschende Lust die Lust des Ehebruches ist, und daß die Lust des
Ehebruches auch die Lust ist, die Verbindung des Guten und Wahren zu zerstören,
welche Verbindung den Himmel ausmacht, woraus folgt, daß die Lust des
Ehebruches eine höllische Lust ist, völlig entgegengesetzt der Lust der Ehe,
die eine himmlische Lust ist.
(385)
Es waren gewisse Geister, die infolge einer im Leben angenommenen
Gewohnheit mich mit besonderer Gewandtheit anfochten, und zwar mittelst eines
ganz gelinden, gleichsam wellenförmig sich fortbewegenden Einfließens, wie
es von gutgesinnten Geistern zu kommen pflegt; [ich] ward jedoch
inne, daß Arglist und dergleichen in ihnen steckte, [mich] zu fangen
und zu hintergehen; endlich sprach ich mit einem von ihnen, der, wie mir
gesagt ward, als er noch in der Welt lebte, Heerführer gewesen war;
und weil ich wahrnahm, daß in seinen Denkbildern etwas Unzüchtiges
[lascivum] war, sprach ich mit ihm über die Ehe in geistiger, mit
Vorbildlichem verbundener Rede, welche die Gedanken vollständig und
in einem Augeblick mehrere ausdrückt; er sagte, er habe bei
Leibesleben die Ehebrüche wie nichts geachtet; allein es wurde [mir]
gegeben, ihm zu sagen, die Ehebrüche seien Verruchtheiten, obgleich sie
Leuten solcher Art infolge der Lust, die sie begierig einsogen, und der aus
dieser kommenden Selbstberedung nicht als solche, ja wohl gar als erlaubt
erscheinen, was er auch schon daraus wissen könne, daß ja die Ehen
die Pflanzschulen des menschlichen Geschlechtes und somit auch die
Pflanzschulen des himmlischen Reiches seien, und darum in keiner Weise
verletzt, sondern heilig gehalten werden sollen; dann auch daraus, daß er, da er
im anderen Leben und im Zustand des Bewußtseins [perceptionis] sei,
wissen müsse, daß die eheliche Liebe vom Herrn durch den Himmel
herniedersteigt, und daß von dieser Liebe, als der Erzeugerin, die gegenseitige
Liebe herstammt, welche die Grundfeste des Himmels ist; sowie daraus, daß die
Ehebrecher, sobald sie sich den himmlischen Gesellschaften nähern, ihren
eigenen Gestank riechen und sich infolgedessen gegen die Hölle hinabstürzen;
zum wenigsten hätte er wissen können, daß die Verletzung der Ehen wider
die göttlichen Gesetze und wider die bürgerlichen Gesetze aller Reiche, und
dann auch, weil sowohl gegen göttliche als menschliche Ordnung, wider das echte
Vernunftlicht ist, und dergleichen mehr; er erwiderte aber, dergleichen
habe er bei Leibesleben nicht bedacht; er wollte vernünfteln,
ob es so sei; allein es ward ihm bemerkt, die Wahrheit lasse
keine Vernünfteleien zu, denn diese nehmen die Lustreize, somit das Böse und
Falsche in Schutz, und er müsse erst über das, was gesagt worden,
nachdenken, weil es Wahrheit sei; oder auch aus dem in der Welt
allbekannten Grundsatz, daß niemand dem anderen tun soll, was er nicht
will, daß der andere ihm tue; und wenn demnach jemand seine Gattin, die
er geliebt hatte (was zu Anfang jeder Ehe geschieht), in solcher
Weise weggefangen, und er dann im Zustand der Entrüstung darüber sich
befunden, und in diesem Zustand sich ausgesprochen hätte, ob dann
nicht auch er die Ehebrüche verabscheut, und sofort, bei seinem guten
Kopf, sich mehr als andere wider dieselben bestärkt, ja sie zur Hölle
verdammt haben würde.
(386)
Es ward mir gezeigt, wie die Freuden der ehelichen Liebe zum Himmel
fortschreiten, und die Lustreize des Ehebruchs zur Hölle; die Fortbewegung der
Freuden der ehelichen Liebe gegen den Himmel ging in immer mehr Seligkeiten
und Wonnen bis zu zahllosen und unaussprechlichen hinein, und
je tiefer [sie eindrang], in desto zahllosere und unaussprechlichere,
bis zu den eigentlichen des innersten Himmels oder des Himmels der
Unschuld, und zwar dies in der höchsten Freiheit; denn alle Freiheit
stammt aus der Liebe, somit die höchste Freiheit aus der ehelichen Liebe,
welche die himmlische Liebe selbst ist. Die Fortbewegung des Ehebruchs aber
ging gegen die Hölle, und zwar stufenweise bis zur untersten, wo nichts
als Schreckliches und Schauderhaftes ist; ein solches Los erwartet die
Ehebrecher nach ihrem Leben in der Welt. Unter Ehebrechern werden
diejenigen verstanden, die Lust in den Ehebrüchen und Unlust in den
Ehen empfinden.
(44)
VON DEN VERRICHTUNGEN
DER ENGEL IM HIMMEL
(387)
Die Verrichtungen in den Himmeln können nicht aufgezählt, noch
im besonderen beschrieben, sondern es kann bloß im allgemeinen
etwas darüber gesagt werden; denn sie sind unzählig, und auch je nach den
Obliegenheiten der Gesellschaften verschieden; denn wie die Gesellschaften
abgeteilt sind, je nach ihrem Guten (man sehe Nr. 41), so sind
sie es auch nach den Nutzleistungen, weil das Gute bei allen in den
Himmeln Gutes in Handlung, und dieses Nutzleistung ist. Jeder schafft dort
Nutzen, denn das Reich des Herrn ist ein Reich der Nutzwirkungen251.
(388)
Es gibt in den Himmeln, wie auf Erden, vielerlei Verwaltungen; denn
es gibt kirchliche, es gibt bürgerliche und es gibt häusliche
Angelegenheiten; daß es kirchliche Angelegenheiten gibt, erhellt aus dem,
was Nr. 221-227 vom Gottesdienst gesagt und gezeigt worden ist; daß
es bürgerliche gibt, aus dem, was von den Regierungen im Himmel,
Nr. 213-220; und daß es häusliche gibt, aus dem, was von den
Wohnungen und Heimstätten der Engel, Nr. 183-190, und von den Ehen
im Himmel, Nr. 366-386 [gesagt und gezeigt worden ist]; hieraus
erhellt, daß es der Verrichtungen und Verwaltungen innerhalb jeder
himmlischen Gesellschaft mancherlei gibt.
(389)
Alles in den Himmeln ist der göttlichen Ordnung gemäß eingerichtet, welche
allenthalben überwacht wird durch die Verwaltungen von seiten der Engel, von
den Weiseren die Dinge, die das allgemeine Beste und den gemeinen Nutzen, von
den minder Weisen diejenigen, die das Wohl eines engeren Kreises betreffen, und
so weiter herab; diese [Dinge] sind einander untergeordnet, ganz
so wie in der göttlichen Ordnung die Nutzwirkungen einander
untergeordnet sind; daher ist mit jeder Dienstverrichtung auch Würde
je nach der Würde der Nutzleistung verknüpft; gleichwohl jedoch eignet der
Engel nicht sich die Würde zu, sondern gibt sie ganz der Nutzwirkung; und weil
die Nutzwirkung das Gute ist, das er leistet, und alles Gute vom Herrn
kommt, so gibt er sie ganz dem Herrn; wer daher an Ehre für sich
und dann erst an die für die Nutzwirkung, nicht aber zuerst an die
für die Nutzwirkung und von da aus an die für sich denkt, der kann
im Himmel gar kein Amt verwalten, weil er den Blick rückwärts vom
Herrn zuerst auf sich und dann erst auf die Nutzleistung richtet; wenn die
Nutzleistung genannt wird, so wird auch der Herr verstanden, weil, wie
schon oben gesagt worden, die Nutzleistung das Gute ist, und das Gute vom Herrn
kommt.
(390)
Hieraus kann man nun schließen, welcherlei die Unterordnungen in den
Himmeln sind, daß nämlich jeder in dem Maß, als er die Nutzleistung
liebt, achtet und ehrt, so auch die Person, an die jene Nutzleistung
geknüpft ist, liebt, achtet und ehrt; und dann auch, daß die Person insoweit
geliebt, geachtet und geehrt wird, als sie die Nutzleistung nicht sich, sondern
dem Herrn zuschreibt; denn insoweit ist sie weise, und insoweit leistet sie die
Nutzwirkungen, die sie hervorbringt, aus dem Guten; die geistige Liebe, Achtung
und Ehre ist nichts anders als die Liebe, Achtung und Ehre der Nutzleistung
in der Person und die Ehre der Person von der Nutzleistung her und nicht
die der Nutzleistung von der Person her: wer die Menschen aus dem geistig
Wahren würdigt, der würdigt sie auch nicht anders; denn er sieht, daß ein
Mensch dem anderen gleich ist, er mag nun in hoher Würde oder
in niedriger stehen, und daß der Unterschied nur in der Weisheit
liegt, und die Weisheit ist, die Nutzstiftung lieben, sowie das Beste des
Mitbürgers, der Gesellschaft, des Vaterlandes und der Kirche. Hierin besteht
auch die Liebe zum Herrn, weil vom Herrn alles Gute kommt, das Gutes der
Nutzleistung ist; und auch die Liebe zum Nächsten, weil der Nächste das Gute
ist, das man im Mitbürger, in der Gesellschaft, im Vaterland und
in der Kirche lieben und diesen erweisen soll252.
(391)
Alle Gesellschaften in den Himmeln sind nach den Nutzleistungen abgeteilt,
weil sie, wie Nr. 41f gesagt worden, nach dem Guten abgeteilt sind, und
das Gute werktätiges Gute oder Gutes der Liebtätigkeit, dieses aber
Nutzleistung ist; es gibt Gesellschaften, deren Verrichtungen in der
Pflege der Kinder bestehet; es gibt andere Gesellschaften, deren
Verrichtungen sind dieselben, wenn sie heranwachsen, zu unterrichten und
zu erziehen; es gibt andere, die Knaben und Mädchen, die infolge
ihrer Erziehung in der Welt guter Art sind und daher in den Himmel kommen,
in gleicher Weise unterrichten und erziehen; es gibt andere, welche
die einfältig Guten aus der Christenheit lehren und sie auf den Weg zum Himmel
leiten; es gibt andere, die in gleicher Art die mancherlei
Heidenvölker [unterweisen]; es gibt andere, welche die Geisterneulinge,
diejenigen nämlich, die frisch von der Welt herkommen, vor den Anfechtungen von
seiten böser Geister beschützen; es gibt auch solche, die denen, die sich
in der unteren Erde befinden, beistehen; und auch solche, die bei den in den
Höllen Befindlichen sind und sie im Zaum halten, damit sie nicht über die
vorgeschriebenen Grenzen hinaus einander peinigen; auch gibt es solche,
die denen beistehen, die von den Toten auferweckt werden. Überhaupt werden
Engel von jeder Gesellschaft zu den Menschen gesandt, sie zu behüten
und sie von bösen Neigungen und den aus diesen kommenden Gedanken abzulenken,
um ihnen, soviel sie deren mit Freiheit annehmen, gute Neigungen
einzuflößen, durch die sie dann auch der Menschen Taten oder Werke in der Art
leiten, daß sie, soweit es möglich ist, die bösen Absichten entfernen; die
Engel wohnen, wenn sie bei den Menschen sind, gleichsam in deren Neigungen
und insoweit in der Nähe des Menschen, als er im Guten aus den
Wahrheiten ist, entfernter aber, inwieweit sein Leben davon entfernt ist253. Allein alle diese Verrichtungen der Engel sind Verrichtungen des
Herrn durch die Engel; denn die Engel unterziehen sich denselben nicht aus
sich, sondern aus dem Herrn; daher kommt, daß unter den Engeln im Wort
in dessen inneren Sinn nicht Engel, sondern etwas vom Herrn verstanden
wird; und daher kommt auch, daß die Engel im Wort Götter genannt werden254.
(392)
Diese Verrichtungen der Engel sind ihre gemeinsamen Verrichtungen; allein jeder
hat noch ein ihm besonders zugeteiltes Gebiet; denn jede gemeinsame
Nutzleistung setzt sich zusammen aus unzähligen, welche vermittelnde, helfende
und dienende Nutzleistungen heißen; alle und jede sind der göttlichen Ordnung
gemäß einander bei- und untergeordnet, und zusammengenommen machen sie aus und
vollenden den allgemeinen Nutzen, der das gemeine Beste ist.
(393)
In kirchlichen [Ämtern] stehen im Himmel die, welche das Wort geliebt und
mit Sehnsucht nach den Wahrheiten in ihm geforscht hatten, nicht der Ehre
oder des Gewinnes wegen, sondern zum Nutzen sowohl ihres eigenen Lebens, als
des Lebens anderer; diese sind nach Maßgabe ihrer Liebe und ihres Verlangens
zu nützen daselbst in Erleuchtung und im Licht der Weisheit,
in das sie auch durch das in den Himmeln befindliche Wort kommen, welches
nicht, wie in der Welt, natürlich, sondern geistig ist (man sehe
Nr. 259); diese verwalten das Predigtamt, und zwar sind dort, gemäß der
göttlichen Ordnung, diejenigen höher gestellt, die in der aus der
Erleuchtung kommenden Weisheit über andere hervorragen. In bürgerlichen
[Ämtern] stehen die, welche in der Welt das Vaterland und dessen gemeines
Wohl mehr als ihr eigenes geliebt und das Gerechte und Rechte aus Liebe zum
Gerechten und Rechten getan hatten; inwieweit diese aus dem Verlangen der Liebe
die Gesetze des Gerechten durchforscht und dadurch Einsicht erlangt hatten,
insoweit sind sie auch befähigt, Ämter im Himmel zu verwalten, die
sie auch wirklich verwalten in derjenigen Stellung oder Stufe, in der
ihre Einsicht steht, welche alsdann auch gleichen Schritt hält mit der Liebe,
Nutzen zu schaffen für das gemeine Beste. Überdies gibt es im Himmel
so viele Ämter [officia] und so viele Verwaltungen
[administrationes], und auch so viele Geschäfte [operas], daß sie der
Menge wegen nicht aufgezählt werden können; in der Welt gibt es im
Vergleich damit nur wenige: alle, so viele ihrer sind, sind in der
Lust zu ihrem Werk und ihrer Arbeit aus der Liebe Nutzen zu schaffen
und niemand aus Selbst- oder Gewinnsucht; auch hat keiner Liebe zum Gewinn
um des Lebensunterhaltes willen, weil alle Bedürfnisse des Lebens ihnen
umsonst gegeben werden, sie wohnen umsonst, sie werden umsonst gekleidet, sie
essen umsonst; woraus erhellt, daß die, welche sich und die Welt mehr als die
Nutzleistungen geliebt hatten, im Himmel keine Stelle finden; denn seine
Liebe oder Neigung bleibt jedem nach dem Leben in der Welt und wird
in Ewigkeit nicht ausgerottet (man sehe Nr. 363).
(394)
Jeder ist im Himmel in seinem Werk gemäß der Entsprechung, und die
Entsprechung findet nicht statt mit dem Werk, sondern mit dem Nutzen jeglichen
Werkes (man sehe Nr. 112); und zwischen allem besteht Entsprechung,
Nr. 106; wer im Himmel in einer Verrichtung oder Wirksamkeit
ist, die seiner Brauchbarkeit entspricht, der ist ganz in dem gleichen
Lebenszustand, in dem er in der Welt war; denn das Geistige und
Natürliche gehen auf eines hinaus [unum agunt] mittelst der Entsprechungen mit
dem Unterschied jedoch, daß er mehr in inwendiger Lust ist, weil
in geistigem Leben, welches Leben inwendiger und daher empfänglicher für
himmlische Seligkeit ist.
(45)
VON DER HIMMLISCHEN
FREUDE UND GLÜCKSELIGKEIT
(395)
Was der Himmel und was die himmlische Freude sei, weiß heutzutage kaum jemand;
diejenigen, die über jenen und über diese dachten, machten sich eine
so gemeine und so grobe Vorstellung davon, daß es kaum noch eine
zu nennen war; von den Geistern, die von der Welt her ins andere Leben
kommen, konnte ich am besten erfahren, welchen Begriff sie vom Himmel und
von der himmlischen Freude hatten; denn sich selbst überlassen, als ob sie
noch in der Welt wären, denken sie ebenso. Der Grund, warum man nicht
weiß, was die himmlische Freude ist, liegt darin, daß die, welche darüber
dachten, nach den äußeren Freuden, welche die des natürlichen Menschen sind, urteilten,
und nicht wußten, was der innere oder geistige Mensch, somit auch nicht, was
dessen Lust und Seligkeit ist; wäre daher auch von denen, die sich in der
geistigen oder inneren Lust befanden, [ihnen] gesagt worden, was und welcherlei
die himmlische Freude ist, so hätten sie es doch nicht begreifen
können; denn es wäre nicht in eine ihnen bekannte Vorstellung, somit
nicht in ihre Auffassung gefallen, und daher unter denjenigen Dingen
gewesen, die der natürliche Mensch verworfen hätte. Indessen kann jeder wissen,
daß der Mensch, wenn er den äußeren oder natürlichen Menschen verläßt,
in den inneren oder geistigen kommt; woraus er auch wissen kann, daß
die himmlische Lust eine innere und geistige, nicht aber eine äußere oder
natürliche ist, und daß sie, weil sie eine innere und geistige ist, auch eine
reinere und höhere sein, und das Inwendige des Menschen, das Gebiet seiner
Seele oder seines Geistes, ansprechen muß. Jeder kann schon hieraus den Schluß
ziehen, daß seine Lust von der Art sein werde, wie die Lust seines Geistes
gewesen war, und daß die Lust des Körpers, welche die Fleischeslust heißt,
im Vergleich damit nicht himmlisch ist; auch bleibt ja, was im Geist
des Menschen ist, wenn er den Körper verläßt, nach dem Tode zurück; denn
alsdann lebt er als Geistmensch.
(396)
Alle Lustreize quellen aus einer Liebe hervor; denn was der Mensch liebt, das
fühlt er als Lust; nicht anderswoher hat jemand Lust; daraus folgt, daß
wie die Liebe, so die Lust ist; die Lustreize des Körpers oder Fleisches
fließen alle aus der Selbst- und Weltliebe; daher stammen auch die Begierden
und deren Vergnügungen; die Lustreize der Seele oder des Geistes aber fließen
alle aus der Liebe zum Herrn und aus der Nächstenliebe, und daher stammen auch
die Neigungen zum Guten und Wahren und die Zustände innerer Freudigkeit; diese
[beiden] Arten der Liebe fließen vom Herrn und aus dem Himmel auf einem inneren
Weg ein, nämlich von oben herab, und regen das Inwendige an; jene [beiden]
Triebe aber mit ihren Lustreizen fließen aus dem Fleisch und aus der Welt ein
auf einem äußeren Weg, nämlich von unten her, und regen das Auswendige an.
Inwieweit nun jene beiderlei Liebe des Himmels aufgenommen wird und anregt,
insoweit wird das Inwendige aufgeschlossen, welches das der Seele oder des
Geistes ist und von der Welt ab zum Himmel aufsieht; inwieweit aber jene
beiderlei Liebe der Welt aufgenommen wird und anregt, insoweit wird das
Äußerliche aufgeschlossen, welches das des Körpers oder Fleisches ist und vom
Himmel ab auf die Welt blickt; je wie die eine oder die andere Liebe
einfließt und aufgenommen wird, so fließen zugleich auch ihre Lustreize
[jucunda] ein, ins Inwendige die Lustreize des Himmels, ins Auswendige die
Lustreize der Welt, weil, wie gesagt, jede Lust einer Liebe angehört.
(397)
Der Himmel ist an sich so beschaffen, daß er voller Lustreize
ist, so sehr, daß er an sich betrachtet nichts als Seligkeit und Lust
ist, weil das aus der göttlichen Liebe des Herrn hervorgehende göttliche Gute
bei jedem daselbst den Himmel macht im allgemeinen und im besonderen,
die göttliche Liebe aber ist wollen, daß alle das Heil und alle die Seligkeit
vom Innersten heraus und vollständig haben; daher kommt, daß es eines ist,
ob man sagt Himmel oder himmlische Freude.
(398)
Die Lustreize des Himmels sind unaussprechlich und auch unzählig, allein von
diesen unzähligen kann nicht einen einzigen wissen, noch glauben, wer bloß
in der Lust des Körpers oder Fleisches ist, weil, wie oben gesagt worden,
sein Inwendiges vom Himmel nach der Welt, also rückwärts blickt; denn wer ganz
und gar in der Körper- oder Fleischeslust, oder, was dasselbe ist
in der Selbst- und Weltliebe ist, der empfindet an nichts anderem
Lust, als an Ehre, Gewinn und den Vergnügungen des Körpers und der Sinne,
die dann die inwendigen Lustreize, nämlich die des Himmels, so ganz
auslöschen und ersticken, daß man nicht mehr an deren Dasein glaubt;
weshalb [ein solcher] sich sehr wundern würde, wenn man sagte, es gebe
noch Lustreize nach Entfernung der Lustreize der Ehre und des Gewinnes, und noch
mehr, wenn man sagte, die Lustreize des Himmels, die an deren Stelle
treten, seien zahllos und von der Art, daß die Lustreize des Körpers und des
Fleisches, die besonders die der Ehre und des Gewinnes sind, mit ihnen gar
nicht verglichen werden können; hieraus erhellt, worin die Ursache liegt, daß
man nicht weiß, was die himmlische Freude ist.
(399)
Wie groß die Lust des Himmels ist, kann schon daraus erhellen, daß
es allen in ihm eine Lust ist, ihre Wonnen und Seligkeiten dem
anderen mitzuteilen, und da in den Himmeln alle so sind, so ist
offenbar, wie überschwänglich groß die Lust des Himmels sein muß; denn wie
Nr. 268 gezeigt worden, findet in den Himmeln eine Mitteilung aller
an jeden einzelnen und jedes einzelnen an alle statt. Ein solches
Gemeinschaftlichmachen geht aus den zwei Grundneigungen des Himmels hervor,
die, wie gesagt, die Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten sind;
diese Liebearten sind mitteilsam hinsichtlich ihrer Lust. Daß die Liebe zum
Herrn so ist, kommt daher, daß die Liebe des Herrn die Liebe ist, all das
Ihrige allen mitzuteilen, denn sie will die Seligkeit aller; eine ähnliche
Liebe ist auch in allen einzelnen, die Ihn lieben, weil der Herr
in ihnen ist; daher kommt, daß eine gegenseitige Mitteilung der Wonnen
unter den Engeln statthat; daß auch die Nächstenliebe von der Art ist, wird man
im folgenden sehen; woraus erhellen kann, daß diese Liebearten mitteilsam
hinsichtlich ihrer Wonnen sind; anders ist es mit der Selbstsucht und der
Weltliebe; die Selbstliebe entzieht und entreißt anderen alle Lust, und leitet
sie auf sich über; denn sie will sich allein wohl; und die Weltliebe will, daß
ihr gehöre was des Nächsten ist; weshalb diese Triebe zerstörend sind für die
Lust anderer; sind sie je mitteilsam, so ist es um ihrer selbst,
nicht um jener willen; daher sie hinsichtlich auf jene, soweit nicht deren
Lustreize bei ihnen oder in ihnen sind, nicht mitteilsam, sondern
zerstörend sind. Daß die Selbst- und die Weltliebe, wenn sie herrschen,
so beschaffen sind, ist mir oft durch eigene Erfahrung zu empfinden
gegeben worden; sooft Geister, die, solange sie als Menschen in der Welt
lebten, in jenen Trieben waren, sich [mir] nahten, so oft entwich
auch meine Lust und verschwand; und es ward mir auch gesagt, daß wenn solche
auch nur auf eine himmlische Gesellschaft zugehen, ganz nach dem Grad ihrer
Annäherung die Lust derer, die in der Gesellschaft sind, sich vermindere,
und was wunderbar ist, jene Bösen sich alsdann in ihrer Lust fühlen;
daraus war offenbar, wie der Zustand des Geistes eines solchen Menschen
im Körper beschaffen sein muß; denn er ist der gleiche wie nach der
Trennung vom Körper, daß er nämlich begierig und lüstern ist nach den
Genüssen oder Gütern des anderen und insoweit in seiner Lust ist, als
er sie erhält; hieraus kann man sehen, daß die Selbst- und die Weltliebe
zerstörend für die Freuden des Himmels, somit völlig entgegengesetzt sind den
himmlischen Liebesarten, welche mitteilsam sind.
(400)
Man muß aber wissen, daß die Lust, in der diejenigen, die in der
Selbst- und Weltliebe stehen, bei ihrer Annäherung zu irgendeiner
himmlischen Gesellschaft sind, die Lust ihrer Begierde, somit auch der Lust des
Himmels völlig entgegengesetzt ist; in die Lust ihrer Begierde kommen sie
dadurch, daß die himmlische Lust denen, die darin sind, geraubt und entrissen
wird; anders aber verhält es sich, wenn keine Beraubung und Entfernung
stattfindet; alsdann können sie nicht hinzunahen, weil sie in dem Maß
ihres Herzunahens auch in Beängstigungen und Schmerzen kommen; daher sie
denn selten wagen, nahe hinzuzutreten; auch dies wurde mir durch viele
Erfahrungen zu wissen gegeben, von denen ich ebenfalls etwas anführen
will. Die Geister, die aus der Welt ins andere Leben kommen, wünschen nichts
so sehnlich, als in den Himmel zu kommen; fast alle trachten
danach, indem sie glauben, der Himmel sei nichts als [eine Wirkung des]
Eingelassen- und Aufgenommenwerdens; weshalb sie denn auch, weil sie
es wünschen, zu einer Gesellschaft des untersten Himmels gebracht
werden; die nun in der Selbst- und Weltliebe stehen, fangen schon bei
Betreten der ersten Schwelle dieses Himmels an beängstigt und innerlich
so gequält zu werden, daß sie in sich vielmehr die Hölle als den
Himmel empfinden; weshalb sie sich von da Hals über Kopf hinabstürzen und
nicht eher ruhen, als bis sie in den Höllen bei den Ihrigen sind. Öfter
geschah auch, daß dergleichen [Geister] zu erfahren wünschten, was die
himmlische Freude sei, und wenn sie hörten, daß sie im Inwendigen der
Engel wohne, verlangten sie, daß dieselbe ihnen mit zu empfinden gegeben
werde, was denn auch geschah; denn wonach ein Geist, der noch nicht
im Himmel oder in der Hölle ist, ein Verlangen hat, das wird ihm,
wenn es dienlich ist, auch gegeben; nach geschehener Mitteilung fingen sie
an, so sehr gequält zu werden, daß sie vor Schmerz nicht wußten, wie
sie den Leib eindrücken sollten; man sah, wie sie den Kopf bis zu den
Füßen hinunterbogen, sich zur Erde warfen und da wie eine Schlange sich
im Kreis zusammenkrümmten, und zwar dies vor inwendiger Qual; eine solche
Wirkung hatte die himmlische Lust bei denen, die in den Lustreizen aus der
Selbst- und Weltliebe waren; die Ursache ist, weil diese Triebe [den
himmlischen] völlig entgegengesetzt sind, und wenn ein Entgegengesetztes auf
sein Entgegengesetztes wirkt, ein solcher Schmerz entsteht; und weil die
himmlische Lust auf innerem Weg eindringt und auf die entgegengesetzte Lust
einwirkt, so dreht sie das Inwendige, das in dieser Lust ist,
rückwärts, somit in das ihm Entgegengesetzte, daher dann solche Qualen. Daß
sie einander entgegengesetzt sind, hat, wie oben gesagt worden, seinen Grund
darin, daß die Liebe zum Herrn und die Nächstenliebe all das Ihrige anderen
mitteilen wollen (denn dies ist ihre Lust), die Selbst- und die Weltliebe
dagegen anderen das Ihrige nehmen und auf sich überleiten wollen, und inwieweit
sie dies können, in ihrer Lust sind. Hieraus kann man auch wissen, woher
es kommt, daß die Hölle vom Himmel getrennt ist, denn alle, die
in der Hölle sind, waren, solange sie in der Welt lebten, bloß
in den Lustreizen des Körpers und des Fleisches aus der Selbst- und
Weltliebe, alle dagegen, die in den Himmeln sind, waren, als sie
in der Welt lebten, in den Lustreizen der Seele und des Geistes aus
der Liebe zum Herrn und aus der Nächstenliebe; und weil diese [letzteren Arten
der] Liebe [den ersteren] entgegengesetzt sind, darum sind auch die Höllen und
die Himmel gänzlich voneinander geschieden, und zwar so sehr, daß ein
Geist, der in der Hölle ist, nicht einmal einen einzigen Finger von
da heraus zu strecken oder den Scheitel des Hauptes darüber
emporzuheben wagt, denn wenn er auch nur ein klein wenig [jenen]
hinausstreckt, oder [diesen] emporhebt, wird er sofort verrenkt und
gequält; auch dies habe ich oft gesehen.
(401)
Ein Mensch, der in der Selbst- und Weltliebe ist, empfindet, solange
er im Körper lebt, die Lust aus ihnen, und auch in den einzelnen
Vergnügungen, die aus ihnen stammen; ein Mensch dagegen, der in der Liebe
zu Gott und in der Nächstenliebe ist, empfindet, solange er im
Körper lebt, keine ins Bewußtsein hervortretende Lust aus ihnen und aus den
guten Regungen, die aus ihnen hervorgehen, sondern nur etwas Beseligendes, das
ihm beinahe unmerklich bleibt, weil es in seinem Inwendigen verborgen und
durch das Auswendige, das dem Körper angehört, verhüllt und durch die Sorgen
der Welt abgeschwächt ist; nach dem Tod aber verändern sich die Zustände ganz
und gar; die Lustreize der Selbst- und Weltliebe verkehren sich alsdann
in Schmerzhaftes und Schreckliches, weil in solches, das höllisches
Feuer heißt, und zuweilen auch in Ekelhaftes und Schmutziges, das ihren
unreinen Wollüsten entspricht und ihnen, merkwürdigerweise, alsdann angenehm
ist; dagegen aber die verborgene Lust und die beinahe unmerkliche Seligkeit,
die in der Welt bei denen war, die in der Liebe zu Gott und
in der Nächstenliebe standen, verwandelt sich alsdann in die Lust des
Himmels, die auf alle Weise fühlbar und empfindbar wird; denn jenes Selige,
das, als sie noch in der Welt lebten, im Inwendigen verborgen lag,
wird alsdann offenbar und tritt ins deutliche Bewußtsein heraus, weil sie jetzt
im Geist sind und jene Lust die ihres Geistes war.
(402)
Alle Lustreize des Himmels sind mit den Nutzleistungen verbunden und wohnen
diesen inne, weil die Nutzleistungen das Gute der Liebe und Liebtätigkeit sind,
in dem die Engel sich befinden; weshalb jeder solcherlei Lustreize hat,
welcherlei [seine] Nutzleistungen sind, und auch in demselben Grad,
in dem die Neigung zur Nutzleistung steht. Daß alle Lustreize des Himmels
Lustreize der Nutzleistungen sind, kann aus dem Vergleich mit den fünf
Körpersinnen beim Menschen erhellen; es ist jeglichem Sinn ein Lustreiz
je nach seiner Nutzleistung gegeben; dem Gesicht sein Lustreiz, dem Gehör
der seinige, dem Geruch der seinige, dem Geschmack der seinige und dem Gefühl
der seinige; dem Gesicht ein Lustreiz aus der Schönheit und den Formen, dem
Gehör aus den Harmonien, dem Geruch aus den Wohlgerüchen, dem Geschmack aus dem
Wohlschmeckenden; die nützlichen Dienste, welche die einzelnen [Sinne] leisten,
sind denen bekannt, die sie zum Gegenstand ihres Nachdenkens machen, und noch
vollständiger denen, welche die Entsprechungen kennen; daß dem Gesichtssinn ein
solcher Lustreiz zugeteilt ist, rührt von dem Nutzen her, den er dem
Verstand leistet, welcher der innere Gesichtssinn ist; daß der Gehörsinn einen
solchen Lustreiz hat, kommt von dem Nutzen her, den er dem Verstand und
dem Willen durch das Aufmerken leistet; daß der Geruchssinn solch einen
Lustreiz hat, kommt von dem Nutzen her, den er dem Gehirn und auch der Lunge
leistet; daß der Geschmackssinn einen Lustreiz hat, kommt von dem Nutzen her,
den er dem Magen und von da aus dem ganzen Körper leistet, indem
er ihn ernährt; die eheliche Lust, welche die reinere und erhöhtere Lust
des Gefühls ist, ist vorzüglicher als jene alle wegen der Nutzleistung, welche
die Erzeugung des Menschengeschlechts und somit der Engel des Himmels ist.
Diese Lustreize wohnen jenen Sinnesorganen inne infolge eines Einflusses des
Himmels, wo jeder Lustreiz einer Nutzleistung angehört und der Nutzleistung
gemäß ist.
(403)
Einige Geister hatten infolge einer in der Welt gefaßten Meinung geglaubt,
die himmlische Seligkeit bestehe in einem müßigen Leben, in dem sie
von anderen bedient würden; allein es ward ihnen gesagt, nirgends bestehe
irgendwelche Glückseligkeit darin, daß man ruht und darin Glückseligkeit
genießt; denn so würde jeder die Glückseligkeit der anderen für sich haben
wollen, und wenn jeder, so würde sie keiner haben; ein solches Leben wäre
kein tätiges, sondern ein müßiges, in dem sie erschlaffen würden, während
ihnen doch bekannt sein könne, daß es ohne ein tätiges Leben kein
Lebensglück gibt, und daß die Muße bei einem solchen Leben bloß der Erholung
wegen statthat, damit man um so munterer zur Tätigkeit seines Lebens
zurückkehren könne; nachher wurde mit vielem gezeigt, daß das engelische Leben
in Leistung des Guten der Liebtätigkeit besteht, das Nutzwirkung ist, und
daß die Engel alle ihre Glückseligkeit in der Nutzleistung, von der
Nutzleistung und gemäß der Nutzleistung haben. Um solche zu beschämen,
die jene Vorstellung hatten, als ob die himmlische Freude darin bestehe,
daß sie müßig dahin leben und im Müßiggang ewige Freude einschlürfen, ward
ihnen zu empfinden gegeben, wie ein solches Leben beschaffen wäre, und so empfanden
sie denn, daß es ein höchst trauriges Leben wäre, und daß es, weil
so alle Freude unterginge, nach kurzer Zeit sie anwidern und anekeln
würde.
(404)
Geister, die besser als die anderen unterrichtet zu sein glaubten, sagten,
ihr Glaube sei in der Welt gewesen, die himmlische Freude bestehe bloß
darin, Gott zu loben und zu preisen, und daß dies das tätige Leben
sei; allein es ward ihnen gesagt, Gott loben und preisen sei nicht ein
solch tätiges Leben, und Gott bedürfe auch nicht des Lobes und Preises, sondern
verlange, daß man Nutzen schaffe und so das Gute tue, das man das Gute der
Liebtätigkeit heißt; sie aber konnten mit dem Guten der tätigen Liebe nicht die
geringste Vorstellung himmlischer Freude, sondern nur die der Knechtschaft
verbinden; daß jedoch [diese Tätigkeit] eine höchst freie ist, weil sie aus
tieferem Gefühl hervorgeht und mit unaussprechlicher Wonne verbunden ist,
bezeugten die Engel.
(405)
Beinahe alle, die ins andere Leben kommen, meinen, daß die Hölle für jeden die
gleiche sei und ebenso auch der Himmel für jeden der gleiche, während doch
in beiden unendliche Mannigfaltigkeiten und Verschiedenheiten sind, und
nirgends einer ganz die gleiche Hölle wie der andere, und ebenso auch keiner
irgendwo ganz den gleichen Himmel wie der andere hat, sowie es auch nirgends
einen Menschen, Geist oder Engel gibt, der einem anderen, und wäre es auch
nur in den Gesichtszügen, ganz gleich wäre; schon als ich nur den Gedanken
hatte, es könnten zwei einander ganz ähnlich oder gleich sein, entsetzten
sich die Engel und sagten, jede Einheit werde durch die harmonische
Zusammenstimmung vieler gebildet, und die Beschaffenheit der Einheit sei durch
die Beschaffenheit der Zusammenstimmung bestimmt; und so bilde jede
Gesellschaft des Himmels eine Einheit, und ebenso bilden alle Gesellschaften
des Himmels eine Einheit, und dies nur allein aus dem Herrn durch die Liebe255. In gleicher Weise sind in den Himmeln die Nutzleistungen
in aller Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit, und nirgends ist die
Nutzleistung des einen ganz gleich und dieselbe mit der Nutzleistung des
anderen, somit auch nicht die Lust des einen mit der des anderen; ja noch
mehr, die Lustreize jeglicher Nutzleistung sind unzählig, und diese unzähligen
in gleicher Weise voneinander verschieden, und doch wieder in solcher
Ordnung miteinander verbunden, daß sie gegenseitig ihr Absehen aufeinander
haben, wie die Nutzwirkungen jedes Gliedes, Organes und Eingeweidestücks
im Körper, ja sogar wie die eines jeden Gefäßes oder Fäserchen
in jedem Glied, Organ und Eingeweidestück, welche alle und jede
so zusammengestellt sind, daß sie ihr Gutes im anderen erblicken, und
so in allen, und alle in jedem einzelnen; infolge dieses allgemeinen
und besonderen Absehens aufeinander wirken sie wie eines zusammen.
(406)
Mit Geistern, die frisch von der Welt her kamen, sprach ich einigemal über den
Zustand des ewigen Lebens, daß nämlich von Wichtigkeit sei zu wissen, wer
der Herr des Reiches, welcherlei die Regierung und wie die Regierungsform ist,
wie bei denen, die in der Welt in ein anderes Reich kommen; wenn
diesen nichts wichtiger sei, als zu erfahren, wer der König, und wie er,
wie seine Regierung [regimen] beschaffen ist, und so vieles, was dieses
Reich betrifft, wieviel mehr [also] in diesem Reich, in dem sie ewig
leben sollen ! Sie mögen demnach wissen, daß es der Herr ist, Der den
Himmel und Der auch das Weltall regiert; denn wer den einen regiert, regiert
auch das andere; daß also das Reich, in dem sie jetzt sind, das des Herrn
ist, und die Gesetze dieses Reiches die ewigen Wahrheiten sind, die alle
in dem einen Gesetz gegründet sind, daß sie den Herrn über alles und den
Nächsten wie sich selber lieben sollen, ja noch mehr, daß sie, wollen sie
wie die Engel sein, den Nächsten mehr als sich selbst lieben müssen. Als sie
dies hörten, konnten sie nichts darauf erwidern, weil sie bei Leibesleben wohl
dergleichen gehört, aber nicht geglaubt hatten; sie wunderten sich, daß
es im Himmel eine solche Liebe geben soll und könne, daß nämlich jemand
den Nächsten mehr als sich selber liebe; sie wurden aber belehrt, daß alles
Gute im anderen Leben ins Unendliche fort zunimmt, und daß es in der
Art des Lebens im Körper liege, daß man [in ihm] nicht weiter
fortschreiten kann, als den Nächsten wie sich selbst zu lieben, weil man
noch im Körperlichen [befangen] ist; nach dessen Entfernung aber werde die
Liebe immer reiner und zuletzt eine engelische, welche eben sei, den Nächsten
mehr als sich selbst zu lieben; denn in den Himmeln sei es eine
Lust, dem anderen Gutes zu tun, und Unlust, sich selbst Gutes zu tun,
außer zu dem Zweck, daß es dem anderen zuteil werde, somit
um des anderen willen geschieht; und dies heiße den Nächsten mehr als sich
selber lieben. Daß eine solche Liebe möglich sei, das hätte man, ward bemerkt,
sehen können an der ehelichen Liebe einiger, welche lieber sterben als
zugeben wollten, daß dem Gatten ein Leid geschehe, an der Liebe der Eltern
zu den Kindern, daß die Mutter lieber Hunger leiden, als ihr Kind hungern
sehen will, sowie auch an der aufrichtigen Freundschaft, bei der man für
die Freunde sich in Gefahren begibt, und in der konventionellen und
erheuchelten Freundschaft, die es der aufrichtigen darin gleich
zu tun sucht, daß sie die besseren Stücke denen anbietet, gegen die sie
Wohlwollen zu hegen vorgibt, und auch wirklich dergleichen im Mund,
obwohl nicht im Herzen führt; endlich schon an der Natur der Liebe,
die von der Art ist, daß sie ihre Freude darein setzt, anderen zu dienen,
und zwar nicht um des eigenen Selbst, sondern um des anderen willen.
Dies konnten jedoch diejenigen nicht fassen, die sich mehr als andere liebten
und bei Leibesleben gewinnsüchtig waren, am allerwenigsten die Geizigen.
(407)
Einer, der bei Leibesleben mächtiger als andere gewesen war, behielt
im anderen Leben bei, daß er auch noch befehlen wollte; diesem ward
gesagt, er sei [hier] in einem anderen Reich, das ewig ist, und sein
Befehlen sei auf Erden gestorben und jetzt werde niemand nach etwas anderem
geachtet als nach dem Guten und Wahren und nach der Gnade des Herrn,
in der er infolge seines Lebens in der Welt stehe; auch werde
es in diesem Reich gehalten wie auf Erden, wo man geschätzt werde
wegen des Vermögens und wegen der Gunst beim Fürsten; das Vermögen sei hier das
Gute und Wahre und die Gunst beim Fürsten sei die Gnade [Misericordia], in welcher
der Mensch je nach seinem in der Welt geführten Leben beim Herrn
steht; wollte er in anderer Weise befehlen, so wäre er ein
Empörer, denn er sei in eines anderen Reich; als er dies hörte,
ward er beschämt.
(408)
Ich sprach mit Geistern, welche meinten, der Himmel und die himmlische Freude
bestehe darin, daß man ein Großer sei; allein es ward ihnen gesagt;
im Himmel sei der Größte, wer der Kleinste ist; denn der Kleinste heiße,
wer nichts vermag und weiß und auch nichts vermögen und wissen will aus sich
selbst, sondern aus dem Herrn; ein solcher Kleinster genieße die größte
Glückseligkeit; und weil er die größte Glückseligkeit genieße, so sei
er auch der Größte; denn so vermöge er aus dem Herrn alles und
sei weiser als alle; und was anderes heiße der Größte sein, als der
Glückseligste sein ? Denn die höchste Glückseligkeit suchen die Mächtigen
durch die Macht und die Reichen durch den Reichtum. Weiter ward gesagt, der
Himmel bestehe auch nicht darin, daß man der Kleinste sein wolle, um der
Größte zu sein, denn dann trachte und verlange man danach, der Größte
zu sein, sondern er bestehe darin, daß man von Herzen anderen mehr
wohl will als sich selbst und anderen dienen will um ihrer Glückseligkeit
willen, ohne irgendwelche selbstische Absicht, um belohnt zu werden,
sondern aus Liebe.
(409)
Die eigentliche himmlische Freude, wie sie in ihrem Wesen ist, kann nicht
beschrieben werden, weil sie im Innersten des Lebens der Engel und von
da aus im einzelnen ihrer Gedanken und Gefühle ist, und von diesen
aus im einzelnen ihres Redens und im einzelnen ihres Handelns;
es ist, wie wenn das Inwendige ganz aufgeschlossen und aufgelöst wäre,
um Lust und Seligkeit in sich aufzunehmen, die sich in die
einzelnen Fibern und so durch das Ganze verbreitet; daher die Empfindung
und das Gefühl davon so ist, daß es nicht beschrieben werden kann;
denn was im Innersten beginnt, das fließt in [alles] einzelne ein,
das vom Innersten herkommt, und verbreitet sich mit immer neuem Zuwachs gegen
das Auswendige hin. Gute Geister, die noch nicht in jener Wonne, weil noch
nicht in den Himmel erhoben sind, werden, wenn sie dieselbe an einem
Engel infolge der Ausströmung [sphaera] seiner Liebe empfinden, mit solcher
Wonne erfüllt, daß sie gleichsam in süße Ohnmacht versinken; dies geschah
einige Male mit denen, die zu wissen verlangten, was himmlische Freude
sei.
(410)
Gewisse Geister verlangten ebenfalls zu wissen, was himmlische Freude sei;
sie ward ihnen daher bis zu demjenigen Grad zu empfinden gegeben, daß
sie es nicht mehr aushalten konnten, und doch war es noch nicht die
engelische Freude; es war kaum wie das geringste Engelische, was mir durch
Mitteilung zu empfinden gegeben wurde; es war so unbedeutend
[leve], daß es beinahe matt [frigidiusculum] zu nennen war, und doch
nannten sie es höchst himmlisch, weil es ihr Innerstes war; daraus
ward klar, nicht bloß daß es Grade der Freude des Himmels gibt, sondern
auch, daß das Innerste des einen kaum zum Äußersten oder Mittleren des anderen
hinanreicht; ferner, daß wer seine innerste empfängt, in seiner
himmlischen Freude ist, und daß er die noch innigere nicht erträgt und sie
ihm schmerzhaft wird.
(411)
Einige Geister, die nicht böse waren, versanken in einen Zustand der Ruhe,
der wie ein Schlaf war, und wurden so nach ihrem Inwendigen, dem Gebiet
ihres Gemütes, in den Himmel, versetzt; denn die Geister können, bevor ihr
Inwendiges aufgeschlossen ist, in den Himmel versetzt werden und die
Seligkeit derer, die dort sind, kennenlernen; ich sah, wie sie so eine
halbe Stunde lang ruhten und dann in das Äußerliche, in dem sie zuvor
waren, zurückfielen, doch aber zugleich auch in die Rückerinnerung dessen,
was sie gesehen hatten; und sie sagten, sie seien unter den Engeln
im Himmel gewesen und haben daselbst erstaunenswerte Dinge gesehen und vernommen,
alles glänzend wie von Gold, Silber und kostbaren Steinen,
in bewundernswerten Gestalten, die in wunderbarer Weise wechselten;
und die Engel hätten sich nicht an den Außendingen selbst ergötzt, sondern
an denjenigen, die sie vorbildeten, welche unaussprechliche göttliche
Dinge waren, von unendlicher Weisheit, und an diesen hätten dieselben ihre
Freude gehabt; außer Unzähligem, was durch menschliche Sprachen nicht zum
zehntausendsten Teil ausgedrückt werden, noch in Vorstellungen fallen
könne, in denen etwas Materielles ist.
(412)
Fast allen, die ins andere Leben kommen, ist unbekannt, was die himmlische
Seligkeit und Wonne ist, weil sie nicht wissen, was und wie beschaffen die
innere Freude ist; sie haben bloß einen Begriff von körperlichen und weltlichen
Genüssen und Freuden; was sie daher nicht wissen, das halten sie für nichts,
während doch die körperlichen und weltlichen Freuden im Vergleich damit
nichts sind; damit nun Gutgesinnte, die nicht wissen, was himmlische Freude
ist, solches wissen und erkennen mögen, werden sie zuerst in paradiesische
Gefilde gebracht, die jedes Denkbild der Einbildungskraft übertreffen; sie
meinen dann, sie seien ins himmlische Paradies gekommen; werden aber belehrt,
daß dies nicht die wahrhaft himmlische Seligkeit ist; es werden ihnen
daher die tiefer inwendigen Zustände der Freude bis zu ihrem Innersten
zu empfinden gegeben; hernach werden sie in den Zustand des Friedens
bis in ihr Innerstes versetzt, wo sie dann bekennen, daß nichts davon
je [durch Worte] ausgedrückt, oder auch nur durch Gedanken erreicht werden
könne; endlich in den Zustand der Unschuld, gleichfalls bis zu ihrer
innersten Empfindung; dadurch wird ihnen zu erkennen gegeben, was das
wahrhaft geistige und himmlische Gute ist.
(413)
Damit ich aber wissen möge, was und wie beschaffen der Himmel und die
himmlische Freude ist, wurde mir vom Herrn gegeben, oft und lange die Wonnen
der himmlischen Freuden zu empfinden, weshalb ich sie, weil aus lebendiger
Erfahrung wohl kennen, aber durchaus nicht beschreiben kann; damit man aber
auch nur ein Denkbild davon haben möge, soll etwas darüber gesagt werden: sie
ist ein Gefühl [affectio] zahlloser Wonnen und Freuden, die zusammen ein
Allgemeines [commune] darstellen, in welchem Allgemeinen oder
in welchem allgemeinen Gefühl die Harmonien unzähliger Gefühle liegen, die
nicht deutlich, sondern nur dunkel zum Bewußtsein [ad perceptionem]
kommen, weil die Empfindung [perceptio] eine höchst allgemeine ist; gleichwohl
ward zu empfinden gegeben, daß Unzähliges darin liegt, und zwar
so geordnet, daß es durchaus nicht beschrieben werden kann; diese
unzähligen Bestandteile fließen ihrer Beschaffenheit nach aus der Ordnung des
Himmels; eine solche Ordnung ist in jedem einzelnen, auch dem kleinsten
Teil des Gefühls, daß nur als die allgemeinste Einheit dargestellt und
empfunden wird je nach der Empfänglichkeit des [aufnehmenden] Subjekts;
mit einem Wort, unendliches vieles liegt in der geordnetsten Gestalt
in jedem Allgemeinen, und nichts ist, das nicht lebt und anregt, und zwar
alles vom Innersten heraus; denn die himmlischen Freuden gehen aus dem
Innersten hervor. Es ward auch empfunden, daß die Freude und Wonne wie vom
Herzen kam und sich ganz sanft durch alle innersten Fibern und von da aus
in die Faserbündel mit solchem innigsten Wonnegefühl ergoß, daß die Fiber
gleichsam nichts als Freude und Wonne war und alle daher rührende Wahrnehmung
und Empfindung [perceptivum et sensitivum] in gleicher Weise, lebend
aus Seligkeit heraus; die Freude der Wollüste des Körpers verhält sich zu diesen
Freuden wie ein plumper und stechender Klotz zu dem reinsten und
sanftesten Lüftchen. Ich bemerkte, daß wenn ich all meine Lust auf einen
anderen übertragen wollte, an deren Stelle beständig eine innigere und
vollkommenere Lust, als die vorige war, einströmte, und daß, soviel ich jenes
wollte, soviel auch einströmte; und ich ward inne, daß dies vom Herrn kam.
(414)
Die im Himmel sind, schreiten fortwährend zum Frühling ihres Lebens fort,
und zwar zu einem um so wonnigeren und seligeren Frühling,
je mehr Jahrtausende sie leben, und dies in Ewigkeit fort, mit
Zunahme, je nach den Fortschritten und Graden der Liebe, Liebtätigkeit und
des Glaubens. Vom weiblichen Geschlecht gelangen die, welche bejahrt und vom
Alter abgezehrt gestorben sind, und im Glauben an den Herrn, in der
Liebe gegen den Nächsten und in glücklicher ehelicher Liebe mit ihrem Mann
gelebt hatten, mit dem Fortgang der Jahre mehr und mehr in die Blüte des
jugendlichen und mannbaren Alters und in eine Schönheit, die jedes Ideal
von Schönheit übertrifft, das je das Auge geschaut haben könnte. Die Güte
und Liebtätigkeit ist es, die so gestaltet und ihr Ebenbild darstellt und
macht, daß das Angenehme und Schöne der Liebtätigkeit aus den einzelnsten Zügen
des Angesichts hervorleuchtet, so daß sie die eigentlichen Ausgestaltungen
der Liebtätigkeit sind; einige sahen sie und waren darüber erstaunt; die
Gestalt der tätigen Liebe ist von der Art, daß sich im Himmel lebendig vor
Augen stellt, daß es die tätige Liebe selbst ist, die abbildet und
abgebildet wird, und zwar so, daß der ganze Engel, besonders sein Antlitz,
gleichsam Liebtätigkeit ist, welche klar sowohl erscheint, als empfunden wird;
diese Gestalt, wenn sie geschaut wird, ist unaussprechliche Schönheit, die
unmittelbar das innerste Leben des Gemüts mit Liebe überströmt; mit einem Wort,
alt werden im Himmel heißt, jung werden; die in der Liebe zum Herrn
und in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten gelebt haben, werden solche
Gestalten oder solche Schönheiten im anderen Leben; alle Engel sind solche
Gestalten, mit unübersehbarer Mannigfaltigkeit; aus diesen besteht der Himmel.
(46)
VON DER UNERMEßLICHEN
GRÖßE DES HIMMELS
(415)
Daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß ist, kann aus vielem erhellen, was
im Vorhergehenden gesagt und gezeigt worden ist, besonders daraus, daß der
Himmel aus dem menschlichen Geschlecht ist (man sehe Nr. 311-317), und
zwar nicht bloß aus demjenigen [Teil desselben], der innerhalb der Kirche,
sondern auch aus demjenigen, der außerhalb derselben geboren ist,
Nr. 318-328, somit aus allen, die von der ersten Entstehung dieser Erde
an im Guten gelebt haben. Welch große Menschenmenge auf diesem ganzen
Erdkreis ist, kann jeder sich denken, der von den Weltteilen, Ländern und
Reichen dieser Erde etwas weiß; wer eine Berechnung anstellt, wird finden, daß
jeden Tag viele Tausende aus ihr wegsterben, somit innerhalb eines Jahres
einige Myriaden oder [vielmehr] Millionen (und dies von den ersten Zeiten an,
seit denen einige Jahrtausende verflossen sind), die alle nach ihrem
Verscheiden in die andere Welt, genannt die geistige Welt, kamen, und noch
fort und fort kommen. Wie viele aber von diesen Engel des Himmels geworden sind
und noch werden, kann nicht gesagt werden; das wurde mir gesagt, daß [es]
in den alten Zeiten sehr viele [wurden], weil damals die Menschen
innerlicher und geistiger dachten und infolgedessen in himmlischer Neigung
waren; in den folgenden Zeiten aber nicht so viele, weil der Mensch
mit dem Fortgang der Zeit äußerlicher wurde und mehr natürlich zu denken,
und infolgedessen in irdischer Neigung zu sein begann. Dies kann nun
den ersten Beleg dafür geben, daß der Himmel nur allein von den Bewohnern
dieses Weltkörpers schon groß ist.
(416)
Daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß ist, kann aber auch schon daraus
erhellen, daß alle Kinder, seien sie nun innerhalb oder außerhalb der Kirche
geboren, vom Herrn an Kindes Statt angenommen und Engel werden, und ihre
Zahl bis zum vierten oder fünften Teil des Menschengeschlechts auf Erden sich
erhebt. Daß jegliches Kind, wo es auch geboren sein mag, sei
es innerhalb der Kirche oder außerhalb derselben, sei es von frommen
oder von gottlosen Eltern, wenn es stirbt, vom Herrn angenommen und
im Himmel erzogen und nach der göttlichen Ordnung unterrichtet und mit
Neigungen zum Guten und durch diese mit Erkenntnissen des Wahren erfüllt und
hernach, sowie es an Einsicht und Weisheit vollkommener wird, in den
Himmel eingeführt und ein Engel wird, sehe man Nr. 329-345; welch große
Menge Engeln des Himmels also von der ersten Schöpfung an bis auf den heutigen
Tag schon allein aus diesen [Kindern] hervorging, kann man [hieraus] schließen.
(417)
Wie unermeßlich groß der Himmel des Herrn sei, kann auch daraus erhellen, daß
alle den Augen in unserer Sonnenwelt sichtbaren Planeten Erdbälle sind,
und daß es außer ihnen noch unzählige im Weltall gibt und alle voll
Bewohner sind, von denen in einem besonderen Werkchen [Ȇber die
Erdkörper« Nr. 2-4, 6, 126] über jene Weltkörper gehandelt worden ist, aus
dem ich folgendes anführen will:
„Daß es viele Erdbälle und auf ihnen Menschen gibt, und aus diesen Geister und Engel, ist im anderen Leben eine ganz bekannte Sache; denn es wird jedem daselbst, der aus Liebe zum Wahren und zu dem aus diesen kommenden Nutzen ein Verlangen danach hat, gestattet, mit Geistern anderer Erdkörper zu reden und dadurch von der Mehrheit der Welten überzeugt und belehrt zu werden, daß das Menschengeschlecht nicht bloß aus einem Erdkörper, sondern aus unzähligen hervorgeht. Ich sprach hierüber einige Male mit Geistern unseres Erdkörpers, und es ward gesagt, daß ein Mensch, der Verstand hat, aus vielen ihm bekannten Dingen wissen könne, daß es viele Erdbälle und auf ihnen Menschen gibt; denn aus [Gründen] der Vernunft kann man schließen, daß so große Massen wie die Planeten, deren einige größer als diese Erde sind, nicht leere Klumpen, noch bloß dazu geschaffen sind, um die Sonne sich zu wälzen und zu ergehen und mit ihrem geringen Schimmer einem einzigen Erdkörper zu leuchten, sondern daß ihr Nutzzweck ein höherer als dieser sein muß. Wer glaubt (wie denn jeder so glauben muß), daß das Göttliche das Weltall zu keinem anderen Zweck erschaffen hat, als daß ein Menschengeschlecht und aus diesem ein Himmel entstehe [denn das Menschengeschlecht ist die Pflanzschule des Himmels], der muß notwendig glauben, daß überall Menschen sind, wo nur immer ein Erdball ist. Daß die Planeten, die, weil innerhalb der Grenzen dieser Sonnenwelt, befindlich, unseren Augen sichtbar sind, Erdbälle seien, kann man handgreiflich daraus erkennen, daß sie Körper von irdischer Materie sind, da sie ja das Licht der Sonne zurückwerfen und, durch Fernrohre betrachtet, nicht wie die Sterne einen rötlichen Schimmer von einer Flamme zeigen, sondern wie Erdkörper von dunklem Grunde her als vielfarbig erscheinen; dann auch daraus, daß sie gerade wie unsere Erde sich um die Sonne bewegen und auf der Bahn des Tierkreises fortgehen, und dadurch Jahre und Jahreszeiten, nämlich Frühling, Sommer, Herbst und Winter bilden; desgleichen daß sie sich ebenso wie unsere Erde um ihre Achse drehen und dadurch Tage und Tageszeiten machen, nämlich Morgen, Mittag, Abend und Nacht; und überdies auch, daß einige von ihnen Monde haben, welche Trabanten heißen, und in festgesetzten Zeiten ihren Umlauf um ihren Erdkreis machen wie der Mond um den unseren; und daß der Planet Saturn, weil er am weitesten von der Sonne entfernt ist, auch einen großen leuchtenden Gürtel hat, der diesem Erdkörper vieles, obwohl nur zurückgeworfenes Licht gibt. Wer könnte wohl je, wenn er diese Dinge weiß, und vernünftig denkt, noch sagen, dies seien unbewohnte Körper ? Überdies habe ich mit Geistern gesprochen, der Mensch könne den Glauben, daß im Weltall mehr als ein Erdkörper sei, schon daraus fassen, daß ja der Sternenhimmel so unermeßlich groß ist und in ihm so unzählig viele Sterne sind, deren jeder an seiner Stelle oder in seiner Welt eine Sonne ist wie unsere Sonne, [nur] in verschiedener Größe; wer dies wohl erwägt, der zieht den Schluß, daß dies unermeßlich große Ganze notwendig ein Mittel zu dem Endzweck sein muß, welcher der letzte der Schöpfung ist, und welcher Endzweck das himmlische Reich ist, in dem das Göttliche mit den Engeln und Menschen wohnen kann; denn das sichtbare Weltall oder der Himmel, der von so unzählig vielen Sternen erleuchtet ist, die ebenso viele Sonnen sind, ist nur das Mittel, daß Erdbälle und auf ihnen Menschen existieren, aus denen das himmlische Reich sich bilden [möge]. Jene Umstände müssen den vernünftigen Menschen notwendig zu dem Schluß führen, daß ein so unermeßliches Mittel zu so großem Endzweck nicht bloß für das Menschengeschlecht [und den aus diesen hervorgehendem Himmel] aus einem Erdball gemacht sein könne; was wäre auch dies für das Göttliche, welches das Unendliche ist, für das Tausende, ja Myriaden von Erdbällen, und diese alle voller Bewohner, nur wenig, ja kaum etwas wären ? Es gibt Geister, deren einziges Streben ist, sich Erkenntnisse zu erwerben, weil sie daran allein Vergnügen haben; diesen Geistern ist daher erlaubt, umher zu schweifen, und auch über dieses Sonnensystem hinaus in andere [Sonnensysteme] überzugehen und so sich Erkenntnisse zu erwerben; diese sagten, Erdbälle, auf denen Menschen sind, gebe es nicht bloß in diesem Sonnensystem, sondern auch außerhalb desselben, im Fixsternhimmel, in unermeßlicher Anzahl; diese Geister sind aus dem Planeten Merkur. Man hat berechnet: wenn 1,000.000 Erdbälle im Weltall wären, und auf jedem Erdball eine Zahl von 300 Millionen Menschen, und 200 Generationen innerhalb von 6000 Jahren, und jedem Menschen oder Geist ein Raum von drei Kubikellen gegeben würde, so würde gleichwohl die Gesamtzahl so vieler Menschen oder Geister nicht den Raum des [tausendsten Teiles] dieser Erde und kaum etwas mehr als den Raum eines Trabanten um die Planeten ausfüllen, was im Weltall ein Raum von beinahe unbemerkbarer Kleinheit wäre, da ein Trabant dem bloßen Auge nicht leicht erscheint; was wäre dies für den Schöpfer des Weltalls, Dem noch nicht genügte, wenn auch das ganze Weltall angefüllt wäre, da Er ja unendlich ist ? Ich sprach hierüber mit Engeln, welche sagten, sie hätten die gleiche Vorstellung von der geringen Zahl des Menschengeschlechts gegenüber der Unendlichkeit des Schöpfers, doch dächten sie nicht aus den Räumen, sondern aus den Zuständen, und nach ihrer Idee wären Erdbälle in der Zahl so vieler Myriaden, als irgend gedacht werden könnten, dennoch ganz und gar nichts vor dem Herrn.“
Über die Erdbälle im Weltall und über ihre Bewohner und die aus ihnen stammenden Geister und Engel sehe man in oben genanntem Werkchen nach; das darin Enthaltene ist mir zu dem Ende geoffenbart und gezeigt worden, damit man wissen möge, daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß, und daß er ganz aus dem menschlichen Geschlecht ist; ferner, daß unser Herr allenthalben als Gott des Himmels und der Erde anerkannt wird.
(418)
Daß der Himmel des Herrn unermeßlich groß ist, kann auch daraus erhellen, daß
der Himmel im ganzen Inbegriff einen Menschen darstellt und auch
allem und jedem beim Menschen entspricht, und daß diese Entsprechung niemals
ausgefüllt werden kann, weil nicht nur eine Entsprechung mit den einzelnen
Gliedmaßen, Organen und Eingeweiden des Körpers im allgemeinen, sondern
auch im besonderen und einzelnen mit allen und jeden Eingeweidestückchen
und kleinsten Organen, die innerhalb derselben befindlich sind, ja mit den
einzelnen Gefäßen und Fasern statthat, und nicht nur mit diesen, sondern auch
mit den organischen Substanzen, die von innen den Einfluß des Himmels
aufnehmen, aus welchem dem Menschen die inwendigen Tätigkeiten kommen, die
seinen Seelenwirkungen [als Anstoß] dienen; denn alles, was inwendig
im Menschen existiert, hat seine Existenz in Formen, welche
Substanzen sind; denn was nicht in Substanzen als Trägern seine Existenz
hat, das ist nichts; alle diese Dinge stehen im Entsprechungsverhältnis
mit dem Himmel, wie dies aus dem Abschnitt erhellen kann, in welchem von
der Entsprechung aller Dinge des Himmels mit allen Dingen des Menschen
gehandelt worden ist, Nr. 87-102; diese Entsprechung kann niemals
zu ihrer ganzen Fülle gelangen, weil je mehr engelische Zusammengesellungen
stattfinden, die einem Glied entsprechen, desto vollkommener der Himmel
wird, denn in den Himmeln wächst alle Vollkommenheit mit der größeren
Zahl; die Ursache, warum die Vollkommenheit in den Himmeln mit der
Vielheit wächst, liegt darin, daß daselbst alle ein Endziel haben und ein
einmütiges Hinblicken aller auf dieses Endziel statthat; dieses Endziel ist das
allgemeine Wohl, und wenn dieses herrscht, so fließt von dem allgemeinen
Wohl auch den Einzelnen Gutes zu, und von dem Guten der Einzelnen fließt Gutes
dem Allgemeinen zu; dies geschieht, weil der Herr alle im Himmel Sich
zukehrt [man sehe Nr. 123] und dadurch macht, daß sie eins sind
in Ihm. Daß die Einmütigkeit und Eintracht vieler, besonders aus solchem
Ursprung und in solchem Verband, die Vollkommenheit hervorbringt, kann
jeder durch die einigermaßen erleuchtete Vernunft einsehen.
(419)
Es wurde mir auch gegeben, die Ausdehnung des bewohnten Himmels und auch die
des unbewohnten zu sehen, und ich sah, daß der Umfang des unbewohnten Himmels
so groß ist, daß er in Ewigkeit nicht ausgefüllt werden könnte, wenn
es auch Myriaden Erdbälle, und auf jedem Erdball eine Menschenmenge
so groß wie auf dem unseren gäbe, worüber man auch nachsehe in dem
Werkchen »Die Erdkörper im Weltall« Nr. 168.
(420)
Daß der Himmel nicht unermeßlich groß, sondern klein sei, schließen einige aus
einigen Stellen im Wort, die sie nach dessen buchstäblichem Sinn
verstanden, wie z.B. aus denen, in denen es heißt, daß in den
Himmel nur die Armen aufgenommen werden, dann auch, daß nur die Auserwählten
[electi], und daß nur die innerhalb der Kirche, nicht aber die außerhalb
derselben sind, daß nur die, für die der Herr Fürsprache tut, [aufgenommen
werden;] daß der Himmel geschlossen werde, wenn er ausgefüllt ist, und daß
diese Zeit vorausbestimmt sei; allein diese wissen nicht, daß der Himmel
niemals geschlossen wird, und daß gar keine Zeit vorausbestimmt, noch eine
bestimmte Menge festgesetzt ist, und daß Auserwählte heißen, die im Leben
des Guten und Wahren sind256, und Arme, die nicht in den Erkenntnissen des Guten und Wahren
sind, und doch nach denselben ein Verlangen haben, wie sie denn auch dieses
Verlangens wegen Hungrige genannt werden257. Die, welche infolge des nicht verstandenen Wortes die Meinung gefaßt
haben, der Himmel sei klein, die wissen auch nicht anders, als daß der Himmel
an einem Orte sei, wo der Sammelplatz für alle ist, während
doch der Himmel aus unzähligen Gesellschaften besteht (man sehe
Nr. 41-50); auch wissen sie nicht anders, als daß der Himmel jedem aus
unvermittelter Gnade zuteil werde und somit bloß eine Einlassung und Aufnahme
nach Wohlgefallen sei; auch sehen sie nicht ein, daß der Herr aus Gnaden jeden
führt, der Ihn aufnimmt, und daß derjenige Ihn aufnimmt, der nach den Gesetzen
der göttlichen Ordnung lebt, welche die Gebote der Liebe und des Glaubens sind;
und daß, also vom Herrn geführt werden von der Kindheit an bis zum letzten
Lebensziel in der Welt und nachher in Ewigkeit, die Gnade ist, die
gemeint ist; sie mögen also wissen, daß jeglicher Mensch für den Himmel geboren
wird, und daß aufgenommen wird, wer in der Welt den Himmel in sich
aufnimmt, und ausgeschlossen wird, wer ihn nicht aufnimmt.
(II)
VON
DER GEISTERWELT
UND VOM
ZUSTAND DES MENSCHEN
NACH DEM TOD
(47)
WAS DIE GEISTERWELT SEI
(421)
Die Geisterwelt ist nicht der Himmel und ist auch nicht die Hölle, sondern ein
Mittelort oder Mittelzustand zwischen beiden; denn dahin kommt der Mensch nach
dem Tode zuerst, und dann nach vollbrachter Zeit wird er gemäß seinem
Leben in der Welt entweder in den Himmel erhoben oder in die
Hölle geworfen.
(422)
Die Geisterwelt ist ein Mittelort zwischen Himmel und Hölle und ist auch ein
Mittelzustand des Menschen nach dem Tode; daß sie ein Mittelort ist, ward mir
dadurch offenbar, daß die Höllen unterhalb, und die Himmel oberhalb sind; und
daß sie ein Mittelzustand ist, dadurch, daß der Mensch, solange
er daselbst ist, noch nicht im Himmel und auch noch nicht in der
Hölle ist. Der Zustand des Himmels beim Menschen ist die Verbindung des Guten
und Wahren bei ihm, und der Zustand der Hölle ist die Verbindung des Bösen und
Falschen bei ihm; ist bei einem Geistmenschen das Gute mit dem Wahren
verbunden, dann kommt er in den Himmel, weil, wie gesagt, diese Verbindung
der Himmel bei ihm ist; ist aber beim Geistmenschen das Böse mit dem Falschen
verbunden, dann kommt er in die Hölle, weil diese Verbindung die Hölle bei
ihm ist; diese Verbindung geschieht in der Geisterwelt, weil alsdann der
Mensch im Mittelzustand ist. Es ist gleichviel, ob man sagt:
Verbindung des Verstandes und Willens, oder ob man sagt: Verbindung des
Wahren und Guten.
(423)
Zuerst soll hier etwas von der Verbindung des Verstandes und Willens und von
ihrer Gleichheit mit der Verbindung des Guten und Wahren gesagt werden, weil
diese Verbindung in der Geisterwelt geschieht. Der Mensch hat Verstand und
hat Willen; der Verstand nimmt die Wahrheiten auf und bildet sich aus ihnen,
und der Wille nimmt das Gute auf und wird aus ihm gebildet; alles daher, was
der Mensch einsieht und infolgedessen denkt, das nennt er wahr, und alles,
was der Mensch will und infolgedessen denkt, das nennt er gut; der Mensch
kann aus dem Verstand denken und daher auch inne werden, daß etwas wahr und
auch daß es gut sei; gleichwohl jedoch denkt er es nicht aus dem
Willen, sofern er es nicht will und es tut; wenn er es will und
aus dem Wollen es tut, dann ist es sowohl im Verstand, als
im Willen, mithin im Menschen, denn der Verstand allein macht den
Menschen nicht aus, und auch nicht der Wille allein, sondern Verstand und Wille
zusammen; was daher in beiden ist, das ist im Menschen und ihm
angeeignet; was bloß im Verstand ist, das ist zwar beim Menschen, aber
nicht in ihm; es ist bloß Sache seines Gedächtnisses und Sache des
Gedächtniswissens, an die er denken kann, wenn er nicht
in sich, sondern außer sich bei anderen ist, von der er also auch
reden und darüber Betrachtungen anstellen, und nach welcher er auch
Gefühle und Gebärden heucheln kann.
(424)
Daß der Mensch aus dem Verstand denken kann, ohne zugleich aus dem Willen
zu denken, ist zu dem Ende vorgesehen worden, daß er umgebildet
werden könne; denn der Mensch wird durch die Wahrheiten umgebildet
[reformatur], und die Wahrheiten sind, wie gesagt, Sache des Verstandes; der
Mensch wird nämlich dem Willen nach in alles Böse geboren, daher
er keinem wohl will, als nur sich allein, und wer sich allein wohl will,
der freut sich über das Übel, das anderen, besonders seinetwegen, zustößt; denn
er will die Güter aller anderen, seien es nun Ehrenstellen oder
Reichtümer, an sich bringen, und inwieweit er dies kann, ist
er in sich vergnügt; damit nun dieses Wollen gebessert und umgebildet
werde, ist dem Menschen gegeben, die Wahrheiten einsehen und durch dieselben
die Neigungen zum Bösen, die aus seinem Willen hervorbrechen, zähmen zu können;
daher kommt, daß der Mensch die Wahrheiten aus dem Verstand denken und sie auch
aussprechen und tun kann, gleichwohl aber sie nicht aus dem Willen
zu denken vermag, bevor er so geartet ist, daß er sie aus sich,
das heißt von Herzen will und sie tut; ist der Mensch so, dann ist, was
er aus dem Verstand denkt, Sache seines Glaubens, und was er aus dem
Willen denkt, Sache seiner Liebe; weshalb sich alsdann Glaube und Liebe bei ihm
verbinden, wie Verstand und Wille.
(425)
Inwieweit demnach die Wahrheiten, die im Verstand sind, verbunden sind mit
dem Guten, das im Willen ist, inwieweit also der Mensch die Wahrheiten
will und infolgedessen sie tut, insoweit hat der Mensch den Himmel
in sich, weil, wie oben gesagt worden, die Verbindung des Guten und Wahren
der Himmel ist; inwieweit dagegen das Falsche, das im Verstand ist,
verbunden ist mit dem Bösen, das im Willen ist, insoweit hat der Mensch
die Hölle in sich; inwieweit aber die Wahrheiten, die im Verstand
sind, nicht verbunden sind mit dem Guten, das im Willen ist, insoweit ist
der Mensch im Mittelzustand; fast jeder Mensch ist heutzutage
in einem solchen Zustand, daß er Wahrheiten weiß, und aus dem Wissen
und auch aus dem Verstand sie denkt, und entweder vieles oder wenig oder gar
nichts aus ihnen tut, oder wider sie tut aus Liebe zum Bösen und dem daher
rührenden Glauben an Falsches; damit er nun entweder den Himmel oder
die Hölle habe, wird er nach dem Tode zuerst in die Geisterwelt
geführt, und dort erfolgt eine Verbindung des Guten und Wahren bei denen, die
in den Himmel erhoben, und eine Verbindung des Bösen und Falschen bei
denen, die in die Hölle geworfen werden sollen; denn weder im Himmel,
noch in der Hölle darf jemand ein zerteiltes Gemüt haben, nämlich anderes
erkennen und anderes wollen, sondern was er will, das soll er auch
erkennen, und was er erkennt, das soll er auch wollen; wer daher
im Himmel das Gute will, der soll auch das Wahre einsehen, und wer
in der Hölle das Böse will, soll Falsches verstehen; darum wird dort bei
den Guten das Falsche entfernt und werden ihnen die mit ihrem Guten
übereinstimmenden und gleichförmigen Wahrheiten gegeben, und bei den Bösen
daselbst werden die Wahrheiten weggeschafft, und es wird ihnen das mit
ihrem Bösen übereinstimmende Falsche gegeben. Hieraus erhellt, was die
Geisterwelt ist.
(426)
In der Geisterwelt ist eine ungeheure Zahl, weil dort der erste Sammelplatz
aller ist, und daselbst alle geprüft und zubereitet werden; die Dauer ihres
Aufenthaltes daselbst hat kein festbestimmtes Ziel: einige treten nur ein und
werden dann gleich entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle
hinabgeworfen; einige bleiben nur etliche Wochen dort, einige viele Jahre,
jedoch nicht über dreißig. Die Verschiedenheit der Dauer findet statt infolge
der Entsprechung und Nichtentsprechung des Inwendigen und des Auswendigen beim
Menschen. Wie aber der Mensch in jener Welt von einem Zustand in den
anderen übergeleitet und zubereitet wird, soll im folgenden gesagt werden.
(427)
Die Menschen werden nach ihrem Hingang, sobald sie in die Geisterwelt
kommen, vom Herrn wohl unterschieden; die Bösen werden sogleich an die
höllische Gesellschaft gekettet, in der sie ihrer herrschenden Liebe nach
[schon] in der Welt waren; die Guten aber werden alsbald mit der
himmlischen Gesellschaft verknüpft, in der auch sie schon in der Welt
hinsichtlich der Liebe, der Liebtätigkeit und des Glaubens waren. Obgleich sie
aber so unterschieden sind, kommen sie doch in jener Welt zusammen,
und es sprechen sich, wenn sie es wünschen, alle, die bei Leibesleben
miteinander befreundet und bekannt waren, besonders die Ehefrauen und Ehemänner
und auch die Brüder und Schwestern; ich sah, wie ein Vater mit seinen sechs
Söhnen sprach und sie wieder erkannte; und viele andere mit ihren Verwandten
und Freunden; weil sie aber von ihrem Leben in der Welt her verschiedener
Gesinnung waren, trennten sie sich nach kurzer Zeit voneinander; diejenigen
hingegen, die aus der Geisterwelt in den Himmel, und die in die Hölle
kommen, sehen sich nachher nicht wieder, noch erkennen sie einander, außer wenn
sie gleicher Gesinnung aus gleicher Liebe sind; die Ursache, warum sie wohl
in der Geisterwelt, nicht aber im Himmel und in der Hölle sich
wiedersehen, ist die, daß die, welche in der Geisterwelt sind, in die
gleichen Zustände, die sie bei Leibesleben hatten, und zwar von einem
in den anderen versetzt werden, nachher aber alle in einen bleibenden
Zustand gebracht werden, der dem Zustand ihrer herrschenden Liebe gleich ist,
und in dem der eine den anderen bloß infolge der Gleichheit der Liebe
kennt; denn, wie Nr. 41-50 gesagt worden, die Ähnlichkeit verbindet und
die Unähnlichkeit trennt.
(428)
So wie die Geisterwelt ein Mittelzustand zwischen Himmel und Hölle beim
Menschen ist, so ist sie auch ein Mittelort; unterhalb sind die Höllen,
und oberhalb sind die Himmel. Alle Höllen sind gegen jene Welt hin verschlossen
und nur zugänglich durch Löcher und Ritze wie die der Felsen und durch
in die Breite sich ausdehnende Spalten, welche bewacht sind, damit keiner
herausgehe, außer es sei ihm erlaubt worden, was auch zuweilen geschieht,
wenn irgendeine Notwendigkeit es erfordert, wovon im folgenden; auch
der Himmel ist auf allen Seiten umzäunt, und zu irgendeiner himmlischen
Gesellschaft ist der Zutritt nur offen auf einem schmalen Pfad, dessen Eingang
auch bewacht ist; jene Ausgänge und diese Eingänge sind es, die im Wort
Tore und Pforten der Hölle und des Himmels heißen.
(429)
Die Geisterwelt erscheint wie ein Tal zwischen Bergen und Felsen, das
da und dort sich einsenkt und ansteigt. Die Tore und Pforten zu den
himmlischen Gesellschaften sind nur sichtbar für die, welche zum Himmel
zubereitet sind und werden von anderen nicht gefunden; zu jeder
Gesellschaft führt aus der Geisterwelt ein Eingang, und hinter diesem
ein Weg, der aber beim Hinansteigen sich in mehrere teilt; die Tore
und Eingänge zu den Höllen erscheinen auch nur denen, die hineingehen
sollen und denen sie alsdann geöffnet werden; wenn sie geöffnet sind,
so erscheinen finstere, wie mit Ruß überzogene Höhlen, die sich schief
abwärts in die Tiefe ziehen, wo wieder mehrere Eingänge sind; durch
jene Höhlen dünsten garstige Dämpfe und ekelhafte Gerüche hervor, welche die
guten Geister fliehen, weil sie ihnen ein Abscheu sind, während die bösen
Geister sie begierig aufsuchen, weil sie ihnen behagen; denn wie jeder
in der Welt sich an seinem Bösen ergötzte, so ergötzt
er sich nach dem Tod an dem üblen Geruch, dem sein Böses entspricht;
sie können hierin den Raubvögeln und reißenden Tieren, z.B. den Raben, Wölfen,
Schweinen verglichen werden, die, wenn sie den Qualm davon wittern, auf das Aas
und den Mist zufliegen und zulaufen; ich hörte einen wie von inwendigem Schmerz
laut aufschreien, als ihn der dem Himmel entströmende Hauch berührte, dagegen
aber [sah ich ihn] ruhig und vergnügt, als ihn der aus der Hölle ausströmende
Dunst traf.
(430)
Es gibt auch bei jeglichem Menschen zwei Pforten, deren eine gegen die Hölle
zu offen steht und geöffnet ist für das Böse und das Falsche aus diesem,
die andere Pforte aber gegen den Himmel zu offen steht und geöffnet ist
für das Gute und die Wahrheiten aus diesem; die Pforte der Hölle ist denjenigen
geöffnet, die im Bösen und hieraus im Falschen sind, und nur durch
die Spalten oben fließt etwas Licht aus dem Himmel ein, durch welchen Einfluß
der Mensch denken, schließen und reden kann; die Pforte des Himmels hingegen
ist denen geöffnet, die im Guten und hieraus im Wahren sind;
es gibt nämlich zwei Wege, die zum vernünftigen Gemüt des Menschen führen,
einen oberen oder inneren Weg, durch den Gutes und Wahres vom Herrn her
eindringt, und einen unteren oder äußeren Weg, durch den Böses und Falsches von
der Hölle her eindringt; das vernünftige Gemüt selbst, zu dem beide Wege
führen, liegt in der Mitte; in dem Maß daher, in welchem Licht
aus dem Himmel eingelassen wird, ist der Mensch vernünftig, in dem Maß
aber, in dem es nicht aufgenommen wird, ist er nicht vernünftig,
wie sehr er sich auch dünken mag. Dies ist gesagt worden, damit man auch
wisse, in welcher Entsprechung der Mensch mit dem Himmel und mit der Hölle
steht; sein vernünftiges Gemüt entspricht, solange es in der Bildung
begriffen ist, der Geisterwelt, was über jenem ist, dem Himmel, und was
unterhalb ist, der Hölle; die oberhalb desselben befindlichen Gebiete werden
geöffnet und die unterhalb desselben befindlichen dem Einfluß des Bösen und des
Falschen verschlossen, bei denen, die zum Himmel zubereitet werden; dagegen
werden die unterhalb desselben befindlichen Dinge geöffnet und die oberhalb
desselben befindlichen dem Einfließen des Guten und Wahren verschlossen bei
denen, die zur Hölle zubereitet werden; daher diese nur unter sich, das heißt
nach der Hölle zu blicken können, jene dagegen nur über sich, das heißt
zum Himmel; über sich blicken heißt, zum Herrn aufsehen, weil Er der
allgemeine Mittelpunkt ist, auf den alle Dinge des Himmels ihr Absehen haben,
unter sich blicken aber heißt, rückwärts vom Herrn weg auf den
entgegengesetzten Mittelpunkt hinblicken, gegen den alle Dinge der Hölle
hinsehen und sich hinwenden, man sehe Nr. 123, 124.
(431)
Diejenigen, die in der Geisterwelt sind, sind im bisherigen unter den
Geistern, wo diese genannt wurden, verstanden worden, unter den Engeln
dagegen die, welche im Himmel sind.
(48)
DAß JEGLICHER MENSCH
SEINEM INWENDIGEN NACH EIN GEIST SEI
(432)
Wer es gehörig erwägt, kann wissen, daß der Körper, weil er materiell
ist, nicht denkt, sondern die Seele, weil sie geistig ist; die Seele des
Menschen, über deren Unsterblichkeit viele geschrieben haben, ist sein Geist;
denn dieser ist unsterblich nach allem, was ihm angehört, und er ist
es auch, der im Körper denkt; denn er ist geistig, und das
Geistige nimmt das Geistige in sich auf und lebt geistig, das heißt,
es denkt und will; alles geistige Leben daher, das im Körper
erscheint, gehört jenem und nichts davon dem Körper an; denn der Körper ist,
wie oben gesagt worden, materiell, und das Materielle, welches das
Eigentümliche des Körpers ist, ist dem Geiste nur beigefügt und beinahe wie
beigebunden, zu dem Ende, daß der Geist des Menschen sein Leben führen und
Nutzen schaffen könne in der natürlichen Welt, deren sämtliche Dinge
materiell und an sich leblos sind, und weil das Materielle nicht lebt,
sondern bloß das Geistige, so kann offenbar sein, daß alles, was beim
Menschen lebt, seinem Geist angehört, und daß der Körper diesem nur dient, ganz
wie ein Werkzeug der lebendigen Bewegkraft; zwar sagt man von einem Werkzeuge,
daß es wirke, bewege oder stoße; glaubt man aber wirklich, daß dies dem
Werkzeug und nicht demjenigen zukomme, welcher wirkt, bewegt und stößt, so täuscht
man sich.
(433)
Da nun alles, was im Körper lebt und aus dem Leben wirkt und fühlt, einzig
dem Geist und nichts davon dem Körper angehört, so folgt, daß der Geist
der Mensch selbst ist; oder, was gleichviel ist, daß der Mensch an sich
betrachtet ein Geist ist und [dieser] auch gleiche Gestalt hat; denn alles, was
im Menschen lebt und empfindet, gehört seinem Geist an, und vom Haupt bis
zur Fußsohle ist nichts im Menschen, das nicht lebt und empfindet; woraus
folgt, daß wenn der Körper von seinem Geist abgetrennt wird, was man sterben
heißt, der Mensch dennoch Mensch bleibt und lebt. Ich hörte aus dem Himmel, daß
einige bei ihrem Sterben, wenn sie auf der Totenbahre [ferali mensa] liegen und
noch nicht auferweckt sind, in ihrem erkalteten Körper fortdenken und
nicht anders wissen, als daß sie noch leben, mit dem Unterschied jedoch, daß
sie kein einziges materielles Teilchen, das zum Körper gehört, bewegen können.
(434)
Der Mensch kann nicht denken und nicht wollen, sofern nicht eine substantielle
Unterlage da ist, aus der und in der es geschieht; was
vermeintlich existieren soll ohne substantielle Unterlage, das ist ein Nichts;
man kann dies daraus wissen, daß der Mensch ohne ein Organ, das die Unterlage
seines Gesichtssinnes ist, nicht sehen, und ohne ein Organ, das die Unterlage
seines Gehörsinnes ist, nicht hören kann; Gesicht und Gehör sind ohne diese ein
Nichts, ja eine Unmöglichkeit; so denn auch das Denken, welches das
innere Sehen, und das Innewerden [apperceptio], welches das innere Hören ist,
wären diese nicht in Substanzen und aus solchen, die organische Formen und
die Unterlagen sind, so würden sie durchaus nicht zum Dasein kommen;
woraus erhellen kann, daß der Geist des Menschen, wenn er vom Körper
getrennt ist, ebenso eine Gestalt hat, und daß diese Gestalt die menschliche
ist, und daß er ebensowohl Sinnesorgane und Sinne hat, wie da er noch
in jenem [Körper] war, und daß alles Leben des Auges und alles Leben des
Ohres, kurz alles Leben der Sinne, das der Mensch hat, nicht seinem Körper,
sondern seinem Geist angehört, der in jenen und im einzelnsten
derselben ist; daher kommt, daß die Geister ebensogut wie die Menschen sehen,
hören und empfinden, jedoch nach der Trennung vom Körper nicht [mehr]
in der natürlichen, sondern in der geistigen Welt; daß der Geist,
solange er im Körper war, in natürlicher Weise empfand, geschah durch
das ihm beigefügte Materielle, gleichwohl jedoch empfand er damals auch
zugleich geistig, indem er dachte und wollte.
(435)
Dies ist zu dem Ende gesagt worden, daß der vernünftige Mensch überführt
werde, daß der Mensch an sich betrachtet ein Geist, und daß das ihm wegen
seiner Verrichtungen in der natürlichen und materiellen Welt beigefügte
Körperliche nicht der Mensch, sondern nur ein Werkzeug seines Geistes ist. Doch
besser sind Belege aus der Erfahrung, weil die Vernunftgründe von vielen nicht
gefaßt und von denen, die sich im Gegenteil bestärkt haben, durch
Folgerungen aus den Täuschungen der Sinne in Zweifelhaftes verwandelt
werden. Die sich im Gegenteil bestärkt haben, denken gewöhnlich, die Tiere
leben und empfinden ja in gleicher Weise und haben also ein Geistiges
gleich dem des Menschen, und doch sterbe dasselbe mit dem Körper, allein das
Geistige der Tiere ist nicht von der Art, wie das des Menschen; der Mensch hat,
was die Tiere nicht haben, ein Innerstes, in welches das Göttliche
einfließt, es zu Sich erhebt und dadurch mit Sich verbindet, infolgedessen
der Mensch vor den Tieren voraus hat, daß er über Gott und über die
göttlichen Dinge, welche die des Himmels und der Kirche sind, denken und Gott
aus diesen und in ihnen lieben, und so mit Ihm verbunden werden kann,
und was mit dem Göttlichen verbunden werden kann, das kann nicht zerfallen; was
aber nicht mit dem Göttlichen verbunden werden kann, das zerfällt; vom
Innersten, das der Mensch vor den Tieren voraus hat, ist Nr. 39 gehandelt
worden, und das dort Gesagte muß hier wieder eingerückt werden, weil von
Wichtigkeit ist, die Trugschlüsse zu zerstreuen, die aus jenem [Schein]
gezogen werden, wie dies von vielen geschieht, die aus Mangel
an Kenntnissen und wegen nicht aufgeschlossenen Verstandes hierüber nicht
vernünftig urteilen können; die dort stehenden Worte sind:
„Ich möchte ein Geheimnis von den Engeln der drei Himmel kund geben, das früher keinem in den Sinn kam, weil man die Abstufungen [gradus] nicht kannte, von denen Nr. 38 die Rede war; daß nämlich bei jedem Engel und auch bei jedem Menschen eine innerste und höchste Stufe ist, oder ein Innerstes und Höchstes, in welches das Göttliche des Herrn zuerst oder zunächst einfließt, und aus dem es das übrige Inwendige zurechtstellt, das nach den Abstufungen der Ordnung bei ihnen sich anreiht: dieses Innerste oder Höchste kann der Eingang des Herrn zum Engel und zum Menschen und Seine eigentlichste Wohnung bei ihnen genannt werden; durch dieses Innerste oder Höchste ist der Mensch Mensch und unterscheidet er sich von den unvernünftigen Tieren, denn diese haben es nicht; daher kommt, daß der Mensch, zum Unterschied von den Tieren, nach all seinem Inwendigen, dem Gebiet seines Gemütes und seiner Gesinnung, vom Herrn zu Sich erhoben werden, daß er an Ihn glauben, von Liebe zu Ihm angeregt werden und so Ihn sehen, und daß er Einsicht und Weisheit in sich aufnehmen und mit Vernunft reden kann; daher kommt auch, daß er ewig fortlebt. Was aber in jenem Innersten vom Herrn in Ordnung gebracht und vorgesehen wird, das fließt nicht klar ins Bewußtsein eines Engels ein, weil es über seinem Denken steht und über seine Weisheit hinausgeht“.
(436)
Daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist ist, ward mir durch viele
Erfahrungen zu wissen gegeben, die, wenn ich sie alle anführen wollte, wie
man zu sagen pflegt, ganze Bücher füllen würden; ich sprach mit den
Geistern als Geist und sprach mit ihnen als Mensch im Körper; und wenn ich
mit ihnen als Geist sprach, so wußten sie nicht anders, als daß ich selbst
ein Geist sei und auch wie sie in menschlicher Gestalt; so erschien
ihnen mein Inwendiges, weil, solange ich als Geist sprach, mein materieller
Körper nicht erschien.
(437)
Daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist ist, kann daraus erhellen, daß
er, nachdem sein Körper abgetrennt ist, was mit dem Tode geschieht, nachher
dennoch als Mensch fortlebt wie zuvor; damit ich darin bestärkt würde, ward mir
gegeben, fast mit allen zu reden, die ich je bei ihres Körpers Leben
gekannt hatte, mit einigen stundenlang, mit einigen wochen- und monatelang und
mit einigen jahrelang, und dies hauptsächlich darum, damit ich darin bestärkt
würde und es bezeugen könnte.
(438)
Diesem darf ich beifügen, daß jeglicher Mensch, auch während er noch
im Körper lebt, seinem Geiste nach, obwohl er nichts davon weiß,
in Gesellschaft von Geistern, und durch diese der Gute in einer
engelischen Gesellschaft, und der Böse in einer höllischen Gesellschaft
ist, und daß er in dieselbe Gesellschaft auch nach dem Tode kommt; dies
ist denen, die nach dem Tod unter die Geister kamen, öfter gesagt und gezeigt
worden. Zwar erscheint der Mensch, solange er in der Welt lebt, nicht als
Geist in dieser Gesellschaft, weil er so lange noch naturmäßig denkt;
diejenigen jedoch, welche abgezogen [abstracte] vom Körper denken, erscheinen,
weil sie dann im Geiste sind, zuweilen in ihrer Gesellschaft und
werden, wenn sie erscheinen, von den darin befindlichen Geistern wohl unterschieden;
denn sie gehen, in Gedanken versunken, stumm einher und sehen andere nicht
an, es ist, wie wenn sie diese gar nicht bemerkten, und sobald ein Geist
sie anredet, verschwinden sie.
(439)
Zur Verdeutlichung, daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist ist, will
ich aus [meiner] Erfahrung anführen, wie es zugeht, wenn der Mensch dem
Körper entrückt, und wie, wenn er vom Geist an einen anderen Ort
versetzt wird.
(440)
Was das erste anbelangt, nämlich das vom Körper weggeführt werden,
so verhält es sich damit so: der Mensch wird in einen Zustand
gebracht, der die Mitte hält zwischen Schlafen und Wachen, und wenn er in
diesem Zustand ist, so kann er nicht anders wissen, als daß
er völlig wach sei; alle Sinne sind so wach wie beim vollkommensten
Wachen des Körpers, sowohl das Gesicht als das Gehör, und, merkwürdigerweise,
auch das Gefühl, das alsdann feiner ist, als es je beim Wachen des Körpers
möglich wäre; in diesem Zustand sind auch Geister und Engel ganz
leibhaftig [von mir] gesehen und gehört, und, merkwürdigerweise, auch berührt
worden, und doch war damals fast nichts vom Körper dabei [intererat]; dies ist
der Zustand, von dem es heißt, man werde vom Körper weggeführt und wisse
nicht, ob man im Körper oder außerhalb des Körpers sei. In diesem
Zustand bin ich bloß drei- oder viermal versetzt worden, bloß damit ich wisse,
wie er beschaffen ist, und zugleich auch, daß die Geister und Engel alle
Sinne haben und ebenso der Mensch als Geist, wenn er dem Körper entrückt
ist.
(441)
Was das andere anbelangt, nämlich vom Geist an einen anderen Ort entrückt
werden, so ist mir durch lebendige Erfahrung gezeigt worden, was
es ist und wie es geschieht, doch dies nur zwei- oder dreimal; ich
will bloß die Erfahrung anführen; indem ich durch die Straßen einer Stadt und
durch die Gefilde lustwandelte und zugleich auch im Gespräch mit Geistern
war, wußte ich nicht anders, als daß ich ebenso wache und sehe, wie
zu anderen Zeiten; so ging ich, ohne mich zu verirren, und
währenddessen war ich im Gesicht und sah Haine, Ströme, Paläste, Häuser,
Menschen und anderes mehr; nachdem ich aber so stundenlang mich ergangen
hatte, war ich im Gesichtssinn des Körpers und gewahrte, daß ich mich
an einem anderen Ort befinde, worüber ich sehr erstaunte und nun bemerkte,
daß ich in einem Zustand war, wie die, von denen es heißt, daß sie „vom
Geist an einen anderen Ort entrückt worden seien“; denn solange
derselbe währt, denkt man nicht an den Weg, und wenn es auch mehrere
Meilen weit ginge, noch wird irgend Ermüdung empfunden; auch wird man dann auf
Wegen geführt, die man selbst nicht kennt, bis an den bestimmten Ort, ohne
sich zu verirren.
(442)
Allein diese beiden Zustände des Menschen, die seine Zustände sind, wenn
er sich in seinem Inwendigen befindet, oder, was dasselbe besagt,
in seinem Geist ist, sind außerordentlich mir bloß gezeigt, damit ich
wüßte, wie sie beschaffen sind, weil sie innerhalb der Kirche bekannt sind;
hingegen mit Geistern zu reden und bei ihnen zu sein wie einer von
ihnen, ist mir auch bei vollem Wachen des Körpers gegeben worden, und dies nun
schon viele Jahre hindurch.
(443)
Daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist ist, kann noch weiter bestätigt
werden durch das, was Nr. 311-317 gesagt und gezeigt worden ist,
wo davon, daß Himmel und Hölle aus dem menschlichen Geschlecht sind,
gehandelt worden ist.
(444)
Unter dem, daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist sei, wird
verstanden, hinsichtlich dessen, was zu seinem Denken und Wollen gehört,
weil diese das eigentliche Inwendige sind, das macht, daß der Mensch Mensch ist,
und zwar ein solcher Mensch, wie er hinsichtlich derselben beschaffen ist.
(49)
VON DES MENSCHEN
AUFERWECKUNG VON DEN TOTEN
UND SEINEM EINTRITT INS EWIGE LEBEN
(445)
Wenn der Körper seine Verrichtungen in der natürlichen Welt, die den
Gedanken und Neigungen seines Geistes, die er aus der geistigen Welt hat,
entsprechen, nicht mehr versehen kann, so sagt man, der Mensch sterbe;
dies geschieht, wenn die Atemzüge der Lunge und die Pulsschläge des Herzens
aufhören; gleichwohl jedoch stirbt der Mensch nicht, sondern wird bloß vom
Körperlichen getrennt, das ihm in der Welt zum Gebrauch gedient hatte; der
Mensch selbst lebt; ich sagte, der Mensch selbst lebe, weil der Mensch nicht
Mensch ist durch den Körper, sondern durch den Geist, da es ja der
Geist ist, der im Menschen denkt und das Denken nebst der Neigung den
Menschen ausmacht. Hieraus erhellt, daß der Mensch, wenn er stirbt, nur
von einer Welt in die andere übergeht; daher kommt, daß der Tod
im Wort in dessen innerem Sinn die Auferstehung und das Fortleben
bedeutet258.
(446)
Der Geist steht in innigster Gemeinschaft mit dem Atmen und mit dem
Herzschlag, sein Denken mit dem Atmen und die Neigung [affectio], die seiner
Liebe angehört, mit dem Herzen259, weshalb, sobald diese beiden Bewegungen im Körper aufhören,
sofort die Trennung da ist; jene beiden Bewegungen, nämlich das Atemholen
der Lunge und der Pulsschlag des Herzens, sind die eigentlichen Bande, nach
deren Zerreißung der Geist sich selbst überlassen ist, und der Körper, weil
er alsdann ohne das Leben seines Geistes ist, erkaltet und verwest. Daß
die innigste Gemeinschaft des Menschengeistes mit dem Atem und mit dem Herzen
besteht, hat seinen Grund darin, daß alle Lebensbewegungen davon abhängen,
nicht bloß im allgemeinen, sondern auch in jedem Teil260.
(447)
Der Geist des Menschen bleibt nach der Lostrennung noch eine Zeitlang
im Körper, jedoch nicht länger als bis zum völligen Stillstehen des
Herzens, was mit Verschiedenheit geschieht je nach dem Zustand der
Krankheit, an welcher der Mensch stirbt; denn die Bewegung des Herzens
hält bei einigen lange und bei anderen nicht lange an; sobald diese Bewegung
aufhört, wird der Mensch auferweckt: dies geschieht aber allein vom Herrn;
unter der Auferweckung wird verstanden die Herausführung des Menschengeistes
aus dem Körper und seine Einführung in die geistige Welt, die gemeinhin
die Auferstehung genannt wird. Daß der Geist des Menschen nicht früher vom
Körper getrennt wird, als wann die Bewegung des Herzens aufgehört hat, hat
seinen Grund darin, daß das Herz der aus der Liebe kommenden Neigung
entspricht, die das eigentliche Leben des Menschen ist; denn aus einer Liebe
hat jeder seine Lebenswärme261; solange daher diese Verbindung besteht, so lange ist auch die
Entsprechung da und aus dieser das Leben des Geistes im Körper.
(448)
Wie die Auferweckung vor sich gehe, ist mir nicht bloß gesagt, sondern auch
durch lebendige Erfahrung gezeigt worden; die Erfahrung selbst geschah
an mir, damit ich vollkommen wissen möchte, wie es damit zugeht.
(449)
Ich ward in einen Zustand der Empfindungslosigkeit hinsichtlich der
körperlichen Sinne, somit beinahe in den Zustand der Sterbenden gebracht,
während jedoch das inwendige Leben samt dem Denken unversehrt blieb, damit ich
wahrnehmen und im Gedächtnis behalten möchte, was vorging und was denen
geschieht, die von den Toten auferweckt werden; ich nahm war, daß das Atmen des
Körpers beinahe weggenommen war, während das inwendige Atmen, welches das des
Geistes ist, zurückblieb, verbunden mit einem schwachen und leisen des Körpers.
Zuerst ward nun eine Gemeinschaft hinsichtlich des Herzschlages mit dem
himmlischen Reich eröffnet, weil dieses Reich dem Herzen des Menschen
entspricht262; es erschienen auch Engel aus demselben, einige in der Ferne
und zwei nahe beim Haupt, bei dem sie sich niederließen; infolgedessen wurde
[mir] alle eigene Gemütsregung [affectio] weggenommen, dennoch aber blieb das
Denken und das Bewußtsein [perceptio]; in diesem Zustand war ich einige
Stunden lang. Die Geister, die um mich gewesen waren, entfernten sich
jetzt, weil sie meinten, ich sei gestorben; auch ward ein aromatischer Geruch
empfunden, wie von einem einbalsamierten Leichnam; denn wenn himmlische Engel
zugegen sind, so wird das Leichenhafte wie Aromatisches empfunden, und
wenn dieses die Geister riechen, so können sie nicht herzunahen;
so werden denn auch die bösen Geister vom Geist des Menschen gleich bei
seiner Einführung in das ewige Leben abgehalten. Die Engel, die beim Haupt
saßen, waren still; sie brachten bloß ihre Gedanken in Berührung mit den
meinigen; werden jene aufgenommen, so wissen die Engel, daß der Geist des
Menschen in dem Zustand ist, daß er aus dem Körper herausgeführt
werden kann. Die Mitteilung ihrer Gedanken geschah dadurch, daß sie mir ins
Angesicht sahen; denn so geschehen im Himmel die Mitteilungen der
Gedanken. Weil mir das Denken und Empfinden gelassen war, und zwar zu dem
Ende, daß ich wissen und behalten möchte, wie die Auferweckung geschieht,
so ward ich inne, daß jene Engel zuerst forschten, wohin mein Denken gehe,
(ob es gleich sei dem der Sterbenden, die gewöhnlich an das ewige
Leben denken), und daß sie mein Gemüt in diesen Gedanken festhalten
wollten; nachher wurde [mir] gesagt, daß der Geist des Menschen beim
Verscheiden des Körpers so lange in seinem letzten Gedanken festgehalten
wird, bis er zu den Gedanken zurückkehrt, die aus derjenigen Neigung
hervorgehen, die in der Welt die allgemeine oder herrschende bei ihm
gewesen war. Besonders ward [mir] wahrzunehmen und auch zu empfinden
gegeben, daß ein Ansichziehen und gleichsam Herausreißen des Inwendigen, des
Gebietes meines Gemütes, somit meines Geistes aus dem Körper stattfand, und
es ward [mir] gesagt, daß dies vom Herrn kam, und daß daher die
Auferstehung komme.
(450)
Wenn die himmlischen Engel beim Auferweckten sind, so verlassen nicht sie
ihn, weil sie jeglichen lieben; ist aber der Geist von der Art, daß
er nicht länger mehr im Umgang mit den himmlischen Engeln sein kann,
so ist er es, der sich von ihnen hinwegsehnt; wenn dies geschieht,
so kommen Engel aus dem geistigen Reich des Herrn, durch die ihm der Genuß
des Lichtes gegeben wird, denn vorher hatte er nichts gesehen, sondern
bloß gedacht; es ward auch gezeigt, wie dies geschieht; es schien,
als ob jene Engel die Haut des linken Auges gegen die Scheidewand der Nase
hin aufwickelten, damit das Auge geöffnet und das Sehen gegeben würde; der
Geist nimmt auch nicht anders wahr, als daß es so geschehe, allein
es ist ein Schein; haben sie nun, wie es schien, das Häutchen
weggezogen, so erscheint einige Helle, jedoch noch dunkel, wie wenn der
Mensch beim ersten Erwachen durch die Augenwimpern blickt; dies Helldunkel
schien mir von himmlischer Farbe zu sein; nachher wurde [mir] jedoch
gesagt, daß dies [nach Umständen] in verschiedener Weise geschehe; hierauf
fühlt man, als ob vom Angesicht etwas sanft ausgewickelt werde; ist dies
geschehen, so wird [ihm] geistiges Denken beigebracht; jene Auswickelung
aus dem Angesicht ist auch ein Schein, denn es wird dadurch vorgebildet,
daß er aus dem natürlichen Denken ins geistige Denken komme; die Engel
suchen dann mit größter Sorgfalt zu bewirken, daß vom Auferweckten keine
andere Vorstellung ausgehe, als die nach der Liebe schmeckt [sapit
ex amore]; dann sagen sie ihm, daß er ein Geist sei. Die geistigen
Engel leisten, nachdem ihm der Genuß des Lichtes gegeben worden, dem neuen
Geist alle Dienste, die er in diesem Zustand irgend wünschen mag, und
unterrichten ihn über die Dinge, die im anderen Leben sind, soweit
er es nämlich fassen kann; ist er aber nicht von der Art, daß
er unterrichtet werden will, so sehnt sich der Auferweckte aus der
Gesellschaft dieser Engel hinweg; gleichwohl jedoch verlassen nicht die Engel
ihn, sondern er trennt sich von ihnen; denn die Engel lieben einen jeden
und wünschen nichts sehnlicher, als Dienste zu leisten,
zu unterrichten und in den Himmel zu erheben; darin besteht ihr
größtes Vergnügen. Trennt sich nun der Geist auf diese Weise, so wird
er von guten Geistern aufgenommen, und wenn er in ihrer Gemeinschaft
ist, so werden ihm auch alle Dienste geleistet; ist aber sein Leben
in der Welt so beschaffen gewesen, daß er in der Gesellschaft
der Guten nicht sein konnte, so sehnt er sich auch von diesen weg,
und dies so lange und so oft, bis er sich solchen beigesellt,
die mit seinem in der Welt geführten Leben völlig übereinstimmen, bei
diesen findet er sein Leben und führt dann, merkwürdigerweise, das gleiche
Leben wie in der Welt.
(451)
Allein dieser Anfang des Lebens des Menschen nach dem Tode währt nicht länger
als einige Tage; wie er aber nachher von einem Zustand in den anderen
und zuletzt entweder in den Himmel oder in die Hölle geführt wird,
soll im folgenden gesagt werden; auch dies ist mir durch viele Erfahrung
zu wissen gegeben worden.
(452)
Ich sprach mit einigen am dritten Tag nach ihrem Hinscheiden, und da ging
dasjenige vor, wovon Nr. 449, 450 [die Rede war] mit dreien auch, die ich
in der Welt gekannt hatte, und diesen erzählte ich, daß man nun eben
zu ihrem Leichenbegängnis Anstalten treffe, damit ihr Körper begraben
werde; ich hatte den Ausdruck gebraucht, damit sie begraben würden; da sie
dies hörten, befiel sie einiges Staunen; sie sagten, sie leben ja, das aber
möge man beerdigen, was ihnen in der Welt gedient hatte; nachher wunderten
sie sich sehr, daß sie, solange sie im Körper lebten, nicht an ein
solches Leben nach dem Tode geglaubt hatten, und besonders darüber, daß
innerhalb der Kirche beinahe alle [in solchem Unglauben sind]. Die, welche
in der Welt an gar kein Leben der Seele nach dem Tode des Körpers
geglaubt hatten, sind, wenn sie bemerken, daß sie leben, sehr beschämt; allein
diejenigen, die sich hierin bestärkt hatten, werden zu gleichen gesellt
und von denen, die im Glauben waren, getrennt; meistens werden sie
an eine höllische Gesellschaft gekettet, weil solche ebenfalls das
Göttliche geleugnet und die Wahrheiten der Kirche verachtet hatten; denn
inwieweit jemand sich wider das ewige Leben seiner Seele bestärkt, insoweit
bestärkt er sich auch wider die Dinge des Himmels und der Kirche.
(50)
DAß DER MENSCH NACH DEM TODE
VOLLKOMMENE MENSCHENGESTALT HABE
(453)
Daß die Gestalt des Geistes des Menschen die menschliche Gestalt sei, oder daß
der Geist auch seiner Gestalt nach Mensch sei, kann aus demjenigen erhellen,
was oben in mehreren Abschnitten gezeigt worden ist, besonders aus denen,
in denen gezeigt wurde, daß jeglicher Engel vollkommene Menschengestalt
hat, Nr. 73-77, und daß jeder Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist ist,
Nr. 432-444; und daß die Engel im Himmel aus dem menschlichen
Geschlecht stammen, Nr. 311-317. Noch deutlicher aber läßt es sich
daraus erkennen, daß der Mensch Mensch ist vermöge seines Geistes und nicht
vermöge des Körpers; und daß die Körpergestalt dem Geist beigefügt ist nach
dessen Gestalt, und nicht umgekehrt; denn der Körper umkleidet den Geist unter
Anschmiegung an dessen Gestalt, weshalb der Geist des Menschen in die
einzelnen, ja in die allereinzelnsten [Teilchen] des Körpers einwirkt,
so sehr, daß derjenige Teil, der nicht vom Geist in Bewegung gesetzt
wird, oder in dem der Geist nicht das in Bewegungssetzende ist, auch
nicht lebt; daß dem so ist, kann jeder schon daraus wissen, daß der
Gedanke und der Wille alle und jede [Teile] des Körpers so ganz nach
seinem Wink in Bewegung setzt, daß da nichts ist, das nicht
herbeieilte, und was nicht herbeieilt, auch kein Teil des Körpers ist, wie
es denn auch ausgestoßen wird als solches, in dem nichts Lebendiges
ist. Gedanke und Wille aber gehören dem Geist des Menschen an, nicht dem
Körper. Daß der Geist, nachdem er vom Körper abgelöst worden, dem Menschen
nicht in menschlicher Gestalt erscheint und auch nicht [der] in einem
anderen Menschen, kommt daher, daß das Gesichtsorgan des Körpers oder sein
Auge, soweit es in der Welt sieht, materiell ist, und das Materielle
nichts als das Materielle sieht, das Geistige hingegen das Geistige sieht,
weshalb denn, wenn das Materielle des Auges verhüllt und seiner Mitwirkung mit
dem Geistigen beraubt wird, die Geister alsdann in ihrer Gestalt
erschienen, welche die menschliche ist, und zwar nicht bloß die Geister, die in der
geistigen Welt sind, sondern auch der Geist, der in einem anderen ist,
während derselbe sich noch in seinem Körper befindet.
(454)
Daß die Gestalt des Geistes die menschliche Gestalt ist, kommt daher, daß der
Mensch seinem Geist nach gemäß der Gestalt des Himmels erschaffen ist; denn
alle Dinge des Himmels und seiner Ordnung sind in die zum Gemüt des
Menschen gehörigen Dinge hineingelegt worden263; daher dieser die Fähigkeit hat, Einsicht und Weisheit in sich
aufzunehmen; ob man sagt, die Fähigkeit, Einsicht und Weisheit
in sich aufzunehmen, oder ob man sagt, die Fähigkeit, den Himmel
in sich aufzunehmen, ist gleichviel; wie dies aus demjenigen erhellen
kann, was gezeigt wurde vom Licht und von der Wärme des Himmels,
Nr. 126-140; von der Gestalt des Himmels, Nr. 200-212; von der
Weisheit der Engel, Nr. 265-275; und im Abschnitt, in dem
gezeigt wurde, daß der Himmel hinsichtlich seiner Gestalt im Ganzen und
in seinen Teilen einen Menschen darstelle, Nr. 59-77; und zwar dies
vermöge des Göttlich-Menschlichen des Herrn, aus dem der Himmel und dessen
Gestalt stammt, Nr. 78-86.
(455)
Was soeben gesagt worden, kann der vernünftige Mensch verstehen; denn
er kann es aus dem Zusammenhang der Ursachen und aus den Wahrheiten
in ihrer Ordnung sehen; derjenige Mensch aber, der nicht vernünftig ist,
faßt es nicht; er faßt es nicht aus mehreren Gründen; der
Hauptgrund ist, daß er es nicht fassen will, weil es wider sein
Falsches ist, das er zu seinen Wahrheiten gemacht hat; und wer aus diesem
Grund nicht fassen will, der hat den Weg des Himmels zu seinem
Vernünftigen verschlossen, der jedoch stets [wieder] geöffnet werden kann, wenn
nur der Wille nicht widersteht (man sehe Nr. 424); daß der Mensch die
Wahrheiten einsehen und vernünftig sein kann, wenn er nur will, ist mir
durch viele Erfahrung gezeigt worden; es wurden öfter böse Geister, die
dadurch unvernünftig geworden waren, daß sie in der Welt das Göttliche und
die Wahrheiten der Kirche geleugnet und sich wider dieselben bestärkt hatten,
durch göttliche Kraft zu denen gewendet, die im Licht des Wahren
waren, und dann begriffen sie alles, wie die Engel, und bekannten, daß
es Wahrheiten seien, und daß sie auch alles begreifen; sobald sie aber
wieder in sich selbst zurückgefallen, und der Liebe ihres Willens
zugekehrt waren, begriffen sie nichts und redeten das Gegenteil; ich hörte auch
einige Höllische sagen, sie wissen und fühlen, daß böse sei, was sie tun, und
falsch, was sie denken; allein sie können dem Lustreiz ihrer Liebe, somit ihrem
Willen nicht widerstehen, und von diesem seien ihre Gedanken getragen,
so daß sie das Böse als Gutes und das Falsche als Wahres ansehen; hieraus
war klar, daß die, welche im Falschen aus dem Bösen sind, einsehen, somit
vernünftig sein konnten, daß sie es aber nicht wollten; und daß sie darum
nicht wollten, weil sie das Falsche mehr als das Wahre liebten, sofern
es mit dem Bösen, in dem sie waren, zusammenstimmte; lieben und
wollen ist dasselbe, denn was der Mensch will, das liebt er, und was
er liebt, das will er. Eben weil der Zustand der Menschen so beschaffen
ist, daß sie die Wahrheiten einsehen können, wenn sie nur wollen, ist mir
gestattet worden, die geistigen Wahrheiten, welche die der Kirche und des
Himmels sind, auch durch Vernunftgründe zu bestätigen, somit zu dem
Ende, daß das Falsche, das bei vielen das Vernunftgebiet verschlossen hat,
durch Vernunftwahrheiten zerstreut und so vielleicht das Auge einigermaßen
aufgeschlossen werde; denn die geistigen Wahrheiten durch Vernunftwahrheiten
zu begründen, ist allen erlaubt, die in den Wahrheiten sind; wer
würde je das Wort aus dessen buchstäblichen Sinn verstehen, wenn
er nicht die in ihm enthaltenen Wahrheiten aus der erleuchteten
Vernunft sehen würde ? Woher sonst so viele Irrlehren aus demselben
Wort264 ?
(456)
Daß der Geist des Menschen nach der Trennung vom Körper Mensch ist und
in derselben Gestalt, ist mir durch tägliche Erfahrung vieler Jahre zur
unleugbaren Wahrheit geworden; denn ich habe sie tausendmal gesehen, gehört und
mit ihnen gesprochen, auch darüber, daß die Menschen in der Welt nicht
glauben, daß sie so beschaffen sind, und daß diejenigen, die
es glauben, von den Gebildeten für einfältig gehalten werden; es tat
den Geistern herzlich leid, daß noch eine solche Unwissenheit auf dem Erdkreis
und besonders innerhalb der Kirche fortbesteht; sie sagten aber, diese Ansicht
sei hauptsächlich von den Gelehrten ausgegangen, die aus dem
Fleischlich-Sinnlichen über die Seele gedacht und aus diesem sich keinen
anderen Begriff von ihr gemacht haben, als den von einem bloßen Denken, das,
wenn es ohne irgendwelche Unterlage, in der es [ist] und aus der
es [kommt], betrachtet wird, wie ein schwebendes [Teilchen] des reinen
Äthers ist, das, wenn der Körper stirbt, notwendig zerstreut werden muß; weil
aber die Kirche nach Anleitung des Wortes an die Unsterblichkeit der Seele
glaubt, so konnten sie nicht umhin, ihr etwas Lebenskräftiges [vitale],
wie das des Denkens ist, zuzuschreiben, jedoch nicht das Empfindungsvermögen
[sensitivum], wie der Mensch es hat, bevor sie wieder mit dem Körper verbunden
sein würde; auf diese Meinung gründet sich die Lehre von der Auferstehung und
der Glaube, daß die Verbindung geschehen werde, wann das Letzte Gericht kommt;
daher rührt, daß wer sich die Seele nach der Lehre und zugleich nach der
Voraussetzung denkt, durchaus nicht faßt, daß sie ein Geist ist, und dieser
menschliche Gestalt hat; dazu kommt noch, daß heutzutage kaum jemand weiß, was
das Geistige ist, und weniger noch, daß diejenigen, die geistig sind, wie alle
Geister und Engel, irgend menschliche Gestalt haben. Daher kommt auch, daß fast
alle, die aus der Welt ankommen, sich gar sehr wundern, daß sie leben, und daß
sie Menschen sind gerade wie zuvor, daß sie sehen, hören und reden, und daß ihr
Körper einen Tastsinn hat, wie zuvor, und daß ganz und gar kein Unterschied
ist, man sehe Nr. 74; wenn sie aber aufhören, sich über sich selbst
zu verwundern, so wundern sie sich darüber, daß die Kirche nichts von
einem solchen Zustand der Menschen nach dem Tode weiß, somit auch nicht vom
Himmel und der Hölle, während doch alle, die je in der Welt lebten,
im anderen Leben sind und als Menschen fortleben; und weil sie sich auch
darüber wunderten, daß dies, als ein so wesentliches Stück des Glaubens
der Kirche, dem Menschen nicht durch Gesichte geoffenbart worden ist,
so wurde ihnen aus dem Himmel gesagt, dies hätte wohl geschehen können,
denn nichts sei leichter, wenn es dem Herrn gefällt, allein alsdann würden
gleichwohl diejenigen nicht geglaubt haben, die sich im Falschen dawider
bestärkt hatten, auch wenn sie selbst es gesehen hätten; dann sei
es aber auch bei denen, die im Falschen sind, gefährlich, etwas durch
Gesichte zu beweisen, weil sie so zuerst glauben und nachher wieder
leugnen und somit jene Wahrheit selbst entheiligen würden; denn entheiligen heißt
glauben und nachher leugnen, und die, welche die Wahrheiten entweihen, werden
in die unterste und härteste aller Höllen hinabgestoßen265. Diese Gefahr ist es, die verstanden wird unter den Worten des Herrn:
„Verblendet hat Er ihre Augen, und verhärtet ihre Herzen, damit sie nicht mit den Augen sehen, und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, und Ich sie heile“: Joh.12/40;
und daß die, welche im Falschen sind, dennoch nicht glauben würden, unter folgendem:
„Abraham sprach zum Reichen in der Unterwelt: Sie haben Moses und die Propheten, mögen sie diese hören; er aber sagte: Nein, Vater Abraham, sondern wenn jemand von den Toten zu ihnen käme, würden sie sich bekehren; Abraham aber sprach zu ihnen: Hören sie Moses und die Propheten nicht, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten auferstände“: Luk.16/29-31.
(457)
Anfänglich, wenn der Geist des Menschen in die Geisterwelt eintritt, was
kurz nach seiner Auferweckung geschieht, wovon oben, hat er dasselbe
Angesicht und denselben Ton der Rede, die er in der Welt hatte; der Grund
ist, weil er sich alsdann im Zustand seines Auswendigen befindet und
sein Inwendiges noch nicht aufgedeckt ist. Dieser Zustand ist der Menschen
erster Zustand nach dem Hingang; nachher aber verändert sich sein Angesicht und
wird ein ganz anderes, es wird gleich seiner herrschenden Neigung oder
Liebe, in der sein Inwendiges, nämlich das seines Gemütes, in der
Welt und in der sein Geist im Körper gewesen war; denn das Angesicht
des Menschengeistes ist vom Angesicht seines Körpers sehr verschieden; das
Angesicht des Körpers stammt von den Eltern her, das Angesicht des Geistes aber
aus seiner Neigung, deren Bild es ist; in dieses kommt der Geist nach
dem Leben im Körper, wenn das Auswendige entfernt und das Inwendige
enthüllt wird; dieser Zustand ist des Menschen dritter. Ich sah einige, wie sie
aus der Welt neu angekommen waren, und erkannte sie am Angesicht und der
Rede, später aber, als ich sie wieder sah, erkannte ich sie nicht mehr; die,
welche in guten Neigungen waren, erschienen mit schönem Angesicht, die
aber in bösen Neigungen waren, mit häßlichem Angesicht; denn der Geist des
Menschen ist an sich betrachtet nichts als seine Neigung, deren
Außengestalt das Angesicht ist. Eine Ursache auch, warum die Gesichter sich
verändern, ist die, daß im anderen Leben keiner Gefühle heucheln darf, die
ihm nicht eigen sind, somit auch nicht Gesichtszüge annehmen, die der Liebe,
in der er ist, entgegengesetzt sind; alle, soviel ihrer dort sind,
werden in den Zustand gebracht, daß sie reden wie sie denken und
in Miene und Gebärden kundgeben, wie sie wollen; daher kommt nun, daß die
Gesichter aller zu Gestalten und Ebenbilder ihrer Neigungen werden; und
daher kommt auch, daß alle, die sich in der Welt gekannt hatten, sich auch
in der Geisterwelt kennen, nicht aber im Himmel und in der
Hölle, wie Nr. 427 gesagt worden ist266.
(458)
Die Gesichter der Heuchler verändern sich später als die der übrigen, und dies
darum, weil sie durch Übung eine Fertigkeit erlangt haben, ihrem Inwendigen die
Außengestalt guter Neigungen zu geben, weshalb sie lange Zeit nicht
unschön aussehen; weil [ihnen] aber nach und nach die erheuchelte Miene
ausgezogen und ihr Inwendiges, das ihres Gemütes, der Gestalt ihrer Neigungen
angepaßt wird, so werden sie nachher häßlicher als andere. Heuchler sind
diejenigen, die wie Engel geredet, inwendig aber bloß die Natur und somit nicht
das Göttliche anerkannt und daher die Dinge der Kirche und des Himmels
geleugnet hatten.
(459)
Zu wissen ist, daß die menschliche Gestalt eines jeden Menschen nach dem Tode
um so schöner ist, je inniger er die göttlichen Wahrheiten
geliebt und nach denselben gelebt hatte; denn das Inwendige eines jeden wird
gemäß der Liebe zu denselben und dem Leben [nach denselben] aufgeschlossen
und gebildet; je inniger daher die Neigung, desto gleichförmiger dem
Himmel und desto schöner infolgedessen das Angesicht; daher kommt, daß die
Engel des innersten Himmels die schönsten sind, weil sie Gestalten der
himmlischen Liebe sind; die aber äußerlich die göttlichen Wahrheiten geliebt
und so auch äußerlich nach denselben gelebt hatten, sind weniger schön,
denn nur Äußerliches scheint aus ihrem Angesicht hervor und nicht inwendige
himmlische Liebe leuchtet durch das auswendige hindurch, folglich auch nicht
die Gestalt des Himmels, wie sie an sich ist; es scheint
im Vergleich damit etwas Dunkles aus ihrem Gesicht hervor, das nicht
belebt ist vom Durchglänzen des inwendigen Lebens; mit einem Wort,
es wächst alle Vollkommenheit gegen das Inwendige hin und nimmt ab gegen
das Auswendige hin, und wie die Vollkommenheit, so wächst und schwindet
auch die Schönheit. Ich sah Engelangesichter des dritten Himmels, die
so [schön] waren, daß kein Maler je mit all seiner Kunst solchen
Schmelz in seine Farben bringen könnte, um auch nur den tausendsten
Teil des Lichtes und Lebens, das in ihrem Angesicht erscheint,
wiederzugeben; die Gesichter der Engel des untersten Himmels aber können
einigermaßen erreicht werden.
(460)
Zum Schluß möchte ich noch ein bis jetzt niemandem bekanntes Geheimnis
mitteilen, welches ist, daß alles Gute und Wahre, das vom Herrn ausgeht und den
Himmel macht, menschliche Gestalt hat, und zwar nicht nur im ganzen und
im größten, sondern auch in jedem Teil und im Kleinsten, und daß
diese Gestalt auf jeglichen einwirkt, der das Gute und Wahre vom Herrn aufnimmt
und macht, daß jeder im Himmel menschliche Gestalt hat gemäß der Aufnahme;
daher kommt, daß der Himmel sich selbst gleich ist im Allgemeinen und
im Besonderen, und daß menschliche Gestalt hat das Ganze, jede Gesellschaft
und jeder Engel, wie dies in vier Abschnitten von Nr. 59-86 gezeigt
worden ist; dem noch beizufügen ist, daß diese [Gestalt] auch haben die
Einzelheiten des Gedankens, der aus der himmlischen Liebe bei den Engeln
stammt. Allein dieses Geheimnis geht nur schwer in den Verstand
irgendeines Menschen ein, mit Klarheit aber in den Verstand der Engel,
weil sie im Licht des Himmels sind.
(51)
DAß DER MENSCH NACH DEM TODE
ALLE SINNE, ALLES GEDÄCHTNIS, ALLES DENKEN
UND ALLE NEIGUNG HAT, DIE ER IN DER WELT HATTE,
UND DAß ER NICHTS ZURÜCKLÄßT,
ALS SEINEN IRDISCHEN LEIB
(461)
Daß der Mensch, wenn er aus der natürlichen Welt in die geistige
übergeht, welches geschieht, wenn er stirbt, all das Seinige, oder was
zu seinem Menschen gehört, mit sich nimmt, mit Ausnahme seines irdischen
Leibes, ist mir durch vielfache Erfahrung gewiß geworden; denn wenn der Mensch
in die geistige Welt oder in das Leben nach dem Tod eintritt,
so ist er in einem Leib wie in der Welt; dem Anschein nach ist
gar kein Unterschied; weil er keinen Unterschied fühlt und empfindet;
allein sein Leib ist ein geistiger, also vom Irdischen geschiedener oder
gereinigter, und da das Geistige das Geistige berührt und sieht,
so ist es ganz, wie wenn das Natürliche das Natürliche berührt und
sieht; daher denn der Mensch, wenn er ein Geist geworden ist, nicht anders
weiß, als daß er in seinem Körper ist, in dem er in der Welt
war, und somit nicht weiß, daß er gestorben ist. Der Geistmensch besitzt
auch jeden äußeren und inneren Sinn, den er in der Welt hatte;
er sieht wie zuvor, er hört und redet wie zuvor, er riecht und
schmeckt auch, und wenn er berührt wird, fühlt er auch, wie zuvor;
er begehrt auch, verlangt, wünscht, denkt, überlegt, wird angeregt, liebt,
will, wie zuvor; und wer Freude an wissenschaftlicher Beschäftigung hat,
liest und schreibt wie zuvor; mit einem Wort, wenn der Mensch von dem
einen Leben ins andere, oder von der einen Welt in die andere übergeht,
so ist es, wie wenn er von einem Ort in den anderen [geht] und
alles mit sich nimmt, was er in sich als Mensch besitzt, so daß man
nicht sagen kann, daß der Mensch nach dem Tod, der bloß derjenige seines
irdischen Körpers ist, etwas von dem Seinigen verloren habe; auch das
natürliche Gedächtnis nimmt er mit sich; denn alles, was er in der Welt
gehört, gesehen, gelesen, gelernt, gedacht hat von der ersten Kindheit
an bis zum letzten Lebensziel, das behält er; weil aber die natürlichen
Gegenstände, die im Gedächtnis sind, in der geistigen Welt nicht
hervorgerufen werden können, so ruhen sie, wie dies beim Menschen
geschieht, wenn er nicht aus ihnen denkt; sie werden aber dennoch
hervorgerufen, wann es dem Herrn gefällt; doch von diesem Gedächtnis und
seinem Zustand nach dem Tode soll in dem nun gleich folgenden mehreres
gesagt werden. Daß ein solcher Zustand des Menschen nach dem Tode statthat,
kann der sinnliche Mensch durchaus nicht glauben, weil er es nicht faßt;
denn der sinnliche Mensch kann nicht anders als nur natürlich denken, und zwar
auch von geistigen Dingen; darum sagt er von Dingen, die er nicht empfindet,
das heißt nicht mit den Augen seines Körpers sieht, noch mit dessen Händen
greift, sie seien nicht, wie man von Thomas liest Joh.20/25,27,29; wie der
sinnliche Mensch beschaffen ist, sehe man Nr. 267 und in den
Anmerkungen daselbst.
462a. Dennoch aber ist zwischen dem Leben des Menschen in der geistigen Welt und seinem Leben in der natürlichen Welt ein großer Unterschied, sowohl hinsichtlich der äußeren Sinne und ihrer Eindrücke [affectiones], als hinsichtlich der inneren Sinne und ihrer Eindrücke; die, welche im Himmel sind, empfinden, das heißt sehen und hören viel schärfer und denken auch weiser, als da sie auf der Welt waren; denn sie sehen aus dem Licht des Himmels, welches das Licht der Welt um viele Grade übertrifft, (man sehe Nr. 126); auch hören sie mittelst der geistigen Atmosphäre, die ebenfalls die irdische um viele Grade übertrifft, Nr. 235; der Unterschied dieser äußeren Sinne ist wie der Unterschied zwischen der Helle [des Sonnenscheins] und dem Dunkel des dichten Nebels [nimbi] in der Welt und wie des Lichtes am Mittag und des Schattens am Abend; denn das Licht des Himmels verleiht, weil es das göttliche Wahre ist, dem Gesichtssinn der Engel, daß sie die allerkleinsten Dinge bemerken und unterscheiden; auch entspricht ihr äußeres Sehen ihrem inneren Sehen oder Verstand; denn bei den Engeln fließt das eine Sehen in das andere ein, so daß sie als eines zusammenwirken; daher sie eine so große Schärfe [des Gesichtes] haben; und ebenso entspricht auch ihr Gehör ihrem Innewerden [perceptioni], das sowohl dem Verstand als dem Willen angehört; daher sie im Ton und in den Worten des Redenden die kleinsten Einzelheiten seiner Neigung und seines Gedankens wahrnehmen; im Ton diejenigen der Neigung und in den Worten diejenigen des Gedankens (man sehe Nr. 234-245); allein die übrigen Sinne sind bei den Engeln nicht so scharf wie der Sinn des Gesichtes und der des Gehörs, und dies darum, weil das Gesicht und das Gehör ihrer Einsicht und Weisheit dienen, nicht aber die übrigen; wären auch diese in gleichem Grade scharf, so würden sie das Licht und die Lust ihrer Weisheit wegnehmen und die Lust der Neigungen einstreuen, die den mannigfaltigen Begierden und dem Körper angehören, und dem Verstand in demselben Maße verdunkeln und schwächen, in dem sie überwiegen, wie dies auch bei den Menschen in der Welt geschieht, die hinsichtlich der geistigen Wahrheiten insoweit stumpfsinnig und dumm sind, als sie dem Geschmack und den Lockungen des körperlichen Kitzels frönen. Daß auch die inwendigen Sinne der Engel, welche die ihres Denkens und ihrer Neigung sind, schärfer und vollkommener sind, als sie dieselben in der Welt hatten, kann aus demjenigen erhellen, was in dem Abschnitt von der Weisheit der Engel des Himmels gesagt und gezeigt worden ist, Nr. 265-275. Was aber den Unterschied zwischen dem Zustand derer, die in der Hölle sind, und ihrem Zustand in der Welt anbelangt, so ist auch dieser groß; denn so groß die Vollkommenheit und Vorzüglichkeit der äußeren und inneren Sinne bei den Engeln im Himmel ist, so groß ist die Unvollkommenheit [derselben] bei denen, die in der Hölle sind; doch vom Zustand dieser soll im folgenden gehandelt werden.
462b. Daß der Mensch aus der Welt auch sein ganzes Gedächtnis bei sich habe, ist durch vieles gezeigt worden; ich habe darüber vieles Denkwürdige gesehen und gehört, wovon ich einiges der Ordnung nach berichten will; da waren solche, die ihre Verbrechen und Schandtaten, die sie in der Welt begangen hatten, leugneten; weshalb, damit sie nicht für schuldlos gehalten würden, alles enthüllt und aus ihrem Gedächtnis der Ordnung nach aufgezählt wurde von ihrem ersten Lebensalter an bis zum letzten; es waren hauptsächlich Ehebrüche und Verbrechen der Unzucht. Da waren solche, die andere mittelst arglistiger Kunstgriffe betrogen und welche gestohlen hatten; ihre Schlauheiten und Betrügereien wurden der Reihe nach aufgezählt, worunter viele, die kaum jemandem in der Welt, außer ihnen selbst bekannt gewesen waren; sie erkannten dieselben auch an, weil sie wie ins Licht herausgestellt wurden, mit jedem Gedanken, jeder Absicht, Lust und Befürchtung, die damals zugleich ihre Gemüter hin und her getrieben hatten. Da waren solche, die Geschenke angenommen und aus dem Gericht eine Erwerbsquelle gemacht hatten, diese wurden ebenfalls nach ihrem Gedächtnis untersucht und aus diesem alles von der ersten Zeit ihrer Amtsführung an bis zur letzten hererzählt; die einzelnen [Bestechungen] nach ihrer Größe und Beschaffenheit, nebst der Zeit, ihrem Gemütszustand und ihrer Absicht, was alles zugleich in ihre Erinnerung zurückgerufen und sichtbar dargestellt wurde; die Fälle überstiegen die Zahl von mehreren Hunderten; dies geschah mit einigen, und wunderbarerweise wurden selbst ihre Tagebücher, in denen sie dergleichen eingezeichnet hatten, aufgeschlagen und ihnen von Seite zu Seite vorgelesen. Da waren solche, die Jungfrauen zur Unzucht verlockt, und welche die Keuschheit verletzt hatten, auch sie wurden vor ein gleiches Gericht gefordert und aus ihrem Gedächtnis die Einzelheiten herausgenommen und hererzählt; selbst die Gestalten der Jungfrauen und Weiber wurden ebenfalls wie gegenwärtig dargestellt, nebst Ort, Gespräch und Gesinnung, und dies so schnell, wie wenn etwas sich sichtbar darstellt; die Enthüllungen dauerten zuweilen stundenlang. Da war einer, der sich nichts daraus gemacht hatte, andere anzuschwärzen [vituperare]; ich hörte seine Anschwärzungen der Reihe nach aufgezählt und auch seine Lästerung mit seinen eigenen Worten, über welche Personen und vor welchen [sie ausgestoßen worden], was alles vorgeführt und zusammen lebendig dargestellt wurde, und doch war von ihm, als er noch in der Welt lebte, alles sorgfältig verborgen gehalten worden. Da war einer, der unter trügerischem Vorwand seinen Verwandten der Erbschaft beraubt hatte, auch er wurde in gleicher Weise überführt und gerichtet, und merkwürdigerweise wurden auch die Briefe und Zettel, die zwischen ihnen [gewechselt worden waren], vor meinen Ohren abgelesen und gesagt, daß kein Wort fehle. Ebenderselbe hatte auch, kurz vor seinem Tode, seinen Nachbar heimlich mit Gift getötet; dies wurde auf folgende Weise enthüllt: Er schien unter den Füßen eine Grube zu graben, nach deren Aufgrabung ein Mann daraus hervorging, wie aus einem Grab, und ihn anschrie: Was hast du mir getan ? Und nun ward alles enthüllt, wie nämlich der Giftmischer freundlich mit ihm geredet und ihm einen Becher dargereicht, dann auch, was er vorher gedacht hatte und was sich nachher zutrug; nachdem dieses aufgedeckt war, wurde er zur Hölle verurteilt. Mit einem Wort, alle bösen und ruchlosen Taten, Räubereien, Kunstgriffe und Betrügereien werden jedem bösen Geist sichtbar dargestellt und aus seinem eigenen Gedächtnis herausgenommen und er so überführt; es bleibt auch kein Raum zum Leugnen übrig, weil alle Umstände zugleich erscheinen. So hörte ich aus dem Gedächtnis eines Gewissen, das von Engel eingesehen und durchgangen worden war, [hersagen,] was er innerhalb eines Monats von einem Tag zum anderen gedacht hatte, und dies ohne irgendwelche Täuschung, ja diese [Gedanken] wurden so zurückgerufen, wie er selbst in jenen Tagen in denselben gewesen war. Aus diesen Beispielen kann erhellen, daß der Mensch sein ganzes Gedächtnis mit sich [hinüber] nimmt, und daß nichts in der Welt so verborgen ist, das nicht offenbar wird nach dem Tode, und zwar dies vor einer Versammlung vieler, gemäß den Worten des Herrn:
„Nichts ist verborgen, das nicht aufgedeckt, und nichts heimlich, das nicht kund werden sollte; darum, was ihr im Finstern gesprochen habt, das wird man im Licht hören, und was ihr ins Ohr gesagt habt, wird auf den Dächern verkündigt werden“: Luk.12/2,3.
(463)
Wenn dem Menschen nach dem Tode seine Taten aufgedeckt werden,
so betrachten die Engel, denen das Amt der Untersuchung übergeben ist,
sein Angesicht, und die Untersuchung fährt durch den ganzen Leib, indem sie bei
den Fingern der einen und der anderen Hand anfängt und von da aus durch
das Ganze sich verbreitet; da ich mich wunderte, woher dies komme,
so wurde es [mir] entdeckt; daß nämlich die Einzelheiten des Denkens
und Wollens, wie sie dem Gehirn eingeschrieben sind (denn in diesem sind
deren Anfänge), so auch dem ganzen Leib eingeschrieben sind, weil
in diesen alle Teile des Denkens und Wollens von ihren Anfängen aus sich
verbreiten und in ihm als in ihrem Letzten sich endigen; daher kommt,
daß, was dem Gedächtnis aus dem Wollen und aus seinem daraus hervorgehenden
Denken eingeschrieben ist, nicht bloß dem Gehirn, sondern auch dem ganzen
Menschen eingeschrieben ist und in ihm der Reihe nach gemäß der Ordnung
der Körperteile vorliegt; hieraus war klar, daß der Mensch im ganzen
so ist, wie er in seinem Wollen und in dem daraus hervorgehenden
Denken ist, so ganz, daß der böse Mensch sein Böses und der gute Mensch
sein Gutes ist267. Hieraus kann auch erhellen, was verstanden wird unter dem Lebensbuch
des Menschen, von dem im Wort die Rede ist, nämlich dies, daß alles,
sowohl die Handlungen als die Gedanken dem ganzen Menschen eingeschrieben sind,
und wenn sie aus dem Gedächtnis zurückgerufen werden, wie aus einem Buch
abgelesen erscheinen, und wie im Bilde gesehen, wenn der Geist
im Licht des Himmels betrachtet wird. Diesem will ich noch etwas
Denkwürdiges über das nach dem Tode bleibende Gedächtnis des Menschen beifügen,
wodurch ich bestärkt wurde, daß nicht nur das Allgemeine, sondern auch das
Allereinzelnste, was ins Gedächtnis eingegangen war, darin haftet und nie
ausgelöscht wird; es erschienen mir Bücher mit Schrift darin, wie
in der Welt, und ich ward belehrt, daß sie aus dem Gedächtnis derer seien,
die sie geschrieben hatten, und daß darin auch nicht ein Wort fehle, das
in dem von ihnen in der Welt geschriebenen Buch stand, und daß
in dieser Weise aus dem Gedächtnis eines anderen die allereinzelnsten
Dinge herausgenommen werden können, auch solche, die er in der Welt
vergessen hatte; die Ursache ward auch enthüllt, daß nämlich der Mensch ein
äußeres und ein inneres Gedächtnis hat; ein äußeres, welches das seines
natürlichen Menschen ist, und ein inneres, welches das seines geistigen
Menschen ist; und daß die Einzelheiten, die der Mensch gedacht, gewollt,
geredet, getan, ja selbst die er gehört und gesehen hat, seinem
inneren oder geistigen Gedächtnis eingeschrieben sind268; und daß die darin befindlichen Dinge niemals verlöschen, weil sie
zugleich, wie oben gesagt worden, dem Geist selbst und den Gliedern seines
Leibes eingeschrieben sind; und daß demnach der Geist nach den Gedanken und
Handlungen seines Willens gebildet ist; ich weiß, daß diese Dinge als
Widersinniges erscheinen und daher kaum geglaubt werden, allein gleichwohl sind
sie wahr. Der Mensch glaube also nicht, daß irgend etwas, das er in sich
gedacht und im Verborgenen getan hat, nach dem Tode verborgen sei; sondern
er glaube, daß alles und jedes sich alsdann wie am hellen Tage zeigt.
(464)
Ob nun gleich das äußere oder natürliche Gedächtnis nach dem Tode noch
im Menschen ist, so werden doch die bloß natürlichen Dinge, die darin
sind, im anderen Leben nicht zurückgerufen, sondern [nur] die geistigen,
die mittelst der Entsprechungen mit den natürlichen zusammenhängen, die jedoch,
wenn sie sichtbar dargestellt werden, in ganz gleicher Gestalt erscheinen,
wie in der natürlichen Welt; denn alle Dinge, die in den Himmeln
erscheinen, erscheinen ebenso in der Welt, obgleich sie ihrem Wesen nach
nicht natürlich, sondern geistig sind, wie man dies im Abschnitt von den
Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel Nr. 170-176 nachgewiesen
sehen kann. Allein das äußere oder natürliche Gedächtnis, soweit
es diejenigen Dinge in ihm betrifft, die vom Materiellen und von Zeit
und Raum und von dem übrigen, was der Natur eigentümlich ist, etwas
an sich haben, dient dem Geist nicht zu demjenigen Gebrauch,
zu dem es ihm in der Welt gedient hatte, weil der Mensch
in der Welt, da er aus dem äußeren Sinnlichen und nicht zugleich aus
dem inneren oder verstandesmäßigen Sinnlichen dachte, natürlich und nicht
geistig gedacht hatte; dagegen aber im anderen Leben der Geist, weil
er in der geistigen Welt ist, nicht natürlich, sondern geistig denkt;
geistig denken aber heißt verstandes- oder vernunftmäßig denken; wovon die
Folge ist, daß das äußere oder natürliche Gedächtnis hinsichtlich derjenigen
Dinge, die materiell sind, alsdann ruht, und nur dasjenige in Gebrauch
kommt, was der Mensch mittelst derselben in der Welt in sich
aufgenommen und zu Vernunftmäßigem gemacht hat; daß das äußere Gedächtnis
hinsichtlich seiner materiellen Dinge ruht, hat seinen Grund darin, daß diese
nicht zurückgerufen werden können, da die Geister und Engel aus den
Neigungen und den aus diesen hervorgehenden Gedanken, dem Gebiet ihres Gemütes,
reden, und daher Dinge, die nicht zu diesen passen, gar nicht aussprechen
können, wie dies aus demjenigen erhellen kann, was von der Rede der Engel
im Himmel und von ihrem Sprechen mit dem Menschen Nr. 234-257 gesagt
worden ist; daher kommt, daß der Mensch insoweit, als er durch die
Sprachen und durch die Wissenschaften in der Welt vernünftig geworden ist,
auch vernünftig ist nach dem Tode, keineswegs aber in dem Maß, als
er die Sprachen und Wissenschaften verstanden hat. Ich sprach mit vielen,
die man in der Welt für Gebildete hielt, weil sie die alten Sprachen, wie
die hebräische, die griechische und die lateinische verstanden, da sie
aber ihre Vernunft nicht durch das, was in diesen [Sprachen] geschrieben
war, ausgebildet hatten, so erschienen einige so einfältig wie die,
welche nichts von jenen Sprachen verstanden, einige als dumm, dennoch aber
blieb bei ihnen der Dünkel, als ob sie weiser als andere wären. Ich sprach
mit einigen, die in der Welt geglaubt hatten, der Mensch sei in dem
Maß weise, als er viel im Gedächtnis behalte, und die auch wirklich
ihr Gedächtnis mit vielem bereichert hatten und fast nur aus diesem, somit
nicht aus sich, sondern aus anderen sprachen, und durch die Gedächtnisdinge
in keiner Weise ihre Vernunft vervollkommnet hatten; einige von ihnen
waren stumpfsinnig [stupidi], einige albern [fatui], durchaus unfähig
zu beurteilen, ob eine Wahrheit wahr ist oder nicht, und alles
Falsche ergreifend, was von denen, die sich Gebildete [eruditos] nennen, für
wahr ausgegeben wird; denn ob etwas so ist oder nicht, können sie
durchaus nicht aus sich selber sehen, folglich nichts mit der Vernunft, wenn
sie andere hören. Ich sprach auch mit einigen, die in der Welt vieles, und
zwar in Wissenschaftlichem jeder Art geschrieben hatten und daher weit und
breit in großem Ruf der Gelehrsamkeit standen; einige derselben konnten
zwar auch über die Wahrheiten vernünfteln, ob sie wahr oder nicht wahr
seien; einige konnten, wenn sie denen zugewandt wurden, die im Licht des
Wahren standen, einsehen, daß sie wahr seien, wollten es aber dennoch
nicht einsehen; weshalb sie dieselben leugneten, sobald sie in ihrem
Falschen und so in sich selber waren; einige waren nicht viel weiser als
die ungebildete Menge, somit der eine und der andere in verschiedener
Weise, je wie er durch die wissenschaftlichen Dinge, die
er zusammen- und aufgeschrieben, seine Vernunft ausgebildet hatte;
diejenigen hingegen, die wider die Wahrheiten der Kirche gewesen waren und aus
Wissenschaftlichem [darüber] gedacht und sich wider dieselben im Falschen
bestärkt hatten, hatten nicht ihre Vernunft ausgebildet, sondern nur das
Vermögen zu vernünfteln [ratiocinandi]; dieses Vermögen wird zwar
in der Welt für Vernünftigkeit gehalten, ist aber eine von der
Vernünftigkeit getrennte Fertigkeit; sie ist die Fertigkeit, alles, was man nur
will, zu begründen; und aus [willkürlich] angenommenen Grundsätzen, sowie
aus Trugschlüssen Falsches, nicht aber die Wahrheiten zu sehen; solche
können niemals zur Anerkennung der Wahrheiten gebracht werden, weil man aus dem
Falschen nicht das Wahre, sondern nur aus dem Wahren das Falsche sehen kann.
Die Vernunft des Menschen gleicht einem Garten und Blumenbeet, sowie auch einem
Neubruch: Das Gedächtnis ist das Erdreich [humus], die wissenschaftlichen
Wahrheiten und Erkenntnisse sind die Samen, das Licht und die Wärme bringen
hervor, ohne sie gibt es kein Keimen; so verhält es sich auch,
sofern nicht das Licht des Himmels, welches das göttliche Wahre ist, und die
Wärme des Himmels, welche die göttliche Liebe ist, zugelassen werden; aus ihnen
allein stammt das Vernünftige. Die Engel beklagen gar sehr, daß die Gebildeten
[eruditi] größtenteils alles der Natur zuschreiben und infolgedessen das
Inwendige ihres Gemüts sich so sehr verschlossen habe, daß sie nichts Wahres
aus dem Licht des Wahren, welches das Licht des Himmels ist, sehen können; sie
werden darum im anderen Leben der Fähigkeit, zu vernünfteln, beraubt,
damit sie nicht durch die Vernünfteleien Falsches unter die einfältig Guten
ausstreuen und sie verführen mögen; sie selbst aber werden in Wüsten
verwiesen.
(465)
Ein gewisser Geist war ungehalten, daß er sich mehrerer Dinge, die
er im Leben des Körpers gekannt hatte, nicht mehr erinnerte; er war
betrübt über die verlorene Unterhaltung, die ihm sehr großes Vergnügen gemacht
hatte; allein es ward ihm gesagt, er habe durchaus nichts verloren,
sondern wisse noch alles und jedes; es sei ihm aber in der Welt,
in der er sich jetzt befinde, nicht erlaubt, dergleichen
zurückzurufen, und es sei ja genug, daß er jetzt viel besser und
vollkommener denken und reden und seine Vernunft nicht mehr wie früher
in dichtes Dunkel, in materielle und körperliche Dinge versenken
könne, welche Dinge in dem Reich, in das er jetzt gekommen, von
gar keinem Nutzen seien; auch habe er ja jetzt alles, was zum Genuß des
ewigen Lebens diene, und nur so und nicht anders könne er selig und
glücklich werden; es sei also ein Zeichen von Unwissenheit,
zu glauben, daß in diesem Reich dadurch, daß die materiellen Dinge
entfernt werden und im Gedächtnis ruhen, die Verständigkeit verloren gehe269, während doch die Sache sich so verhalte, daß in dem Maß,
als das Gemüt von den sinnlichen Dingen, die dem äußeren Menschen oder dem
Körper angehören, abgelenkt werden kann, es zu geistigen und himmlischen
Dingen erhoben wird.
(466)
Wie die Gedächtnisse beschaffen sind, stellt sich im anderen Leben
zuweilen sichtbar in Gestalten dar, die nur dort zur Erscheinung kommen
(es stellt sich dort vieles dar, was sonst bei den Menschen nur
in die Denkbilder fällt); das auswendige Gedächtnis stellt sich dort als
Erscheinung dar wie eine dicke Haut [instar calli], das inwendige Gedächtnis
aber wie eine Marksubstanz, dergleichen im menschlichen Gehirn ist; woraus
denn auch zu wissen gegeben wird, wie sie beschaffen sind. Bei denen, die
bei Leibesleben bloß dem Gedächtnis obgelegen und so ihre Vernunft nicht
ausgebildet hatten, erscheint ihre Dickhäutigkeit wie etwas Hartes und inwendig
mit Strichen von Sehnen durchzogen. Bei denen, die ihr Gedächtnis mit Falschem
angefüllt hatten, erscheint es haarig und struppig, und zwar dies infolge
der ungeordneten Zusammenhäufung von Dingen. Bei denen, die aus Selbstsucht und
Weltliebe dem Gedächtniswissen oblagen, erscheint es wie zusammengeleimt
und verknöchert. Bei solchen, die durch Wissenschaftliches, besonders durch
Philosophisches, in die göttlichen Geheimnisse eindringen und nicht eher
glauben wollten, als bis sie durch dieselben überzeugt würden, erscheint das
Gedächtnis als etwas Finsteres, das so geartet ist, daß es die
Lichtstrahlen in sich schluckt und in Finsternis verkehrt. Bei
solchen, die betrügerisch und heuchlerisch waren, erscheint es hart
verknöchert wie von Ebenholz, und wirft die Lichtstrahlen zurück. Bei denen
hingegen, die im Guten der Liebe und in den Wahrheiten des Glaubens
waren, erscheint keine solche dicke Haut, weil ihr inwendiges Gedächtnis die
Lichtstrahlen hindurchläßt in das auswendige, in dessen Eindrücken
oder Denkbildern die Strahlen wie in ihrer Unterlage oder in ihrem
Erdreich zu ihrem Ende kommen und hier vergnügliche Aufnahmegefäße finden;
denn das auswendige Gedächtnis ist das Letzte der Ordnung, in welchem die
geistigen und himmlischen Dinge sich sanft begrenzen und niederlassen,
vorausgesetzt, daß daselbst Gutes und Wahres ist.
(467)
Menschen, die in der Liebe zum Herrn und in der tätigen Liebe gegen
den Nächsten stehen, haben während ihres Lebens in der Welt Engelseinsicht
und Weisheit bei sich und in sich, jedoch verborgen im Innersten
ihres inwendigen Gedächtnisses, welche Einsicht und Weisheit aber durchaus
nicht für sie zum Vorschein kommen kann, bevor sie das Körperliche ausziehen;
alsdann wird das natürliche Gedächtnis eingeschläfert, und sie erwachen
in das inwendige Gedächtnis und hierauf allmählich in das eigentliche
engelmäßige.
(468)
Wie die Vernunft ausgebildet werden kann, soll auch mit wenigem gesagt werden:
die echte Vernunft besteht aus Wahrheiten und nicht aus Falschem; die, welche
aus Falschem besteht, ist nicht Vernunft; die Wahrheiten sind von dreifacher
Art: es gibt bürgerliche, moralische und geistige; die bürgerlichen
Wahrheiten beziehen sich auf die Dinge, welche Gegenstand des Gerichts und der
Regierung in den Staaten sind, im allgemeinen auf die Gerechtigkeit
und Billigkeit [justum et aequum] in denselben; die moralischen
Wahrheiten beziehen sich auf die Dinge, welche das Leben eines jeden Menschen
hinsichtlich auf die Gesellschaft und den Umgang betreffen, im allgemeinen
auf die Redlichkeit und Geradheit [sincerum et rectum] und
im besonderen auf die Tugenden jeder Art; die geistigen Wahrheiten
hingegen beziehen sich auf die Dinge des Himmels und der Kirche,
im allgemeinen auf das Gute, das Sache der Liebe, und das Wahre, das Sache
des Glaubens ist. Es gibt drei Stufen des Lebens bei jeglichem Menschen
(man sehe Nr. 267); die Vernunft wird bis zur ersten Stufe aufgeschlossen
durch die bürgerlichen [das Leben im Staate betreffenden] Wahrheiten; bis
zur zweiten Stufe durch die moralischen Wahrheiten und bis zur dritten Stufe
durch die geistigen Wahrheiten. Man muß jedoch wissen, daß die Vernunft aus
denselben nicht dadurch gebildet und aufgeschlossen wird, daß der Mensch sie
weiß, sondern dadurch, daß er nach ihnen lebt; und unter „nach ihnen
leben“ wird verstanden sie lieben aus geistiger Neigung, und sie aus
geistiger Neigung lieben heißt, das Gerechte und Billige lieben, weil
es gerecht und billig ist, das Redliche und Gerade, weil es redlich
und gerade ist, und das Gute und Wahre, weil es gut und wahr ist; hingegen
nach ihnen leben und sie lieben aus fleischlicher Neigung heißt, sie lieben
um seinet-, um seines Rufes, seiner Ehre oder seines Vorteils willen;
inwieweit daher der Mensch jene Wahrheiten aus fleischlicher Neigung liebt,
insoweit wird er nicht vernünftig; denn er liebt nicht sie, sondern
sich, dem die Wahrheiten dienen wie die Knechte ihrem Herrn; und wenn die
Wahrheiten zu dienstbaren Werkzeugen werden, so dringen sie nicht
in den Menschen ein und schließen keinen einzigen Grad des Lebens auf,
nicht einmal den ersten, sondern haben ihren Sitz bloß im Gedächtnis, als
Kenntnisse unter materieller Gestalt, und verbinden sich hier mit der
Selbstliebe, die eine fleischliche Liebe ist. Hieraus kann erhellen, wie der
Mensch vernünftig wird, daß er es nämlich bis zum dritten Grad wird durch
die geistige Liebe zum Guten und zum Wahren, die dem Himmel und der Kirche
angehören; bis zum zweiten Grad durch die Liebe zum Redlichen und Geraden; und
bis zum ersten Grad durch die Liebe zum Gerechten und Billigen, welche beide
Liebesarten auch geistig werden durch die geistige Liebe zum Guten und Wahren,
weil diese in sie einfließt und sich mit ihnen verbindet und in ihnen
gleichsam ihre Gesichtszüge bildet.
(469)
Die Geister und Engel haben ebensowohl ein Gedächtnis wie die Menschen; denn
es bleibt bei ihnen alles, was sie hören, sehen, denken, wollen und tun,
und es wird dadurch auch ihre Vernunft fortwährend ausgebildet, und dies
in Ewigkeit fort; daher kommt, daß die Geister und Engel durch die
Erkenntnisse des Wahren und Guten an Einsicht und Weisheit vollkommener
werden, ebenso wie die Menschen. Daß die Geister und Engel ein Gedächtnis
haben, ist mir auch durch viele Erfahrung zu wissen gegeben worden; denn
ich sah, daß alles, was sie, sowohl öffentlich als im Verborgenen, gedacht
und getan hatten, aus ihrem Gedächtnis hervorgerufen wurde, wenn sie mit
anderen Geistern zusammen waren; und auch, daß solche, die in einigem
Wahren aus dem einfältigem Guten waren, mit Erkenntnissen und durch diese mit
Einsicht ausgestattet und hierauf in den Himmel erhoben wurden. Man muß
jedoch wissen, daß sie nicht weiter mit Erkenntnissen und durch diese mit
Einsicht ausgestattet werden, als bis zu demjenigen Grad der Neigung zum
Guten und Wahren, in dem sie in der Welt standen, nicht aber über
diesen hinaus; denn jedem Geist und Engel bleibt seine Neigung in der
Größe und Beschaffenheit, wie er sie in der Welt hatte, und diese
wird nachher vervollkommnet durch Befriedigung was auch in Ewigkeit fort
geschieht; denn alles kann in Ewigkeit fort weiter erfüllt werden, weil
jegliches Ding unendlich verändert, somit durch Mannigfaltiges bereichert,
folglich vervielfältigt und fruchtbarer gemacht werden kann; kein Ende hat
irgendein gutes Ding, weil es vom Unendlichen herstammt. Daß die Geister
und Engel fortwährend an Einsicht und Weisheit vervollkommnet werden durch
die Erkenntnisse des Wahren und Guten, sehe man in den Abschnitten,
in denen von der Weisheit der Engel des Himmels, Nr. 265-275; von den
Heiden und den Völkern außerhalb der Kirche im Himmel, Nr. 318-328;
und von den Kindern im Himmel, Nr. 329-345 gehandelt worden ist; und
daß dies bis zu demjenigen Grad der Neigung zum Guten und Wahren gehe,
in dem sie in der Welt waren, und nicht über diesen hinaus,
Nr. 349.
(52)
DAß DER MENSCH NACH DEM TODE
SO SEI, WIE SEIN LEBEN IN DER WELT WAR
(470)
Daß jedweden nach dem Tod sein Leben erwartet, ist jedem Christen aus dem Wort
bekannt; denn in diesem wird in so vielen Stellen gesagt, daß der
Mensch nach seinen Taten und Werken werde gerichtet und ihm vergolten werden;
jeglicher auch, der aus dem Guten und aus dem Wahren selbst heraus denkt, sieht
nicht anders, als daß wer ein gutes Leben führt, in den Himmel, und wer
böse lebt, in die Hölle kommt; wer hingegen im Bösen ist, der will
nicht glauben, daß sein Zustand nach dem Tode sich seinem Leben in der
Welt gemäß verhält, sondern er denkt - und zwar hauptsächlich wenn
er krank ist - den Himmel habe jeder aus lauter Gnade, gleichviel wie
er gelebt hatte, und [er habe denselben] gemäß dem Glauben, den
er vom Leben trennt.
(471)
Daß der Mensch nach seinen Taten und Werken werde gerichtet und ihm vergolten
werden, wird in vielen Stellen im Wort gesagt, von denen ich einige
hier anführen will:
„Des Menschen Sohn wird kommen in der Herrlichkeit Seines Vaters mit Seinen Engeln, und dann jeglichem vergelten nach seinen Werken“: Matth.16/27.
„Selig die Toten, die im Herrn sterben; ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihren Arbeiten, ihre Werke folgen ihnen nach“: Offb.14/13.
„Ich werde jeglichem nach seinen Werken geben“: Offb.2/23.
„Ich sah die Toten, Kleine und Große, vor Gott stehen, und Bücher wurden geöffnet, und gerichtet wurden die Toten nach dem, was geschrieben war in den Büchern, nach ihren Werken: das Meer gab die in ihm befindlichen Toten, und der Tod und die Unterwelt gaben die in ihnen befindlichen Toten; und gerichtet wurden sie, jeglicher nach seinen Werken“: Offb.20/[12],13,15.
„Siehe, Ich komme, und Mein Lohn mit Mir, zu geben einem jeglichen nach seinen Werken“: Offb.22/12.
„Jeden, der Meine Worte hört und sie tut, will Ich einem klugen Manne vergleichen, jeden aber, der sie hört, und nicht tut, will ich einem törichten Manne vergleichen“: Matth.7/24,26.
„Nicht jeder, der zu Mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, sondern der den Willen tut Meines Vaters, Der in den Himmeln ist; viele werden an jenem Tag zu Mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht durch Deinen Namen geweissagt, und durch Deinen Namen Dämonen ausgetrieben, und in Deinem Namen viele Kräfte geübt ? Alsdann aber werde Ich ihnen bekennen: Ich habe euch nicht erkannt, weichet von Mir, ihr Übeltäter !“: Matth.7/[21]-23.
„Alsdann werdet ihr anheben zu sagen: Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, [und] in unseren Straßen hast Du gelehrt; Er aber wird sprechen: Ich sage euch, Ich kenne euch nicht, ihr Täter der Ungerechtigkeit“: Luk.13/25-27.
„Vergelten will ich ihnen nach ihrem Werk und nach der Tat ihrer Hände“: Jerem.25/14.
„Jehovah, Dessen Augen geöffnet sind über alle Wege des Menschen, zu geben einem jeglichen nach seinen Wegen, und nach der Frucht seiner Werke“: Jerem.32/19.
„Heimsuchen will Ich über seinen Wegen und seine Werke ihm vergelten“: Hos.4/9. „Jehovah tut mit uns nach unseren Wegen und nach unseren Werken“: Sach.1/6.
Wo der Herr vom Letzten Gericht voraussagt, zählt Er bloß die Werke auf, und [sagt], daß diejenigen ins ewige Leben eingehen werden, die gute Werke getan haben, und in die Verdammnis, die böse Werke getan haben: Matth.25/32-46; und so in vielen anderen Stellen, in denen von der Seligmachung und von der Verdammnis des Menschen die Rede ist. Daß die Werke und Taten das äußere Leben des Menschen sind, und daß durch sie sein inneres Leben, so wie es ist, sich herausstellt, ist offenbar.
(472)
Allein unter den Taten und Werken werden nicht verstanden die Taten und Werke,
bloß wie sie sich in der äußeren Gestalt darstellen, sondern auch wie sie
in der inneren sind; denn ein jeglicher weiß, daß jede Tat und jedes Werk
aus dem Wollen und Denken des Menschen hervorgeht; denn gingen sie nicht aus
diesem hervor, so wären sie eine bloße Bewegung, wie die der Selbstgetriebe
und der Gaukelpuppen [ex automatis et simulacris]; weshalb die Tat
oder das Werk an sich betrachtet eine bloße Wirkung ist, die ihre Seele
und ihr Leben vom Wollen und Denken bekommt, so sehr, daß sie das Wollen
und Denken in Wirksamkeit, somit das Wollen und Denken in der
Außengestalt ist, woraus denn folgt, daß so wie das Wollen und Denken, die
eine Tat oder ein Werk hervorbringen, beschaffen sind, so auch die Tat und
das Werk beschaffen ist; sind der Gedanke und der Wille gut, so sind auch
die Taten und die Werke gut, sind aber Gedanke und Wille böse, so sind
auch die Taten und Werke böse, obgleich sie in der Außengestalt als die
gleichen erscheinen; es können tausend Menschen das gleiche tun, das
heißt, die gleiche Handlung darstellen, so gleich, daß sie der
Außengestalt nach kaum unterschieden werden können, und doch ist jede,
an sich betrachtet, [von der anderen] verschieden, weil aus verschiedenem
Wollen [hervorgehend]; zum Beispiel diene das redlich und gerecht an dem
Nebenmenschen Handeln; der eine kann redlich und gerecht an ihm handeln
in der Absicht, als redlich und gerecht zu erscheinen um seiner
selbst und seiner Ehre willen; ein anderer um der Welt und seines Vorteils
willen; ein dritter, damit sie ihm wieder vergolten und als Verdienst angerechnet
werden möge; ein vierter um der Freundschaft willen; ein fünfter aus
Furcht vor dem Gesetz und dem Verlust seines guten Rufes und seines Amtes; ein
sechster, um jemand für seine Absichten zu gewinnen, auch die bösen;
ein siebenter, um zu hintergehen; so andere anders; allein die Taten
dieser aller, obgleich sie als gut erscheinen, (denn redlich und gerecht
an seinem Nebenmenschen handeln ist gut), sind dennoch böse, weil sie
nicht um des Redlichen und Gerechten willen, nicht aus Liebe
zu diesem, sondern um des eigenen Selbst und der Welt willen
geschehen, die er liebt, und welcher Liebe die Redlichkeit und
Gerechtigkeit dienen, wie die Knechte ihrem Herrn, die ihr Herr auch
geringschätzt und fortschickt, sobald sie ihm nicht dienen. Redlich und gerecht
handeln in der Außengestalt scheinbar in gleicher Weise diejenigen,
die wirklich aus Liebe zur Redlichkeit und Gerechtigkeit handeln; einige von
ihnen aus dem Wahren des Glaubens oder aus Gehorsam, weil es im Wort
so geboten ist; einige aus dem Guten des Glaubens oder aus Gewissen, weil
aus Religion; einige aus dem Guten der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, weil
für dessen Wohl gesorgt werden muß; einige aus Liebe zum Herrn, weil man das
Gute um des Guten, somit auch das Redliche und Gerechte um der Redlichkeit
und Gerechtigkeit willen tun soll, welche [letztere] sie lieben, weil sie vom
Herrn sind, und weil das vom Herrn ausgehende Göttliche darin ist, und
dieselben daher, in ihrem eigentlichen Wesen betrachtet, göttlich sind;
die Taten oder Werke von diesen sind inwendig gut, weshalb sie denn auch
auswendig gut sind, denn, wie oben gesagt worden, die Taten oder Werke sind
ganz so, wie das Denken und Wollen ist, aus denen sie hervorgehen, und ohne
diese sind sie keine Taten und Werke, sondern nur seelenlose Bewegungen.
Hieraus ergibt sich, was unter den Werken und Taten im Wort verstanden
wird.
(473)
Weil die Taten oder Werke dem Willen und Denken angehören, so gehören sie
auch der Liebe und dem Glauben an und sind folglich so beschaffen,
wie die Liebe und der Glaube beschaffen ist; denn ob man die Liebe oder
den Willen des Menschen nennt, ist gleichviel, und wieder, ob man sagt,
der Glaube oder ein bestimmtes Denken des Menschen ist auch dasselbe; denn was
der Mensch liebt, das will er auch, und was der Mensch glaubt, das denkt
er auch; wenn der Mensch liebt, was er glaubt, so will
er es auch und tut es, soweit er kann; jeder kann wissen, daß die
Liebe und der Glaube in des Menschen Wollen und Denken wohnen und nicht
außerhalb derselben sind, weil der Wille es ist, der von der Liebe
entzündet wird, und das Denken, das in den Dingen des Glaubens erleuchtet
wird; weshalb nur die, welche weise denken können, erleuchtet werden, und gemäß
der Erleuchtung die Wahrheiten denken und die Wahrheiten wollen, oder was dasselbe
ist, die Wahrheiten glauben und die Wahrheiten lieben270.
(474)
Man muß jedoch wissen, daß der Wille den Menschen ausmacht, und das Denken nur
insoweit, als es aus dem Willen hervorgeht, und daß die Taten oder Werke
aus beiden hervorgehen, oder was dasselbe ist, daß die Liebe den Menschen
ausmacht, und der Glaube nur insoweit, als er aus der Liebe hervorgeht,
und daß die Taten oder Werke aus beiden hervorgehen; woraus folgt, daß der
Wille oder die Liebe der Mensch selbst ist; denn was hervorgeht, gehört
demjenigen an, aus dem es hervorgeht; hervorgehen heißt, hervorgebracht
und in übereinstimmender Gestalt dargestellt werden, damit
es wahrgenommen werde und in Erscheinung trete271. Hieraus kann erhellen, was der von der Liebe getrennte Glaube ist,
daß er nämlich kein Glaube, sondern bloß ein Wissen ist, das kein
geistiges Leben in sich hat, ebenso was die Tat oder das Werk ohne die
Liebe ist, daß sie nämlich nicht eine Tat oder ein Werk des Lebens, sondern
eine Tat oder ein Werk des Todes ist, dem ein Schein des Lebens innewohnt aus
der Liebe zum Bösen und aus dem Glauben an Falsches; dieser Schein des
Lebens ist, was der geistige Tod genannt wird.
(475)
Weiter ist zu wissen, daß in den Taten oder Werken sich der ganze
Mensch herausstellt und daß sein Wollen und Denken oder seine Liebe und sein
Glaube, die das Inwendige des Menschen sind, nicht ihre Vollständigkeit haben,
bevor sie in Taten oder Werken sind, die das Auswendige des Menschen sind;
diese sind nämlich das Letzte, in dem jene sich begrenzen, und ohne diese
Begrenzungen sind sie wie das Unbegrenzte, das noch nicht existiert, somit noch
nicht im Menschen ist; denken und wollen, ohne zu tun, während man
doch letzteres kann, ist wie eine in ein Gefäß eingeschlossene Flamme, die
erlischt, und wie ein in den Sand geworfener Same, der nicht aufgeht,
sondern samt seiner fruchtbringenden Kraft verdirbt; dagegen aber denken und
wollen, und hieraus auch tun, ist wie eine Flamme, die ringsumher Wärme und
Licht verbreitet; und ist wie ein Same im Erdreich, der zum Baum oder zur
Blume aufkeimt und aufwächst. Jeder kann wissen, daß wollen und nicht tun, wenn
man es doch kann, soviel ist als nicht wollen, und daß lieben und nicht
tun das Gute, während man es doch kann, soviel ist als nicht lieben, daß es also
bloß das Denken ist, daß man wolle und liebe, somit ein [vom Sein] abgetrenntes
Denken, das entschwindet und vergeht; das Lieben und Wollen ist die eigentliche
Seele der Tat oder des Werkes; es bildet seinen Leib im Redlichen und
Gerechten, das der Mensch tut, der geistige Leib oder der Leib des
Menschengeistes stammt nicht anderswoher, das heißt, er wird aus nichts
anderem gebildet, als aus dem, was der Mensch aus Liebe oder mit Willen tut
(man sehe Nr. 463); mit einem Wort, alles, was zum Menschen und seinem Geist
gehört, ist in seinen Taten oder Werken272.
(476)
Hieraus kann nun erhellen, was unter dem Leben verstanden wird, das den
Menschen nach dem Tod erwartet; daß es nämlich seine Liebe und der aus
dieser stammende Glaube ist, nicht nur dem Vermögen nach, sondern auch
in Handlung, daß es also die Taten oder Werke sind, weil diese alles,
was zur Liebe oder zum Glauben des Menschen gehört, in sich schließen.
universe-people.com
(477)
Es ist die herrschende Liebe, die den Menschen nach dem Tod erwartet, und
in Ewigkeit niemals verändert wird; jeder hat mehrerlei [Triebe der] Liebe
[amores], sie beziehen sich aber alle auf seine herrschende Liebe und machen eines
mit ihr aus, oder bilden sie miteinander; alles im Willen, was mit der
herrschenden Liebe zusammenstimmt, heißt Liebe [amores], weil es geliebt
wird; diese [Triebe der] Liebe sind teils innerliche, teils äußerliche, teils
unmittelbar, teils mittelbar verbundene, teils nähere, teils entferntere und
in verschiedener Weise dienende; zusammengenommen bilden sie gleichsam ein
Reich; denn in solcher Art sind sie beim Menschen geordnet, obgleich der
Mensch von ihrer Zusammenordnung durchaus nichts weiß, es wird ihm jedoch
im anderen Leben etwas davon offenbar; denn je nach ihrer Ordnung hat
er daselbst Ausdehnung des Denkens und der Neigung, Ausdehnung
in himmlische Gesellschaften, wenn seine herrschende Liebe aus Trieben des
Himmels besteht, in höllische Gesellschaften dagegen, wenn die herrschende
Liebe aus Trieben der Hölle besteht. Daß jeder Gedanke und jede Neigung der
Geister und Engel eine Ausdehnung in Gesellschaften hat, sehe man
im Abschnitt von der Weisheit der Engel des Himmels und im Abschnitt
von der Gestalt des Himmels, nach der die Zusammengesellungen und Mitteilungen
daselbst geschehen.
(478)
Doch das, was bisher gesagt worden, spricht nur das Denken des vernünftigen
Menschen an; um es nun auch den Sinnen vor Augen zu stellen, will ich
Erfahrungen anführen, durch die ebendasselbe verdeutlicht und bestätigt wird.
Erstens, daß der Mensch nach dem Tode seine Liebe oder sein Wille ist.
Zweitens, daß der Mensch [nach dem Tod] in Ewigkeit so bleibt, wie
er seinem Willen oder seiner herrschenden Liebe nach beschaffen ist.
Drittens, daß in den Himmel derjenige Mensch kommt, der eine himmlische
und geistige Liebe hat, und in die Hölle derjenige, der eine fleischliche
und weltliche Liebe ohne die himmlische und geistige hat. Viertens, daß dem
Menschen nicht sein Glaube bleibt, sofern dieser nicht aus der himmlischen
Liebe stammt. Fünftes, daß es die tätige Liebe [amor actu] ist, welche
bleibt, somit das Leben des Menschen.
(479)
Daß der Mensch nach dem Tode seine Liebe oder sein Wille ist, ist mir
durch vielfältige Erfahrung gewiß geworden. Der gesamte Himmel ist
in Gesellschaften abgeteilt je nach den Unterschieden des Guten der
Liebe, und jeglicher Geist, der in den Himmel erhoben und ein Engel wird,
wird zu der Gesellschaft geführt, in der seine Liebe ist, und wenn
er dahin kommt, ist er da gleichsam heimisch und wie in dem Haus,
in dem er sozusagen geboren wurde: dies wird der Engel inne und
gesellt sich hier zu seinesgleichen; geht er von da weg und
kommt anderswohin, so fühlt er fortwährend ein Widerstreben und einen
Zug der Sehnsucht, zu seinesgleichen, somit zu seiner herrschenden
Liebe zurückzukehren; in dieser Weise geschehen die Zusammengesellungen
im Himmel; ebenso in der Hölle, wo sie ebenfalls nach ihren, den
himmlischen entgegengesetzten Trieben zusammengesellt sind; daß
es Gesellschaften sind, die den Himmel und auch solche, welche die Hölle
bilden; und daß sie alle nach den Unterschieden der Liebe unterschieden sind,
sehe man Nr. 41-50 und Nr. 200-212. Daß der Mensch nach dem Tode
seine Liebe ist, konnte auch daraus erhellen, daß alsdann dasjenige entfernt
und ihm gleichsam genommen wird, was mit seiner herrschenden Liebe nicht eins
ausmacht; wer gut ist, dem wird alles Nichtzusammenstimmende oder Abweichende
weggerückt und gleichsam genommen, und er wird so in seine Liebe
versetzt; ebenso der Böse, nur mit dem Unterschied, daß diesem die Wahrheiten
genommen werden, dem Guten hingegen das Falsche weggenommen wird, bis dahin,
daß endlich jeder seine Liebe wird; dies geschieht, wenn der Geistmensch
in seinen dritten Zustand gebracht wird, von dem im folgenden [die
Rede sein wird]. Ist dies geschehen, dann wendet er sein Angesicht
beständig seiner Liebe zu, die er stets vor Augen hat, wohin er sich
auch wendet, man sehe Nr. 123, 124. Alle Geister können, wohin man will,
geführt werden, wenn man sie nur in ihrer herrschenden Liebe festhält, und
sie können auch nicht widerstehen, wie sehr sie sich auch bewußt sind, daß
[ihnen] so geschieht, und wie sehr sie auf Widerstand sinnen; es ward
mehrmals versucht, ob sie etwas dawider tun können, jedoch vergebens; ihre
Liebe ist wie ein Band oder wie ein Tau, mit dem sie gleichsam umbunden sind,
durch das sie gezogen werden können und von dem sie sich nicht loszumachen
vermögen; ähnliches geschieht mit den Menschen in der Welt, auch diese
führt ihre Liebe, und mittelst ihrer Liebe werden sie von anderen gelenkt, noch
mehr jedoch, wenn sie Geister werden, weil sie alsdann nicht eine andere Liebe
zur Schau tragen, noch solches lügen dürfen, das ihnen nicht eigen ist. Daß der
Geist des Menschen seine herrschende Liebe ist, zeigt sich im ganzen
Verkehr im anderen Leben; denn inwieweit jemand nach der Liebe des anderen
[alterius] handelt und spricht, insoweit erscheint dieser [hic] ganz [wie
er ist], mit vollem, heiterem und lebendigen Angesicht; inwieweit dagegen
jemand wider dessen [ejus] Liebe handelt und spricht, insoweit fängt dessen
[ejus] Gesicht an sich zu verändern und zu verfinstern und
unsichtbar zu werden, und zuletzt verschwindet er ganz, wie wenn
er nicht zugegen gewesen wäre; daß dies geschieht, hat mich oft
in Verwunderung gesetzt, weil so etwas in der Welt nicht
statthaben kann; allein es ward mir gesagt, daß ähnliches mit dem Geist
im Menschen vorgehe, der auch, wenn er sich vom anderen abwendet,
nicht mehr unter dessen Augen ist. Daß der Geist seine herrschende Liebe ist,
ging auch daraus hervor, daß jeder Geist alles das an sich reißt und sich
aneignet, was mit seiner Liebe übereinstimmt, dagegen aber alles zurückstößt
und von sich tut, was nicht übereinstimmt; eines jeden Liebe gleicht einem
schwammartigen und löcherigen Holz, das solche Flüssigkeiten einsaugt, die
seiner pflanzlichen Entwicklung zuträglich sind, die übrigen aber von sich
stößt; auch gleicht sie den Tieren jeglicher Art, die ihr Futter kennen und
nach dem begehren, was zu ihrer Natur stimmt, dagegen aber scheuen, was
nicht zu ihr stimmt; denn jede Liebe will mit dem Ihrigen sich nähren, die
böse Liebe mit Falschem und die gute Liebe mit Wahrem; es ward [mir]
einige Male zu sehen gegeben, daß einige Einfältig-Gute die Bösen
im Wahren und Guten unterrichten wollten, diese aber beim Unterricht weit
weg flohen, und als sie zu den Ihrigen kamen, das mit ihrer Liebe
übereinstimmende Falsche mit großer Lust ergriffen; dann auch, daß gute Geister
über die Wahrheiten miteinander redeten, und die anwesenden Guten diese mit
Verlangen anhörten, die Bösen aber, die auch zugegen waren, auf nichts merkten,
wie wenn sie [selbige] nicht hörten. Es zeigen sich in der
Geisterwelt Wege, von denen einige zum Himmel, andere zur Hölle führen, jeder
zu einer gewissen Gesellschaft; die guten Geister gehen keine anderen
Wege, als die zum Himmel führen, und zwar zu derjenigen Gesellschaft, die
im Guten ihrer Liebe ist, und die anderswohin zielenden Wege sehen sie
nicht; die bösen Geister hingegen gehen keine anderen Wege, als die zur Hölle
führen, und in dieser zu derjenigen Gesellschaft, die im Bösen
ihrer Liebe ist; anderwärtshin zielende Wege sehen sie nicht, und wenn sie
solche sehen, wollen sie selbige doch nicht gehen. Solche Wege in der
geistigen Welt sind Erscheinungen mit Wirklichkeit, die den Wahrheiten oder
Falschem entsprechen; weshalb die Wege im Wort diese bezeichnen273. Durch diese Erfahrungsbelege wurde bestätigt, was eben aus [Gründen]
der Vernunft gesagt wurde, daß nämlich jeder Mensch nach dem Tode seine Liebe
ist und sein Wille; der Wille wird genannt, weil der eigenste Wille eines jeden
seine Liebe ist.
(480)
Daß der Mensch nach dem Tod in Ewigkeit so bleibt, wie
er seinem Willen oder seiner herrschenden Liebe nach beschaffen ist,
ist auch durch viele Erfahrungen bestätigt worden; es ward [mir] gegeben,
mit einigen zu reden, die vor zweitausend Jahren gelebt hatten, und deren
Leben in den Geschichtswerken beschrieben und aus denselben bekannt ist;
es fand sich, daß sie sich gleich geblieben und noch ganz so sind,
wie sie beschrieben wurden, somit hinsichtlich der Liebe, aus der ihr Leben
hervorging und der es gemäß war. Da waren andere, die vor siebenzehn
Jahrhunderten gelebt hatten und auch aus den Geschichtsbüchern bekannt waren,
und wieder solche, die vor vier Jahrhunderten und die vor dreien gelebt hatten,
und so weiter; auch mit diesen durfte ich reden, und es fand sich,
daß noch die gleiche Neigung bei ihnen herrschte, ohne anderen Unterschied, als
daß die Lustreize ihrer Liebe sich in solche Dinge verwandelt hatten, die
jenen entsprachen. Die Engel sagten, das Leben der herrschenden Liebe werde bei
keinem je in Ewigkeit verändert, weil jeder seine Liebe ist, diese also
bei einem Geist verändern soviel wäre, als ihn seines Lebens berauben oder
[ihn] vernichten. Sie nannten auch die Ursache, daß nämlich der Mensch nach dem
Tode nicht mehr, wie in der Welt, durch Unterricht gebessert werden könne,
weil die letzte Unterlage, die aus natürlichen Erkenntnissen und Neigungen
besteht, alsdann ruht und nicht aufgeschlossen werden kann, da sie nicht
geistig ist (man sehe Nr. 464), und daß auf dieser Unterlage das
Inwendige, nämlich das des Gemütes [mentis] oder der Gesinnung [animi] ruht,
wie ein Haus auf seiner Grundlage; und daher komme, daß der Mensch
in Ewigkeit so bleibt, wie sein Leben der Liebe in der Welt
gewesen war; die Engel wundern sich sehr, daß der Mensch nicht weiß, daß jeder
so ist wie seine herrschende Liebe; und darüber, daß viele glauben, sie
können aus unvermittelter Gnade und durch den bloßen Glauben selig werden, wie
sie auch immer ihrem Leben nach beschaffen sein mögen, sowie auch darüber, daß
diese nicht wissen, daß die göttliche Gnade eine vermittelte ist und darin
besteht, daß man vom Herrn geführt wird, sowohl in der Welt als nachher
in Ewigkeit, und daß durch die Gnade diejenigen geführt werden, die nicht
im Bösen leben; auch wissen diese nicht, daß der Glaube eine Hinneigung
zur Wahrheit ist, hervorgehend aus der himmlischen Liebe, die aus dem Herrn
ist.
(481)
Daß in den Himmel derjenige Mensch kommt, der eine himmlische und
geistige Liebe hat, und in die Hölle derjenige, der eine fleischliche und
weltliche Liebe ohne die himmlische und geistige hat, dies konnte ich
an allen denjenigen bewährt finden, die ich in den Himmel erhoben,
und [an denen, die ich] in die Hölle geworfen sah; diejenigen, die
in den Himmel erhoben wurden, hatten ein Leben aus himmlischer und
geistiger Liebe gehabt, diejenigen aber, die in die Hölle geworfen wurden,
hatten ein Leben aus fleischlicher und weltlicher Liebe gehabt; himmlische
Liebe ist, das Gute, Redliche und Gerechte lieben, weil es gut, redlich
und gerecht ist, und aus dieser Liebe es tun, infolgedessen jene ein Leben
des Guten, Redlichen und Gerechten haben, welches das himmlische Leben ist;
diejenigen, die jenes um ihrer selbst willen lieben und es tun oder
es üben im Leben, lieben auch den Herrn über alles, weil es aus
Ihm ist, und lieben auch den Nächsten, weil jenes der Nächste ist, der geliebt
werden soll274; fleischliche Liebe aber ist, das Gute, Redliche und Gerechte nicht
um ihret-, sondern um seiner selbst willen lieben, weil man mittelst
derselben Ruf, Ehrenstellen und Vorteile erhascht; solche sehen im Guten,
Redlichen und Gerechten nicht auf den Herrn und den Nächsten, sondern auf sich
selbst und die Welt und empfinden Lust im Betrug; das aus dem Betrug
stammende Gute, Redliche und Gerechte ist aber Böses, Unredliches und
Ungerechtes, das sie in jenem lieben. Da nun in dieser Weise die
Triebe das Leben eines jeden bestimmen, so werden alle, sobald sie nach
dem Tod in die Geisterwelt kommen, sofort geprüft, wie sie beschaffen
sind, und mit denjenigen in Verband gebracht, die in gleicher Liebe
sind; die in himmlischer Liebe stehen, mit solchen, die im Himmel
sind, und die in fleischlicher Liebe stehen, mit denen, die in der
Hölle sind; auch werden sie nach durchlaufenem ersten und zweiten Zustand
dergestalt voneinander getrennt, daß sie nicht mehr einander sehen, noch sich
erkennen; denn es wird jeglicher seine Liebe, nicht nur dem Inwendigen
nach, dem Gebiete seines Gemütes, sondern auch dem Auswendigen nach, nämlich
demjenigen seines Angesichtes, seines Leibes und seiner Rede; denn jeder wird
das Abbild seiner Liebe, auch im Äußeren; diejenigen, die fleischliche
Liebe sind, erscheinen schwerfällig [crassi], dunkel, schwarz und mißgestaltet;
solche aber, die himmlische Liebe sind, erscheinen rüstig [vegeti], strahlend
[lucidi], weiß und schön; auch hinsichtlich ihrer Gesinnungen und Denkweisen
sind sie völlig verschieden; solche, die himmlische Liebe sind, sind auch
einsichtsvoll und weise; die aber fleischliche Liebe sind, sind dumm und
sozusagen albern. Wenn das Inwendige und Auswendige des Denkens und der Neigung
derer, die in himmlischer Liebe sind, sichtbar herausgestellt wird,
so erscheint das Inwendige wie ein Licht, bei einigen wie ein Flammenlicht,
und das Auswendige in mancherlei schönen Farben, wie Regenborgen; dagegen
erscheint das Inwendige derer, die in fleischlicher Liebe sind, wie
schwarz, weil es verschlossen ist, und bei einigen wie dunkelfeurig,
nämlich bei denen, die innerlich in bösartiger Hinterlist waren; das
Auswendige aber erscheint in garstiger und für das Auge unangenehmer Farbe
(das Inwendige und das Auswendige, nämlich des Gemütes und der Gesinnung, wird
in der geistigen Welt, sooft es dem Herrn gefällt, sichtbar dargestellt);
solche, die in fleischlicher Liebe sind, sehen nichts im Licht des
Himmels; das Licht des Himmels ist für sie Finsternis, das Licht der Hölle
aber, das wie das Licht von glühenden Kohlen ist, ist für sie wie helles Licht;
im Licht des Himmels verfinstert sich auch ihr inwendiges Sehen
so sehr, daß sie wahnsinnig werden [insaniant]; weshalb sie dasselbe
fliehen und sich in Höhlen und Schlünden verbergen, in einer Tiefe
je nach dem Falschen aus Bösem, das bei ihnen ist; umgekehrt aber sehen
die, welche in himmlischer Liebe sind, je inwendiger oder höher sie
in das Licht des Himmels kommen, alles um so heller und auch alles
um so schöner, und mit um so größerer Einsicht und Weisheit erfassen
sie die Wahrheiten. Solche, die in fleischlicher Liebe sind können
in der Wärme des Himmels gar nicht leben, (denn die Wärme des Himmels ist
die himmlische Liebe), wohl aber in der Wärme der Hölle, welche die Sucht
ist, gegen andere, die ihnen nicht günstig sind, zu wüten; Geringschätzung
anderer, Feindseligkeiten, Ausbrüche des Hasses, der Rache, sind die Lustreize
dieser Liebe, und wenn sie in diesen sind, so sind sie in ihrem
Leben, und wissen ganz und gar nicht, was da ist anderen Gutes tun aus dem
Guten selbst und um des Guten selbst willen, sondern nur das Gute aus dem
Bösen und um des Bösen willen. Die in fleischlicher Liebe sind,
können auch nicht atmen im Himmel; wird ein böser Geist dahin gebracht,
so schnappt er nach Luft wie einer, der mit dem Tode kämpft; die aber
in himmlischer Liebe sind, atmen um so freier und bewegen sich
um so mehr in der Lebensfülle, je inwendiger sie im Himmel
sind. Hieraus kann erhellen, daß die himmlische und die geistige Liebe der
Himmel bei den Menschen ist, weil dieser Liebe alle Dinge des Himmels
eingeschrieben sind; und daß die fleischliche und die weltliche Liebe ohne die
himmlische und geistige die Hölle beim Menschen sind, weil diesen Liebearten
alle Dinge der Hölle eingeschrieben sind. Hieraus ist klar, daß in den
Himmel kommt, wer die himmlische und [wer] die geistige Liebe hat, und
in die Hölle, wer die fleischliche und [wer] die weltliche Liebe ohne die
himmlische und geistige hat.
(482)
Daß dem Menschen nicht der Glaube bleibt, wenn dieser nicht aus der
himmlischen Liebe stammt, hat sich mir durch so viele Erfahrungen
herausgestellt, daß, was ich davon gesehen und gehört habe, wenn
es angeführt werden sollte, ein [ganzes] Buch anfüllen würde; das kann ich
bezeugen, daß bei denen, die in fleischlicher und weltlicher Liebe ohne
die himmlische und geistige sind, gar kein Glaube ist, noch irgendwelcher sein
kann, und daß er nur ein Wissen oder eine Überredung ist, daß
es Wahrheit sei, weil es ihrer Liebe dient; es wurden auch viele
von denen, die meinten, sie seien im Glauben gewesen, zu solchen hinzugeführt,
die [wirklich] im Glauben standen, und da wurden sie, nach gegebener
Gemeinschaft, inne, daß sie gar keinen Glauben haben; sie bekannten auch
nachher, daß das bloße Glauben an eine Wahrheit und an das Wort nicht
Glaube sei, sondern das Wahre lieben aus himmlischer Liebe, und es wollen
und tun aus inwendiger Neigung; es ward auch gezeigt, daß ihre Überredung,
die sie Glauben nannten, nur wie das Winterlicht war, in dem, weil
es der Wärme ermangelt, alles auf Erden zusammengefriert und erstarrt und
unter Schnee begraben liegt; weshalb das Licht des Überredungsglaubens bei
ihnen, sobald die Strahlen des Himmelslichtes auf dasselbe treffen, nicht nur
sofort erlischt, sondern auch wie dichte Finsternis wird, in der sich
niemand sieht; wie denn auch alsdann ihr Inwendiges sich zugleich
so verfinstert, daß sie gar nichts verstehen und zuletzt infolge des
Falschen wahnsinnig sind [insaniant]. Es werden daher bei solchen alle
Wahrheiten, die sie aus dem Wort und aus der Kirchenlehre gewußt und für
diejenigen ihres Glaubens ausgegeben hatten, weggenommen, und statt derselben
werden sie mit allem Falschen erfüllt, das mit dem Bösen ihres Lebens
zusammenstimmt; es werden nämlich alle in ihre Grundneigungen und mit
diesen in das dazu stimmende Falsche versetzt; und weil die Wahrheiten dem
Falschen des Bösen, in dem sie sind, widerstreiten, so hassen und
verabscheuen sie dieselben dann und stoßen sie so von sich. Das kann ich
nach aller Erfahrung über die Dinge des Himmels und der Hölle bezeugen, daß
die, welche den bloßen Glauben der Lehre gemäß bekannt hatten und hinsichtlich
ihres Lebens im Bösen waren, alle in der Hölle sind; ich sah, wie sie
zu vielen Tausenden in dieselbe hinabgeworfen wurden, wovon
im Werkchen vom »Letzten Gericht und vom zerstörten Babylonien» [die Rede
ist].
(483)
Daß es die ins Handeln übergehende Liebe ist, welche bleibt, somit das
Leben des Menschen, folgt als Schlußsatz aus allem dem, was nun aus der
Erfahrung nachgewiesen, sowie auch aus dem, was oben von den Taten und Werken
gesagt worden ist. Die ins Handeln übergehende Liebe ist das Werk und die Tat.
(484)
Man muß wissen, daß alle Werke und Taten Sache des moralischen und bürgerlichen
Lebens sind, und daß sie demnach auf das Redliche und Gerade [sinserum
et rectum], und dann auch auf das Gerechte und Billige [justum
et aequum] sich beziehen; das Redliche und Gerade sind Gegenstand des
moralischen Lebens, und das Gerechte und Billige sind Gegenstand des
bürgerlichen Lebens; die Liebe aus der sie hervorgehen, ist entweder eine
himmlische oder eine höllische; die Werke und Taten des moralischen und
bürgerlichen Lebens sind himmlisch, wenn sie aus himmlischer Liebe heraus getan
werden; denn was aus himmlischer Liebe geschieht, geschieht aus dem Herrn, und
was aus dem Herrn geschieht, ist alles gut; dagegen sind die Taten und Werke
des sittlichen und bürgerlichen Lebens höllisch, wenn sie aus höllischer Liebe
geschehen; denn was aus dieser Liebe, welche die Selbst- und Weltliebe ist,
geschieht, das geschieht aus dem Menschen selbst, und was aus dem Menschen
selbst geschieht, das ist alles in sich böse; denn der Mensch an sich
betrachtet, oder sein Eigenes, ist nichts als Böses275.
(53)
DAß DIE LUSTREIZE DES LEBENS
EINES JEDEN NACH DEM TODE
SICH IN ENTSPRECHENDES VERWANDELN
(485)
Daß die Grundneigung [Affectio regnans] oder herrschende Liebe bei jeglichem
in Ewigkeit bleibt, ist in dem vorhergehenden Abschnitt gezeigt
worden; daß aber die Lustreize [jucunda] seiner Neigung oder Liebe sich
in Entsprechendes verwandeln, soll jetzt gezeigt werden: unter dem in Entsprechendes
verwandelt werden wird verstanden in Geistiges, das dem Natürlichen
entspricht; daß es in Geistiges verwandelt wird, kann daraus erhellen, daß
der Mensch, solange er in seinem irdischen Leib ist, sich in der
natürlichen Welt befindet, dann aber, nachdem er diesen Leib verlassen
hat, in die geistige Welt kommt und einen geistigen Leib anzieht. Daß die
Engel in vollkommener Menschengestalt und [wirklich] auch Menschen sind
nach dem Tode, und daß ihre Leiber, mit denen sie bekleidet sind, geistig sind,
sehe man Nr. 73-77 und Nr. 453-460; und was das
Entsprechungsverhältnis der geistigen Dinge mit den natürlichen sei,
Nr. 87-115.
(486)
Alle Lustreize, die der Mensch hat, gehören seiner herrschenden Liebe an; denn
der Mensch empfindet nichts anderes als Lust, als was er liebt, somit
am allermeisten das, was er über alles liebt; ob man sagt: die
herrschende Liebe, oder: das, was er über alles liebt, ist gleichviel.
Diese Lustreize sind von mancherlei Art; im allgemeinen [sind ihrer] so viele,
als es Arten von herrschender Liebe, mithin [ebenso viele], als
es Menschen, Geister und Engel gibt; denn die herrschende Liebe des einen
ist der des anderen nicht durchgängig gleich; daher kommt, daß keiner ganz die
gleiche Gesichtsbildung wie der andere hat; denn das Angesicht ist das Abbild
der Gesinnung eines jeden, und in der geistigen Welt ist es das
Abbild der herrschenden Liebe eines jeden; die Lustreize eines jeden
im besonderen sind ebenfalls von unendlicher Mannigfaltigkeit, und
es gibt bei einem [und demselben] auch nicht einen Lustreiz [unum
alicujus jucundum], der dem anderen ganz gleich oder mit ihm derselbe wäre,
weder solche, die aufeinander folgen, noch solche, die zugleich beisammen sind;
es gibt nicht einen, der [oder eines, das] mit dem anderen
dasselbe wäre [unum idem cum altero non datur]; dennoch aber beziehen sich die
Lustreize bei jeglichem insonderheit auf eine Liebe bei ihm, welche die
herrschende Liebe ist, denn sie bilden [componunt] diese, und machen so eines
mit ihr aus; ebenso beziehen sich auch alle Lustreize überhaupt auf eine
allgemein durchherrschende Liebe zurück, im Himmel auf die Liebe zum
Herrn, und in der Hölle auf die Liebe zu sich.
(487)
Welche und welcherlei die geistigen Lustreize sind, in die sich eines
jeden natürlichen Lustreize nach dem Tode verwandeln, kann man nicht
anderswoher wissen, als aus der Wissenschaft der Entsprechungen; diese lehrt
im allgemeinen, daß es nichts Natürliches gibt, dem nicht etwas
Geistiges entspricht, und sie lehrt auch im besonderen, was und welcher
Art das ist, das damit in Entsprechung steht; daher denn, wer diese
Wissenschaft innehat, seinen Zustand nach dem Tod erkennen und wissen kann,
wenn er nur seinen Trieb kennt und [weiß], welche Beschaffenheit derselbe
in der durchherrschenden Liebe hat, auf welche sich, wie soeben gesagt
worden, alle Triebe zurückbeziehen. Allein, ihre herrschende Liebe
zu kennen, ist denjenigen unmöglich, die in der Liebe zu sich
sind, weil sie das Ihrige lieben und ihr Böses gut heißen, und zugleich auch
das Falsche, das [ihnen] günstig ist und durch das sie ihr Böses begründen,
Wahres nennen; gleichwohl jedoch können sie es, wenn sie wollen, von anderen,
die weise sind, erfahren, weil diese sehen, was sie nicht selbst [sehen];
allein auch dies geschieht nicht bei denen, die so von Selbstliebe
gesättigt sind, daß sie alle Lehre der Weisen von sich stoßen. Solche aber, die
in himmlischer Liebe sind, nehmen Unterricht an und sehen ihr Böses,
in das sie hineingeboren wurden, sobald sie in dasselbe versetzt
werden, aus den Wahrheiten, denn diese machen das Böse offenbar: Jeder nämlich
kann aus dem Wahren, das aus dem Guten ist, das Böse und dessen Falsches sehen,
niemand aber kann aus dem Bösen das Gute und Wahre sehen; die Ursache ist, weil
das Falsche des Bösen Finsternis ist und dieser auch entspricht; weshalb die,
welche im Falschen aus dem Bösen sind, den Blinden gleichen, welche die
Dinge, die im Licht sind, nicht sehen, und dieselben auch fliehen, wie die
Nachteulen276; die Wahrheiten aus dem Guten hingegen sind Licht und entsprechen auch
dem Licht (man sehe Nr. 126-134); weshalb die, welche in den
Wahrheiten aus dem Guten sind, Sehende sind und offene Augen haben und die
Dinge des Lichts von denjenigen, die im Schatten sind,
zu unterscheiden wissen. Auch hierin ward [mir] gegeben, durch die
Erfahrung bestärkt zu werden; die Engel, die in den Himmeln sind,
sehen nicht nur, sondern empfinden auch [percipiunt] das Böse und Falsche, das
zuweilen in ihnen [in se] aufsteigt, und auch das Böse und Falsche,
in dem sich die Geister befinden, die in der Geisterwelt an die
Höllen gekettet sind, die Geister selbst aber können ihr Böses und Falsches
nicht sehen; was das Gute der himmlischen Liebe, was Gewissen, was das Redliche
und Gerechte sei, außer dem, das sie um ihrer selbst willen tun, was das
vom Herrn geführt werden sei, fassen sie nicht; sie sagen, dergleichen gebe
es nicht, somit sei es nichts. Dies ist zu dem Ende gesagt worden, damit der Mensch sich prüfe und aus seinen Lustreizen seine Liebe erkenne, und hieraus, inwieweit er es aus der Kenntnis der Entsprechungen faßt, den Zustand seines Lebens nach dem Tode wissen möge.
(488)
Auf welche Weise die Lebensreize eines jeden sich nach dem Tod
in Entsprechendes verwandeln, kann man zwar aus der Wissenschaft der
Entsprechungen wissen; weil aber diese Wissenschaft noch nicht kundgegeben ist,
so will ich die Sache durch einige Beispiele aus der Erfahrung
einigermaßen ins Licht setzen. Alle die, welche im Bösen sind und sich
im Falschen wider die Wahrheiten der Kirche bestärkt, besonders solche, die
das Wort verworfen haben, fliehen das Licht des Himmels und stürzen sich
in unterirdische Höhlen, die in ihren Öffnungen finster erscheinen,
und in Felsenklüften und verbergen sich darin; und dies darum, weil sie
das Falsche geliebt und die Wahrheiten gehaßt hatten; denn solche unterirdische
Höhlen und auch die Felsenklüfte277, sowie die Falschheiten entsprechen der Finsternis, das Licht aber den
Wahrheiten; ihre Lust ist, sich darin aufzuhalten, Unlust aber, auf freiem
Felde.
Ebenso machen es diejenigen, deren Lust war, heimlich [anderen] nachzustellen und im Verborgenen Ränke zu schmieden; auch diese sind in jenen unterirdischen Höhlen und verkriechen sich in Gewölbe, die so dunkel sind, daß nicht einmal einer den anderen sieht, und raunen sich in den Winkeln einander in die Ohren; darein verwandelt sich die Lust ihrer Liebe.
Solche, die ohne anderen Endzweck, als um für gelehrt zu gelten, sich auf die Wissenschaften gelegt und nicht ihre Vernunft durch dieselben ausgebildet und Lust an den Gedächtnisdingen infolge des daher rührenden Dünkels gefunden haben, diese lieben sandige Orte, die sie vor den Feld- und Gartenplätzen sich erwählen, weil das Sandige solchen Studien entspricht.
Solche, die in der Kenntnis der Lehrbestimmungen ihrer und anderer Kirchen gewesen waren und nichts davon aufs Leben angewandt hatten, erwählen sich felsige Orte und halten sich zwischen Steinhaufen auf, die angebauten Orte fliehen sie, weil sie einen Widerwillen dagegen haben.
Solche, die alles der Natur, und auch solche, die alles der eigenen Klugheit zugeschrieben und durch mancherlei Kunstgriffe sich zu Ehrenstellen emporgeschwungen und Reichtümer gewonnen hatten, legen sich im anderen Leben auf Zauberkünste, die ein Mißbrauch der göttlichen Ordnung sind, und empfinden in diesen die höchste Lebenslust.
Diejenigen, welche die göttlichen Wahrheiten nach ihren Neigungen gedreht und so sie verfälscht hatten, lieben das Harnhafte [urinosa], weil das Harnhafte den Lustreizen einer solchen Liebe entspricht278.
Solche, die schmutzig geizig waren, wohnen in Kellern und lieben den Unflat der Schweine, sowie auch die Dünste, die aus den Unverdaulichkeiten des Magens aufsteigen.
Solche, die ihr Leben bloß in Vergnügungen zugebracht und üppig [delicate] gelebt und dem Gaumen und Bauch gefrönt hatten, indem sie diese [Genüsse] als das höchste Gut des Lebens liebten, die lieben im anderen Leben die Exkremente und Kloaken; an diesen haben sie alsdann ihr Ergötzen; und dies darum, weil jene Art Vergnügungen geistiger Schmutz sind; reinliche und schmutzfreie Orte fliehen sie, weil sie ihnen unangenehm sind.
Diejenigen, die in Ehebrüchen ihre Lust gefunden hatten, halten sich in unzüchtigen Häusern auf, wo alles schmutzig und unflätig ist; diese lieben sie, die sittlich reinen Häuser aber fliehen sie; sobald sie zu diesen kommen, fallen sie in Ohnmacht; nichts ist ihnen angenehmer, als die Ehen zu zerreißen.
Solche, die rachgierig waren und sich daher eine blutdürstige und grausame Natur angebildet hatten, lieben das Aashafte und sind auch in dergleichen Höllen. Andere anders.
(489)
Die Lebensreize derer hingegen, die in der Welt in himmlischer Liebe
gelebt hatten, verwandeln sich in entsprechende Dinge, dergleichen
in den Himmeln sind, die aus der Sonne des Himmels und aus dem aus ihr
hervorgehenden Licht entstehen, welches Licht solche Dinge zur Erscheinung
bringt, die inwendig das Göttliche in sich bergen; die infolgedessen
erscheinenden Dinge regen das Inwendige der Engel, das ihrem Gemüt angehört,
und zugleich das Auswendige an, das ihrem Leib angehört; und weil das göttliche
Licht, welches das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre ist, in ihre
Gemüter einfließt, die durch die himmlische Liebe aufgeschlossen sind,
so stellt es im Äußeren solche Dinge dar, die den Lustreizen ihrer
Liebe entsprechen; daß die Dinge, die in den Himmeln dem Auge erscheinen,
dem Inwendigen der Engel oder denjenigen Dingen entsprechen, welche die
Gegenstände ihres Glaubens und ihrer Liebe und hieraus der Einsicht ihrer
Weisheit sind, ist gezeigt worden im Abschnitt, in dem von den
Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel, Nr. 170-176, und
im Abschnitt, in dem von der Weisheit der Engel des Himmels,
Nr. 265-275, gehandelt wurde. Da ich nun angefangen habe, diese Sache
durch Beispiele aus der Erfahrung zu bestätigen, damit das vorerst aus den
Gründen der Dinge Abgeleitete verdeutlicht würde, so will ich auch einiges
von den himmlischen Lustreizen vorführen, in welche die natürlichen
Lustreize bei denen, die in der Welt in himmlischer Liebe leben,
verwandelt werden.
Solche, welche die göttlichen Wahrheiten und das Wort aus inwendiger Neigung oder aus Neigung zur Wahrheit selbst geliebt hatten, wohnen im anderen Leben im Licht, auf erhabenen Orten, die wie Berge erscheinen, und sind hier fortwährend im Licht des Himmels; sie wissen nicht, was Finsternis ist, wie die der Nacht in der Welt; auch leben sie in Frühlingswärme [in temperie verna]; ihrem Blick stellen sich wie Äcker und Ernten und auch Weinberge dar; in ihren Häusern glänzt alles wie von Edelsteinen; ihr Ausblick durch die Fenster wie durch reinen Kristall; diese Lustreize sind die ihres Gesichtssinnes, aber ebendieselben sind auch inwendig Lustreize vermöge der Entsprechung mit himmlisch Göttlichem; denn die Wahrheiten aus dem Wort, die sie geliebt hatten, entsprechen den Ernten, den Weinbergen, den Edelsteinen, den Fenstern und Kristallen279.
Diejenigen, welche die dem Wort entnommenen Lehren der Kirche sogleich aufs Leben angewandt hatten, sind im innersten Himmel und mehr als die übrigen in der Lust der Weisheit; in den einzelnen Gegenständen erblicken sie Göttliches; sie sehen zwar die Gegenstände, allein das entsprechende Göttliche fließt alsbald in ihre Gemüter ein und erfüllt sie mit einer Seligkeit, von der alle ihre Empfindungen angeregt werden, daher dann alles vor ihren Augen gleichsam lacht, spielt und lebt; man sehe hierüber Nr. 270.
Bei solchen, welche die Wissenschaften geliebt und durch dieselben ihre Vernunft ausgebildet und dadurch sich Einsicht erworben und zugleich das Göttliche anerkannt hatten, wird ihr Vergnügen an den Wissenschaften und ihr vernunftmäßiger Lustreiz im anderen Leben in einen geistigen Lustreiz verwandelt, welcher der der Erkenntnisse des Guten und Wahren ist; sie wohnen in Gärten, in denen Blumenauen und grüne Plätze schön in Beete abgeteilt und ringsumher Baumgruppen mit Bogengängen und Alleen erscheinen; die Bäume und Blumen wechseln von einem Tag zum anderen; der Anblick des Ganzen gibt ihren Gemütern die Lustreize im Gesamteindruck, während die Mannigfaltigkeiten im besonderen dieselben fortwährend erneuern; und weil diese Dinge Göttlichem entsprechen und sie in der Wissenschaft der Entsprechungen sind, so werden sie stets mit neuen Erkenntnissen erfüllt, und durch diese wird ihr geistig Vernünftiges vervollkommnet; in diesen Lustreizen sind sie, weil die Gärten, Blumenbeete [floreta], grünen Plätze [vireta] und Bäume den Wissenschaften, Erkenntnissen und der daraus hervorgehenden Einsicht entsprechen280.
Solche, die alles dem Göttlichen zugeschrieben und die Natur ihm gegenüber als Totes und nur den geistigen Dingen Dienendes betrachtet und sich hierin bestärkt hatten, sind in himmlischem Licht, und alles, was vor ihren Augen erscheint, hat von diesem Licht, daß es durchsichtig ist, und in dieser Durchsichtigkeit sehen sie unzählige Wechselspiele des Lichtes, die ihr inneres Sehen gleichsam unmittelbar einzieht; infolgedessen empfinden sie inwendige Lustreize; die in ihren Häusern erscheinenden Dinge sind wie von Diamant, und in ihnen ist ein ähnliches Strahlenspiel; es ward gesagt, die Wände ihrer Häuser seien wie von Kristall, somit ebenfalls durchsichtig, und an ihnen erscheinen wie fließende Gestalten, welche himmlische Dinge vorbilden, ebenfalls in beständigem Wechsel; und dies, weil solche Durchsichtigkeit dem Verstand entspricht, der vom Herrn erleuchtet worden, nach Entfernung der Schatten aus dem Glauben und der Liebe der natürlichen Dinge; dergleichen und unendlich viele andere Dinge sind es, von denen solche, die im Himmel waren, sagen, sie hätten Dinge gesehen, die noch kein Auge je sah, und infolge des ihnen durch dieselben mitgeteilten Innewerdens göttlicher Dinge, sie hätten gehört, was noch kein Ohr je gehört.
Solche, die nichts heimlich taten, sondern wollten, daß alles, was sie dachten, offenbar sei, soweit das bürgerliche Leben dies zuließ, die haben, weil sie nur Redliches und Gerechtes aus dem Göttlichen dachten, im Himmel ein leuchtendes Angesicht, und vermöge dieses Lichtes erscheinen in ihrem Angesicht die einzelnen Gefühle und Gedanken wie in Gestalt, und was ihre Reden und Handlungen betrifft, so sind sie gleichsam die Abbilder ihrer Neigungen; sie werden daher mehr als andere geliebt; wenn sie reden, verdunkelt sich ihr Angesicht ein wenig, nachdem sie aber ausgeredet haben, erscheint dasselbe, was sie geredet, zumal und völlig sichtbar im Angesicht; auch alles, was um sie her ist, zeigt sich, weil es ihrem Inwendigen entspricht, in solcher Erscheinung, daß die anderen deutlich wahrnehmen, was es vorbildet und bezeichnet; Geister, die Lust an heimlichem Handeln hatten, fliehen schon von Ferne vor ihnen, und erscheinen sich, als verkröchen sie sich wie Schlangen vor ihnen.
Solche, welche die Ehebrüche für Schandtaten gehalten und in keuscher ehelicher Liebe gelebt hatten, sind mehr als die übrigen in der Ordnung und Form des Himmels und infolgedessen in aller Schönheit und fortwährend in der Blüte der Jugend; die Wonnen ihrer Liebe sind unaussprechlich und nehmen in Ewigkeit fort zu; denn in diese Liebe fließen alle Wonnen und Freuden des Himmels ein; weil diese Liebe aus der Verbindung des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche, und im allgemeinen aus der Verbindung des Guten und Wahren entspringt, welche Verbindung der Himmel selbst im allgemeinen und bei jeglichem Engel im besonderen ist, (man sehe Nr. 366-386); ihre äußeren Freuden sind von der Art, daß sie nicht mit menschlichen Worten beschrieben werden können. Allein was hier von den Entsprechungen der Lustreize bei denen, die in himmlischer Liebe sind, gesagt worden, ist nur weniges.
(490)
Hieraus kann man wissen, daß die Lustreize aller nach dem Tode sich
in Entsprechendes verwandeln, während jedoch die Liebe selbst
in Ewigkeit bleibt, wie z.B. die eheliche Liebe, die Liebe zum Gerechten,
zum Redlichen, zum Guten und Wahren, die Liebe zu den Wissenschaften und
Erkenntnissen, die Liebe zur Einsicht und Weisheit, und [so] die übrigen; die
[Zustände nun], die aus diesen wie die Bäche aus ihrer Quelle hervorfließen,
sind die Lustreize, die ebenfalls fortdauern, aber auf eine höhere Stufe
erhoben werden, wenn vom Natürlichen zum Geistigen.
(54)
VON DES MENSCHEN
ERSTEM ZUSTAND NACH DEM TODE
(491)
Es sind drei Zustände, die der Mensch nach dem Tode durchläuft, bevor
er entweder in den Himmel oder in die Hölle kommt; der erste
Zustand ist der seines Auswendigen; der zweite Zustand ist der seines
Inwendigen; und der dritte Zustand ist der seiner Zubereitung; der Mensch
durchläuft diese Zustände in der Geisterwelt. Es gibt jedoch einige,
welche diese Zustände nicht durchlaufen, sondern sogleich nach dem Tode
entweder in den Himmel erhoben oder in die Hölle geworfen werden;
diejenigen, die sogleich in den Himmel erhoben werden, sind solche, die
wiedergeboren und so zum Himmel zubereitet worden sind in der Welt;
solche, die dergestalt wiedergeboren und zubereitet sind, daß sie nur nötig
haben, die natürlichen Unreinheiten mit dem Körper abzuwerfen, werden sogleich
von den Engeln in den Himmel geführt; ich sah, wie welche nach der
Todesstunde dahin erhoben wurden. Solche aber, die inwendig bösartig und
auswendig dem Schein nach gut waren, die also ihre Bösartigkeit mit Trugkünsten
erfüllt und sich des Guten als eines Trugmittels bedient hatten, werden
sogleich in die Hölle geworfen; ich sah, wie einige von dieser Art alsbald
nach ihrem Tod in die Hölle geworfen wurden; einen Erzbetrüger mit dem
Kopf nach unten und den Füßen nach oben; und andere anders. Es gibt auch
solche, die gleich nach dem Tod in Höhlen geworfen und so von denen
in der Geisterwelt abgesondert und abwechslungsweise von
da herausgenommen und wieder hinein versetzt werden; dies sind solche, die
unter dem Schein des Wohlwollens bösartig an ihrem Nächsten gehandelt
hatten. Allein diese und jene sind wenige gegen die, welche in der
Geisterwelt behalten und hier der göttlichen Ordnung gemäß zum Himmel oder zur Hölle
zubereitet werden.
(492)
Was den ersten Zustand betrifft, welcher der des Auswendigen ist, so kommt
in ihn der Mensch sogleich nach dem Tode; jeder Mensch hat hinsichtlich
seines Geistes ein Auswendiges und ein Inwendiges; das Auswendige des Geistes
ist das, wodurch dieser den Körper des Menschen in der Welt, besonders
sein Gesicht, seine Rede und seine Gebärden dem Umgang mit anderen anpaßt; das
Inwendige des Geistes aber ist das, was zu seinem eigenen Willen und aus
diesem kommenden Denken gehört und sich selten im Gesicht, in Rede
und Gebärde offenbart; denn der Mensch gewöhnt sich von Kindheit an,
Freundschaft, Wohlwollen und Redlichkeit auszuhängen und die Absichten seines
eigenen Willens zu verbergen; daher er aus Angewöhnung ein sittlich
und bürgerlich gutes Leben im Äußeren annimmt, wie er auch
im Inneren beschaffen sei; von dieser Angewöhnung kommt her, daß der
Mensch kaum sein Inwendiges kennt, sowie auch, daß er nicht darauf merkt.
(493)
Der erste Zustand des Menschen nach dem Tode gleicht seinem Zustand in der
Welt, weil er alsdann in gleicher Weise im Äußeren ist;
er hat auch die gleiche Gesichtsbildung, die gleiche Rede- und Denkweise,
somit das gleiche moralische und bürgerliche Leben; daher kommt, daß
er alsdann nicht anders weiß, als daß er noch in der Welt sei,
sofern er nämlich nicht auf dasjenige merkt, was ihm aufstößt und was ihm
die Engel sagten, als er auferweckt wurde, daß er nämlich jetzt ein
Geist sei, Nr. 450. So setzt sich das eine Leben in das andere
fort, und der Tod ist bloß der Übergang.
(494)
Weil der neuangekommene Geist des Menschen nach dem Leben in der Welt
diese Beschaffenheit hat, so wird er alsdann auch von seinen Freunden
und von denen, die er in der Welt gekannt hatte, erkannt; denn die Geister
erkennen ihn nicht nur an seinem Angesicht und an seiner Rede,
sondern auch an seiner Lebenssphäre, wenn sie ihm nahe kommen; jeder
im anderen Leben stellt, wenn er an den anderen denkt, sich auch
dessen Gesicht und zugleich vieles vor, was zu dessen Leben gehört, und
sobald er dies tut, wird der andere gegenwärtig, wie wenn
er herbeigeholt und gerufen wäre; dergleichen findet in der geistigen
Welt statt infolgedessen, daß daselbst die Gedanken sich mitteilen und die
Räume dort nicht sind wie in der natürlichen Welt (man sehe
Nr. 191-199); daher kommt, daß alle, sobald sie in das andere Leben
kommen, von ihren Freunden, Verwandten und einigermaßen Bekannten wiedererkannt
werden, und daß sie auch miteinander reden und hernach sich zusammentun
je nach ihren freundschaftlichen Verbindungen in der Welt; ich hörte
mehrmals mit an, wie die, welche aus der Welt ankamen, sich freuten, daß sie
ihre Freunde wieder sahen, und auf der anderen Seite auch die Freunde, daß
[jene] zu ihnen gekommen seien. Etwas Gewöhnliches ist, daß die Gatten
zusammenkommen und sich einander gegenseitig beglückwünschen; sie verweilen
auch beieinander, aber länger oder kürzer, je nach der Lust ihres
Zusammenwohnens in der Welt; dennoch aber, wenn nicht wahrhaft eheliche
Liebe sie verbunden hatte, welche Liebe eine Verbindung der Gemüter aus
himmlischer Liebe ist, trennen sie sich nach einigem Zusammenleben wieder.
Waren aber die Gemüter der Ehegatten miteinander uneinig und hatten sie
innerlich einen Widerwillen gegeneinander, so brechen sie in offene
Feindschaften aus und streiten miteinander, und dennoch trennen sie sich nicht
eher, als bis sie in den zweiten Zustand treten, von dem in dem
gleich folgenden die Rede sein wird.
(495)
Weil das Leben der neuangekommenen Geister nicht unähnlich ist ihrem Leben
in der natürlichen Welt, und weil sie nichts wissen vom Zustand ihres
Lebens nach dem Tod, noch etwas von Himmel und Hölle, außer dem, was sie aus
dem Buchstabensinn des Wortes und aus der daraus genommenen Predigt gelernt
hatten, so kommt sie, nachdem sie sich gewundert, daß sie in einem
Leib sind und alle Sinne haben, wie in der Welt, und daß sie ähnliche
Gegenstände sehen, ein Verlangen an, zu wissen, wie der Himmel und wie die
Hölle beschaffen und wo diese seien; weshalb sie von ihren Freunden über
den Zustand des ewigen Lebens belehrt und auch herumgeführt werden
an mancherlei Orte und in mancherlei Gesellschaften, und einige
in Städte und auch in Gärten und Paradiese, meistens
zu Prächtigem, weil dergleichen das Äußere ergötzt, in dem sie sind;
sie werden dann auch von Zeit zu Zeit in ihre Gedanken, die sie
im Leben des Körpers vom Zustand ihrer Seele nach dem Tod und von Himmel
und Hölle gehabt hatten, zurückversetzt, und dies so lange, bis sie
unwillig werden, daß ihnen dergleichen Dinge ganz unbekannt blieben, und daß
auch die Kirche nichts davon weiß. Fast alle sehnen sich zu erfahren,
ob sie in den Himmel kommen werden; die meisten versprechen sich den
Himmel, weil sie in der Welt ein sittlich und bürgerlich gutes Leben
geführt hatten, und bedenken nicht, daß Böse und Gute das gleiche Leben
im Äußeren führen, in gleicher Weise anderen Gutes tun und
in gleicher Weise die Kirchen besuchen und die Predigten anhören und
beten; sie wissen gar nicht, daß es nicht auf die äußeren Handlungen und
auf den äußeren Gottesdienst ankommt, sondern auf das Innere, aus dem das
Äußere hervorgeht; unter einigen Tausenden weiß kaum einer, was das Innere ist,
und daß in diesem der Himmel und die Kirche für den Menschen liegt; und
weniger noch, daß die äußeren Handlungen so beschaffen sind wie die
Absichten und Gedanken, und in diesen die Liebe und der Glaube, aus denen
jene stammen; und werden sie darüber belehrt, so fassen sie nicht, daß auf
das Denken und Wollen etwas ankommt, sondern [meinen], bloß auf das Reden und
Tun; von dieser Art sind die meisten, die heutzutage aus der christlichen Welt
ins andere Leben kommen.
(496)
Sie werden jedoch von guten Geistern geprüft, wie sie beschaffen sind, und dies
in verschiedener Weise, weil in diesem ersten Zustand die Bösen
ebensowohl Wahres reden und Gutes tun, wie die Guten, aus dem oben erwähnten
Grund, weil sie nämlich, da sie in Staaten und unter Gesetzen lebten,
in der äußeren Form ebenso sittlich gut lebten, und dadurch den Ruf der
Redlichkeit und Gerechtigkeit erlangten, und die Gemüter für sich einnahmen,
und so zu Ehrenstellen erhoben wurden und zu Reichtümern gelangten;
es werden aber die bösen Geister, den Guten gegenüber, besonders daran
erkannt, daß die Bösen begierig auf das achten, was von Außendingen, und wenig
auf das, was von Innerem, nämlich von den Wahrheiten und dem Guten der Kirche
und des Himmels gesagt wird; diese Dinge hören sie zwar an, aber nicht mit
Aufmerksamkeit und Freude; sie werden auch daran erkannt, daß sie sich häufig
gegen gewisse Gegenden hinwenden, und, wenn sie sich selbst überlassen sind,
die dahin führenden Wege gehen; an dem Sichhinwenden gegen bestimmte
Gegenden und an dem Wandel auf bestimmten Wegen wird erkannt, welcherlei
die leitende Liebe ist.
(497)
Alle Geister, die aus der Welt anlangen, stehen zwar im Verband mit einer
gewissen Gesellschaft im Himmel, oder mit einer gewissen Gesellschaft
in der Hölle, jedoch nur ihrem Inwendigen nach; das Inwendige ist aber
keinem offenbar, solange sie im Auswendigen sind; denn das Äußere verdeckt
und verbirgt das Innere, besonders bei denen, die in inwendigerem Bösen
sind; nachher aber, wenn sie in den zweiten Zustand kommen, liegt
es offen zutage, weil alsdann ihr Inwendiges aufgeschlossen und das
Auswendige eingeschläfert wird.
(498)
Dieser erste Zustand des Menschen nach dem Tode dauert bei einigen tagelang,
bei einigen monatelang, und bei einigen ein Jahr lang, und nur selten bei
irgendeinem über ein Jahr; bei den einzelnen mit Unterschied je nach der
Zusammenstimmung oder Nichtzusammenstimmung ihres Inwendigen mit dem
Auswendigen; denn bei jedem müssen das Auswendige und das Inwendige eins
ausmachen und einander entsprechen; keiner darf in der geistigen Welt
anders denken und wollen und anders reden und handeln, jeder muß dort das
Abbild seiner Neigung oder Liebe sein; wie er daher im Inwendigen
ist, so muß er auch im Auswendigen sein; weshalb das Auswendige
des Geistes zuerst aufgedeckt und in Ordnung gebracht wird, damit
es dem Inwendigen zur entsprechenden Unterlage diene.
(55)
VOM ZWEITEN ZUSTAND
DES MENSCHEN NACH DEM TODE
(499)
Der zweite Zustand des Menschen nach dem Tode heißt der Zustand des Inwendigen,
weil er alsdann in das Inwendige, das seinem Gemüt oder Wollen und
Denken angehört, versetzt und das Auswendige, in dem er in seinem
ersten Zustand war, eingeschläfert wird. Jeder, der auf das Leben des Menschen
und seine Reden und Handlungen merkt, kann erkennen, daß bei jedem Menschen ein
Auswendiges und ein Inwendiges, oder auswendige und inwendige Gedanken und
Absichten sind; er kann dies aus folgendem abnehmen: wer seine Lebensart
hat, denkt zwar über andere, wie er entweder durch das Gerücht oder durch
Umgang von ihnen gehört und wahrgenommen hat, dennoch aber redet er nicht
mit ihnen wie er denkt, und obwohl sie böse sind, benimmt er sich
doch mit Artigkeit gegen sie; daß dem so ist, ist besonders von den
Gleisnern und Schmeichlern bekannt, die ganz anders reden und handeln, als sie
denken und wollen; und von den Heuchlern, die von Gott, vom Himmel, vom Heil
der Seelen, von den Wahrheiten der Kirche, vom Wohl des Vaterlandes und vom
Nächsten wie aus Glauben und Liebe reden, und doch im Herzen anders
glauben und sich allein lieben. Hieraus kann erhellen, daß es ein
zweifaches Denken gibt, ein auswendiges und ein inwendiges, und daß sie aus dem
auswendigen Denken reden und aus dem inwendigen Denken andere Gedanken haben,
und daß diese zweifachen Gedanken voneinander getrennt sind; denn man nimmt
sich in Acht, daß der inwendige nicht in den auswendigen einfließe
und einigermaßen zum Vorschein komme. Von der Schöpfung her ist der Mensch
so geartet, daß das inwendige Denken eins ausmacht mit dem
auswendigen durch Entsprechung; und wirklich macht es auch eins aus
bei denen, die im Guten sind; denn diese denken nichts als Gutes und reden
nichts als Gutes; bei denen hingegen, die im Bösen sind, macht das
inwendige Denken nicht eins aus mit dem auswendigen, denn diese denken
Böses und reden Gutes; bei diesen ist die Ordnung umgekehrt; denn das Gute ist
bei ihnen außerhalb, und das Böse ist innerhalb; daher kommt, daß das Böse über
das Gute herrscht und dieses sich unterwirft wie einen Knecht, damit
es ihm zum Mittel zur Erreichung seiner Endzwecke diene, welche Gegenstand
seiner Liebe sind, und weil in dem Guten, das sie reden und tun, ein
solcher Endzweck liegt, so ist offenbar, daß ihr Gutes nicht gut, sondern
vom Bösen angesteckt ist, wie sehr es auch in der Außengestalt bei
denen, die dies Inwendige nicht kennen, als Gutes erscheinen mag; anders bei
denen, die im Guten sind; bei diesen ist die Ordnung nicht verkehrt,
sondern das Gute fließt aus dem inwendigen Denken in das auswendige und
so in die Rede und Handlungen ein; dies ist die Ordnung, in die der
Mensch geschaffen wurde; denn so ist ihr Inwendiges im Himmel und
in dem Licht daselbst, und weil das Licht des Himmels das vom Herrn
ausgehende göttliche Wahre, folglich der Herr im Himmel ist,
Nr. 126-140, so werden sie vom Herrn geführt. Dies ist gesagt worden,
damit man wisse, daß jeder Mensch ein inwendiges und ein auswendiges Denken
hat, und daß diese voneinander unterschieden sind. Wenn das Denken genannt
wird, so wird auch der Wille verstanden, denn das Denken kommt aus dem
Willen, da niemand ohne den Willen denken kann. Hieraus erhellt, was der
Zustand des Auswendigen und der Zustand des Inwendigen des Menschen ist.
(500)
Wenn der Wille und das Denken genannt wird, so wird unter dem Willen auch
die Neigung und Liebe, sowie alle Annehmlichkeit und Lust [jucunditas
et voluptas] verstanden, die mit der Neigung und Liebe zusammenhängen,
weil diese sich auf den Willen als ihren Träger [subjectum] beziehen; denn was
der Mensch will, das liebt er und empfindet [es als etwas] Angenehmes
und Vergnügliches, und umgekehrt, was der Mensch liebt und als angenehm und
vergnüglich empfindet, das will er; unter dem Denken aber wird alsdann auch
alles das verstanden, wodurch er seine Neigung oder Liebe begründet; denn
das Denken ist nichts anderes, als die Form des Willens oder [das Mittel], daß
im Licht erscheine, was der Mensch will; diese Form stellt sich durch mancherlei
vernunftmäßige Zergliederungen dar, die aus der geistigen Welt herstammen und
[ganz] eigentlich dem Geist des Menschen angehören.
(501)
Man muß wissen, daß der Mensch ganz so ist, wie er seinem Inwendigen
nach beschaffen ist, nicht aber wie er hinsichtlich des vom Inwendigen
getrennten Auswendigen ist; die Ursache ist, weil sein Inwendiges sein Geist
ist und das Leben des Menschen das Leben seines Geistes ist; denn aus diesem
lebt der Körper; weshalb auch der Mensch in Ewigkeit so bleibt, wie
er seinem Inwendigen nach beschaffen ist; das Auswendige aber, weil
es auch zum Körper gehört, wird nach dem Tode abgetrennt, und dasjenige
davon, was dem Geist anhängt, wird eingeschläfert und dient nur dem Inwendigen
zur Unterlage [pro plano], wie dies oben gezeigt worden ist, wo von dem
nach dem Tode noch fortdauernden Gedächtnis des Menschen gehandelt wurde.
Daraus erhellt, was des Menschen Eigenes und was nicht sein Eigenes ist, daß
nämlich bei den Bösen alles das, was zum auswendigen Denken, aus dem sie reden,
und zum auswendigen Wollen gehört, aus dem sie handeln, nicht ihr Eigenes ist,
sondern das, was ihrem inwendigen Denken und Wollen angehört.
(502)
Nach vollbrachtem ersten Zustand, welcher der Zustand des Auswendigen ist, von
dem im vorhergehenden Abschnitt gehandelt worden ist, wird der Geistmensch
in den Zustand seines Inwendigen oder in den Zustand seines
inwendigen Wollens und des daher stammenden Denkens versetzt, in dem
er in der Welt war, wenn er, sich selbst überlassen, frei und zügellos
dachte; in diesen Zustand verfällt er, ohne es selbst zu wissen,
gerade wie in der Welt, wenn er das der Rede am nächsten
liegende Denken, oder dasjenige, aus dem die Rede hervorgeht, gegen das
inwendigere zurückzieht und in diesem stehen bleibt; ist daher der
Geistmensch in diesem Zustand, so ist er in sich selbst und
in seinem eigentlichen Leben; denn frei denken aus der eigenen Neigung ist
das eigenste Leben des Menschen und ist er selbst.
(503)
Der Geist denkt in diesem Zustand aus seinem eigensten Willen, somit aus
seiner eigensten Neigung, oder aus seiner eigensten Liebe, und alsdann macht
sein Denken eins aus mit seinem Wollen, und zwar so sehr eines, daß
er kaum zu denken, sondern nur zu wollen scheint; fast ebenso
[ist es], wenn er spricht, mit dem Unterschied jedoch, daß es mit
einiger Furcht geschieht, es möchten die Gedanken seines Willens nackt
hervortreten, weil auch dies infolge der geselligen Verhältnisse in der
Welt [ein Bestandteil] seines Willens geworden war.
(504)
Alle Menschen, so viele ihrer sind, werden nach dem Tod in diesen
Zustand versetzt, weil er der ihrem Geist eigene ist; der vorige Zustand
ist derjenige, in welchem der Mensch seinem Geist nach ist im Verkehr
mit anderen [in consortiis], welcher Zustand nicht der ihm eigene ist; daß
dieser Zustand, oder der Zustand des Auswendigen in dem der Mensch nach
dem Tode zuerst ist und von dem im vorhergehenden Abschnitt gehandelt
wurde, nicht der ihm eigene Zustand ist, kann aus vielem erhellen, wie z.B.
daraus, daß die Geister aus ihrer Neigung nicht nur denken, sondern auch reden;
denn ihre Rede kommt aus dieser, wie dies aus demjenigen erhellen kann, was
im Abschnitt von der Rede der Engel, Nr. 234-245, gesagt und gezeigt
worden ist; in gleicher Weise hatte auch der Mensch in der Welt
gedacht, wenn er innerhalb seiner [selbst dachte]; denn alsdann dachte
er nicht aus der Rede seines Körpers, sondern sah nur diese Dinge, und
zwar zugleich in einer Minute mehr, als er nachher in einer
halben Stunde aussprechen konnte; daß der Zustand des Auswendigen nicht der dem
Menschen oder seinem Geist eigene ist, erhellt auch daraus, daß er in der
Welt, wenn er im Verkehr mit anderen ist, sich nach den Gesetzen des
moralischen und bürgerlichen Lebens ausspricht, und daß alsdann sein inwendiges
Denken das auswendige regiert, wie einer den anderen, damit es die Grenzen
des Anständigen und Ehrbaren nicht überschreite; es erhellt auch daraus,
daß der Mensch, wenn er innerhalb seiner selbst denkt, auch denkt, wie
er reden und handeln muß, um zu gefallen, und um Freundschaft, Wohlwollen
und Gunst zu erwerben, und zwar dies in einer [ihm] äußerlichen Weise
[modis extraneis], somit anders, als wenn es aus dem eigenen Willen
geschehen würde. Hieraus erhellt, daß der Zustand des Inwendigen, in den
der Geist versetzt wird, sein eigener Zustand ist, also auch der eigene des
Menschen [war], da er noch in der Welt lebte.
(505)
Wenn der Geist im Zustand seines Inwendigen ist, dann liegt offen zutage,
wie der Mensch in sich in der Welt beschaffen war; denn alsdann
handelt er aus seinem Eigenen; wer inwendig im Guten war in der
Welt, der handelt dann vernünftig und weise, ja jetzt noch weiser als
in der Welt, weil er jetzt los ist vom Verband mit dem Körper und
infolgedessen auch von dem mit den irdischen Dingen, die eine Verdunkelung und
gleichsam eine Wolke dazwischen gestellt hatten. Wer aber im Bösen war
in der Welt, der handelt alsdann unweise und unverständig, ja noch
unverständiger als in der Welt, weil er jetzt in Freiheit ist
und nicht in Schranken gehalten wird; denn solange er noch
in der Welt lebte, war er im Äußeren verständig, da er durch
dieses einen vernünftigen Menschen darstellte; sobald ihm daher das Äußere
genommen ist, werden seine Tollheiten offenbar. Der Böse, der im Äußeren
einen guten Menschen nachbildet, kann einem äußerlich glänzenden und fein
geglätteten und mit einem Überwurf bedeckten Gefäß verglichen werden, innerhalb
dessen alle Arten von Unreinheiten verborgen sind nach dem Ausspruch des Herrn:
„Ihr seid gleich übertünchten Gräbern, die von außen hübsch erscheinen, inwendig aber voller Totengebeine und aller Unreinheit sind“: Matth.23/27.
(506)
Alle, die in der Welt im Guten gelebt und nach dem Gewissen gehandelt
haben, welche diejenigen sind, die das Göttliche anerkannt und die göttlichen
Wahrheiten geliebt, und besonders die, welche sie auf das Leben angewandt
hatten, erscheinen sich, wenn sie in den Zustand ihres Inwendigen versetzt
werden, wie die, welche aus dem Schlaf erwacht in den Zustand des Wachens,
und wie die, welche aus dem Schatten ins Licht kommen; sie denken auch aus dem
Licht des Himmels, somit aus inwendiger Weisheit, und handeln aus dem Guten,
somit aus inwendiger Neigung; auch fließt der Himmel in ihre Gedanken und
Neigungen ein mit einer inwendigen Seligkeit und Lust, von der sie früher
nichts gewußt hatten; denn sie haben Gemeinschaft mit den Engeln des Himmels;
sie erkennen auch alsdann den Herrn an und verehren Ihn aus ihrem
eigensten Leben; denn sie sind in ihrem eigensten Leben, wenn sie
im Zustand ihres Inwendigen sind, wie soeben Nr. 505 gesagt worden
ist; und sie erkennen Ihn auch an und verehren Ihn in Freiheit; denn
die Freiheit gehört der inwendigen Neigung an; so entsagen sie auch der
äußerlichen Heiligkeit und kommen in die innere Heiligkeit,
in welcher der eigentliche Gottesdienst wesentlich besteht; von solcher
Art ist der Zustand derer, die nach den Geboten im Wort ein christliches
Leben geführt haben. Ganz entgegengesetzt aber ist der Zustand derer, die auf
der Welt im Bösen gelebt und kein Gewissen gehabt und daher das Göttliche
geleugnet hatten; denn alle, die im Bösen leben, leugnen inwendig bei sich
das Göttliche, wie sehr sie auch, wenn sie im Äußeren sind, glauben mögen,
daß sie dasselbe nicht leugnen, sondern anerkennen; denn das Göttliche
anerkennen und böse leben, sind Gegensätze; die so beschaffen sind,
erscheinen im anderen Leben, wenn sie in den Zustand ihres Inwendigen
kommen und man sie reden hört und handeln sieht, wie Narren [fatui]; denn von
ihren bösen Begierden aus stürzen sie sich in Schandtaten,
in Geringschätzung anderer, in Verhöhnungen und Lästerungen,
in Ausbrüche des Hasses, der Rache, sie schmieden Ränke, und zwar einige
von ihnen mit solcher Arglist und Bosheit, daß man kaum glauben kann, daß
dergleichen inwendig in einem Menschen [verborgen] gewesen sei; sie sind
nämlich alsdann im Zustand der Freiheit, nach ihres Willens Gedanken
zu handeln, weil sie vom Auswendigen abgeschieden sind, das sie
in der Welt in Zaum und Zügel hielt; mit einem Wort, sie sind der
Vernünftigkeit beraubt, weil das Vernünftige in der Welt seinen Sitz nicht
in ihrem Inwendigen, sondern im Auswendigen gehabt hatte; gleichwohl
jedoch erscheinen sie sich selbst alsdann als weiser denn andere. Weil sie von
der Art sind, so werden sie, wenn sie in diesem zweiten Zustand sind,
zwischenhinein für kurze Zeit in den Zustand ihres Auswendigen und alsdann
in die Rückerinnerung an die Handlungen versetzt, die sie begangen
hatten, als sie im Zustand des Inwendigen waren; einige schämen sich
alsdann und erkennen an, daß sie wahnsinnig waren; andere schämen sich nicht;
andere sind unwillig, daß sie nicht fortwährend im Zustand ihres
Auswendigen sein dürfen; allein diesen wird gezeigt, wie sie sein würden, wenn
sie unausgesetzt in diesem Zustand wären, daß sie nämlich heimlich mit
ähnlichen Tücken umgehen und durch den Schein des Guten, Redlichen und
Gerechten diejenigen, die einfältigen Herzens und Glaubens sind, verführen und
auch sich selbst vollends ganz verderben würden; denn das Auswendige würde
zuletzt in gleichen Brand geraten wie das Inwendige, der dann ihr ganzes
Leben verzehren würde.
(507)
Wenn die Geister in diesem zweiten Zustand sind, so erscheinen sie
ganz so, wie sie in der Welt in sich waren, und es kommt auch
an den Tag, was sie im Verborgenen getan und geredet hatten; denn
weil das Äußere nicht mehr zurückhält, so reden sie alsdann Gleiches und
versuchen auch Gleiches zu tun und fürchten nicht, wie in der Welt,
die üble Nachrede; sie werden auch in mehrere Zustände ihres Bösen
versetzt, damit sie den Engeln und den guten Geistern so erscheinen
möchten, wie sie wirklich sind; so wird das Verborgene geöffnet und das
Heimliche aufgedeckt, nach den Worten des Herrn:
„Nichts ist zugedeckt, das nicht enthüllt, und nichts verborgen, das nicht erkannt werden wird; was ihr im Finstern gesagt habt, wird man im Lichte hören, und was ihr ins Ohr geredet in den Gemächern, das wird man auf den Dächern verkündigen“: Luk.12/2,3;
und anderwärts:
„Ich sage euch, daß von jedem unnützen Wort, das die Menschen geredet haben, sie werden Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts“: Matth.12/36.
(508)
Wie die Bösen in diesem Zustand beschaffen sind, kann nicht mit wenigem
beschrieben werden; denn jeder rast dann je nach seinen Begierden, und
diese sind verschieden; weshalb ich nur einige einzelne Fälle anführen will,
aus denen man auf die übrigen schließen kann. Diejenigen, die sich selbst über
alles geliebt und in ihren Ämtern und Verrichtungen nur auf ihre eigene
Ehre gesehen und nicht um des Nutzenschaffens willen Nutzen geleistet und
daran Freude gehabt hatten, sondern um ihres Rufes willen, damit sie
deshalb für würdiger als andere gehalten würden, und so ihre Freude
am Ruf ihrer Ehre gehabt hatten, die sind, wenn sie sich in dem
zweiten Zustand befinden, stumpfsinniger als die übrigen; denn inwieweit jemand
sich selbst liebt, insoweit entfernt er sich vom Himmel, und inwieweit vom
Himmel, insoweit auch von der Weisheit. Solche aber, die in der
Selbstsucht und zugleich schlau gewesen waren und sich durch List
zu Ehrenstellen emporgeschwungen hatten, gesellen sich zu den
Schlimmsten und erlernen Zauberkünste, die ein Mißbrauch der göttlichen Ordnung
sind, und durch diese reizen und beunruhigen sie alle, die ihnen keine Ehre
erweisen, sie legen Hinterhalt, hegen Haß, brennen von Rachgier und wollen in Wut
ausbrechen gegen alle, die sich [ihnen] nicht unterwerfen, und in all
dieses stürzen sie sich so tief hinein, als der bösartige Haufen sie
[durch Beifall] begünstigt, und zuletzt gehen sie in ihrem Gemüt damit um,
wie sie in den Himmel aufsteigen möchten, um denselben
zu zerstören, oder um in ihm als Götter verehrt zu werden; bis
dahin treibt sie ihr Wahnsinn. Diejenigen von solcher Art, die der päpstlichen
Religion angehörten, sind noch rasender als die übrigen, denn sie tragen sich mit
dem Gedanken, sie haben Gewalt über Himmel und Hölle, und sie können nach
Willkür die Sünden vergeben, sie maßen sich alles Göttliche an und nennen
sich Christus; ihre Selbstberedung, daß dem so sei, ist so stark, daß
sie, wo sie eindringt, die Gemüter verwirrt und mit Finsternis überzieht
bis zum Schmerz; sie sind sich beinahe gleich in beiden Zuständen,
im zweiten aber sind sie ohne Vernunft; doch von ihren Rasereien und von
ihrem Los nach diesem Zustand soll noch einiges im besonderen gesagt
werden in dem Werkchen »Vom Letzten Gericht und dem zerstörten
Babylonien«. Solche, welche die Schöpfung der Natur zugeschrieben und daher
im Herzen, obwohl nicht mit dem Mund, das Göttliche, mithin auch alle
Dinge der Kirche und des Himmels geleugnet hatten, gesellen sich in diesem
Zustand zu ihresgleichen und nennen jeden, der durch Schlauheit sich
auszeichnet, [ihren] Gott und erzeigen ihm auch göttliche Ehre; ich sah, wie
solche in Versammlung einen Zauberer anbeteten und über die Natur
um Rat fragten und sich so albern benahmen, wie wenn sie vernunftlose
Tiere in Menschengestalt wären; unter ihnen befanden sich auch solche, die
in der Welt hochgestellt waren, und einige, die in der Welt für
gelehrt und weise gehalten wurden. Andere anders. Hieraus kann man schließen,
wie diejenigen beschaffen sind, deren Inwendiges des Gemüts gegen den Himmel
zu verschlossen ist, wie dies der Fall ist bei allen, die gar keinen
Einfluß aus dem Himmel aufnehmen durch Anerkennung des Göttlichen und durch ein
Leben des Glaubens; jeder kann aus sich urteilen, wie er werden würde,
wenn er ein solcher wäre und handeln dürfte ohne Furcht vor dem Gesetz und
für sein Leben und ohne äußere Bande, welche sind die Befürchtungen,
er möchte an seinem Ruf Schaden leiden und der Ehre, des Gewinnes und
der daher rührenden Genüsse beraubt werden. Gleichwohl jedoch wird ihre Raserei
vom Herrn in Schranken gehalten, damit sie nicht über die Grenzen des
Nützlichen hinausrenne; denn von jedem so Gearteten kommt immerhin noch
Nutzen; die guten Geister sehen an ihnen, was Böse ist und wie
es beschaffen ist und wie der Mensch beschaffen ist, wenn er nicht
vom Herrn geführt wird; ein Nutzen ist auch, daß durch sie die gleichgearteten
Bösen zusammengesammelt und von den Guten ausgeschieden werden; ferner, daß das
Wahre und Gute, das die Bösen im Äußeren gezeigt und gelogen hatten, ihnen
genommen wird und sie in das Böse ihres Lebens und in das Falsche des
Bösen gebracht und so zur Hölle zubereitet werden; denn keiner kommt
früher in die Hölle, als bis er in seinem Bösen und im Falschen
des Bösen ist, weil keiner ein geteiltes Gemüt haben, nämlich anderes denken
und reden und anderes wollen darf; jeder daselbst befindliche Böse muß dort das
Falsche aus dem Bösen denken und aus dem Falschen des Bösen reden, beides aus
dem Willen, somit aus seiner eigenen Liebe und aus deren Lust und Freude, wie
er in der Welt, wenn er in seinem Geiste, das heißt, wie er in
sich, wenn aus inwendiger Neigung, dachte; die Ursache hiervon ist, weil der
Wille der Mensch selbst ist und nicht das Denken, außer soviel solches vom
Willen an sich hat, der Wille aber die eigenste Natur oder Anlage des
Menschen ist; daher denn in seinen Willen zurückversetzt werden soviel
ist, als in seine Natur oder Anlage und auch in sein Leben
[zurückversetzt werden]; denn durch das Leben zieht der Mensch eine Natur an;
und der Mensch bleibt nach dem Tode in derjenigen Natur, die er durch
das Leben in der Welt sich angebildet hat und die bei den Bösen nicht mehr
auf dem Wege des Denkens oder des Verständnisses des Wahren gebessert und
verändert werden kann.
(509)
Wenn die bösen Geister in diesem zweiten Zustand sind, so pflegen
sie, weil sie in alle Arten des Bösen rennen, häufig und schwer gestraft
zu werden; die Strafen sind vielfach in der Geisterwelt; und
es gilt durchaus kein Ansehen der Person, ob einer König oder Knecht
in der Welt gewesen war; jegliches Böse führt seine Strafe mit sich, sie
sind miteinander verknüpft; daher wer im Bösen ist, auch in der
Strafe des Bösen ist; dennoch aber wird daselbst keiner wegen des Bösen gestraft,
das er in der Welt getan, sondern wegen des Bösen, das er jetzt tut;
es kommt jedoch auf dasselbe hinaus und ist gleichviel, ob man sagt,
sie büßen für ihr in der Welt verübtes Böse, oder ob man sagt, sie
büßen für das Böse, das sie im anderen Leben tun, weil nach dem Tode jeder
wieder in sein Leben und so in sein Böses zurückkehrt; denn der
Mensch ist so, wie er im Leben seines Körpers beschaffen war,
Nr. 470-480. Sie werden aber gestraft, weil die Furcht vor der Strafe das einzige
Mittel ist, das Böse in diesem Zustand zu zähmen; nichts vermag mehr
Ermahnung, nichts Belehrung, noch die Furcht vor dem Gesetz und der üblen
Nachrede, weil er aus seiner Natur heraus handelt, die nicht anders
in Schranken gehalten, noch gebrochen werden kann, als durch Strafen. Die
guten Geister hingegen werden niemals gestraft, obgleich sie Böses in der
Welt getan hatten; denn ihr Böses kehrt nicht zurück, und es wird auch
zu wissen gegeben, daß ihr Böses von anderer Art oder Natur war; denn [sie
hatten] nicht aus Vorsatz wider das Wahre und nicht aus anderem bösen Herzen,
als demjenigen [gehandelt], das ihnen von den Eltern angeerbt war, und
in das sie, wenn sie in dem vom Inneren getrennten Äußeren waren, aus
blinder Lust fortgerissen wurden.
(510)
Jeder kommt zu der Gesellschaft, in der sein Geist in der Welt
[schon] gewesen war; denn jeder Mensch ist seinem Geiste nach mit irgendeiner
Gesellschaft, entweder einer höllischen oder einer himmlischen verbunden, der
böse mit einer höllischen Gesellschaft, der gute mit einer himmlischen
Gesellschaft; daß jeglicher nach dem Tode zu seiner Gesellschaft
zurückkehrt, sehe man Nr. 438; zu dieser wird der Geist allmählich
hingeführt, und zuletzt tritt er in sie ein; der böse Geist wird, wenn
er im Zustand seines Inwendigen ist, stufenweise seiner Gesellschaft
zugekehrt und zuletzt ihr gerade [zugewandt], noch ehe dieser Zustand
zu seinem Ende gelangt ist; und ist dieser Zustand zu Ende,
so stürzt der böse Geist selbst sich in die Hölle,
wo seinesgleichen sind; das Hinabstürzen selbst erscheint dem Auge, wie
wenn einer rücklings den Kopf nach unten und die Füße nach oben hinabfällt; die
Ursache, daß es so aussieht, ist, weil derselbe in verkehrter Ordnung
ist; denn er hatte die höllischen Dinge geliebt und die himmlischen
verworfen; einige Böse gehen in diesem zweiten Zustand abwechslungsweise
in die Höllen und auch wieder heraus, diese aber erscheinen alsdann nicht
als rücklings hinabfallend, wie dies der Fall ist, wenn sie völlig abgeödet
sind. Die Gesellschaft selbst, in der sie ihrem Geiste nach in der
Welt sich befanden, wird ihnen auch [schon] gezeigt, wenn sie [noch]
im Zustand ihres Auswendigen sind, damit sie daraus erkennen, daß sie auch
schon während ihres Lebens im Körper in der Hölle waren, dennoch aber
sind sie nicht im gleichen Zustand mit denen, die in der Hölle
selbst, sondern im gleichen Zustand mit denen, die in der Geisterwelt
sind; vom Zustand der letzteren gegenüber dem [Zustand] derer in der Hölle
wird im folgenden die Rede werden.
(511)
Die Trennung der bösen Geister von den guten Geistern geschieht in diesem
zweiten Zustand; denn im ersten Zustand sind sie beisammen, weil der
Geist, solange er in seinem Auswendigen ist, so ist, wie er in
der Welt war, mithin wie dort, der Böse beim Guten, und der Gute beim Bösen;
anders, wenn er in sein Inwendiges versetzt und seiner Natur oder seinem
Willen überlassen ist. Die Ausscheidung der Guten von den Bösen geschieht auf
mancherlei Weise, gemeinhin durch Herumführung zu denjenigen
Gesellschaften, mit denen sie Gemeinschaft hatten durch gute Gedanken und
Gefühle im ersten Zustand, und so zu denen, die sie durch äußeren
Schein auf den Glauben gebracht hatten, daß sie nicht böse seien; meistens
pflegt man sie in weitem Kreise herumzuführen und überall den guten
Geistern zu zeigen, wie sie in sich beschaffen sind; bei ihrem
Anblick wenden dann die guten Geister sich ab, und wie diese sich abwenden,
so werden auch die bösen Geister, die herumgeführt werden, mit dem
Angesicht ab- und zu der Gegend hingewendet, in der ihre höllische
Gesellschaft ist, in die sie kommen sollen. Zu schweigen von anderen
Arten der Trennung, deren es mehrere gibt.
(56)
VOM DRITTEN ZUSTAND
DES MENSCHEN NACH DEM TODE,
WELCHER DER ZUSTAND
DES UNTERRICHTS DERER IST,
DIE IN DEN HIMMEL KOMMEN
(512)
Der dritte Zustand des Menschen nach dem Tod oder seines Geistes ist der
Zustand des Unterrichts; dieser Zustand ist für die, welche in den Himmel
kommen und Engel werden; nicht aber für die, welche in die Hölle kommen,
weil diese nicht unterrichtet werden können; weshalb deren zweiter Zustand auch
ihr dritter ist und sich damit endigt, daß sie ganz und gar ihrer Liebe, somit
der höllischen Gesellschaft zugewendet sind, die in ähnlicher Liebe steht;
ist dies geschehen, dann wollen und denken sie aus dieser Liebe; und weil diese
Liebe höllisch ist, so wollen sie nichts als Böses und denken nichts als
Falsches; dies sind ihre Lustreize, weil sie [die Gegenstände] ihrer Liebe
sind; und infolgedessen verwerfen sie alles Gute und Wahre, das sie früher
angenommen hatten, weil es ihrer Liebe zum Mittel gedient hatte. Die Guten
hingegen werden vom zweiten Zustand in den dritten geführt, welcher der
Zustand ihrer Zubereitung zum Himmel mittelst des Unterrichts ist; denn niemand
kann anders zum Himmel zubereitet werden, als durch Kenntnisse des Guten und
Wahren, somit nicht anders als durch Unterricht; denn niemand kann wissen, was
das geistig Gute und Wahre ist, und was das diesem entgegengesetzte Böse und
Falsche ist, sofern er nicht unterrichtet wird; was das bürgerlich und das
sittlich Gute und Wahre sei, die man das Gerechte und Redliche nennt, kann man
in der Welt wissen, weil es hier bürgerliche Gesetze gibt, welche
lehren, was gerecht ist, und auch Genossenschaften, mit denen der Mensch leben
lernt nach den sittlichen Gesetzen, welche alle sich auf das Redliche und
Gerade beziehen; das geistig Gute und Wahre hingegen lernt man nicht aus der
Welt, sondern aus dem Himmel; wissen zwar kann man sie aus dem Wort und aus der
wirklich aus dem Wort genommenen Lehre der Kirche, dennoch aber können sie
nicht ins Leben eindringen, sofern nicht der Mensch seinem Inwendigen nach, das
seinem Gemüt angehört, im Himmel ist; und im Himmel ist der Mensch
alsdann, wenn er das Göttliche anerkennt und zugleich gerecht und redlich
handelt, weil man so handeln soll, da es im Wort geboten ist;
so lebt er gerecht und redlich um des Göttlichen willen und
nicht um seiner selbst und der Welt als der Zwecke willen; allein
so zu handeln vermag niemand, sofern er nicht zuvor unterrichtet
worden ist, daß nämlich ein Gott ist, daß Himmel und Hölle sind, daß ein Leben
nach dem Tod ist, daß man Gott über alles lieben soll und den Nächsten wie sich
selbst, und daß man, was im Wort steht, glauben soll, weil das Wort
göttlich ist; ohne die Kenntnis und Anerkenntnis dieser [Wahrheiten] kann der
Mensch nicht geistig denken, und ohne das Denken an sie will er sie
nicht; denn was der Mensch nicht weiß, kann er nicht denken, und was
er nicht denkt, kann er nicht wollen; sobald also der Mensch jene
Dinge will, fließt der Himmel, das heißt durch den Himmel der Herr ins Leben
ein; denn er fließt in den Willen und durch diesen ins Denken und
durch beide ins Leben ein; denn alles Leben des Menschen stammt daher; hieraus
erhellt, daß man das geistige Gute und Wahre nicht aus der Welt, sondern aus
dem Himmel lernt, und daß keiner zum Himmel anders zubereitet werden kann, als
mittelst des Unterrichts. In dem Maß auch, als der Herr in jemandes
Leben einfließt, unterweist Er ihn; denn insoweit befeuert er den
Willen mit der Liebe, die Wahrheiten zu wissen, und insoweit erleuchtet
er das Denken, daß es sie erkennt; und inwieweit dies geschieht,
insoweit wird das Inwendige des Menschen aufgeschlossen und der Himmel ihm
eingepflanzt; ja noch mehr, insoweit fließt das Göttliche und das
Himmlische in das Redliche ein, das Sache des sittlichen Lebens, und
in das Gerechte, das Sache des bürgerlichen Lebens beim Menschen ist, und
macht sie geistig, indem der Mensch sie alsdann aus dem Göttlichen, weil
um des Göttlichen willen, tut; denn die redlichen und die gerechten
[Handlungen] des moralischen und bürgerlichen Lebens, die der Mensch aus diesem
Grund tut, sind die eigensten Wirkungen des geistigen Lebens; und die Wirkung
nimmt all das Ihrige aus ihrer wirkenden Ursache; denn wie diese ist,
so ist auch jene.
(513)
Die Unterweisungen geschehen durch Engel mehrerer Gesellschaften, besonders
durch die, welche in der nördlichen und südlichen Gegend sind; denn diese
Engelgesellschaften sind in der Einsicht und Weisheit aus den Kenntnissen
des Guten und Wahren; die Orte des Unterrichts sind gegen Norden und sind
mannigfaltig geordnet und unterschieden je nach den Gattungen und Arten
des himmlischen Guten, damit dort alle und jede unterrichtet werden
je nach ihrer Anlage und Empfänglichkeit; diese Orte dehnen sich
ringsumher in weitem Umfang aus. Dahin werden, nachdem sie ihren zweiten
Zustand in der Geisterwelt vollbracht haben, die guten Geister, die
unterrichtet werden sollen, vom Herrn geführt; jedoch nicht alle; denn die,
welche [schon] in der Welt unterrichtet worden sind, sind dort auch vom
Herrn zum Himmel zubereitet worden und werden auf anderem Weg in den
Himmel erhoben; einige sogleich nach dem Tod; andere nach kurzem Verweilen bei
den guten Geistern, wo das Gröbere ihrer Gedanken und Neigungen, das sie
von den Ehrenstellen und Reichtümern in der Welt her an sich genommen
hatten, entfernt wird und sie so gereinigt werden; andere werden vorher
abgeödet, was an den Orten unter den Fußsohlen geschieht, welche die
untere Erde genannt werden, wo einige Hartes zu erleiden haben; dies
sind die, welche sich im Falschen bestärkt und dennoch einen guten
Lebenswandel geführt hatten; denn das begründete Falsche klebt hartnäckig
an und bevor es weggeschafft ist, kann man die Wahrheiten nicht
sehen, somit auch nicht annehmen. Doch von den Abödungen und von den Weisen,
wie sie geschehen, ist in den »Himmlischen Geheimnissen« gehandelt worden,
und das aus diesem Gesammelte mag man in den Anmerkungen unter der Linie
nachsehen281.
(514)
Alle, die an den Orten des Unterrichts sind, wohnen getrennt voneinander;
denn die einzelnen stehen ihrem Inwendigen nach im Verband mit den
Gesellschaften des Himmels, zu denen sie kommen sollen; da nun die
Gesellschaften des Himmels nach der Form des Himmels geordnet sind, (man sehe
Nr. 200-212), so sind es auch die Orte, an denen die
Unterweisungen geschehen; daher denn diese Orte, wenn sie vom Himmel aus
betrachtet werden, wie ein Himmel in verjüngter Gestalt erscheinen; sie
dehnen sich daselbst in die Länge aus von Osten nach Westen und
in die Breite von Süden nach Norden; allein die Breite ist dem Anschein
nach kleiner als die Länge. Die Ordnung ist im allgemeinen folgende: vorne
sind die, welche als Kinder gestorben und bis zum ersten Jünglingsalter
im Himmel erzogen worden sind; diese werden, nachdem sie den Stand der
Kindheit bei Erzieherinnen zugebracht, vom Herrn dahin geführt und
unterrichtet. Hinter diesen sind die Orte, an denen diejenigen
unterrichtet werden, die als Erwachsene gestorben sind und in der Welt
in der Neigung zum Wahren aus dem Guten des Lebens gewesen waren. Hinter
diesen aber sind die, welche der mohammedanischen Religion zugetan waren und
in der Welt ein sittlich-gutes Leben geführt und ein göttliches [Wesen],
den Herrn aber als den eigentlichen Propheten anerkannt hatten; wenn diese von
Mohammed zurücktreten, weil er ihnen gar keine Hilfe leisten kann,
so kommen sie zum Herrn und verehren Ihn und erkennen Sein Göttliches
an und werden dann in der christlichen Religion unterrichtet. Hinter
diesen mehr gegen Norden sind die Unterrichtsorte der mancherlei Heiden, die
in der Welt ein ihrer Religion gemäßes gutes Leben geführt und von daher
sich eine Art von Gewissen angeeignet und das Gerechte und Rechte getan hatten,
nicht sowohl um ihrer Regierungsgesetze als um der Religionsgesetze
willen, die sie glaubten unverbrüchlich halten zu müssen und auf keine
Weise durch ihr Tun verletzen zu dürfen; diese alle werden, wenn sie
unterrichtet sind, leicht zur Anerkennung des Herrn gebracht, weil sie im Herzen
tragen, daß Gott nicht unsichtbar, sondern unter menschlicher Gestalt sichtbar
ist, diese sind zahlreicher als die übrigen; die besten unter ihnen sind aus
Afrika.
(515)
Jedoch werden nicht alle in gleicher Weise, noch von den gleichen
Gesellschaften des Himmels unterrichtet; die, welche von Kindheit an im
Himmel erzogen wurden, werden von Engeln der inwendigeren Himmel unterrichtet,
weil sie nichts Falsches aus falschen Religionslehren eingesogen, noch ihr
geistiges Leben durch die Hefen der Ehrenstellen und Reichtümer verunreinigt
hatten. Solche, die als Erwachsene gestorben sind, werden meistens von Engeln
des äußersten Himmels unterrichtet, weil diese Engel mehr zu ihnen passen,
als die Engel der inwendigeren Himmel, denn diese sind in mehr inwendiger
Weisheit, die noch nicht aufgenommen wird. Die Mohammedaner aber von Engeln,
die früher in derselben Religion gewesen und zur christlichen bekehrt
worden waren. Die Heiden ebenfalls von ihren Engeln.
(516)
Aller Unterricht geschieht daselbst aus der Lehre, die aus dem Wort ist, und
nicht aus dem Wort ohne die Lehre; die Christen werden aus der himmlischen
Lehre unterrichtet, die ganz mit dem inneren Sinn des Wortes zusammenstimmt.
Die übrigen, wie die Mohammedaner und die Heiden, nach Lehren, die ihrer
Fassungskraft angemessen sind und sich von der himmlischen Lehre bloß darin
unterscheiden, daß das geistige Leben durch das sittliche, den guten
Lehrbestimmungen ihrer Religion gemäße Leben gelehrt wird, nach dem sie ihr
Leben in der Welt eingerichtet hatten.
(517)
Die Unterweisungen im Himmel unterscheiden sich von den Unterweisungen auf
Erden darin, daß die Kenntnisse nicht dem Gedächtnis, sondern dem Leben
übergeben werden; denn das Gedächtnis der Geister ist in ihrem Leben,
indem sie alles annehmen und sich aneignen, was mit ihrem Leben zusammenstimmt,
dagegen aber nicht annehmen, noch weniger sich aneignen, was nicht
übereinstimmt; denn die Geister sind Neigungen [affectiones], und daher
in einer ihren Neigungen ähnlichen Menschengestalt. Weil sie so beschaffen
sind, wird ihnen fortwährend die Neigung zum Wahren, welche auf die Anwendung
im Leben abzielt, eingeflößt; denn der Herr tut Vorsehung, daß jeder die
Nutzzwecke liebt, die mit seiner Anlage zusammenstimmen; diese Liebe wird auch
erhöht durch die Hoffnung, Engel zu werden; und weil alle Nutzzwecke des
Himmels sich auf den allgemeinen Nutzzweck beziehen, welcher der für das Reich
des Herrn ist, das dort ihr Vaterland ist, und weil alle besonderen und
einzelnen Nutzzwecke um so höher stehen, als sie näher und umfassender auf
jenen allgemeinen abzielen, darum sind alle besonderen und einzelnen
Nutzzwecke, welche unzählig sind, gut und himmlisch; weshalb bei jeglichem die
Neigung zum Wahren mit der Neigung, Nutzen zu schaffen, sich so sehr
verbindet, daß sie eins ausmachen; dadurch wird das Wahre dem Nutzzweck
eingepflanzt, so daß die Wahrheiten, die sie lernen, Nutzwahrheiten [usus
vera, praktische Wahrheiten] sind; in dieser Weise werden die Engelgeister
unterwiesen und zum Himmel zubereitet. Die Neigung zu dem mit dem
Nutzzweck übereinstimmenden Wahren wird durch verschiedene Mittel eingeflößt,
von denen die meisten in der Welt unbekannt sind; besonders durch
Vorbildungen von Nutzwirkungen, die in der geistigen Welt auf tausenderlei
Weise und mit solchen Wonnen und Genüssen dargestellt werden, daß sie den Geist
vom Inwendigen her, dem Gebiet seines Gemütes, bis zum Auswendigen, dem Gebiet
seines Leibes, durchdringen, und so ihn ganz ergreifen; daher der Geist
gleichsam zu seinem Nutzzweck wird; weshalb der Geist, sobald er in
seine Gesellschaft kommt, in die er durch den Unterricht eingeleitet
wird, in seinem Leben, weil in seiner Nutzwirkung ist282. Hieraus kann erhellen, daß die Kenntnisse, die äußere Wahrheiten
sind, nicht machen, daß jemand in den Himmel kommt, sondern das Leben
selbst, das ein Leben der Nutzwirkungen ist, beigebracht durch die Kenntnisse.
(518)
Es waren Geister, die infolge der Gedanken, die sie in der Welt hatten,
sich überredeten, sie würden in den Himmel kommen und vor anderen
aufgenommen werden, weil sie gelehrt waren und vieles aus dem Wort und aus den
Lehren der Kirchen wußten, indem sie so meinten, sie seien weise und seien
unter denen verstanden worden, von denen es heißt, sie werden strahlen wie
der Glanz des Himmelsgewölbes und wie die Sterne, bei Da.12/3; allein sie
wurden geprüft, ob ihre Kenntnisse ihren Sitz im Gedächtnis oder
im Leben hätten; diejenigen, die in echter Neigung zum Wahren waren,
somit dieses liebten und der von körperlichen und weltlichen [Dingen] getrennten
Nutzzwecke willen, die in sich geistige Nutzzwecke sind, wurden auch,
nachdem sie unterrichtet worden waren, in den Himmel aufgenommen, und
es wurde ihnen dann zu wissen gegeben, was im Himmel glänzt, daß
es nämlich das göttliche Wahre, das dort das Licht des Himmels ist,
in der Nutzwirkung sei, welche die Grundlage ist, welche die Strahlen
jenes Lichtes in sich aufnimmt und in mancherlei Glanzströmungen
verwandelt. Solche hingegen, bei denen die Kenntnisse bloß im Gedächtnis
saßen, und die von daher die Fähigkeit erlangt hatten, über die Wahrheiten
zu vernünfteln und diejenigen [Sätze] zu begründen, die sie als
Grundsätze [principia] angenommen hatten, die sie dann, obwohl sie falsch
waren, nach der Begründung als Wahrheiten ansahen, die, weil sie in keinem
Licht des Himmels waren und doch infolge des Dünkels, der solchem Wissen
gewöhnlich anklebt, im Glauben standen, sie seien gelehrter als andere und
werden so in den Himmel kommen und die Engel werden ihnen dienen, diese
wurden, damit sie von ihrem albernen Glauben abgebracht würden, bis zum ersten
oder untersten Himmel erhoben, um in eine gewisse Engelgesellschaft
eingeführt zu werden; als sie aber im Eingang standen, fingen sie an,
beim Einfluß des Himmelslichtes an den Augen zu erblinden und dann
im Verstand verwirrt zu werden und zuletzt mit dem Atem
zu kämpfen [trahere animam], wie die Sterbenden; und als sie die Wärme des
Himmels fühlten, welche die himmlische Liebe ist, begannen sie inwendig gequält
zu werden, weshalb sie von da herabgeworfen und nachher belehrt wurden,
daß die Kenntnisse den Engel nicht machen, sondern das wirkliche Leben, das man
durch die Kenntnisse erlangt hat, weil die Kenntnisse an sich betrachtet
außerhalb des Himmels sind, das durch die Kenntnisse erlangte Leben aber
innerhalb des Himmels ist.
(519)
Nachdem die Geister an den oben bemerkten Orten durch Unterweisungen zum
Himmel zubereitet worden sind, was in kurzer Zeit geschieht, weil sie
in geistigen Ideen sind, die vieles zugleich umfassen, so werden sie
mit Engelgewändern bekleidet, die meistens glänzend weiß wie von feiner
Leinwand [ex bysso] sind, und so auf den Weg gebracht, der aufwärts
zum Himmel führt, und dort Hüter-Engeln übergeben und hernach von anderen
Engeln aufgenommen und in Gesellschaften eingeführt und in diesen
in viele Seligkeiten; hierauf wird jeder vom Herrn in seine eigene
Gesellschaft gebracht, was auch auf verschiedenen Wegen geschieht, zuweilen auf
Umwegen; die Wege, auf denen sie geführt werden, weiß kein Engel, sondern
allein der Herr; wenn sie zu ihrer Gesellschaft kommen, dann wird ihr
Inwendiges aufgeschlossen, und weil dieses dem Inwendigen der Engel, die
in dieser Gesellschaft sind, gleichförmig ist, so werden sie sogleich
anerkannt und mit Freuden aufgenommen.
(520)
Diesem möchte ich noch etwas Denkwürdiges über die Wege beifügen, die von jenen
Orten zum Himmel führen und auf denen die neuen Engel eingeführt werden;
es sind acht Wege, zwei von jedem Ort des Unterrichts, der eine erhebt
sich gegen Osten, der andere gegen Westen; die in das himmlische Reich des
Herrn kommen, werden auf dem östlichen Weg eingeführt; die aber in das
geistige Reich [kommen], werden auf dem westlichen Weg eingeführt. Die vier
Wege, die zum himmlischen Reich des Herrn führen, erscheinen mit Ölbäumen und
fruchtbaren Bäumen von mancherlei Art geziert; die aber zum geistigen Reich des
Herrn kommen, erscheinen mit Weinstöcken und Lorbeerbäumen geziert; dies
infolge der Entsprechung, weil die Weinstöcke und Lorbeerbäume der Neigung zum
Wahren und deren Nutzzwecken entsprechen, die Ölbäume und Früchte aber mit der
Neigung zum Guten und deren Nutzzwecken in Entsprechung stehen.
(57)
DAß NIEMAND DURCH UNVERMITTELTE
BARMHERZIGKEIT IN DEN HIMMEL KOMME
(521)
Solche, die über den Himmel und über den Weg zum Himmel, sowie auch über das
Leben des Himmels beim Menschen nicht unterrichtet sind, stehen in der
Meinung, das in den Himmel-aufgenommen-werden geschehe bloß aus
Barmherzigkeit, die denen zuteil werde, die im Glauben sind, und für die
der Herr Fürbitte einlegt [intercedit], somit sei es bloß ein Hineinlassen
aus Gnaden, folglich können alle Menschen, so viele ihrer seien, nach
Wohlgefallen selig gemacht werden, ja sogar, wie einige meinen, auch alle
in der Hölle. Allein diese wissen nichts vom Menschen, daß er nämlich
ganz so ist wie sein Leben, und sein Leben wie seine Liebe, nicht nur
hinsichtlich des Inwendigen, des Gebietes seines Willens und seines Verstandes,
sondern auch hinsichtlich des Auswendigen, das seinem Körper angehört, und daß
die Körperform nur die äußere Gestaltung ist, in der das Inwendige sich
in Wirkung darstellt, und daß somit der ganze Mensch seine Liebe ist; man
sehe Nr. 363; auch wissen sie nicht, daß der Körper nicht aus sich lebt,
sondern aus seinem Geist, und daß der Geist des Menschen seine eigenste Neigung
ist und sein geistiger Leib nichts anderes als des Menschen Neigung
in menschlicher Gestalt, in der er auch nach dem Tod erscheint,
man sehe Nr. 453-460. Solange diese Dinge unbekannt sind, kann der Mensch
zu dem Glauben verleitet werden, die Seligmachung sei nichts als die
göttliche Willkür [Beneplacentia], die man Barmherzigkeit und Gnade
[Misericordia et Gratia] nennt.
(522)
Was aber die göttliche Barmherzigkeit sei, soll zuerst gesagt werden. Die
göttliche Barmherzigkeit ist lauteres Erbarmen gegen das ganze menschliche
Geschlecht, es selig zu machen, und sie ist auch unausgesetzt bei
jeglichem Menschen und tritt von keinem je zurück, weshalb denn jeder, der
selig gemacht werden kann, auch selig gemacht wird; es kann jedoch niemand
anders selig werden, als durch die göttlichen Mittel, welche Mittel vom Herrn
im Wort geoffenbart worden sind; die göttlichen Mittel sind, was man die
göttlichen Wahrheiten nennt; diese lehren, wie der Mensch leben muß,
um selig werden zu können; durch dieselben führt der Herr den Menschen
zum Himmel, und durch dieselben flößt Er ihm das Leben des Himmels ein;
dies tut der Herr bei allen; allein das Leben des Himmels kann Er in
keinen legen, sofern er nicht vom Bösen absteht; denn das Böse steht
hindernd im Weg; inwieweit nun der Mensch vom Bösen absteht, insoweit
führt ihn der Herr durch Seine göttlichen Mittel aus lauter Barmherzigkeit, und
dies von der Kindheit an bis ans Ende seines Lebens in der Welt und
nachher in Ewigkeit; dies ist die göttliche Barmherzigkeit, die gemeint
ist; daraus erhellt, daß die göttliche Barmherzigkeit lauteres Erbarmen ist,
aber nicht ein unvermitteltes, das darin bestände, daß alle nach Willkür selig
gemacht werden, wie sie auch immer gelebt hatten.
(523)
Der Herr tut nirgends etwas gegen die Ordnung, weil Er selbst die Ordnung
ist; das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre ist es, was die Ordnung macht,
und die göttlichen Wahrheiten sind die Gesetze der Ordnung; nach diesen führt
der Herr den Menschen; den Menschen selig machen aus unvermitteltem Erbarmen
ist wider die göttliche Ordnung, und was wider die göttliche Ordnung ist, das
ist wider das Göttliche. Die göttliche Ordnung ist der Himmel beim Menschen;
sie hatte der Mensch bei sich verkehrt durch ein Leben wider die Gesetze der
Ordnung, welche die göttlichen Wahrheiten sind; in diese Ordnung wird der
Mensch zurückgeführt aus lauterer Barmherzigkeit durch die Gesetze der Ordnung,
und inwieweit er zurückgeführt wird, insoweit nimmt er den Himmel
in sich auf, und wer den Himmel in sich aufnimmt, der kommt in den
Himmel. Daraus erhellt wiederum, daß die göttliche Barmherzigkeit des Herrn
lauteres Erbarmen, aber nicht ein unvermitteltes ist283.
(524)
Hätten die Menschen aus unvermittelter Barmherzigkeit selig gemacht werden
können, so würden alle selig gemacht werden, auch die in der Hölle
sind, ja es gäbe keine Hölle, weil der Herr die Barmherzigkeit selbst, die
Liebe selbst und das Gute selbst ist; daher es wider Sein Göttliches ist,
zu sagen, daß Er alle unmittelbar selig machen könne und sie [doch]
nicht selig mache; aus dem Wort ist bekannt, daß der Herr das Heil aller und
keines einzigen Verdammnis will.
(525)
Die meisten, die aus der Christenheit in das andere Leben kommen, bringen
jenen Glauben mit sich, daß sie nämlich durch unmittelbare Barmherzigkeit selig
werden müssen, denn diese flehen sie an; wenn sie aber geprüft worden sind,
so hat sich herausgestellt, daß sie geglaubt hatten, das in den
Himmel-kommen sei bloß Eingelassen-werden, und die eingelassen werden, seien
in der himmlischen Freude; sie wußten gar nicht, was der Himmel und was
die himmlische Freude ist, weshalb ihnen gesagt wurde, daß vom Herrn niemandem
der Himmel verwehrt werde, und daß sie, wenn sie es wünschten,
hineingelassen werden und auch daselbst verweilen könnten; diejenigen, die dies
verlangten, wurden auch wirklich zugelassen; als sie aber auf der ersten
Schwelle waren, wurden sie beim Anwehen der himmlischen Wärme, welche die Liebe
ist, in der die Engel sind, und vom Einfluß des himmlischen Lichtes,
welches das göttliche Wahre ist, von solcher Herzensangst ergriffen, daß sie
statt himmlischer Freude höllische Pein in sich empfanden, von welcher
niedergeworfen sie sich jählings von da herabstürzten; so wurden sie
durch lebendige Erfahrung belehrt, daß keinem der Himmel durch unmittelbare
Barmherzigkeit gegeben werden kann.
(526)
Ich sprach hierüber zuweilen mit Engeln und sagte, die meisten in der
Welt, die im Bösen leben, sprechen sich, wenn sie mit anderen über den
Himmel und über das ewige Leben reden, nicht anders aus, als daß das in den
Himmel-kommen nur ein Eingelassen-werden aus bloßer Barmherzigkeit sei, und
in dieser Meinung stehen besonders diejenigen, die den Glauben zum
einzigen Heilsmittel machen; denn diese sehen infolge des obersten Grundsatzes
ihrer Religion nicht aufs Leben, noch auf die Taten der Liebe, die das Leben
ausmachen, somit auch nicht auf die anderen Mittel, durch die der Herr den
Himmel in den Menschen legt und macht, daß er empfänglich für die
himmlische Freude wird; und weil sie so alle Vermittlung durchs Tun
verwerfen, so behaupten sie vermöge des Zwangs ihres Prinzips, der Mensch
komme in den Himmel durch die bloße Barmherzigkeit, zu der, wie sie
glauben, Gott der Vater durch die Dazwischenkunft des Sohnes bewogen werde;
hierauf sagten die Engel, sie wissen, daß solch eine Lehre mit Notwendigkeit
folge aus dem angenommenen Grundsatz vom bloßen Glauben, und weil diese
Lehrbestimmung das Haupt der übrigen sei, und in sie, da sie nicht
wahr ist, gar kein Licht aus dem Himmel einfließen könne; so sei daraus
die Unwissenheit hervorgegangen, in der die Kirche heutzutage ist,
betreffend den Herrn, den Himmel, das Leben nach dem Tod, die himmlische
Freude, das Wesen der Liebe und Liebtätigkeit und überhaupt in betreff des
Guten und dessen Verbindung mit dem Wahren, mithin hinsichtlich des Lebens des
Menschen, woher es stamme und wie es beschaffen sei, welches [Leben]
jedoch niemand je aus dem Denken, sondern aus dem Willen und den aus
diesem hervorgegangenen Taten habe und nur insoweit aus dem Denken, als das
Denken aus dem Willen stammt, somit nicht aus dem Glauben, außer soweit der
Glaube aus der Liebe stammt [trahit ex amore]; die Engel bedauern sehr,
daß jene nicht wissen, daß der bloße Glaube bei keinem möglich ist, weil der
Glaube ohne seine Quelle, welche die Liebe ist, ein bloßes Wissen ist und bei
einigen eine Selbstberedung, die sich fälschlich wie der Glaube gebärdet
[mentitur fidem] (man sehe Nr. 482), welche Selbstberedung nicht
im Leben des Menschen, sondern außerhalb desselben ist; denn sie trennt
sich vom Menschen ab, wenn sie nicht mit der Liebe zusammenhängt. Ferner sagten
sie, daß die, welche in solchem Grundsatz in betreff des wesentlichen
Heilmittels beim Menschen sind, nicht anders können, als an eine
unmittelbare Barmherzigkeit glauben, weil sie aus dem natürlichen Licht und
auch aus anschaulicher Erfahrung erkennen, daß der getrennte Glaube das Leben
des Menschen nicht ausmacht, da ja auch die, welche ein böses Leben
führen, ebenso denken und sich einreden können, wovon denn die Folge ist, daß
man glaubt, die Bösen können ebensowohl selig werden als die Guten, wenn sie
nur in der Todesstunde mit Zuversicht von der Fürbitte und von der durch
dieselbe zu erlangenden Barmherzigkeit reden. Die Engel bekannten, noch
niemand gesehen zu haben, der böse gelebt hatte und dennoch aus
unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel aufgenommen worden wäre, wie
sehr er auch mit der Zuversicht oder dem Vertrauen, das man unter dem
Glauben in vornehmlichem Sinn versteht, in der Welt geredet hatte.
Auf die Frage nach Abraham, Isaak, Jakob und David und nach den Aposteln,
ob nicht diese aus unmittelbarer Barmherzigkeit in den Himmel
aufgenommen worden seien, antworteten sie: Keiner derselben, sondern jeder von
ihnen je nach seinem Leben in der Welt; auch wissen sie, wo jene
seien, und daß sie daselbst nicht in höherem Ansehen als andere stehen;
daß ihrer im Wort in Ehren gedacht werde, davon sei, sagten sie, der
Grund, daß unter ihnen im inneren Sinn des Wortes der Herr verstanden
werde; unter Abraham, Isaak und Jakob der Herr hinsichtlich des
Göttlich-Menschlichen; unter David der Herr hinsichtlich des
Göttlich-Königlichen; und unter den Aposteln der Herr hinsichtlich der
göttlichen Wahrheiten; und sie [die Engel] würden von denselben gar nichts
inne, wenn das Wort von einem Menschen gelesen wird, weil ihre Namen nicht
in den Himmel eindringen, sondern statt derselben vernehmen sie, wie
soeben gesagt worden, den Herrn; und darum sei ihrer in dem Wort, das
im Himmel ist und von dem Nr. 259 die Rede war, nirgends gedacht, weil
dieses Wort der innere Sinn des Wortes sei, das in der Welt ist284.
(527)
Daß es unmöglich ist, das Leben des Himmels solchen einzuflößen, die
in der Welt ein dem Leben des Himmels entgegengesetztes Leben geführt
haben, kann ich aus vielfältiger Erfahrung bezeugen; es waren nämlich
solche, die geglaubt hatten, sie würden nach dem Tode die göttlichen
Wahrheiten, sobald sie solche von den Engeln hörten, mit Leichtigkeit annehmen,
und würden glauben und infolgedessen auch anders leben, und könnten so in
den Himmel aufgenommen werden; allein dies wurde mit sehr vielen versucht,
jedoch nur von seiten solcher, die in ähnlichem Glauben waren und denen
es zu dem Ende zugelassen wurde, damit sie wüßten, daß es keine Buße
nach dem Tode gibt; einige nun von denen, mit denen der Versuch gemacht wurde,
begriffen die Wahrheiten und schienen sie anzunehmen; sobald sie sich aber dem
Leben ihrer Liebe zugewendet hatten, verwarfen sie dieselben und sprachen sogar
dagegen; einige verwarfen dieselben im ersten Augenblick und wollten sie
gar nicht hören; einige wollten, daß das Leben der Liebe, das sie in der
Welt sich angebildet hatten, ihnen genommen und statt desselben das engelische
oder das Leben des Himmels eingegossen werde; dies geschah auch mit ihnen aus
Zulassung; sobald aber das Leben ihrer Liebe weggenommen war, lagen sie wie tot
da und waren ihrer selbst nicht mehr mächtig. Hierdurch und durch andere
Erfahrungsweisen wurden die einfältig Guten belehrt, daß nach dem Tod bei
keinem einzigen das Leben verändert werden kann, und daß in keiner Weise
das böse Leben in ein gutes, noch das höllische in ein engelisches
umgesetzt werden kann; weil jeglicher Geist vom Haupt bis zur Fußsohle
so ist wie seine Liebe, mithin wie sein Leben, und dieses in ein
entgegengesetztes verwandeln, so viel wäre, als den Geist gänzlich
vernichten; die Engel gestehen, daß es leichter wäre, eine Nachteule
in eine Taube und einen Uhu in einen Paradiesvogel umzuwandeln, als
einen höllischen Geist in einen Engel des Himmels. Daß der Mensch nach dem
Tode so bleibt, wie sein Leben in der Welt war, sehe man
in seinem Abschnitt, Nr. 470-484. Hieraus kann nun erhellen, daß aus
unmittelbarer Barmherzigkeit niemand in den Himmel aufgenommen werden
kann.
(58)
DAß ES NICHT SO SCHWER SEI,
ALS MAN GLAUBT, EIN LEBEN ZU FÜHREN,
DAS IN DEN HIMMEL BRINGT
(528)
Einige glauben, ein Leben zu führen, das in den Himmel bringt, und
das man das geistige Leben nennt, sei schwer, und zwar darum, weil sie gehört
hatten, daß der Mensch der Welt entsagen und sich der Lüste, die man die des
Körpers und des Fleisches nennt, entschlagen und als geistig Gesinnter leben
müsse; wovon sie sich keinen anderen Begriff machen, als daß sie müßten die
weltlichen Dinge, welche besonders Reichtümer und Ehrenstellen sind, verwerfen,
beständig in frommer Betrachtung über Gott, über das Seelenheil und über
das ewige Leben einhergehen und das Leben in Gebeten, in Lesung des
Wortes und frommer Bücher zubringen; dieses, meinen sie, heiße der Welt
entsagen, und nach dem Geist, nicht nach dem Fleische leben; daß aber die Sache
sich ganz anders verhält, ist [mir] durch vielfältige Erfahrung und durch
Unterredung mit den Engeln zu wissen gegeben worden; ja sogar, daß
die, welche der Welt entsagen und nach dem Geiste leben in jener Weise, sich
ein trauriges Leben bereiten, das für die himmlische Freude nicht empfänglich
ist, da jeglichen sein Leben erwartet; daß aber der Mensch, um das
Leben des Himmels in sich aufzunehmen, vielmehr gerade in der Welt
und in Ämtern und Geschäften in ihr leben muß, und daß er dann
durch ein sittlich und bürgerlich gutes Leben das geistige in sich
aufnimmt, und daß nicht auf andere Weise das geistige Leben beim Menschen
gebildet oder sein Geist zum Himmel zubereitet werden kann; denn ein inneres
Leben leben ohne ein äußeres, ist wie in einem Haus wohnen, das keinen
Grund hat und dann allmählich sich senkt oder Risse bekommt und berstet oder
schwankt, bis es zusammenfällt.
(529)
Betrachtet und erforscht man das Leben des Menschen durch Vernunftanschauung,
so findet man, daß es ein dreifaches ist, nämlich ein geistiges
Leben, ein sittliches Leben und ein bürgerliches Leben, und daß diese Leben
voneinander unterschieden sind; denn es gibt Menschen, die ein bürgerlich
[gutes] Leben und doch nicht ein sittliches und geistiges leben; und
es gibt solche, die ein sittliches und doch nicht ein geistiges leben; und
es gibt wieder solche, die sowohl ein bürgerlich [gutes] als ein
sittliches und zugleich geistiges Leben leben; diese sind es, die ein Leben des
Himmels führen, jene aber, die ein vom Leben des Himmels getrenntes Weltleben
führen. Schon hieraus kann erhellen, daß das geistige Leben nicht getrennt ist
vom natürlichen Leben, oder vom Weltleben, sondern daß es mit diesem
verbunden ist wie die Seele mit ihrem Leib, und daß es, wenn man
es trennen würde, wie oben gesagt worden, dem Wohnen in einem Haus
gliche, das keinen Grund hat. Das sittliche und das bürgerliche Leben ist
nämlich das Tätige des geistigen Lebens; denn Sache des geistigen Lebens ist
gut wollen, und Sache des sittlichen und bürgerlichen Lebens ist gut handeln;
wird dieses von jenem getrennt, so besteht das geistige Leben bloß
im Denken und Reden, und der Wille tritt zurück, weil er keine
Unterlage hat; und dennoch ist der Wille das eigentlich Geistige des Menschen.
(530)
Daß es nicht so schwer ist, als man glaubt, ein Leben zu führen,
das in den Himmel bringt, kann man aus dem, was nun folgt, ersehen. Wer
kann nicht ein bürgerlich- und sittlich-gutes Leben führen ? Jeder wird
ja von Kindheit an in dasselbe eingeleitet und kennt es aus dem
Leben in der Welt; jeder führt es auch, sowohl der Böse als der Gute,
denn wer will nicht redlich heißen und wer nicht gerecht ? Beinahe alle
üben die Redlichkeit und Gerechtigkeit im Äußeren so streng, daß
es den Anschein hat, als wären sie von Herzen sowohl redlich als gerecht
oder als ob sie aus der Redlichkeit und Gerechtigkeit selbst heraus
handelten; ebenso nun muß der geistige Mensch leben, was er ebenso leicht
als der natürliche Mensch kann, jedoch mit dem alleinigen Unterschied, daß der
geistige Mensch an das Göttliche glaubt, und daß er redlich und
gerecht handelt, nicht bloß darum, weil es den bürgerlichen und
moralischen Gesetzen gemäß ist, sondern auch, weil es den göttlichen
Gesetzen gemäß ist; denn weil er beim Handeln an das Göttliche denkt,
so setzt er sich mit den Engeln des Himmels in Gemeinschaft, und
inwieweit er dies tut, wird er mit ihnen verbunden, und so wird
sein innerer Mensch aufgeschlossen, der an sich betrachtet der geistige Mensch
ist; ist der Mensch ein solcher, dann wird er vom Herrn an Kindes
Statt angenommen und geführt, ohne es zu wissen, und dann tut er das
Redliche und Gerechte, die dem sittlichen und bürgerlichen Leben, das
er führt, angehören, aus geistigem Ursprung; und das Redliche und Gerechte
aus geistigem Ursprung tun, heißt, es aus dem Redlichen und Gerechten
selbst heraus tun oder es von Herzen tun. Seine Gerechtigkeit und
Redlichkeit erscheint in der äußeren Form ganz gleich der Gerechtigkeit
und Redlichkeit bei den natürlichen Menschen, ja selbst den bösen und
höllischen, allein in der inneren Form sind sie ganz ungleich; denn die
Bösen handeln gerecht und redlich bloß um ihret- und der Welt willen,
würden sie daher nicht die Gesetze und Strafen und dann auch den Verlust des
guten Namens, der Ehre, des Erwerbs und des Lebens fürchten, so würden sie
ganz ungerecht und unredlich handeln, weil sie weder Gott noch irgendein
göttliches Gesetz fürchten, somit kein inneres Band da ist, das sie
zurückhält; weshalb sie dann, soweit sie könnten, andere betrügen, berauben und
plündern würden, und zwar dies mit Lust; daß sie inwendig so beschaffen
sind, zeigt sich besonders an Ähnlichen im anderen Leben,
wo jedem das Äußere genommen und das Innere bloßgelegt wird, in dem
sie dann in Ewigkeit leben (man sehe Nr. 499-511), und weil sie
alsdann ohne äußere Bande handeln, welche, wie oben gesagt worden, sind die
Furcht vor dem Gesetz, vor dem Verlust des guten Rufs, der Ehre, des Erwerbs
und des Lebens, so handelen sie unsinnig und lachen über die Redlichkeit
und Gerechtigkeit. Jene aber, die um der göttlichen Gesetze willen redlich
und gerecht gehandelt haben, handeln, wenn das Äußere weggenommen ist und sie
dem Inneren überlassen worden sind, weise, weil sie mit den Engeln des Himmels
verbunden sind, von denen ihnen Weisheit mitgeteilt wird. Hieraus kann nun
zuvörderst erhellen, daß der geistige Mensch hinsichtlich des bürgerlichen und
sittlichen Lebens ganz so handeln kann wie der natürliche Mensch, sofern
er nur dem inneren Menschen nach oder dem Wollen und Denken nach mit dem
Göttlichen verbunden ist (man sehe Nr. 358-360).
(531)
Die Gesetze des geistigen Lebens, die Gesetze des bürgerlichen Lebens und die
Gesetze des sittlichen Lebens werden auch in den Zehn Geboten des Dekalogs
gelehrt; in den drei ersten die Gesetze des geistigen Lebens, in den
vier folgenden die Gesetze des bürgerlichen Lebens und in den drei letzten
die Gesetze des sittlichen Lebens; der bloß natürliche Mensch lebt in der
äußeren Form nach denselben Geboten wie der geistige Mensch, denn er ehrt
in gleicher Weise das Göttliche, geht in die Kirche, hört die
Predigten an, nimmt eine andächtige Miene an, er tötet nicht, begeht keine
Ehebrüche, stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab, beraubt die Genossen
nicht ihrer Güter; allein dies tut er bloß um seinet- und der Welt
willen, um zu scheinen; ebenderselbe aber ist in der inneren Gestalt
das Gegenteil von dem was er in der äußeren zu sein scheint, weil
er im Herzen das Göttliche leugnet, er spielt im Gottesdienst
den Heuchler, wenn er sich selbst überlassen denkt, so lacht
er über die heiligen Dinge der Kirche und meint, sie dienen bloß zur
Fessel für den einfältigen Haufen; daher kommt, daß er vom Himmel ganz
geschieden ist; weshalb er denn, weil er nicht geistig ist, auch kein
sittlicher Mensch, noch ein bürgerlich guter Mensch ist; denn obgleich
er nicht tötet, so haßt er doch jeden, der sich [ihm] widersetzt
und brennt aus Haß von Rachgier; weshalb er denn auch töten würde, wenn
ihn nicht die bürgerlichen Gesetze und die äußeren Bande, welche die
Besorgnisse sind, zurückhielten, und weil dies sein Gelüsten ist,
so folgt, daß er fortwährend tötet; obgleich er keine Ehebrüche
begeht, so ist er doch, weil er sie für erlaubt hält, beständig
ein Ehebrecher, denn soweit er kann, und so oft er darf, begeht
er sie; ebenderselbe, obwohl er nicht stiehlt, stiehlt doch, weil ihn
nach den Gütern anderer gelüstet und er die Betrügereien und bösen
Kunstgriffe nicht für widerrechtlich hält, ist er in seiner Gesinnung
beständig ein Dieb285; gleiche Bewandtnis hat es auch mit den Geboten des sittlichen
Lebens, welche sind, kein falsches Zeugnis zu reden und sich nicht
gelüsten zu lassen nach den Gütern anderer; von solcher Art ist jeder
Mensch, der das Göttliche leugnet und nicht aus Religion einiges Gewissen hat;
daß sie so sind, zeigt sich deutlich an ähnlichen im anderen
Leben; wenn sie nach Hinwegnahme des Äußeren in ihr Inneres versetzt sind,
so machen sie dann, weil sie vom Himmel geschieden sind, eins aus mit der
Hölle; weshalb sie denen, die daselbst sind, beigesellt werden. Anders
diejenigen, die im Herzen das Göttliche anerkannt und bei den Handlungen
ihres Lebens die göttlichen Gesetze im Auge gehabt und nach den drei
ersten Geboten des Dekalogs ebensowohl als nach den übrigen gelebt hatten; wenn
diese nach Wegnahme des Äußeren in ihr Inneres versetzt werden,
so sind sie weiser als in der Welt; ihr Übertritt in ihr
Inwendiges ist wie vom Schatten ins Licht, von der Unwissenheit in die
Weisheit und von einem traurigen Leben in ein seliges, weil sie
im Göttlichen, somit im Himmel sind. Dies ist gesagt worden, damit
man wisse, wie der eine und wie der andere beschaffen ist, obgleich beide das
gleiche äußere Leben geführt hatten.
(532)
Jedermann kann wissen, daß die Gedanken Gang und Richtung je nach den
Absichten nehmen oder dahin gehen, wohin des Menschen Absicht zielt; denn das
Denken ist des Menschen inneres Sehen, welches sich ebenso verhält wie das
äußere Sehen, daß es nämlich dahin sich wendet und da verweilt, wohin
es gelenkt und gerichtet wird; wird nun das innere Sehen oder das Denken
der Welt zugewendet und weilt in ihr, so ist die Folge, daß das
Denken weltlich wird; wird es dem eigenen Selbst und der eigenen Ehre
zugewendet, [so ist die Folge], daß es fleischlich wird, wenn aber
dem Himmel zu, daß es himmlisch wird; es wird also, wenn himmelwärts
gerichtet, erhoben; dagegen wird es, wenn auf das eigene Selbst gerichtet, vom
Himmel abgezogen und ins Fleischliche versenkt; und wenn auf die Welt
gerichtet, muß es auch vom Himmel abgelenkt werden und sich in die
Dinge zerstreuen, die vor Augen sind. Die Liebe des Menschen ist es, welche die
Absicht macht und dem inneren Sehen oder dem Denken des Menschen die Richtung
auf seine Gegenstände gibt; somit die Selbstliebe auf ihn selbst und das
Seinige, die Weltliebe auf das Weltliche, und die Liebe zum Himmel auf das
Himmlische; woraus man wissen kann, in welchem Zustand das Inwendige des
Menschen, das seinem Gemüt angehört, sich befindet, sobald man nur seine Liebe
kennt, daß nämlich das Inwendige dessen, der den Himmel liebt, gegen den Himmel
zu erhoben und nach oben aufgeschlossen ist; daß aber das Inwendige
dessen, der die Welt und sich selber liebt, nach oben verschlossen und nach
außen geöffnet ist; daraus kann man schließen, daß, wenn die oberen Regionen,
nämlich die des Gemüts, nach oben verschlossen sind, der Mensch die
Gegenstände, die dem Himmel und der Kirche angehören, nicht mehr sehen kann,
und daß sie bei ihm im Finstern sind, und was im Finstern ist,
entweder geleugnet oder nicht verstanden wird; daher kommt, daß die, welche
sich und die Welt über alles lieben, weil bei ihnen die oberen Gebiete des
Gemütes verschlossen sind, im Herzen die göttlichen Wahrheiten leugnen,
und wenn sie auch etwas davon aus dem Gedächtnis hersagen, es doch nicht
verstehen; sie sehen auch dieselben nicht anders an, als sie die weltlichen und
körperlichen Dinge ansehen; und weil sie so sind, so können sie auch
im Gemüt mit nichts anderem sich beschäftigen, als mit Dingen, die durch
die Körpersinne eindringen, an denen sie auch einzig ihre Freude haben;
unter denen auch viele Dinge sind, die sogar unflätig, unzüchtig, gemein und
verbrecherisch sind, und von diesen können sie nicht abgebracht werden, weil
bei ihnen kein Einfluß aus dem Himmel in ihre Gemüter statthat, da diese,
wie gesagt, nach oben zu verschlossen sind. Die Absicht des Menschen,
durch die sein inneres Sehen oder sein Denken bestimmt wird, ist sein Wille;
denn was der Mensch will, das beabsichtigt er, und was er beabsichtigt,
das denkt er; geht also seine Absicht auf den Himmel, so richtet sich
dahin sein Denken und mit diesem sein ganzes Gemüt, das so im Himmel ist;
und von da aus betrachtet er nachher die Dinge, die zur Welt gehören,
als unter sich, wie jemand vom Dach herab die Häuser; daher kommt, daß der Mensch,
dem das Inwendige, das seinem Gemüt angehört, aufgeschlossen ist, das Böse und
Falsche, das bei ihm ist, sehen kann, denn dies ist unterhalb seines geistigen
Gemüts; und umgekehrt, daß ein Mensch, dem das Inwendige nicht aufgeschlossen
ist, sein Böses und Falsches nicht sehen kann, weil er in diesem und nicht
über ihm ist; hieraus läßt sich nun schließen, woher dem Menschen Weisheit und
woher ihm Torheit kommt, sowie auch wie der Mensch nach dem Tode beschaffen
sein wird, wo [ihm] überlassen wird, seinem Inwendigen gemäß
zu wollen und zu denken und ebenso auch zu handeln und
zu reden. Dies ist auch gesagt worden, damit man wisse, wie der Mensch
inwendig beschaffen ist, wie sehr er auch äußerlich einem anderen gleich
erscheinen mag.
(533)
Daß es nicht so schwer ist, wie man glaubt, ein Leben des Himmels
zu führen, erhellt jetzt daraus, daß der Mensch nichts weiter zu tun
braucht, als wenn ihm etwas vorkommt, wovon er weiß, daß es unredlich
und ungerecht ist, wohin aber seine Sinnesart sich neigt, zu denken, daß
er es nicht tun dürfe, weil es wider die göttlichen Gebote ist;
gewöhnt er sich daran, so zu denken, und erlangt er durch die
Angewöhnung einige Fertigkeit, so wird er allmählich mit dem Himmel
verbunden; und inwieweit er mit dem Himmel verbunden wird, insoweit werden
die oberen Gebiete seines Gemütes aufgeschlossen, und in dem Maß als diese
aufgeschlossen werden, sieht er, was unredlich und ungerecht ist, und inwieweit
er dies sieht, kann es ausgetrieben werden; denn nichts Böses kann
eher ausgetrieben werden, als nachdem man es gesehen hat; dies ist der
Zustand, in den der Mensch vermöge seiner Freiheit eintreten kann; denn
wer kann nicht mit Freiheit so denken ? Ist er aber eingeleitet,
dann wirkt der Herr alles Gute bei ihm und macht, daß er nicht bloß das
Böse sieht, sondern auch es nicht will und endlich es verabscheut;
dies wird verstanden unter den Worten des Herrn:
„Mein Joch ist sanft, und Meine Last ist leicht“: Matth.11/30.
Man muß jedoch wissen, daß die Schwierigkeit, so zu denken, und auch dem Bösen zu widerstehen, in dem Maße wächst, als der Mensch mit Willen das Böse tut; denn insoweit gewöhnt er sich daran, so daß er es zuletzt nicht sieht und hierauf es liebt und infolge der Lust der Liebe es entschuldigt und durch allerlei Trugschlüsse begründet und es für erlaubt und gut erklärt; allein dies geschieht bei denen, die sich im jugendlichen Alter wie zügellos ins Böse stürzen und zugleich dann auch im Herzen die göttlichen Dinge verwerfen.
(534)
Einst ward mir ein Weg vorgebildet, der zum Himmel und auch zur Hölle führt;
es war ein breiter Weg, der sich linkshin oder gegen Norden zog;
es erschienen viele Geister, die denselben gingen; in der Ferne aber,
wo der breite Weg sich endigte, sah man einen ziemlich großen Stein; von
diesem Stein gingen hernach zwei Wege aus, der eine links hin und der andere
in der entgegengesetzten Richtung nach rechts; der Weg, der sich linkshin
zog, war eng oder schmal und führte durch den Westen nach Süden und so ins
Licht des Himmels; der Weg, der rechtshin ging, war breit und geräumig und
führte schräg abwärts zur Hölle. Zuerst schienen alle denselben Weg
zu gehen bis zu dem großen Stein am Scheideweg; als sie aber
dahin gekommen waren, trennten sie sich, die Guten wandten sich zur Linken und
gingen den schmalen Weg, der zum Himmel führte; die Bösen hingegen sahen den
Stein am Scheideweg nicht und fielen auf ihn und verletzten sich und
liefen, nachdem sie wieder aufgestanden waren, auf dem breiten Weg nach rechts,
der zur Hölle führte. Nachher wurde mir erklärt, was dies alles bedeutete; daß
nämlich durch den ersten Weg, der breit war, und den viele, sowohl Gute als
Böse zugleich gingen und wie Freunde miteinander sprachen, weil kein
Unterschied zwischen ihnen zu sehen war, diejenigen vorgebildet wurden,
die im Äußeren in gleicher Weise redlich und gerecht leben und sich
vor dem Auge nicht unterscheiden; durch den Stein am Scheidewege oder den
Eckstein, auf den die Bösen fielen und von dem aus sie nachher auf dem Weg
fortliefen, der zur Hölle führte, wurde das göttliche Wahre vorgebildet, das
von denen, die zur Hölle hinsehen, geleugnet wird; im höchsten Sinn wurde
durch eben diesen Stein das Göttlich-Menschliche des Herrn vorgebildet; die
aber das göttlich Wahre anerkannten und zugleich das Göttliche des Herrn,
wurden auf dem Weg fortgezogen, der zum Himmel führte. Hieraus ging wieder
hervor, daß die Bösen ganz dasselbe Leben im Äußeren führen wie die Guten,
oder denselben Weg gehen, mithin der eine so leicht wie der andere, und
doch wieder, daß die, welche das Göttliche von Herzen anerkennen und besonders
die innerhalb der Kirche, welche das Göttliche des Herrn anerkennen, zum Himmel
geführt, und die es nicht anerkennen, zur Hölle hingezogen werden. Die
Gedanken des Menschen, die aus der Absicht oder dem Willen hervorgehen, werden
im anderen Leben durch Wege vorgebildet; es stellen sich daselbst
auch wirklich in der Erscheinung Wege dar, ganz nach den Gedanken der
Absicht, und jeder wandelt auch nach seinen Gedanken, die aus der Absicht
hervorgehen; daher kommt, daß die Geister an ihren Wegen erkannt werden,
wie sie und wie ihre Gedanken beschaffen sind; daraus ward auch klar, was
verstanden wird unter den Worten des Herrn:
„Gehet ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und ihrer sind viele, die auf ihm wandeln; schmal ist der Weg und eng die Pforte, die zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden“: Matth.7/13,14;
schmal heißt der Weg, der zum Leben führt, nicht weil er beschwerlich ist, sondern weil, wie die Worte lauten, wenige sind, die ihn finden. An jenem Stein, der an der Ecke erschien, wo der breite und gemeinsame Weg sich endigte und von dem aus die zwei nach entgegengesetzten Gegenden gehenden Wege erschienen, stellte sich heraus, was bezeichnet wird durch die Worte des Herrn:
„Habt ihr nicht gelesen, was geschrieben steht: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Haupt der Ecke geworden; jeder, der auf diesen Stein fällt, wird sich zerstoßen“: Luk.20/17,18.
Der Stein bezeichnet das göttliche Wahre, und der Stein Israels den Herrn hinsichtlich des Göttlich-Menschlichen; die Bauleute sind die von der Kirche; das Haupt der Ecke ist, wo sich der Scheideweg befindet; fallen und zerstoßen werden heißt, leugnen und untergehen286.
(535)
Es ward mir gegeben, mit einigen im anderen Leben zu reden, die sich
von den Geschäften der Welt zurückgezogen hatten, um fromm und heilig
zu leben, und auch mit einigen, die sich in mannigfacher Weise
kasteit hatten, weil sie glaubten, dies heiße der Welt entsagen und die Lüste
des Fleisches zähmen; allein da die meisten von diesen sich dadurch ein
trauriges Leben schufen und vom Leben der Liebtätigkeit sich entfernten,
welches Leben nur in der Welt geführt werden kann, so können sie den
Engeln nicht beigesellt werden, weil das Leben der Engel infolge der Seligkeit
ein fröhliches ist und in Leistung des Guten besteht, das in den
Werken der Liebtätigkeit besteht; überdies brennen die, welche ein von
weltlichen Dingen zurückgezogenes Leben geführt haben, von der Sucht
zu verdienen [flagrant merito], und verlangen daher unablässig nach dem
Himmel und denken an die himmlische Freude als einen Lohn, indem sie ganz
und gar nicht wissen, was himmlische Freude ist; und wenn sie unter die Engel
und in deren Freude versetzt werden, die ohne Verdienstlichkeit ist und
in Leistungen und handgreiflichen Berufsgeschäften [exercitiis
et manifestis officiis], sowie in der Seligkeit aus dem Guten
besteht, das sie durch jene stiften, so wundern sie sich, wie die, welche
etwas dem Glauben Fremdes sehen, und weil sie für diese Freude nicht
empfänglich sind, so gehen sie weg und gesellen sich zu den Ihrigen,
die in der Welt in gleichem Leben gewesen waren. Diejenigen aber, die
im Äußeren heilig gelebt, beständig in den Kirchen und da in Gebeten
gelegen und ihre Seelen geängstigt, zugleich aber stets an sich gedacht
hatten, daß sie mehr als andere geachtet und geehrt und nach dem Tode für
Heilige gehalten werden müßten, die sind im anderen Leben nicht
im Himmel, weil sie dergleichen um ihrer selbst willen getan hatten,
und weil sie die göttlichen Wahrheiten durch die Liebe zu sich befleckt
und in diese sie versenkt hatten, so sind einige von ihnen
so wahnsinnig, daß sie sich für Götter halten, weshalb sie unter
dergleichen in der Hölle sind; einige sind schlau und trügerisch und
in den Höllen der Betrüger [dolosorum], welche diejenigen sind, die der
gleichen Dinge durch Kunstgriffe und Schlauheiten äußerlich dargestellt und
durch diese das gemeine Volk zu dem Wahn verleitet hatten, daß
in ihnen göttliche Heiligkeit wohne. Von dieser Art sind viele von den
Heiligen der päpstlichen Religion; mit einigen ward mir auch zu reden
gegeben, und es wurde dann ihr Leben deutlich beschrieben, wie es in
der Welt und wie es nachher beschaffen war. Dies ist gesagt worden, damit
man wisse, daß das Leben, das zum Himmel führt, nicht ein von der Welt
zurückgezogenes, sondern ein Leben in der Welt ist, und daß ein Leben der
Frömmigkeit ohne ein Leben der Liebtätigkeit, welches letztere allein
in der Welt möglich ist, nicht in den Himmel führt, sondern das Leben
der tätigen Liebe, welches Leben darin besteht, daß man in jedem Beruf,
in jedem Geschäft und in jedem Werk redlich und gerecht handelt aus
dem Inwendigen, somit aus himmlischem Ursprung, welcher Ursprung jenem Leben
innewohnt, wenn der Mensch redlich und gerecht handelt, weil es den
göttlichen Gesetzen gemäß ist; dieses Leben ist nicht schwer, aber ein Leben
der vom Leben der Liebtätigkeit zurückgezogenen Frömmigkeit ist schwer, während
doch dieses Leben in demselben Maß vom Himmel abführt, als man glaubt,
es führe zum Himmel287.
(III)
VON
DER HÖLLE
(59)
DER HERR REGIERT DIE HÖLLEN
(536)
Oben, wo vom Himmel gehandelt wurde, ist überall, insbesondere aber
Nr. 2-6, gezeigt worden, daß der Herr der Gott des Himmels ist, somit, daß
alle Regierung der Himmel dem Herrn zukommt, und weil das Verhältnis des
Himmels zur Hölle und der Hölle zum Himmel gerade ist wie das zwischen zwei
Entgegengesetzten, die gegenseitig widereinander wirken und aus deren Wirkung
und Gegenwirkung ein Gleichgewicht hervorgeht, in dem alles seinen Bestand
findet, so ist, damit alles und jedes im Gleichgewicht gehalten
werde, notwendig, daß, wer den Himmel regiert, auch die Hölle regiert; denn
sofern nicht derselbe Herr die feindlichen Angriffe von seiten der Höllen
im Zaum hielte und die Rasereien in ihr zähmte, würde das
Gleichgewicht und mit dem Gleichgewicht das Ganze zugrunde gehen.
(537)
Doch hier soll zuerst etwas vom Gleichgewicht gesagt werden. Es ist
bekannt, daß wenn zwei gegenseitig widereinander wirken und der eine
in demselben Maß rückwirkt und widersteht, in dem der andere wirkt
und andringt, beide keine Kraft haben, weil auf beiden Seiten die gleiche Macht
ist, und daß dann jeder von einem Dritten nach Belieben in Bewegung gesetzt
werden kann; denn wenn infolge des gleichen Widerstandes beide keine Kraft
haben, so tut die Kraft des Dritten alles, und zwar so leicht, wie
wenn gar kein Widerstand wäre. Ein solches Gleichgewicht besteht zwischen Hölle
und Himmel; es ist aber nicht ein Gleichgewicht wie zwischen zweien, die
mit dem Körper kämpfen und von welchen die Kraft des einen der Kraft des
anderen gleichkommt, sondern es ist ein geistiges Gleichgewicht, nämlich
des Falschen wider das Wahre und des Bösen wider das Gute; aus der Hölle strömt
fortwährend Falsches aus Bösem hervor und aus dem Himmel fortwährend Wahres aus
Gutem; dieses geistige Gleichgewicht ist es, welches macht, daß der Mensch
in der Freiheit des Denkens und Wollens ist; denn alles, was der Mensch
denkt und will, bezieht sich entweder auf Böses und das Falsche aus diesem oder
auf Gutes und das Wahre aus diesem; ist er also in diesem
Gleichgewicht, so ist er in der Freiheit, entweder das Böse und das
Falsche aus diesem aus der Hölle zuzulassen und in sich aufzunehmen, oder
das Gute und das Wahre aus diesem aus dem Himmel zuzulassen und in sich
aufzunehmen; in diesem Gleichgewicht wird jeder Mensch aus dem Herrn
gehalten, weil Er beide, sowohl den Himmel als die Hölle regiert. Warum
aber der Mensch durch das Gleichgewicht in dieser Freiheit gehalten und
nicht durch göttliche Macht ihm das Böse und Falsche genommen und das Gute und
Wahre beigebracht wird, wird im folgenden in seinem Abschnitt gesagt
werden.
(538)
Es ward [mir] einige Male gegeben, die von der Hölle ausströmende Sphäre des
Falschen aus dem Bösen zu empfinden, sie war wie ein beständiges Streben,
alles Gute und Wahre zu zerstören, verbunden mit Zorn und einer gewissen
Wut, daß sie es nicht konnte; besonders ein Streben, das Göttliche des Herrn
zu vernichten und zu zerstören, und dies darum, weil von Ihm alles
Gute und Wahre kommt. Vom Himmel her aber ward die Sphäre des Wahren aus dem
Guten empfunden, durch welche die Wut des aus der Hölle aufsteigenden Strebens
zurückgehalten wurde; daher das Gleichgewicht; diese vom Himmel her empfundene
Strömung war vom Herrn allein, obgleich sie aus den Engeln zu kommen
schien; sie kam aber vom Herrn allein und nicht von den Engeln, weil jeder
Engel im Himmel anerkennt, daß nichts Gutes und Wahres von ihm selbst
kommt, sondern alles vom Herrn.
(539)
Alle Macht gehört in der geistigen Welt dem Wahren aus dem Guten und gar
keine Macht dem Falschen aus dem Bösen an; daß alle Macht dem Wahren aus dem
Guten angehört, hat seinen Grund darin, daß das Göttliche Selbst im Himmel
das göttlich Gute und das göttlich Wahre ist und das Göttliche alle Macht hat;
das Falsche aus dem Bösen aber hat gar keine Macht, eben weil diese ganz dem
Wahren aus dem Guten angehört, und im Falschen aus dem Bösen nichts Wahres
aus Gutem ist; daher kommt, daß alle Macht im Himmel ist und keine
in der Hölle; denn jeder im Himmel ist in den Wahrheiten aus dem
Guten, und jeder in der Hölle ist in Falschem aus Bösem; denn nicht
früher wird jemand in den Himmel eingelassen, als bis er in den
Wahrheiten aus dem Guten ist; und nicht eher wird jemand in die Hölle
geworfen, als bis er in dem Falschen aus Bösem ist; daß dem so sei,
sehe man in den Abschnitten, in denen vom ersten, zweiten und dritten
Zustand des Menschen nach dem Tode gehandelt worden ist, Nr. 491-520; und
daß alle Macht dem Wahren aus dem Guten angehöre, im Abschnitt von der
Macht der Engel des Himmels, Nr. 228-233.
(540)
Dies ist nun das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle; diejenigen, die sich
in der Geisterwelt befinden, sind in diesem Gleichgewicht; denn die
Geisterwelt ist in der Mitte zwischen Himmel und Hölle; und von daher
werden auch alle Menschen in der Welt in ähnlichem Gleichgewicht
gehalten; denn die Menschen in der Welt werden vom Herrn durch Geister
regiert, die in der Geisterwelt sind, wovon unten in seinem Abschnitt
gehandelt werden soll. Ein solches Gleichgewicht könnte nicht stattfinden, wenn
nicht der Herr beide, sowohl den Himmel als die Hölle, regierte und nicht
in beiden Maß und Ziel setzte; sonst würde das Falsche aus dem Bösen das
Übergewicht bekommen und die einfältig Guten, die im Untersten des Himmels
sind und leichter als die Engel selbst verderbt werden können, anstecken, und
so würde dann das Gleichgewicht und mit dem Gleichgewicht auch die
Freiheit bei den Menschen untergehen.
(541)
Die Hölle ist ebenso in Gesellschaften abgeteilt wie der Himmel und auch
in so viele Gesellschaften wie der Himmel; denn jede Gesellschaft
im Himmel hat sich gegenüber eine Gesellschaft in der Hölle, und dies
ist um des Gleichgewichts willen. Allein die Gesellschaften in der
Hölle sind unterschieden nach dem Bösen und dem Falschen aus diesem, weil die
Gesellschaften im Himmel nach dem Guten und den Wahrheiten aus diesem
unterschieden sind; daß jeglichem Guten ein Böses entgegengesetzt ist, und
jeglichem Wahren ein Falsches entgegensteht, kann man daraus wissen, daß
es kein Etwas gibt ohne Beziehung auf sein Entgegengesetztes, und daß aus
dem Entgegengesetzten erkannt wird, wie es beschaffen ist und auf welcher
Stufe es steht und daß davon alle Wahrnehmung und Empfindung kommt. Der
Herr tut daher fortwährend Vorsehung, daß jede Gesellschaft des Himmels ihren
Gegensatz in einer Gesellschaft der Hölle habe und daß zwischen ihnen ein
Gleichgewicht bestehe.
(542)
Weil die Hölle in ebenso viele Gesellschaften abgeteilt ist wie der
Himmel, darum gibt es auch ebenso viele Höllen wie Gesellschaften des
Himmels; denn jede Gesellschaft des Himmels ist ein Himmel in verjüngter
Gestalt, man sehe Nr. 51-58, somit auch jede Gesellschaft der Hölle eine
Hölle in verjüngter Gestalt. Weil es im allgemeinen drei Himmel gibt,
so gibt es auch im allgemeinen drei Höllen; eine unterste, die
dem innersten oder dritten Himmel entgegengesetzt ist, eine mittlere, die dem
mittleren oder zweiten Himmel entgegengesetzt ist, und eine obere, die dem
äußersten oder ersten Himmel entgegengesetzt ist.
(543)
Wie aber die Höllen vom Herrn regiert werden, soll auch mit wenigem gesagt
werden; die Höllen werden im allgemeinen durch den allgemeinen Anfluß
[Zustrom] des göttlich Guten und des göttlich Wahren aus den Himmeln regiert,
durch den das von den Höllen ausströmende allgemeine Streben in Schranken
gehalten und gezähmt wird, und dann auch durch einen besonderen Anfluß aus
jedem Himmel und aus jeder Gesellschaft des Himmels. Die Höllen werden
im besonderen regiert durch Engel, denen gegeben wird, in die Höllen
hineinzusehen und die Rasereien und Rotten darin im Zaum zu halten;
zuweilen werden auch Engel dahin abgesandt und setzen ihnen durch ihre
Gegenwart Maß und Ziel. Durchwegs aber werden alle, die in den Höllen
sind, durch Befürchtungen regiert, einige durch die von der Welt her ihnen
eingepflanzten und noch anhängenden; weil aber diese Befürchtungen nicht mehr
hinreichen und auch allmählich nachlassen, so werden sie durch die Furcht
vor Strafen regiert, durch die sie besonders vom Tun des Bösen abgeschreckt
werden; die Strafen sind dort vielfach, gelinder und härter je nach dem
Bösen; meistens werden Bösartigere über die anderen gesetzt, denen sie
an Schlauheit und Kunstgriffen überlegen sind und die sie durch Strafen
und die daher rührenden Schrecken in Gehorsam und Knechtschaft halten
können; diese Vorgesetzten wagen nicht, die ihnen vorgezeichneten Grenzen
zu überschreiten. Man muß wissen, daß das einzige Mittel, die Gewalttätigkeiten
und Wutausbrüche derer, die in den Höllen sind, zu zähmen, die Furcht
vor Strafe ist; es gibt kein anderes Mittel.
(544)
Man hat bisher in der Welt geglaubt, es gebe einen bestimmten Teufel,
der die Höllen beherrsche, und dieser sei als Engel des Lichts erschaffen,
nachdem er aber ein Empörer geworden war, und mit seiner Rotte in die
Hölle hinabgestoßen wurde; daß man so glaubte, kam daher, daß im Wort
ein Teufel und Satan und auch ein Lichtbringer [Luzifer] genannt wird und das Wort
hier nach seinem Buchstabensinn verstanden wurde, während doch unter dem Teufel
und Satan dort die Hölle verstanden wird; unter dem Teufel diejenige Hölle, die
nach hinten zu liegt und wo die Schlimmsten sind, welche böse Engel
[mali genii] genannt werden; und unter dem Satan diejenige Hölle, die vorne
ist, wo nicht so Bösartige sind, welche böse Geister genannt werden;
und unter Luzifer werden diejenigen verstanden, die aus Babel oder Babylonien
sind, solche nämlich, die ihre Herrschgebiete bis in den Himmel ausdehnen.
Daß es nicht irgendeinen Teufel gibt, dem die Höllen unterworfen wären,
erhellt auch daraus, daß alle, die in den Höllen sind, sowie auch alle,
die in den Himmeln sind, aus dem menschlichen Geschlecht stammen (man sehe
Nr. 311-317) und daß dort Myriaden von Myriaden vom Anfang der Schöpfung
an bis auf diese Zeit sind, und jeder von ihnen ein solcher Teufel ist,
wie er es in der Welt gegen das Göttliche gewesen war; man sehe
hierüber Nr. 311, 312.
(60)
DAß DER HERR
NIEMAND IN DIE HÖLLE WERFE,
SONDERN DER GEIST SICH SELBST
(545)
Bei manchem kam die Meinung auf, daß Gott Sein Angesicht vom Menschen abwende,
ihn von Sich stoße und in die Hölle werfe und des Bösen wegen über ihn
zürne; und bei manchen noch weiter, daß Gott den Menschen strafe und ihm Böses
zufüge; in dieser Meinung bestärken sie sich durch den Buchstabensinn des
Wortes, in dem ähnliches gesagt wird, nicht wissend, daß der geistige Sinn
des Wortes, der den Buchstabensinn erklärt, ein ganz anderer ist; und daß daher
die reine Lehre der Kirche, die aus dem geistigen Sinn des Wortes ist, anderes
lehrt; daß nämlich Gott niemals Sein Angesicht vom Menschen abwendet, noch ihn
von Sich stößt, daß Er niemand in die Hölle wirft, noch zürnt288. Dies erkennt auch jeder, dessen Gemüt in der Erleuchtung ist,
wenn er das Wort liest, schon daraus, daß Gott das Gute selbst, die Liebe
selbst und die Barmherzigkeit selbst ist; und daß das Gute selbst niemandem
Böses zufügen und die Liebe selbst und die Barmherzigkeit selbst den Menschen
nicht von sich stoßen kann, weil dies wider das eigentliche Wesen der
Barmherzigkeit und Liebe, somit wider das Göttliche Selbst ist; weshalb die,
welche aus erleuchtetem Gemüt denken, wenn sie das Wort lesen, klar erkennen,
daß Gott Sich niemals vom Menschen abwendet, und weil Er Sich nicht von
ihm abwendet, daß Er aus dem Guten, aus der Liebe und Barmherzigkeit mit
ihm handelt, das heißt, daß Er sein Bestes will, ihn liebt und Sich seiner
erbarmt. Daraus sehen sie auch, daß der Buchstabensinn des Wortes, in dem
dergleichen gesagt wird, einen geistigen Sinn in sich birgt, nach welchem
dasjenige erklärt werden muß, was im Buchstabensinn gemäß der
Fassungskraft des Menschen und nach dessen ersten und allgemeinen Vorstellungen
gesagt worden ist.
(546)
Die in der Erleuchtung sind, sehen noch weiter, daß das Gute und Böse zwei
Entgegengesetzte sind, und daß sie ebenso entgegengesetzt sind wie Himmel und
Hölle, und daß alles Gute aus dem Himmel und alles Böse aus der Hölle ist; und
daß, weil das Göttliche des Herrn den Himmel macht (Nr. 7-12), vom Herrn
nichts als Gutes beim Menschen einfließt, und von der Hölle nichts als Böses;
und daß so der Herr den Menschen fortwährend vom Bösen abführt und ihn zum
Guten hinführt, und daß die Hölle den Menschen beständig ins Böse hineinführt;
wäre der Mensch nicht zwischen beiden, so hätte er gar kein Denken,
noch ein Wollen, noch irgendwelche Freiheit und Wahl; denn dies alles hat der
Mensch infolge des Gleichgewichts zwischen Gutem und Bösem; würde daher der
Herr Sich abwenden und wäre der Mensch bloß seinem Bösen überlassen,
so wäre er nicht mehr Mensch. Hieraus erhellt, daß der Herr mit dem
Guten bei jeglichem Menschen, beim Bösen ebensowohl als beim Guten, einfließt,
jedoch mit dem Unterschied, daß Er den bösen Menschen fortwährend vom
Bösen abzieht und den guten Menschen unausgesetzt zum Guten hinführt und daß
der Grund dieses Unterschieds beim Menschen liegt, sofern er der
Aufnehmende ist.
(547)
Hieraus kann nun klar sein, daß der Mensch das Böse von der Hölle her tut, und
daß er das Gute aus dem Herrn tut; daß aber, weil der Mensch glaubt, daß
er alles, was er tut, aus sich tue, darum das Böse, das er tut,
ihm als das Seinige anhängt; daher kommt, daß der Mensch der Urheber seines
Bösen ist und in keiner Weise der Herr; das Böse beim Menschen ist die
Hölle bei ihm; denn ob man sagt, das Böse oder die Hölle, ist einerlei;
weil nun der Mensch der Urheber seines Bösen ist, so ist auch er es,
der sich selbst in die Hölle bringt und nicht der Herr, ja der Herr
ist so weit entfernt, den Menschen in die Hölle zu führen, daß
Er vielmehr den Menschen von der Hölle befreit, soweit der Mensch nicht
in seinem Bösen sein will und darin zu sein liebt; alles, was zum
Willen und zur Liebe des Menschen gehört, bleibt bei ihm nach dem Tode,
Nr. 470-484; wer das Böse will und liebt in der Welt, der will und
liebt es auch im anderen Leben und läßt sich dann nicht mehr davon
abbringen; daher kommt, daß der Mensch, der im Bösen ist, an die
Hölle gekettet ist und auch wirklich seinem Geist nach daselbst ist und nach
dem Tode nichts sehnlicher wünscht, als dort zu sein, wo sein Böses
ist; weshalb denn der Mensch nach dem Tode sich selbst in die Hölle
stürzt, und nicht der Herr.
(548)
Wie dies geschieht, soll auch gesagt werden; wenn der Mensch ins andere Leben
eintritt, so wird er zuerst von Engeln empfangen, die ihm alle
Dienste leisten und auch mit ihm reden vom Herrn, vom Himmel, vom Engelleben
und ihn im Guten und Wahren unterrichten; ist aber der Mensch, nunmehr
Geist, so geartet, daß er in der Welt dergleichen Dinge zwar gekannt,
aber im Herzen geleugnet oder verachtet hatte, so sehnt er sich
nach einiger Unterredung von ihnen weg und sucht auch wirklich wegzukommen;
sobald die Engel dies bemerken, verlassen sie ihn; er aber gesellt sich
nach einigem Zusammensein mit anderen, endlich solchen bei, die in dem
gleichen Bösen mit ihm sind (man sehe Nr. 445-452); indem dies geschieht,
wendet er sich vom Herrn ab und kehrt sein Angesicht der Hölle zu,
mit der er in der Welt verbunden war und in der sich diejenigen
befinden, die in der gleichen Liebe zum Bösen sind. Hieraus erhellt, daß
der Herr jeden Geist zu Sich zieht durch Engel und auch durch einen
Einfluß aus dem Himmel, daß aber Geister, die im Bösen sind, ganz und gar
widerstreben und sich gleichsam vom Herrn losreißen und von ihrem Bösen, somit
von der Hölle, wie am Strick gezogen werden, und weil sie gezogen werden
und aus Liebe zum Bösen auch folgen wollen, so ist offenbar, daß sie sich
freiwillig in die Hölle stürzen. Daß dem so sei, kann man in der
Welt nicht glauben, infolge der Vorstellung von der Hölle; ja es erscheint
auch im anderen Leben nicht anders vor den Augen derer, die außerhalb der
Hölle sind, nicht jedoch bei denen, die sich in sie hinabstürzen; denn
diese gehen von selbst hinein, und diejenigen, die aus brennender Liebe zum
Bösen hineingehen, erscheinen, wie wenn sie rücklings den Kopf nach unten und
die Füße nach oben hinabgeworfen würden; infolge dieser Erscheinung sieht
es so aus, als ob sie durch göttliche Gewalt in die Hölle
hinabgestürzt würden (hierüber sehe man mehreres weiter unten Nr. 574).
Hieraus kann nun ersehen werden, daß der Herr niemand in die Hölle wirft,
sondern jeglicher sich selbst, nicht nur während er in der Welt lebt,
sondern auch nach dem Tode, wenn er unter die Geister kommt.
(549)
Daß der Herr vermöge Seines göttlichen Wesens, welches das Gute, die Liebe und
Barmherzigkeit selbst ist, nicht gleichmäßig mit jedem Menschen verfahren kann,
hat seinen Grund darin, daß das Böse und das Falsche aus diesem hindernd
im Wege steht und Seinen göttlichen Einfluß nicht nur entkräftet, sondern
auch zurückstößt; das Böse und das Falsche aus ihm sind wie schwarze Wolken,
die sich zwischen die Sonne und das Auge des Menschen stellen und das Heitere
und Helle des Lichtes wegnehmen, während gleichwohl die Sonne in dem
beständigen Streben ist, die im Wege stehenden Wolken zu zerstreuen,
denn sie ist hinter ihnen und wirkt und läßt auch inzwischen durch manche
Öffnungen ringsumher einiges schwache Licht ins Auge des Menschen fallen;
in der geistigen Welt findet ähnliches statt; die Sonne ist hier der Herr
und die göttliche Liebe, Nr. 116-140; das Licht ist hier das göttliche
Wahre, Nr. 126-140; die schwarzen Wolken sind hier das Falsche aus dem
Bösen; das Auge ist hier der Verstand; inwieweit jemand hier im Falschen
aus dem Bösen ist, insoweit ist um ihn eine solche Wolke, schwarz und
dicht, je nach dem Grad des Bösen; aus welchem Vergleich man ersehen kann,
daß die Gegenwart des Herrn unausgesetzt bei jeglichem statthat, daß sie aber
verschiedentlich aufgenommen wird.
(550)
Die bösen Geister in der Geisterwelt werden sehr gestraft, damit sie durch
die Strafen vom Tun des Bösen zurückgeschreckt werden; auch dies hat den
Anschein, als käme es vom Herrn; dennoch aber rührt daselbst keinerlei
Strafübel vom Herrn, sondern vom Bösen selbst her; denn das Böse ist mit seiner
Strafe so verbunden, daß sie nicht getrennt werden können; die höllische
Rotte wünscht und liebt nämlich nichts mehr, als Böses zu tun, besonders
Strafen zu verhängen und zu quälen, und sie fügen auch wirklich Böses
und Strafübel jedem zu, der nicht vom Herrn beschützt wird; geschieht nun Böses
aus bösem Herzen, so stürzen sich, weil dieses allen Schutz vom Herrn her
von sich stößt, die bösen Geister auf den, der dieses Böse tut, und strafen
ihn. Dies kann einigermaßen durch das Böse und dessen Strafen in der Welt
beleuchtet werden, wo sie auch verbunden sind; denn die Gesetze bestimmen
hier für jedes Böse seine Strafe; weshalb wer in das Böse, auch
in die Strafe des Bösen rennt; der Unterschied ist bloß, daß das Böse
in der Welt verheimlicht werden kann, nicht aber im anderen Leben.
Hieraus kann erhellen, daß der Herr keinem Böses zufügt; und daß es sich
auch damit ebenso verhält wie in der Welt, daß nicht der König, noch der
Richter, noch das Gesetz die Ursache sind, daß der Schuldige gestraft wird,
weil sie nicht die Ursache des Bösen beim Übeltäter sind.
(61)
DAß ALLE, DIE SICH
IN DEN HÖLLEN BEFINDEN,
IM BÖSEN UND IM FALSCHEN
AUS DIESEM AUS DER EIGEN -
UND WELTLIEBE SIND
(551)
Alle, die sich in den Höllen befinden, sind im Bösen und in dem
aus diesem kommenden Falschen, und keiner ist dort, der im Bösen und
zugleich in den Wahrheiten wäre; die meisten Bösen in der Welt kennen
die geistigen Wahrheiten, welche die Wahrheiten der Kirche sind; denn sie haben
dieselben von Kindheit an gelernt und dann auch aus der Predigt und dem
Lesen des Wortes, und haben nachher aus denselben geredet; manche haben auch
andere auf den Glauben gebracht, sie seien Christen von Herzen, weil sie aus
den Wahrheiten mit erheuchelter Neigung zu reden und auch redlich wie aus
geistigem Glauben zu handeln wußten; allein diejenigen von ihnen, die bei
sich selbst dagegen gedacht und nur wegen der bürgerlichen Gesetze und
um des Rufes, der Ehrenstellen und Vorteile willen sich enthalten hatten,
das Böse nach ihren Gedanken zu tun, sind alle im Herzen böse und
bloß dem Körper, nicht aber dem Geist nach im Wahren und Guten; daher sie
denn, wenn ihnen im anderen Leben das Äußere genommen und das Innere, das
ihrem Geist angehört, enthüllt wird, ganz im Bösen und Falschen und
in gar keinem Wahren und Guten sind; und es liegt dann offen zutage,
daß das Wahre und Gute bloß in ihrem Gedächtnis saß, nicht anders denn als
ein Wissen, und daß sie es von da herausnahmen, wenn sie sprachen,
und sich den Schein des Guten gaben und als ob dies aus geistiger Liebe
und Glauben flöße. Wenn solche in ihr Inneres, folglich in ihr Böses
versetzt werden, so können sie nicht mehr Wahrheiten, sondern nur Falsches
reden, weil sie aus dem Bösen reden; denn aus Bösem Wahrheiten reden, ist
unmöglich, weil alsdann der Geist nichts als sein Böses ist, und aus dem Bösen
Falsches hervorgeht. Jeder böse Geist wird in diesen Zustand gebracht,
bevor er in die Hölle geworfen wird (man sehe Nr. 499-512); dies heißt
abgeödet werden hinsichtlich des Wahren und Guten289; und die Abödung [vastatio] ist nichts als ein Versetztwerden ins
Innere, somit ins Eigene des Geistes oder in den Geist selbst; hierüber
sehe man auch nach, Nr. 425.
(552)
Wenn der Mensch nach dem Tode so [geworden] ist, dann ist er nicht
mehr Mensch-Geist, wie er es in seinem ersten Zustand ist, wovon
Nr. 491-498, sondern er ist nun wahrhaft Geist, denn wahrhaft Geist
ist er in seinem Inneren, d.h. seiner Gesinnung entsprechenden Angesicht
und Leib, somit in einer Außengestalt, die der Abdruck oder das Abbild
seines Inneren ist; so ist der Geist nach vollbrachtem erstem und zweitem
Zustand, von denen oben die Rede war; weshalb er nun auf den ersten Blick
sogleich als das, was er ist, erkannt wird, nicht nur am Angesicht,
sondern auch am Leib und überdies an der Rede und den Gebärden; und
weil er nun in sich ist, so kann er nicht anderwärts sein,
als wo seinesgleichen sind; denn es findet in der geistigen Welt
eine durchgängige Mitteilung der Neigungen und der aus ihnen entspringenden
Gedanken statt; weshalb der Geist zu seinesgleichen hingezogen wird wie
von selbst, weil aus freier Neigung und deren Lust, ja er wendet sich auch
dahin, denn so atmet er sein Leben und zieht Odem aus freier Brust,
nicht aber wenn er sich anderswohin wendet; man muß wissen, daß der
Verkehr mit anderen in der geistigen Welt sich nach der Hinwendung des
Angesichts richtet, und daß vor eines jeden Angesicht beständig diejenigen
sind, die mit ihm in gleicher Liebe stehen, und dies bei jeder Wendung des
Leibes (man sehe Nr. 151). Daher kommt, daß alle höllischen Geister sich
vom Herrn ab- und dem dunkelschwarzen und dem verfinsterten Körper zuwenden,
welche dort statt der Sonne und statt des Mondes in der Welt sind, alle
Engel des Himmels aber sich dem Herrn als der Sonne des Himmels und dem Mond
des Himmels zuwenden (man sehe Nr. 123, 143, 144, 151). Hieraus kann nun
erhellen, daß alle, die in den Höllen sind, sich im Bösen und
im Falschen aus diesem befinden, und daß sie auch ihren Trieben zugekehrt
sind.
(553)
Alle Geister in den Höllen erscheinen, wenn sie in einigem Licht des
Himmels betrachtet werden, in der Gestalt ihres Bösen, weil jeder das
Abbild seines Bösen ist, denn bei jedem macht das Inwendige und das Auswendige eins
aus, und das Inwendige stellt sich sichtbar dar im Auswendigen, nämlich
in Gesicht, Leib, Rede und Gebärden; so wurden sie auf den ersten
Blick erkannt, wie sie beschaffen sind; im allgemeinen sind sie Gestalten
der Verachtung anderer, des Drohens gegen diejenigen, die ihnen nicht Verehrung
zollen; sie sind Gestalten des Hasses mannigfacher Art; sie sind Gestalten der
Rachgier ebenfalls von mancherlei Art; Wut und Grausamkeit leuchten vom
Inwendigen her durch diese hervor; sobald aber andere sie loben, verehren und
ehren, zieht sich ihr Angesicht zusammen und bekommt einen Ausdruck des
Behagens von befriedigter Lust; wie diese Gestalten alle aussehen, kann nicht
mit wenigem beschrieben werden, denn nicht eine ist der anderen gleich; nur
zwischen denen, die in ähnlichem Bösen und daher in der gleichen
höllischen Gesellschaft sind, ist eine allgemeine Ähnlichkeit, vermöge welcher
als der Grundlage der Ableitung die Gesichter der einzelnen daselbst
in gewisser Ähnlichkeit erscheinen; im allgemeinen sind ihre Gesichter
grausig und leblos wie die der Leichname; bei einigen sind sie glührot wie
Feuerbrände, bei einigen durch Blattern, Beulen und Geschwüre verunstaltet; bei
vielen ist gar kein Gesicht zu sehen, sondern statt desselben etwas
Struppiges oder Knöchernes, bei einigen zeigen sich bloß Zähne; ihre Leiber
sind auch mißgestaltet; und ihre Rede wie aus Zorn oder aus Haß oder aus
Rachgier hervorgehend, denn jeder redet aus seinem Falschen und tönt aus seinem
Bösen; mit einem Wort, sie sind alle Abbilder ihrer Hölle; welche Gestalt die
Hölle selbst im Ganzen hat, ist [mir] nicht zu sehen gegeben worden;
es wurde nur gesagt, daß wie der ganze Himmel im Gesamtumfang einen
Menschen darstellt, Nr. 59-67, so auch die ganze Hölle in ihrem
Gesamtumfang einen Teufel vorstelle und auch wirklich im Bilde
eines Teufels dargestellt werden könne (man sehe Nr. 544); welche Gestalt
aber die Höllen im besonderen oder die höllischen Gesellschaften haben,
ist [mir] öfter zu sehen gegeben worden; denn an den Öffnungen derselben,
welche die Pforten der Höllen heißen, erscheint meistens ein Scheusal
[monstrum], das im allgemeinen das Bild derer darstellt, die darin sind;
die Wutausbrüche derer, die darin sind, werden dann auch durch Gräßliches und
Entsetzliches vorgestellt, das ich nicht näher berühren will. Zu wissen
ist jedoch, daß die höllischen Geister zwar so gestaltet erscheinen
im Licht des Himmels, unter sich hingegen als Menschen, und dies aus
Barmherzigkeit des Herrn, damit sie nicht auch untereinander die scheußlichen
Gestalten [foeditates] seien, als die sie den Engeln erscheinen; allein jene
Erscheinung ist eine Täuschung; denn sobald nur ein wenig Licht aus dem Himmel
eingelassen wird, verwandeln sich jene menschlichen Gestalten in die
Mißgestalten, die sie an sich sind und von denen oben die Rede war; denn
im Licht des Himmels erscheint alles, wie es an sich ist; daher kommt
auch, daß sie das Licht [lucem] des Himmels fliehen und sich in ihre Helle
[lumen] hinabstürzen, die wie die Helle von glühenden Kohlen und hie und da auch
wie die von brennendem Schwefel ist; allein auch diese Helle verwandelt sich
in lauter Finsternis, sobald etwas Licht aus dem Himmel dahin einfließt;
daher kommt, daß es heißt, die Höllen seien im Dunkel und in der
Finsternis, und daß das Dunkel und die Finsternis das Falsche aus dem Bösen
bedeuten, wie es in der Hölle ist.
(554)
Aus der Betrachtung jener monströsen Gestalten der Geister in den Höllen
(die alle, wie gesagt, Gestalten der Verachtung anderer und des Drohens gegen
diejenigen sind, die sie nicht ehren und hochachten, dann auch Gestalten des
Hasses und der Rachgier gegen die, welche ihnen nicht günstig sind), ging
hervor, daß sie alle im allgemeinen Ausgestaltungen der Selbst- und der
Weltliebe sind, und daß das Böse, dessen besondere Ausgestaltungen sie sind,
in diesen beiden Grundneigungen seinen Ursprung hat; es ist mir auch
aus dem Himmel gesagt und überdies durch viele Erfahrungen bestätigt worden,
daß diese beiden Grundneigungen [amores], nämlich die Selbst- und die
Weltliebe, in den Höllen herrschen und auch die Höllen machen, und daß die
Liebe zum Herrn und die Liebe gegen den Nächsten in den Himmeln herrschen
und auch die Himmel machen; ferner, daß jene beiden Grundneigungen, welche die
Grundtriebe der Hölle sind, und diese beiden Grundneigungen, welche die
Grundneigungen des Himmels sind, den vollsten Gegensatz zueinander bilden.
(555)
Zuerst wunderte ich mich, woher es wohl komme, daß die Selbstliebe und die
Weltliebe so teuflisch sind, und daß die, welche darin stehen, sich dem
Blick als solche Scheusale darstellen, da man doch in der Welt über
die Selbstliebe sich wenig Gedanken macht, sondern nur über die Selbsterhebung
des Gemüts [elationem animi], die man Hochmut nennt und die, weil sie
in die Augen fällt, allein für Selbstliebe gilt; und überdies wird die
Selbstliebe, die sich nicht so überhebt, in der Welt für das Feuer
des Lebens gehalten, durch das der Mensch angetrieben wird, sich um Ämter
zu bewerben und Nutzen zu schaffen, worin der Mensch Ehre und Ruhm
erblicken müsse, wenn sein Mut nicht erschlaffen solle; man fragt: wer hat
je etwas Großes, Nützliches und Denkwürdiges getan, außer um von
anderen oder in den Gedanken der anderen gefeiert und geehrt
zu werden, und woher anders kommt dies, als aus dem Feuer der Liebe zum
Ruhm und zur Ehre, mithin zu sich ? Daher kommt es, daß man
in der Welt nicht weiß, daß die Liebe zu sich an sich betrachtet
die Liebe ist, die in der Hölle herrscht und die Hölle beim Menschen
macht. Weil die Sache sich so verhält, will ich zuerst beschreiben, was
die Selbstliebe ist, und dann, daß aus dieser Liebe alles Böse und daraus
kommende Falsche entspringt.
(556)
Selbstliebe ist, sich allein wohlwollen und anderen nicht, außer um seiner
selbst willen, nicht einmal der Kirche, dem Vaterland oder irgendeiner
menschlichen Gesellschaft, sowie auch diesen Gutes tun bloß um des eigenen
Rufes, der eigenen Ehre und des eigenen Ruhmes willen, so daß, wer diese
in den Diensten, die er ihnen leistet, nicht sieht, in seinem
Herzen spricht: was liegt daran ? Wozu dies ? Was wird mir
dafür ? Und es so unterläßt: woraus erhellt, daß, wer in der
Selbstliebe ist, nicht die Kirche, nicht das Vaterland, nicht die Gesellschaft
nicht irgendwelche Nutzstiftung liebt, sondern allein sich; seine Lust
[jucundum] ist bloß die Lust der Selbstliebe, und weil die Lust, die aus einer
Liebe hervorgeht, das Leben des Menschen ausmacht, so ist sein Leben das
Leben seiner selbst [vita sui], und das Leben seiner selbst ist das Leben aus
dem Eigenen des Menschen, und das Eigene des Menschen ist an sich betrachtet
nichts als Böses. Wer sich liebt, der liebt auch die Seinigen, welche
insbesondere seine Kinder und Enkel sind und im allgemeinen alle, die eins
mit ihm ausmachen und die er auch die Seinigen nennt; diese und jene
lieben heißt auch sich lieben, denn er erblickt sie gleichsam in sich
und sich in ihnen; unter denen, die er die Seinigen nennt, sind auch
alle, die ihn loben, ehren und verehren.
(557)
Aus dem Vergleich mit der himmlischen Liebe läßt sich entnehmen, welcher Art
die Selbstliebe ist; die himmlische Liebe ist, die Nutzleistung um der
Nutzleistung willen oder das Gute um des Guten willen lieben, das der
Mensch der Kirche, dem Vaterland, der menschlichen Gesellschaft und dem
Mitbürger leistet; denn dies heißt Gott lieben und den Nächsten lieben, weil
alle Nutzwirkungen und alles Gute von Gott kommen und auch der Nächste sind,
der geliebt werden soll; wer aber dieselben um seiner selbst willen liebt,
der liebt sie nicht anders, denn als Dienerschaften, weil sie ihm dienen;
woraus folgt, daß, wer in der Selbstliebe ist, will, daß die Kirche, das
Vaterland, die menschlichen Gesellschaften und die Mitbürger ihm dienen und
nicht er ihnen; er setzt sich über sie und sie unter sich; daher
kommt, daß inwieweit jemand in der Selbstliebe ist, insoweit er sich
vom Himmel, weil er von der himmlischen Liebe, entfernt.
(558)
Absatznumerierung fehlt im Original.
558a. Ferner, inwieweit jemand in himmlischer Liebe ist (welche ist, die Nutzwirkungen und das Gute lieben und Herzenslust fühlen, wenn er sie leistet um der Kirche, des Vaterlandes, der menschlichen Gesellschaft und des Mitbürgers willen), insoweit wird er vom Herrn geführt, weil diese Liebe es ist, in der Er selbst und die von Ihm ist; inwieweit hingegen jemand in der Liebe zu sich ist (welche Liebe ist, Nützliches [usus] und Gutes leisten um seiner selbst willen), insoweit wird er von sich selbst geführt, und inwieweit jemand von sich selbst geführt wird, insoweit wird er nicht vom Herrn geführt; woraus ebenfalls folgt, daß inwieweit jemand sich selbst liebt, insoweit er sich vom Göttlichen, somit auch vom Himmel, entfernt. Von sich selbst geführt werden heißt, von seinem Eigenen [geführt werden], und das Eigene des Menschen ist nichts als Böses; denn es ist sein anererbtes Böse, welches ist, sich selbst mehr als Gott und die Welt mehr als den Himmel lieben290. Der Mensch wird ebenso oft in sein Eigenes, somit in sein anererbtes Böses, versetzt, als er beim Guten, das er tut, sich selbst im Auge hat, denn er sieht vom Guten weg auf sich und nicht von sich weg auf das Gute, daher er im Guten ein Bild von sich darstellt und nicht irgendein Bild des Göttlichen; daß dem so sei, bin ich auch durch Erfahrung bestärkt worden; es gibt böse Geister, deren Wohnungen in der Mittelgegend zwischen Norden und Westen unter den Himmeln sind, welche die Kunst verstehen, gutgesinnte Geister in ihr Eigenes und so in mancherlei Böses zu versetzen, was sie dadurch bewirken, daß sie dieselben in Gedanken an das eigene Ich bringen, entweder offen durch Lobeserhebungen und Ehrenbezeugungen oder heimlich durch Richtung ihrer Neigungen auf das eigene Ich und inwieweit sie dies bewerkstelligen, insoweit wenden sie die Gesichter der gutgesinnten Geister vom Himmel ab, und in demselben Maß verfinstern sie auch deren Verstand und rufen aus dem Eigenen derselben Böses hervor.
558b. Daß die Liebe zu sich der Liebe zum Nächsten entgegengesetzt ist, kann man an dem Ursprung und Wesen beider sehen; die Nächstenliebe fängt bei dem, der in der Selbstliebe ist, von ihm selber an; denn er sagt, jeder sei sich selbst der Nächste, und von ihm als dem Mittelpunkt schreitet sie zu allen denjenigen fort, die mit ihm eins ausmachen, mit einer Verringerung je nach den Graden der Verbindung, in der sie mit ihm durch Liebe stehen, und diejenigen, die außerhalb dieses Verbandes sind, werden für nichts geachtet, solche aber, die wider ihn und sein Böses sind, für Feinde gehalten, wie sie auch beschaffen sein mögen, ob weise und rechtschaffen, ob redlich und gerecht. Die geistige Liebe gegen den Nächsten hingegen fängt vom Herrn an und verbreitet sich von Ihm als dem Mittelpunkt aus über alle, die mit Ihm verbunden sind durch Liebe und Glauben und schreitet fort je nach der Beschaffenheit der Liebe und des Glaubens bei ihnen291. Hieraus erhellt, daß die vom Menschen ihren Ausgang nehmende Nächstenliebe entgegengesetzt ist der Nächstenliebe, die vom Herrn beginnt, und daß jene vom Bösen ausgeht, weil vom Eigenen des Menschen, diese hingegen vom Guten, weil vom Herrn, Der das Gute selbst ist; auch ist offenbar, daß die Nächstenliebe, die vom Menschen und seinem Eigenen ausgeht, fleischlich ist, die Nächstenliebe hingegen, die vom Herrn ausgeht, himmlisch ist. Mit einem Wort, die Selbstliebe bildet beim Menschen, in dem sie ist, das Haupt, und die himmlische Liebe bildet bei ihm die Füße, auf diese stellt er sich, und wenn sie ihm nicht dient, so zertritt er sie mit den Füßen; daher kommt, daß die, welche in die Hölle hinabgestoßen werden, scheinbar rücklings, das Haupt nach unten der Hölle zu und die Füße nach oben dem Himmel zu, hinabgestürzt werden (man sehe Nr. 548).
(559)
Die Liebe zu sich ist auch so geartet, daß sie, inwieweit ihr die
Zügel gelassen, das heißt, die äußeren Bande entfernt werden, welche sind die
Befürchtungen vor dem Gesetz und seinen Strafen und vor dem Verlust des guten
Rufes, der Ehre, des Erwerbs, des Amtes und des Lebens, bis dahin fortrennt,
daß sie zuletzt nicht nur über den Erdkreis, sondern auch über den ganzen
Himmel und über das Göttliche Selbst gebieten will; nirgends ist für sie eine Grenze
oder ein Endpunkt; dies liegt in jedem verborgen, der in der Liebe
zu sich ist, obgleich es in der Welt, in der ihn die genannten
Bande zurückhalten, nicht offen zutage liegt. Daß dem so ist, sieht
jedermann an den Machthabern und Königen, die keine solchen Zügel und
Bande haben, diese rennen weiter vor und unterjochen Provinzen und Reiche,
soweit es ihnen gelingt, und schnauben nach schrankenloser Macht und
Herrlichkeit; daß dem so ist, stellt sich noch deutlicher heraus
an dem heutigen Babylonien, das seine Herrschaft bis in den Himmel
ausgedehnt und alle göttliche Gewalt des Herrn auf sich übertragen hat und
fortwährend noch weiter hinaus will. Daß solche, wenn sie ins andere Leben
kommen, ganz und gar wider das Göttliche und wider den Himmel und für die Hölle
sind, sehe man im Werkchen »Vom Jüngsten Gericht und vom zerstörten
Babylonien«.
(560)
Stelle dir nun eine Gesellschaft von solchen vor, die alle nur sich lieben und
andere nur insoweit, als sie mit ihnen eins ausmachen, so wirst
du sehen, daß ihre Liebe keine andere ist, als die Liebe der Räuber
zueinander; soweit diese in Gemeinschaft handeln, küssen sie einander und
nennen sich Freunde, soweit sie aber nicht in Gemeinschaft handeln,
vielmehr deren Herrschaft abwerfen, stürzen sie aufeinander los und hauen
einander nieder; prüft man ihr Inwendiges oder ihre Gesinnung, so wird
sich zeigen, daß sie voll feindseligen Hasses des einen gegen den anderen sind
und daß sie im Herzen über alles Gerechte und Redliche lachen und auch
über das Göttliche, das sie als Nichtiges verwerfen; dies kann man noch besser
sehen an ihren Gesellschaften in den Höllen, von denen unten [die
Rede sein wird].
(561)
Das Inwendige, das Gebiet der Gedanken und Neigungen derer, die sich selbst
über alles lieben, ist auf sie selbst und die Welt gerichtet, somit vom Herrn
und dem Himmel abgewendet; daher kommt, daß sie von allen Arten des Bösen
besessen sind und das Göttliche nicht einfließen kann, weil es alsbald,
wie es einfließt, in die Gedanken an sich selbst versenkt und
verunreinigt und auch dem Bösen, das aus ihrem Eigenen ist, eingegossen wird;
daher kommt, daß diese alle im anderen Leben vom Herrn weg und auf jenen
stockfinsteren Körper hinsehen, der dort an der Stelle der Weltsonne ist
und der Sonne des Himmels, die der Herr ist, schnurstracks entgegensteht (man
sehe Nr. 123). Wirklich bezeichnet auch die dichte Finsternis [caligo] das
Böse und die Weltsonne die Liebe zu sich292.
(562)
Das Böse derer, die in der Selbstliebe sind, ist im allgemeinen
Verachtung anderer, Neid, Groll gegen alle, die ihnen nicht günstig sind,
Feindseligkeit infolgedessen, Ausbrüche des Hasses von mancherlei Art,
Handlungen der Rache, Arglist, Betrügereien, Unbarmherzigkeit und Grausamkeit;
und in religiöser Beziehung nicht nur Verachtung des Göttlichen und der
göttlichen Dinge, welche die Wahrheiten und das Gute der Kirche sind, sondern
auch Erbitterung gegen dieselben, die sich ebenfalls in Haß verwandelt,
wenn der Mensch ein Geist wird, und dann nicht nur nicht erträgt, etwas davon
zu hören, sondern auch von Haß entbrennt gegen alle, die das Göttliche
anerkennen und verehren. Ich sprach mit einem, der in der Welt ein
Mächtiger gewesen war, und sich selbst im höchsten Grad geliebt hatte; als
dieser das Göttliche nur nennen hörte und besonders, als er den Herrn
nennen hörte, wurde er von solchem aus Erbitterung hervorgehenden Haß
ergriffen, daß er vor Begierde brannte, Ihn zu töten; auch sehnte
er sich, wenn seinem Trieb die Zügel gelassen wurden, der Teufel selbst
zu sein, damit er aus seiner Selbstliebe heraus fortwährend den
Himmel angreifen könnte; dies wünschen auch viele, die aus der päpstlichen
Religion sind, wenn sie im anderen Leben inne werden, daß der Herr alle
Gewalt hat und sie keine.
(563)
Es erschienen mir in der westlichen Gegend gegen die südliche hin einige
Geister, welche sagten, sie seien in der Welt in großen Würden
gestanden und verdienten, anderen vorgezogen zu werden und ihnen
zu gebieten; diese wurden von den Engeln geprüft, wie sie inwendig
beschaffen wären, und es fand sich, daß sie in ihren
Amtsverrichtungen in der Welt nicht auf Nutzleistungen, sondern auf sich
gesehen und sich den Nutzleistungen vorgezogen hatten, weil sie aber sich darum
bewarben und dringend anhielten, anderen vorgesetzt zu werden, ward ihnen
auch gestattet, mit denen zusammen zu sein, welche die Angelegenheiten
eines höheren Wirkungskreises berieten; allein man fand, daß sie auf die
Geschäfte, um die es sich handelte, gar keine Aufmerksamkeit
verwenden und die Dinge nicht inwendig in sich sehen konnten und daß sie
nicht aus dem Nutzzweck der Sache, sondern aus dem Eigenen sprachen und auch
willkürlich nach Gunst handeln wollten; weshalb sie ihres Amtes entsetzt und
entlassen wurden, um sich anderwärts Anstellungen zu suchen; sie
gingen daher weiter in die Abendgegend hinein, wo sie hier und dort
aufgenommen wurden, ihnen jedoch überall gesagt wurde, sie denken bloß
an sich und an kein Ding anders, als von ihrem Ich aus, daher sie
stumpfsinnig und nur wie die sinnlich-fleischlichen Geister seien; weshalb sie auch
überall, wohin sie nur kamen, weggewiesen wurden; nach einiger Zeit sah man
sie, wie sie in die äußerste Not geraten waren und um Almosen baten.
Daraus ging auch hervor, daß, wie weise auch solche, die in der
Selbstliebe sind, aus dem Feuer ihrer Liebe in der Welt zu reden
scheinen, dies doch nur aus dem Gedächtnis und nicht aus irgendwelchem
Vernunftlicht kommt; daher sie im anderen Leben, da die Dinge des
natürlichen Gedächtnisses nicht mehr zurückgerufen werden dürfen, stumpfsinniger
als andere sind, und dies darum, weil sie vom Göttlichen getrennt sind.
(564)
Es gibt zwei Arten von Herrschaft, die eine ist die der Nächstenliebe und die
andere die der Selbstliebe; diese zwei Herrschaften sind einander in ihrem
Wesen völlig entgegengesetzt; wer aus Nächstenliebe herrscht, will allen wohl
und liebt nichts mehr, als Nutzen zu schaffen, somit anderen
zu dienen (unter anderen dienen wird verstanden, anderen wohlwollen und
Nutzen leisten, sei es der Kirche oder dem Vaterland oder einer Gesellschaft
oder einem Mitbürger), dies ist seine Liebe und dies die Lust seines Herzens;
auch er freut sich in dem Maß, als er zu Würden über andere
erhoben wird, jedoch nicht ob der Würden, sondern wegen des Nutzens, den
er dann in größerer Menge und in höherem Grade leisten kann;
eine solche Herrschaft ist in den Himmeln; wer hingegen aus Selbstliebe
herrscht, der will keinem wohl, sondern nur sich allein; bei dem Nutzen, den
er schafft, ist es ihm um seine Ehre und Herrlichkeit
zu tun, die ihm die einzigen Nutzzwecke sind; anderen dienen, hat bei ihm
nur den Zweck, daß er wieder bedient und geehrt werde und herrsche;
er bewirbt sich um Ehrenstellen nicht um des Guten willen, das
dem Vaterland und der Kirche geleistet werden soll, sondern um in hervorragender
Stellung und Herrlichkeit und damit in der Lust seines Herzens
zu sein. Die Liebe zum Herrschen bleibt auch bei jedem nach seinem Leben
in der Welt; solchen aber, die aus Nächstenliebe geherrscht hatten, wird
zwar auch in den Himmeln eine Herrschaft anvertraut, allein alsdann
herrschen nicht sie, sondern die Nutzzwecke, die sie lieben, und wenn die
Nutzzwecke, so herrscht der Herr; solche hingegen, die in der Welt
aus Selbstliebe geherrscht hatten, sind nach dem Leben auf der Welt in der
Hölle und dort verachtete Sklaven; ich sah Machthaber, die in der Welt aus
Selbstliebe geherrscht hatten, unter die Verachtetsten geworfen und einige
unter denen, die sich dort in den Kloaken aufhalten.
(565)
Was aber die Liebe zur Welt anbelangt, so ist diese Liebe nicht in so
hohem Grad der himmlischen Liebe entgegengesetzt, weil nicht so großes
Böse in ihr verborgen liegt. Liebe zur Welt ist, die Güter anderer durch
jeden Kunstgriff an sich bringen wollen und sein Herz an den Reichtum
hängen und sich durch die Welt abziehen und abringen lassen von der geistigen
Liebe, welche die Liebe zum Nächsten ist, somit vom Himmel und vom Göttlichen.
Allein diese Liebe ist vielfach; sie ist die Liebe zum Reichtum, um zu
Ehrenstellen erhoben zu werden, die man allein liebt; sie ist Liebe zu Ehrenstellen
und Würden, um Reichtümer zu erwerben; sie ist die Liebe
zu Reichtümern um der mancherlei Genüsse willen, an denen man
in der Welt seine Freude hat; sie ist die Liebe zum Reichtum bloß
um des Reichtums willen; eine solche Liebe haben die Geizigen, und so weiter;
der Zweck, wegen dessen man den Reichtum [sucht], heißt der Nutzzweck, und der
Endzweck oder Nutzzweck ist es, von dem die Liebe ihre Beschaffenheit her hat;
denn die Liebe ist so, wie der Endzweck, wegen dessen [man liebt], beschaffen
ist, da ihr das übrige nur als Mittel dient.
(62)
WAS DAS HÖLLISCHE FEUER
UND WAS DAS ZÄHNEKNIRSCHEN SEI
(566)
Was das ewige Feuer und das Zähneknirschen sei, welche Ausdrücke im Wort
von denen in der Hölle gebraucht werden, ist bis jetzt kaum jemandem
bekannt, und dies darum, weil man über die Dinge, die im Wort stehen,
materiell gedacht hatte, da man dessen geistigen Sinn nicht kannte;
weshalb einige unter dem Feuer ein materielles Feuer verstanden, einige
überhaupt die Pein, einige die Gewissensbisse, einige [meinten], es sei
bloß so gesagt worden, um Schrecken vor dem Bösen einzujagen; und
unter dem Zähneknirschen verstanden einige ein solches Knirschen, einige bloß
den Schauer, wie er statthat, wenn ein solches Zusammenstoßen der Zähne
gehört wird. Wer aber den geistigen Sinn des Wortes kennt, kann wissen, was das
ewige Feuer und was das Zähneknirschen ist; denn in jedem Ausdruck und
in jedem Sinn der Ausdrücke im Wort liegt ein geistiger Sinn, weil
das Wort in seinem Innersten geistig ist und das Geistige vor dem Menschen
nicht anders als natürlich ausgedrückt werden kann, da der Mensch
in der natürlichen Welt ist und aus dem, was in ihr ist, denkt. Was
nun das ewige Feuer und das Zähneknirschen sei, in welche die bösen
Menschen in betreff ihrer Geister nach dem Tode kommen oder welche ihre
Geister, die alsdann in der geistigen Welt sind, zu erleiden haben,
soll in dem nun folgenden gesagt werden.
(567)
Es gibt zwei Quellen, aus denen Wärme kommt, die eine ist die Sonne des
Himmels, die der Herr ist, und die andere die Sonne der Welt; die Wärme, die
aus der Sonne des Himmels oder dem Herrn stammt, ist geistige Wärme, die ihrem
Wesen nach Liebe ist (man sehe Nr. 126-140) die Wärme aus der Weltsonne
hingegen ist natürliche Wärme, die in ihrem Wesen nicht Liebe ist, sondern
der geistigen Wärme oder Liebe zum Aufnahmegefäß dient; daß die Liebe
in ihrem Wesen Wärme ist, kann man an dem Erwarmen des Gemüts und von
da her des Körpers ersehen, sofern dasselbe aus der Liebe und gemäß ihres
Grades und ihrer Beschaffenheit entsteht, und zwar beim Menschen ebensowohl
im Winter als im Sommer, und dann auch an der Erhitzung des
Blutes; daß die natürliche Wärme, die aus der Sonne der Welt entsteht, der
geistigen Wärme zum Aufnahmegefäß dient, zeigt sich an der Wärme des
Körpers, die durch die Wärme seines Geistes erweckt wird, und dieser
zu Hilfe kommt, besonders an der Frühlings- und Sommerwärme bei den
Tieren aller Gattungen, die jedes Jahr zu dieser Zeit in ihre Triebe
zurückkommen; nicht daß die Wärme dies bewirke, sondern weil diese ihre Körper
empfänglich macht, diejenige Wärme in sich aufzunehmen, die aus der
geistigen Welt auch bei ihnen einfließt; denn die geistige Welt fließt
in die natürliche ein, wie die Ursache in die Wirkung; wer glaubt,
daß die natürliche Wärme ihre Triebe hervorbringe, täuscht sich sehr; denn
es findet ein Einfluß der geistigen Welt in die natürliche Welt statt
und nicht der natürlichen Welt in die geistige, und alle Liebe ist,
da sie dem Leben selbst angehört, geistiger Art; desgleichen ist auch
im Irrtum wer glaubt, daß in der natürlichen Welt etwas entstehe ohne
einen Einfluß aus der geistigen Welt; denn das Natürliche entsteht und besteht
nur aus dem Geistigen; und auch die Subjekte des Pflanzenreichs erhalten von
diesem Einfluß ihre Keimentwicklung; die natürliche Wärme, die zur Zeit des
Frühlings und Sommers statthat, bringt bloß die Samen in ihre natürlichen
Formen, indem sie dieselben aufschwellt und aufschließt, damit der Einfluß aus
der geistigen Welt sich darin als Wirkendes erweise. Dies ist angeführt worden,
damit man wisse, daß es zwei Arten von Wärme gibt, nämlich eine geistige
und eine natürliche, und daß die geistige Wärme aus der Sonne des Himmels und
die natürliche Wärme aus der Sonne der Welt stammt, und daß der Einfluß und
hernach die Mitwirkung die Wirkungen hervorbringen, die vor den Augen
in der Welt erscheinen293.
(568)
Die geistige Wärme beim Menschen ist seine Lebenswärme, weil sie, wie oben
gesagt worden, in ihrem Wesen Liebe ist; diese Wärme ist es, die
im Wort unter dem Feuer verstanden wird; die Liebe zum Herrn und die Liebe
gegen den Nächsten unter dem himmlischen Feuer, und die Selbstliebe und
Weltliebe unter dem höllischen Feuer.
(569)
Das höllische Feuer oder die höllische Liebe entspringt aus der gleichen
Quelle, aus der das himmlische Feuer oder die himmlische Liebe entspringt,
nämlich aus der Sonne des Himmels oder dem Herrn; es wird aber höllisch
durch die, welche es aufnehmen; denn aller Einfluß aus der geistigen Welt
wird verschieden bestimmt [variatur], je nach der Aufnahme oder den
Formen, in die er einfließt; nicht anders als die Wärme und das Licht
aus der Sonne der Welt; die aus ihr in die Baumpflanzungen und Blumenbeete
einfließende Wärme bewirkt die Vegetation und lockt auch angenehme und liebliche
Düfte hervor; ebendieselbe Wärme aber, wenn sie in Exkremente und
in Aashaftes einfließt, bewirkt Fäulnis und zieht übelriechende Dünste und
Gestank heraus; ebenso bringt das Licht aus derselben Sonne in dem einen
Gegenstand schöne und liebliche Farben, in dem anderen unschöne und
unerfreuliche hervor; in gleicher Weise die Wärme und das Licht aus der
Sonne des Himmels, die Liebe ist; wenn die Wärme oder Liebe aus ihr
in Gutes einfließt, wie bei guten Menschen und Geistern und bei den
Engeln, so befruchtet sie ihr Gutes, wenn hingegen bei Bösen,
so bringt sie die entgegengesetzte Wirkung hervor; denn entweder wird sie
durch das Böse erstickt oder verkehrt; ebenso das Licht des Himmels, wenn
dieses in die Wahrheiten des Guten einfließt, so gibt es Einsicht
und Weisheit, fließt es aber in Falsches des Bösen ein, so wird
es in ihm in Unsinn und mancherlei Wahnvorstellungen verkehrt.
So allenthalben nach Beschaffenheit der Aufnahme.
(570)
Das höllische Feuer, weil es Selbstsucht und Weltliebe ist, auch jede
Begierde, die mit diesen Trieben zusammenhängt, weil die Begierde die Liebe
in ihrem beständigen Ausläufer [in suo continuo] ist; denn was der
Mensch liebt, danach begehrt er beständig, und das ist auch seine Lust;
denn was der Mensch liebt oder begehrt, daran empfindet er, wenn er es
erhält, seine Lust, und nicht anderswoher kommt dem Menschen seine Herzenslust;
das höllische Feuer ist also die Begierde und die Lust, die aus jenen beiden
Trieben als ihren Quellen entspringen; jenes Böse ist: Verachtung anderer,
Groll und Feinseligkeit gegen die, welche ihm nicht günstig sind, es ist
Neid, Haß und Rachsucht und aus diesen Heftigkeit und Grausamkeit; und
hinsichtlich des Göttlichen Leugnung und aus dieser Verachtung, Verspottung und
Lästerung der heiligen Dinge der Kirche, was sich nach dem Tode, wenn der
Mensch ein Geist wird, in Erbitterung und Haß gegen dieselben verwandelt
(man sehe Nr. 562). Und weil dieses Böse beständig Vernichtung und Tod
derer schnaubt, die es für Feinde hält und gegen die es von Haß und
Rachgier brennt, so ist seine Lebenslust, vernichten und töten
zu wollen, und soweit es dies nicht kann, zu benachteiligen,
zu schaden und zu wüten. Dies ist es, was unter dem Feuer
im Wort verstanden wird, wo vom Bösen und von den Höllen gehandelt
wird; woraus ich einige Stellen zur Bestätigung anführen will:
„Jeglicher ist ein Heuchler und Bösewicht und jeder Mund redet Torheit; denn es brennt wie ein Feuer die Bosheit, Dorngesträuch und Gestrüpp verzehrt es und zündet an das Dickicht des Waldes, und sie erheben sich in Rauchsäulen, und das Volk ist eine Speise des Feuers geworden, kein Mann wird seines Bruders schonen“: Jes.9/[16]-18.
„Ich will Wunderzeichen geben am Himmel und auf Erden, Blut und Feuer und Rauchsäulen, die Sonne soll in Finsternis sich wandeln“: Joel 3/3,4.
„Das Land wird zu brennendem Pech werden, des Nachts und des Tags wird es nicht verlöschen, in Ewigkeit wird sein Rauch aufsteigen“: Jes.34/9.
„Siehe: der Tag kommt brennend wie ein Ofen, und es werden alle Übermütigen und jeder, der Bosheit tut, Stoppel sein, und der kommende Tag wird sie anzünden“: Mal.3/19.
„Babylon ist eine Wohnung der Dämonen geworden; sie riefen, als sie den Rauch von ihrem Brande sahen, ihr Rauch stieg auf in die Zeitläufe der Zeitläufe“: Offb.18/2,18; 19/3.
„Er öffnete den Schlund des Abgrundes, worauf Rauch aus dem Schlund aufstieg, wie der Rauch eines großen Ofens, und verdunkelt ward die Sonne und die Luft vom Rauch des Schlundes“: Offb.9/2.
„Aus dem Mund der Pferde ging Feuer, Rauch und Schwefel; von diesen ward getötet der dritte Teil der Menschen, vom Feuer und vom Rauch und vom Schwefel“: Offb.9/17,18.
„Wer das Tier anbetet, wird trinken vom Wein des Zornes Gottes, der mit Lauterem gemischt ist im Becher Seines Grimmes, und wird gequält werden mit Feuer und Schwefel“: Offb.14/9,10.
„Der vierte Engel goß seine Schale aus in die Sonne, und es ward ihm gegeben, mit Hitze zu sengen die Menschen durch Feuer, und es entbrannten die Menschen in großer Hitze“: Offb.16/[8],9.
„Sie wurden in den Feuerpfuhl geworfen, der mit Schwefel brennt“: Offb.19/20; 20/14,15; 21/8.
„Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen werden“: Matth.3/10; Luk.3/9.
„Des Menschen Sohn wird Seine Engel senden, und sie werden aus Seinem Reich sammeln alle Ärgernisse und diejenigen, die Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen“: Matth.13/41,42,50.
„Der König wird zu denen zur Linken sagen: Weichet von Mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln“: Matth.25/41.
„Sie werden geworfen werden in das ewige Feuer, in die Feuerhölle, wo ihr Wurm nicht sterben und das Feuer nicht erlöschen wird“: Matth.18/8,9; Mark.9/43-49.
„Der Reiche in der Unterwelt sagte zu Abraham, er leide Pein in der Flamme“: Luk.16/24.
In diesen und in vielen anderen Stellen wird unter dem Feuer die Begierde verstanden, die der Selbst- und Weltliebe angehört, und unter dem Rauch aus ihm wird das Falsche aus Bösem verstanden.
(571)
Weil die Begierde, das Böse zu tun, das aus der Selbst- und Weltliebe
stammt, unter dem höllischen Feuer verstanden wird, und weil diese Begierde
allen in den Höllen eigen ist (man sehe den vorhergehenden Abschnitt),
darum erscheint auch, wenn die Höllen geöffnet werden, wie etwas Feuriges mit
Rauch, dergleichen bei Feuersbrünsten zu sein pflegt, etwas dicht Feuriges
aus den Höllen, in denen die Liebe zu sich herrscht, und etwas
Flammiges aus den Höllen, in denen die Liebe zur Welt herrscht. Sind sie
aber geschlossen, so erscheint jenes Feurige nicht, sondern statt
desselben etwas Dunkles, wie von Rauch Verdichtetes, immer jedoch glüht jenes
Feurige fort, was sich auch bemerkbar machte an der Hitze, die daraus
ausdünstete, welche Hitze wie die von Verbranntem nach einer Feuersbrunst ist,
irgendwo wie von einem heiß werdenden Ofen und anderwärts wie von einem heißen
Bad; wenn diese Hitze beim Menschen einfließt, so erregt sie bei ihm
Begierden und bei den Bösen Haß und Rachgier, bei Kranken aber Rasereien.
Solches Feuer oder solche Hitze haben die, welche in den oben genannten
Trieben sind, weil sie ihrem Geist nach an jene Höllen gekettet sind, auch
schon während ihres Lebens im Körper. Man muß jedoch wissen, daß die,
welche in den Höllen sind, sich nicht in einem Feuer befinden,
sondern das Feuer nur eine äußere Erscheinung ist, denn sie empfinden daselbst
kein Brennen, sondern nur eine Wärme, wie früher in der Welt; daß ein
Feuer erscheint, ist eine Folge der Entsprechung; denn die Liebe entspricht dem
Feuer, und alles, was in der geistigen Welt erscheint, erscheint gemäß den
Entsprechungen.
(572)
Wohl zu merken ist, daß jenes Feuer oder jene höllische Wärme sich
in einen hohen Grad von Kälte verwandelt, sobald Wärme aus dem Himmel
einfließt, wo dann diejenigen, die daselbst sind, ein Schauder ankommt,
wie die, welche von Fieberfrost befallen sind, und sie dann auch innerlich Pein
leiden; und dies darum, weil sie ganz wider das Göttliche sind, und die Wärme
des Himmels, welche die göttliche Liebe ist, die Wärme der Hölle, die
Selbstsucht ist, auslöscht und mit ihr auch das Feuer ihres Lebens; daher dann
solche Kälte und der daher rührende Schauder und auch die Pein;
zu gleicher Zeit entsteht dann auch dichte Finsternis daselbst und
infolgedessen auch Verdummung und Umdunkelung. Dies geschieht jedoch selten und
nur dann, wenn es gilt, ungestüme Angriffe, die über das Maß hinaus
überhandnehmen, daselbst niederzuschlagen.
(573)
Weil unter dem höllischen Feuer jede aus der Selbstsucht hervorgehende
Begierde, Böses zu tun, verstanden wird, so wird unter demselben
Feuer auch die Qual verstanden, wie sie in den Höllen ist; denn die aus
dieser Liebe herrührende Begierde ist die Begierde, anderen zu schaden,
von denen man nicht geehrt, hochgeachtet und gefeiert wird, und in dem
Maß, als man hieraus Erbitterung und aus der Erbitterung Haß und Rachsucht
in sich aufnimmt, ist auch die Begierde da, gegen jene zu wüten, und
da solch eine Begierde jeglichem in einer Gesellschaft innewohnt,
in der keine äußeren Bande zurückhalten, welche sind die Befürchtungen vor
dem Gesetz, vor dem Verlust des guten Namens, der Ehre, des Erwerbs und des
Lebens, da wirft sich jeder aus seinem Bösen auf den anderen, und soweit
er es vermag, unterjocht er ihn auch und unterwirft ebenso die
übrigen seiner Herrschaft, und gegen die, welche sich nicht unterwerfen, wütet
er mit Lust; diese Lust ist ganz eng verknüpft mit der Lust
zu herrschen, so sehr, daß sie auf gleicher Stufe stehen, weil die
Lust zu schaden der Feindseligkeit, dem Neid, dem Haß und der Rachsucht
innewohnt, die, wie oben gesagt worden, das Böse dieser Liebe sind. Alle Höllen
sind solche Gesellschaften, weshalb dort jeder Haß gegen den anderen
im Herzen trägt und aus Haß, soweit er es vermag, in Wut
ausbricht. Diese Wutausbrüche und die daherrührenden Qualen werden ebenfalls
unter dem höllischen Feuer verstanden; denn sie sind Wirkungen der Begierden.
(574)
Nr. 548 ist gezeigt worden, daß der böse Geist sich von selbst in die
Hölle stürzt, weshalb auch mit wenigem gesagt werden soll, woher dies kommt,
da doch in der Hölle solche Qualen sind. Aus jeder Hölle dünstet eine
Sphäre von Begierden aus, in denen die dort Befindlichen sind; sobald
diese Sphäre von dem, der in gleicher Begierde ist, empfunden wird, wird
er im Herzen angeregt und mit Lust erfüllt; denn die Begierde und ihre
Lust machen eins aus; denn was jemand begehrt, das ist ihm angenehm; daher
kommt, daß der Geist sich dahin wendet und mit Herzenslust dahin verlangt; denn
er weiß noch nicht, daß solche Qualen daselbst sind, und wer es weiß,
begehrt dennoch dahin; denn in der geistigen Welt kann niemand seiner
Begierde widerstehen, weil die Begierde seiner Liebe und die Liebe seinen
Willen und der Wille seiner Natur angehört und jeder dort aus seiner Natur
heraus handelt. Wenn nun der Geist von selbst oder mit freiem Entschluß bei
seiner Hölle anlangt und in sie eintritt, so wird er zuerst
freundlich aufgenommen und meint so, er sei unter Freunde gekommen, allein
dies dauert nur wenige Stunden; inzwischen wird er ausgeforscht, wie tief
seine Schlauheit gehe und somit welchen Wert er habe; ist er nun
ausgeforscht, so fangen sie an, ihn anzugreifen, und dies auf mancherlei
Weise und allmählich stärker und heftiger, was dadurch geschieht, daß
er immer weiter und tiefer in die Hölle hineingeführt wird, denn
je mehr [man] ins Innere und in die Tiefe daselbst [kommt], desto
bösartiger sind die Geister; nach den Angriffen beginnen sie mit Strafen gegen
ihn zu wüten, und dies so lange, bis er zum Sklaven gemacht ist.
Weil aber fortwährend aufrührerische Bewegungen daselbst entstehen, indem
da jeder der Größte sein will und wider die anderen von Haß glüht,
so entstehen immer neue Angriffe, und so verwandelt sich die eine
Szene in die andere, weshalb die, welche zu Sklaven gemacht worden
sind, herausgenommen werden, damit sie irgendeinem neuen Teufel in Unterjochung
anderer Beistand leisten, wo dann die, welche sich nicht unterwerfen und
auf den Wink gehorchen, wieder auf mannigfache Weise gequält werden, und
so fort und fort. Solche Peinigungen sind die Qualen der Höllen, die das
höllische Feuer genannt werden.
(575)
Das Zähneknirschen aber ist das fortwährende Streiten und Kämpfen des Falschen
unter sich, mithin derjenigen, die im Falschen sind, und es ist
ebenfalls verbunden mit Verachtung anderer, mit Feindseligkeit, Verspottung,
Verhöhnung, Lästerung, die auch in allerhand Zerfleischungen ausbrechen;
denn jeder kämpft für sein Falsches und nennt es Wahrheit. Diese
Zänkereien und Kämpfe werden außerhalb jener Höllen wie ein Zähneknirschen
gehört und verwandeln sich auch wirklich in ein Zähneknirschen, wenn Wahrheiten
aus dem Himmel dahin einfließen. In diesen Höllen sind alle die, welche
sich zur Natur bekannt und das Göttliche geleugnet, in den tieferen
daselbst die, welche sich darin bestärkt hatten; weil diese gar kein Licht aus
dem Himmel in sich aufnehmen und daher auch nichts inwendig in sich
sehen können, sind die meisten von ihnen fleischlich-sinnlich, welche die sind,
die nichts glauben, als was sie mit den Augen sehen und mit den Händen greifen,
daher ihnen alle Sinnestäuschungen Wahrheiten sind, von denen aus sie auch
streiten; daher kommt, daß ihre Zänkereien als Zähneknirschen gehört werden;
denn alles Falsche knirscht in der geistigen Welt, und die Zähne
entsprechen dem Letzten in der Natur und auch dem Letzten beim Menschen,
welches das Fleischlich-Sinnliche ist294. Daß in den Höllen ein Zähneknirschen ist, sehe man Matth.8/12;
13/42,50; 22/13; 24/51; 25/30; Luk.13/28.
(63)
VON DER BOSHEIT
UND DEN VERRUCHTEN KUNSTGRIFFEN
DER BÖSEN GEISTER
(576)
Welche Vorzüge die Geister vor den Menschen voraus haben, kann jeder, der
inwendig denkt und etwas von der Wirksamkeit seiner Seele weiß, sehen und
begreifen; denn der Mensch kann in seinem Gemüt in einer Minute mehr
hin- und herbewegen, entwickeln und erschließen, als er in einer halben
Stunde auszusprechen und niederzuschreiben vermag; daraus erhellt, wieviel der
Mensch voraus hat, wenn er in seinem Geist ist, wieviel er also
voraus hat, wenn er ein Geist wird, denn der Geist ist es, der denkt, und
der Körper ist es, durch den der Geist seine Gedanken ausdrückt mittelst des
Redens oder Schreibens. Daher kommt, daß ein Mensch, der nach dem Tode ein
Engel wird, in unaussprechlicher Einsicht und Weisheit ist, verglichen mit
der Einsicht und Weisheit, die er hatte, da er noch in der Welt
lebte; denn sein Geist war, solange er in der Welt lebte, an den
Körper gefesselt, und durch diesen war er in der natürlichen Welt; daher
denn, was er damals geistig dachte, in natürliche Vorstellungen
einfloß, die im Vergleich mit jenen gemein, grob und dunkel sind, und
unzählige Dinge, die Gegenstand des geistigen Denkens sind, nicht aufnehmen und
sie auch in das Trübe einhüllen, das von den Sorgen in der Welt
herrührt; anders wenn der Geist vom Körper losgebunden ist, und in seinen
geistigen Zustand kommt, was geschieht, wenn er aus der natürlichen Welt
in die geistige, die ihm eigen ist, übergeht; daß alsdann sein Zustand
hinsichtlich der Gedanken und Neigungen seinen früheren Zustand unendlich
übertrifft, ist aus dem nun Gesagten offenbar; daher kommt, daß die Engel
Unaussprechliches und Unausdrückbares denken, mithin solches, das nicht
in die natürlichen Gedanken des Menschen eingehen kann, während doch jeder
Engel als Mensch geboren ist und als Mensch gelebt hatte und damals sich nicht
weiser vorkam als ein anderer Mensch seinesgleichen.
(577)
So groß bei den Engeln die Weisheit und Einsicht ist, ebensogroß ist auch die
Bosheit und Schlauheit bei den höllischen Geistern; denn die Sache ist die
gleiche, weil nämlich der Geist des Menschen, wenn er vom Körper
losgebunden ist, in seinem Guten oder in seinem Bösen ist, der
Engelgeist in seinem Guten und der höllische Geist in seinem Bösen;
denn jeder Geist ist sein Gutes oder sein Böses, weil er, wie schon öfter
gesagt und gezeigt worden, seine Liebe ist; daher denn wie der Engelgeist aus
seinem Guten denkt, will, redet und handelt, so der höllische Geist aus
seinem Bösen; anders, solange er im Körper lebte: damals war das Böse des
Menschengeistes in den Fesseln, die jeglichem Menschen angelegt sind vom
Gesetz, von der Rücksicht auf Erwerb, auf Ehre, auf den guten Namen und von den
Befürchtungen vor dem Verlust derselben; weshalb das Böse seines Geistes damals
nicht hervorbrechen und sich nicht offenbaren konnte, wie es an sich war;
überdies lag damals das Böse des Menschengeistes auch noch eingehüllt und
verdeckt in äußerer Rechtschaffenheit, Redlichkeit, Gerechtigkeit und
Liebe zum Wahren und Guten, die ein solcher Mensch im Munde führte und
erheuchelte um der Welt willen, und unter denen es so verborgen und
im Dunkeln versteckt lag, daß kaum er selbst wußte, daß
in seinem Geist so große Bosheit und Schlauheit und er somit
in sich ein solcher Teufel ist, wie er es nach dem Tode wird, wenn
sein Geist in sich selbst und in seine Natur kommt; alsdann stellt
sich eine solche Bosheit heraus, daß es allen Glauben übersteigt;
es sind tausenderlei Dinge, die aus dem Bösen selbst dann hervorbrechen,
und unter diesen sind auch solche, die nicht mit Worten irgendeiner Sprache
ausgedrückt werden können; welcher Art sie sind, ist mir durch viele Erfahrungen
zu wissen und sogar auch zu empfinden gegeben worden, weil mir vom
Herrn gegeben worden ist, meinem Geiste nach in der geistigen Welt und
zugleich dem Körper nach in der natürlichen Welt zu sein; das kann
ich bezeugen, daß ihre Bosheit so groß ist, daß von tausend Dingen kaum
eines beschrieben werden kann, sowie auch, daß der Mensch, sofern nicht der
Herr ihn beschützt, durchaus nicht aus der Hölle herausgerissen werden kann;
denn bei jedem Menschen sind sowohl Geister aus der Hölle als Engel aus dem
Himmel (man sehe Nr. 292, 293); und der Herr kann den Menschen nicht
schützen, sofern nicht der Mensch das Göttliche anerkennt und nicht ein Leben
des Glaubens und der Liebtätigkeit lebt; denn andernfalls wendet er sich
vom Herrn ab und kehrt sich den höllischen Geistern zu und wird
so seinem Geiste nach mit der gleichen Bosheit erfüllt; dennoch aber wird
der Mensch vom Herrn fortwährend vom Bösen, das er infolge des
Zusammenseins mit jenen Geistern sich beilegt und gleichsam an sich zieht,
abgelenkt, wo nicht durch innere Bande, welche die des Gewissens sind, die
er aber, wenn er das Göttliche leugnet, nicht annimmt, so doch
durch die äußeren Bande, welche, wie oben gesagt worden, sind die Befürchtungen
vor dem Gesetz und seinen Strafen, vor der Einbuße des Erwerbs und dem Verlust
der Ehre und des guten Rufes; ein solcher Mensch kann zwar vom Bösen abgelenkt
werden durch die Lustreize seiner Liebe und durch die Einbuße und den Verlust
derselben, allein er kann nicht in das geistig Gute eingeführt
werden; denn inwieweit er diesem zugeführt wird, insoweit sinnt
er bei sich auf List und Trug, indem er das Gute, Redliche und
Gerechte erheuchelt und lügt, in der Absicht, zu überreden und
so zu täuschen; diese Hinterlist fügt sich dem Bösen seines Geistes bei
und gestaltet es und macht, daß es zu dem Bösen wird, das
es seiner Natur nach ist.
(578)
Die Allerschlimmsten sind die, welche im Bösen aus der Selbstliebe waren
und zugleich inwendig in sich aus trügerischem Sinn handelten, weil der
Trugsinn tiefer in die Gedanken und Absichten eindringt und sie vergiftet
und so alles geistige Leben des Menschen zerstört; die meisten von ihnen
sind in den Höllen nach hinten und werden böse Engel [Genii] genannt, und
dort ist ihre Lust, sich unsichtbar zu machen und wie Gespenster [larvae]
andere zu umschweben und ihnen im verborgenen Böses zuzufügen, das
sie, wie die Ottern ihr Gift, ringsumher ausstreuen; diese werden grausamer als
die anderen gestraft. Die aber nicht trügerisch und nicht mit bösartigen
Schlauheiten erfüllt, und doch in Bösem aus der Selbstliebe gewesen waren,
befinden sich auch in den Höllen nach hinten, jedoch nicht in so
tiefen. Diejenigen hingegen, die im Bösen aus der Liebe zur Welt gewesen
waren, sind in den Höllen nach vorn und heißen Geister; diese sind nicht
solche Bosheiten, das heißt nicht solcher Haß und Rachedurst, wie die, welche
im Bösen der Selbstliebe sind, mithin haben sie auch nicht solche Arglist
und Schlauheit; daher auch ihre Höllen gelinder sind.
(579)
Es ist [mir] durch Erfahrung zu wissen gegeben worden, wie groß die
Bosheit derer ist, die böse Engel [Genii] genannt werden; die bösen Engel
wirken und fließen nicht in die Gedanken ein, sondern in die
Neigungen [affectiones]; diese bemerken sie und wittern sie wie die Hunde
in den Wäldern das Wild; gute Neigungen, wo sie dieselben gewahr
werden, verkehren sie augenblicklich in böse, indem sie dieselben
in wunderbarer Weise durch die Lustreize des anderen leiten und lenken,
und dies so heimlich und mit so bösartigem Kunstgriff, daß der andere
nichts davon ahnt, indem sie sorgfältig verhüten, daß nichts in das Denken
eindringt, weil sie dadurch sich verraten würden; beim Menschen setzen sie sich
unter das Hinterhaupt. Diese waren in der Welt diejenigen Menschen, welche
die Gemüter der anderen in heimtückischer Weise einnahmen, indem sie
dieselben durch die Lustreize ihrer Neigungen oder Begierden leiteten und
überredeten. Allein diese werden vom Herrn abgehalten von jedem Menschen, bei
dem noch einige Hoffnung der Besserung ist; denn sie sind von der Art, daß sie
nicht nur die Gewissen zerstören, sondern auch beim Menschen das anererbte Böse
aufregen können, das außerdem im Hintergrund verborgen liegt; damit daher
der Mensch nicht in dasselbe eingeführt werde, wird vom Herrn dafür
gesorgt, daß diese Höllen völlig verschlossen sind, und wenn ein Mensch, der
ein solcher böser Engel war, nach dem Tode ins andere Leben kommt, so wird
er sogleich in ihre Hölle geworfen; dieselben erscheinen auch, wenn
man sie ihren Ränken und Schlauheiten nach ansieht, als Vipern.
(580)
Welche Bosheit in den höllischen Geistern steckt, kann aus ihren
verruchten Kunstgriffen erhellen, deren so viele sind, daß, um sie
nur aufzuzählen, ein Buch, und um sie darzustellen, mehrere Bücher
ausgefüllt würden; diese Künste sind beinahe alle unbekannt in der Welt:
eine Gattung bezieht sich auf Mißbräuche der Entsprechungen; eine zweite auf
Mißbräuche des Letzten der göttlichen Ordnung; eine dritte auf die Mitteilung
und das Einfließen der Gedanken und Neigungen, mittelst des Sichhinwendens, mittelst
des Anblicks, mittelst anderer Geister außer ihnen und mittelst solcher, die
sie von sich aussenden; eine vierte auf Wirkungen mittelst Phantasien; eine
fünfte auf die aus sich Hinausversetzungen [ejectiones extra se] und
infolgedessen ein Gegenwärtigsein an anderen Orten, als wo sie mit
dem Leibe sind; eine sechste auf Verstellung, Beredung und Lüge. In diese
Künste kommt der Geist des bösen Menschen, wenn er von seinem Körper
abgetrennt ist, von selbst; denn sie liegen in der Natur seines Bösen, in der
er jetzt ist. Durch diese Künste quälen sie sich gegenseitig in den
Höllen; weil jedoch alle diese Künste mit Ausnahme derjenigen, die mittelst der
Verstellung, Beredung und Lüge geschehen, in der Welt unbekannt sind,
so will ich sie hier nicht im besonderen beschreiben, sowohl deshalb
nicht, weil sie nicht verstanden würden, als weil sie verruchter Art sind.
(581)
Daß Peinigungen in den Höllen vom Herrn zugelassen werden, hat seinen
Grund darin, daß das Böse nicht anders in Schranken gehalten und bezähmt
werden kann; das einzige Mittel, es zu bändigen und zu zähmen und die
höllische Rotte in Banden zu halten, ist die Furcht vor Strafe;
es gibt kein anderes Mittel; denn ohne die Furcht vor Strafe und Peinigung
würde das Böse sich in Rasereien stürzen, und das Ganze zerstöbe wie ein
Reich, indem kein Gesetz und keine Strafe ist.
(64)
VON DER ÄUßEREN ERSCHEINUNG,
LAGE UND VIELHEIT DER HÖLLEN
(582)
In der geistigen Welt oder in der Welt, in der die Geister und Engel
sind, erscheinen ähnliche Dinge wie in der natürlichen Welt oder
wo die Menschen sind, so ähnliche, daß dem äußeren Ansehen nach kein
Unterschied ist; es erscheinen daselbst Ebenen und es erscheinen
Berge, Hügel und Felsen und zwischen diesen Täler, und überdies auch Gewässer
und viele andere Dinge, die auf Erden sind; dennoch aber sind alle diese Dinge
aus geistigem Ursprung, weshalb sie vor den Augen der Geister und Engel
erscheinen und nicht vor den Augen der Menschen, weil die Menschen in der
natürlichen Welt sind; die Geistigen sehen die Dinge, die aus geistigem
Ursprung sind, und die Natürlichen die Dinge, die aus natürlichem Ursprung
sind; daher der Mensch mit seinen Augen durchaus nicht die Dinge sehen kann,
die in der geistigen Welt sind, sofern ihm nicht gegeben wird, im Geist
zu sein, oder auch nach dem Tode, da er ein Geist wird; umgekehrt
können auch der Engel und der Geist durchaus nichts in der natürlichen
Welt sehen, wenn sie nicht bei einem Menschen sind, dem gegeben ist, mit ihnen
zu reden; denn die Augen des Menschen sind zur Aufnahme des Lichtes der
natürlichen Welt eingerichtet, und die Augen der Engel und Geister sind zur
Aufnahme des Lichtes der geistigen Welt eingerichtet, und doch haben sie
beiderseits dem Anschein nach ganz die gleichen Augen. Daß die geistige Welt so beschaffen
sein soll, kann der natürliche Mensch nicht fassen und am wenigsten der
sinnliche Mensch, welcher derjenige ist, der nichts glaubt, als was er mit
den Augen seines Körpers sieht und mit dessen Händen greift, somit was
er durch das Gesicht und das Gefühl in sich aufgenommen hat und aus
ihnen denkt, dessen Denken also materiell und nicht geistig ist. Da nun
die geistige Welt und die natürliche Welt einander so ähnlich sind,
so weiß der Mensch nach dem Tode kaum anders, als daß er in der Welt
sei, in der er geboren wurde und von der er austrat, aus welchem
Grund man den Tod nur ein Versetztwerden aus einer Welt in eine ähnliche
andere nennt. Daß eine solche Ähnlichkeit zwischen beiden Welten besteht, sehe
man, wo von den Vorbildungen und Erscheinungen im Himmel,
Nr. 170-176, gehandelt worden ist.
(583)
Auf den Höhen daselbst sind die Himmel, in den Niederungen daselbst ist
die Geisterwelt, unter diesen und unter jenen sind die Höllen. Die Himmel
erscheinen den Geistern, die in der Geisterwelt sind, nicht, außer wenn
ihr inneres Sehen aufgeschlossen wird; zuweilen jedoch erscheinen sie wie
Nebelflecken [nimbi] oder wie glänzendweiße Wolken; der Grund ist, weil die
Engel des Himmels in einem inwendigeren Zustand hinsichtlich der Einsicht
und Weisheit, somit oberhalb des Gesichtskreises derjenigen sind, die sich
in der Geisterwelt befinden. Die Geister hingegen, die in den Ebenen
und Tälern sind, sehen sich gegenseitig; wenn sie aber daselbst voneinander
abgesondert sind, welches geschieht, wenn sie in ihr Inwendiges versetzt
worden sind, dann sehen die bösen Geister die guten nicht, die guten hingegen
können die bösen sehen, wenden sich aber von ihnen ab, und Geister, die sich
abwenden, werden unsichtbar. Die Höllen dagegen erscheinen nicht, weil sie
verschlossen sind, nur die Eingänge, welche Pforten heißen [werden sichtbar],
wenn sie für ähnliche andere, die eingelassen werden sollen, geöffnet werden.
Alle Pforten zu den Höllen stehen von der Geisterwelt aus offen und keine
vom Himmel aus.
(584)
Die Höllen sind allenthalben, sowohl unter den Bergen, Hügeln und Felsen, als
unter den Ebenen und Tälern; die Öffnungen oder Pforten zu den Höllen, die
unter den Bergen, Hügeln und Felsen sind, erscheinen dem Auge wie Spalten und
wie Felsenritzen, einige sich in die Breite ausdehnend und von großem
Umfang, einige eng und schmal, die meisten holperig; alle erscheinen, wenn man
hineinblickt, dunkel und finster; die höllischen Geister aber, die darin sind,
in einer Helle wie von glühenden Kohlen; zur Aufnahme dieser Helle sind
ihre Augen eingerichtet, und dies darum, weil sie während ihres Lebens
in der Welt in dichter Finsternis waren hinsichtlich der göttlichen
Wahrheiten, indem sie dieselben leugneten, dagegen aber wie in einer Helle
hinsichtlich des Falschen, indem sie es begründenten; daher das Sehen
ihrer Augen sich so gebildet hat; wovon auch die Folge ist, daß das Licht
des Himmels für sie dichte Finsternis ist, weshalb sie, wenn sie aus ihren
Höhlen herausgehen, nichts sehen; hieraus ging ganz deutlich hervor, daß der
Mensch insoweit in das Licht des Himmels kommt, als er das Göttliche
anerkennt und die Dinge des Himmels und der Kirche bei sich begründet; und daß
er insoweit in die Finsternis der Hölle kommt, als er das
Göttliche leugnet und sich in dem bestärkt, was wider die Dinge des
Himmels und der Kirche ist.
(585)
Die Öffnungen oder Pforten zu den Höllen, die unter den Ebenen und Tälern
sind, stellen sich dem Auge in verschiedenen Gestalten dar, einige
gleichen denen unter den Bergen, Hügeln und Felsen; einige sehen aus wie
Grotten und Höhlen; einige wie große Klüfte und Schlünde; einige wie Sümpfe und
einige wie stehende Gewässer; alle sind bedeckt und nur offen, wenn böse
Geister aus der Geisterwelt hineingeworfen werden; und wenn sie offen stehen,
so dringt daraus hervor entweder wie ein Feuer mit Rauch, dergleichen bei
Feuersbrünsten in der Welt295 erscheint, oder wie eine Flamme ohne Rauch oder wie ein Rußqualm wie
von einem entzündeten Kamin oder wie Nebeldunst [nimbus] und dichtes Gewölk;
ich hörte, daß die höllischen Geister dergleichen nicht sehen, noch empfinden,
weil sie, wenn sie sich darin befinden, wie in ihrer Atmosphäre und somit
in der Lust ihres Lebens sind, und dies darum, weil es dem Bösen und
Falschen entspricht, in dem sie sind, nämlich das Feuer dem Haß und der
Rachgier, der Rauch und Ruß dem Falschen aus diesen, die Flamme dem Bösen der
Selbstliebe, und der Nebeldunst und die dichte Wolke dem aus diesem
hervorgehenden Falschen.
(586)
Es ward [mir] auch gegeben, in die Höllen hineinzublicken und
zu sehen, wie sie inwendig beschaffen sind; denn wenn es dem Herrn
gefällt, kann der Geist und Engel, der oberhalb ist, mit seiner Sehkraft,
unaufgehalten durch die Bedeckungen, bis ins Unterste hinabdringen und schauen,
wie es beschaffen ist; so ward denn auch mir gegeben,
in dieselben hineinzusehen: einige Höhlen erschienen dem Auge wie Höhlen
und Grotten in Felsen, die nach innen und von da auch schräg oder
gerade abwärts in die Tiefe gingen. Einige Höhlen erschienen dem Auge wie Schlupfwinkel
und Höhlen, dergleichen die wilden Tiere in den Wäldern haben; einige
glichen den ausgesprengten Stollen und Gängen, wie sie in den Bergwerken
sind, mit Schächten gegen die unteren Teile zu; die meisten Höllen sind
dreifach abgeteilt: der obere Teil sieht inwendig finster aus, weil sie dort
im Falschen des Bösen sind, der untere aber erscheint feurig, weil sie
dort im Bösen selbst sind; denn die Finsternis entspricht dem Falschen des
Bösen und das Feuer dem Bösen selbst; in den tieferen Höllen sind nämlich
die, welche mehr inwendig aus dem Bösen gehandelt haben, in den weniger
tiefen aber die, welche mehr auswendig, das heißt aus dem Falschen des Bösen
[handelten]. In einigen Höllen erscheinen wie Trümmer von abgebrannten
Häusern und Städten, in denen höllische Geister wohnen und sich verbergen.
In den milderen Höllen zeigen sich wie elende Hütten, hie und
da zusammenhängend wie eine Stadt mit Straßen und Gassen; im Inneren
der Häuser sind da höllische Geister und unter ihnen unablässige Zänkereien,
Feindseligkeiten, Schlägereien und Zerfleischungen; auf den Gassen und Straßen
Raub und Plünderung. In einigen Höllen sind lauter Dirnenhäuser, welche
garstig anzusehen und mit allen Arten von Schmutz und Auswurf erfüllt sind.
Es gibt da auch dunkle Waldungen, in denen die höllischen
Geister wie wilde Tiere herumschweifen, und in diesen sind auch
unterirdische Höhlen, in welche diejenigen fliehen, die von anderen
verfolgt werden. Es gibt ferner wüste Gegenden, wo nichts als
Unfruchtbares und Sandiges ist, und hie und da rauhe Felsen, in denen
sich Höhlen befinden, und hin und wieder auch Hütten sind; in diese wüsten
Gegenden werden aus den Höllen diejenigen ausgeworfen, die das Äußerste
erstanden haben, besonders die, welche in der Welt in Erfindung und
Ausführung von Kunstgriffen und Ränken schlauer als die übrigen gewesen waren;
ihr Letztes ist ein solches Leben.
(587)
Was die Lage der Höllen im besonderen betrifft, so kann sie niemand
wissen, nicht einmal die Engel im Himmel, sondern allein der Herr; ihre
Lage im allgemeinen aber ist bekannt von den Weltgegenden, in denen
sie sind; denn die Höllen sind wie die Himmel nach Weltgegenden abgeteilt, und
die Weltgegenden sind in der geistigen Welt bestimmt nach den
Grundneigungen; denn alle Weltgegenden nehmen im Himmel ihren Ausgang vom
Herrn als der Sonne, Welcher der Aufgang [oriens] ist; und weil die Höllen den
Himmeln entgegengesetzt sind, so nehmen auch ihre Weltgegenden ihren
Ausgang vom Entgegengesetzten, somit vom Niedergang [occidens], worüber man
nachsehe im Abschnitt von den vier Weltgegenden im Himmel,
Nr. 141-153; daher kommt, daß die Höllen in der Abendgegend die
allerschlimmsten und schauerlichsten sind, und um so schlimmer und
schauerlicher, je mehr sie vom Aufgang entfernt sind, somit in allmählicher
Abstufung; in diesen Höllen sind diejenigen, die in der Welt
in der Liebe zu sich waren und infolgedessen in Verachtung
anderer und in Feindschaft gegen alle, die ihnen nicht günstig waren, dann
auch in Haß und Rachsucht gegen die, welche sie nicht verehrten und feierten;
in den entferntesten derselben sind diejenigen, die dem sogenannten
katholischen Religionsbekenntnis angehörten und in demselben wie Götter
verehrt werden wollten und daher von Haß und Rachsucht brannten wider alle, die
ihre Gewalt über die Seelen der Menschen und über den Himmel nicht anerkannten;
diese haben wider solche, die sich widersetzten, noch dieselbe Gesinnung, das
heißt denselben Haß und Rachedurst, den sie in der Welt hatten; ihre
höchste Lust ist, zu wüten; allein dies wird im anderen Leben wider
sie selbst gekehrt; denn in ihren Höllen, mit denen die Abendgegend
angefüllt ist, wütet der eine gegen den anderen, der ihm die göttliche Gewalt
abspricht; doch hierüber soll weiteres gesagt werden im Werkchen »Vom
Letzten Gericht und dem zerstörten Babylonien«. Wie aber die Höllen
in dieser Weltgegend geordnet sind, kann man nicht wissen, nur dies, daß
die Grimmigsten dieser Gattung auf den Seiten gegen die mitternächtliche Gegend
hin sind, die weniger Grimmigen gegen die mittägliche Gegend hin; so nimmt
die Wildheit der Höllen ab von der mitternächtlichen Gegend gegen die
mittägliche hin und auch stufenweise gegen Morgen; gegen Morgen sind dort die,
welche hochmütig gewesen waren und nicht an das Göttliche geglaubt hatten,
dennoch aber nicht in solchem Haß und Rachedurst, noch in solchem
Trugsinn gewesen waren wie die, welche tiefer in der Abendgegend sind.
In der Morgengegend sind heutzutage keine Höllen; die dort waren, sind
in die Abendgegend in deren Vordergrund versetzt worden. Der Höllen
in der Mitternachts- und in der Mittagsgegend gibt es viele;
in ihnen sind die, welche während ihres Lebens in der Weltliebe und
infolgedessen in mancherlei Bösem waren, als da sind: Groll,
Feindseligkeit, Diebereien, Räubereien, Hinterlist, Geiz, Unbarmherzigkeit; die
schlimmsten dieser Art Höllen sind in der mitternächtlichen Gegen, die
milderen in der mittäglichen; ihre Entsetzlichkeit wächst in dem
Verhältnis, wie sie der Abendgegend näher und auch wie sie von der mittäglichen
entfernter sind, und sie nimmt ab gegen die Morgengegend und auch gegen
die Mittagsgegend hin. Hinter den Höllen, die in der Abendgegend sind,
befinden sich dunkle Waldungen, in denen bösartige Geister wie wilde Tiere
herumschweifen; ebenso hinter den Höllen in der mitternächtlichen Gegend.
Hinter den Höllen in der Mittagsgegend aber sind die Wüsten, von denen
soeben gehandelt wurde. Soviel über die Lage der Höllen.
(588)
Was die Vielheit der Höllen anbelangt, so gibt es ebenso viele
Höllen, als es Engelgesellschaften in den Himmeln gibt, weil jeder
himmlischen Gesellschaft als Gegensatz eine höllische Gesellschaft entspricht;
daß die himmlischen Gesellschaften unzählig sind und alle unterschieden nach
dem Guten der Liebe, der Liebtätigkeit und des Glaubens, sehe man
im Abschnitt von den Gesellschaften, aus denen die Himmel bestehen,
Nr. 41-50; und im Abschnitt von der Unermeßlichkeit des Himmels,
Nr. 415-420; ebenso nun auch die höllischen Gesellschaften, die nach dem,
dem Guten entgegengesetzten Bösen unterschieden sind. Jegliches Böse ist von
unendlicher Mannigfaltigkeit, wie jegliches Gute; daß dem so sei, fassen
diejenigen nicht, die bloß eine einfache Vorstellung von jeglichem Bösen haben,
wie z.B. von der Verachtung, vom Haß, von der Rachsucht, von Trugsinn und von
ähnlichem anderen, allein sie sollen wissen, daß jedes von diesen so viele
spezifische Unterschiede und [jeder von diesen] wieder so viele
spezifische oder Sonderunterschiede enthält, daß ein ganzer Band nicht
hinreichen würde, sie aufzuzählen; die Höllen sind nach den Unterschieden eines
jeden Bösen so ordentlich unterschieden, daß es nichts Geordneteres
und genauer Unterschiedenes gibt. Daraus kann erhellen, daß sie unzählig sind,
die eine nahe bei der anderen und die andere entfernt von der anderen,
je nach den Unterschieden des Bösen im allgemeinen,
im besonderen und im einzelnen. Es gibt auch Höllen unterhalb
der Höllen; es besteht Verbindung zwischen einigen durch Durchgänge
[transitus], und es besteht Verbindung zwischen vielen durch Ausdünstungen,
und dies ganz nach den Verwandtschaften der einen Gattung und der einen Art des
Bösen mit anderen. Wie groß die Zahl der Höllen ist, ward mir auch dadurch
zu wissen gegeben, daß Höllen unter jeglichem Berg, Hügel und Felsen und
auch unter jeder Ebene und jedem Tal sind, und daß sie unter diesen sich
in die Länge, Breite und Tiefe ausdehnen; mit einem Wort, der ganze Himmel
und die ganze Geisterwelt sind gleichsam unterhöhlt und unter ihnen eine
fortlaufende Hölle. Soviel über die Vielheit der Höllen.
(65)
VOM GLEICHGEWICHT
ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE
(589)
Es muß, damit etwas existiere,, alles im Gleichgewicht sein; ohne
Gleichgewicht gibt es kein Wirken und Gegenwirken, denn das Gleichgewicht
findet zwischen zwei Kräften statt, von denen die eine wirkt und die andere
rückwirkt; die aus der gleichen Wirkung und Gegenwirkung sich ergebende Ruhe
heißt das Gleichgewicht [Aequilibrium]. In der natürlichen Welt besteht
ein Gleichgewicht bei allem und jedem, im allgemeinen selbst in den
Atmosphären, in denen die unteren rückwirken und widerstehen, inwieweit
die oberen wirken und herabdrücken; in der natürlichen Welt besteht auch
ein Gleichgewicht zwischen Wärme und Kälte, zwischen Licht und Schatten und
zwischen Trockenem und Nassem, die mittlere Temperatur ist das Gleichgewicht;
es besteht auch ein Gleichgewicht zwischen allen Subjekten der
Naturreiche, deren es drei sind, nämlich das Mineralreich, das
Pflanzenreich und das Tierreich; denn ohne Gleichgewicht in ihnen entsteht
und besteht nichts; es ist überall wie ein wirkendes Streben von einer
Seite und ein rückwirkendes von der anderen. Alle Entstehung oder alle Wirkung
geschieht im Gleichgewicht, sie geschieht aber dadurch, daß die eine Kraft
treibt und die andere sich treiben läßt, oder daß die eine Kraft treibend
einwirkt und die andere aufnimmt und dem gemäß nachgibt. In der
natürlichen Welt wird das, was wirkt, und das, was rückwirkt, Kraft und auch
Streben [conatus] genannt; in der geistigen Welt aber heißt das, was wirkt
und was rückwirkt, Leben und Wille; das Leben ist dort die lebendige Kraft, und
der Wille ist das lebendige Streben, und das Gleichgewicht selbst heißt die
Freiheit; es entsteht und besteht also ein geistiges Gleichgewicht oder
Freiheit zwischen dem Guten, das von einer Seite her wirkt, und dem Bösen, das
von der anderen Seite her rückwirkt, oder zwischen dem Bösen, das von der einen
Seite her wirkt, und dem Guten, das von der anderen Seite her rückwirkt; das
Gleichgewicht zwischen dem wirkenden Guten und dem rückwirkenden Bösen ist bei
den Guten, hingegen das Gleichgewicht zwischen dem wirkenden Bösen und dem
rückwirkenden Guten ist bei den Bösen; daß ein geistiges Gleichgewicht zwischen
dem Guten und Bösen besteht, hat seinen Grund darin, daß alle Lebensäußerung
des Menschen sich auf das Gute und das Böse bezieht und der Wille das
Aufnahmegefäß ist; es besteht auch ein Gleichgewicht zwischen dem Wahren
und dem Falschen; allein dies hängt vom Gleichgewicht zwischen dem Guten und
Bösen ab; das Gleichgewicht zwischen dem Wahren und Falschen ist wie das zwischen
Licht und Schatten, die insoweit auf die Subjekte des Pflanzenreichs wirken,
als im Licht und Schatten Wärme und Kälte ist; daß Licht und Schatten
nicht aus sich wirken, sondern die Wärme durch sie, kann man aus dem gleichen
Licht und Schatten zur Zeit des Winters und zur Zeit des Frühlings abnehmen.
Der Vergleich des Wahren und Falschen mit dem Licht und Schatten gründet sich
auf die Entsprechung; denn das Wahre entspricht dem Licht und das Falsche dem
Schatten und die Wärme dem Guten der Liebe, und wirklich ist auch das geistige
Licht Wahres, der geistige Schatten ist Falsches und die geistige Wärme ist
Gutes der Liebe; worüber man nachsehe im Abschnitt, in dem vom Licht
und der Wärme im Himmel, Nr. 126-140, gehandelt worden ist.
(590)
Es besteht ein beständiges Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle; aus der
Hölle dünstet fortwährend aus und steigt auf ein Streben, Böses zu tun,
und aus dem Himmel dünstet fortwährend aus und steigt herab ein Streben, Gutes
zu tun; in diesem Gleichgewicht ist die Geisterwelt, und daß diese
in der Mitte zwischen Himmel und Hölle ist, sehe man Nr. 421-431. Die
Geisterwelt ist darum in diesem Gleichgewicht, weil jeder Mensch nach dem
Tode zuerst in die Geisterwelt eintritt und hier in dem gleichen
Zustand gehalten wird, in dem er in der Welt war, was nicht geschehen
könnte, wenn hier nicht das vollkommenste Gleichgewicht wäre; denn dadurch
werden alle geprüft, wie sie beschaffen sind; denn sie sind hier ihrer Freiheit
überlassen, wie sie dieselbe in der Welt gehabt hatten; das geistige
Gleichgewicht ist die Freiheit [Liberum] beim Menschen und dem Geist, wie
soeben Nr. 589 gesagt worden ist. Wie die Freiheit eines jeden beschaffen
ist, wird dort von den Engeln im Himmel durch Mitteilung der Neigungen und
der Gedanken aus diesen erkannt; und dies stellt sich vor den engelischen
Geistern sichtbar dar durch die Wege, die sie gehen; die, welche gute Geister
sind, gehen Wege, die zum Himmel führen, die bösen Geister hingegen gehen Wege,
die zur Hölle führen; die Wege erscheinen wirklich in jener Welt; worin
auch der Grund liegt, warum der Weg im Wort die Wahrheiten bezeichnet, die
zum Guten führen, und im entgegengesetzten Sinn das Falsche, das zum Bösen
führt; und daher kommt auch, daß gehen, wandeln und reisen im Wort die
Fortbewegungen des Lebens bezeichnet296; solche Wege sind mir oft zu sehen gegeben worden und auch das
freitätige Gehen und Wandeln der Geister auf denselben je nach ihren
Neigungen und den aus diesen kommenden Gedanken. himmels-engel.de
(591)
Daß das Böse fortwährend aus der Hölle ausdünstet und aufsteigt und das Gute
fortwährend aus dem Himmel ausdünstet und herabsteigt, kommt daher, daß eine
geistige Sphäre jeden umgibt und diese Sphäre aus dem Leben der Neigungen und
der aus diesen kommenden Gedanken ausfließt und hervorwallt297; und weil eine solche Lebenssphäre jedem entströmt, so entströmt
sie auch jeder himmlischen Gesellschaft und jeder höllischen Gesellschaft,
mithin allen zugleich, das heißt dem ganzen Himmel und der ganzen Hölle; das
Gute entfließt dem Himmel, weil dort alle im Guten sind, und das Böse der
Hölle, weil dort alle im Bösen sind; das Gute, das vom Himmel kommt, ist
alles vom Herrn; denn die Engel, die im Himmel sind, werden alle von ihrem
Eigenen abgehalten und im Eigenen des Herrn festgehalten, welches das Gute
selbst ist; die Geister dagegen, die in den Höllen sind, sind alle
in ihrem Eigenen, und das Eigene eines jeden ist nichts als Böses, und
weil es nichts als Böses ist, so ist es eine Hölle298. Hieraus kann erhellen, daß das Gleichgewicht, in dem die Engel
in den Himmeln und die Geister in den Höllen gehalten werden, nicht
ist wie das Gleichgewicht in der Geisterwelt; das Gleichgewicht der Engel
in den Himmeln findet in dem Maße statt, als sie im Guten sein
wollten oder als sie im Guten gelebt hatten in der Welt, somit auch,
als sie das Böse verabscheut hatten; das Gleichgewicht der Geister in der
Hölle dagegen findet in dem Maße statt, als sie im Bösen sein wollten
oder als sie im Bösen gelebt hatten in der Welt, somit auch, als sie
im Herzen und im Geist wider das Gute gewesen waren.
(592)
Würde der Herr nicht sowohl die Himmel als die Höllen regieren,
so bestände auch gar kein Gleichgewicht, und wenn kein Gleichgewicht,
so wäre auch kein Himmel und keine Hölle; denn alles und jedes
im Weltall, das heißt, sowohl in der natürlichen als in der
geistigen Welt, besteht durch das Gleichgewicht; daß dem so ist, kann
jeder vernünftige Mensch erkennen; gib nur ein Übergewicht auf der einen Seite
und keinen Widerstand auf der anderen, würde da nicht das auf beiden
Seiten Liegende zugrunde gehen ? So würde es in der geistigen
Welt ergehen, wenn nicht das Gute dem Bösen entgegenwirkte und dessen
Auflehnung fortwährend in Schranken hielte; würde nicht einzig und allein
das Göttliche dies tun, so müßte der Himmel und die Hölle und mit diesen
das ganze menschliche Geschlecht zugrunde gehen; würde nicht einzig und allein
das Göttliche dies tun, sage ich, weil das Eigene eines jeden, sowohl des
Engels als des Geistes und des Menschen, nichts als Böses ist, man sehe
Nr. 591; weshalb kein Engel und kein Geist dem Bösen, das aus der Hölle
fortwährend ausdünstet, irgend widerstehen könnte, weil aus ihrem Eigenen alle
zur Hölle hinstreben. Hieraus erhellt, daß sofern nicht der Herr allein sowohl
die Himmel als die Höllen regierte, für keinen irgend Heil wäre. Überdies
wirken alle Höllen als eines zusammen; denn das Böse in den Höllen
ist zusammenhängend, wie das Gute in den Himmeln, und Widerstand leisten
allen Höllen, welche unzählig sind und zusammenwirken wider den Himmel und
wider alle, die in diesem sind, kann nur allein das Göttliche, das einzig
vom Herrn ausgeht.
(593)
Das Gleichgewicht zwischen den Himmeln und den Höllen nimmt ab und nimmt
zu je nach der Zahl derer, die in den Himmel und in die Hölle
kommen, und dahin gelangen täglich viele Tausende, und dies abzuwägen und
auszugleichen vermag durchaus kein Engel, sondern allein der Herr; denn das vom
Herrn ausgehende Göttliche ist allgegenwärtig und sieht überall, wo etwas
wankt; der Engel sieht nur, was nahe bei ihm ist und nimmt nicht einmal
in sich wahr, was in seiner Gesellschaft vorgeht.
(594)
Wie alles in den Himmeln und in den Höllen so geordnet ist, daß
alle und jede, die darin sind, in ihrem Gleichgewicht sind, kann
einigermaßen aus dem erhellen, was oben von den Himmeln und von den Höllen
gesagt und gezeigt worden ist, daß nämlich alle Gesellschaften des Himmels
in der genauesten Ordnung nach dem Guten und dessen Gattungen und Arten
unterschieden sind; und alle Gesellschaften der Höllen nach dem Bösen und dessen
Gattungen und Arten; und daß unter jeder Gesellschaft des Himmels eine ihr
gegensätzlich entsprechende Gesellschaft der Hölle ist, aus welcher
gegensätzlichen Entsprechung das Gleichgewicht hervorgeht; weshalb vom Herrn
stets dafür gesorgt wird, daß nicht die unter einer himmlischen Gesellschaft
befindliche höllische Gesellschaft das Übergewicht bekomme; und inwieweit sie
zu überwiegen beginnt, wird sie durch mancherlei Mittel in Schranken
gehalten und in das rechte Verhältnis des Gleichgewichts zurückgebracht;
solcher Mittel gibt es viele, von denen bloß einige angeführt werden
sollen; einige Mittel beziehen sich auf eine verstärkte Gegenwart des Herrn;
einige auf eine engere Gemeinschaft und Verbindung einer oder mehrerer
Gesellschaften mit anderen; einige auf die Ausstoßung der überflüssigen
höllischen Geister in die Wüsten; einige auf die Versetzung einiger von
einer Hölle in eine andere; einige auf das Ordnen derer, die in den
Höllen sind, was ebenfalls auf mancherlei Weise geschieht; einige auf Verschließung
einiger Höllen unter dichtere und stärkere Bedeckungen; dann auch auf
Hinablassung mehr in die Tiefe; anderer Mittel nicht zu gedenken;
auch [auf solches, das] in den Himmeln über ihnen [vorgeht]. Dies ist
gesagt worden, damit man einigermaßen erkenne, daß der Herr allein Vorsehung
tut, daß überall ein Gleichgewicht zwischen dem Guten und Bösen, somit zwischen
Himmel und Hölle sei; denn auf solchem Gleichgewicht beruht das Heil aller
in den Himmeln und aller auf Erden.
(595)
Man muß wissen, daß die Höllen fortwährend den Himmel angreifen und ihn
zu zerstören streben; und daß der Herr fortwährend die Himmel beschützt,
indem Er die, welche darin sind, vom Bösen, das aus ihrem Eigenen kommt,
abhält und im Guten, das aus Ihm kommt, festhält; es ist mir öfter
gegeben worden, die von den Höllen ausströmende Sphäre zu empfinden,
welche ganz die Sphäre der Bestrebungen war, das Göttliche des Herrn und
so den Himmel zu zerstören; es wurden auch einige Male die
Aufwallungen [ebullitiones] einiger Höllen empfunden, sie waren Bestrebungen,
hervorzubrechen und zu zerstören; umgekehrt aber geschieht nie ein Angriff
von seiten der Himmel gegen die Höllen, denn die vom Herrn ausgehende göttliche
Sphäre ist das beständige Streben, alle selig zu machen; und weil die
in den Höllen nicht selig gemacht werden können, da alle, die darin
sind, im Bösen und wider das Göttliche sind, so werden, soweit
es möglich ist, in den Höllen die Empörungen gebändigt und die
Wütereien in Schranken gehalten, damit sie nicht über das Maß
widereinander selbst losbrechen; was auch durch unzählige Mittel der göttlichen
Macht geschieht.
(596)
Es sind zwei Reiche, in welche die Himmel abgeteilt sind, nämlich das
himmlische Reich und das geistige Reich, worüber man Nr. 20-28 nachsehe;
ebenso gibt es zwei Reiche, in welche die Höllen abgeteilt sind; das
eine von diesen Reichen ist dem himmlischen Reich entgegengesetzt und das
andere ist dem geistigen Reich entgegengesetzt; jenes, das dem himmlischen
Reich entgegengesetzt ist, befindet sich in der Abendgegend, und die,
welche darin sind, heißen böse Engel [Genii]; das aber, das dem geistigen Reich
entgegengesetzt ist, befindet sich in der mitternächtlichen und
mittäglichen Gegend, und die darin sind, heißen Geister. Alle, die
im himmlischen Reich sind, sind in der Liebe zum Herrn, und alle, die
in den diesem Reich entgegengesetzten Höllen sind, sind in der Liebe
zu sich; alle hingegen, die im geistigen Reich sind, sind in der
Liebe zum Nächsten, alle aber, die in den diesem Reich entgegengesetzten Höllen
sind, sind in der Liebe zur Welt; daraus war offenbar, daß die Liebe zum
Herrn und die Liebe zu sich einander entgegengesetzt sind; ebenso die
Liebe zum Nächsten und die Liebe zur Welt. Es wird vom Herrn stets dafür
gesorgt, daß nichts von den dem himmlischen Reich des Herrn entgegengesetzten
Höllen gegen diejenigen hin einfließe, die im geistigen Reich sind; denn
geschähe dies, so würde das geistige Reich zugrunde gehen, die Ursache
sehe man Nr. 578, 579. Dies sind die zwei allgemeinen Gleichgewichte, die
vom Herrn stets unversehrt erhalten werden.
(66)
DAß DER MENSCH IN DER FREIHEIT SEI
DURCH DAS GLEICHGEWICHT
ZWISCHEN HIMMEL UND HÖLLE
(597)
Oben ist vom Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle gehandelt und gezeigt
worden, daß dieses Gleichgewicht das Gleichgewicht zwischen dem Guten ist, das
aus dem Himmel kommt, und zwischen dem Bösen, das aus der Hölle kommt, daß
es also ein geistiges Gleichgewicht ist, das in seinem Wesen Freiheit
[Liberum] ist. Das geistige Gleichgewicht ist aber in seinem Wesen
Freiheit, weil es zwischen dem Guten und Bösen und zwischen dem Wahren und
Falschen statthat und diese geistig sind; weshalb denn das Vermögen, das Gute
oder das Böse zu wollen und das Falsche oder das Wahre zu denken und
das eine vor dem anderen zu erwählen, die Freiheit ist, um die
es sich hier handelt. Diese Freiheit wird jedem Menschen vom Herrn gegeben
und nie genommen; sie gehört zwar vermöge ihres Ursprungs nicht dem Menschen,
sondern dem Herrn an, weil sie vom Herrn ist, sie wird aber dennoch dem Menschen
zugleich mit dem Leben wie sein Eigentum geschenkt; und dies zu dem Ende,
daß der Mensch gebessert und selig gemacht werden könne, denn ohne Freiheit
keine Besserung und Seligmachung. Jeder kann aus eigener Vernunftanschauung
sehen, daß in des Menschen Freiheit liegt, böse oder gut, redlich oder
unredlich, gerecht oder ungerecht zu denken; und daß er auch gut,
redlich und gerecht, aber nicht böse, unredlich und ungerecht reden und handeln
kann um der geistigen, sittlichen und bürgerlichen Gesetze willen, durch
die sein Äußeres in Banden gehalten wird. Hieraus erhellt, daß der Geist
des Menschen (und dieser ist es, welcher denkt und will) in der Freiheit
ist, nicht so das Äußere des Menschen, welches redet und handelt, sofern
dies nicht nach den oben erwähnten Gesetzen geschieht.
(598)
Daß der Mensch nicht gebessert werden kann, sofern er nicht Freiheit [des
Denkens und Wollens] hat, kommt daher, daß er in Böses aller Art geboren
wird, das doch erst entfernt werden muß, damit er selig werden könne; und
es kann nicht entfernt werden, sofern er es nicht in sich sieht
und es anerkennt und hernach es nicht will und zuletzt
es verabscheut; dann erst wird es entfernt; dies kann nicht
geschehen, sofern nicht der Mensch sowohl im Guten als im Bösen ist;
denn aus dem Guten kann er das Böse sehen, nicht aber aus dem Bösen das
Gute; das geistig Gute, das der Mensch denken kann, lernt er von Kindheit
an durch Lesung des Wortes und durch die Predigt; und das sittliche und
bürgerliche Gute durch das Leben in der Welt; dies ist das erste, wegen
dessen der Mensch in Freiheit sein muß. Das andere ist, daß dem Menschen
nichts angeeignet wird, als was aus einer seiner Liebe angehörenden Neigung
geschieht; das übrige kann zwar [in ihn] eingehen, aber nicht weiter als
ins Denken und nicht ins Wollen, und was nicht bis ins Wollen des Menschen
eindringt, das wird nicht das Seine; denn das Denken nimmt das Seinige aus dem
Gedächtnis, der Wille aber aus dem Leben selbst; nichts ist irgend frei, was
nicht aus dem Willen oder, was dasselbe ist, aus der der Liebe angehörenden
Neigung kommt; denn alles, was der Mensch will oder liebt, das tut er mit
Freiheit; daher kommt, daß die Freiheit des Menschen und die seiner Liebe oder
seinem Willen angehörende Neigung eins sind; darum also hat der Mensch
Freiheit, damit er vom Wahren und Guten angeregt werden oder
es lieben und dieses somit wie sein Eigentum werden könne; mit einem Wort,
was nicht in der Freiheit in den Menschen eingeht, das bleibt nicht,
weil es nicht seiner Liebe oder dem Willen, und was nicht der Liebe oder
dem Willen des Menschen angehört, das gehört nicht seinem Geist an; das Sein
des Menschengeistes ist das Lieben oder Wollen; Lieben oder Wollen, sage ich,
weil der Mensch das will, was er liebt. Dies ist nun der Grund, warum der
Mensch nicht gebessert werden kann, sofern er nicht in der Freiheit
ist. Doch mehreres über die Freiheit des Menschen sehe man in den
»Himmlischen Geheimnissen« in den unten angeführten Stellen [nach
Nr. 603].
(599)
Damit der Mensch in Freiheit sei, um gebessert werden zu können,
wird er seinem Geist nach mit dem Himmel und der Hölle verbunden; denn bei
jeglichem Menschen sind Geister aus der Hölle und Engel aus dem Himmel; durch
die Geister aus der Hölle ist der Mensch in seinem Bösen, durch die Engel
aus dem Himmel aber ist der Mensch im Guten vom Herrn, somit
in geistigem Gleichgewicht, das heißt in der Freiheit. Daß jedem
Menschen Engel aus dem Himmel und Geister aus der Hölle beigesellt sind, sehe
man im Abschnitt von der Verbindung des Himmels mit dem menschlichen
Geschlecht, Nr. 291-302.
(600)
Zu wissen ist, daß die Verbindung des Menschen mit dem Himmel und mit der Hölle
nicht unmittelbar mit diesen statthat, sondern mittelbar durch Geister, die aus
der Geisterwelt sind; diese Geister sind beim Menschen, keine aber aus der
Hölle selbst oder aus dem Himmel selbst; durch böse Geister in der
Geisterwelt wird der Mensch mit der Hölle verbunden und durch gute Geister, die
dort sind, mit dem Himmel; weil die Sache sich so verhält, darum ist die
Geisterwelt in der Mitte zwischen Himmel und Hölle, und hier ist das
Gleichgewicht selbst. Daß die Geisterwelt in der Mitte zwischen Himmel und
Hölle ist, sehe man im Abschnitt von der Geisterwelt, Nr. 421-431;
und daß in dieser das eigentliche Gleichgewicht ist, in dem [diesem]
kurz vorhergegangenen Abschnitt, Nr. 589-596. Daraus erhellt nun, woher
dem Menschen die Freiheit kommt.
(601)
Noch soll einiges von den dem Menschen beigegebenen Geistern gesagt werden;
eine ganze Gesellschaft kann Gemeinschaft haben mit einer anderen Gesellschaft
und auch mit einem anderen, wo dieser auch sein mag, durch einen von ihr
ausgesandten Geist; dieser Geist heißt der Träger [Subjectum] mehrerer; ebenso
verhält es sich mit der Verbindung des Menschen mit Gesellschaften
in der Hölle durch die dem Menschen beigegebenen Geister aus der
Geisterwelt. Hierüber sehe man in den »Himmlischen Geheimnissen«
in den am Ende angeführten Stellen [nach Nr. 603].
(602)
Zuletzt ist noch des Eingepflanzten zu gedenken (das von einem Einfluß des
Himmels beim Menschen herrührt), betreffend sein Leben nach dem Tode;
es waren einige vom einfältigen Volk, die in der Welt im Guten
des Glaubens gelebt hatten; diese wurden in den gleichen Zustand gebracht,
in dem sie in der Welt gewesen waren, was mit jeglichem geschehen
kann, wenn der Herr es gestattet; und nun wurde gezeigt, welche
Vorstellung sie vom Zustand nach dem Tode gehabt hatten; sie sagten, einige
Verständige hätten sie in der Welt gefragt, was sie von ihrer Seele nach
dem Leben in der Welt dächten; worauf sie bemerkt hätten, sie wissen
nicht, was die Seele sei; man habe sie weiter gefragt, was sie von ihrem
Zustand nach dem Tode glaubten, worauf sie erwidert hätten, sie glauben, daß
sie als Geister fortleben werden; dann habe man gefragt, welchen Glauben sie
vom Geist haben, sie hätten gesagt, er sei ein Mensch; man habe gefragt,
woher sie dies wissen, sie hätten geantwortet, sie wüßten es, weil es so
sei; jene Verständigen hatten sich gewundert, daß solchen Glauben die
Einfältigen haben und nicht sie. Daraus ging hervor, daß bei jedem Menschen,
der in der Verbindung mit dem Himmel ist, etwas Eingepflanztes über sein
Leben nach dem Tode ist; welches Eingepflanzte nirgend anderswoher stammt, als
vom Einfluß aus dem Himmel, das heißt durch den Himmel vom Herrn, mittelst der
Geister, die aus der Geisterwelt dem Menschen beigegeben sind; und daß
es diejenigen haben, bei denen die Freiheit des Denkens nicht ausgelöscht
ist durch angenommene und mannigfach begründete Begriffe [principia] von der
menschlichen Seele, die sie entweder für ein bloßes Denken [puram cogitationem]
oder für ein beseeltes Grundwesen [principium animatum] erklären, dessen Sitz
sie im Körper suchen, während doch die Seele nichts ist als das Leben des
Menschen, der Geist aber der Mensch selbst, und der irdische Körper, den
er in der Welt herumträgt, nur dienstbares Werkzeug, durch das der Geist,
welcher der Mensch selbst ist, in einer ihm angemessenen Weise handelt
in der natürlichen Welt.
(603)
Das, was in diesem Werk vom Himmel, von der Geisterwelt und von der Hölle
gesagt worden ist, wird dunkel sein für die, welche keine Lust haben, geistige
Wahrheiten zu wissen, hell hingegen für die, welche Lust daran haben,
besonders für die, welche in der Neigung zum Wahren um des Wahren
willen sind, das heißt, die das Wahre lieben, weil es wahr ist; denn was
man liebt, das dringt mit Lust in die Vorstellung des Gemütes ein,
vornehmlich wenn man das Wahre liebt, weil alles Wahre im Licht ist.
(67)
Gesammeltes
aus den
»Himmlischen Geheimnissen«
über die Freiheit des Menschen,
über den Einfluß und über die Geister,
durch welche die Mitteilungen geschehen
(a)
Von
der Freiheit
(1) - Alle Freiheit gehört der Liebe an, weil der Mensch das, was er liebt, mit Freiheit tut: 2870, 3158, 8987, 8990, 9585, 9591.
(2) - Weil die Freiheit der Liebe angehört, ist sie eines jeden Leben: 2873.
(3) - Nichts erscheint als Eigenes, als was aus der Freiheit kommt: 2880.
(4) - Es gibt eine himmlische Freiheit und eine höllische Freiheit: 2870, 2873, 2874, 9589, 9590.
(5) - Die himmlische Freiheit gehört der himmlischen Liebe oder der Liebe zum Guten und Wahren an: 1947, 2870, 2872.
(6) - und weil die Liebe zum Guten und Wahren vom Herrn ist, so ist die eigentliche Freiheit, sich vom Herrn führen lassen: 892, 905, 2872, 2886, 2890-2892, 9096, 9586, 9587, 9589-9591.
(7) - Der Mensch wird in die himmlische Freiheit vom Herrn eingeführt durch die Wiedergeburt: 2874, 2875, 2882, 2892.
(8) - Der Mensch muß die Freiheit haben, damit er wiedergeboren werden kann: 1937, 1947, 2876, 2881, 3145, 3146, 3158, 4031, 8700.
(9) - Sonst könnte die Liebe zum Guten und Wahren dem Menschen nicht eingepflanzt, noch ihm scheinbar als das Seinige angeeignet werden: 2877, 2879, 2880, 2888.
(10) - Nichts, was aus Zwang geschieht, verbindet sich mit dem Menschen: 2875, 8700.
(11) - Könnte der Mensch durch Zwang gebessert werden, so würden alle selig werden: 2881.
(12) - Der Zwang ist bei der Wiedergeburt gefährlich: 4031.
(13) - Aller Gottesdienst aus der Freiheit ist [wirklicher] Gottesdienst, nicht aber der aus Zwang geschieht: 1947, 2880, 7349, 10097.
(14) - Die Buße muß im Zustand der Freiheit geschehen, und die, welche im Zustand des Zwanges geschieht, hat keinen Wert: 8392.
(15) - Welche Zustände die des Zwanges seien: 8392.
(16) - Es ist dem Menschen gegeben worden, mit der Freiheit der Vernunft handeln zu können, damit für ihn das Gute vorgesehen werden könne, und darum ist der Mensch in der Freiheit, auch das Böse zu denken und zu wollen, ja es auch zu tun, soweit nicht die Gesetze es verhindern: 10777.
(17) - Der Mensch wird vom Herrn zwischen Himmel und Hölle, und so im Gleichgewicht gehalten, damit er in Freiheit sei um der Besserung willen: 5982, 6477, 8209, 8987.
(18) - Was in [dem Zustand] der Freiheit eingepflanzt wird, das bleibt, nicht aber was im Zwang eingepflanzt wird: 9588.
(19) - Darum wird die Freiheit keinem je genommen: 2876, 2881.
(20) - Keiner wird vom Herrn gezwungen: 1937, 1947.
(21) - Das Sichselbstzwingen kommt aus der Freiheit, nicht aber das Gezwungenwerden: 1937, 1947.
(22) - Der Mensch soll sich zwingen zum Widerstand gegen das Böse: 1937, 1947, 7914, und auch zum Tun des Guten wie von sich, dennoch aber anerkennen, daß es vom Herrn kommt: 2883, 2891, 2892, 7914.
(23) - Der Mensch hat größere Freiheit in den Versuchungskämpfen, in denen er überwindet, weil alsdann der Mensch sich innerlich zwingt zu widerstehen, obgleich es anders erscheint: 1937, 1947, 2881.
(24) - Höllische Freiheit ist, sich von der Selbstliebe und Weltliebe und ihren Begierden führen lassen: 2870, 2873.
(25) - Die, welche in der Hölle sind, kennen keine andere Freiheit: 2871.
(26) - Die himmlische Freiheit ist von der höllischen Freiheit so weit entfernt, wie der Himmel von der Hölle: 2873, 2874.
(27) - Die höllische Freiheit, welche ist, sich von der Selbst- und Weltliebe führen lassen, ist nicht Freiheit, sondern Sklaverei: 2884, 2890, weil es Sklaverei ist, sich von der Hölle führen zu lassen: 9586, 9589, 9591.
(b)
Vom
Einfluß
(1) - Alles, was der Mensch denkt und was er will, fließt ein, laut [eigener] Erfahrung: 904, 2886-2888, 4151, 4319, 4320, 5846, 5848, 6189, 6191, 6194, 6197-6199, 6213, 7147, 10219.
(2) - Daß der Mensch die Dinge betrachten, denken und analytisch schließen kann, ist eine Folge des Einflusses: 5288, 4319, 4320.
(3) - Der Mensch kann nicht einen Augenblick leben, wenn ihm der Einfluß aus der geistigen Welt entzogen wird, [laut eigener] Erfahrung: 2887, 5849, 5854, 6321.
(4) - Das Leben, das vom Herrn her einfließt, wird je nach dem Zustand des Menschen und nach der Aufnahme verschieden bestimmt [variatur]: 2069, 5986, 6472, 7343.
(5) - Bei den Bösen wird das Gute, das vom Herr her einfließt, in Böses, und das Wahre in Falsches verkehrt, laut [eigener] Erfahrung: 3643, 4632.
(6) - Das Gute und Wahre, das vom Herrn her einfließt, wird insoweit aufgenommen, als nicht Böses und Falsches im Wege steht: 2411, 3142, 3147, 5828.
(7) - Alles Gute fließt vom Herrn, und alles Böse von der Hölle her ein: 904, 4151.
(8) - Der Mensch glaubt heutzutage, alles sei in ihm und sei aus ihm, während es doch einfließt, und er dies wissen sollte aus einem Lehrpunkt der Kirche, welcher lehrt, daß alles Gute von Gott und alles Böse aus dem Teufel sei: 4249, 6193, 6206.
(9) - Würde hingegen der Mensch der Lehrbestimmung gemäß glauben, so würde er das Böse sich nicht aneignen, noch das Gute zu dem Seinigen machen: 6206, 6324, 6325.
(10) - Wie glücklich der Zustand des Menschen wäre, wenn er glaubte, daß alles Gute vom Herrn einfließt und alles Böse von der Hölle her: 6325.
(11) - Die, welche den Himmel leugnen oder nichts von ihm wissen, wissen nicht, daß es irgendeinen Einfluß von daher gibt: 4322, 5649, 6193, 6479.
(12) - Was der Einfluß sei, verdeutlicht durch Vergleiche: 6128, 6190, 9407.
(13) - Alles zum Leben Gehörige fließt von der ersten Quelle des Lebens her ein, weil es von daher stammt, und zwar fließt es ununterbrochen ein, somit vom Herrn: 3001, 3318, 3337, 3338, 3344, 3484, 3619, 3741-3743, 4318, 4320, 4417, 4524, 4882, 5847, 5986, 6325, 6468-6470, 6479, 9276, 10196.
(14) - Es findet ein geistiger Einfluß statt, und nicht ein physischer, somit ein Einfluß aus der geistigen Welt in die natürliche, und nicht aus der natürlichen in die geistige: 3219, 5119, 5259, 5427, 5428, 5477, 6322, 9110, 9111.
(15) - Der Einfluß geht durch den inneren Menschen in den äußeren oder durch den Geist in den Körper und nicht umgekehrt, weil der Geist des Menschen in der geistigen Welt ist und der Körper in der natürlichen: 1702, 1707, 1940, 1954, 5119, 5259, 5779, 6322, 9380.
(16) - Der innere Mensch ist in der geistigen Welt, und der äußere in der natürlichen Welt: 978, 1015, 3628, 4459, 4523, 4524, 6057, 6309, 9701-9709, 10156, 10472.
(17) - Es scheint zwar, als gebe es einen Einfluß vom Äußeren beim Menschen ins Innere, allein dies ist eine Täuschung: 3721.
(18) - Es besteht beim Menschen ein Einfluß in sein Vernünftiges und durch dieses ins Wissenschaftliche [scientifica], und nicht umgekehrt: 1495, 1707, 1940.
(19) - Welcherlei die Ordnung des Einflusses sei: 775, 880, 1096, 1495, 7270.
(20) - Der Einfluß ist unmittelbar vom Herrn und auch mittelbar durch die geistige Welt oder den Himmel: 6063, 6307, 6472, 9682, 9683.
(21) - Der Einfluß des Herrn geht in das Gute beim Menschen und durch das Gute in das Wahre, nicht aber umgekehrt: 5482, 5649, 6027, 8685, 8701, 10153.
(22) - Das Gute gibt die Fähigkeit, den Einfluß vom Herrn aufzunehmen, nicht aber das Wahre ohne das Gute: 8321.
(23) - Was ins Denken einfließt, schadet nicht, wohl aber, was in den Willen einfließt, weil dies dem Menschen angeeignet wird: 6308.
(24) - Es gibt einen allgemeinen Einfluß: 5850.
(25) - Dieser ist das unausgesetzte Streben, der Ordnung gemäß zu wirken: 6211.
(26) - Dieser Einfluß geht in das Leben der Tiere: 5850, und auch in die Subjekte des Pflanzenreichs: 3648.
(27) - Gemäß dem allgemeinen Einfluß fällt auch der Gedanke in die Rede und der Wille in die Handlungen und Gebärden bei den Menschen: 5862, 5990, 6192, 6211.
(c)
Von
den Trägern
(1) - Die von den Gesellschaften der Geister zu anderen Gesellschaften, sowie auch zu einzelnen Geistern ausgesandten Geister heißen Träger [Subjecta]: 4403, 5856.
(2) - Die Mitteilungen im anderen Leben geschehen durch solche Geistersendboten: 4403, 5856, 5983.
(3) - Der entsandte Geist, der als Träger dient, denkt nicht aus sich, sondern aus denen, von denen er ausgesandt ist: 5985-5987.
(4) - Mehreres von diesen Geistern: 5988, 5989.
Über 7000 Seiten und 5000 Bilder
über die Freunde aus dem Weltraum – Himmels Engel –
finden Sie im Internet:
www.himmels-engel.de
www.universe-people.com
www.cosmic-people.com
www.angels-light.org
www.angels-heaven.org
www.ashtar-sheran.org
www.200-countries-download.org
www.all-the-world-downloads.org
www.we-arent-slaves.org
www.universe-people.cz
www.andele-nebe.cz
www.andelenebe.cz
www.vesmirni-lide.cz
www.vesmirnilide.cz
www.andele-svetla.cz
www.andelesvetla.cz
www.anjeli-neba.sk
www.anjeli-svetla.sk
www.stahuje-200-zemi.cz
www.stahuje-cely-svet.cz
www.nejsme-otroci.cz
www.angeles-luz.es
www.angely-sveta.ru
www.anges-lumiere.fr
www.angelo-luce.it
www.anioly-nieba.pl
www.feny-angyalai.hu
www.andjeli-neba.com.hr
www.anjos-ceu.eu
www.angeli-raja.eu
www.engelen-hemel.nl
www.ingerii-cerului.ro
www.cennetin-melekleri.web.tr
www.himmelens-anglar.se
[1] Alle Fußnotenhinweise beziehen sich auf die »Himmlischen Geheimnisse«
Die Vollendung des Zeitlaufs, daß sie die letzte Zeit der Kirche sei, Nr. 4535, 10622.
[2] Was der Herr von der Vollendung des Zeitlaufs und von Seiner Ankunft, somit von der allmählichen Verwüstung der Kirche und vom Letzten Gericht vorhergesagt hatte bei Matth. Kap 24 und 25, wird erklärt in den Eingängen zu den Kap. 26-40 der Genesis, und zwar dort Nr. 3353-3356; 3486-3489; 3650-3655; 3751-3757; 3897-3901; 4056-4060; 4229-4231; 4332-4335; 4422-4424; 4635-4638; 4661-4664; 4807-4810; 4954-4959; 5063-5071.
[3] Daß in allem und jedem des Wortes ein innerer oder geistiger Sinn sei, Nr. 1143, 1984, 2135, 2333, 2395, 2495, 4442, 9048, 9063, 9086.
[4] Daß das Wort in lauter Entsprechungen geschrieben sei und daher alles und jedes in ihm geistige Dinge bezeichne, Nr. 1404, 1408, 1409, 1540, 1619, 1659, 1709, 1783, 2900, 9086.
[5] Daß die Sonne im Wort den Herrn hinsichtlich der Liebe und infolgedessen [auch] die Liebe zum Herrn bezeichne, Nr. 1529, 1837, 2441, 2495, 4060, 4696, 4996, 7083, 10809.
[6] Daß der Mond im Wort den Herrn hinsichtlich des Glaubens und daher [auch] den Glauben an den Herrn bezeichne, Nr. 1529, 1530, 2495, 4060, 4996, 7083.
[7] Daß die Sterne im Wort die Erkenntnisse des Guten und Wahren bezeichnen, Nr. 2495, 2849, 4697.
[8] Daß die Stämme alle Wahrheiten und alles Gute im Inbegriff, somit alle Dinge des Glaubens und der Liebe bezeichnen, Nr. 3858, 3926, 4060, 6335.
[9] Daß die Ankunft des Herrn Seine Gegenwart im Wort und die Offenbarung sei, Nr. 3900, 4060.
[10] Daß die Wolken im Wort das Wort im Buchstaben oder dessen buchstäblichen Sinn bezeichnen, Nr. 4060, 4391, 5922, 6343, 6752, 8106, 8781, 9430, 10551, 10574.
[11] Daß die Herrlichkeit im Wort das göttlich Wahre bezeichne, wie es im Himmel ist, und wie es im inneren Sinn des Wortes ist , Nr. 4809, 5292, 5922, 8267, 8427, 9429, 10574.
[12] Daß die Posaune oder Trompete das im Himmel befindliche und aus dem Himmel geoffenbarte göttliche Wahre bezeichne, Nr. 8415, 8823, 8915; ebenso die Stimme, Nr. 6971, 9926.
[13] Daß die Christen im anderen Leben geprüft wurden, welcherlei Vorstellung sie von dem einen Gott haben, und daß man fand, sie haben die Vorstellung dreier Götter, Nr. 2329, 5256, 10736, 10738, 10821. Daß im Himmel ein dreifaches Göttliche im Herrn anerkannt werde, Nr. 14, 15, 1729, 2005, 5256, 9303.
[14] Daß ein Göttliches, das durch keine Idee erkennbar ist, auch nicht durch den Glauben erfaßbar sei, Nr. 4733, 5110, 5633, 6982, 6996, 7004, 7211, 9267, 9359, 9972, 10067.
[15] Daß der ganze Himmel dem Herrn angehöre, Nr. 2751, 7086. Daß Er die Gewalt in den Himmeln und auf Erden habe, Nr. 1607, 10089, 10827. Daß der Herr, weil Er den Himmel regiert, auch alles regiert, was von diesem abhängt, somit alles in der Welt, Nr. 2026, 2027, 4523, 4524. Daß der Herr allein die Gewalt habe, die Höllen zu entfernen, [die Menschen] vom Bösen abzuhalten und im Guten zu erhalten, somit selig zu machen, Nr. 10019.
[16] Daß die Engel des Himmels anerkennen, daß alles Gute vom Herrn ist und nichts aus ihnen selbst und daß der Herr in dem Seinigen bei ihnen wohnt und nicht in ihrem Eigenen, Nr. 9338, 10125, 10151, 10157. Daß darum im Wort unter den Engeln etwas vom Herrn verstanden wird, Nr. 1925, 2821, 3039, 4085, 8192, 10528. Und daß deshalb die Engel Götter heißen von der Aufnahme des Göttlichen vom Herrn, Nr. 4295, 4402, 7268, 7873, 8192, 8301. Daß vom Herrn auch alles Gute, das [wirklich] gut, und alles Wahre, das [wirklich] wahr ist, komme, mithin aller Friede, alle Liebe, Liebtätigkeit und aller Glaube, Nr. 1614, 2016, 2751, 2882, 2883, 2891, 2892, 2904; und alle Weisheit und Einsicht, Nr. 109, 112, 121, 124.
[17] Daß von denen, die im Himmel sind, gesagt wird, sie seien im Herrn, Nr. 3637, 3638.
[18] Daß das Gute aus dem Herrn inwendig in sich den Herrn habe, nicht aber das Gute aus dem Eigenen, Nr. 1802, 3951, 8480.
[19] Daß das Feuer im Wort die Liebe in beiderlei Sinn bezeichne, Nr. 934, 4906, 5215. Daß das heilige und himmlische Feuer die göttliche Liebe bezeichne und jede dieser Liebe angehörende Regung, Nr. 934, 6314, 6832. Daß das Licht aus ihm das aus dem Guten der Liebe hervorgehende Wahre bezeichne und das Licht im Himmel das göttliche Wahre, Nr. 3395, 3485, 3636, 3643, 3993, 4302, 4413, 4415, 9548, 9684.
[20] Daß die Liebe das Feuer des Lebens sei, und daß das eigentliche Leben aus ihr stamme, Nr. 4906, 5071, 6032, 6314.
[21] Daß den Herrn und den Nächsten lieben sei, nach den Geboten des Herrn leben, Nr. 10143, 10153, 10310, 10578, 10648.
[22] Daß den Nächsten lieben nicht sei, die Person [desselben] lieben, sondern das, was bei ihm das ist, wodurch er ist, somit das Wahre und Gute, Nr. 5028, 10336. Welche die Person lieben und nicht das, was bei ihr ist und wodurch sie ist, diese lieben in gleicher Weise das Böse und das Gute, Nr. 3820. Daß die Liebtätigkeit sei, die Wahrheiten lieben und von den Wahrheiten angeregt werden um der Wahrheiten willen, Nr. 3876, 3877. Daß die Liebtätigkeit gegen den Nächsten sei, das Gute, das Gerechte und Rechte tun in jeglichem Werk und in jedem Beruf, Nr. 8120, 8121, 8122.
[23] Daß die Engel Ausgestaltungen der Liebe [und] der Liebtätigkeit sind, Nr. 3804, 4735, 4797, 4985, 5199, 5530, 9879, 10177.
[24] Daß eine geistige Strömung [sphaera], welche die Lebensströmung ist, aus jedem Menschen, Geist und Engel ausfließt und hervorwallt und sie umgibt, Nr. 4464, 5179, 7454, 8630. Daß sie dem Leben ihrer Neigung und des Denkens aus dieser entfließt, Nr. 2489, 4464, 6206.
[25] Daß die Geister und Engel sich beständig ihrer Liebe zukehren, und die im Himmel sind, beständig dem Herrn zu, Nr. 10130, 10189, 10420, 10702. Daß die Himmelsgegenden im anderen Leben jeder [vor sich] habe gemäß dem Ausblick [der Richtung] seines Angesichts, und dieselben hierdurch bestimmt werden, anders als in der Welt, Nr. 10130, 10189, 10420, 10702.
[26] Daß der Liebe Unzähliges innewohne, und daß die Liebe alles, was [mit ihr] zusammenstimmt, an sich nehme, Nr. 2500, 2572, 3078, 3189, 6323, 7490, 7750.
[27] Daß eine unendliche Mannigfaltigkeit bestehe und nirgends etwas mit dem anderen ganz dasselbe sei, Nr. 7236, 9002. Daß auch in den Himmeln eine unendliche Mannigfaltigkeit sei, Nr. 684, 690, 3744, 5598, 7236. Daß die Mannigfaltigkeiten in den Himmeln Mannigfaltigkeiten des Guten seien, Nr. 3744, 4005, 7236, 7833, 7836, 9002. Daß dadurch alle Gesellschaften in den Himmeln und jeder Engel in einer Gesellschaft voneinander unterschieden seien, Nr. 690, 3241, 3519, 3804, 3986, 4067, 4149, 4263, 7236, 7833, 7836. Daß aber gleichwohl alle eins ausmachen durch die Liebe vom Herrn, Nr. 457, 3986.
[28] Daß der Himmel im ganzen in zwei Reiche unterschieden sei, in ein himmlisches Reich und in ein geistiges Reich, Nr. 3887, 4138. Daß die Engel des himmlischen Reiches das Göttliche des Herrn im Willensgebiet, somit innerlicher aufnehmen als die geistigen Engel, die es im Verstandesgebiet aufnehmen, Nr. 5113, 6367, 8521, 9935, 9995, 10124.
[29] Daß die Engel, die das himmlische Reich ausmachen, die höheren heißen, die aber das geistige Reich [bilden], die niedrigeren, Nr. 10068.
[30] Daß das Innigere durch das Höhere ausgedrückt werde, und das Höhere das Innigere bezeichne, Nr. 2148, 3084, 4599, 5146, 8325.
[31] Daß das Gute des himmlischen Reiches das Gute der Liebe zum Herrn sei, und das Gute des geistigen Reiches sei das Gute der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, Nr. 3691, 6435, 9468, 9680, 9683, 9780.
[32] Daß die himmlischen Engel an Weisheit unermeßlich hoch stehen über den geistigen Engeln, Nr. 2718, 9995. Welch ein Unterschied sei zwischen den himmlischen Engeln und den geistigen Engeln, Nr. 2088, 2669, 2708, 2715, 3235, 3240, 4788, 7068, 8521, 9277, 10295.
[33] Daß die himmlischen Engel nie über die Glaubenswahrheiten philosophieren [ratiocinantur], weil sie dieselben in sich wahrnehmen [percipiunt], daß aber die geistigen Engel über sie philosophieren, ob es so sei oder nicht so sei, Nr. 202, 237, 597, 607, 784, 1121, 1384, 1398, 1919, 3246, 4448, 7680, 7877, 8780, 9277, 10786.
[34] Daß ein Einfluß des Herrn stattfindet in das Gute und durch das Gute in das Wahre und nicht umgekehrt, somit in den Willen und durch diesen in den Verstand, und nicht umgekehrt , Nr. 5482, 5649, 6027, 8685, 8701, 10153.
[35] Daß der Wille des Menschen das eigentliche Sein [Esse] seines Lebens und auch das Aufnahmegefäß des Guten der Liebe sei, und daß der Verstand das Hervortreten [Existere] des Lebens aus ihm und das Aufnahmegefäß des Wahren und Guten des Glaubens sei, Nr. 3619, 5002, 9282. Daß somit das Willensleben das Hauptleben des Menschen sei und das Verstandesleben aus jenem hervorgehe, Nr. 585, 590, 3619, 7342, 8885, 9282, 10076, 10109, 10110. Daß [nur] solches, was mit dem Willen aufgenommen wird, Bestandteil des Lebens und dem Menschen angeeignet werde, Nr. 3161, 9386, 9393. Daß der Mensch Mensch sei vermöge des Willens und des Verstandes aus diesem, Nr. 8911, 9069, 9071, 10076, 10109, 10110. Jeder wird auch vom anderen geliebt und geschätzt, wenn er gut will und gut versteht, dagegen aber wird verworfen und gering geachtet, wer gut versteht und nicht gut will, Nr. 8911, 10076. Daß der Mensch auch nach dem Tode bleibe, wie sein Wille und aus diesem sein Verstand ist, und daß, was im Verstand und nicht zugleich im Willen ist, alsdann verschwindet, weil es nicht im Menschen ist, Nr. 9069, 9071, 9282, 9386, 10153.
[36] Daß zwischen den zwei Reichen eine Gemeinschaft und Verbindung bestehe durch Engelgesellschaften, welche geistig himmlische heißen, Nr. 4047, 6435, 8787, 8802. Vom Einfluß des Herrn durch das himmlische Reich in das geistige, Nr. 3969, 6366.
[37] Daß in den Menschen alle [Stufen] der göttlichen Ordnung gelegt sind, und der Mensch von der Schöpfung her die göttliche Ordnung in Ausgestaltung ist, Nr. 4219, 4222, 4223, 4523, 4524, 5114, 5368, 6013, 6057, 6605, 6626, 9706, 10156, 10472. Daß beim Menschen sein innerer Mensch nach dem Bilde des Himmels und der äußere nach dem Bilde der Welt gebildet ist, und darum der Mensch von den Alten die kleine Welt [microcosmus] genannt wurde, Nr. 4523, 5368, 6013, 6057, 9279, 9706, 10156, 10472. So ist der Mensch von der Schöpfung her seinem Inwendigen nach ein Himmel in kleinstem Abbild nach dem Ebenbild des Größten und ein solcher ist auch der Mensch, der von neuem geschaffen oder wiedergeboren worden ist vom Herrn, Nr. 911, 1900, 1928, 3624-3631, 3634, 3884, 4041, 4279, 4523, 4524, 4625, 6013, 6057, 9279, 9632.
[38] Daß drei Himmel seien, ein innerster, ein mittlerer und ein äußerster, oder ein dritter, ein zweiter und ein erster, Nr. 684, 9594, 10270. Daß auch in dreifacher Abstufung das Gute in ihm aufeinander folge, Nr. 4938, 4939, 9992, 10005, 10017. Daß das Gute des innersten oder dritten Himmels das himmlische heiße, das Gute des mittleren oder zweiten das geistige, und das Gute des untersten oder ersten das natürlich Geistige [spirituale naturale], Nr. 4279, 4286, 4939, 9992, 10005, 10017, 10068.
[39] Daß es ebenso viele Grade des Lebens im Menschen gebe, als es Himmel gibt, und daß sie nach dem Tode seinem Leben gemäß aufgeschlossen werden, Nr. 3747, 9594. Daß der Himmel im Menschen ist, Nr. 3884. Daß daher, wer den Himmel in sich aufgenommen hat in der Welt, in den Himmel kommt nach dem Tode, Nr. 10717.
[40] Daß das Inwendige vollkommener sei, weil dem Göttlichen näher, Nr. 3405, 5146, 5147. Daß im Inneren tausend- und wieder tausenderlei Dinge seien, die im Äußeren als ein Allgemeines erscheinen, Nr. 5707. Inwieweit der Mensch vom Äußeren gegen das Innere hin erhoben wird, insoweit kommt er ins Licht und somit in die Einsicht, und die Erhebung ist wie aus einer Nebelumhüllung in Klarheit, Nr. 4598, 6183, 6313.
[41] Daß der Einfluß des Herrn ein unmittelbarer ist von Ihm aus und auch ein mittelbarer durch einen Himmel in den anderen, und beim Menschen in gleicher Weise in sein Inwendiges, Nr. 6063, 6307, 6472, 9682, 9683. Vom unmittelbaren Einfluß des Göttlichen vom Herrn aus, Nr. 6058, 6474-6478, 8717, 8728. Vom mittelbaren Einfluß durch die geistige Welt in die natürliche Welt, Nr. 4067, 6982, 6985, 6996.
[42] Daß alles entstehe von einem Früheren als es selbst ist, somit vom Ersten, und daß es in gleicher Weise bestehe, weil das Bestehen ein fortwährendes Entstehen ist und daß es darum ein Verbandloses [gar] nicht gibt, Nr. 3626- 3628, 3648, 4523, 4524, 6040, 6056.
[43] Daß die inneren und die äußeren Dinge nicht stetig zusammenhängende, sondern nach den Abstufungen geschieden und gesondert seien und jede Stufe abgegrenzt, Nr. 3691, 5114, 5145, 8603, 10099. Daß das eine vom anderen gebildet worden sei, und was so gebildet worden ist, nicht in stetigem Zusammenhang Reineres und Gröberes sei, Nr. 6326, 6465. Daß wer die Abscheidung der inneren und der äußeren Dinge nach solcherlei Abstufungen nicht erkennt, auch weder den inneren und den äußeren Menschen, noch die inneren und die äußeren Himmel verstehen könne, Nr. 5146, 6465, 10099, 10181.
[44] Daß eine unendliche Mannigfaltigkeit bestehe und nirgends etwas sei, das mit einem anderen dasselbe wäre, Nr. 7236, 9002. Daß auch in den Himmel eine unendliche Mannigfaltigkeit sei, Nr. 684, 690, 3744, 5598, 7236. Daß die Mannigfaltigkeiten in den Himmeln, die unendlich sind, Mannigfaltigkeiten des Guten seien, Nr. 3744, 4005, 7236, 7833, 7836, 9002. Daß diese Mannigfaltigkeiten entstehen durch die Wahrheiten, die vielerlei sind und nach welchem jedem [sein] Gutes [sich gestaltet], Nr. 3470, 3804, 4149, 6917, 7236. Daß infolgedessen alle Gesellschaften in den Himmeln voneinander und jeder einzelne Engel in einer Gesellschaft [von anderen] unterschieden seien, Nr. 690, 3241, 3519, 3804, 3986, 4067, 4149, 4263, 7236, 7833, 7836. Daß aber gleichwohl alle als eines zusammenwirken durch die Liebe vom Herrn, Nr. 457, 3986.
[45] Daß alle Gesellschaften des Himmels eine bleibende Lage haben je nach den Unterschieden des Lebenszustandes, somit nach den Unterschieden der Liebe und des Glaubens, Nr. 1274, 3638, 3639. Wunderbare Erscheinungen im anderen Leben oder in der geistigen Welt, betreffend den Abstand, die Lage, den Ort, den Raum und die Zeit, Nr. 1273-1277.
[46] Daß alle Freiheit Angehör der Liebe und der Neigung sei, weil der Mensch, was er liebt, auch mit Freiheit tut, Nr. 2870, 3158, 8987, 8990, 9585, 9591. Weil in der Freiheit geschieht, was aus der Liebe kommt, so rührt von daher eines jeglichen Leben und seine Lust, Nr. 2873. Daß nichts als eigen erscheint, was nicht aus der Freiheit stammt, Nr. 2880. Daß die eigentlichste Freiheit sei, vom Herrn geführt werden, weil man so von der Liebe zum Guten und Wahren geführt wird, Nr. 892, 905, 2872, 2886, 2890-2892, 9096, 9586-9591.
[47] Daß alle Nähe [proximitates], Verwandtschaften, Schwägerschaften und, sozusagen, Blutsverwandtschaften im Himmel aus dem Guten stammen und sich gemäß dessen Übereinstimmungen und Verschiedenheiten verhalten, Nr. 605, 917, 1394, 2739, 3612, 3815, 4121.
[48] Daß eine geistige Strömung, welche die Lebensströmung ist, aus jedem Menschen, Geist und Engel ausfließt und sie umgibt, Nr. 4464, 5179, 7454, 8630. Daß sie aus dem Leben ihrer Neigung und ihres Denkens ausströmt, Nr. 2489, 4464, 6206. Daß diese Strömungen sich weithin verbreiten in die Engelgesellschaften je nach der Qualität und Quantität des Guten, Nr. 6598-6613, 8063, 8794, 8797.
[49] Daß es in den Himmeln eine Gemeinschaft aller Güter gibt, weil die himmlische Liebe all das Ihrige mit dem anderen teilt, Nr. 549, 550, 1390, 1391, 1399, 10130, 10723.
[50] Daß der Herr im Wort der Engel heißt, Nr. 6280, 6831, 8192, 9303. Daß eine ganze Engelgesellschaft ein Engel heißt; und daß Michael und Raphael Engelgesellschaften sind, von ihren Verrichtungen her so benannt, Nr. 8192. Daß die Gesellschaften des Himmels und die Engel nicht irgendeinen Namen haben, sondern durch die Beschaffenheit des Guten und durch die Vorstellung von ihr unterschieden werden, Nr. 1705, 1754.
[51] Daß der Himmel nicht aus unmittelbarer Barmherzigkeit geschenkt werde, sondern gemäß dem Leben, und daß alles zu dem Leben Gehörige, wodurch der Mensch vom Herrn zum Himmel geführt wird, aus der Barmherzigkeit komme, und daß dieses gemeint sei, Nr. 5057, 10659. Würde der Himmel aus unmittelbarer Barmherzigkeit geschenkt, so würde er allen geschenkt werden, Nr. 2401. Von einigen aus dem Himmel geworfenen Bösen, die geglaubt hatten, der Himmel werde jedem aus unmittelbarer Barmherzigkeit gegeben, Nr. 4226.
[52] Daß der Himmel im Menschen sei, Nr. 3884.
[53] Daß alle Einheit aus der Harmonie und Übereinstimmung vieler entstehe, und widrigenfalls keine Qualität habe, Nr. 457. Daß hierdurch der ganze Himmel eine Einheit sei, Nr. 457, und zwar dies infolgedessen, daß alle in ihm auf einen Endzweck hinsehen, welcher der Herr ist, Nr. 9828.
[54] Wäre das Gute das Kennzeichen [character] und das Wesentliche der Kirche und nicht das Wahre ohne das Gute, so wäre die Kirche eine, Nr. 1285, 1316, 2982, 3267, 3445, 3451, 3452. Auch machen wirklich alle Kirchen eine Kirche vor dem Herrn aus vermöge des Guten, Nr. 7396, 9276.
[55] Die Kirche ist im Menschen, und nicht außerhalb desselben, und die Kirche in ihrer Gesamtheit [in communi] besteht aus denjenigen Menschen, in denen die Kirche ist, Nr. 3884.
[56] Derjenige Mensch, der einer Kirche ist, ist darum ein Himmel in kleinster Gestalt nach dem Ebenbilde des größten, weil sein Inwendiges, das Gebiet seines Gemütes, nach der Form des Himmels, und infolgedessen zur Aufnahme aller Dinge des Himmels eingerichtet ist, Nr. 911, 1900, 1928, 3624-3631, 3634, 3884, 4041, 4279, 4523, 4524, 4625, 6013, 6057, 9279, 9632.
[57] Daß der Mensch ein Inneres und ein Äußeres habe, und daß sein Inneres von der Schöpfung her nach dem Bilde des Himmels und sein Äußeres nach dem Bilde der Welt gebildet sei, und darum der Mensch von den Alten die kleine Welt [microcosmus] genannt wurde, Nr. 4523, 4524, 5368, 6013, 6057, 9279, 9706, 10156, 10472. Daß der Mensch deshalb so geschaffen worden sei, damit die Welt bei ihm dem Himmel diene, was auch der Fall ist bei den Guten, daß aber das Umgekehrte stattfinde bei den Bösen, bei denen der Himmel der Welt dient, Nr. 9283, 9278.
[58] Daß der Herr die Ordnung sei, weil das göttliche Gute und Wahre, die vom Herrn ausgehen, die Ordnung machen, Nr. 1728, 1919, 2201, 2258, 5110, 5703, 8988, 10336, 10619. Daß die göttlichen Wahrheiten Gesetze der Ordnung seien, Nr. 2247, 7995. Inwieweit der Mensch nach der Ordnung lebt, inwieweit er also im Guten ist gemäß den göttlichen Wahrheiten, insoweit ist er Mensch und in ihm die Kirche und der Himmel, Nr. 4839, 6605, 8067.
[59] Daß die regierende oder herrschende Liebe bei jeglichem in allem und jedem seines Lebens, somit in allem und jedem seines Denkens und Wollens sei, Nr. 6159, 7648, 8067, 8853. Daß der Mensch so sei, wie das Herrschende seines Lebens, Nr. 918, 1040, 1568, 1571, 3570, 6571, 6934, 6938, 8854, 8856, 8858, 10076, 10109, 10110, 10284. Daß die Liebe und der Glaube, wenn sie herrschen, im einzelnen des Lebens des Menschen seien, obgleich er es nicht weiß, Nr. 8854, 8864, 8865.
[60] Daß der Himmel in seinem Gesamtumfang in einer Gestalt wie ein Mensch erscheint, und daß der Himmel infolgedessen der Größte Mensch heißt, Nr. 2996, 2998, 3624-3649, 3636-3643, 3741-3745, 4625.
[61] Der Wille des Menschen ist das eigentliche Sein seines Lebens, und der Verstand ist das Heraustreten des Lebens aus jenem, Nr. 3619, 5002, 9282. Daß das Leben des Willens das Grundleben des Menschen sei, und das Leben des Verstandes aus ihm hervorgehe, Nr. 585, 590, 3619, 7342, 8885, 9282, 10076, 10109, 10110. Der Mensch ist Mensch durch den Willen und aus diesem durch den Verstand, Nr. 8911, 9069, 9071, 10076, 10109, 10110.
[62] Daß die Gerechtigkeit im Wort vom Guten und das Gericht vom Wahren gesagt werde; daher die Gerechtigkeit tun und das Gericht tun heißt, das Gute und Wahre tun, Nr. 2235, 9857.
[63] Daß der Herr im höchsten Sinn der Nächste ist, und somit den Herrn lieben soviel ist, als das lieben, was von Ihm ist, weil in allem, was von Ihm ist, Er selbst ist, somit das Gute und Wahre, Nr. 2425, 3419, 6706, 6711, 6819, 6823, 8123. Daher kommt, daß alles Gute, das vom Herrn ist, der Nächste ist, und dieses Gute wollen und tun den Nächsten lieben heißt, Nr. 5026, 10336.
[64] Daß Jerusalem die Kirche sei, Nr. 402, 3654, 9166.
[65] Daß die Mauer das Wahre sei, das gegen den mutwilligen Angriff des Falschen und Bösen schützt, Nr. 6419.
[66] Daß die Zwölf seien, alle Wahrheiten und alles Gute im Inbegriff, Nr. 577, 2089, 2129, 2130, 3272, 3858, 3913. Ebenso zweiundsiebzig, und hundertvierundvierzig, weil die 144 entstehen aus zwölf mit sich selbst multipliziert, Nr. 7973. Daß alle Zahlen im Wort Sachen bezeichnen, Nr. 482, 487, 647, 648, 755, 813, 1963, 1988, 2075, 2252, 3252, 4264, 4495, 5265. Daß multiplizierte Zahlen ähnliches bezeichnen wie die einfachen, aus denen sie durch Multiplikation entstehen, Nr. 5291, 5335, 5708, 7973.
[67] Daß das Maß im Wort die Beschaffenheit einer Sache hinsichtlich des Wahren und Guten bezeichne, Nr. 3104, 9603.
[68] Über den geistigen oder inneren Sinn des Wortes siehe die Erklärung des weißen Pferdes in der Offenbarung und den Anhang zur himmlischen Lehre.
[69] Daß der Mensch, sofern er nicht über das Sinnliche des äußeren Menschen erhoben wird, in dürftiger Weisheit sei [parum sapiat], Nr. 5089. Daß der weise Mensch erhaben über dieses Sinnliche denke, Nr. 5089, 5094. Daß der Mensch, wenn er über dieses Sinnliche erhoben wird, in ein helleres Licht komme und zuletzt ins himmlische Licht, Nr. 6183, 6313, 6315, 9407, 9730, 9922. Daß die Erhebung und Hinwegführung von diesem Sinnlichen den Alten bekannt war, Nr. 6313.
[70] Daß der Mensch seinem Inwendigen nach ein Geist sei, Nr. 1594. Und daß dieser Geist der eigentliche Mensch sei, und aus ihm heraus der Körper lebe, Nr. 447, 4622, 6054.
[71] Daß jeder Engel, weil er ein Aufnehmer der göttlichen Ordnung vom Herrn ist, in vollkommener, und je nach der Aufnahme, schöner menschlichen Gestalt sei, Nr. 322, 1880, 1881, 3633, 3804, 4622, 4735, 4797, 4985, 5199, 5530, 6054, 9879, 10177, 10594. Daß es das göttliche Wahre sei, durch das die Ordnung [kommt], und das göttliche Gute das Wesentliche der Ordnung sei, Nr. 2451, 3166, 4390, 4409, 5232, 7256, 10122, 10555.
[72] Wie hoch die Wissenschaft der Entsprechungen über anderen Wissenschaften stehe, Nr. 4280. Hauptwissenschaft war den Alten die Wissenschaft der Entsprechungen, heutzutage aber ist sie untergegangen, Nr. 3021, 3419, 4280, 4749, 4844, 4964, 4965, 6004, 7729, 10252. Auch bei den Orientalen und in Ägypten blühte die Wissenschaft der Entsprechungen, Nr. 5702, 6692, 7097, 7779, 9391, 10407.
[73] Vom Entsprechungsverhältnis des Herzens und der Lunge zum Größten Menschen, welcher der Himmel ist, aus Erfahrung, Nr. 3883-3896. Daß das Herz denjenigen entspreche, die im himmlischen Reich, die Lunge aber denjenigen, die im geistigen Reich sind, Nr. 3885-3887. Daß im Himmel ein Pulsieren sei wie das des Herzens und ein Atmen wie das der Lunge, aber innerlicher, Nr. 3884, 3885, 3887. Daß das Pulsieren des Herzens dort verschieden sei je nach den Zuständen der Liebe und das Atmen je nach den Zuständen der Liebtätigkeit und des Glaubens, Nr. 3886, 3887, 3889. Daß das Herz im Wort der Wille sei, somit ist aus dem Herzen, was aus dem Willen ist, Nr. 2930, 7542, 8910, 9113, 10336. Daß das Herz im Wort die Liebe bezeichne, somit aus dem Herzen soviel sei als aus der Liebe heraus, Nr. 7542, 9050, 10336.
[74] Daß die Brust im Wort die Liebtätigkeit bezeichne, Nr. 3934, 10081, 10087. Daß die Lenden und Zeugungsorgane die eheliche Liebe bedeuten, Nr. 3021, 4280, 4462, 5050-5052; die Arme und Hände die Macht des Wahren, Nr. 878, 3091, 4931-4937, 6947, 7205, 10017; die Füße das Natürliche, Nr. 2162, 3147, 3761, 3986, 4280, 4938-4952; das Auge den Verstand, Nr. 2701, 4403-4421, 4523-4534, 6923, 9051, 10569; die Nase die Wahrnehmung, Nr. 3577, 4624, 4625, 4748, 5621, 8286, 10054, 10292; die Ohren den Gehorsam, Nr. 2542, 3869, 4523, 4653, 5017, 7216, 8361, 8990, 9311, 9396, 10061; die Nieren die Sichtung und Zurechtweisung des Wahren, Nr. 5380-5386, 10032.
[75] Vom Entsprechungsverhältnis aller Glieder des Körpers zum Größten Menschen oder dem Himmel, im allgemeinen und im besonderen, aus Erfahrung, Nr. 3021, 3624-3649, 3741-3751, 3883-3896, 4039-4051, 4218-4228, 4318-4331, 4403-4421, 4527-4533, 4622-4633, 4652-4660, 4791-4805, 4931-4953, 5050-5061, 5171-5189, 5377-5396, 5552-5573, 5711-5727, 10030. Vom Einfluß der geistigen Welt in die natürliche Welt, oder des Himmels in die Welt, und vom Einfluß der Seele in alle Teile des Körpers, aus Erfahrung, Nr. 6053-6058, 6189-6215, 6307-6327, 6466-6495, 6598-6626. Von der Verbindung der Seele und des Körpers, aus Erfahrung, Nr. 6053-6058, 6189-6215, 6307-6327, 6466-6495, 6598-6626.
[76] Daß alle in der Welt und in ihren drei Reichen befindlichen Dinge den himmlischen Dingen entsprechen, die im Himmel sind, oder die in der natürlichen Welt befindlichen Dinge denjenigen, die in der geistigen sind, Nr. 1632, 1881, 2758, 2890-2893, 2997-3003, 3213-3227, 3483, 3624-3649, 4044, 4053, 4116, 4366, 4939, 5116, 5377, 5428, 5477, 9280. Daß mittelst der Entsprechungen die natürliche Welt mit der geistigen verbunden werde, Nr. 8615. Daß infolgedessen die gesamte Natur eine vorbildliche Schaubühne des Reiches des Herrn sei, Nr. 2758, 2999, 3000, 3483, 4938, 4939, 8848, 9280.
[77] Daß alle, sowohl im gesamten Himmel, als in der gesamten Welt befindlichen Dinge, die der göttlichen Ordnung gemäß sind, sich auf das Gute und Wahre zurückbeziehen, Nr. 2451, 3166, 4390, 4409, 5232, 7256, 10122. Und auf die Verbindung beider, damit sie etwas seien, Nr. 10555.
[78] Daß die Tiere infolge der Entsprechung Neigungen bezeichnen, die zahmen und die nützlichen Tiere gute Neigungen, die wilden und die unnützen böse Neigungen, Nr. 45, 46, 142, 143, 246, 714, 716, 719, 2179, 2180, 3519, 9280; beleuchtet durch Erfahrungen aus der geistigen Welt, Nr. 3218, 5198, 9090. Vom Einfluß der geistigen Welt in das Leben der Tiere, Nr. 1633, 3646. Daß die Rinder und Stiere vermöge der Entsprechung Neigungen des natürlichen Gemütes bezeichnen, Nr. 2180, 2566, 9391, 10132, 10407. Was die Schafe, Nr. 4169, 4809; was die Lämmer [bedeuten], Nr. 3994, 10132. Daß die geflügelten Tiere [volatilia] Verständiges [intellectualia] bezeichnen, Nr. 40, 745, 776, 778, 866, 988, 993, 5149, 7441, mit einer Verschiedenheit je nach ihren Gattungen und Arten, nach Erfahrungen aus der geistigen Welt, Nr. 3219.
[79] Daß der Garten und das Paradies infolge der Entsprechung Einsicht und Weisheit bezeichnen, Nr. 100, 108, nach Erfahrungen, Nr. 3220. Daß alle Dinge, die [bestimmten Gegenständen] entsprechen, ebendieselben auch im Wort bezeichnen, Nr. 2890, 2971, 2987, 2989, 2990, 3002, 3225.
[80] Daß die Bäume Wahrnehmungen und Erkenntnisse bezeichnen, Nr. 103, 2163, 2682, 2722, 2972, 7692. Daß darum die Alten ihren Gottesdienst in Hainen unter Bäumen je nach deren Entsprechungen hatten, Nr. 2722, 4552. Vom Einfluß des Himmels in die Gegenstände des Pflanzenreichs, als in Bäume und Pflanzen, Nr. 3648.
[81] Daß die Speisen infolge der Entsprechung solches bezeichnen, was das geistige Leben nährt, Nr. 3114, 4459, 4792, 4976, 5147, 5293, 5340, 5342, 5410, 5426, 5576, 5582, 5588, 5656, 5915, 6277, 8562, 9003.
[82] Daß das Brot alles Gute bezeichnet, durch welches das geistige Leben des Menschen genährt wird, Nr. 2165, 2177, 3478, 3735, 3813, 4211, 4217, 4735, 4976, 9323, 9545, 10686. Daß ähnliches die Brote bezeichneten, die auf dem Tisch in der Stiftshütte [lagen], Nr. 3478, 9545. Daß die Opfer im allgemeinen Brot hießen, Nr. 2160. Daß das Brot jegliche Speise in sich schließe, Nr. 2165, somit alle himmlische und geistige Speise bezeichne, Nr. 276, 680, 2165, 2177, 3478, 6118, 8410.
[83] Alles Gute hat seine Lust von den Nutzleistungen her und gemäß der Nutzleistungen und auch seine Beschaffenheit, wie also die Nutzleistung, so auch das Gute, Nr. 3049, 4984, 7038. Daß das Engelleben im Guten der Liebe und Liebtätigkeit, somit im Nutzenschaffen bestehe, Nr. 453. Daß von seiten des Herrn und somit auch der Engel beim Menschen nur auf die Endzwecke, welche Nutzleistungen sind, gesehen werde, Nr. 1317, 1645, 5844. Daß das Reich des Herrn ein Reich der Nutzwirkungen, somit der Zwecke sei, Nr. 453, 696, 1103, 3645, 4054, 7038. Daß dem Herrn dienen heiße, Nutzen schaffen, Nr. 7038. Daß alles und jedes im Menschen zu einem Nutzzweck gebildet sei, Nr. 3565, 4104, 5189, 9297, und aus einem Nutzzweck heraus, daß also der Nutzzweck früher ist als die organischen Formen beim Menschen, durch welche die Nutzwirkung geschieht, weil der Nutzzweck aus einem Einfluß des Herrn durch den Himmel sich verwirklicht, Nr. 4223, 4926. Daß auch das Inwendige des Menschen, das zu seinem Gemüt gehört, wenn er heranwächst, aus dem Nutzzweck und für den Nutzzweck gebildet werde, Nr. 1964, 6815, 9297. Daß daher der Mensch so sei, wie die Nutzzwecke bei ihm sind, Nr. 1568, 3570, 4054, 6571, 6934, 6938, 10284. Daß die Nutzzwecke die Endabsichten [fines] seien, wegen welcher [er handelt], Nr. 3565, 4054, 4104, 6815. Daß der Nutzzweck das Erste und Letzte, somit alles sei, was des Menschen ist, Nr. 1964.
[84] Daß das Wort in lauter Entsprechungen geschrieben sei, Nr. 8615. Daß durch das Wort der Mensch eine Verbindung mit dem Himmel habe, Nr. 2899, 6943, 9396, 9400, 9401, 10375, 10452.
[85] Über des Wortes geistigen Sinn sehe man nach in dem Werkchen vom »Weißen Pferd«, von dem in der Offenbarung [die Rede ist[.
[86] Daß das Gold infolge der Entsprechung das himmlische Gute bezeichne, Nr. 113, 1551, 1552, 5658, 6914, 6917, 9510, 9874, 9881. Daß das Silber das geistige Gute oder das Wahre aus himmlischem Ursprung bezeichne, Nr. 1551, 1552, 2954, 5658. Daß das Kupfer das natürliche Gute bezeichne, Nr. 425, 1551. Daß das Eisen das Wahre im Letzten der Ordnung bezeichne, Nr. 425, 426.
[87] Daß der Herr im Himmel als Sonne erscheint und daß Er die Sonne [d.h. in der Sonne] des Himmels ist, Nr. 1053, 3636, 3643, 4060. Daß der Herr denen, die im himmlischen Reich sind, wo die Liebe zu Ihm herrscht, als Sonne erscheint, und denen im geistigen Reich, wo die Liebtätigkeit gegen den Nächsten und der Glaube herrscht, als Mond, Nr. 1521, 1529, 1531, 1837, 4996. Daß der Herr als Sonne erscheint in mittlerer Höhe vor dem rechten Auge und als Mond vor dem linken Auge, Nr. 1053, 1521,1529, 1531, 3636, 3643, 4321, 5097, 7078, 7083, 7173, 7270, 8812, 10809. Daß der Herr als Sonne und Mond erschienen sei, Nr. 1531, 7173. Daß das Göttliche des Herrn hoch über Seinem Göttlichen im Himmel sei, Nr. 7270, 8760.
[88] Daß das Feuer im Wort die Liebe in beiderlei Sinn bezeichne, Nr. 934, 4906, 5215. Daß das heilige oder himmlische Feuer die göttliche Liebe bezeichne, Nr. 934, 6314, 6832. Daß das höllische Feuer die Selbstliebe und Weltliebe und jede Begierde bezeichne, welche diesen Arten der Liebe angehört, Nr. 1861, 5071, 6314, 6832, 7575, 10747. Daß die Liebe das Feuer des Lebens sei und das Leben selbst wirklich von ihr herrühre, Nr. 4906, 5071, 6032, 6314. Daß das Licht das Wahre des Glaubens bezeichne, Nr. 3395, 3485, 3636, 3643, 3993, 4302, 4413, 4415, 9548, 9684.
[89] Daß das Sehen des linken Auges den Glaubenswahrheiten entspreche und das Sehen des rechten Auges ihrem Guten, Nr. 4410, 6923.
[90] Was auf der rechten Seite des Menschen ist, bezieht sich auf das Gute, aus dem Wahres kommt, und was auf der linken ist, auf das Wahre aus dem Guten, Nr. 9495, 9604.
[91] Daß die Sterne und Gestirne die Erkenntnisse des Guten und Wahren bezeichnen, Nr. 2495, 2849, 4697.
[92] Welcherlei und wie groß die göttliche Liebe des Herrn sei, beleuchtet durch Vergleiche mit dem Feuer der Weltsonne, Nr. 6834, 6844, 6849. Daß die göttliche Liebe des Herrn die Liebe zum ganzen Menschengeschlecht sei, es zu beseligen, Nr. 1820, 1865, 2253, 6872. Daß die vom Feuer der Liebe des Herrn zunächst ausgehende Liebe nicht in den Himmel eingehe, sondern rings um die Sonne her als strahlender Gürtel erscheine, Nr. 7270. Daß auch die Engel mit einem entsprechenden dünnen Gewölk umhüllt werden, damit sie nicht vom Einfluß der brennenden Liebe verletzt werden, Nr. 6849.
[93] Daß die Gegenwart des Herrn bei den Engeln sich bestimme nach der Aufnahme des Guten der Liebe und des Glaubens von Ihm, Nr. 904, 4198, 4320, 6280, 6832, 7042, 8819, 9680, 9682, 9683, 10106, 10811. Daß der Herr jeglichem nach dessen Beschaffenheit erscheine, Nr. 1861, 2235, 4198, 4206. Die Höllen werden von den Himmeln dadurch entfernt, daß sie die Gegenwart der göttlichen Liebe vom Herrn nicht ertragen können, Nr. 4299, 7519, 7738, 7989, 8157, 8266, 9327. Infolgedessen sind die Höllen in weitester Entfernung von den Himmeln, und dies ist die ungeheure Kluft, Nr. 9346, 10187.
[94] Daß die Sonne der Welt den Engeln nicht erscheine, sondern an ihrer Stelle etwas ganz Finsteres [tenebricosum] nach hinten zu gegenüber der Sonne des Himmels oder dem Herrn, Nr. 7078, 9755. Daß die Sonne im entgegengesetzten Sinn die Liebe zu sich bezeichne, Nr. 2441; in diesem Sinn wird durch ‚die Sonne anbeten‘ bezeichnet, dasjenige anbeten, was der himmlischen Liebe oder dem Herrn entgegengesetzt ist, Nr. 2441, 10584. Daß die Sonne des Himmels denen, die in den Höllen sind, dichte Finsternis [caligo] sei, Nr. 2441.
[95] Daß der Herr der gemeinsame Mittelpunkt sei, dem sich alles im Himmel zukehrt, Nr. 3633.
[96] Daß alles Licht in den Himmeln vom Herrn als der Sonne sei, Nr. 1053, 1521, 3195, 3341, 3636, 3643, 4415, 9548, 9684, 10809. Daß das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre im Himmel als das Licht erscheine und alles Licht des Himmels darstelle [sistat], Nr. 3195, 3222, 5400, 8644, 9399, 9548, 9684.
[97] Daß das Licht des Himmels sowohl das Auge [visus], als den Verstand der Engel erleuchte, Nr. 2776, 3138.
[98] Daß das Licht im Himmel sich je nach der Einsicht und Weisheit der Engel verhalte, Nr. 1524, 1529, 1530, 3339. Daß es der Unterschiede des Lichtes in den Himmeln ebenso viele gebe, als Engelgesellschaften, weil in den Himmeln fortlaufende Verschiedenheiten hinsichtlich des Guten und Wahren, somit der Weisheit und Einsicht sind, Nr. 684, 690, 3241, 3744, 3745, 4414, 5598, 7236, 7833, 7836.
[99] Daß die Kleider im Wort Wahrheiten bezeichnen, weil diese das Gute umkleiden, Nr. 1073, 2576, 5248, 5319, 5954, 9216, 9952, 10536. Daß die Kleider des Herrn, als Er verklärt wurde, das aus Seiner göttlichen Liebe hervorgehende göttliche Wahre bezeichneten, Nr. 9212, 9216.
[100] Daß das Licht des Himmels den Verstand des Menschen erleuchtet und der Mensch infolgedessen vernunftbegabt sei, Nr. 1524, 3138, 3167, 4408, 6608, 8707, 9126, 9399, 10569. Daß der Verstand erleuchtet werde, weil er ein Aufnahmegefäß des Wahren ist, Nr. 6222, 6608, 10659. Daß der Verstand insoweit erleuchtet werde, als der Mensch das Wahre im Guten vom Herrn aufnimmt, Nr. 3619. Daß der Verstand so beschaffen sei, wie die Wahrheiten aus dem Guten sind, von denen er gebildet wird, Nr. 10064. Daß dem Verstand Licht aus dem Himmel zukomme, wie dem Auge Licht aus der Welt, Nr. 1524, 5114, 6608, 9128. Daß das Licht des Himmels vom Herrn immerfort bei dem Menschen zugegen sei, aber nur insoweit einfließe, als der Mensch im Wahren aus dem Guten ist, Nr. 4060, 4213.
[101] Daß der Mensch, wenn er über das Sinnliche erhoben wird, in ein milderes Licht [lumen mitius] komme und zuletzt in das himmlische Licht [lucen coielestem], Nr. 6313, 6315, 9407. Daß eine wirkliche Erhebung in das Himmelslicht vorgehe, wenn der Mensch in die Einsicht [erhoben wird], Nr. 3190. Welch ein großes Licht ich gewahr ward, als ich von weltlichen Vorstellungen abgeführt wurde, Nr.1526, 6608.
[102] Daß die in den Höllen in ihrem Lichtschein, welches ein Schein wie von glühenden Kohlen ist, sich als Menschen erscheinen, im Lichte des Himmels aber als Mißgestalten, Nr. 4532, 4533, 4674, 5057, 5058, 6605, 6626.
[103] Daß es zweierlei Ursprünge [origines] der Wärme, und zweierlei Ursprünge des Lichtes gebe, aus der Sonne der Welt und aus der Sonne des Himmels, Nr. 3338, 5215, 7324. Daß die Wärme aus dem Herrn als der Sonne die Erregung sei, die der Liebe eigen ist, Nr. 3636, 3643. Daß daher die geistige Wärme ihrem Wesen nach Liebe sei, Nr. 2146, 3338, 3339, 6314.
[104] Daß in den Höllen eine Wärme sei, aber eine unreine, Nr. 1773, 2757, 3340; und der Geruch aus ihr wie in der Welt der Dünger- und Kotgeruch, in den schlimmsten Höllen aber wie von Leichen, Nr. 814, 815, 817, 943, 944, 5394.
[105] Siehe Fußnote bei Nr. 118: Das Feuer im Wort bezeichnet die Liebe in beiderlei Sinn ...
[106] Daß ein geistiger Einfluß statthabe und nicht ein physischer, somit ein Einfluß aus der geistigen Welt in die natürliche und nicht aus der natürlichen in die geistige, Nr. 3219, 5119, 5259, 5427, 5428, 5477, 6322, 9110, 9111.
[107] Die Wahrheiten ohne das Gute sind an sich nicht Wahrheiten, weil sie kein Leben haben; denn all ihr Leben haben die Wahrheiten aus dem Guten, Nr. 9603. Sie sind also gleichsam ein Leib ohne Seele, Nr. 3180, 9454. Die Wahrheiten ohne das Gute werden vom Herrn nicht angenommen, Nr. 4368. Wie das Wahre ohne das Gute, wie also der Glaube ohne die Liebe, und wie das Wahre aus dem Guten, oder wie der Glaube aus der Liebe beschaffen sei, Nr. 1949-1951, 1964, 5830, 5951. Daß es auf eines hinauslaufe, ob man sagt das Wahre oder der Glaube, und dann auch das Gute oder die Liebe, weil das Wahre Sache des Glaubens und das Gute Sache der Liebe ist, Nr. 2839, 4353, 4997, 7178, 7623, 7624, 10367.
[108] Daß das Wort in der Heiligen Schrift mancherlei bezeichne, nämlich die Rede, das Denken des Gemüts, jedes wirklich Existierende, dann Etwas, und im höchsten Sinn das göttliche Wahre, und den Herrn, Nr. 9987. Daß das Wort das göttliche Wahre bezeichne, Nr. 2803, 2884, 4692, 5075, 5272, 7830, 9987. Daß das Wort den Herrn bezeichne, Nr. 2533, 2859.
[109] Daß das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre dasjenige sei dem alle Macht zukommt, Nr. 6948, 8200. Daß alle Gewalt im Himmel dem Wahren aus dem Guten angehöre, Nr. 3091, 3563, 6344, 6413, 8304, 9643, 10019, 10182. Daß die Engel Mächte heißen und auch Mächte seien, vermöge der Aufnahme des göttlichen Wahren vom Herrn, Nr. 9639. Daß die Engel Aufnehmer des Wahren vom Herrn seien, und darum im Wort hin und wieder Götter heißen, Nr. 4295, 4402, 8301, 8192, 9398.
[110] Daß der Verstand der Aufnehmer des Wahren, und der Wille der Aufnehmer des Guten sei, Nr. 3623, 6125, 7503, 9300, 9930. Daß daher alles, was im Verstand ist, sich auf die Wahrheiten bezieht, sei es nun, daß es [wirkliche] Wahrheiten sind, oder daß der Mensch sie bloß für Wahrheiten hält, und daß alles, was im Willen ist, sich in gleicher Weise auf das Gute bezieht, Nr. 803, 10122.
[111] Daß das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre das einzige Reale sei, Nr. 6880, 7004, 8200. Daß durch das göttliche Wahre alles gemacht und geschaffen worden sei, Nr. 2803, 2884, 5272, 7835.
[112] Daß der Herr im höchsten Sinn der Aufgang sei, weil Er die Sonne des Himmels ist, die immer im Aufgang und nie im Untergang ist, Nr. 101, 5067, 9668.
[113] Daß alle im Himmel sich dem Herrn zukehren, Nr. 9828, 10130, 10189, 10219. Daß jedoch sich nicht die Engel dem Herrn zuwenden, sondern der Herr dieselben Sich zuwendet, Nr. 10189. Daß nicht eine Gegenwart der Engel beim Herrn statthabe, sondern eine Gegenwart des Herrn bei den Engeln, Nr. 9415.
[114] Daß alle in der geistigen Welt sich beständig ihrer Liebe zukehren, und daß die Hauptgegenden daselbst vom Angesicht ausgehen und durch dasselbe bestimmt werden, Nr. 10130, 10189, 10420, 10702. Daß das Angesicht so gebildet sei, daß es dem Inwendigen entspreche, Nr. 4791-4805, 5695. Daß daher das Inwendige aus dem Angesicht hervorleuchte, Nr. 3527, 4066, 4796. Daß das Angesicht eines ausmache mit dem Inwendigen bei den Engeln, Nr. 4796, 4797, 4799, 5695, 8250. Vom Einfluß des Inwendigen ins Angesicht und in dessen Muskeln, Nr. 3631, 4800.
[115] Daß die Stirne der himmlischen Liebe entspreche und darum durch die Stirne im Wort diese Liebe bezeichnet werde, Nr. 9936. Daß das Auge dem Verstand entspreche, weil der Verstand das innere Sehen ist, Nr. 2701, 4410, 4526, 9051, 10569. Daher die Augen aufheben und sehen bedeutet einsehen [intelligere], begreifen [percipere] und wahrnehmen [animadvertere], Nr. 2789, 2829, 3198, 3202, 4083, 4086, 4339, 5684.
[116] Daß das Fleisch des Herrn im Wort Sein Göttlich-Menschliches und das göttliche Gute Seiner Liebe bedeute, Nr. 3813, 7850, 9127, 10283. Und daß das Blut des Herrn das göttliche Wahre und das Heilige des Glaubens bezeichne, Nr. 4735, 4978, 7317, 7326, 7846, 7850, 7877, 9127, 9393, 10026, 10033, 10152, 10204.
[117] Daß der Aufgang im Wort die Liebe bei klarem Innewerden [in perceptione clara] bezeichnet, Nr. 1250, 3708. Der Untergang die Liebe bei dunklem Innewerden, Nr. 3708, 9653. Der Mittag den Zustand des Lichts oder der Weisheit und Einsicht, Nr. 1458, 3708, 5672, und der Abend diesen Zustand im Dunkeln, Nr. 3708.
[118] Welche und welcherlei diejenigen sind, die böse Engel heißen, und welche und welcherlei diejenigen, die Geister genannt werden, Nr. 947, 5035, 5977, 8593, 8622, 8625.
[119] Daß die, so in der Selbstliebe und Weltliebe sind, sich rückwärts vom Herrn abwenden, Nr. 10130, 10189, 10420, 10702. Daß die Liebe zum Herrn und das tätige Wohlwollen gegen den Nächsten den Himmel machen, die Selbstliebe und Weltliebe aber die Hölle machen, weil sie entgegengesetzt sind, Nr. 2041, 3610, 4225, 4776, 6210, 7366, 7369, 7490, 8232, 8678, 10455, 10741-10745.
[120] Daß im Himmel nicht ein Zustand sei, welcher der Nacht, sondern ein solcher, welcher der Dämmerung entspricht, die dem Morgen vorhergeht, Nr. 6110. Daß die Dämmerung der Mittelzustand zwischen dem letzten und ersten sei, Nr. 10134.
[121] Daß die Zustandswechsel hinsichtlich der Erleuchtung und des Innewerdens sich im Himmel verhalten wie die Tageszeiten in der Welt, Nr. 5672, 5962, 6310, 8426, 9213, 10605. Daß Tag und Jahr im Wort alle Zustände im allgemeinen bezeichnen, Nr. 23, 487, 488, 493, 893, 2788, 3462, 4850, 10656. Daß der Morgen den Beginn eines neuen Zustandes und den Stand der Liebe bezeichne, Nr. 7216, 8426, 8427, 10114, 10134. Daß der Abend den Zustand der Abnahme des Lichtes und der Liebe bezeichne, Nr. 10134, 10135. Daß die Nacht den Zustand des gänzlichen Mangels der Liebe und des Glaubens bezeichne, Nr. 221, 709, 2353, 6000, 6110, 7870, 7947.
[122] Daß das Eigene des Menschen sei, sich selber lieben, Nr. 694, 731, 4317, 5660. Daß dieses Eigene geschieden werden müsse, damit der Herr zugegen sein könne, Nr. 1023, 1044. Daß es auch wirklich geschieden werde, wenn jemand im Guten vom Herrn gehalten wird, Nr. 9334-9336, 9445, 9452-9454, 9938.
[123] Daß die Engel in Ewigkeit fort vervollkommnet werden, Nr. 4803, 6648. Daß in den Himmeln nie ein Zustand dem anderen ganz ähnlich, und infolgedessen fortwährende Vervollkommnung sei, Nr. 10200.
[124] Daß die Zeiten im Wort Zustände bezeichnen, Nr. 2788, 2837, 3254, 2356, 4816, 4901, 4916, 7218, 8070, 10133, 10605. Daß die Engel ohne die Vorstellung der Zeit und des Raumes denken, Nr. 3404. Ursachen hiervon, Nr. 1274, 1382, 3356, 4882, 4901, 6110, 7218, 7381. Was das Jahr im Wort bedeute, Nr. 487, 488, 493, 893, 2906, 7828, 10209; was der Monat, Nr. 3814; was die Woche, Nr. 2044, 3845; was der Tag, Nr. 23, 487, 488, 6110, 7430, 8426, 9213, 10062, 10605; was heute, Nr. 2838, 2998, 4304, 6165, 6984, 9939; was morgen, Nr. 3998, 10497; was gestern, Nr. 6983, 7124, 7140.
[125] Daß die Menschen eine Vorstellung des Ewigen nach der Zeit, die Engel aber [eine solche] ohne Zeit haben, Nr. 1382, 3404, 8325.
[126] Daß der Mensch nicht ohne Zeitvorstellung denkt, anders als die Engel, Nr. 3404.
[127] Daß alle Dinge, die bei den Engeln erscheinen, Vorbildungen sind, Nr. 1971, 3213-3226, 3457, 3475, 3485, 9481, 9574, 9576, 9577. Daß die Himmel voll von Vorbildungen sind, Nr. 1521, 1532, 1619. Daß die Vorbildungen um so schöner sind, je tiefer sie in den Himmeln sind, Nr. 3475. Daß die Vorbildungen dort reale Erscheinungen sind, weil sie vom Licht des Himmels herrühren, Nr. 3485. Daß der göttliche Einfluß zu Vorbildlichem wird in den oberen Himmeln, und von da aus auch in den unteren Himmeln, Nr. 2179, 3213, 9457, 9481, 9576, 9577. Vorbildungen heißen die Dinge, die vor den Augen der Engel in solchen Gestalten erscheinen, wie sie in der Natur vorkommen, wie sie also in der Welt sind, Nr. 9574. Daß so das Innere sich in Äußeres verwandelt, Nr. 1632, 2987-3002. Welcherlei die Vorbildungen in den Himmeln seien, ist durch verschiedene Beispiele gezeigt worden, Nr. 1521, 1532, 1619, 1628, 1807, 1973, 1974, 1977, 1980, 1981, 2299, 2601, 2761, 2762, 3217, 3219, 3220, 3348, 3350, 5198, 9090, 10278. Daß alle Dinge, die in den Himmeln erscheinen, den Entsprechungen gemäß seien, und Vorbildungen heißen, Nr. 3213-3226, 3457, 3475, 3485, 9481, 9574, 9576, 9577. Daß alle Dinge, die entsprechen, auch vorbilden, und auch dergleichen bezeichnen, Nr. 2896, 2971, 2987, 2989, 2990, 3002, 3225.
[128] Daß der Garten und das Paradies die Einsicht und Weisheit bezeichnen, Nr. 100, 108, 3220. Bedeutung des Gartens von Eden und des Gartens Jehovahs, Nr. 99, 100, 1588. Die Paradiesgefilde im anderen Leben, wie herrlich, Nr. 1122, 1622, 2296, 4528, 4529. Daß die Bäume die Wahrnehmungen und Erkenntnisse bezeichnen, aus denen Weisheit und Einsicht kommt, Nr. 103, 2163, 2682, 2722, 2972, 7692. Daß die Früchte das Gute der Liebe und Liebtätigkeit bezeichnen, Nr. 3146, 7690, 9337.
[129] Daß die Kleider im Wort Wahrheiten bezeichnen vermöge der Entsprechung, Nr. 1073, 2576, 5319, 5954, 9212, 9216, 9952, 10536, weil die Wahrheiten das Gute bekleiden, Nr. 5248. Daß die Hülle das Verständige bezeichne, weil der Verstand der Aufnehmer des Wahren ist, Nr. 6378. Daß die glänzend weißen Gewänder aus Byssus die Wahrheiten aus dem Göttlichen bezeichnen, Nr. 5316, 9469. Daß die Flamme das geistige Gute bezeichne, und das Licht aus ihr das Wahre aus diesem Guten, Nr. 3222, 6832.
[130] Daß die Engel und die Geister je nach den Wahrheiten, somit nach der Einsicht mit Kleidern angetan erscheinen, Nr. 165, 5248, 5954, 9212, 9216, 9814, 9952, 10536. Daß die Engel Kleider haben mit Glanz und ohne Glanz, Nr. 5248.
[131] Daß das Glänzendweiße und das Mattweiße im Wort das Wahre bezeichnen, weil sie aus dem Licht im Himmel sind, Nr. 3301, 3993, 4001.
[132] Daß die Farben im Himmel Strahlenbrechungen des Lichtes daselbst seien, Nr. 1042, 1043, 1053, 1624, 3993, 4530, 4742, 4922. Daß die Farben das Mannigfaltige bezeichnen, das bei der Einsicht und Weisheit ist, Nr. 4530, 4677, 4922, 9466. Daß die kostbaren Steine im Urim und Thummim je nach den Farben alles bezeichneten, was ins Gebiet des Wahren aus dem Guten in den Himmeln gehört, Nr. 9865, 9868, 9905. Daß die Farben, inwieweit sie mehr ins Rote gehen, das Gute bezeichnen, inwieweit sie aber vom Weißen etwas an sich haben, das Wahre, Nr. 9476.
[133] Daß alle im innersten Himmel Kindlichkeiten [innocentiae] seien, und darum nackt erscheinen, Nr. 154, 165, 297, 2736, 3887, 8375, 9960. Daß die Unschuld [innocenia] im Himmel durch die Nacktheit dargestellt werde, Nr. 165, 8375, 9960. Daß die Unschuldigen und Keuschen sich ihrer Nacktheit nicht zu schämen haben, weil sie ohne Arges [absque scandalo] sind, Nr. 165, 213, 8375.
[134] Daß Jerusalem die Kirche bezeichne, in der die reine Lehre ist, Nr. 402, 3654, 9166.
[135] Daß die Engel Städte, Paläste und Häuser haben, wovon Nr. 940-942,. 1116, 1626, 1628, 1630, 1631, 4622.
[136] Daß das Haus mit dem, was darin ist, die Dinge bezeichne, die beim Menschen sind, und sein Gemüt, somit sein Inwendiges ausmachen, Nr. 710, 2233, 2234, 2719, 3128, 3538, 4973, 5023, 6619, 6690, 7353, 7848, 7910, 7929, 9150, somit die Dinge, die zum Guten und Wahren gehören, Nr. 2233, 2234, 2559, 4982, 7848, 7929. Daß die Zimmer und Schlafgemächer das Inwendige darin bezeichnen, Nr. 3900, 5694, 7353. Daß das Dach des Hauses das Innerste bezeichne, Nr. 3632, 10184. Daß ein Haus von Holz diejenigen Dinge bezeichne, die zum Guten, und ein Haus von Stein diejenigen, die zum Wahren gehören, Nr. 3720.
[137] Daß das Haus Gottes im höchsten Sinn das Göttlich-Menschliche des Herrn hinsichtlich des göttlich Guten, der Tempel aber [dasselbe] hinsichtlich des göttlich Wahren bezeichne; und im beziehungsweisen Sinn den Himmel und die Kirche hinsichtlich des Guten und Wahren, Nr. 3720.
[138] Daß Jerusalem die Kirche bezeichne, in der die reine Lehre ist, Nr. 402, 3654, 9166. Daß die Tore die Einführung in die Lehre der Kirche, und mittelst der Lehre in die Kirche bezeichne, Nr. 2943, 4478. Daß die Grundfeste [fundamentum] das Wahre bezeichne, auf das der Himmel, die Kirche und die Lehre gegründet wird, Nr. 9643.
[139] Daß im Wort das Inwendige [interiora] durch das Höhere [supe riora] ausgedrückt wird, und das Höhere Inwendiges bezeichnet, Nr. 2148, 3084, 4599, 5146, 8325. Das Hohe bedeutet das Innere und auch den Himmel, Nr. 1735, 2148, 4210, 4599, 8153.
[140] Daß im Himmel Berge, Hügel, Felsen, Täler, Ländereien ganz wie in der Welt erscheinen, Nr. 10608. Auf den Bergen wohnen die Engel, die im Guten der Liebe sind, auf den Hügeln, die im Guten der Liebtätigkeit, auf den Felsen, die im Guten des Glaubens sind, Nr.10438. Darum wird durch die Berge im Wort das Gute der Liebe bezeichnet, Nr. 795, 4210, 6435, 8327, 8758, 10438, 10608. Durch die Hügel das Gute der Liebtätigkeit, Nr. 6435, 10438. Durch die Felsen das Gute und Wahre des Glaubens, Nr. 8581, 10580. Der Stein, aus dem der Fels [besteht], bedeutet ebenso das Wahre des Glaubens, Nr. 114, 643, 1298, 3720, 6426, 8609, 10376. Daher kommt, daß durch die Berge der Himmel bezeichnet wird, Nr. 8327, 8805, 9420; und durch die Bergspitze das Oberste des Himmels, Nr. 9422, 9434, 10608. Darum hatten die Alten ihren Gottesdienst auf den Bergen, Nr. 796, 2722.
[141] Daß im Wort die Orte und Räume Zustände bezeichnen, Nr. 2625, 2837, 3356, 3387, 7381, 10578; nach [eigener] Erfahrung, Nr. 1274, 1277, 1376-1381, 4321, 4882, 10146, 10578. Daß der Abstand den Unterschied des Lebenszustandes bezeichne, Nr. 9104, 9967. Daß die Bewegungen und Ortsveränderungen in der geistigen Welt Veränderungen des Lebenszustandes seien, weil sie aus diesen entstehen, Nr. 1273-1275, 1377, 3356, 9440. Ebenso die Reisen, Nr. 9440, 10734, beleuchtet durch Erfahrung, Nr. 1273-1277, 5605. Daß infolgedessen im Wort das Reisen bedeute leben und auch das Fortschreiten [progeressivum] des Lebens, ebenso der Aufenthalt in der Fremde [peregrinari], Nr. 3335, 4554, 4585, 4882, 5493, 5605, 5996, 8345, 8397, 8417, 8420, 8557. Mit [oder vor] dem Herrn wandeln heißt, mit [oder vor] Ihm leben, Nr. 10567.
[142] Daß der Mensch seinem Geist nach mittelst der Zustandsveränderungen in die Ferne geführt werden könne, während der Körper an seinem Ort bleibt, auch nach [eigener] Erfahrung, Nr. 9440, 9967, 10734. Was es heiße,
vom Geist an einen andern Ort entrückt werden, Nr. 1884.
[143] Daß die Orte und Räume sich dem Auge derselben je nach den Zuständen des Inwendigen der Engel und Geister darstellen, Nr. 5604, 9440, 10146.
[144] Daß im Wort die Länge das Gute bezeichne, Nr. 1613, 9487; die Breite das Wahre, Nr. 1613, 3433, 3434, 4482, 9487, 10179. Daß die Höhe das Gute und Wahre hinsichtlich der Grade bezeichne, Nr. 9489, 9773, 10181.
[145] Daß die Verbindung und Gegenwart des Herrn bei den Engeln sich verhalte gemäß der Aufnahme der Liebe und Liebtätigkeit von Ihm her, Nr. 290, 681, 1954, 2658, 2886, 2888, 2889, 3001, 3741-3743, 4318, 4319, 4524, 7211, 9128.
[146] Daß der gesamte Himmel hinsichtlich aller Engelgesellschaften vom Herrn nach Seiner göttlichen Ordnung eingerichtet worden sei, weil das Göttliche des Herrn bei den Engeln den Himmel macht, Nr. 3038, 7211, 9128, 9338, 10125, 10151, 10157. Von der himmlischen Form, Nr. 4040, 4041, 4042, 4043, 6607, 9877.
[147] Daß die Form des Himmels die der göttlichen Ordnung gemäße Form sei, Nr. 4040-4045, 6607, 9877.
[148] Die göttlichen Wahrheiten sind Gesetze der Ordnung, Nr. 2247, 7995. Inwieweit der Mensch nach der göttlichen Ordnung lebt, inwieweit er also im Guten nach den göttlichen Wahrheiten ist, insoweit ist er Mensch, Nr. 4839, 6605, 6626. Der Mensch ist es, in den alle Dinge der göttlichen Ordnung zusammengetragen sind, und er ist von der Schöpfung her die göttliche Ordnung in ihrer Ausgestaltung, Nr. 4219, 4220, 4223, 4523, 4524, 5114, 5368, 6013, 6057, 6605, 6626, 9706, 10156, 10472. Der Mensch wird nicht ins Gute und Wahre, sondern ins Böse und Falsche, somit in das der göttlichen Ordnung Entgegengesetzte geboren, und daher kommt, das er in lautere Unwissenheit [geboren wird] und deshalb notwendig von neuem geboren, das heißt wiedergeboren werden muß, was durch die göttlichen Wahrheiten vom Herrn geschieht, damit er in die Ordnung eingeführt werde, Nr. 1047, 2307, 2308, 3518, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Der Herr bringt, wenn Er den Menschen neu gestaltet, das heißt wiedergebiert, alles bei ihm in die Ordnung, das heißt in die Form des Himmels, Nr. 5700, 6690, 9931, 10303.
[149] Von jedem im Himmel geht eine Mitteilung [communicatio] des Lebens, die man eine Ausbreitung [extensio] nennen kann, in alle Engelgesellschaften rings umher aus je nach der Größe und Beschaffenheit des Guten, Nr. 8794, 9797. Daß die Gedanken und Gefühle [affectiones] eine solche Ausbreitung haben, Nr. 2475, 6598-6613. Daß man verbunden und getrennt werde je nach den herrschenden Neigungen, Nr. 4111.
[150] affizieren: lat. afficere - auf die Sinne einwirken; erregen, reizen.
[151] Es gibt nur ein einziges Leben, aus dem alle, sowohl im Himmel als in der Welt leben, Nr. 1954, 2021, 2536, 2658, 2886-2889, 3001, 3484, 3742, 5847, 6467. Dieses Leben kommt allein vom Herrn, Nr. 2886-2889, 3344, 3484, 4319, 4320, 4524, 4882, 5986, 6325, 6468-6470, 9276, 10196. Es fließt ein bei den Engeln, Geistern und Menschen auf wunderbare Weise, Nr. 2886-2889, 3337, 3338, 3484, 3742. Der Herr fließt ein aus Seiner göttlichen Liebe, welche von der Art ist, daß sie will, daß das Ihrige Sache des anderen sei, Nr. 3742. 4320. Darum erscheint das Leben, als wäre es im Menschen und nicht ein Einfließendes, Nr. 3742, 4320. Über die von den Engeln empfundene und durch ihr Gespräch mit mir bestätigte Freude darüber, daß sie nicht aus sich, sondern aus dem Herrn leben, Nr. 6469. Die Bösen wollen nicht überführt werden, daß das Leben einfließt, Nr. 3743. Das Leben vom Herrn fließt auch bei den Bösen ein, Nr. 2706, 3743, 4417, 10196. Allein sie verkehren das Gute in Böses und das Wahre in Falsches; denn wie der Mensch ist, so ist auch seine Aufnahme des Lebens beleuchtet, Nr. 4319, 4320, 4417.
[152] Der Gedanke verbreitet sich in die Gesellschaften der Geister und Engel rings umher, Nr. 6600-6605, ohne jedoch die Gedanken der Gesellschaften in Bewegung zu setzen und in Unordnung zu bringen, Nr. 6601, 6603.
[153] Daß das Gute sein Wahres und das Wahre sein Gutes anerkenne, Nr. 2429, 3101, 3102, 3161, 3179, 3180, 4538, 5407, 5833, 9637. Daß infolgedessen eine Verbindung des Guten und Wahren statthabe, Nr. 3834, 4096, 4097, 4301, 4345, 4353, 4364, 4368, 5365, 7623-7627, 7752-7762, 8530, 9258, 10555. Und daß dies vom Einfluß des Himmels herrühre, Nr. 9079.
[154] Es gibt einen unmittelbaren Einfluß vom Herrn und einen mittelbaren durch den Himmel, Nr. 6063, 6307, 6472, 9682, 9683. Der unmittelbare Einfluß des Herrn geht in das allereinzelste, Nr. 6058, 6474-6478, 8717, 8728. Vom mittelbaren Einfluß des Herrn durch die Himmel, Nr. 4067, 6982, 6985, 6996.
[155] Daß die himmlischen Engel nicht aus den Wahrheiten denken und reden, wie die geistigen Engel, weil sie aus dem Herrn im Innewerden aller ins Gebiet des Wahren gehörigen Dinge sind, Nr. 202, 597, 607, 784, 1121, 1387, 1398, 1442, 1919, 7680, 7877, 8780, 9277, 10336. Die himmlischen Engel sagen in Beziehung auf die Wahrheiten: Ja, ja [ita, ita] oder : Nein, nein; die geistigen Engel dagegen stellen darüber Untersuchungen an, ob es so sei oder nicht so sei, Nr. 2715, 3246, 4446, 9166, 10786, wo die Worte des Herrn ausgelegt werden:
„Eure Rede sei: Ja, ja! Nein, nein! Was darüber ist, das ist vom Übel“: Matth.5/37.
[156] Die im geistigen Reich sind in den Wahrheiten und die im himmlischen Reich sind im Guten, Nr. 863, 875, 927, 1023, 1043, 1044, 1555, 2256, 4328, 4493, 5113, 9596. Das Gute des geistigen Reichs ist das Gute der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, und dieses Gute ist seinem Wesen nach das Wahre, Nr. 8042, 10296.
[157] Gerechtigkeit wird im Wort vom Guten, und Gericht vom Wahren gesagt, und darum ist Gerechtigkeit und Gericht tun [soviel als] das Gute und Wahre [üben], Nr. 2235, 9857. Die großen Gerichte sind die Gesetze der göttlichen Ordnung, somit die göttlichen Wahrheiten, Nr. 7206.
[158] Daß unter David in den prophetischen [Büchern] der Herr verstanden werde, Nr. 1888, 9954.
[159] Daß unter Zion im Wort die Kirche verstanden werde, insbesondere die himmlische Kirche, Nr. 2362, 9055.
[160] Daß jeder [einzelne] Mensch und [jede] Gesellschaft, sodann das Vaterland und die Kirche, und im universellen Sinn das Reich des Herrn der Nächste sei, und ihnen aus Liebe zum Guten je nach der Beschaffenheit ihres Zustandes Gutes tun, den Nächsten lieben heiße, somit ihr Wohl, das auch das allgemeine Beste ist, für das man sorgen soll, der Nächste sei, Nr. 6818-6824, 8123. Daß auch das bürgerlich Gute, welches das Gerechte ist, der Nächste sei, Nr. 2915, 4730, 8120, 8123. Daß daher die Liebtätigkeit gegen den Nächsten sich auf alles und jedes sich im Menschenleben erstrecke, und den Nächsten lieben heiße das Gute lieben, und das Gute tun aus Liebe zum Guten und Wahren und auch das Gerechte aus Liebe zum Gerechten in jeder Verrichtung und bei jedem Werk, Nr. 2417, 8121, 8124.
[161] Es gibt zweierlei Arten der Herrschgewalt, eine aus der Nächstenliebe, die andere aus der Selbstsucht, Nr. 10814. Aus der Herrschgewalt, die aus der Nächstenliebe hervorgeht, entspringt alles Gute und Selige, Nr. 10160, 10814. Im Himmel will niemand aus Selbstliebe herrschen, sondern alle wollen dienen, und dies heißt aus Nächstenliebe herrschen, und daher haben sie so große Macht, Nr. 5732. Aus der Herrschgewalt, die aus der Selbstliebe hervorgeht, entspringt alles Böse, Nr. 10038. Nachdem die Selbstsucht und die Weltliebe zu herrschen angefangen hatten, wurden die Menschen genötigt, sich Herrschergewalten zu unterwerfen, um sicher zu sein, Nr. 7364, 10160, 10814.
[162] Der Verstand ist der Aufnehmer des Wahren und der Wille der des Guten, Nr. 3623, 6125, 7503, 9300, 9930, Wie sich alles auf das Wahre und Gute bezieht, so alles zum Leben des Menschen Gehörige auf Verstand und Willen, Nr. 803, 10122. Die Engel werden in Ewigkeit fort vervollkommnet, Nr. 4803, 6648.
[163] Der Stein bezeichnet Wahres, Nr. 114, 643, 1298, 3720, 6426, 8609, 10376. Das Holz bedeutet Gutes, Nr. 643, 3720, 8354. Darum hatten die Menschen der Ältesten Kirche [Antiquissimi], die in himmlischem Guten waren, Gotteshäuser [Aedes] aus Holz, Nr. 3720.
[164] Den Herrn und den Nächsten lieben heißt, nach den Geboten des Herrn leben, Nr. 10143, 10153, 10310, 10578, 10645, 10648.
[165] Daß die Priester den Herrn hinsichtlich des göttlichen Guten, die Könige hinsichtlich des göttlichen Wahren vorgebildet haben, Nr. 2015, 6148. Daß daher der Priester im Wort diejenigen bezeichne, die im Guten der Liebe zum Herrn sind, das Priestertum also dieses Gute, Nr. 9806, 9809. Daß der König im Wort diejenigen bezeichne, die im göttlich Wahren sind, das Königtum also das Wahre aus dem Guten, Nr. 1672, 2015, 2069, 4575, 4581, 4966, 5044.
[166] Die Engel heißen Mächte und sind auch Mächte infolge der Aufnahme des göttlichen Wahren vom Herrn, Nr. 9639. Die Engel sind Aufnehmer des göttlichen Wahren vom Herrn, und werden deshalb im Wort hin und wieder Götter genannt, Nr. 4295, 4402, 8192, 8301, 9398.
[167] Der Mensch und der Engel ist sein Gutes und Wahres, somit seine Liebe und sein Glaube, Nr. 10298, 10367. Er ist sein Verstand und sein Wille; denn alles, was zum Leben gehört, rührt davon her; das Leben des Guten ist Sache des Willens, und das Leben des Wahren ist Sache des Verstandes, Nr. 10076, 10177, 10264, 10284.
[168] Vom Entsprechungsverhältnis der Hände, Arme und Schultern zu dem Größten Menschen oder dem Himmel, Nr. 4931-4937. Durch die Arme und Hände wird im Wort die Macht bezeichnet, Nr. 878, 3091, 4931, 4932, 6947, 10017.
[169] Alle Macht in den Himmeln kommt dem Wahren aus dem Guten oder dem Glauben aus der Liebe zu, Nr. 3091, 3563, 6413, 8304, 9643, 10019, 10182. Alle Macht ist vom Herrn, weil von Ihm alles Wahre, das Gegenstand des Glaubens, und alles Gute kommt, das Gegenstand der Liebe ist, Nr. 9327, 9410. Diese Macht wird verstanden unter den dem Petrus übergebenen Schlüsseln, Nr. 6344. Das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre ist es, das alle Macht hat, Nr. 6948, 8200. Diese Macht des Herrn ist es, die verstanden wird unter dem Sitzen zur Rechten Jehovahs, Nr. 3387, 4592, 4933, 7518, 7673, 8281, 9133. Die Rechte ist die Macht, Nr. 10019.
[170] Die Augen entsprechen den Wahrheiten aus dem Guten, Nr. 4403-4421, 4523-4534, 6923.
[171] Das Falsche aus dem Bösen hat keine Macht, weil das Wahre aus dem Guten alle hat, Nr. 6784, 10481.
[172] In den Himmeln gibt es ein Atmen, jedoch ein inwendigeres, Nr. 3884, 3885, aus [eigener] Erfahrung, Nr. 3884, 3885, 3891, 3893. Die Atemzüge daselbst sind ungleich und wechseln je nach ihren Zuständen, Nr. 1119, 3886, 3887, 3889, 3892, 3893. Die Bösen können im Himmel durchaus nicht atmen und fallen, wenn sie dahin kommen, in einen Zustand des Ersticktwerdens, Nr. 3893.
[173] Die Vorstellungen der Engel, aus denen heraus sie reden, entstehen durch wunderbare Farbenwechsel [variegationes] des Himmelslichtes Nr. 1646, 3343, 3993.
[174] Die Engel können durch ihre Rede in einem Augenblick mehr ausdrücken, als der Mensch durch die seinige in einer halben Stunde, und zwar auch solches, was nicht in die Worte menschlicher Sprache fällt, Nr. 1641-1643, 1645, 4609, 7089.
[175] In einem Denkbild ist Unzähliges enthalten, Nr. 1008, 1869, 4976, 6613-6615, 6617, 6618. Die Denkbilder des Menschen werden im anderen Leben enthüllt und sichtbar nach dem Leben dargestellt, wie sie sind, Nr. 1869, 3310, 5510. In welcher Beschaffenheit sie erscheinen, Nr. 6201, 8885. Die Vorstellungen der Engel des innersten Himmels erscheinen wie ein flammendes Licht, Nr. 6615. Die Vorstellungen der Engel des letzten Himmels erscheinen wie dünne, weißglänzende Wolken, Nr. 6614. Es erschien die Vorstellung eines Engels, aus der eine Ausstrahlung gegen den Herrn hin [hervorging], Nr. 6620. Die Denkbilder breiten sich weithin aus in die Engelgesellschaften rings umher, Nr. 6598-6613.
[176] In der Engelrede ist ein ins Harmonische fallender Zusammenhang, Nr. 1648, 1649, 7191.
[177] Daß die geistige oder Engelsprache beim Menschen sei, obgleich er es nicht weiß, Nr. 4104. Daß die Ideen des inneren Menschen geistig seien, der Mensch aber, solange er in der Welt lebt, sie natürlich verstehe, weil er alsdann im Natürlichen denkt, Nr. 10236, 10240, 10550. Daß der Mensch nach dem Tode in seine inwendigeren Ideen komme, Nr. 3226, 3342, 3343, 10568, 10604. Daß sie alsdann seine Sprache bilden, Nr. 2470, 2478, 2479.
[178] Daß der Mensch mit Geistern und Engeln reden kann und die Alten häufig mit ihnen geredet haben, Nr. 67, 68, 69, 784, 1634, 1636, 7802. Daß auf einigen Weltkörpern Engel und Geister in menschlicher Gestalt erscheinen und mit ihnen reden, Nr. 10751, 10752. Daß es aber auf diesem Erdkörper gefährlich sei, mit Geistern zu reden, sofern nicht der Mensch im wahren Glauben ist und vom Herrn geführt wird, Nr. 784, 9438, 10751.
[179] Die Stirne entspricht der himmlischen Liebe und bezeichnet daher im Wort diese Liebe, Nr. 9936. Das Angesicht entspricht den inwendigen Regionen des Menschen, welche die seines Denkens und seiner Neigungen sind, Nr. 1568, 2988, 2989, 3631, 4796, 4797, 4800, 5165, 5168, 5695, 9306. Auch ist das Angesicht zur Entsprechung mit den inwendigen Regionen gebildet, Nr. 4791-4805, 5695. Daher das Angesicht im Wort das Inwendige bezeichnet, Nr. 1999, 2434, 3527, 4066, 4796.
[180] Die Geister können durch den Menschen nichts sehen, was in dieser Sonnenwelt ist, durch meine Augen aber haben sie es gesehen; Grund hiervon, Nr. 1880.
[181] Geister, die von Geistergesellschaften an andere Gesellschaften entsandt wurden, heißen Träger [subjecta], Nr. 4403, 5856. Die Mitteilungen in der geistigen Welt geschehen durch solche Geistersendboten, Nr. 4403, 5856, 5983. Der Geist, wenn er entsendet ist und als Träger dient, denkt nicht aus sich, sondern aus denen, von denen er ausgesandt wurde, Nr. 5985-5987.
[182] Daß es gegenwärtig [hodie] keine äußere Besessenheiten, d.h. des Körpers gebe, wie ehemals, Nr. 1983. Daß es aber gegenwärtig innere Besessenheiten, nämlich des Gemüts [mentis], mehr als ehemals gebe, Nr. 1983, 4793. Daß der Mensch inwendig besessen sei, wenn er schmutzige Gedanken hat, und anstößige [scandalosas] über Gott und den Nächsten, und wenn er von deren Kundgebung bloß durch äußere Bande zurückgehalten wird, nämlich durch die Furcht vor dem Verlust des guten Rufes, der Ehre, des Gewinnes, vor dem Gesetz und [dem Verlust] des Lebens, Nr. 5990. Von den teuflischen Geistern, durch die besonders das Innere des Menschen besessen wird, Nr. 4793. Von den teuflischen Geistern, die das Äußere des Menschen zu besitzen trachten; daß sie in die Höllen eingeschlossen seien, Nr. 2752, 5990.
[183] Daß alle Zahlen im Wort Sachen bedeuten, Nr. 482, 487, 647, 648, 755, 813, 1963, 1988, 2075, 2252, 3252, 4264, 4670, 6175, 9488, 9659, 10217, 10253, aus dem Himmel gezeigt, Nr. 4495, 5265. Daß die multiplizierten Zahlen ähnliches bezeichnen wie die einfachen, aus denen sie durch Multiplikation entstehen, Nr. 5291, 5335, 5708, 7973. Daß die Urmenschen [Antiquissimi] himmlische Geheimnisse in den Zahlen besaßen, gleichsam eine Berechnung der kirchlichen Zustände [Computum Ecclesiasticum], Nr. 575.
[184] Von der Weisheit der Engel, daß sie unbegreiflich und unaussprechlich sei, Nr. 2795, 2796, 2802, 3314, 3404, 3405, 9094, 9176.
[185] Inwieweit der Mensch vom Äußeren gegen das Inwendige erhoben wird, insoweit kommt er ins Licht, insoweit also in die Einsicht, Nr. 6113. Es ist eine wirkliche Erhebung, Nr. 7816, 10330. Die Erhebung vom Äußeren zum Inwendigen ist wie die vom Nebel ins Licht, Nr. 4598. Das Auswendige ist vom Göttlichen entfernter beim Menschen, weshalb es vergleichsweise dunkel ist, Nr. 6451, und auch vergleichsweise untergeordnet, Nr. 996. 3855. Das Inwendige ist vollkommener, weil dem Göttlichen näher, Nr. 5146, 5147. Im Inneren sind tausend und wieder tausend Dinge, die im Äußeren als ein Gemeinsames erscheinen, Nr. 5707. Darum je inwendiger das Denken und Wahrnehmen ist, desto klarer auch, Nr. 5920.
[186] Das Sinnliche ist das Äußerste [Ultimum] des Lebens des Menschen, das seinem Körperlichen anhängt und anklebt, Nr. 5077, 5767, 9212, 9216, 9331, 9730. Ein sinnlicher Mensch heißt derjenige, der alles nach den Sinnen des Körpers beurteilt und erschließt, und der nichts glaubt, als was er mit den Augen sieht und mit den Händen greift, Nr. 5094, 7693. Ein solcher Mensch denkt im Äußeren, und nicht innerlich in sich, Nr. 5089, 5094, 6564, 7693. Sein Inwendiges ist verschlossen, so daß er nichts geistig Wahres sieht, Nr. 6564, 6844, 6845. Mit einem Wort, der im groben Naturlicht ist, und somit nichts begreift, das aus dem Licht des Himmels ist, Nr. 6201, 6310, 6564, 6598, 6612, 6614, 6622, 6624, 6844, 6845. Innerlich ist er wider die Dinge des Himmels und der Kirche, Nr. 6201, 6316, 6844, 6849, 6948, 6949. So werden die Gebildeten, die sich wider die Wahrheiten der Kirche bestärkt haben, Nr. 6316. Die sinnlichen Menschen sind mehr als die übrigen arglistig und bösartig, Nr. 7693, 10236. Sie räsonieren scharfsinnig und gewandt, allein aus dem materiellen Gedächtnis, in das sie alle Einsicht setzen, Nr. 195, 196, 5700, 10236, aber aus den Täuschungen der Sinne heraus, Nr. 5084, 6948, 6949, 7693.
[187] Was beim Menschen das universell Regierende und Herrschende ist, liegt in den Einzelheiten seines Lebens, somit in allem und jedem seines Denkens und Fühlens, Nr. 4459, 5949, 6159, 6571, 7648, 8067, 8853-8858. Der Mensch ist so wie seine herrschende Liebe, Nr. 918, 1040, 8858; beleuchtet durch Beispiele, Nr. 8854, 8857. Das, was universell regiert, macht das Leben des Menschengeistes aus, Nr. 7648. Dasselbe ist sein eigentlicher Wille [ipsa voluntas], seine eigentliche Liebe, und sein eigentlicher Lebenszweck; denn was der Mensch will, das liebt er, und was er liebt, das hat er als Endzweck [im Auge], Nr. 1317, 1568, 1571, 1909, 3796, 5949, 6936. Darum ist der Mensch so wie sein Wille, oder wie seine herrschende Liebe, oder wie sein Lebenszweck, Nr. 1568, 1571, 3570, 4054, 6571, 6934, 6938, 8856, 10076, 10109, 10110, 10284.
[188] Die himmlischen Engel wissen unzählig vieles und sind unendlich weiser als die geistigen Engel, Nr. 2718. Die himmlischen Engel denken und reden nicht aus dem Glauben, wie die geistigen Engel, weil sie vom Herrn in der inneren Erfahrung [in perceptione] aller Dinge des Glaubens sind, Nr. 202, 597, 607, 784, 1121, 1387, 1398, 1442, 1919, 7680, 7877, 8780, 9277, 10336. Sie sagen von den Glaubenswahrheiten bloß: Ja, ja [ita, ita], oder nein, nein [non, non], die geistigen Engel dagegen lassen sich in Untersuchungen ein [ratiocinantur], ob es so sei, Nr. 2715, 3246, 4448, 9166, 10786; es werden hier die Worte des Herrn erklärt, nach denen die Rede sein soll: Ja, ja; nein, nein: Matth.5/37.
[189] Von der Entsprechung des Ohrs und des Gehörs, Nr. 4652-4660. Das Ohr entspricht dem Innewerden und dem Gehorsam und bezeichnet daher auch dieselben, Nr. 2542, 3869, 4653, 5017, 7216, 8361, 9311, 9397, 10061. Es bezeichnet die Aufnahme der Wahrheiten, Nr. 5471, 5475, 9926. Von der Entsprechung des Auges und seines Sehens, Nr. 4403-4421, 4523-4534. Das Auge bedeutet daher die Einsicht, die der Glaube hat, und auch den Glauben, Nr. 2701, 4410, 4526, 6923, 9051, 10569.
[190] Die Engel werden in Ewigkeit fort vervollkommnet, Nr. 4803, 6648.
[191] Die Unschuld der Kinder ist nicht die wahre Unschuld, sondern die wahre Unschuld wohnt in der Weisheit, Nr. 1616, 2305, 2306, 3495, 4563, 4797, 5608, 9301, 10021. Das Gute der Kindheit ist nicht geistig Gutes, wird es aber durch Einpflanzung des Wahren, Nr. 3504. Gleichwohl ist das Gute der Kindheit das Mittel, durch das Einsicht eingepflanzt wird, Nr. 1616, 3183, 9301, 10110. Ohne das Gute der Unschuld in der Kindheit wäre der Mensch ein Wilder, Nr. 3494. Alles, was man in der Kindheit in sich aufnimmt, erscheint als Natürliches, Nr. 3494.
[192] Durch die Kinder [infantes] wird im Wort die Unschuld [oder Kindlichkeit, Innocentia] bezeichnet, Nr. 5608, und auch durch Säuglinge [lactentes], Nr. 3183. Durch den Greis wird der Weise und im abstrakten Sinn die Weisheit bezeichnet, Nr. 3183, 6523. Der Mensch ist so geschaffen, daß er nach Maßgabe seines Fortschreitens zum Greisenalter wie ein Kind wird, und daß dann Kindlichkeit in der Weisheit ist, und der Mensch in diesem Zustand in den Himmel übergeht und ein Engel wird, Nr. 3183, 5608.
[193] Alle im innersten Himmel sind Kindlichkeiten [Innocentiae], Nr. 154, 2736, 3887, und darum erscheinen sie einander als Kinder, Nr. 154; sie sind auch unbekleidet, Nr. 165, 8375, 9960. Die Nacktheit gehört zur Kindlichkeit, Nr. 165, 8375. Die Geister haben die Sitte, ihre Unschuld dadurch zu beglaubigen, daß sie ihre Kleider ausziehen und sich nackt darstellen, Nr. 8375, 9960.
[194] Alles Gute der Liebe und Wahre des Glaubens muß Kindlichkeit in sich haben, damit es Gutes und Wahres sei, Nr. 2526, 2780, 3111, 3994, 6013, 7840, 9262, 10134. Die Kindlichkeit ist das Wesentliche des Guten und Wahren, Nr. 2780, 7840. Niemand wird in den Himmel eingelassen, wenn er nicht einige Kindlichkeit hat, Nr. 4797.
[195] Die wahrhaft eheliche Liebe ist Kindlichkeit, Nr. 2736. Die eheliche Liebe ist: wollen was der andere will, somit wechselseitig und gegenseitig, Nr. 2731. Die in der ehelichen Liebe sind, wohnen im Innersten des Lebens zusammen, Nr. 2732. Sie ist eine Vereinigung zweier Gemüter, und zwar in der Art, daß sie durch die Liebe eines sind, Nr. 10168, 10169. Die wahrhaft eheliche Liebe hat ihren Ursprung und ihr Wesen aus der Ehe des Guten und Wahren, Nr. 2728, 2729. Von Engelgeistern, die ein inneres Gefühl [perceptio] haben, ob das Eheliche da ist, aus der Idee der Verbindung des Guten und Wahren, Nr. 10756. Die eheliche Liebe verhält sich völlig so wie die Verbindung des Guten und Wahren, Nr. 1904, 2173, 2429, 2508, 3101, 3102, 3155, 3179, 3180, 4358, 5407, 5835, 9206, 9207, 9495, 9637. Darum wird im Wort unter der Ehe die Vermählung des Guten und Wahren verstanden, wie sie im Himmel ist, und wie sie in der Kirche sein wird, Nr. 3132, 4434, 4834.
[196] Das Lamm bedeutet im Wort die Unschuld [oder Kindlichkeit] und deren Gutes, Nr. 3994, 10132.
[197] Das Eigene des Menschen ist: sich selbst mehr als Gott, und die Welt mehr als den Himmel lieben und den Nächsten sich gegenüber zu Nichts machen, somit ist es die Selbst- und Weltliebe, Nr. 694, 731, 4317, 5660. Die Bösen sind ganz und gar wider die Kindlichkeit; so daß sie deren Gegenwart nicht ertragen können, Nr. 2126.
[198] Unter dem Frieden wird im höchsten Sinn der Herr verstanden, weil von Ihm der Friede [kommt], und im inneren Sinn der Himmel, weil man dort im Zustand des Friedens ist, Nr. 3780, 4681. Der Friede in den Himmeln ist das Göttliche, sofern es inwendigst alles Gute und Wahre in ihnen mit Seligkeit überströmt [afficiens beatitudine], und er ist dem Begriffe des Menschen unerreichbar, Nr. 92, 3780, 5662, 8455, 8665. Der göttliche Friede ist im Guten, nicht aber im Wahren ohne das Gute, Nr. 8722.
[199] Der Geruch bezeichnet im Wort die Empfindung des Angenehmen oder Unangenehmen je nach der Beschaffenheit der Liebe und des Glaubens, von der die Rede ist, Nr. 3577, 4626, 4628, 4748, 5621, 10292. Wo von Jehovah die Rede ist, ist der Geruch der Ruhe das Wahrnehmen [perceptivum] des Friedens, Nr. 925, 10054. Darum wurden Weihrauch, Räucherungen, Gerüche bei Ölen und Salben zu Vorbildlichem, Nr. 925, 4748, 5621, 10177.
[200] Der Sabbath bezeichnete im höchsten Sinn die Vereinigung des Göttlichen Selbst und des Göttlich-Menschlichen im Herrn, im inneren Sinn die Verbindung des Göttlich-Menschlichen des Herrn mit dem Himmel und mit der Kirche, im allgemeinen die Verbindung des Guten und Wahren, somit die himmlische Ehe, Nr. 8495, 10356, 10730. Daher kommt, daß die Ruhe am Sabbathtage den Zustand dieser Vereinigung bezeichnete, weil dann der Herr Ruhe [hatte], und dadurch der Friede und das Heil in den Himmeln und auf Erden [bewirkt wurde], und im beziehungsweisen Sinn die Verbindung des Herrn mit dem Menschen, weil dann ihm Friede und Heil [erworben war], Nr. 8494, 8510, 10360, 10367, 10370, 10374, 10668, 10730.
[201] Die Verbindung des Guten und Wahren beim Menschen, der wiedergeboren wird, geschieht im Zustand des Friedens, Nr. 3696, 8517.
[202] Der Zustand des Friedens in den Himmeln verhält sich wie der Zustand der Morgenröte und des Frühlings auf Erden, Nr. 1726, 2780, 5662.
[203] Die Begierden, die der Selbst- und Weltliebe angehören, heben den Frieden völlig auf, Nr. 3170, 5662. Einige setzen den Frieden in die Unruhe, und in Dinge, die dem Frieden entgegengesetzt sind, Nr. 5662. Es gibt keinen Frieden, solange die Begierden des Bösen nicht entfernt sind, Nr. 5662.
[204] Bei jedem Menschen sind Engel und Geister und durch sie hat der Mensch Gemeinschaft mit der geistigen Welt, Nr. 697, 2796, 2886, 2887, 4047, 4048, 5846-5866, 5976-5993. Der Mensch kann ohne Geister bei ihm nicht leben, Nr. 5993. Der Mensch ist den Geistern nicht sichtbar, sowie es auch die Geister dem Menschen nicht sind, Nr. 1880. Die Geister können nichts sehen, was in unserer Sonnenwelt beim Menschen ist, sondern bloß bei dem, mit dem sie reden, Nr. 1880.
[205] Alle Freiheit gehört der Liebe und dem Gefühl an, weil der Mensch das, was er liebt, auch mit Freiheit tut, Nr. 2870, 3158, 8987, 8990, 9585, 9591. Weil die Freiheit mit seiner Liebe zusammenhängt, so hängt sie auch mit seinem Leben zusammen, Nr. 2873. Nichts erscheint als eigen, was nicht aus der Freiheit kommt, Nr. 2880. Der Mensch muß Freiheit haben, um gebessert werden zu können, Nr. 1937, 1947, 2876, 2881, 3145, 3146, 3158, 4031, 8700. Anders kann die Liebe zum Guten und Wahren dem Menschen nicht eingepflanzt, noch ihm scheinbar als die seinige angeeignet werden, Nr. 2877, 2879, 2880, 2888, 8700. Nichts wird mit dem Menschen verbunden, was aus Zwang geschieht, Nr. 2875, 8700. Könnte der Mensch durch Zwang gebessert werden, so würden alle gebessert werden, Nr. 2881. Zwang ist bei der Besserung gefährlich, Nr. 4031. Von den Zwangszuständen, Nr. 8392.
[206] Der Unterschied zwischen den Menschen und den Tieren besteht darin, daß die Menschen das Vermögen haben, vom Herrn zu Ihm erhoben zu werden, über das Göttliche zu denken, es zu lieben und so mit dem Herrn verbunden zu werden, wodurch sie ewiges Leben haben, nicht so aber die Tiere, Nr. 4525, 6323, 9231. Die Tiere sind in der Ordnung ihres Lebens und werden daher in das ihrer Natur Zusagende geboren, nicht aber der Mensch, der deshalb durch Verstandesmäßiges [Intellectualia] in die Ordnung seines Lebens eingeführt werden muß, Nr. 637, 5850, 6323. Gemäß dem allgemeinen Einfluß fällt das Denken in die Rede, und das Wollen in die Körperbewegungen [gestus] beim Menschen ein, Nr. 5862, 5990, 6192, 6211. Vom allgemeinen Einfluß der geistigen Welt in das Leben der Tiere, Nr. 1633, 3646.
[207] Es gibt einen unmittelbaren Einfluß vom Herrn, und auch einen mittelbaren durch die geistige Welt, Nr. 6063, 6307, 6472, 9682, 9683. Der unmittelbare Einfluß des Herrn geht in das Allereinzelnste, Nr. 6058, 6474-6478, 8717, 8728. In welcher Weise der Herr in das Erste und zugleich in das Letzte einfließe, Nr. 5147, 5150, 6473, 7004, 7007, 7270. Der Einfluß des Herrn geht in das Gute beim Menschen, und durch das Gute in das Wahre, und nicht umgekehrt, Nr. 5482, 5649, 6027, 8685, 8701, 10153. Das Leben, das vom Herrn einfließt, wechselt je nach dem Zustand des Menschen, und nach der Aufnahme, Nr. 2068, 5986, 6472, 7343. Bei den Bösen wird das Gute, das vom Herrn einfließt, in Böses, und das Wahre in Falsches verkehrt nach Erfahrungen, Nr. 3643, 4632. Des Guten und des Wahren aus diesem, das fortwährend vom Herrn her einfließt, wird so viel aufgenommen, als nicht Böses und Falsches aus diesem im Wege steht, Nr. 2411, 3142, 3147, 5828.
[208] Die kein Gewissen haben, wissen nicht, was das Gewissen ist, Nr. 7490, 9121. Es gibt einige, die über das Gewissen lachen, wenn sie hören, was es ist, Nr. 7217. Einige glauben, das Gewissen sei nichts, einige, es sei eine natürliche Traurigkeit und Schmerzensempfindung, die ihren Grund entweder im Körper oder in der Welt habe, einige, es sei etwas, das sich beim großen Haufen aus dem Religionsglauben bilde, Nr. 950. Es gibt ein wahres Gewissen, ein unechtes Gewissen und ein falsches Gewissen, Nr. 1033. Der Gewissensschmerz ist eine Beängstigung des Gemüts über Ungerechtes, Unredliches und über jegliches Böse, das der Mensch für etwas Gott und dem Besten des Nächsten Zuwiderlaufendes hält, Nr. 7217. Gewissen haben diejenigen, die in der Liebe zu Gott und in der Liebtätigkeit gegen den Nächsten sind, nicht aber die, welche nicht [darin] sind, Nr. 831, 965, 2380, 7490.
[209] Nichts entsteht aus sich, sondern aus einem ihm Vorhergehenden, somit alle Dinge aus einem Ersten, und woraus sie entstehen, durch das bestehen sie auch, und das Bestehen [subsistere] ist ein fortwährendes Entstehen [perpetuo existere], Nr. 2886, 2888, 3627, 3628, 3648, 4523, 4524, 6040, 6056. Die göttliche Ordnung bleibt nicht in der Mitte stehen, sondern begrenzt sich in einem Letzten, und das Letzte ist der Mensch, somit begrenzt sich die göttliche Ordnung beim Menschen, Nr. 634, 2853, 3632, 5897, 6239, 6451, 6465, 9216, 9217, 9824, 9828, 9836, 9905, 10044, 10329, 10335, 10548. Das Inwendige fließt in aufeinanderfolgender Ordnung in das Äußere ein bis ins Äußerste oder Letzte, und gelangt hier auch zum Existieren und Bestehen, Nr. 634, 6239, 6465, 9216, 9217. Das Inwendige existiert und besteht im Letzten in gleichzeitiger Ordnung, wovon Nr. 5897, 6451, 8603, 10099. Infolgedessen wird alles Inwendige im Zusammenhang gehalten vom Ersten durch das Letzte, Nr. 9829. Das Erste und das Letzte bedeutet daher alles und jedes, somit das Ganze, Nr. 10044, 10329, 10335. Daher auch ist im Letzten Stärke und Macht, Nr. 9836.
[210] Daß das Wort im Buchstabensinn natürlich sei, Nr. 8783, aus dem Grund, weil das Natürliche das Letzte ist, in welches das Geistige und das Himmlische, die das Inwendige sind, ausläuft, und auf dem diese wie ein Haus auf seiner Grundlage darauf stehen, Nr. 9430, 9433, 9824, 10044, 10436. Daß das Wort, damit es diese Beschaffenheit habe, in lauter Entsprechungen geschrieben wurde, Nr. 1404, 1408, 1409, 1540, 1619, 1659, 1709, 1783, 8615, 10687. Daß das Wort, weil es in seinem Buchstabensinn diese Beschaffenheit hat, das Enthaltende eines geistigen und himmlischen Sinnes sei, Nr. 9407. Und daß es zugleich sowohl den Menschen, als den Engeln angepaßt sei, Nr. 1769-1772, 1887, 2143, 2157, 2275, 2333, 2395, 2540, 2541, 2545, 2553, 7381, 8862, 10322. Und daß es das Vereinigende des Himmels und der Erde sei, Nr. 2310, 2495, 9212, 9216, 9357, 9396, 10375. Daß die Verbindung des Herrn mit dem Menschen durch das Wort mittels des inneren Sinnes geschehe, Nr. 10375. Daß durch alles und jedes im Wort eine Verbindung bewirkt werden, und darum das Wort bewundernswerter als jede andere Schrift sei, Nr. 10632-10634. Daß der Herr, nachdem das Wort geschrieben worden, durch dasselbe mit dem Menschen rede, Nr. 10290. Daß die Kirche, in der das Wort und durch dasselbe der Herr bekannt ist, zu denen außerhalb der Kirche, bei denen das Wort sich nicht befindet und der Herrn nicht bekannt ist, sich verhalte wie das Herz und die Lunge im Menschen zu den übrigen Körperteilen, die aus jenen als ihren Lebensquellen leben, Nr. 637, 931, 2054, 2853. Daß die gesamte Kirche auf Erden vor dem Herrn wie ein Mensch sei, Nr. 7396, 9276. Daher kommt, daß, sofern nicht eine Kirche, in der das Wort und durch dasselbe der Herr bekannt ist, auf dieser Erde wäre, das menschliche Geschlecht hier zugrunde ginge, Nr. 468, 637, 931, 4545, 10452.
[211] Daß Ägypten und der Ägypter im Wort das Natürliche und infolgedessen das Wißtümliche [scientificum] bezeichne, Nr. 4967, 5079, 5080, 5095, 5160, 5799, 6015, 6147, 6252, 7353, 7648, 9340, 9391. Daß Aschur das Vernunftmäßige bedeute, Nr. 119, 1186. Daß Israel das Geistige bedeute, Nr. 5414, 5801, 5803, 5806, 5812, 5817, 5819, 5826, 5833, 5879, 5951, 6426, 6637, 6862, 6868, 7035, 7062, 7198, 7201, 7215, 7223, 7956, 8234, 8805, 9340.
[212] Die Kirche im besonderen ist da, wo das Wort und durch dasselbe der Herr bekannt ist, somit wo die göttlichen Wahrheiten aus dem Himmel geoffenbart sind, Nr. 3857, 10761. Die Kirche des Herrn ist bei allen auf dem ganzen Erdkreis, die im Guten leben je nach ihrer Religion, Nr. 3263, 6637, 10765. Alle, wo sie auch sein mögen, wenn sie nur im Guten leben ja nach ihrer Religion, und das Göttliche anerkennen, werden vom Herrn angenommen, Nr. 2589-2604, 2861, 2863, 3263, 4190, 4197, 6700, 9256. Und überdies alle Kinder, wo sie auch geboren sein mögen, Nr. 2289-2309, 4792.
[213] im Originals steht:‚eigener‘ Kenntnis
[214] Daß die Höllen zusammengenommen oder die Höllischen zusammengenommen der Teufel und der Satan heißen, Nr. 694. Daß diejenigen, die Teufel in der Welt waren, auch Teufel nach dem Tode werden, Nr. 968.
[215] Die Lehre der Kirche soll aus dem Wort sein, Nr. 3464, 5402, 6832, 10763, 10765. Das Wort wird ohne Lehre nicht verstanden, Nr. 9025, 9409, 9424, 9430, 10324, 10431, 10582. Die wahre Lehre ist eine Leuchte für die, so das Wort lesen, Nr. 10401. Die echte Lehre soll von denen ausgehen, die in der Erleuchtung vom Herrn sind, Nr. 2510, 2516, 2519, 9424, 10105. Die im Buchstabensinn ohne Lehre sind, gelangen zu keinem Verständnis über die göttlichen Wahrheiten, Nr. 9409, 9410, 10582, und verfallen in vielerlei Irrtümer, Nr. 10431. Welcher Unterschied sei zwischen denen, die aus der aus dem Wort genommenen Lehre der Kirche lehren und lernen, und denen, die aus dem bloßen Buchstabensinn des Wortes [lehren und lernen], Nr. 9025.
[216] Daß heutzutage in der Christenheit wenige glauben, daß der Mensch nach dem Tode sogleich wieder aufersteht, Vorrede zu Kap. 16 des ersten Buches Mose und Nr. 4622, 10758, sondern daß es zur Zeit des Jüngsten Gerichtes geschehe, da die sichtbare Welt untergehen werde, Nr. 10594; Ursache, warum man so glaubt, Nr. 10594, 10758. Daß gleichwohl der Mensch sogleich nach dem Tode wieder aufersteht, und daß er alsdann Mensch ist nach allem und jedem, Nr. 4527, 5006, 5078, 8939, 8991, 10594, 10758. Daß die Seele, die nach dem Tode fortlebt, der Geist des Menschen sei, der im Menschen der eigentliche Mensch ist und auch im anderen Leben vollkommen menschliche Gestalt hat, Nr. 322, 1880, 1881, 3633, 4622, 4735, 5883, 6054, 6605, 6626, 7021, 10594; nach Erfahrungen, Nr. 4527, 5006, 8939; aus dem Wort, Nr. 10597. Es wird erklärt, was darunter verstanden wird, daß Tote gesehen wurden in der heiligen Stadt: Matth.27/53, Nr. 9129. Wie der Mensch von den Toten wieder auferweckt werde, aus Erfahrung, Nr. 168-189. Von seinem Zustand nach der Auferweckung, Nr. 317-319, 2119, 5079, 10596. Falsche Meinungen von der Seele und ihrer Auferstehung, Nr. 444, 445, 4527, 4622, 4658.
[217] Daß im Menschen die geistige Welt und die natürliche Welt verbunden seien, Nr. 6057. Das Innere des Menschen ist nach dem Bilde des Himmels, das Äußere aber nach dem Bilde der Welt gebildet, Nr. 3628, 4523, 4524, 6057, 6314, 9706, 10156, 10472.
[218] Daß ebenso viele Lebensgrade im Menschen sind, als es Himmel gibt, und daß sie nach dem Tode aufgeschlossen werden je nach seinem Leben, Nr. 3747, 9594. Daß der Himmel im Menschen sei, Nr. 3884. Die Menschen, die ein Leben der Liebe und Liebtätigkeit leben, haben die Engelweisheit in sich, jedoch noch verborgen, und sie kommen in dieselbe nach dem Tode, Nr. 2494. Im Wort wird Engel genannt der Mensch, der das Gute der Liebe und des Glaubens vom Herrn aufnimmt, Nr. 10528.
[219] Daß der Mensch nur seinem Geist nach auferstehe, Nr. 10593, 10594. Daß allein der Herr auch dem Körper nach auferstanden sei, Nr. 1729, 2083, 5078, 10825.
[220] Daß die Heiden ebensowohl selig werden [können] als die Christen, Nr. 932, 1032, 1059, 2284, 2589, 2590, 3778, 4190, 4197. Vom Los der Heiden und der Völker außerhalb der Kirche im anderen Leben, Nr. 2589-2604. Daß die Kirche im besonderen da sei, wo das Wort und durch dasselbe der Herr bekannt ist, Nr. 3857, 10761. Gleichwohl jedoch gehören darum noch nicht zur Kirche, die da geboren sind, wo das Wort ist und der Herr bekannt ist, sondern die ein Leben der Liebtätigkeit und des Glaubens leben, Nr. 6637, 10143, 10153, 10578, 10645, 10829. Daß die Kirche des Herrn bei allen auf dem ganzen Erdkreis sei, die im Guten leben nach ihrer Religion und das Göttliche anerkennen, und daß sie vom Herrn angenommen werden und in den Himmel kommen, Nr. 2589-2604, 2861, 2863, 3263, 4197, 6700, 9256.
[221] Daß zwischen dem Guten und dem Wahren eine Art von Ehe bestehe, Nr. 1094, 2173, 2508. Daß das Gute und das Wahre in beständigem Streben, sich zu verbinden, seien, und daß das Gute nach dem Wahren und dessen Verbindung sich sehne, Nr. 9206, 9207, 9495. Wie die Verbindung des Guten und des Wahren, und bei denen sie bewirkt werde, Nr. 3834, 3843, 4096, 4097, 4301, 4345, 4353, 4364, 4368, 5365, 7623-7627, 9258.
[222] Unterschied zwischen dem Guten, in dem die Heiden sind und demjenigen, in dem die Christen sind, Nr. 4189, 4197. Von den Wahrheiten bei den Heiden, Nr. 3263, 3778, 4190. Daß bei den Heiden das Inwendige nicht so verschlossen werden könne wie bei den Christen, Nr. 9256. Daß bei den Heiden, die nach ihrer Religion in wechselseitiger Liebtätigkeit leben, auch keine so große Umwölkung eintreten könne als bei den Christen, die in keiner Liebtätigkeit leben; Gründe hiervon, Nr. 1059, 9256. Daß die Heiden die heiligen Dinge der Kirche nicht so entweihen können wie die Christen, weil sie dieselben nicht kennen, Nr. 1327, 1328, 2051. Daß sie die Christen scheuen um ihres Lebenswandels willen, Nr. 2596, 2597. Daß diejenigen, welche je nach ihrer Religion einen guten Lebenswandel geführt haben, von den Engeln unterrichtet werden und mit Leichtigkeit die Wahrheiten des Glaubens annehmen und den Herrn anerkennen, Nr. 2049, 2595, 2598, 2600, 2601, 2603, 2661, 2863, 3263.
[223] Die erste und Älteste Kirche auf dieser Erde war die, welche in den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose beschrieben wird, und diese Kirche war himmlisch, die vorzüglichste unter allen, Nr. 607, 895, 920, 1121-1124, 2896, 4493, 8891, 9942, 10545. Wie die von ihr im Himmel beschaffen sind, Nr. 1114-1125. Nach der Sündflut gab es verschiedene Kirchen, welche die Alten Kirchen heißen, wovon Nr. 1125-1127, 1327, 10355. Wie die Menschen der Alten Kirche beschaffen waren, Nr. 609, 895. Die Alten Kirchen waren vorbildliche Kirchen, Nr. 519, 521, 2896. Bei der Alten Kirche war ein Wort, welches aber verloren ging, Nr. 2897. Wie die Alte Kirche beschaffen war, als sie zu sinken begann, Nr. 1128. Unterschied zwischen der Ältesten Kirche und der Alten, Nr. 597, 607, 640, 641, 765, 784, 895, 4493. Die Satzungen, Rechte, Gesetze, welche in der jüdischen Kirche gegeben wurden, waren zum Teil denjenigen ähnlich, die in der Alten Kirche bestanden, Nr. 4288, 4449, 10149. Der Herr war der Gott der Ältesten Kirche, und auch der Alten, und wurde Jehovah genannt, Nr. 1343, 6846.
[224] Daß die Taufe die Wiedergeburt vom Herrn durch die Wahrheiten des Glaubens aus dem Worte bedeute, Nr. 4255, 5120, 9089, 10239, 10386, 10387, 10388, 10392. Daß die Taufe das Zeichen sei, daß der Mensch zur Kirche gehöre, in welcher der Herr anerkannt wird, von Dem die Wiedergeburt kommt, und wo das Wort ist, aus dem die Glaubenswahrheiten kommen, durch welche die Wiedergeburt bewirkt wird, Nr. 10386, 10387, 10388. Daß die Taufe weder den Glauben, noch die Seligkeit gebe, sondern nur bezeuge, daß diejenigen, welche sich wiedergebären lassen, diese erlangen werden, Nr. 10391.
[225] Daß die geistige Nahrung in der Kenntnis, Einsicht und Weisheit, somit im Guten und Wahren bestehe, aus welchem jene [sich bilden], Nr. 3114, 4459, 4792, 5147, 5293, 5340, 5342, 5410, 5426, 5576, 5582, 5588, 5655, 8562, 9003. Daher die Speise im geistigen Sinn alles das ist, was aus dem Munde des Herrn hervorgeht, Nr. 681. Weil das Brot alle Speise im allgemeinen bezeichnet, so bedeutet es auch alles himmlische und geistige Gute, Nr. 276, 680, 2165, 2177, 3478, 6118, 8410. Der Grund ist, weil diese das Gemüt nähren, das dem inneren Menschen angehört, Nr. 4459, 5293, 5576, 6277, 8418.
[226] Daß alle Menschen, wie viele ihrer sind, in Böses aller Art geboren werden, so sehr, daß ihr Eigenes nichts als Böses ist, Nr. 210, 215, 731, 874-876, 987, 1047, 2307, 2308, 3518, 3701, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Daß darum der Mensch von neuem geboren, das heißt wiedergeboren werden müsse, Nr. 3701. Daß das anererbte Böse [malum hereditarium] des Menschen sei: sich mehr als Gott und die Welt mehr als den Himmel lieben, und den Nächsten sich gegenüber für nichts achten, oder [ihn] nur um des eigenen Ichs willen, somit [nur] sich selbst [achten], so daß es die Selbst- und Weltliebe sei, Nr. 694, 731, 4317, 5660. Daß aus der Selbst- und Weltliebe, wenn sie vorherrschen, alles Böse entspringe, Nr. 1307, 1308, 1321, 1594, 1691, 3413, 7255, 7376, 7480, 7488, 8318, 9335, 9348, 10038, 10742, als da sind: Verachtung anderer, Feindschaft, Haß, Rachsucht, Grausamkeit, Betrug, Nr. 6667, 7372-7374, 9348, 10038, 10742. Und daß aus diesem Bösen alles Falsche [komme], Nr. 1047, 10283, 10284, 10286. Daß diese Triebe vorwärts stürmen, soweit ihnen die Zügel gelassen werden, und zwar die Selbstliebe bis zum Thron Gottes, Nr. 7375, 8678.
[227] Daß das Weltlicht für den äußeren Menschen, das Himmelslicht für den inneren sei, Nr. 3222, 3223, 3237. Daß das Licht des Himmels in das natürliche Licht einfließe und der natürliche Mensch insoweit weise sei, als er das Licht des Himmels aufnimmt, Nr. 4302, 4408. Daß aus dem Weltlicht, welches das natürliche Licht heißt, die im Licht des Himmels befindlichen Dinge nicht gesehen werden können, wohl aber umgekehrt, Nr. 9755, weshalb diejenigen, die im bloßen Weltlicht sind, nicht die Dinge wahrnehmen, die im Licht des Himmels sind, Nr. 3108. Daß das Weltlicht den Engeln dichte Finsternis sei, Nr. 1521, 1783, 1880.
[228] Daß das Verdienst und die Gerechtigkeit des Herrn das Gute sei, das im Himmel herrscht, Nr. 9486, 9983. Daß der Gerechte und Gerechtfertigte derjenige sei, dem das Verdienst um die Gerechtigkeit des Herrn zuerkannt wird; und der Ungerechte derjenige, der eigene Gerechtigkeit und eigenes Verdienst hat, Nr. 5069, 9263. Wie diejenigen im anderen Leben beschaffen sind, die sich selbst Gerechtigkeit zueignen, Nr. 942, 2027. Gerechtigkeit wird im Wort vom Guten und Gericht vom Wahren gesagt, darum bedeutet Gerechtigkeit und Gericht tun, das Gute und Wahre [üben], Nr. 2235, 9857.
[229] Eigenschaft des Weisen ist, [erst] zu sehen und innezuwerden, ob etwas wahr ist, bevor es begründet wird, nicht aber zu begründen, was von anderen dafür ausgegeben wird, Nr. 1017, 4741, 7012, 7680, 7950. Das Sehen und Innewerden, ob etwas wahr ist, bevor man es begründet, findet sich nur bei denen, die vom Wahren um des Wahren und um des Lebens willen angeregt werden, Nr. 8521. Das Licht der Begründung ist ein natürliches, nicht ein geistiges Licht, und es ist ein sinnliches Licht, das auch bei Bösen sein kann, Nr. 8780. Es kann alles, auch das Falsche, so begründet werden, daß es wie Wahres erscheint, Nr. 2482, 2490, 5033, 6865, 8521.
[230] Das Sinnliche ist das Äußerste des Menschenlebens, das dessen Körperlichem anhängt und anklebt, Nr. 5077, 5767, 9212, 9216, 9331, 9730. Ein sinnlicher Mensch heißt derjenige, der alles nach den Sinnen des Körpers beurteilt und erschließt und nichts glaubt, als was er mit den Augen sieht und mit den Händen greift, Nr. 5094, 7693. Ein solcher Mensch denkt im Äußersten und nicht inwendig in sich, Nr. 5089, 5094, 6564, 7693. Sein Inwendiges ist verschlossen, so daß er nichts göttlich Wahres sieht, Nr. 6564, 6844, 6845. Mit einem Wort, er ist im dichten Naturlicht und vernimmt daher nichts, was aus dem Licht des Himmels ist, Nr. 6201, 6310, 6564, 6844, 6845, 6598, 6612, 6614, 6622, 6624. Darum ist er innerlich wider die Dinge des Himmels und der Kirche, Nr. 6201, 6316, 6844, 6845, 6948, 6949. Die Gebildeten, die sich gegen die Wahrheiten der Kirche bestärkt haben, sind sinnlich, Nr. 6316. Wie der sinnliche Mensch beschaffen ist, wird beschrieben, Nr. 10236.
[231] Die sinnlichen Menschen vernünfteln [ratiocinantur] mit Schärfe und Gewandtheit, weil sie in das Reden aus dem körperlichen Gedächtnis alle Einsicht setzen, Nr. 195, 196, 5700, 10236. Allein dies geschieht aus den Sinnestäuschungen, Nr. 5084, 6948, 6949, 7693. Die sinnlichen Menschen sind schlauer und bösartiger als die übrigen, Nr. 7693, 10236. Solche wurden von den Alten ‚Schlangen des Baumes der Erkenntnis genannt‘, Nr. 195-197, 6398, 6949, 10313.
[232] Die wissenschaftlichen Dinge [scientifica] gehören dem natürlichen Gedächtnis an, das der Mensch im Körper hat, Nr. 5212, 9922. Der Mensch nimmt nach dem Tode das ganze natürliche Gedächtnis mit sich, Nr. 2475, laut gemachter Erfahrungen, Nr. 2481-2486; allein er kann aus diesem Gedächtnis nichts hervorholen, wie in der Welt, aus mehreren Gründen, Nr. 2476, 2477, 2479.
[233] Daß die schönsten Farben im Himmel erscheinen, Nr. 1053, 1624. Daß die Farben im Himmel aus dem Licht daselbst kommen, und daß sie dessen Modifikationen oder Brechungen [variegationes] sind, Nr. 1042, 1043, 1053, 1624, 3993, 4530, 4742, 4922. Daß sie also die [äußeren] Erscheinungen des Wahren aus dem Guten sind und solches bedeuten, was zur Einsicht und Weisheit gehört, Nr. 4530, 4677, 4922, 4966.
[234] Im Wort wird öfter gesagt, der Mensch werde gerichtet und es werde ihm vergolten werden nach seinen Taten und Werken, Nr. 3934. Hier werden unter den Taten und Werken nicht die Taten und Werke in ihrer äußeren Form, sondern in ihrer inneren verstanden, weil gute Werke in der äußeren Gestalt auch die Bösen tun, in der äußeren und inneren zugleich aber bloß die Guten, Nr. 3934, 6073. Die Werke, sowie alle Handlungen haben aus dem Inwendigen des Menschen, dem Gebiet seines Denkens und Wollens, ihr Sein und Existieren und ihre Beschaffenheit, weil sie aus demselben hervorgehen; wie daher das Inwendige ist, so sind auch die Werke, Nr. 3934, 8911, 10331. Somit wie das Inwendige hinsichtlich der Liebe und des Glaubens beschaffen ist, Nr. 3934, 6073, 10331, 10333. Die Werke enthalten also dasselbe, und sind dasselbe, sofern es in Wirkung ist, Nr. 10331. Gerichtet werden und Vergeltung erhalten nach den Taten und Werken heißt also, gemäß jenem [Inwendigen], Nr. 3147, 3934, 6073, 8911, 10331, 10333. Inwieweit die Werke auf das eigene Ich und die Welt abzielen, sind sie nicht gut, sie sind es aber, inwieweit sie auf den Herrn und den Nächsten abzielen, Nr. 3147.
[235] Daß aus der Selbst- und Weltliebe alles Böse entspringe, Nr. 1307, 1308, 1321, 1594, 1691, 3413, 7255, 7376, 7480, 7488, 8318, 9335, 9348, 10038, 10742, welches besteht in Geringschätzung anderer, in Feindschaft, Haß, Rachsucht, Betrug, Nr. 6667, 7372-7374, 9348, 10038, 10742. Der Mensch wird in diese Grundneigungen geboren, in ihnen besteht also sein Erbübel, Nr. 694, 4317, 5660.
[236] Die tätige Nächstenliebe ist: das Gute, Gerechte und Rechte tun bei jedem Werk und in jeder Verrichtung, Nr. 8120-8122. Daher die Liebtätigkeit gegen den Nächsten sich auf alles und jedes erstreckt, was der Mensch denkt, will und tut, Nr. 8124. Ein Leben der Frömmigkeit ohne ein Leben der Liebtätigkeit ist zu nichts nütze, mit diesem aber ist zu allen Dingen nütze, Nr. 8252, 8253.
[237] Alles Gute hat sein Angenehmes von der Nutzwirkung und gemäß der Nutzwirkung, Nr. 3049, 4984, 7038; und auch seine Beschaffenheit, darum wie die nützliche Verwendung, so das Gute, Nr. 3049. Alle Glückseligkeit und Lust des Lebens kommt aus den Nutzleistungen, Nr. 997. Überhaupt ist das Leben ein Leben der Nutzwirkungen, Nr. 1964. Das Engelleben besteht im Guten der Liebe und Liebtätigkeit, somit in Nutzleistungen [in usibus praestandis], Nr. 453. Von seiten des Herrn und somit auch von den Engeln wird auf nichts als die Endabsichten, welche Nutzzwecke [usus] sind, bei den Menschen gesehen, Nr. 1317, 1645, 5844. Das Reich des Herrn ist ein Reich der Nutzzwecke, Nr. 453, 696, 1103, 3645, 4054, 7038. Dem Herrn dienen heißt, Nutzen schaffen [usus praestare], Nr. 7038. Alle sind so wie die Nutzwirkungen, die sie leisten, Nr. 4054, 6815, beleuchtet, Nr. 7038.
[238] Es gibt keine unmittelbare Barmherzigkeit, sondern eine vermittelte, für diejenigen nämlich, die nach den Geboten des Herrn leben, die Er aus Barmherzigkeit fortwährend leitet in der Welt und nachher in Ewigkeit, Nr. 8700, 10659.
[239] Die Würden und Reichtümer sind keine wirklichen Segnungen [reales benedictiones], weshalb sie sowohl Bösen als Guten zuteil werden, Nr. 8939, 10775, 10776. Der wirkliche Segen ist die Aufnahme der Liebe und des Glaubens vom Herrn her und die dadurch bewirkte Verbindung; denn daraus kommt ewige Seligkeit, Nr. 1420, 1422, 2846, 3017, 3406, 3504, 3514, 3530, 3565, 3584, 4216, 4981, 8939, 10495.
[240] Die Kleider bedeuten die Wahrheiten, somit die Erkenntnisse, Nr. 1073, 2576, 5319, 5954, 9212, 9216, 9952, 10536. Der Purpur bedeutet himmlisches Gutes, Nr. 9467. Der Byssus bedeutet Wahres aus himmlischem Ursprung, Nr. 5319, 9469, 9744.
[241] Daß das Kamel im Wort das Erkennen und Wissen [cognitivum et scientificum] im allgemeinen bezeichne, Nr. 3048, 3071, 3143, 3145. Was die Stickerei, das Sticken und somit auch die Nadel sei, Nr. 9688. Aus dem Wissenschaftlichen in die Glaubenswahrheiten eindringen ist wider die göttliche Ordnung, Nr. 10236. Die dieses tun, werden wahnsinnig hinsichtlich der Dinge des Himmels und der Kirche, Nr. 128-130, 232, 233, 6047, und im anderen Leben werden sie, wenn sie über geistige Dinge denken, wie Betrunkene, Nr. 1072. Wie sie weiter beschaffen sind, Nr. 196. Beispiele, die beleuchten, daß die geistigen Wahrheiten nicht gefaßt werden können, wenn man durch jene in sie eindringt, Nr. 233, 2094, 2196, 2203, 2209. Vom geistigen Wahren aus darf man in das Wissenschaftliche eingehen, das dem natürlichen Menschen angehört, nicht aber umgekehrt, weil es einen geistigen Einfluß in das Natürliche gibt, nicht aber einen natürlichen Einfluß in das Geistige, Nr. 3219, 5119, 5259, 5427, 5428, 5478, 6322, 9110, 9111. Zuerst müssen die Wahrheiten des Wortes und der Kirche anerkannt werden und dann darf man das Wissenschaftliche zu Rate ziehen, nicht aber umgekehrt, Nr. 6047.
[242] Heutzutage weiß man nicht, was eheliche Liebe ist und woraus sie entspringt, Nr. 2727. Eheliche Liebe ist: wollen, was der andere will, somit gegenseitig und in Erwiderung, Nr. 2731. Die in der ehelichen Liebe sind, wohnen im Innersten des Lebens zusammen, Nr. 2732. Sie ist eine Vereinigung zweier Gemüter, und zwar so, daß sie aus Liebe eines sind, Nr. 10168, 10169. Denn die Liebe der Gemüter, die eine geistige Liebe ist, ist Vereinigung, Nr. 1594, 2057, 3939, 4018, 5807, 6195, 7081-7086, 7501, 10150.
[243] Die Jünglinge [Juvenes] bezeichnen im Wort das Verständnis des Wahren oder den Verständigen, Nr. 7668. Die Männer [Viri] ebenfalls, Nr. 158, 265, 749, 915, 1007, 2517, 3134, 3236, 4823, 9007. Das Weib das Gefühl (Neigung) für das Gute und Wahre, Nr. 568, 3160, 6014, 7337, 8994, ferner die Kirche, Nr. 252, 253, 749, 770; und auch die Ehefrau [Uxor], Nr. 252, 253, 409, 749, 770; mit welchem Unterschied, Nr. 915, 2517, 3236, 4510, 4823. Der Ausdruck Ehemann und Ehefrau [Maritus et Uxor] wird im höchsten Sinn vom Herrn und von Seiner Verbindung mit dem Himmel und der Kirche gebraucht, Nr. 7022. Die Jungfrau bezeichnet das Gefühl (Neigung) für das Gute, Nr. 3067, 3110, 3179, 3189, 6731, 6742, und auch die Kirche, Nr. 1362, 3081, 3963, 4638, 6729, 6775, 6779.
[244] Die wahrhaft eheliche Liebe nimmt ihren Ursprung, Grund und Wesen aus der Ehe des Guten und Wahren, stammt somit aus dem Himmel, Nr. 2728, 2729. Von Engelgeistern, die ein Gefühl haben, ob das Eheliche da ist, aus der Idee der Verbindung des Guten und Wahren, Nr. 10756. Die eheliche Liebe verhält sich ganz so wie die Verbindung des Guten und Wahren, wovon Nr. 1904, 2173, 2429, 2503, 3101, 3102, 3155, 3179, 3180, 4358, 5407, 5835, 9206, 9495, 9637. Wie die Verbindung des Guten und Wahren geschehe, und bei welchen, Nr. 3834, 4096, 4097, 4301, 4345, 4353, 4364, 4368, 5365, 7623-7627, 9258. Was wahrhaft eheliche Liebe ist, wissen nur die, welche im Guten und Wahren vom Herrn sind, Nr. 10171. Im Wort wird durch die Ehe die Ehe des Guten und Wahren bezeichnet, Nr. 3132, 4434, 4834. In der wahrhaft ehelichen Liebe ist das Reich des Herrn und der Himmel, Nr. 2737.
[245] Alles im Weltall, sowohl im Himmel als in der Welt, bezieht sich auf das Gute und Wahre, Nr. 2451, 3166, 4390, 4409, 5232, 7256, 10122, und auf die Verbindung beider, Nr. 10555. Zwischen dem Guten und dem Wahren besteht eine Ehe, Nr. 1904, 2173, 2503. Das Gute liebt das Wahre und verlangt nach diesem und nach dessen Verbindung mit sich, und infolgedessen sind sie in beständigem Streben nach Verbindung, Nr. 9206, 9207, 9495. Das Leben des Wahren geht vom Guten aus, Nr. 1589, 1997, 2579, 4070, 4096, 4097, 4736, 4757, 4884, 5147, 9667. Das Wahre ist die Form des Guten, Nr. 3049, 3180, 4574, 9154. Das Wahre verhält sich zum Guten wie das Wasser zum Brot, Nr. 4976.
[246] Die Ehen zwischen solchen, die eine verschiedene Religion haben, sind unzulässig, weil dabei nicht eine Verbindung des gleichen Guten und Wahren im Inwendigen stattfindet, Nr. 8998.
[247] Weil Mann und Weib eins sein und im Innersten des Lebens beisammen wohnen sollen, und weil sie im Himmel zusammen nur einen Engel ausmachen, so ist die wahrhaft eheliche Liebe nicht möglich zwischen einem Mann und mehreren Frauen, Nr. 1907, 2740. Mehrere Frauen zugleich nehmen ist gegen die göttliche Ordnung, Nr. 10837. Daß die Ehe nur statthabe zwischen einem Mann und einer Frau, werden diejenigen deutlich inne, die im himmlischen Reich des Herrn sind, Nr. 865, 3246, 9002, 10172. Der Grund hiervon ist, daß die Engel dort in der Ehe des Guten und Wahren sind, Nr. 3246. Daß dem israelitischen Volk zugelassen war, mehrere Frauen zu nehmen und den Frauen noch Kebsweiber beizufügen, nicht aber den Christen, hat seinen Grund darin, daß jenes Volk im Äußeren ohne das Innere war, die Christen hingegen im Inneren sein können, somit in der Ehe des Guten und Wahren, Nr. 3246, 4837, 8809.
[248] Durch die Empfängnisse, Geburten [partus], Abstammungen und Zeugungen [nativitates et generationes] werden ebendieselben, geistig genommen, bezeichnet, mithin die des Guten und Wahren, oder der Liebe und des Glaubens, Nr. 631, 1145, 1755, 2020, 2584, 3860, 3868, 4070, 4668, 6239, 8042, 9325, 10249. Daher die Zeugung und Geburt [generatio et nativitas] das Wiedergebären und die Wiedergeburt [regenerationem et renascentiam] durch den Glauben und die Liebe bezeichnen, Nr. 5160, 5598, 9042, 9845. Die Mutter bezeichnet die Kirche hinsichtlich des Wahren, somit auch das Wahre der Kirche, der Vater die Kirche hinsichtlich des Guten, somit auch das Gute der Kirche, Nr. 2691, 2717, 3703, 5581, 8897. Die Söhne bezeichnen die Neigungen zum Wahren [affectiones veri], somit die Wahrheiten, Nr. 489, 491, 533, 2623, 3373, 4257, 8649, 9807; die Töchter die Gefühle des Guten [affectiones boni], somit das Gute, Nr. 489-491, 2362, 3963, 6729, 6775, 6778, 9055. Der Schwiegersohn bezeichnet das dem Gefühl des Guten beigesellte Wahre, Nr. 2389; die Schwiegertochter bezeichnet das seinem Wahren beigesellte Gute, Nr. 4843.
[249] Im Original: der Gatte zum Gatten
[250] Die Ehebrüche sind gottlos [profana], Nr. 9961, 10174. Den Ehebrechern wird der Himmel verschlossen, Nr. 2750. Die in den Ehebrüchen Lust empfanden, können nicht in den Himmel kommen, Nr. 539, 2733, 2747-2749, 2751, 10175. Die Ehebrecher sind erbarmungslos und ohne Religion, Nr. 824, 2747, 2748. Die Denkbilder der Ehebrecher sind unrein, Nr. 2747, 2748. Im anderen Leben lieben sie den Schmutz und sind in dergleichen Höllen, Nr. 2755, 5394, 5722. Durch die Ehebrüche werden im Wort die Schändungen des Guten, und durch die Hurereien die Verkehrungen des Wahren bezeichnet, Nr. 2466, 2729, 3399, 4865, 8904, 10648.
[251] Daß das Reich des Herrn ein Reich der Nutzwirkungen sei, Nr. 453, 696, 1103, 3645, 4054, 7038. Daß dem Herrn dienen heiße, Nutzen schaffen, Nr. 7038. Daß im anderen Leben alle nützliche Zwecke erfüllen müssen, Nr. 1103, auch die Bösen und Höllischen, in welcher Weise aber, Nr. 696. Daß alle so beschaffen sind, wie die Nutzwirkungen, die sie hervorbringen, Nr. 4054, 6815; beleuchtet, Nr. 7038. Die engelische Seligkeit besteht im Guten der Liebtätigkeit, somit im Nutzenschaffen, Nr. 454.
[252] Den Nächsten lieben heißt nicht dessen Person lieben, sondern das, was in ihm ist, wodurch er es ist, Nr. 5025, 10336. Die, welche die Person [derselben] lieben, und nicht das, was in ihr ist und wodurch sie es ist, lieben ebensowohl das Böse wie das Gute, Nr. 3820, und erweisen Gutes sowohl den Bösen als den Guten, während doch den Bösen Gutes tun so viel ist, als den Guten Böses tun, was nicht den Nächsten lieben heißt, Nr. 3820, 6703, 8120. Ein Richter, der die Bösen straft, damit sie gebessert und nicht die Guten von ihnen angesteckt und beschädigt werden, der liebt den Nächsten, Nr. 3820, 8120, 8121. Jeder Mensch und jede Gesellschaft, dann das Vaterland und die Kirche und im umfassenden Sinn das Reich des Herrn sind der Nächste, und ihnen wohl tun aus Liebe zum Guten, je nach der Beschaffenheit ihres Zustandes heißt, den Nächsten lieben; somit ist ihr Gutes, für das man sorgen soll, der Nächste, Nr. 6818-6824, 8123.
[253] Von den Engeln bei den Kindern, bei den Knaben und so weiter, Nr. 2303. Daß der Mensch durch Engel von den Toten auferweckt wird, nach [eigener] Erfahrung, Nr. 168-189. Daß Engel zu denen, die in der Hölle sind, gesandt werden, damit sie einander nicht über das Maß hinaus quälen, Nr. 967. Von den Obliegenheiten der Engel gegen die Menschen, die ins andere Leben kommen, Nr. 2131. Daß Geister und Engel bei allen Menschen sind, und daß der Mensch durch Geister und Engel vom Herrn geleitet wird, Nr. 50, 697, 2796, 2887, 2888, 5847-5866, 5976-5993, 6209. Daß die Engel die Herrschaft über die bösen Geister haben, Nr. 1755.
[254] Durch die Engel wird im Wort etwas Göttliches vom Herrn bezeichnet, Nr. 1925, 2821, 3039, 4085, 6280, 8192. Die Engel heißen im Wort Götter infolge der Aufnahme des göttlich Wahren und Guten vom Herrn, Nr. 4295, 4402, 8301, 8192.
[255] Die Einheit besteht aus Mannigfaltigem und empfängt von diesem Form und Beschaffenheit und Vollkommenheit je nach der Beschaffenheit der Harmonie und Zusammenstimmung, Nr. 457, 3241, 8003. Es besteht eine unendliche Mannigfaltigkeit und nirgends gibt es etwas, das mit einem anderen dasselbe wäre, Nr. 7239, 9002. In gleicher Weise in den Himmeln, Nr. 3744, 4005, 7236, 7883, 7833, 9002. Demgemäß sind alle Gesellschaften in den Himmeln und jeder Engel in einer Gesellschaft voneinander unterschieden, weil sie in verschiedenem Guten und in verschiedener Nutzleistung sind, Nr. 690, 3241, 3519, 3804, 3986, 4067, 4149, 4263, 7236, 7833, 7836. Die göttliche Liebe des Herrn bringt alle in die himmlische Form und verbindet sie, daß sie wie ein Mensch sind, Nr. 457, 3986, 5598.
[256] Auserwählte sind, die im Leben des Guten und Wahren stehen, Nr. 3755, 3900. Es gibt keine Erwählung und Aufnahme in den Himmel aus Gnaden [ex misericordia], so wie dies verstanden wird, sondern gemäß dem Leben, Nr. 5057, 5058. Eine unvermittelte Gnade des Herrn gibt es nicht, sondern eine vermittelte, das heißt für die, welche nach Seinen Geboten leben; diese führt Er aus Gnaden fortwährend in der Welt, und nachher in Ewigkeit, Nr. 8700, 10659.
[257] Unter den Armen werden im Wort diejenigen verstanden, die geistig arm sind, und dies sind die, welche in der Unkenntnis des Wahren sind, und doch sich danach sehnen, unterrichtet zu werden, Nr. 9209, 9253, 10227. Von diesen wird gesagt, sie hungern und dürsten, was soviel ist als, sie sehnen sich nach den Erkenntnissen des Guten und Wahren, durch welche eine Einführung in die Kirche und den Himmel statthat, Nr. 4958, 10227.
[258] Der Tod bezeichnet im Wort die Auferstehung, weil, wenn der Mensch stirbt, sein Leben dennoch sich fortsetzt, Nr. 3498, 3505, 4618, 4621, 6036, 6222.
[259] Das Herz entspricht dem Willen, somit auch der Neigung, die der Liebe angehört, und das Atmen der Lunge dem Verstand, somit dem Denken, Nr. 3888. Das Herz bezeichnet daher im Wort den Willen und die Liebe, Nr. 7542, 9050, 10336. Und die Seele bezeichnet den Verstand, den Glauben und das Wahre, somit bedeutet ‚von [ganzer] Seele‘ und ‚von [ganzem] Herzen‘ das, was aus dem Verstand, dem Glauben, dem Wahren, und was aus dem Willen, der Liebe, dem Guten kommt, Nr. 2930, 9050. Vom Entsprechungsverhältnis des Herzens und der Lunge mit dem Größten Menschen oder dem Himmel, Nr. 3883-3896.
[260] Das Schlagen des Herzens und das Atmen der Lunge herrschen im ganzen Körper und fließen wechselseitig ineinander ein, Nr. 3887, 3889, 3890.
[261] Die Liebe ist das Sein des Menschenlebens Nr. 5002. Die Liebe ist eine geistige Wärme und daher das eigentliche Lebensprinzip [vitale] des Menschen, Nr. 1589, 2146, 3338, 4906, 7081-7086, 9954, 10740. Die Neigung [affectio] ist der Ausläufer [continuum] der Liebe, Nr. 3938.
[262] Das Herz entspricht dem himmlischen Reich des Herrn, die Lunge aber Seinem geistigen Reich, Nr. 3635, 3886, 3887.
[263] Daß der Mensch es ist, in den alle Dinge der göttlichen Ordnung hineingelegt sind, und daß er von der Schöpfung her die göttliche Ordnung in Ausgestaltung ist, Nr. 4219, 4220, 4223, 4523, 4524, 5114, 5368, 6013, 6057, 6605, 6626, 9706, 10156, 10472. Daß der Mensch, inwieweit er nach der göttlichen Ordnung lebt, insoweit im anderen Leben als vollkommener und schöner Mensch erscheint, Nr. 4839, 6605, 6626.
[264] Von den Wahrheiten der Kirchenlehre, sofern sie aus dem Wort genommen sind, soll man den Ausgangspunkt [principium] nehmen, und jene Wahrheiten zuerst anerkennen, und dann erst darf man auch die Wissenschaften [scientifica] zu Rate ziehen, Nr. 6047. Somit ist denen, die in Beziehung auf die Glaubenswahrheiten in der Bejahung sind, erlaubt, diese durch Wissenschaftliches vernunftmäßig zu begründen, nicht aber denen, die in der Verneinung sind, Nr. 2568, 2588, 4760, 6047. Der göttlichen Ordnung ist gemäß, von den geistigen Wahrheiten aus in die wissenschaftlichen, die natürliche Wahrheiten sind, einzugehen, und nicht von diesen aus in jene, weil es einen geistigen Einfluß in die natürlichen Dinge, nicht aber einen natürlichen oder physischen Einfluß in die geistigen gibt, Nr. 3219, 5119, 5259, 5427, 5428, 5478, 6322, 9110, 9111.
[265] Die Entheiligung [profanatio] ist eine Vermischung des Guten und Bösen, dann auch des Wahren und Falschen beim Menschen, Nr. 6348. Das Wahre und Gute oder die heiligen Dinge des Wortes und der Kirche können keine anderen entheiligen, als die, welche sie zuerst anerkennen, und noch mehr, wenn sie nach denselben leben, und nachher vom Glauben wieder abfallen, sie leugnen, und sich und der Welt leben, Nr. 593, 1008, 1010, 1059, 3398, 3399, 3898, 4289, 4601, 10284, 10287. Wenn der Mensch nach der Buße des Herzens in sein früheres Böse zurückfällt, so entheiligt er, und dann ist sein späterer Zustand schlimmer, als sein früherer Zustand, Nr. 8394. Die heiligen Dinge können diejenigen nicht entweihen, die sie nicht anerkannt hatten, und noch weniger diejenigen, die sie nicht kennen, Nr. 1008, 1010, 1059, 9188, 10284. Die Heiden können, weil sie außerhalb der Kirche sind, und das Wort nicht haben, nicht entweihen, Nr. 1327, 1328, 2051, 2284. Darum wurden den Juden die tieferen Wahrheiten nicht aufgedeckt, denn wären sie aufgedeckt und anerkannt worden, so hätten sie dieselben entheiligt, Nr. 3398, 4289, 6963. Das Los der Entheiliger ist im anderen Leben das allerschlimmste, weil das Gute und Wahre, das sie anerkannt hatten, bleibt, und auch das Böse und Falsche; und weil diese zusammenhängen, so erfolgt eine Zerreißung des Lebens, Nr. 571, 582, 6348. Darum trifft der Herr die größte Vorsorge, daß keine Entheiligung geschehe, Nr. 2426, 10287.
[266] Das Angesicht ist zur Entsprechung mit dem Inwendigen gebildet, Nr. 4791-4805, 5695. Vom Entsprechungsverhältnis des Gesichts und seiner Mienen mit den Neigungen [affectionibus] des Gemütes, Nr. 1568, 2988, 2989, 3631, 4796, 4797, 4800, 5165, 5168, 5695, 9306. Das Angesicht macht mit dem Inwendigen, demjenigen des Gemütes, eins aus bei den Engeln, Nr. 4796-4799, 5695, 8250. Darum bezeichnet das Angesicht im Wort das Inwendige, nämlich das des Gemütes, das ist der Neigung und des Denkens, Nr. 1999, 2434, 3527, 4066, 4796, 5102, 9306, 9546. Wie der Einfluß aus dem Hirn in das Angesicht mit dem Fortgang der Zeit verändert wurde, und mit ihm die Gesichter selbst hinsichtlich der Entsprechung mit dem Inwendigen, Nr. 4326, 8250.
[267] Der gute Mensch, Geist und Engel ist sein Gutes und sein Wahres, das heißt er ist ganz und gar so wie sein Gutes und Wahres, Nr. 10298, 10367. Die Ursache ist, weil das Gute den Willen und das Wahre den Verstand ausmacht, der Wille und Verstand aber das ganze Leben beim Menschen, Geist und Engel ausmachen, Nr. 3332, 3623, 6065. Es ist das gleiche, wenn man sagt, der Mensch, Geist und Engel sei seine Liebe, Nr. 6872, 10177, 10284.
[268] Daß der Mensch zwei Gedächtnisse habe, ein auswendiges und ein inwendiges, oder ein natürliches und ein geistiges, Nr. 2469-2494. Daß der Mensch nicht wisse, daß er ein inwendiges Gedächtnis hat, Nr. 2470, 2471. Wie groß der Vorzug des inwendigen Gedächtnisses vor dem auswendigen ist, Nr. 2473. Was im auswendigen Gedächtnis ist, ist im Licht der Welt, was aber im inwendigen ist, das ist im Licht des Himmels, Nr. 5212. Vom inwendigen Gedächtnis kommt es her, daß der Mensch verständig und vernünftig denken und reden kann, Nr. 9394. Daß alles und jedes, was der Mensch gedacht, geredet, getan, und was er gesehen und gehört hat, seinem inwendigen Gedächtnis eingeschrieben ist, Nr. 2474, 7398. Daß dieses Gedächtnis sein Lebensbuch sei, Nr. 2474, 9386, 9841, 10505. Daß im inwendigen Gedächtnis die Wahrheiten seien, die dem Glauben angeeignet wurden, und das Gute, das der Liebe angeeignet wurde, Nr. 5212, 8067. Dinge, die zur Fertigkeit geworden [quae induerunt habitum], und dem Leben angeeignet, dadurch aber im auswendigen Gedächtnis gelöscht worden sind, befinden sich im inwendigen Gedächtnis, Nr. 9394, 9723, 9841. Die Geister und Engel reden aus dem inwendigen Gedächtnis, und infolgedessen haben sie eine Universalsprache, Nr. 2472, 2476, 2490, 2493. Die Sprachen in der Welt gehören dem auswendigen Gedächtnis an, Nr. 2472, 2476.
[269] Statt appareat ist zu lesen pereat
[270] So wie alles im Weltall, was nach der göttlichen Ordnung existiert, sich auf das Gute und Wahre bezieht, so beim Menschen auf den Willen und Verstand, Nr. 803, 10122. Der Grund [ist], weil der Wille der Aufnehmer des Guten, und der Verstand der Aufnehmer des Wahren ist, Nr. 3332, 3623, 5232, 6065, 6125, 7503, 9300, 9930. Es läuft auf dasselbe hinaus, ob man das Wahre oder den Glauben nennt, weil der Glaube dem Wahren und das Wahre dem Glauben angehört, und auf dasselbe läuft auch hinaus, ob man das Gute oder die Liebe sagt, weil die Liebe dem Guten und das Gute der Liebe angehört, Nr. 4353, 4997, 7178, 10122, 10367. Daraus folgt, daß der Verstand der Aufnehmer des Glaubens und der Wille derjenige der Liebe ist, Nr. 7178, 10122, 10367. Und weil der Verstand des Menschen den Glauben an Gott und der Wille die Liebe zu Gott in sich aufnehmen kann, so kann der Mensch durch Glauben und Liebe mit Gott verbunden werden, und wer mit Gott durch Glauben und Liebe verbunden werden kann, der kann in Ewigkeit nicht sterben, Nr. 4525, 6323, 9231.
[271] Der Wille des Menschen ist das eigentliche Sein seines Lebens, weil er das Aufnahmegefäß der Liebe oder des Guten ist, und der Verstand ist das Hervortreten des Lebens aus diesem, weil er das Aufnahmegefäß des Glaubens oder des Wahren ist, Nr. 3619, 5002, 9282. Somit ist das Leben des Willens das ursprüngliche Leben des Menschen, und das Leben des Verstandes geht aus diesem hervor, Nr. 585, 590, 3619, 7332, 8885, 9282, 10076, 10109, 10110, gerade wie das Licht aus dem Feuer oder der Flamme, Nr. 6032, 6314. Daraus folgt, daß der Mensch Mensch ist durch den Willen und den aus diesem hervorgehenden Verstand, Nr. 8911, 9069, 9071, 10076, 10109, 10110. Jeglicher Mensch wird auch von anderen geliebt und geschätzt je nach dem Guten seines Willens und des durch diesen bestimmten Verstandes, denn es wird geliebt und geschätzt, wer gut will und wer gut versteht, und zurückgewiesen und geringgeschätzt, wer gut versteht und nicht gut will, Nr. 8911, 10076. Der Mensch bleibt auch nach dem Tode [so], wie sein Wille und der Verstand aus diesem [ist], Nr. 9069, 9071, 9386, 10153. Somit bleibt der Mensch nach dem Tode so, wie seine Liebe und der aus dieser hervorgehende Glaube ist, und die Dinge des Glaubens, die nicht zugleich Sache der Liebe sind, verschwinden alsdann, weil sie nicht im Menschen sind, somit dem Menschen nicht angehören, Nr. 553, 2364, 10153.
[272] Das Inwendige fließt stufenweise ein in das Auswendige, bis ins Äußerste oder Letzte, und hier kommt es zum Dasein und Bestand Nr. 634, 6239, 6465, 9216, 9217. Daß es nicht bloß einfließe, sondern auch im Letzten ein Gleichzeitiges [simultaneum] bilde und in welcher Ordnung, Nr. 5897, 6451, 8603, 10099. Daß hierdurch alles Inwendige im Zusammenhang gehalten werde und Bestand habe, Nr. 9828. Daß die Taten oder Werke das Letzte sind, in welchem das Inwendige ist, Nr. 10331. Vergeltung erhalten und gerichtet werden nach den Taten und Werken, heißt daher, nach allem, was der Liebe und dem Glauben oder dem Wollen und Denken des Menschen angehört, weil diese das Inwendige sind, das in jenen ist, Nr. 3147, 3934, 6073, 8911, 10132, 10331.
[273] Weg [via], Fußsteig [semita], Bahn [orbita], Gasse [vicus], Straße [platea] bezeichnen Wahrheiten, die zum Guten führen, sowie auch Falsches, das zum Bösen führt, Nr. 627, 2333, 10422. Den Weg fegen [verrere] bedeutet vorbereiten, daß die Wahrheiten aufgenommen werden, Nr. 3142. Den Weg kundtun, bedeutet, wenn vom Herrn die Rede ist, in den Wahrheiten unterrichten, die zum Guten führen, Nr. 10564.
[274] Der Herr ist im höchsten Sinn der Nächste, weil Er über alles geliebt werden soll; den Herrn lieben heißt aber das lieben, was von Ihm ist, weil in allem was von Ihm ist, Er selbst ist, somit das Gute und Wahre, Nr. 2425, 3419, 6706, 6711, 6819, 6823, 8123. Das Gute und Wahre lieben, das von Ihm ist, heißt, nach demselben leben, und dies heißt, den Herrn lieben, Nr. 10143, 10153, 10310, 10336, 10578, 10645. Jeder Mensch, jede Gesellschaft, dann das Vaterland und die Kirche, und im allumfassenden Sinne das Reich des Herrn, sind der Nächste, und diesen Gutes tun aus Liebe zum Guten, je nach der Beschaffenheit ihrer Zustände heißt, den Nächsten lieben, somit ist ihr Gutes, für das man sorgen soll, der Nächste, Nr. 6818-6824, 8123. Auch das Sittlich-Gute, welches das Redliche ist, und das Bürgerlich-Gute, welches das Gerechte ist, sind der Nächste; und redlich und gerecht handeln aus Liebe zum Redlichen und Gerechten heißt, den Nächsten lieben, Nr. 2915, 4730, 8120-8123. Sonach erstreckt sich die tätige Liebe gegen den Nächsten auf alle Lebensverhältnisse des Menschen, und das Gute und Gerechte tun und redlich handeln von Herzen in jeder Verrichtung und in jedem Werk heißt, den Nächsten lieben, Nr. 2417, 8121, 8124. Die Lehre in der Alten Kirche war Lehre der Liebtätigkeit und aus ihr hatten sie Weisheit, Nr. 2385, 2417, 3419, 3420, 4844, 6628.
[275] Das Eigene des Menschen ist, sich mehr als Gott, und die Welt mehr als den Himmel lieben, und den Nächsten sich gegenüber zu Nichts machen, somit ist es die Selbst- und Weltliebe, Nr. 694, 731, 4317. Dies ist das Eigene, in das der Mensch geboren wird, und dieses ist dichtes Böses, Nr. 210, 215, 731, 874-876, 987, 1047, 2307, 2308, 3518, 3701, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Aus dem Eigenen des Menschen kommt nicht nur alles Böse, sondern auch alles Falsche, Nr. 1047, 10283, 10284, 10286. Das Böse, das aus dem Eigenen des Menschen entspringt, ist Geringschätzung anderer, Feindseligkeiten, Ausbrüche des Hasses, der Rache, Grausamkeiten, Betrügereien, Nr. 6667, 7372-7374, 9348, 10038, 10742. Inwieweit das Eigene des Menschen herrscht, insoweit wird das Gute der Liebe und das Wahre des Glaubens entweder verworfen oder erstickt oder verkehrt, Nr. 2041, 7491, 7492, 7643, 8487, 10455, 10742. Das Eigene des Menschen ist die Hölle bei ihm, Nr. 694, 8480. Das Gute, das der Mensch aus dem Eigenen tut, ist nicht Gutes, sondern in sich Böses, Nr. 8487.
[276] Die Dunkelheit bedeutet vermöge der Entsprechung Falsches und das dichte Dunkel oder die Finsternis Falsches des Bösen, Nr. 1839, 1860, 7680, 7711. Das Licht des Himmels ist Finsternis für die Bösen, Nr. 1861, 6832, 8197. Von denen, die in den Höllen sind, heißt es, sie seien in der Finsternis, weil sie in Falschem des Bösen sind, wovon Nr. 3340, 4418, 4531. Die Blinden bezeichnen im Wort diejenigen, die in Falschem sind und sich nicht unterrichten lassen wollen, Nr. 2383, 6990.
[277] Die Felskluft und Felsritze bedeutet im Wort das Dunkle und Falsche des Glaubens, Nr. 10582, weil der Fels den Glauben vom Herrn bedeutet, Nr. 8581, 10580, und der Stein das Wahre des Glaubens, Nr. 114, 643, 1298, 3720, 6426, 8609, 10376.
[278] Die Verunreinigungen des Wahren entsprechen dem Harn, Nr. 5390.
[279] Die Ernte bezeichnet im Wort den Zustand der Aufnahme und des Wachstums im Wahren aus dem Guten, Nr. 9294. Die stehende Saat bedeutet das Wahre in der Empfängnis, Nr. 9146. Die Weinberge bezeichnen die geistige Kirche und die Wahrheiten dieser Kirche, Nr. 1069, 9139. Die Edelsteine bezeichnen die Wahrheiten des Himmels und der Kirche, sofern sie vom Guten her durchsichtig sind, Nr. 114, 9863, 9865, 9868, 9873, 9903. Das Fenster bezeichnet das Verstandesmäßige [intellectuale], das dem inneren Sehen angehört, Nr. 655, 658, 3391.
[280] Garten, Hain und Paradies bezeichnen die Einsicht, Nr. 100, 108, 3220, Darum hatten die Alten ihren Gottesdienst in Hainen, Nr. 2722, 4552. Die Blumen und Blumenbeete bezeichnen die wissenschaftlichen Wahrheiten und die Erkenntnisse, Nr. 9553. Kräuter, Gräser und grüne Plätze bezeichnen wissenschaftliche Wahrheiten, Nr. 7571. Die Bäume bezeichnen Wahrnehmungen und Erkenntnisse, Nr. 103, 2163, 2682, 2722, 2972, 7692.
[281] Daß Abödungen [vastationes] im anderen Leben statthaben, das heißt, diejenigen, die aus der Welt dahin kommen, abgeödet werden, Nr. 698, 7122, 7474, 9763. Die Rechtschaffenen [probi] werden hinsichtlich des Falschen, die Bösen hinsichtlich des Wahren abgeödet, Nr. 7474, 7541, 7542. Bei den Rechtschaffenen finden Abödungen statt, auch damit das Irdische und Weltliche abgestreift werde, das sie während ihres Lebens in der Welt an sich genommen hatten, Nr. 7186, 9763, und damit das Böse und Falsche entfernt, und so für den Einfluß des Guten und Wahren aus dem Himmel vom Herrn eine Stätte bereitet, und das Vermögen, sie auf zunehmen, gegeben werde, Nr. 7122, 9331. Sie können nicht eher in den Himmel erhoben werden, als nachdem dergleichen entfernt worden ist, weil es hinderlich ist und nicht zusammenstimmt mit dem Himmlischen, Nr. 6928, 7122, 7186, 7541, 7542, 9763. So werden auch zubereitet, die in den Himmel erhoben werden sollen, Nr. 4728, 7090. Es ist gefährlich, in den Himmel zu kommen, ohne vorbereitet zu sein, Nr. 537, 538. Vom Zustand der Erleuchtung und von der Freude derer, die aus der Abödung kommen und in den Himmel erhoben werden, und von ihrer Aufnahme daselbst, Nr. 2699, 2701, 2704. Die Gegend, in der jene Abödungen geschehen, heißt die untere Erde [terra inferior], Nr. 4728, 7090. Diese Gegend liegt unter den Fußsohlen, von Höllen umringt; wie sie beschaffen ist, wird beschrieben, Nr. 4940-4951, 7090. Nach Erfahrungen, Nr. 699. Welche Höllen es seien, die mehr als die übrigen anfechten und aböden, Nr. 7317, 7502, 7545. Daß die, welche die Gutgesinnten angegriffen und abgeödet hatten, dieselben nachher fürchten, fliehen und verabscheuen, Nr. 7768. Jene Anfechtungen und Abödungen geschehen in verschiedener Weise, je nach dem Ankleben des Bösen und Falschen, und halten an, je nach deren Qualität und Quantität, Nr. 1106-1113. Einige wollen gern abgeödet werden, Nr. 1107. Einige werden abgeödet durch Befürchtungen, Nr. 4942. Einige durch Anfechtungen von ihrem Bösen, das sie in der Welt getan, und von ihrem Falschen, das sie in der Welt gedacht hatten, daher dann Beängstigungen und Schmerzen des Gewissens, Nr. 1106. Einige durch geistige Gefangenschaft, welche die Unkenntnis und Wegnahme [interceptio] des Wahren ist, verbunden mit dem Verlangen, die Wahrheiten zu wissen, Nr. 1109, 2694. Einige durch Schlaf, einige durch einen Mittelzustand zwischen Wachen und Schlafen, wovon Nr. 1108. Solche, die ein Verdienst in Werke gesetzt hatten, kommen sich vor, als spalteten sie Holz, Nr. 1110. Andere anders, mit großer Mannigfaltigkeit, Nr. 699.
[282] Alles Gute hat sein Angenehmes von den Nutzwirkungen und gemäß den Nutzwirkungen, sowie auch seine Beschaffenheit, daher denn wie die Nutzwirkung, so auch das Gute, Nr. 3049, 4984, 7038. Das Engelleben besteht im Guten der Liebe und Liebtätigkeit, somit im Nutzenschaffen, Nr. 453. Vom Herrn und somit von Engeln wird beim Menschen nur auf die Endabsichten gesehen, die Nutzzwecke sind, Nr. 1317, 1645, 5854. Das Reich des Herrn ist ein Reich der Nutzzwecke, Nr. 453, 696, 1103, 3645, 4054, 7038. Dem Herrn dienen heißt, Nutzen schaffen, Nr. 7038. Der Mensch ist so beschaffen, wie die Nutzzwecke bei ihm sind, Nr. 1568, 3570, 4054, 6571, 6934, 6938, 10284.
[283] Das vom Herrn ausgehende göttliche Wahre ist es, aus dem die Ordnung kommt, und das göttliche Gute ist das Wesentliche der Ordnung, Nr. 1728, 2258, 8700, 8988. Mithin ist der Herr die Ordnung, Nr. 1919, 2011, 5110, 5703, 10336, 10619. Die göttlichen Wahrheiten sind Gesetze der Ordnung, Nr. 2247, 7995. Der gesamte Himmel ist vom Herrn nach Seiner göttlichen Ordnung eingerichtet, Nr. 3038, 7211, 9128, 9338, 10125, 10151, 10157. Die Form des Himmels ist daher die der göttlichen Ordnung gemäße Form, Nr. 4040-4043, 6607, 9877. Inwieweit der Mensch nach der Ordnung lebt, inwieweit er also im Guten nach den göttlichen Wahrheiten ist, insoweit nimmt er den Himmel in sich auf, Nr. 4839. Der Mensch ist es, in den alle Dinge der göttlichen Ordnung hineingetragen sind, und er ist von der Schöpfung her die göttliche Ordnung in Ausgestaltung, weil er der Aufnehmer derselben ist, Nr. 4219, 4220, 4223, 4523, 4524, 5114, 5368, 6013, 6057, 6605, 6626, 9706, 10156, 10472. Der Mensch wird nicht ins Gute und Wahre, sondern ins Böse und Falsche geboren, somit nicht in die göttliche Ordnung, sondern in das der Ordnung Entgegengesetzte, und daher kommt, daß er in lautere Unwissenheit [geboren wird], und darum notwendig von neuem geboren, das heißt wiedergeboren werden muß, was durch die göttlichen Wahrheiten vom Herrn geschieht, damit er in die Ordnung zurückgeführt werde, Nr. 1047, 2307, 2308, 3518, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Wenn der Herr den Menschen von neuem bildet, das heißt wiedergebiert, so richtet Er alles bei ihm der Ordnung gemäß ein, das heißt, bringt es in die Form des Himmels, Nr. 5700, 6690, 9931, 10303. Das Böse und Falsche ist wider die Ordnung, und dennoch werden diejenigen, die darin sind, vom Herrn regiert, nicht nach der Ordnung, sondern aus der Ordnung, Nr. 4839, 7877, 10778. Es ist unmöglich, daß ein Mensch, der im Bösen lebt, aus bloßer Barmherzigkeit selig gemacht werden könne, weil dies wider die göttliche Ordnung ist, Nr. 8700.
[284] Unter Abraham, Isaak und Jakob wird im inneren Sinn des Wortes der Herr hinsichtlich des Göttlichen Selbst und des Göttlich-Menschlichen verstanden, Nr. 1893, 4615, 6098, 6185, 6276, 6804, 6847. Von Abraham weiß man im Himmel nichts, Nr. 1834, 1876, 3229. Unter David wird der Herr hinsichtlich des Göttlich-Königlichen verstanden, Nr. 1888, 9954. Die zwölf Apostel bildeten den Herrn betreffend aller Dinge der Kirche vor, somit derjenigen des Glaubens und der Liebe, Nr. 2129, 3354, 3488, 3858, 6397. Petrus bildete den Herrn betreffend des Glaubens vor, Jakobus betreffend der Liebtätigkeit, und Johannes betreffend der Werke der Liebtätigkeit, Nr. 3750, 10087. Daß die zwölf Apostel auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten sollten, bedeutet, daß der Herr richten werde nach dem Wahren und Guten des Glaubens und der Liebe, Nr. 2129, 6397. Die Personen und Ortsnamen im Wort gehen nicht in den Himmel ein, sondern setzen sich in Sachen und Zustände um, und nicht einmal aussprechen kann man im Himmel die Namen, Nr. 1876, 5225, 6516, 10216, 10282, 10452. Auch denken die Engel abgezogen [abstracte] von den Personen, Nr. 8343, 8985, 9007.
[285] Im Original heißt der Satz: --- weil ihn nach den Gütern anderer gelüstet, und er die Betrügereien und bösen Kunstgriffe nicht für widerrechtlich hält, in seiner Gesinnung beständig den Dieb; ---
[286] Der Stein bezeichnet das Wahre, Nr. 114, 643, 1298, 3720, 6426, 8609, 10376. Darum war das Gesetz auf Tafeln geschrieben, die von Stein waren, Nr. 10376. Der Stein Israels ist der Herr hinsichtlich des göttlich Wahren und des Göttlich-Menschlichen, Nr. 6426.
[287] Ein Leben der Frömmigkeit ohne das Leben der tätigen Liebe ist zu nichts nütze, mit diesem aber ist es zu allen Dingen nütze, Nr. 8252, 8253. Die tätige Liebe gegen den Nächsten ist, das Gute, Gerechte und Rechte tun in jedem Werk und jedem Beruf, Nr. 8120-8122. Die tätige Liebe gegen den Nächsten erstreckt sich auf alles und jedes, was der Mensch denkt, will und tut, Nr. 8124. Das Leben der tätigen Liebe ist ein Leben nach den Geboten des Herrn, Nr. 3249. Nach den Geboten des Herrn leben heißt, den Herrn lieben, Nr. 10143, 10153, 10310, 10578, 10645. Die echte Liebtätigkeit geht nicht auf Verdienst aus, weil sie aus der inwendigen Neigung und der Lust aus dieser stammt, Nr. 2340, 2373, 2400, 3887, 6388-6393. Der Mensch bleibt nach dem Tode so, wie sein Leben der Liebtätigkeit in der Welt war, Nr. 8256. Die himmlische Seligkeit fließt vom Herrn in das Leben der tätigen Liebe ein, Nr. 2363. Niemand wird in den Himmel eingelassen bloß dadurch, daß er das Gute denkt, sondern dadurch, daß er es zugleich will und tut, Nr. 2401, 3459. Sofern nicht das Tun des Guten verbunden ist mit dem Wollen des Guten und mit dem Denken des Guten, findet keine Seligmachung statt, noch eine Verbindung des inneren Menschen mit dem äußeren, Nr. 3987.
[288] Zorn und Grimm [ira et excandescentia] wird im Wort dem Herrn zugeschrieben, ist jedoch beim Menschen, und es heißt so, weil es vor dem Menschen so erscheint, wenn er gestraft und verdammt wird, Nr. 5798, 6997, 8284, 8483, 8875, 9306, 10431. Auch Böses wird dem Herrn zugeschrieben, während doch vom Herrn nichts als Gutes kommt, Nr. 2447, 6071, 6991, 6997, 7533, 7632, 7679, 7926, 8227, 8228, 8632, 9306. Warum es im Wort so heißt, Nr. 6071, 6991, 6997, 7632, 7643, 7679, 7710, 7926, 8282, 9009, 9128. Der Herr ist die lautere Barmherzigkeit und Milde [Misericordia et Clementia], Nr. 6997, 8875.
[289] Die Bösen werden, bevor sie in die Hölle geworfen werden, abgeödet hinsichtlich des Wahren und Guten, und nach dessen Wegnahme zieht es sie von selbst in die Hölle, Nr. 6977, 7039, 7795, 8210, 8232, 9330. Nicht der Herr ödet sie ab, sondern sie sich selbst, Nr. 7643, 7926. Alles Böse hat Falsches in sich, weshalb die, welche im Bösen sind, auch im Falschen sind, obgleich manche es nicht wissen, Nr. 7577, 8094. Die im Bösen sind, können, wenn sie aus sich heraus denken, nur Falsches denken, Nr. 7437. Alle, die in der Hölle sind, reden Falsches aus Bösem, Nr. 1695, 7351, 7352, 7357, 7392, 7689.
[290] Des Menschen Eigenes, das er erblich von seinen Eltern her hat, ist nichts als dichtes Böses, Nr. 210, 215, 731, 876, 987, 1047, 2307, 2308, 3518, 3701, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Des Menschen Eigenes ist, sich mehr als Gott, und die Welt mehr als den Himmel lieben, und den Nächsten sich gegenüber für nichts achten, außer im Blick auf sich, mithin nur sich selbst, sonach ist es Selbstliebe und Weltliebe, Nr. 694, 731, 4317, 5660. Aus der Selbst- und Weltliebe, wenn sie vorherrschen, stammt alles Böse, Nr. 1307, 1308, 1321, 1594, 1691, 3413, 7255, 7376, 7438, 8318, 9335, 9348, 10038, 10742, welches ist: Verachtung anderer, Feindschaft, Haß, Rache, Grausamkeit, Hinterlist, Nr. 6667, 7372, 7374, 9348, 10038, 10742. Aus diesem Bösen entspringt alles Falsche, Nr. 1047, 10283, 10284, 10286.
[291] Solche, die nicht wissen, was den Nächsten lieben heißt, meinen, jeder Mensch sei der Nächste, und man müsse jedem Gutes tun, der Vorschub bedarf, Nr. 6704. Auch glauben sie, jeder sei sich selbst der Nächste, und somit fange die Nächstenliebe bei ihnen selbst an, Nr. 6933. Solche, die sich selbst über alles lieben, diejenigen also, bei denen die Selbstliebe herrscht, fangen auch wirklich mit der Nächstenliebe bei sich an, Nr. 8120. In welcher Weise aber jeder sich selbst der Nächste sei, wird erklärt, Nr. 6933-6938. Die aber Christen sind und Gott über alles lieben, müssen mit der Nächstenliebe beim Herrn anfangen, weil Er über alles geliebt werden soll, Nr. 6706, 6711, 6819, 6824. Es gibt ebenso viele Unterschiede des Nächsten, als es Unterschiede des Guten aus dem Herrn gibt, und man soll das Gute tun mit Unterschied bei jedem, je nach der Beschaffenheit seines Zustandes, und dies ist Aufgabe der christlichen Klugheit, Nr. 6707, 6709, 6710, 6818. Diese Unterschiede sind unzählig und darum haben die Alten, welche wußten, was der Nächste ist, die Übungen der Liebtätigkeit in Klassen gebracht und sie mit ihren Namen bezeichnet, und daraus wußten sie, in welcher Hinsicht der eine und der andere der Nächste, und wie jedem mit Klugheit wohlzutun sei, Nr. 2417, 6629, 6705, 7259-7262. Die Lehre in den Alten Kirchen war die Lehre der Liebtätigkeit gegen den Nächsten, und aus dieser kam ihnen Weisheit, Nr. 2385, 2417, 3419, 3420, 4844, 6628.
[292] Die Sonne der Welt bezeichnet die Liebe zu sich, Nr. 2441. In welchem Sinn durch die Anbetung der Sonne die Anbetung dessen bezeichnet wird, was der himmlischen Liebe und dem Herrn entgegengesetzt ist, Nr. 2441, 10584. Die erglühende Sonne ist die wachsende Lust zum Bösen, Nr. 8487.
[293] Es besteht ein Einfluß der geistigen Welt in die natürliche Welt, Nr. 6053-6058, 6189-6215, 6307-6327, 6466-6495, 6598-6626. Es findet auch ein Einfluß in das Leben der Tiere statt, Nr. 5850, und auch in die Subjekte des Pflanzenreichs, Nr. 3648. Dieser Einfluß ist der fortwährende Trieb, der göttlichen Ordnung gemäß tätig zu sein, Nr. 6211E.
[294] Von der Entsprechung der Zähne, Nr. 5565-5568. Den Zähnen entsprechen diejenigen, die bloß sinnlich sind und kaum etwas geistiges Licht haben, Nr. 5565. Der Zahn bezeichnet im Wort das Sinnliche, welches das Letzte des Lebens des Menschen ist, Nr. 9052, 9062. Das Zähneknirschen kommt im anderen Leben von denen her, die glauben, die Natur sei alles und das Göttliche nichts, Nr. 5568.
[295] im Originals heißt es: ...dergleichen bei Feuersbrünsten in der Luft erscheint ...
[296] Das Reisen [proficisci] bezeichnet im Wort die Fortbewegung [progressivum] des Lebens, ebenso das Gehen [ire], Nr. 3335, 4375, 4554, 4585, 4882, 5493, 5605, 5996, 8181, 8345, 8397, 8417, 8420, 8557. Gehen und wandeln mit dem Herrn heißt, geistiges Leben in sich aufnehmen und mit Ihm leben, Nr. 10567. Wandeln heißt leben, Nr. 519, 1794, 8417, 8420.
[297] Daß eine geistige Strömung [sphaera], welche die Lebensströmung ist, aus jedem Mensch, Geist und Engel ausfließe und hervorwalle, und sie rings umgebe, Nr. 4464, 5179, 7454, 8630. Sie entfließt dem Leben ihrer Neigungen und Gedanken, Nr. 2489, 4464, 6206E. Die Beschaffenheit der Geister erkennt man schon in der Ferne an ihren Sphären, Nr. 1048, 1053, 1316, 1504. Die Sphären aus Bösem sind den Sphären aus Gutem entgegengesetzt [contrariae], Nr. 1695, 10187, 10312. Diese Sphären verbreiten sich weit hinein in die Engelgesellschaften je nach der Qualität und Quantität des Guten, Nr. 6598-6613, 8063, 8794, 8797, und in die höllischen Gesellschaften je nach der Qualität und Quantität des Bösen, Nr. 8794, 8797.
[298] Das Eigene des Menschen ist nichts als Böses, Nr. 210, 215, 731, 874, 876, 987, 1047, 2307, 2308, 3518, 3701, 3812, 8480, 8550, 10283, 10284, 10286, 10731. Das Eigene des Menschen ist die Hölle bei ihm, Nr. 694, 8480.